Held der Einsamen
Das Beste kommt nochAndrew führt ein zurückgezogenes Leben. Er liebt Modelleisenbahnen und Ella Fitzgerald und sein Job als Nachlassverwalter bei der Stadtverwaltung, erfüllt alle Ansprüche, die Andrew an sein Leben hat. ...
Andrew führt ein zurückgezogenes Leben. Er liebt Modelleisenbahnen und Ella Fitzgerald und sein Job als Nachlassverwalter bei der Stadtverwaltung, erfüllt alle Ansprüche, die Andrew an sein Leben hat. Denn der persönliche Kontakt zu (lebenden) Menschen hat ihn schon immer eher verwirrt. Weshalb er sich bei dem Bewerbungsgespräch zu seinem aktuellen Job auch unbeabsichtigt in diese eine große Lüge über sein Privatleben verstrickt hat. Doch wie fast jede Lüge, hat auch diese einen wahren Kern. Nur diesen hat Andrew ganz tief in sich vergraben. Bis eines Tages eine neue Kollegin auftaucht. Peggy ist, im Gegensatz zu ihm, gar nicht auf den Mund gefallen und bringt seinen Alltag gründlich durcheinander. Doch auch bei ihr ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Aber das Beste kommt ja erst noch.
Das Buch ist unglaublich witzig und unterhaltend geschrieben und das trotz des doch etwas bedrückenden Themas, mit dem sich Andrew und seine Kollegen beschäftigen müssen. Es ist die Art von trockenem Humor, den man sich wohl aneignen muss, wenn man sich mit den Schicksalen fremder Menschen befasst, ohne selbst zu tief davon betroffen zu werden. Dieser Spagat ist dem Autor, meiner Meinung nach, sehr gut gelungen und zieht einen sofort in den Bann der Geschichte. Im Verlauf der Handlung entdeckt man einige Parallelen zwischen Andrews Leben und dem seiner „Fälle“. Und kommt dabei ein bisschen ins Grübeln. Wie kann es sein, dass Menschen am Ende ihres Lebens ganz alleine waren und keiner überhaupt mitbekommen hat, dass sie verstorben sind? Vermutlich denkt man, dass das einem selbst nie passieren kann. Aber wer weiß denn schon, wie sich das eigene Leben so entwickelt. Da kann man doch froh sein, wenn es Menschen wie Andrew gibt, die sogar zur Beerdigung kommen, bevor sonst keiner da ist. Natürlich kommt aber auch Andrews eigenes Schicksal nicht zu kurz. Letztendlich holt ihn die Realität mit Hochgeschwindigkeit ein und nicht jeder meint es dabei gut mit ihm. Doch Andrew ist bereit, sein Leben neu zu ordnen und so ein erster Schritt in die richtige Richtung fühlt sich oft befreiender an, als die vielen Fehltritte davor.
Besonders gefallen hat mir der Erzählstil des Autors. Er ist im beschreibenden Stil gehalten aber stets aus der Sicht von oder über Arthur. Das macht die Erzählung zudem sehr detailreich und lebhaft. Andrew ist so auch der mit am ausführlichsten beschriebene Charakter und bekommt so sicher auch die meiste Sympathie ab. Man fiebert mit ihm mit und möchte so sehr, dass sich alles für ihn zum Guten wendet. Die restlichen Personen sind unterschiedlich stark beschrieben. Ich denke, auch hier ist der Blick auf die Handlung entscheidend. Das, was Andrew selbst am meisten wahrnimmt, nimmt auch in der Geschichte einen größeren Raum ein. Hier empfinde ich den Teil mit Andrews Schwager am ausdrucksstärksten, denn damit beweist der Autor, dass er nicht nur mit vermeintlich seichten Charakteren arbeiten kann, sondern auch das Böse und Durchtriebene beherrscht. Außerdem verleiht er dem ganzen Geschehen damit noch eine weitere Dimension.
„Das Beste kommt noch“ ist ein Buch, welches grundsätzlich meinem Geschmack entspricht. Auch Richard Roper hat mich hier nicht hängen lassen. Die Geschichte wartet jetzt nicht mit einem unglaublich verstrickten und spannenden Plot auf, sondern ist eine liebevolle Erzählung aus dem Leben eines Mannes, wie wir ihn täglich begegnen könnten. Doch gerade deswegen ist es so schön über ihn zu lesen, weil er zwar kein großartiger Held im klassischen Sinne ist, aber doch ein kleiner Held des Alltags. Auf jeden Fall für die Menschen, die mit ihm letztendlich doch ein bisschen weniger alleine waren.