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Veröffentlicht am 27.03.2020

Held der Einsamen

Das Beste kommt noch
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Andrew führt ein zurückgezogenes Leben. Er liebt Modelleisenbahnen und Ella Fitzgerald und sein Job als Nachlassverwalter bei der Stadtverwaltung, erfüllt alle Ansprüche, die Andrew an sein Leben hat. ...

Andrew führt ein zurückgezogenes Leben. Er liebt Modelleisenbahnen und Ella Fitzgerald und sein Job als Nachlassverwalter bei der Stadtverwaltung, erfüllt alle Ansprüche, die Andrew an sein Leben hat. Denn der persönliche Kontakt zu (lebenden) Menschen hat ihn schon immer eher verwirrt. Weshalb er sich bei dem Bewerbungsgespräch zu seinem aktuellen Job auch unbeabsichtigt in diese eine große Lüge über sein Privatleben verstrickt hat. Doch wie fast jede Lüge, hat auch diese einen wahren Kern. Nur diesen hat Andrew ganz tief in sich vergraben. Bis eines Tages eine neue Kollegin auftaucht. Peggy ist, im Gegensatz zu ihm, gar nicht auf den Mund gefallen und bringt seinen Alltag gründlich durcheinander. Doch auch bei ihr ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Aber das Beste kommt ja erst noch.

Das Buch ist unglaublich witzig und unterhaltend geschrieben und das trotz des doch etwas bedrückenden Themas, mit dem sich Andrew und seine Kollegen beschäftigen müssen. Es ist die Art von trockenem Humor, den man sich wohl aneignen muss, wenn man sich mit den Schicksalen fremder Menschen befasst, ohne selbst zu tief davon betroffen zu werden. Dieser Spagat ist dem Autor, meiner Meinung nach, sehr gut gelungen und zieht einen sofort in den Bann der Geschichte. Im Verlauf der Handlung entdeckt man einige Parallelen zwischen Andrews Leben und dem seiner „Fälle“. Und kommt dabei ein bisschen ins Grübeln. Wie kann es sein, dass Menschen am Ende ihres Lebens ganz alleine waren und keiner überhaupt mitbekommen hat, dass sie verstorben sind? Vermutlich denkt man, dass das einem selbst nie passieren kann. Aber wer weiß denn schon, wie sich das eigene Leben so entwickelt. Da kann man doch froh sein, wenn es Menschen wie Andrew gibt, die sogar zur Beerdigung kommen, bevor sonst keiner da ist. Natürlich kommt aber auch Andrews eigenes Schicksal nicht zu kurz. Letztendlich holt ihn die Realität mit Hochgeschwindigkeit ein und nicht jeder meint es dabei gut mit ihm. Doch Andrew ist bereit, sein Leben neu zu ordnen und so ein erster Schritt in die richtige Richtung fühlt sich oft befreiender an, als die vielen Fehltritte davor.
Besonders gefallen hat mir der Erzählstil des Autors. Er ist im beschreibenden Stil gehalten aber stets aus der Sicht von oder über Arthur. Das macht die Erzählung zudem sehr detailreich und lebhaft. Andrew ist so auch der mit am ausführlichsten beschriebene Charakter und bekommt so sicher auch die meiste Sympathie ab. Man fiebert mit ihm mit und möchte so sehr, dass sich alles für ihn zum Guten wendet. Die restlichen Personen sind unterschiedlich stark beschrieben. Ich denke, auch hier ist der Blick auf die Handlung entscheidend. Das, was Andrew selbst am meisten wahrnimmt, nimmt auch in der Geschichte einen größeren Raum ein. Hier empfinde ich den Teil mit Andrews Schwager am ausdrucksstärksten, denn damit beweist der Autor, dass er nicht nur mit vermeintlich seichten Charakteren arbeiten kann, sondern auch das Böse und Durchtriebene beherrscht. Außerdem verleiht er dem ganzen Geschehen damit noch eine weitere Dimension.

„Das Beste kommt noch“ ist ein Buch, welches grundsätzlich meinem Geschmack entspricht. Auch Richard Roper hat mich hier nicht hängen lassen. Die Geschichte wartet jetzt nicht mit einem unglaublich verstrickten und spannenden Plot auf, sondern ist eine liebevolle Erzählung aus dem Leben eines Mannes, wie wir ihn täglich begegnen könnten. Doch gerade deswegen ist es so schön über ihn zu lesen, weil er zwar kein großartiger Held im klassischen Sinne ist, aber doch ein kleiner Held des Alltags. Auf jeden Fall für die Menschen, die mit ihm letztendlich doch ein bisschen weniger alleine waren.

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Gelungenes Fantasyabenteuer - mit ein paar Schwächen

Die letzte Dichterin
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Was passiert, wenn es keine Künste mehr gibt? Wenn keiner mehr singen, malen, schreiben oder dichten kann, um andere damit zu verzaubern? Die Welt wäre grau und düster. Ihre Bewohner fantasie- und hoffnungslos. ...

Was passiert, wenn es keine Künste mehr gibt? Wenn keiner mehr singen, malen, schreiben oder dichten kann, um andere damit zu verzaubern? Die Welt wäre grau und düster. Ihre Bewohner fantasie- und hoffnungslos. So wie in Phantopien. Minna ist eine der letzten Dichter und Dichterinnen des Landes und reist mit ihrem Buch voller Geschichten durch die Dörfer, um wenigstens für eine kurze Zeit, die Bewohner ihre Sorgen und Nöte vergessen machen zu lassen. Sie beherrscht ihre Kunst so gut, dass sie schon bald eine Einladung in die Hauptstadt bekommt. Und dass von der Königin höchst persönlich. Dort, in der Stadt Fernab, sollen sich alle Künstler bei einem großen Wettstreit miteinander messen. Doch die Königin verfolgt einen bösen Plan, um die Magie der Künste in ihrem Land wieder auferstehen zu lassen und so zu neuer Größe zu verhelfen. Wird es ihr gelingen oder kann Minna das Schlimmste noch verhindern?

Der Einstieg in die Geschichte gefällt mir sehr gut. Wir lernen Minna kennen und ihren späteren Wegbegleiter Finn. Beide machen sich auf den Weg in die Hauptstadt, damit Minna an dem Wettbewerb der Dichter teilnehmen kann. Dabei durchqueren sie einsame Dörfer und mystische Wälder. Die sogenannten Wanderprärien stehen dabei als eindrucksvolles Symbol für die Abwesenheit der Künste und die dadurch entstehende Depression. Diese Idee hat es mir besonders angetan. Leider bleibt es mit der einzige Abschnitt mit einer solchen Tiefe. Vor den Toren Fernabs angekommen, kann leider nur Minna die Stadt betreten. Warum die beiden darüber so enttäuscht sind, erschließt sich mir nicht ganz, da der Grund dafür mehrfach vorher erwähnt wird und, für mein Verständnis, somit auch relativ deutlich ist. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte vermisst man die ein oder andere Besonderheit. Dabei mangelt es nicht an Möglichkeiten, die Handlung weiter zu verzweigen und den Leser immer wieder von neuem zu überraschen. Gerade in diesem ersten Abschnitt deutet in der Erzählung einiges auf eine lebhafte Vergangenheit Fernabs und auch die der Hauptcharaktere hin. Doch viele Begebenheiten kratzen lediglich an der Oberfläche und manche vielversprechenden Ansätze, werden gefühlt wieder fallen gelassen. Auch das eigentliche Geheimnis Phantopiens wird, im Verhältnis zum Rest der Geschichte, für meinen Geschmack, viel zu direkt aufgeklärt. Eine kleine aber entscheidende Wendung am Schluss jedoch, kann den Leser dann doch nochmal begeistern und von der Grundidee der Geschichte überzeugen.
Ebenfalls überzeugend ist der Schreibstil. Mag die Geschichte inhaltlich doch etwas stark gekürzt erscheinen, so wird dies durch den angenehmen Schreibstil wieder aufgefangen und man kann sehr gut in das Buch eintauchen.
Viele Charaktere sind zu dem sehr stark gezeichnet. Man denke dabei an die Königin oder auch ihren Gabensucher. Beide sind geprägt von tiefen Gefühlen und ihren eigenen Kampf mit diesen kann man dadurch sehr deutlich nachempfinden und mit ihnen mitfiebern. Zudem gefällt mir hier wieder das Subtile, diese Feinheiten, die für mich ein gutes Buch ausmachen.

Alles in Allem ist „Die letzte Dichterin“ eine gelungene Fantasygeschichte. Die Idee hinter der Geschichte, dass Künste eine Form von Magie sind, hat mich dabei vorab überzeugt. Leider ist die Umsetzung nicht ganz so, wie ich sie mir erhofft habe. Speziell in Bezug auf die Formen und Wirkweisen dieser Magie, bin ich auch mit einer paar Fragen zurückgelassen worden. Vielleicht sollte hier die Handlung eingekürzt werden, aber ich bin der Meinung, dass hundert Seiten mehr, dieser nicht geschadet hätten und jeder Leser sie ohne Murren mit verschlungen hätte. Dennoch ein schönes Fantasyabenteuer, wo man vielleicht noch etwas seine eigene Fantasie spielen lassen kann.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Roman mit Gänsehautpotential - (Klappentext verrät zu viel)

Das Gerücht
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Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie ans Meer. Zurück in ihren Heimatort, wo sie, ihren Erinnerungen nach, eine glückliche Kindheit verbracht hat. Nichts sehnlicher wünscht sie sich nun für ihren Sohn, der ...

Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie ans Meer. Zurück in ihren Heimatort, wo sie, ihren Erinnerungen nach, eine glückliche Kindheit verbracht hat. Nichts sehnlicher wünscht sie sich nun für ihren Sohn, der in seiner alten Schule in der Großstadt London nur geärgert wurde. Das ihre Mutter auch noch in dem kleinen Dorf wohnt, rundet ihren Plan nur ab. Doch auch in der kleinen Gemeinschaft hat es Alfie nicht leicht. Sei es weil er eine dunkle Hautfarbe hat oder weil sein Vater nicht bei der Familie wohnt, die anderen Kinder möchten nicht mit ihm befreundet sein. Da hört Joanna eines Tages dieses Gerücht auf dem Schulhof. Eine Mörderin soll in ihrem kleinen Küstendorf wohnen, unter falscher Identität. Obwohl sie erst nichts von solchen Erzählungen hält, kommt es ihr gelegen, um die Aufmerksamkeit der anderen Mütter, im Sinne Alfies, zu bekommen. Und ist so ein Gerücht einmal losgelassen worden, lässt es sich nicht mehr aufhalten.

Ich muss leider vorweg nehmen, dass mir ein Teil der Auflösung bereits vorab klar geworden war. Der Klappentext und die Leseprobe verraten zusammen genommen einfach schon viel zu viel. Ohne groß nach zu denken, kann man hier erraten, wer die Mörderin ist.
Da der Text auf der Rückseite eines Buches aber ja nichts mit dem Inhalt selbst zu tun, und mir der Schreib- und Erzählstil sehr gut gefallen hat, habe ich mich trotzdem um dieses Buch beworben. Glücklicherweise wurde ich auch nicht enttäuscht. Auch in den weiteren Kapiteln ist die Geschichte sehr angenehm und unter den gegeben Umständen auch sehr spannend zu lesen. Dabei machen die einzelnen Charaktere einen Großteil der Spannung aus. Denn durch die Art eines jeden Einzelnen, zu denken und zu handeln, werden sie zu vielseitigen Persönlichkeiten und geben damit der Geschichte Inhalt und Struktur. Zusammen mit den Beschreibungen des Ortes, ergibt sich insgesamt eine schöne und runde Szenerie, die zu der geheimnisvollen und teilweise auch beängstigenden Spannung im Buch beiträgt. Während des Lesens wird man zudem immer wieder auf falsche Fährten gelockt, die den Leser im positiven Sinne durchaus verwirren können.
Das Ende hat mich dann auch noch überrascht, da es wesentlich tiefgründiger und verstrickter ist, als ich es mir vorgestellt habe und es nicht nur bei der Aufdeckung der Mörderin bleibt. Besonders die letzten Seiten haben es mir dabei angetan, da man glaubt, die Geschichte sei vollständig abgeschlossen. Doch die Autorin hat noch eine kleine Überraschung parat, die einem nochmal ein bisschen Gänsehaut beschert.

„Das Gerücht“ ist ein sehr gut geschriebener und spannender Roman, welcher in Teilen schon als Thriller zu bezeichnen ist. Diese Mischung hat mir sehr gut gefallen. Wer, so wie ich, Geschichten mit leichtem Gänsehautfaktor liebt und während des Lesens gerne noch überrascht werden möchte, der ist mit diesem Buch bestens beraten. Lest vorab einfach nicht den Klappentext.

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Spannung ohne Zauberei

Der Teufel im Detail
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Nach einer unruhigen Nacht und von einer eindeutigen Botschaft im Traum aufgerüttelt, reist Andie zurück in ihr Heimatdorf Tarbet. Denn auch, wenn sie sich als junge Studentin lieber in Edinburgh aufhält, ...

Nach einer unruhigen Nacht und von einer eindeutigen Botschaft im Traum aufgerüttelt, reist Andie zurück in ihr Heimatdorf Tarbet. Denn auch, wenn sie sich als junge Studentin lieber in Edinburgh aufhält, ist sie doch einer Tradition verpflichtet und hat eine Aufgabe zu erfüllen. Und die heißt diesmal, Dessie beschützen. Dessie kam vor 10 Jahren mit ihrem Mann nach Tarbet. Als dieser auf mysteriöse Weise eines Nachts verschwindet und die Polizei den Fall schon bald zu den Akten legt, kann Dessie nicht anders, als zu bleiben und sich eigenmächtig auf die Suche nach ihrem Mann zu begeben. Bisher aber ohne Erfolg. Als nun, so viele Jahre später, erneut ein Tourist verschwindet, ist Dessie sich sicher, die Fälle müssen zusammenhängen und greift nach jedem, noch so verrückten, Strohhalm. Doch wieviel Wahrheit steckt wirklich hinter ihren Ermittlungsergebnissen und was hat die Frauengruppe, wo auch Andie Mitglied ist, damit zu tun? Klar ist, über die Wirklichkeit wissen nur Wenige Bescheid.

Der Roman ist ein gelungener Auftakt zu einer bereits bestehenden Serie über die Highland Hexen. Der Anfang wirkt zuerst etwas undurchsichtig, denn man fällt als Leser direkt in eine bestehende Geschichte hinein. Sie beginnt mit Andie, die in Edinburgh studiert und auch sonst ihren Lebensmittelpunkt dorthin verlegt hat. Doch sie hat ihre ganz spezielle, magische Fähigkeit, die sie immer noch an ihren Heimatort bindet und dadurch auch nie ganz aufgeben kann. Nach diesem Einstieg wechselt die Perspektive zu Dessie und ihrem Leben als B&B Besitzerin. Abwechselnd erfahren wir nun mehr über die beiden, jedoch nie zu viel oder zu früh, als dass man den Geschehnissen im Buch voraus wäre. Ab und zu führt es einen sogar auf eine falsche Fährte, was die Handlung sehr abwechslungsreich gestaltet. Mir gefällt diese Form des Erzählens sehr, denn sie gestaltet das Lesen flüssig und damit unbeschwert.
Die einzelnen Charaktere allerdings bleiben leider noch etwas blass, was den perfekten Eindruck leider wieder etwas trübt. Hier erwarte ich mir in den folgenden Büchern noch mehr Eigenschaften, um mir die Persönlichkeiten noch besser vorstellen zu können. Die Dialoge sind schön geschrieben und helfen auch bei der Charakterisierung der Personen, aber manchmal war mir persönlich nicht ganz klar, wer gerade spricht und ich musste kurz ein oder zwei Zeilen zurückspringen. Die Auflösung des Falles hat mir wiederum sehr gut gefallen, denn sie war nicht so einfach zu durchschauen und zeugte so von Einfallsreichtum.

„Der Teufel im Detail“ ist somit ein toller magischer Krimi, der gar nicht so sehr den Fokus auf Zauberei legt, sondern mehr auf alten, heidnischen Traditionen aufbaut, was ich sehr interessant finde. Zudem fehlt für meinen Geschmack auch nicht eine gute Portion Spannung, sodass ich mich gut unterhalten fühlte und die Serie mit Sicherheit weiterverfolgen werden.

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Veröffentlicht am 14.01.2020

Sommerfeeling mit ein paar Schatten

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Clara hat die Glasknochenkrankheit und weil ihre Knochen bei der kleinsten Belastung zu brechen drohen, muss sie ihre ganze Kindheit im Haus verbringen, umgeben von Polstern und Kissen. Auch ihr geliebtes ...

Clara hat die Glasknochenkrankheit und weil ihre Knochen bei der kleinsten Belastung zu brechen drohen, muss sie ihre ganze Kindheit im Haus verbringen, umgeben von Polstern und Kissen. Auch ihr geliebtes Schaukelpferd darf sie nur aus der Ferne betrachten. Zum Glück gibt es da noch die Bücher in der hauseigenen Bibliothek. Sie sind für Clara die Verbindung zur Außenwelt und kein wissenschaftliches Gebiet ist vor ihr sicher. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter, fällt Clara in ein tiefes Loch. Doch sie erkennt schnell, dass ihre einzige Chance auf ein bisschen Selbstständigkeit, darin besteht, in die Welt hinauszugehen, über die sie bereits so viel gelesen hat. Dabei haben es ihr die Gärten von Kew besonders angetan. Bei einem ihrer vielen Besuche, freundet sie sich mit dem dortigen Gärtner an. Dieser hält das Ticket zu Claras Unabhängigkeit in den Händen und sie zögert nur kurz, diese Möglichkeit zu ergreifen. Doch bald muss sie auch feststellen, dass nichts so zufällig ist, wie es scheint.

Mir gefällt der Einstieg in die Geschichte sehr gut. Claras Vorgeschichte und ihr Leiden werden ausführlich erklärt und gut in die Geschichte eingebettet. In Shadowbrook angekommen, besticht der Erzählstil, der einer Nacherzählung der Erlebnisse von Clara entspricht, durch wunderbare Beschreibungen der dortigen Pflanzenwelt und den bunten Blumen in den Gärten von Shadowbrook. Es wird dadurch eine sehr schöne Atmosphäre geschaffen und Claras Leidenschaft für die Natur wird so noch einmal betont. Auch das „Geheimnis“ des Herrenhauses trägt seinen Teil dazu bei und jagt einem beim Lesen einen leichten Schauer über den Rücken. Zwischendurch wird die Handlung dann allerdings etwas langatmig, da man der Lösung des Geheimnisses nicht wirklich näherkommt. Die letztendliche Aufklärung wiederum, ist, für meinen Geschmack, dann etwas zu überdreht. Wut und einen gewissen Grad an Rachegedanken kann ich, unter den gegebenen Bedingungen und ohne zu viel zu verraten, ja noch nachvollziehen. Aber auf dieses doch sehr dramatische Ende hat mich die Geschichte nicht vorbereitet. In meinen Augen hätte sich für das „Alibi“ auch eine bessere Lösung gefunden, denn die jetzige Idee wirkt doch sehr konstruiert. Der sehr schöne Schreibstil hält den Leser hier aber dennoch bei Laune und bringt ihn auch bis zur letzten Seite, wo sich doch noch ein etwas versöhnlicheres Finale abzeichnet.

„Das Geheimnis von Shadowbrook“ lässt mich trotz der Kritik mit einem recht positiven Eindruck zurück, da der angenehme Schreibstil und die Idee hinter der Geschichte überwiegen. Mag man an der Ausarbeitung vielleicht noch etwas feilen können, so ist dieser Roman doch trotzdem unterhaltsam und bringt ein bisschen sommerliche Stimmung in die ungemütlichen Wintertage.

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