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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2020

Penibel recherchiert und grandios erzählt

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Punktgenau zum 150. Jahrestag der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen am 19. Juli erscheint Marie W. Peters akribisch recherchiertes und authentisch erzählter historischer Roman.

Man schreibt das ...

Punktgenau zum 150. Jahrestag der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen am 19. Juli erscheint Marie W. Peters akribisch recherchiertes und authentisch erzählter historischer Roman.

Man schreibt das Jahr 1870. In Frankreich herrscht Kaiser Napoleon III. und in Deutschland also Preußen König Wilhelm I.. Beide Herrscher sind einander nicht grün und es genügt ein kleiner Funke, den seit Jahrhunderten schwelenden Konflikt neu zu entfachen. Die sogenannte „Emser Depesche“, jene halbherzige Verzichtserklärung der Hohenzollern auf den gerade aktuell vakanten Thron in Spanien, ist genau jener Funke, der am 19.07.1870 das Pulverfass zur Explosion bringt.

Es ist just jener Tag, an dem sich der junge, preußische Stabsarzt Paul von Gerlau mit der Französin Madeleine Téllier, Tochter seines Freundes und Ausbildner als Arzt Albert, verloben will. Wenige Minuten vor der alles entscheidenden Frage trifft der Befehl zur Generalmobilmachung ein und die Verlobung nebst Feier fällt aus.

Denn eine Liebe und Verbindung zwischen Vertretern der beiden Krieg führenden Staaten ist ab sofort unmöglich.

Schonungslos erzählt die Autorin die Geschichte von Paul und Madeleine, die von den Ereignissen überrollt werden. Doch damit nicht genug, zerreißt es die Familie Téllier beinahe. Clotilde, die monarchistisch Mutter, die nur auf ihre eigene Bequemlichkeit achtet, steht sowohl Madeleine als auch ihrem Sohn Clément ablehnend gegenüber. Clément hat sich der Revolution verschrieben und will die Wiederherstellung der Republik mit allen Mitteln.
Die Familie Téllier schließt noch Djamila, ein algerisches Dienstmädchen mit ein, das sich größte Sorgen um ihren Bruder Karim macht, der in Frankreichs Armee dient.

Diese höchst unterschiedlichen Charaktere verkörpern auch die Handlungsstränge bzw. Gesinnungen. Immer wieder wechselt Maria W. Peter von der Perspektive des einen in die eines anderen. Sie lässt dabei weder das Grauen auf den Schlachtfeldern und später in den Lazaretten noch das Leiden der Zivilbevölkerung im Elsass bzw. in Lothringen aus.

Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, erteilt sie Geschichtsunterricht, ohne dass der Leser hiervon etwas merkt. Zahlen, Daten und Fakten sind elegant mit der Handlung verwoben. So mag ich das!

Fazit:

Ein dramatischer historischer Roman um eine Liebe, die nicht sein darf, und einen Krieg, der Frankreich und Deutschland in den Abgrund reißt und den Keim für weitere Kriege legt. Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten Roman 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.07.2020

Eine gelungene Fortsetzung

Totenwelt
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Dieser Krimi ist die Fortsetzung von „Totenland“ und folgt in knapper zeitlichen Abfolge. Es sind die Tage rund um den 8. Mai 1945 und die Regierung unter Admiral Dönitz sitzt in Flensburg glaubt, sich ...

Dieser Krimi ist die Fortsetzung von „Totenland“ und folgt in knapper zeitlichen Abfolge. Es sind die Tage rund um den 8. Mai 1945 und die Regierung unter Admiral Dönitz sitzt in Flensburg glaubt, sich mit den Briten und Amerikanern arrangieren zu können.

Es geht so ziemlich alles drunter und drüber. Niemand will nun dem verbrecherischen Regime angehört haben. Selbst die dicksten Nazis versuchen ihre Uniformen, Orden (auch wenn es schwer fällt) und sonstiger verdächtiger Insignien loszuwerden. Es werden einerseits Dokumente und Akten vernichtet und andererseits werden für die alten Nazis neue Pässe und Urkunden ausgestellt. Man rafft, was man an Wertsachen an sich raffen kann und versucht über dunkle Kanäle Deutschland zu verlassen. Denn langsam wird auch den Dümmsten klar, dass die Verbrechen des Regimes nicht unbemerkt geblieben sind und die Alliierten zur Jagd auf die Nazis blasen werden.

Inspektor Jens Druwe, selbst im Besitz einer Liste hochrangiger Nazis und deren neuer Existenzen, wird aufgefordert eine Polizei aus unbelasteten Männern zu bilden. Doch das ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.

Dennoch bemüht sich der zerrissene Ermittler, der seit jeher mit Regime gehadert hat, was ihm die Versetzung in ein Strafbataillon und den Verlust der rechten Hand eingebracht hat, einige seiner früheren Kollegen ausfindig zu machen.

Doch dann gerät er zwischen die Mahlsteine von konkurrierenden britischen Diensten...

Damit ist die Brücke zum ersten Band vollends gelungen. Wem kann er noch trauen? Unerwartete Hilfe erhält durch Regimekritiker, die mit Müh‘ und Not sowie noch mehr Glück, überlebt haben.

Meine Meinung:

Michael Jensen ist wieder ein äußerst fesselnder Krimi gelungen. Seine Darstellung dieser Übergangszeit, wo ein paar Tage lang das Recht des Stärkeren geherrscht hat, ist sehr gut beschrieben. ICh kenne das aus anderen Büchern. Da wird nichts geschönt und die Zerrissenheit von Jens Druwe wird hier greifbar. Er muss sich selbst die Frage stellen, welchen Anteil er selbst zu Nazi-Deutschland beigetragen hat. Die Antworten, die anklingen sind nicht immer angenehm.

Der Schreibstil ist wieder präzise, doch hin und wieder verzettelt sich der Autor in seinen Beschreibungen, daher wirkt der Fortgang der Handlung ein wenig gebremst. In mehreren kurzen Rückblenden erfahren auch die Quereinsteiger in diese Reihe, was zuvor passiert ist.

Jedem Kapitel ist eine Strophe aus einem Lied oder Gedicht, die aus den diversen Konzentrationslagern stammen, vorangestellt. Eine sehr eindrucksvolle Beschäftigung mit dem Thema.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, die auf einen dritten Fall hoffen lässt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Eine meisterhafte Erzählung

Hana
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Dieser Roman wird in drei Teilen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

Im ersten Teil ist es ein Sonntag im Februar 1954, der das Leben der neunjährige Mira auf den Kopf stellt. Da sie sich ...

Dieser Roman wird in drei Teilen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

Im ersten Teil ist es ein Sonntag im Februar 1954, der das Leben der neunjährige Mira auf den Kopf stellt. Da sie sich den Anordnungen ihrer Mutter widersetzt hat, wird Mira damit bestraft, dass sie keinen der kleinen Spritzkuchen als Nachtisch erhält. Ihr Ungehorsam und das Vorenthalten des Desserts rettet Mira das Leben, denn der Rest der Familie stirbt an Typhus, mit dem der Kuchen verseucht war. Nach einer Zwischenstation bei einer befreundeten Familie, muss Mira ihr Leben mit ihrer verschrobenen Tante Hana teilen.

Im zweiten Teil des Romans, dessen Überschrift „Die vor mir“ trägt und den Zeitraum von 1933 bis 1945 umfasst, werden die Vorfahren von Hana (bzw. von Mira) beleuchtet.

Der dritte Teil wird aus Hanas Sicht erzählt und deckt die Zeit zwischen 1942 bis 1963 ab. Hier wird es sehr persönlich und der geneigte Leser wird ahnen, was Hana erlebt hat. Denn, dass die Frau so ist wie sie ist und überall eine Schnitte Brot versteckt hält, kommt nicht von ungefähr.

Meine Meinung:

Dieser Roman, der auf wahren Begebenheit ruht, ist eine meisterhafte Erzählung.
Das Schicksal dreier Generationen und mehrerer Familien ist dicht verwoben.
Langsam und dann immer schneller werdend, erzählt die Autorin, wie das Leben der beiden ungleichen Hauptfiguren Hana und Mira mitgespielt hat. Beide haben Schuldgefühle und Gewissensbisse. Denn bewusstes oder unbewusstes Handeln oder Nichthandeln, hat Konsequenzen. Für Hana trifft das gleich mehrfach zu, denn letztlich hat sie diese Spritzkuchen für ihre Schwester Rosa anlässlich deren 30. Geburtstags gekauft. Sowohl Hana als auch Mira sind die einzigen Überlebenden ihrer Familie in jeweils einer Generation. Das Wissen darum lässt die beiden einander näher kommen.

Das Buch ist auch ein eindrucksvolles Stück Zeitgeschichte.
Wer sich über das Cover wundert, dem sei gesagt, dass die Erklärung im Buch wartet.

Fazit:

Ein berührender Roman, der unter die Haut geht. Das Buch erhält von mir 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Schnürt die Wanderschuhe, packt den Rucksack

Rauf auf den Untersberg!
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Der mächtige Untersberg im Grenzgebiet Salzburg/Bayern ragt wie der sprichwörtliche „Fels in der Brandung“ auf. Erdgeschichtlich ist er ein solcher, denn vor Jahrmillionen war er von Tethys, dem Urmeer ...

Der mächtige Untersberg im Grenzgebiet Salzburg/Bayern ragt wie der sprichwörtliche „Fels in der Brandung“ auf. Erdgeschichtlich ist er ein solcher, denn vor Jahrmillionen war er von Tethys, dem Urmeer umgeben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man hier den berühmten Untersberger Marmor, mit seinen eingeschlossenen Schnecken und Muscheln abbaut.

Doch der Untersberg ist nicht nur für seinen Marmor bekannt sondern auch für seine Naturschönheiten und Sagenwelt.

Um diese Naturschönheiten dreht sich dieser Wanderführer, der uns auf 45 Routen auf, um und manchmal auch in den Untersberg führt.

Als Ausgangspunkt nimmt Autor Christian Heugl die fünf Hauptorte Großgmain, Grödig, Marktschellenberg, Berchtesgaden und Bischofswiesen. Es ist möglich auf das Auto zu verzichten und mit Öffis die Ausflüge zu absolvieren.


„Der Untersberg ist wunderschön, doch braucht man nicht hinaufzugeh‘n, weil man kann ihn ja von unten seh’n!“

Dieser originelle Reim findet sich auf einer alten Ansichtskarte und hat nicht ganz Unrecht. Auf Schritt und Tritt begegnet uns in Salzburg-Stadt der Untersberger Marmor und das Untersberger Quellwasser, das in wunderschön gearbeiteten Brunnen leise vor sich hinplätschert.

Christian Heugl stellt die 45 Touren mit folgenden Infos vor:

Fotos und Kartenausschnitt
Einkehrtipps
Infos zu Gehzeiten und Schwierigkeitsgraden
Erreichbarkeit mit Öffis

Also, schnürt die Wanderschuhe und packt den Rucksack, und dann „Rauf auf den Untersberg“!

Veröffentlicht am 11.07.2020

Ein gelungener Ausflug ins MIttelalter

Die Sündenbraut
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Die Autorin entführt ihre Leser in das Hochmittelalter als Deutschland noch ein Fleckerlteppich von kleineren und größeren Lehen des Heiligen Römischen Reiches war.

Fenja reist mit ihrer Ziehmutter Runhild ...

Die Autorin entführt ihre Leser in das Hochmittelalter als Deutschland noch ein Fleckerlteppich von kleineren und größeren Lehen des Heiligen Römischen Reiches war.

Fenja reist mit ihrer Ziehmutter Runhild durch die Lande. Die beiden verdienen ihren kargen Lebensunterhalt als Heilkundige und dadurch, dass Fenja durch ein heidnisch anmutendes Ritual die Sünden der Verstorbenen auf sich nimmt. Bei ihren Wanderungen weichen sie großen Städten und Klöstern der Zisterzienser penibel aus. Als ihre Ziehmutter ermordet wird, gelten ihre letzten Worte einer Warnung an Fenja.

Mit dem Karren von Runhild und einem Stückchen Stoff auf dem eine Wappen eingestickt ist, begibt sich Fenja auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und trifft dabei auf Gerald von Aue, der als Handwerker verkleidet, in geheimer Mission für den Kaiser unterwegs ist. Die beiden vertrauen einander nicht wirklich, schließen sich aber zu einer Zweckgemeinschaft zusammen.


Meine Meinung:

Dieser zweite historische Roman von Manuela Schörghofer widmet sich abermals dem Mittelalter, das von Aberglauben und Machtstreben geprägt ist. Nicht nur die weltlichen Herrscher wollen ihren Einfluss mit allen Mitteln vergrößern, sondern auch die Kirche. Die einfachen Menschen richten ihr Leben stark auf das Jenseits aus und so ist es für viele eine Tragödie, ohne die Absolution eines Priesters zu sterben. Hier tritt dann Fenja auf den Plan, die die Sünden des Verstorbenen auf sich nimmt. Dieser Gedanke bzw. Brauch ist mir bislang unbekannt gewesen. Aber, hat nicht Jesus auch die Sünden der Welt auf sich genommen? Allerdings, wo käme die Kirche hin, wenn es mehr von diesen „Sündenbräuten“ gäbe? Ihr Einfluss würde zunehmend schwinden, daher ist das Ritual als heidnisch verboten.

Die Geschichte ist wunderschön erzählt und die Leser können Anteil an den Leben der Protagonisten nehmen. Herrlich sind die Wortgefechte zwischen Fenja und Gerald. Da musste ich mehrmals schmunzeln. Obwohl Fenja manchmal sehr moderne Ansichten vertritt, ist die Autorin mit ihrer Wortwahl im Mittelalter geblieben. Bei manchen Autoren schiebt sich ein moderner Begriff zwischen die Zeilen. Hier passt alles gut zusammen.

Der Klappentext gefällt mir nicht ganz so gut. Er suggeriert, dass Fenja mit Feuer und Schwert die Mörder ihrer Familie und Ziehmutter zur Rechenschaft ziehen will. Dabei will Fenja einfach nur wissen, wer sie ist und woher sie kommt. Sie will zwar, nachdem sie den Urheber der Tragödie ausgeforscht hat, diesem das Handwerk legen, greift aber nicht zur Selbstjustiz.

Das historische Umwelt ist gut in die Geschichte eingebettet oder vielmehr die Fenjas Geschichte in den historischen Kontext.

Die Charaktere, gut oder böse, sind detailliert und plastisch beschrieben. Allerdings ist nicht jeder Charakter nur gut oder nur böse - wie die Menschen einfach so sind, steckt beides in jedem von ihnen (von uns).

Es sieht so aus, als ob dieses Buch das zweite einer Reihe von „Bräuten“ wäre. Bin schon gespannt, ob es eine Fortsetzung gibt.

Fazit:

Ein gelungener hist. Roman, der uns ins Mittelalter entführt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.