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Veröffentlicht am 09.07.2024

Zähe Geschichte in teils holpriger Übersetzung

Eve
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Nachdem „A Gentleman in Moscow“ eines der hinreißendsten Bücher ist, das ich je las, war ich auf Amor Towles‘ neues Werk schon gespannt. Der Charakter der „Eve“ hat mir im (ansonsten wenig überzeugenden) ...

Nachdem „A Gentleman in Moscow“ eines der hinreißendsten Bücher ist, das ich je las, war ich auf Amor Towles‘ neues Werk schon gespannt. Der Charakter der „Eve“ hat mir im (ansonsten wenig überzeugenden) Vorgänger „Rules of Civility“ gut gefallen, was sich in dem nun ihr gewidmeten Buch aber leider nicht fortsetzte.

Der Anfang des Buches ist herrlich – Towles‘ elegante Sprache erfreut, die Handlung macht neugierig, wir tauchen in die späten 1930er ein, erleben farbig geschildert eine Zugfahrt, das Beverly Hills Hotel und Einblicke in die damalige Welt Hollywoods. Das ist ein leserisches Vergnügen und ich war neugierig, wie es weitergehen würde und was wir über Eve erfahren würden. Nach den ersten Kapiteln fiel das Buch für mich dann aber sehr stark ab und gefiel mir bis zum Ende hin mit jeder Seite weniger.

Das liegt überwiegend daran, daß sich die Handlung sehr zäh dahinschleppt. Nun ist Towles nicht für eine rasante Erzählweise bekannt, sein Metier sind die atmosphärisch dichten Gesellschaftsschilderungen, und im „Gentleman“ wird es nie langweilig, weil das Eintauchen in diese Welt so faszinierend ist. Hier in „Eve“ aber hat sich dieser gesellschaftliche Einblick recht schnell abgenutzt, auch wird er nicht mehr so gekonnt dargeboten wie im „Gentleman“. Ähnlich wie in „Rules of Civility“ wiederholt sich vieles und schleppt sich gar zu sehr dahin. Der Charme reicht nicht, um das Buch zu tragen.

Auch die Sprache überzeugte mich weitaus weniger, als ich es am Anfang noch gedacht hatte. Das kann natürlich auch an der Übersetzung liegen (die anderen Bücher las ich im Original). Anfangs erschien mir die Übersetzung gut, wies aber dann zunehmende Fehler auf. Immer wieder stutzte ich über falsche Wörter und seltsame, am Englischen klebende, Satzstellungen – beides ein Zeichen für einen wenig sprachvertrauten Übersetzer oder eine KI. Ich war überrascht, zu lesen, daß die Übersetzerin bereits Preise gewonnen hat, denn die Übersetzung ist häufig holprig und eben teilweise falsch. Das eklatanteste (aber leider keineswegs einzige) Beispiel ist die Übersetzung des englischen „pest control“ (Schädlingsbekämpfer) mit „Pestkontrolle“. An der Stelle kam ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, denn eine solche Übersetzung ist so offensichtlich völlig falsch (und textlich unsinnig), daß es mir ein Rätsel ist, wie diese überhaupt entstand und dann offensichtlich von keinem Korrektorat entdeckt wurde.

Der Inhalt überzeugte mich leider auch nur wenig. Die schleppenden Beschreibungen Hollywoods im ersten Teil haben ihre unterhaltsamen Momente, aber leider nicht mehr. Es wird aus der Perspektive mehrerer Charaktere erzählt, von denen die meisten mit ihrer eigenen Hintergrundgeschichte daherkommen. Das ist manchmal interessant, manchmal eher zäh und wirkt insgesamt eher zusammengestückelt als wie eine Geschichte aus einem Guss. Über Eve erfahren wir nur sehr wenig und das bleibt auch bis fast am Ende so. Das ist intendiert, ließ sie aber leider sehr farblos wirken, was für eine namensgebende Protagonistin weniger günstig ist.
Im zweiten Teil geht es dann um eine Art Krimihandlung, mit der ich wenig anfangen konnte. Mehrere Szenen (wie die der Geldübergabe) schwappten leider ins Alberne über – von Towles‘ leichtfüßiger Eleganz war gerade da nichts mehr spürbar. Auch zog sich die Handlung sehr, was u.a. daran liegt, daß wir mehrere Ereignisse mehrfach erfahren – aus verschiedenen Perspektiven, aber trotz vereinzelter neuer Einblicke sehr wiederholend. Ich empfand diese Geschichte außerdem als zunehmend überzogen und zu plump, auch hier fehlte mir Towles‘ sonstige Finesse.

Die Idee eines Blicks in das Hollywood jener Zeit, auf seine sehr unterschiedlichen Charaktere, auf eine Enthüllung der dortigen Falschheit und mit Einblicken ins Filmgeschäft ist eigentlich ausgezeichnet. Die letzte Szene des Buches schildert, wie beim Drehen von „Vom Winde Verweht“ die Tara-Kulisse verändert wurde, um die kriegsbedingten Veränderungen der Plantage zu zeigen. Das waren spannende Einblicke, ebenso wie die Gedanken des ehemaligen Schauspielers – davon hätte es gerne mehr sein können. Das Material für eine elegant-tiefgründige Geschichte wäre vorhanden gewesen und eigentlich hat Towles das Können, es zu nutzen. Aber gelungen ist ihm das meiner Meinung nach leider nur in wenigen Ansätzen.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Unterhaltsamer Krimi, von dem ich mir mehr Tiefe erwartet hatte

Im Kopf des Bösen - Ken und Barbie
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Auf dieses Buch kam ich wegen meines großen Interesses an dem Homolka-Bernardo-Fall, der hier als Inspiration genommen wurde. Der tatsächliche damalige Fall dient als Grundlage für diesen fiktiven Roman ...

Auf dieses Buch kam ich wegen meines großen Interesses an dem Homolka-Bernardo-Fall, der hier als Inspiration genommen wurde. Der tatsächliche damalige Fall dient als Grundlage für diesen fiktiven Roman und es wird aufgezeigt, wie er in heutiger Zeit und mit heutigen Mitteln hätte gelöst werden können. Das ist ein origineller und spannender Ansatz, auch machte mich die Mitarbeit von Axel Petermann, den ich aus mehreren Dokumentationen kenne und schätze, neugierig.

Das recht kurze Buch steigt gleich erfreulich ins Geschehen ein, hält dieses dann aber erst einmal durch zwei lange erklärende Einschübe von je einer Seite auf, so daß ich den Einstieg nicht wirklich flüssig fand. Zudem bekommt die Ermittlerin Sophie sehr viel Raum, was gerade in der ersten Hälfte zu Lasten des Erzähltempos und Falls geht. Nachdem es lange Mode war, Krimiermittler mit allerlei Traumata auszustatten, scheint es jetzt in Mode zu kommen, Ermittler mit psychologischen Besonderheiten/Fähigkeiten als Protagonisten zu nehmen. Ich fühlte mich hier in mancherlei Hinsicht an die Bücher von Max Seeck erinnert – auch den ererbten Reichtum haben beide Protagonistinnen. Sophie ist Autistin, hat zudem noch ein Kindheitstrauma und den erwähnten Reichtum, welcher für die Handlung völlig bedeutungslos ist und auf mich etwas wahllos hineingeworfen wirkte. Ihr Autismus dominiert viele Szenen, schon weil ihre diesbzgl. Fähigkeiten ihr bei der Arbeit als Profilerin dienlich sind, ihr andere Autismus-Aspekte aber viele Situationen schwieriger gestalten. Es gibt darüber hinaus mehrere ausführliche Szenen, die ausschließlich dazu dienen, Sophies Autismus darzustellen. Diese unterbrachen leider den Handlungsfluss, waren sehr detailverliebt und wiederholten sich inhaltlich außerdem ziemlich. Zwei Fakten zu Sophie (ihr eidetisches Gedächtnis und ihre Abneigung, aus Gläsern zu trinken) werden uns mehrfach fast wortgleich mitgeteilt, auch sonst fielen mir häufiger Wiederholungen auf.

Nachdem ich von der ersten Hälfte des Buches also eher enttäuscht war, weil es wesentlich mehr um Sophie als um die Ermittlungen ging, nimmt die Handlung dann endlich Fahrt auf und wird richtig gut. Der Schreibstil ist flüssig, ein wenig störte mich abgesehen von den Wiederholungen die Tendenz, das „show, don’t tell“ etwas zu vernachlässigen. Gesichtsausdrücke, Stimmungen, einfache Schlussfolgerungen etc. wurden den Lesern oft erklärt anstatt gezeigt, manchmal gezeigt und zusätzlich erklärt. Erfreulich fand ich dagegen, daß Hintergrundinformationen gut eingebunden werden. Es gibt kein Infodumping, sondern es ist immer nachvollziehbar, wenn Hintergründe in einem Dialog zur Sprache kommen oder Ermittlungsmethoden erklärt werden. Eine ausgezeichnete Szene, in der Sophie in bester Sherlock-Holmes-Manier einem Kollegen zeigt, was sie durch reine Beobachtungen und Schlussfolgerungen alles über ihn weiß, erläutert das Prinzip des Profiling handfest und nachvollziehbar.

Auch die Ermittlungen werden gut geschildert. Es gibt keine hanebüchenen Zufälle oder übertriebene Schockeffekte. Es wird ganz klassisch ermittelt, mit logisch nachvollziehbaren Schlussfolgerungen und realistischer Darstellung. Auch die Gespräche mit Zeugen oder Verwandten sind realistisch und farbig geschildert – man sieht die Szenen vor sich. Das Grausige der Tat wird uns ohne blutrünstige Schilderungen vermittelt – wir erfahren einige Szenen aus Sicht eines der Opfer. Diese Szenen sind ausgezeichnet, sie zeigen sowohl die absolute Menschenverachtung der Täter wie auch die Ausweglosigkeit und das Grauen, in welchen sich das Opfer befindet. Es sind äußerst beklemmende Szenen mit tiefdunklen Einblicken.

Der letzte Teil bringt manch überraschende Wendung und kommt erfreulicherweise ohne langgezogenen Showdown aus (leider dafür nicht ohne das überbenutzte und enervierende Klischee der Romanze zwischen Ermittlern). Dann endet die Geschichte leider sehr abrupt. Tiefere Einblicke in das Täterpaar erhalten wir überraschenderweise kaum, ihre Gedankenwelt und Beziehung wird im Buch sehr rasch abgehandelt, was insbesondere angesichts der extrem ausführlichen Beschreibung von Sophies Psyche erstaunlich und enttäuschend ist. Ein Nachwort schildert den echten Fall und zeigt auf, was im Krimi verändert wurde und was übereinstimmt – der echte Fall ist sehr nah dran, trotzdem finde ich den Begriff „True Crime“ angesichts der Gestaltung eher vollmundig, denn wir bekommen kein True Crime, sondern einen fiktiven Krimi, der von einem True-Crime-Fall inspiriert ist. Letztlich ließ mich das Buch etwas enttäuscht zurück. Vielleicht habe ich mit dem Namen Petermann zu hohe Erwartungen verknüpft. Der besondere Tiefgang, den ich gerade hinsichtlich der Psyche und des Zusammenspiels des Täterpaares erwartet hatte und der hier ein Alleinstellungsmerkmal hätte darstellen können, fehlt leider (denn auch von echten Fällen inspirierte Krimis gibt es mehrere). Meines Erachtens hätte der Fokus mehr von Sophie weggenommen und dem Täterpaar gewidmet werden können. Das Buch bietet interessante Einblicke in Ermittlungstechniken und Profiling – das machen andere Romane allerdings auch, und dies teilweise mit mehr Tiefe. „Im Kopf des Bösen“ bietet letztlich überwiegend konventionelle Krimiunterhaltung mit den bekannten und oft verwendeten Elementen des Genres. Diese ist gut erzählt und punktet durch Realismus sowie die Profilerelemente.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Etwas betont zeitgeistig verfasstes Buch für Neuanleger

Aktien-Life-Balance
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In „Aktien Life Balance“ gibt Lisa Osada einen für Börsenanfänger hilfreichen und praxisnahen Überblick über das Investieren in Aktien, Fonds und ETFs. Sie verwebt diesen sehr stark mit ihrer eigenen Geschichte ...

In „Aktien Life Balance“ gibt Lisa Osada einen für Börsenanfänger hilfreichen und praxisnahen Überblick über das Investieren in Aktien, Fonds und ETFs. Sie verwebt diesen sehr stark mit ihrer eigenen Geschichte und ihren Erfahrungen, was sympathisch wirkt und die Inhalte weniger abstrakt macht, was gerade bei diesem Thema nützlich sein kann.

Von der Erscheinung des Buches war ich ein wenig enttäuscht, denn sowohl Papier wie auch visuelle Gestaltung wirken nicht sonderlich hochwertig. Allerdings ist der Preis für ein Sachbuch relativ moderat, so dass das Verhältnis passt. Trotzdem hätte es nicht geschadet, bei den Abbildungen etwas mehr Sorgfalt walten zu lassen. Es sind einige dabei, die Schrift beinhalten, und diese ist so winzig, dass ich – mit wohlgemerkt perfekter Sehkraft – diese kaum entziffern kann. Negativstes Beispiel ist hier auf Seite 78 eine Abbildung der Klassifizierungsstandards, bei der die Beschriftungen in den gräulichen Feldern keinen guten Kontrast bilden und zudem noch sehr klein sind. Wenn Beschriftungen vorhanden sind, sollte man sie ohne Mühe lesen können. Insgesamt hätte ich mir von der Gestaltung etwas mehr Wertigkeit erwartet.

Vom Stil her ist das Buch leicht lesbar und die Autorin gibt sich viel Mühe, komplexe Sachverhalte und Begriffe nachvollziehbar zu erklären, was auch gut gelingt. Sie greift sehr gerne auf Beispiele zurück. Das ist in den meisten Fällen passend und hilfreich, manchmal aber auch etwas übertrieben, so zum Beispiel in einem Fall, als Angebot und Nachfrage unnötig ausführlich durch das Beispiel eines Obststands mit Apfelverkauf erklärt wird. Das war einer der Fälle der Übersimplifizierung, die mir gelegentlich auffielen, denn wer für Angebot und Nachfrage ein solch einfaches Beispiel braucht, sollte sich vielleicht erst einmal mit ganz anderen Grundlagen beschäftigen, bevor es ans Investieren geht. Auch wenn für die genaue Betrachtung einer potentiellen Aktie das Beispiel des Hereinzoomens in Google Maps verwendet wird, ist das zwar ein gutes, treffendes Bild, wird dann aber eine Seite lang noch mal detailliert erklärt, obwohl gerade die Zielgruppe mit dem Erwähnen des Vergleichs schon genau im Bilde sein dürfte. An einer anderen Stelle wird ein ETF mit einem Blumenstrauß verglichen, was mir ausgezeichnet gefiel – bildhaft und verständlich. Und ausreichend, trotzdem gibt es dann in diesem an Abbildungen eher armen Buch extra ein halbseitiges Blumenstraußbild, das völlig unnötig ist. Das waren alles Momente, in denen man den Eindruck bekommt, den Lesern wird etwas zu wenig zugetraut und sie damit nicht ganz ernstgenommen.
Im Allgemeinen aber ist es erfreulich, die nachvollziehbaren und auch für Anfänger verständlichen Erklärungen und Beschreibungen zu lesen. Enervierend fand ich allerdings die zahlreichen Wiederholungen, teilweise sogar in ähnlichen Sätzen kurz hintereinander.

Weitaus weniger hat mir das betont Zeitgeistige gefallen. So werden die Leser geduzt, was ich sehr unangenehm finde. Auch aus meinem Umfeld (gar nicht sehr viel älter als die Autorin) weiß ich, daß dieser Trend, von Firmen und in Sachbüchern geduzt zu werden, vielen nicht zusagt. Es wirkt übergriffig, nicht sonderlich seriös und hat mich das ganze Buch über gestört, ebenso wie die unnötigen Genderdoppelungen, die Sätze aufblähen. Wenn man vor lauter „Gründerinnen und Gründern“, „Anlegerinnen und Anlegern“ oder „Inhaberinnen und Inhabern“ in Bandwurmsätzen ertrinkt, dann macht das Lesen keinen Spaß – das mag marginal erträglicher sein als die unsäglichen Gendersternchen, aber eben trotzdem unnötig und leseunfreundlich.
Auch die vielen Anglizismen fand ich nicht erfreulich (und das sage ich als zweisprachig Aufgewachsene). „Good to know“ anstelle von „Gut zu wissen“, die „Cashreserve“ anstelle der „Barreserve“ u.ä. haben keinen Mehrwert außer dem zeitgeistigen Klang. Ein wenig zwischen Kopfschütteln und Schmunzeln schwankte ich dann auch bei einem Beispiel, in dem vom Kauf eines BMWs gesprochen wurde, dessen Zweck hauptsächlich darin bestünde, Fotos in den sozialen Medien zu posten und Likes zu generieren. Bei all dem merkt man die etwas enge Fokussierung auf eine bestimmte kleine Zielgruppe. Das ist in meine Bewertung des Buches nicht sonderlich eingeflossen, denn wenn man seine Zielgruppe kennt, ist es nur natürlich, diese auch anzusprechen. Trotzdem wäre es auch etwas weniger betont möglich gewesen, denn mir fallen durchaus mehrere Zielgruppen für das Buchthema ein.

Während ich stilistisch also weniger überzeugt war, fand ich die gegebenen Informationen ausgezeichnet. Ich investiere schon seit meiner Teenagerzeit und konnte so die Ratschläge und Erfahrungen mit meinen eigenen abgleichen. Mir ging es bei dem Buch darum, mein praktisches Wissen an manchen Stellen mit ein wenig theoretischem Fundament zu unterlegen, und das hat gut geklappt. Vieles, was ich mir praktisch erarbeiten mußte, wird hier zutreffend und treffend erklärt. Vieles, was ich theoretisch bereits wußte, wird hier ebenfalls zutreffend dargelegt. Es ist Lisa Osada hervorragend gelungen, ihre eigenen Erfahrungen in Ratschläge und Orientierungshilfen umzuwandeln, die Börsenneulingen wertvolle Hilfen bei den ersten Investitionsschritten geben können. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß es sich auszahlen wird, den Informationen in diesem Buch zu folgen. Sehr schön ist es auch, daß sie so offenen Einblick in ihre eigenen Anlagen und Fehler gibt und damit den Lesern ermöglicht, diese Fehler zu vermeiden. Entbehrlich fand ich lediglich die letzten Seiten, in denen wohl noch schnell der Titel des Buches gerechtfertigt werden sollte, dort finden sich auf einigen Seiten Hinweise, was das Leben außerdem noch bereichert. Es sind ziemliche Binsenweisheiten, die in ihrer Form als schneller, kurzer Nachtrag etwas aufgepfropft wirken – da wären mehr Berichte und Ratschläge aus erster Hand wesentlich nützlicher und interessanter gewesen. Die Autorin hat nämlich ihre Abonnenten nach deren Erfahrungen befragt, was eine ausgezeichnete Idee ist, uns aber nur zwei Antworten auf insgesamt eineinhalb Seiten präsentiert.

Ganz hervorragend fand ich die Anleitung zur Aktienauswahl. Hier wird gut dargelegt, welche Gesichtspunkte man beachten sollte, es gibt Hinweise, die gelungen über das Übliche hinausgehen und neue Blickwinkel aufzeigen. Hier habe auch ich mit meinem bereits erfolgreichen Portfolio mit vielen Einzelaktien noch neue Impulse gefunden und mich über frische Perspektiven gefreut. Vom Informationsgehalt ist das Buch insbesondere für Neuanleger lohnenswert, vor allem durch die klare Darlegung und den persönlichen Fokus.

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Angenehmer Schreibstil, vielfältige und interessante Informationen

Blaue Glücksorte in Frankfurt
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„Blaue Glücksorte in Frankfurt“ nimmt die Leser auf eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Reise zu achtzig Frankfurter Orten, die mit Wasser zu tun haben. Die Auswahl ist vielfältig. Neben idyllischen ...

„Blaue Glücksorte in Frankfurt“ nimmt die Leser auf eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Reise zu achtzig Frankfurter Orten, die mit Wasser zu tun haben. Die Auswahl ist vielfältig. Neben idyllischen Weihern, wie man sie im Frankfurter Raum kaum vermutet, finden sich Schwimmbäder, Restaurants, Brunnen, Parks und noch vieles mehr. Das macht die Lektüre äußerst abwechslungsreich und mir gefiel es, daß sich hier auch einiges fand, an das man beim Thema „Wasser“ vielleicht nicht sofort denkt, so z.B. ein Hafenarbeiter-Denkmal. In drei Fällen fand ich den Bezug zum Wasser etwas weit hergeholt, so beim Weihnachtsmarkt und dem Museumsuferfest, die zwar am Main/in dessen Nähe stattfinden, aber keinen Wasserbezug haben. Auch den Städel-Shop, so schön er und das Museum auch sind, fand ich in der Auswahl eher fehl am Platze – da wäre ein Artikel über das Museumsufer an sich m.E. passender und hilfreicher gewesen. Insgesamt aber habe ich die Vielfalt genossen und manchen Ort gefunden, den ich mir ansehen möchte. Obwohl ich Frankfurt recht gut kenne, waren hier eine Menge neue Informationen zu finden.

Jede Sehenswürdigkeit wird auf einer Doppelseite vorgestellt – links der Text, rechts ein großes Foto. Die Fotos, durchweg in Farbe, sind sehenswert, machen neugierig und nehmen die Leser schon bei der Lektüre mit auf die Reise. Die Texte sind eine wahre Freude. Ines Stickler schreibt lebhaft und sympathisch. Man merkt das Herzblut und oft auch regelrechten Enthusiasmus. Die Beschreibungen sind gelungen und es freute mich, daß es auch viele Hintergrundinformationen gab. Auf verhältnismäßig wenig Platz so viele Informationen unterzubringen, und diese auch noch unterhaltsam zu präsentieren, ist nicht leicht und ich war angetan, wie gut das hier umgesetzt wurde. So erfahren wir z.B. bei Restaurants oder der kleinen Fähre in Höchst auch etwas über die Betreiber, wodurch eine schön persönliche Note hinzukommt, auch sind deren Geschichten interessant. Historische Informationen finden sich ebenfalls immer wieder, was für mich mit meinem historischen Interesse an der Stadt eine besondere Freude war. So las ich auch die Einträge zu den Orten, deren Besuch mich persönlich weniger interessieren würde, mit Freude, denn man kann hier allein durch die Lektüre schon eine Menge über Frankfurt lernen.

Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, nur die Karte hinten war für mich nicht unbedingt ein Glücksort. Zum einen fand ich sie mit den vielen eingezeichneten Bäumen etwas überladen, auch wenn es hübsch aussieht, denn daneben gingen die in sehr dünner Schrift gedruckten Zahlen unter. Auch ist die Nummerierung – wie leider oft in derlei Büchern – willkürlich. Da steht die 11 neben der 79, die 1 neben der 68, und das macht erstens das Finden der Nummern auf der Karte noch schwieriger, zweitens wäre es für die Ausflugsplanung wesentlich leichter und angenehmer, wenn Orte in derselben Gegend fortlaufend nummeriert wären.

Sehr schön fand ich dagegen die gelegentlichen Tipps, die weitere kurze Informationen gaben und durchweg nützlich waren. Insgesamt habe ich das Buch genossen, mich geruhsam und genussvoll auf diese kleine Lesereise durch Frankfurt begeben und mich über den tollen Schreibstil und die Fotos gefreut.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Informationsreiche, gut konzipierte Lektüre

Mordsmann
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Ernst Geiger hat ein in mehrerlei Hinsicht vielseitiges Buch über Jack Unterweger geschrieben. Ich war vorab schon fasziniert davon, dass der Autor der Leiter der Ermittlungen gegen Unterweger gab, denn ...

Ernst Geiger hat ein in mehrerlei Hinsicht vielseitiges Buch über Jack Unterweger geschrieben. Ich war vorab schon fasziniert davon, dass der Autor der Leiter der Ermittlungen gegen Unterweger gab, denn erwartete ich viele besondere und neue Einblicke, die man in anderen Büchern oder Artikeln zum Thema nicht findet.

Das Buch ist eine umfangreiche Kombination aus Roman, eigenen Erinnerungen, Artikeln und Dokumenten. Das ist als Mischung ungewöhnlich, funktioniert aber ausgezeichnet. Alle Mosaiksteinchen fügen sich gelungen zum Gesamtbild. Dieses ist nicht komplett, Unterwegers eigene Perspektive erfahren wir natürlich nicht und so bleibt auch am Ende die Frage, wie man diesen Menschen nun einschätzen soll. Das ist aber kein Makel des Buches, sondern im Gegenteil eine seriöse Herangehensweise. Geiger hätte leicht der Versuchung erliegen können, diesbezüglich in den Romanszenen mit dichterischer Freiheit zu agieren. Stattdessen zeigt er die Wirkung Unterwegers auf sein Umfeld, was ich für die bessere Vorgehensweise halte.

Geiger verwendet dazu sehr viele Perspektiven. Das ist zuweilen verwirrend. Gerade am Anfang haben mich die unablässig und oft schnell wechselnden Perspektiven irritiert und aus dem Lesefluss gebracht und ich konnte nicht immer alle zuordnen. Einige Charaktere bleiben durchweg blass und in einem Fall war mir nicht ersichtlich, warum ein Charakter überhaupt eingefügt wurde. Auch waren einige Szenen eher langatmig, gerade wenn es um diverse private Hintergründe und eher philosophische Gedanken ging. Am besten war das Buch für mich, wenn es sich auf die Fakten und Geschehnisse um Unterweger konzentrierte und sich nicht in Beiwerk verlor. Allerdings waren solche für mich weniger relevanten Szenen selten. Nachdem das erste Viertel der Geschichte mich aufgrund der Perspektivwechsel und einiger etwas ziellos wirkenden Szenen noch nicht vollständig gepackt hatte, war ich sehr bald schon gebannt von den Entwicklungen.

Die Fülle an Informationen war, wie erwartet, bemerkenswert. Bei Geigers eigenen Einblicken hätte ich mich über mehr Ermittlungsinformationen und weniger Privatleben gefreut, auch wenn ich seine Motivation zum Einfügen jener privaten Einblicke verstehe. Insgesamt kamen mir die Ermittlungen ein wenig zu kurz, aber das tat der Gesamtwirkung keinen Abbruch. Sehr gefreut habe ich mich über das Einfügen von Plädoyers, Gutachten und Aussagen des Prozesses. Auch die zwischendurch zitierten Zeitungsberichte komplettieren die Romanhandlung gelungen und dienten als Darstellungsweise für Fakten. Es war spannend, wie sich die verschiedenen Sichtweise ergänzten, und als Leser taucht man richtiggehend in die Geschehnisse ein, hat unmittelbar daran teil und gewinnt, auch durch den leicht lesbaren Schreibstil, einen lebhaften Eindruck. Daß Unterweger einen nachhaltigen, langfristigen und fast durchweg schädlichen Eindruck auf sein Umfeld hinterließ, wird uns deutlich aufgezeigt. Wie ihm dies gelingen konnte, wird im Rahmen des Möglichen erklärt.

Insgesamt bot das Buch eine spannende und umfassende Darstellung Unterwegers, seiner Wirkung und seiner Taten. Man merkt die Akribie, mit der Geiger das Buch konzipierte, und kann sich auch an der Sachlichkeit erfreuen, mit der er berichtet. Auf billige Schockeffekte wird verzichtet und auch das Zusammenspiel von Romantexten und Sachtexten trägt dazu bei. Eine lohnende Lektüre.

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