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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2022

Atmosphärisch, düster, ungewöhnlich

Talberg 2022
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Talberg 2022 ist der dritte Band einer Reihe über Kriminalfälle in dem Dorf Talberg – ein interessantes Konzept. Ich habe die ersten beiden Bände nicht gelesen, das hat aber nicht geschadet, im Nachwort ...

Talberg 2022 ist der dritte Band einer Reihe über Kriminalfälle in dem Dorf Talberg – ein interessantes Konzept. Ich habe die ersten beiden Bände nicht gelesen, das hat aber nicht geschadet, im Nachwort erklärt der Autor selbst, die Bücher könnten eigenständig und/oder in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Einige Dinge wirken sicher ganz anders, wenn man die Folgebände kennt, aber man kann ohne Vorkenntnisse gut in die Reihe einsteigen.
Der Klappbroschureinband ist ganz wundervoll gelungen, von Wertigkeit und Gestaltung her absolut überzeugend. Das düstere Titelbild passt ausgezeichnet zur beklemmenden Atmosphäre, die von Anfang an herrscht.
Man kommt gut in die Geschichte rein, der Schreibstil ist in Ordnung und liest sich flüssig. Einige Passagen fand ich langatmig, auch ist das Erzähltempo größtenteils eher gemächlich, mir manchmal zu gemächlich. Der Fall macht von Anfang an neugierig, mehrere Rückblenden liefern nach und nach Informationen. Über allem, ob Gegenwart oder Rückblenden hängt Trostlosigkeit und Düsternis, die Atmosphäre ist ausgezeichnet gelungen.
Der Autor verwendet einige etwas abgegriffene Klischees, manche Dinge sind nicht gänzlich plausibel, aber die Entwicklung und Hintergründe des Falles sind absolut ungewöhnlich und unerwartet. Und grausig. Vorhersehbar ist hier nichts. Talberg 2022 ist in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnlicher Krimi, hier ist nicht unbedingt die Ermittlung der Hauptfaktor, sondern Atmosphäre und persönliche Tragödien. Das ist gut umgesetzt und ich kann mir vorstellen, dass die drei Talbergbände zusammen ein in vielerlei Hinsicht beklemmendes Leseerlebnis bieten.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Ungewöhnlicher Stil, der mich leider nicht berühren konnte

Über Carl reden wir morgen
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Judith W. Taschlers Generationenroman führt uns durch etwa hundert Jahre Familiengeschichte und österreichischer Geschichte. Ich war auf diesen Blick auf Österreich sehr gespannt, ebenso darauf, wie man ...

Judith W. Taschlers Generationenroman führt uns durch etwa hundert Jahre Familiengeschichte und österreichischer Geschichte. Ich war auf diesen Blick auf Österreich sehr gespannt, ebenso darauf, wie man drei Generation und ein Jahrhundert auf 450 Seiten unterbringt. Schon das Titelbild hebt sich vom Einerlei historischer Romane erfreulich ab und lässt auf den ersten Blick nicht darauf schließen, dass es sich um einen Familiensaga handelt. Insofern ist es treffend gewählt, denn die Autorin geht in Konzept und Stil ungewöhnliche Wege und schuf einen ebenso ungewöhnlichen Roman, welcher die traditionellen Pfade des Genres hinter sich lässt. Das ist interessant, hat in vielerlei Hinsicht einen eigenen Charme, funktioniert aber für mich in vielerlei Hinsicht auch nicht unbedingt.

So ist die Erzählung über lange Strecken ausgesprochen distanziert. Dialoge gibt es im ersten Drittel fast keine. Später kommen sie etwas vermehrt vor, aber die rein erzählerischen Passagen überwiegen bei weitem. Diese lesen sich flüssig, aber der Leser ist beim Geschehen nicht dabei, bekommt es erzählt und beschrieben. Man liest es, aber man erlebt es nicht mit. Über weite Strecken fühlte es sich an, als ob ich nicht das Buch selbst, sondern eine Nacherzählung des Buches lesen würde. Die Emotionen, Motivationen und Eigenschaften der Charaktere werden auf dem Tablett mundgerecht präsentiert, anstatt dass man sie selbst entdecken kann, und so konnte ich selten Anteil an ihnen nehmen. Ein aufklappbares, schön gestaltetes Lesezeichen (sehr gute Idee!) beinhaltet einen Familienstammbaum, der für mich auch nötig war, da ich mit vielen Namen (die Vorliebe für mit A beginnende Namen führte anfangs zu zusätzlichen Verwechslungen) kaum etwas verbinden konnte – leider offenbarte mir der Blick auf den Stammbaum dann auch einen kleinen Spoiler. Auch die Geschehnisse selbst entfalteten aufgrund der distanzierten, oft zusammenfassenden Erzählweise auf mich kaum berührende Wirkung. Das ist insbesondere deshalb schade, weil sehr interessante Themen vorkommen, die für meinen Geschmack oft zu kurz und unbeteiligt abgehandelt werden. Viele spannende Thematiken wurden für mich verschenkt, vielversprechende Andeutungen nicht aufgegriffen, manche Probleme zu leicht gelöst, was mich enttäuschte. Im letzten Viertel überschlagen sich die Themen und zahlreiche kaum eingeführte Charaktere tauchen auf, so dass es ein Gewirr aus Geschehnissen und Namen war, die an mir vorbeisausten, ohne mich zu packen.
Wenn die Erzählung gelegentlich involvierter wurde, die Szenen sich vor dem Leser direkt entfalteten, sah ich, welch immensen Unterschied das macht und wie die Charaktere anrühren können, wenn sie dazu den nötigen Raum erhalten. So aber kann ich mich an keinen Roman erinnern, dessen Charaktere und Geschehnisse mich so wenig berührten.

Ein stilistisches Element, das mir gut gefallen hat, war der Umgang mit Zeit. Judith W. Taschler erzählt nicht linear, sondern springt auf gelungene Weise abenteuerlich durch die Zeiten. Dies tut sie keineswegs mit dem mittlerweile überbenutzten Werkzeug abwechselnder Zeitebenen, sondern auf eine Art, die mir in Romanen bislang noch nicht begegnete. Oft beginnt sie mit dem Ende einer Geschichte, stellt den Leser vor manches Rätsel und deckt dann rückwärts erzählend die Zusammenhänge auf. Manche Handlungsstränge brechen scheinbar ab und werden viele Seiten später wieder aufgenommen oder aufgeklärt, manchmal springt die Handlung ein Stück vor, dann wieder zurück – dies alles ohne Kennzeichnung oder Ankündigung. Auch die Perspektiven wechseln unablässig und unangekündigt. Das wirkt zu Beginn ein wenig verwirrend, funktioniert aber und entfaltet aber eine ganz eigene Attraktivität. Schade fand ich, dass es im Zuge dieser Erzählweise häufiger zu Wiederholungen kam, so erfahren wir eine Geschichte gleich doppelt, jeweils auf mehreren sehr ähnlich formulierten Seiten, andere Dinge werden drei- oder viermal erzählt. Das wäre vermeidbar gewesen, trotzdem ist diese Erzählweise insgesamt erfreulich fordernd und innovativ.

Historische Informationen werden oft geschickt eingebunden, manchmal aber auch durch sachbuchähnliche Einschübe vermittelt, die Sprache war mir stellenweise zu modern. Erfreulich fand ich, dass viel Relevantes und Interessantes aufgegriffen wurde, ich habe hier zu einigen historischen Themen Neues erfahren und man merkt, dass sorgfältig recherchiert wurde.

So war das Buch für mich ein gemischtes Vergnügen. Bei einem weniger beschreibenden Schreibstil hätten mich die Charaktere und ihre Erlebnisse sicher ergriffen, bei einer Konzentration auf weniger, aber dafür tiefgehender behandelter Themen wäre ich in die Geschichte eingetaucht und hätte an dem herrlichen Umgang mit Zeit und Perspektiven viel Freude gefunden. So aber war es zumindest für mich nicht das richtige Buch.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Liebevoll illustriert, mit detaillierten Fakten

Alt-Buckower Geschichte(n)
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Das Buch widmet sich dem Berliner Stadtteil Alt-Buckow, einstmals ein eigenes Dorf mit lang zurückgehender Geschichte. Schon auf den ersten Blick fällt die ausgezeichnete Ausstattung auf, die Seiten bestehen ...

Das Buch widmet sich dem Berliner Stadtteil Alt-Buckow, einstmals ein eigenes Dorf mit lang zurückgehender Geschichte. Schon auf den ersten Blick fällt die ausgezeichnete Ausstattung auf, die Seiten bestehen aus hochwertigem Fotopapier, der Klappbroschurumschlag zeigt vorne einen Dorfplan aus dem Jahr 1819, hinten einen aktuellen Straßenplan, beide farbig, so dass man gleich einen guten Vergleich der Entwicklung hat. Auch sonst erfreut das Buch mit zahlreichen Abbildungen, darunter mehrere in Farbe. Hauptsächlich zeigen diese Fotos ehemalige und momentane Gebäude, aber es gibt auch Familien- oder Gruppenfotos, Abbildungen alter Einladungen, Sitzungsprotokolle und anderer Dokumente. Das ist eine gelungene Mischung, die viele Facetten des Alt-Buckower Lebens aus langen Jahren zeigt, hier sieht man die liebevolle Zusammenstellung schon auf den ersten Blick.

Besonders berührte mich eine Verlobungsanzeige aus dem Jahr 1932 - nicht nur wegen der anrührenden Gestaltung, sondern auch wegen der Information im Text, dass der Ehemann weniger als zehn Jahre nach dieser Verlobung von den Nazis ermordet wurde. Dies wird recht knapp berichtet und ich hätte gerne mehr darüber erfahren. Dies führt mich zu dem Aspekt, der mich an dem Buch ein wenig enttäuschte - es gibt "Alt-Buckower Geschichte", aber die im Titel ebenfalls angekündigten Geschichten kamen etwas kurz. Ich hatte mir von dem Buch eine Reise in die Lebensgeschichten der Buckower erwartet, wollte erfahren, wie diese Menschen Geschchte erlebt, erfahren, bewältigt hatten. Das Buch fokussiert sich allerdings darauf, die Geschichte jedes Grundstücks zu umreißen und dies führt zu vielen Kapiteln, in denen man lediglich erfährt, wer das Grundstück bewohnt hat, ob bauliche Veränderungen vorgenommen wurden, welche Läden sich dort befanden, wie die Hofwirtschaft sich entwickelte. Das sind überwiegend trockene Fakten, die nur selten ins Persönliche hineingehen. Gelegentlich finden die Schicksale der Menschen Erwähnung, das waren für mich die interessantesten Passagen des Buches, aber sie kamen mir viel zu kurz, sowohl von der Häufigkeit wie von der Ausführlichkeit her. Manchmal wird etwas gestreift, so erfahren wir, dass die Tochter einer Familie mit Ende 20 starb, oder dass "ein schwere Schicksalsschlag" jemanden "im Alter von nur 43 Jahren aus dem Leben" riss, aber wir erfahren nicht, was geschah. Auch das Schicksal dreier Schwestern, die durch den Krieg so ziemlich alles verloren, sich mühsam durchschlugen und ein Leben lang unverheiratet blieben, ist nur knapp umrissen, lässt Fragen offen und weckt den Wunsch, doch etwas mehr über solche Lebenswege zu erfahren. So wird oft etwas angedeutet, aber nicht ausgeführt und mir blieben die Familien Buckows größtenteils fremd, sich abwechselnde Namen mit Lebensdaten, aber ohne echtes Leben. Nun ist dies meinen Erwartungen geschuldet, der Fokus des Buches ist es, die Chronologie der Grundstücke aufzuzeigen und gelegentlich ein wenig durch einige Anekdoten aufzulockern. Mir fehlte hier aber das Leben hinter den Daten. Wer jedoch mit anderen Erwartungen an das Buch herangeht, wird eine liebevoll chronologisierte Geschichte Alt-Buckows finden, sorgfältig recherchiert, mit Quellenangaben und Bildnachweisen und einigen wenigen persönlichen Einblicken.

Es wird viel Anschauliches geboten, um zu zeigen, wie und warum sich Alt-Buckow veränderte, faszinierend u.a. eine herrlich und übersichtlich gestaltete Stammtafel einer Familie, die 12 Generationen umfasst. Auch der literarische Spaziergang am Damm entlang ist eine gute Idee, dem Leser den Ort zu zeigen. Der Ort mit seinen Gebäuden und Veränderungen wurde mir detailliert nahegebracht und für jemanden, der dort wohnt oder sich für den Ort interessiert, ist dies eine wahre Fundgrube mit vielen informativen und nützlichen Fakten. Hier wurde auf liebevolle Art dem Ort Alt-Buckow ein Denkmal geschaffen und Lesern die Möglichkeit gegeben, die Entwicklung über Jahrhunderte hinweg mitzuerleben. Auch die gelungene optische Gestaltung mit ihrer Vielfalt an Abbildungen kann ich nur noch einmal erfreut hervorheben.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Herrlich gestaltet und vielfältig informativ

Inselwandern in Kroatien
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Dieser Inselwanderführer für Kroatien war eine echte Freude! Dies begann schon bei der ausnehmend ansprechenden Gestaltung. Jede der sieben vorgestellten Inseln hat ein eigenes Kapitel, welches mit einer ...

Dieser Inselwanderführer für Kroatien war eine echte Freude! Dies begann schon bei der ausnehmend ansprechenden Gestaltung. Jede der sieben vorgestellten Inseln hat ein eigenes Kapitel, welches mit einer farbig unterlegten Doppelseite eingeleitet wird, auf der sich links eine Karte der Insel und eine hübsche Zusammenfassung ihrer wesentlichen Vorzüge (z.B. "Sonnenreichtum, mediterranes Flair und der Charme der k.u.k. Monarchie") findet, rechts ein Einführungstext. Die Farbe dieser Doppelseite zieht sich dann erfreulich durch das ganze jeweilige Kapitel, inklusive farbig abgesetzter Seitenränder, so daß man sich sofort gut orientieren kann. Die Farben sind übrigens alle sanft und harmonisch - einer der vielen Aspekte, in denen sich die liebevolle Gestaltung des Buches zeigt.

Insgesamt werden fünfunddreißig Touren (fünf pro Insel) vorgestellt, von unterschiedlicher Länge und auch sonst in vielerlei Hinsicht abwechselnd. Jede Tour beginnt, wie in Wanderführern üblich, mit nützlichen Informationen, die hier umfassend und gut dargestellt sind - lediglich ein Höhenprofil hätte mich noch gefreut, aber das ist persönliche Präferenz und nicht in jedem Wanderführer enthalten. Hier hat man den Gesamtunterschied an Höhenmetern sowie auf den - für meinen Geschmack etwas zu reduzierten - Karten die Höhenangaben einzelner Punkte. Es wird auch darauf hingewiesen, sich vor Ort mit Karten zu versorgen. Ob die Wege, wie im Buch erwähnt, auch "ohne weiteres Informaterial" zu begehen sind, kann ich - noch - nicht beurteilen, die Kombination auf Karte und Routenbeschreibung macht aber einen umfassenden Eindruck. Sehr schön auch Tips für kleine Umwege oder zum "Weiterwandern". Ebenfalls gelungen fand ich, dass bei den praktischen Informationen (die übrigens in ihrer visuelle Gestaltung mit dem restlichen Buch absolut mithalten können) immer mit einem Begriff die Art der Wanderung (z.B. "Bergwanderung", "Küstenwanderung" oder "Spaziergang") zusammengefasst war. Eine weitere schöne Idee: vorne im Buch findet sich eine - ebenfalls hübsch gestaltete - Übersicht, die für jede Insel eine besonders empfehlenswerte Wanderung nennt. Man sieht - Übersichtlichkeit, Informationsgehalt und Gestaltung haben mich absolut überzeugt.

Die Routenbeschreibungen lesen sich überwiegend sehr angenehm. Wir bekommen hier nicht nur eine Wegbeschreibung, sondern zahlreiche Eindrücke - fast sieht man alles vor sich, so farbig werden Gerüche, Pflanzen, Geräusche und kleine Besonderheiten geschildert. So mag ich Wanderführer, wenn man schon beim Lesen einen Eindruck bekommt, was einen erwartet und zudem am liebsten gleich loswandern würde (oder eben auch erkennt, welche Route nicht unbedingt den eigenen Geschmack treffen würde). Auch die Beschreibungen jener Routen, die ich nicht wandern würde, habe ich interessiert gelesen, weil sie so unterhaltsam waren. Das einzige kleine Manko ist die Neigung der Autorin, uns kontinuierlich über ihre Gefühlswelt zu informieren. Schon beim gefühlig-pathetischen Vorwort habe ich gefürchtet, dass das Lesen anstrengend werden würde. Das ist so stark nun nicht eingetreten, aber es wurde doch zunehmen enervierend, ständig mit Verzückung aller Art konfrontiert zu werden. Passagen wie "hatte uns (...) in Entzücken versetzt. Ich bin hingerissen (...), genieße (...) bin voll Freude über mein Hier-Sein! Vollends glücklich bin ich ..." oder " "Ich bin fasziniert ... Ich bin gebannt ... Hingerissen betrachte ich ... und mir gehen die Augen über ... Es verblüfft mich ... Und dann kippt meine fast ehrfürchtige Betrachtung in kichernde Heiterkeit ..." (diese war fast eine halbe Seite lang) sind vielleicht für einen persönlichen Wanderbericht angebracht (aber auch da schwächt inflationäre Begeisterung die Wirkung eher), in einem Wanderführer aber fehl am Platz, zumindest in dieser Häufigkeit. Auf einer Seite wird uns eine Viertelseite vom Malhobby der Autorin berichtet - da verstehe ich wirklich nicht, welchen Wert diese Information für den Leser haben soll. Dies war ein zwar kleiner, aber doch beständiger Wermutstropfen in dem ansonsten aber erfreulichen Text.

Sehr schön fand ich, dass die Autorin sich nicht nur auf die Wanderrouten beschränkt, sondern in - ansprechend farbig unterlegten - Informationskästen noch zahlreiche Hintergrundinformationen berichtet. Diese sind herrlich vielfältig, wir erfahren Geschichtliches, etwas über die Produkte der Inseln und ihre Herstellung, es gibt Städtebeschreibungen und Beschreibungen origineller Museen. Eine tolle Mischung und inhaltlich auf positive Weise weit über das hinausgehend, was ich von Wanderführern kenne. Dieses Buch ist letztlich schon fast ein umfassender Inselreiseführer und zudem eine unterhaltsame Lektüre.

Abgerundet wird dieses so erfreulich Buch dann noch durch zahlreiche qualitativ herrliche Farbfotos. Ich war angenehm überrascht, wie viele Fotos sich im Buch finden, wie groß und gut sie sind. Diese anzusehen hat richtig Spaß gemacht.

Wer also mehr über diese sieben Inseln vor der Küste Kroatiens erfahren möchte, ob nun als Reisevorbereitung oder auch einfach aus allgemeinem Interesse, tut hier einen ganz ausgezeichneten Griff!

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Als hochwertige Imagebroschüre gelungen - mehr leider nicht

Little Book of Prada
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Nachdem ich aus derselben Reihe "The Little Book of Chanel" genossen habe, habe ich mich schon gefreut, nun auch über Prada mehr zu erfahren. Leider konnte dieses Buch nicht annähernd so sehr überzeugen.

Von ...

Nachdem ich aus derselben Reihe "The Little Book of Chanel" genossen habe, habe ich mich schon gefreut, nun auch über Prada mehr zu erfahren. Leider konnte dieses Buch nicht annähernd so sehr überzeugen.

Von der Gestaltung her ist es hochwertig, ein fester Einband mit minimalistischer, zur Marke passender Gestaltung, ein handliches Format, im Buch hochwertiges Papier und zahlreiche Farbfotos. Visuell also ein Vergnügen.

Es beginnt interessant mit der Gründung der Firma im Jahr 1913, dem ersten Geschäft, ein paar alten Fotos, und ich las mich gerade gemütlich in diese Firmengeschichte hinein, als ich umblätterte und mich plötzlich 60 Jahre weiter fand. Ich habe noch mal zurückgeblättert, um zu sehen, ob ich eine Seite überschlagen hatte. Der Sprung kommt plötzlich und etwas enttäuschend - 60 Jahre Firmengeschichte sind ja nun keine Kleinigkeit. Nun muss man der Fairness halber sagen, dass - wie ich dann online herausfand - es über diese sechzig Jahre wirklich nicht sonderlich viel zu sagen gibt, aber genug für ein, zwei überleitende Sätze hätte sich herausfinden lassen. Dieser Anfang ist symptomatisch für das Buch.

Die Autorin geht nie in die Tiefe. Letztlich besteht der Großteil des Buches aus einer Beschreibung der verschiedenen Kollektionen und der entsprechenden Fotos, mit Bildbeschriftungen, die über das rein Beschreibende nur selten hinausgehen. So steht neben einem Foto von einem gelben Kleid mit Sternenmuster "Miu Miu verwendet oft hübsche Muster, wie etwa dunkle Sterne auf hellgelbem Grund". Im Textteil finden sich viele Sätze, die man in Imagebroschüren häufig liest: sie klingen hübsch, benutzen einige Schlagworte und enthalten keinerlei Informationen, so z.B. bei der Aussage über ein neues Parfum: "ein sinnliches, intensives und luxuriöses Eau de Parfum".

Natürlich gibt es auch Informatives und Interessantes. So werden Hintergründe von Mustern und Designs, Engagement für Kunst und Weiterentwicklung von bewährten Erfolgsstilen erwähnt. Diese Informationen sind aber recht spärlich, wiederholen sich und versinken in enthusiastischen Werbefloskeln - die ständige Lobudelei war anstrengend und enervierend. Da überrascht es wahrscheinlich auch nicht, dass sich kein einziger kritischer Satz über die von Prada auch nach 2010 noch reichlich verwendeten und im Buch ebenso reichlich abgebildeten Pelze oder Angora findet.

Während das Chanelbuch Einblicke in die Unternehmensstrategie und Arbeitsweise, Chanels Person und weitere Hintergründe gab, die man eben nicht in jeder Zeitschrift liest, bleibt das Pradabuch auf dem Niveau eines Zeitschriftenartikels oder einer edel gestalteten Imagebroschüre. Auch die Textqualität ist im Vergleich wesentlich schwächer. Über Miuccia Prada erfahren wir dafür, daß sie dieses Unternehmen so enorm verändert und vorwärtsgebracht hat, enttäuschend wenig. Schön sind die von ihr im Buch in malerischer Schrift abgedruckten Zitate, aber das waren insgesamt (wenn ich keines übersehen habe) nur drei Stück.

Wer ein wenig in zahlreichen Fotos schwelgen möchte und nicht zu tiefgehende Informationen erwartet, wird mit diesem hübsch gestalteten Buch sicher recht glücklich werden. Mir war es leider - auch unter Berücksichtigung des "Little Book"-Konzepts, das naturgemäß keine Unternehmensanalyse sein kann und will - zu wenig.

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