Bildgewaltig, doch ausschweifend erzählt
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)Die Grundidee der Geschichte hatte mich sofort für sich begeistert, doch machte es mir der ausschweifende Schreibstil schwer dem Geschehen zu folgen. Warum das so war, werde im Text spoilerfrei ausführen.
Meine ...
Die Grundidee der Geschichte hatte mich sofort für sich begeistert, doch machte es mir der ausschweifende Schreibstil schwer dem Geschehen zu folgen. Warum das so war, werde im Text spoilerfrei ausführen.
Meine Meinung zum Cover:
Das Cover war der Grund, warum ich auf das Buch aufmerksam wurde. Mir sprang sofort die Detailverliebtheit ins Auge, mit der es gestaltet wurde. Die Motive wurden der Geschichte entsprechend gewählt und stimmig miteinander kombiniert. Die Szene in der Mitte wirkt deshalb fast, als wäre sie aus der Geschichte gegriffen worden. Ich kenne leider nur die Ebook Version, doch als Print müsste das Cover regelrecht strahlen.
Meine Meinung zum Inhalt:
Auf dieses eBook freute ich mich ganz besonders. Der Klappentext war vielversprechend und das Setting sollte genau mein Fall sein. Schnell stellte ich fest, dass der Autor einen sehr ausgeprägten und umfangreichen Schreibstil hat. Zu Anfang war das noch gut, doch schon bald sollte es mir Schwierigkeiten bereiten.
Die Grundidee baut auf einer soliden Idee auf, die vom Autor mit enormer Liebe zum Detail ausgearbeitet wurde. Er dachte sich eigene Länder und Völker aus. Er gab einigen eine Identität andere wurden nur gestreift. Außerdem schuf er eine neuntätige Woche mit eigenen Namen (z.B. Lümtag, Ringtag etc.) und 5 Jahreszeiten mit 10 Unterteilungen (z.B. Lammas, Ascher, Flora etc.). Zudem erfand er eine eigene Währung für fast jedes Land, was dermaßen kompliziert war, dass ich kein Gefühl für sie bekam. Auch mit den Jahreszeiten und den Wochentagen hatte ich Verständnisprobleme, weil ich zuerst keinen Bezugspunkt hatte. Erst als ich verzweifelt nach einem Glossar schaute, fand ich eine Karte und einen Kalender am Ende der Geschichte. Ein Glossar fand ich nicht, was mir überhaupt nicht gefiel. In der ersten Hälfte erzähltw Kinsch in seinen Gedanken dermaßen viel über die Götter, Völker, Länder und die Gilde, dass ich den Überblick verlor. Vieles hätte ich gerne nachgeschlagen. Der Autor kreierte eine große und komplexe Fantasywelt mit enorm viel Hintergrund. Doch integriere er für mich zu viel Wissen in den Fließtext.
Diese ausschweifenden und oft, langwierigen Abschnite ließen den roten Faden der Geschichte fast verschwinden. Im letzten Moment wurde er jedes Mal doch noch ergriffen und die Ereignisse nahmen ihren Lauf. Ich hatte beim Lesen ziemlich zu kämpfen und musste mich zwingen, nicht quer zu lesen. Viele der Informationen waren vollkommen unnötig für die Geschichte. Teilweise hätten es eine wesentlich kürzere Szene genauso gut getan. Obwohl mir das Lesen dermaßen schwer viel, wollte ich wissen, wie es weitergeht. In der Geschichte steckte so viel Potenzial, da musste es doch spannend werden.
Die Protagonisten blieben lange Zeit oberflächlich. Auch Kinsch, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist. Ständig macht er Scherze und kann nicht ernst sein. Er hat zwar viele gute Fähigkeiten und manchmal ein schlechtes Gewissen, doch war er schon etwas schwer zu ertragen. Auch Galva bekam nicht viel Tiefe. Am liebsten mochte ich Norrigal. Zu meiner Überraschung wurde irgendwann auch eine Liebesgeschichte miteingewoben. Diese bekam in meinen Augen viel zu viel Raum und lenkte erneut von der Geschichte ab. Der zuvor gelungene Fokus begann zu schwinden. Ich wollte beim Hauptgeschehen bleiben und dort vorankommen, nicht ein Liebesritual lesen. Trotzdem gab es viele gute Szenen und unerwartete Wendungen. Kater Karl gehörte hier definitiv dazu. Es kam auch zu blutigen Kämpfen und makabren, sowie gewalttätigen Ereignissen.
Ich war froh, als die letzten 12 Prozent begannen. Endlich ging die Geschichte in die heiße Phase und der Verlauf kam mit einem großen Ruck voran. Es gelang mir sogar mit zu fiebern und die letzten Kapitel mit Neugier zu lesen. Das Geschehen wurde richtig gut und die finalen Kapitel konnte noch etwas herausholen. Ohne diese hätte ich dem Buch wohl nur zwei Sterne gegeben. Ob ich den Ausgang mag, kann ich nicht genau sagen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas würde fehlen. Dabei waren die vergangenen Momente wahrlich aufregend. Der Grundstein für Band 2 wurde jedenfalls gelöst.
Mein Fazit:
Die Grundidee von Christopher Buehlmans Geschichte begeisterte mich für sich. Schnell stellte ich fest, dass er einen detailreichen und enorm umfangreichen Schreibstil hatte. So war der Einstieg sehr bildhaft, doch die Informationen wurden zu viel. Die selbst erfundenen Elementen, wie Währung, Völker, Götter, Wochentage und Jahreszeiten bereiten mir ohne ein Glossar zum Nachlesen für das Verständnis Probleme. Im Fließtext wurden die Beschreibungen von Göttern, Völkern usw. sehr ausschweifend, weshalb der roten Faden zu verschwinden drohte. Ich hatte das Gefühl, dass man zwanghaft versuchte eine riesige Fantasy-Welt wie die von J.R.R. Tolkien auf zu bauen. Doch hier war es zu viel Information auf einen Fleck, weniger ist oft doch mehr. Obwohl die Welt des Autors unglaublich viel Potenzial hat. Lange Zeit war mir die Handlung zu langatmig, trotzdem wollte ich wissen, wie die Geschichte enden wird. Die letzten 12 % konnten noch einiges retten und waren voller Spannung.
Ich vergebe 3 von 5 möglichen Sternen!
Das Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!