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Veröffentlicht am 05.03.2022

Eine Hohenzollern-Elegie

Potsdam
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Diese Neuauflage des 1924 erschienenen Buches führt uns mit Ludwig Sternaux‘ gewählter, melancholischer Sprache durch Potsdam, insbesondere Parks und Schlösser. Jedes Kapitel widmet sich einer anderen ...

Diese Neuauflage des 1924 erschienenen Buches führt uns mit Ludwig Sternaux‘ gewählter, melancholischer Sprache durch Potsdam, insbesondere Parks und Schlösser. Jedes Kapitel widmet sich einer anderen Sehenswürdigkeit und wird in dieser Ausgabe jeweils mit einem entsprechenden Foto versehen, was eine gelungene Idee ist. Ein kurzes Nachwort berichtet ein wenig über Sternaux. Dort wird erwähnt, dass Sternaux von Fontanes Stil beeinflusst wurde, und das ist im Buch deutlich ersichtlich. Der Umgang mit Sprache ist kunstvoll, träumerisch, gelegentlich etwas schwülstig. Zu 1924 passt es weniger als zu der von Sternaux unablässig wehmütig beschworenen Kaiserzeit. Sternaux beschreibt atmosphärisch, verliert sich manchmal ein wenig in diesen Beschreibungen. Die Formulierungen sind ausnehmend schön, im Übermaß fand ich sie allerdings etwas anstrengend, weshalb ich das Buch in kürzeren Abschnitten gelesen habe. Auch ähnelt sich vieles. Trotzdem liest sich dieser Umgang mit Sprache erfreulich und ist für jene untergegangene Welt der Schlösser, Romantik, Kunst und Könige angemessen.

Die Beschreibungen sind ausführlich und liebevoll, malen Bilder. Die Detailfreude der architektonischen Beschreibungen war mir manchmal etwas zu viel. Erfreulich sind die Hintergrundinformationen sowohl zu Potsdam selbst wie auch zu der jeweiligen Geschichte der beschriebenen Bauwerke und Parks. Hier habe ich interessante Einzelheiten erfahren und man merkt, dass Sternaux mit den Hohenzollern vertraut ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Leser, die sich mit preußischer Geschichte nicht so gut auskennen, gelegentlich ein wenig verwirrt sind, aber zu umfangreiche Erklärungen hätten zum Text nicht gepasst und Sternaux lässt Geschichte herrlich lebendig werden. Allerdings ist die romantisierende Idealisierung der Hohenzollern teilweise unangenehm.
Ein Punkt, der mir das Lesevergnügen ziemlich beeinträchtigt hat, war die unablässig geäußerte Trauer über die Abdankung des Kaisers. Was beim ersten Mal noch einen interessanten Einblick in die Gemütsverfassung jener Zeiten bot, wurde beim fünften oder sechsten „die arme, gute Kaiserin liegt tot in ihrem Sarg und der arme, gute Kaiser muss Holz hacken, während hier der Pöbel alles zerstört“ nicht nur wegen der ständigen Wiederholung mit fast gleichlautender Wortwahl anstrengend.

Insgesamt aber war dieser Spaziergang durch Potsdam, der mit so offenkundigem Herzblut und sprachlicher Eleganz verfasst wurde, eine interessante Erfahrung, ein Blick sowohl in die vergangene Welt der Monarchie wie auch jener unruhigen Zeit der Weimarer Republik. So gelungen bildhaft wurden Gebäude wohl selten beschrieben und wieder ins Leben gerufen.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Vielfältige und unterhaltsame Reise

Odenwald - HeimatMomente
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Dieses Buch über den Odenwald hat mich begeistert! In 50 Einträgen berichtet Cornelia Lohs allerlei Unterhaltsames und Wissenswertes, ich habe es mit Vergnügen gelesen.

Das Buch hat ein handliches Format, ...

Dieses Buch über den Odenwald hat mich begeistert! In 50 Einträgen berichtet Cornelia Lohs allerlei Unterhaltsames und Wissenswertes, ich habe es mit Vergnügen gelesen.

Das Buch hat ein handliches Format, so daß es sich gut mitnehmen läßt. Ein kleines Manko ist der ziemlich dünne Einband, wesentlich dünner als die Einbände meiner anderen Reise- und Wanderführer, und obwohl ich das Büchlein nur zu Hause gelesen habe, sind die Ecken schon leicht angestoßen. Gerade bei einem Buch, das man unterwegs bei sich hat, wäre ein festerer Einband sinnvoll. Dafür ist es ansonsten hochwertig ausgestattet, die Seiten sind aus qualitativ gutem Papier, das zudem für die zahlreichen Farbfotografien ausgezeichnet geeignet sind. Es ist herrlich, wie viele Fotos es hier gibt, durchweg bester Qualität. Die Überschriften und Rahmen der Kästen für weitere Informationen sind ebenfalls farbig, die Überschriften selbst im selben schwungvollen Font wie der Buchtitel. Die visuelle Gestaltung ist sehr ansprechend! Nur die Karten haben mich nicht vollständig überzeugt. Relativ weit vorne findet sich eine Deutschlandkarte, bei der die inneren Grenzen der Bundesländer eingezeichnet sind, die äußeren aber nicht, was bei an andere Länder angrenzende Bundesländer seltsam und irritierend aussieht - es wirkt, als ob hier jemand etwas übersehen hätte. Auf der gegenüberliegenden Seite findet sich eine Nahansicht der Bereiche von Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, über welche sich der Odenwald erstreckt. Die fünf Gegenden, denen sich die Kapitel widmen, sind hier zwar mit Rahmen eingezeichnet, die Rahmen und auf die Kapitel hinweisenden Zahlen sind aber dünn und in einem schwachen Rot, das sich vom kräftigen Grün der Karte kaum abzeichnet, was dies schlecht erkennbar macht, auch sind keine Städte eingezeichnet, so daß mir diese Karte kaum bei der Orientierung half. Hier hätte im Sinne der Übersichtlichkeit einiges besser gemacht werden können. Vor jedem der fünf Kapitel findet sich dann eine Karte der jeweiligen Gegend, die übersichtlich und hilfreich ist.

Der Inhalt kann mit der ansprechenden Gestaltung absolut mithalten. Cornelia Lohs’ Schreibstil ist eine Freude - persönlich, anschaulich, farbig. Hier gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine trockenen Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten, sondern wir erfahren Hintergründe und Anekdoten in einer ausgezeichneten Mischung. Es gibt historische Informationen, Berichte über Familienunternehmen, originelle Geschäftsideen, Sagen, interessante Menschen - es ist im positiven Sinne eher Lesebuch als Reiseführer. Ich fand es toll, wie viel ich hier über den Odenwald erfahren habe und ich habe auch die Einträge zu Orten gelesen, die ich nicht besuchen würde (und manche, die eher Aufhänger zu einer Geschichte als wirkliche Sehenswürdigkeit sind), deren Geschichte aber interessant war. So ist das Buch auch ohne Reiseabsicht empfehlenswert. Das soll aber nicht heißen, daß nicht als Reiseführer dienlich wäre, im Gegenteil! Ich habe hier eine ganze Menge Orte entdeckt, die ich besuchen möchte. Sehr schön fand ich auch, daß die praktischen Informationen immer einen „Weitere Aktivitäten“-Abschnitt haben, der sehr gute zusätzliche Tips bietet - als begeisterte Wanderin freute ich mich hier insbesondere über Wanderroutentips,

Und so hat das Buch wirklich fast alles ganz ausgezeichnet gemacht, die winzigen Mankos sind kaum der Rede wert. Visuell erfreuliche Gestaltung geht Hand in Hand mit vielfältigen Informationen, die in unterhaltsamem Schreibstil präsentiert werden.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Eindringlich und ungewöhnlich

Irmas Vormund
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„Irmas Vormund“ ist in mehrerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Buch. Dies beginnt schon mit der Thematik – Arno Breslauer ist Vormund seiner psychisch erkrankten Mutter Irma und ringt in diesem autobiographisch ...

„Irmas Vormund“ ist in mehrerlei Hinsicht ein ungewöhnliches Buch. Dies beginnt schon mit der Thematik – Arno Breslauer ist Vormund seiner psychisch erkrankten Mutter Irma und ringt in diesem autobiographisch geprägten Roman sowohl mit sich selbst wie auch mit der Beziehung zu seiner Mutter. Eine schwierige, schmerzliche Situation, die kontemplativ beleuchtet wird. Der Autor verknüpft einige Tage einer ohnehin schwierigen Lebensphase Arno Breslauers mit dessen Betrachtungen der Familiengeschichte, seiner Spurensuche.
Auch der Schreibstil weist Ungewöhnlichkeiten auf, zum einen durch die innere Distanz, die sich allmählich auflöst, zum anderen durch den Stil selbst. Die innere Wandlung von Distanz zur Innigkeit ist faszinierend, wir sind bei dieser emotionalen Reise dabei und sie wird anschaulich geschildert. Man merkt die Tiefe der Gedanken und Gefühle. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und hat mich nur teilweise überzeugt. Viele Formulierungen sind unbeholfen, die Angewohnheit, Teilsätze als Einzelsätze zu schreiben, irritierte mich häufig. Generell hätte m.E. ein Lektorat nicht geschadet. Andererseits finden sich aber auch ganz wundervolle Formulierungen und Sätze von solch emotionaler Wucht und Schönheit, daß ich sie mehrmals las. Insgesamt sticht der Schreibstil also schon durch diese Mischung heraus.
Die Familiengeschichte geht einige Generationen zurück und liest sich faszinierend. Es finden sich hier zahlreiche ungewöhnliche Ereignisse, die selbst schon Material für einen Roman ergeben würden. Sie sind leider etwas knapp geschildert, manche Fragen bleiben offen und vieles hätte ich gerne wesentlich ausführlicher gelesen, dies liegt aber, wie im Buch erwähnt wird, schlichtweg an fehlenden Informationen und ist nicht zu ändern. Das, was hier berichtet wird, ist jedenfalls vielseitig und lesenswert.
Die Lebenssituation Breslauers wird dafür ausgesprochen detailliert geschildert. Mir wurde die minutiöse Darstellung alltäglicher Details, bis hin zur Beschreibung der Mahlzeiten, oft zu viel, hier hätte einiges weggelassen werden können, was die Wirkung eher verstärkt hätte. Interessant sind die Einblicke in den Berufsalltag eines Pastors.
Ein wirklich bedauerliches – und leicht vermeidbares – Manko sind die zahlreichen Zeichensetzungs-, Formatierungs- und Tipp- bzw. Rechtschreibfehler. Der Buchsatz irritiert beim Lesen durch fast ständiges Zerschießen des Blocksatzes in der vorletzten Absatzzeile sowie Wortabstandsfehler und auch die willkürliche anmutende Zeichensetzung trübte mein Lesevergnügen ganz erheblich. Das ist gerade angesichts des lesenswerten Inhalts bedauerlich, hier sollte dringend nachgebessert werden.
Die Beziehung zwischen Breslauer und seiner Mutter berührt außerordentlich. Mit wohlgesetzten Worten wird deutlich gemacht, welche Verantwortung schon auf dem Kind ruhte, wie sehr alle Familienmitglieder unter der Krankheit Irmas litten und wie sehr sie auf sich allein gestellt waren. Bei der Beschreibung einer Spielszene aus der Kindheit schneidet ein Satz wie „Dann rannte der spätere Vormund auf seine Kind-Mutter zu“ ganz tief ins Herz, weil er die eigentlich so fröhliche Situation schon mit dem Schatten überlagert, der bald auf die Familie fallen wird. Auch Ausdrücke wie „Der kleine Vormund“ sagen sehr viel. Die Geschichte Irmas und Arnos berührt, macht traurig, zeigt aber auch Positives auf. Die philosophischen und religiösen Betrachtungen haben Tiefe und die innere Reise Breslauers verdient Bewunderung.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Geruhsam und etwas blass

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Von den ersten Seiten dieses Buches (mit gelungenem Einband!) über Salvador Dalí und seine Frau Gala war ich begeistert. Die Autoren schreiben bildhaft und eingängig, verstehen es, die Atmosphäre so zu ...

Von den ersten Seiten dieses Buches (mit gelungenem Einband!) über Salvador Dalí und seine Frau Gala war ich begeistert. Die Autoren schreiben bildhaft und eingängig, verstehen es, die Atmosphäre so zu schaffen, daß man alles vor sich sieht. Wir sind gleich mitten in der Handlung und es gibt schon genügend Andeutungen, die neugierig auf das weitere Geschehen machen - es ist das Jahr 1929, Gala steht kurz davor, Salvador kennenzulernen. Leider hielt das Buch nicht gänzlich, was der Anfang versprach.
Das Erzähltempo ist gemächlich, insgesamt begleiten wir das Paar nur bis 1931, was bedauerlich ist, da die interessantesten Entwicklungen und Geschehnisse keinen Eingang in das Buch finden. Während es zu Beginn noch angenehm ist, ein Gefühl für Charaktere und Atmosphäre zu bekommen, zieht sich die Geschichte leider schon bald sehr. Hier fand ich insbesondere das zweite Viertel des Buches anstrengend, das sich über etwa 90 Seiten fast wie ein Reiseführer liest und die Handlung so gut wie gar nicht voranbringt. Wir begleiten Dalí und Gala, so wie einige der leider sehr blassen Nebencharaktere, einige Tage lang auf Besichtigungstour und die Autoren scheinen den Wunsch gehabt haben, alles, was sie über die Gegend gelesen haben, dort hineinzupacken. Wenn das Lokalkolorit die Handlung aufhält und überlagert, ist das frustrierend.
Auch die Vorliebe für Beschreibungen wird zunehmend anstrengend. Wenn jedes Zimmer, in dem sich einer der Charaktere zehn Minuten lang aufhält, genau beschrieben wird, fehlt der Sinn und die Lektüre wird zäh. Gleiches gilt für die seitenlangen Gedankenbeschreibungen, bei denen ich öfter wünschte, die Autoren hätten die „zeigen, nicht erzählen“-Regel mehr berücksichtigt. Dem Leser wird viel beschrieben, viel erklärt, manche Sätze über Dalís Arbeit haben etwas Handbuchartiges. Dies führt dann leider auch dazu, daß man weder die Charaktere, noch ihre Gefühle und Motivationen spürt. Gerade Dalís etwas spezielle Art wird nur andeutungsweise lebendig. An manchen Stellen wirkte es wie die Geschichte eines beliebigen Künstlerpaars. Hier fand ich symptomatisch, daß die Autoren sich (wie im Nachwort erklärt) entschlossen, das etwas komplizierte Verhältnis Dalís zum Körperlichen außen vor zu lassen und „dem jungen Salvador die Freuden des Liebeslebens nicht vorzuenthalten“. Das ist nett, aber nicht unbedingt authentisch und nimmt einen weiteren ungewöhnlichen Aspekt aus der Betrachtung.
Allgemein stimmte für mich durchweg die Gewichtung nicht. Viel Nebensächliches wird ausführlich und wiederholt behandelt, viel Interessantes geht u.a. durch den knappen Zeitrahmen und die distanzierte Erzählweise unter. Über die Menschen Salvador und Gala habe ich weitaus weniger erfahren als erwartet und mich beim Lesen leider oft gelangweilt.
Positiv ist zu erwähnen, daß der eingängige Schreibstil beibehalten wird und es zwar viel zu viele Beschreibungen gibt, diese an sich aber schön bildhaft sind. Auch gibt es Stellen, an denen die Informationen gelungen vermittelt werden, besonders gut gefiel mir die Beschreibung eines von Dalís Bildern mittels eines Dialogs. Es gibt berührende Stellen und gute Informationen. Insgesamt ist der Eindruck aber leider durchwachsen.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Gerät bei der Wanderung ständig auf Abwege

Der Wanderer
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Ich habe nun vier Bücher über Theodor Fontane gelesen. Dieses war am umfangreichsten, aber leider auch das, aus dem ich am wenigsten über Fontane erfahren habe. Der Anfang, in dem eine halbe Seite lang ...

Ich habe nun vier Bücher über Theodor Fontane gelesen. Dieses war am umfangreichsten, aber leider auch das, aus dem ich am wenigsten über Fontane erfahren habe. Der Anfang, in dem eine halbe Seite lang atmosphärisch und eher inhaltsleer der Anblick des Fontane-Denkmals an einem trüben Januartag heutiger Zeit geschildert wird, ist nicht nur eine ausschweifende Einleitung, sondern entspricht symptomatisch dem restlichen Buch. Der Autor verliert sich ständig in Wetterberichten, poetischen Landschaftsbeschreibungen und Allgemeinplätzen wie: „Mögen die nötigen Opfer und Verlust auch noch so groß sein – so läuft es in der Welt.“
Über Fontanes Leben erfährt man wesentlich weniger als der Umfang des Buches erwarten lässt, ich könnte mir sogar vorstellen, daß Leser ohne Vorkenntnisse hier eher verwirrt werden können. Das Buch geht nicht chronologisch durch Fontanes Leben, was an sich nicht schlimm wäre, aber die meisten Stationen seines Lebens werden so gut wie gar nicht behandelt, viele oft nur in Nebensätzen eingestreut, es gibt schmerzlich wenig richtige Informationen, die sich zudem noch im Kreis drehen. Zeitlich und thematisch wird wild hin- und hergesprungen. Insgesamt fehlt viel, wird viel kurz abgehandelt, während anderes ständig wiederholt wird.
Die Erzählweise erinnert mich ein wenig an meinen Großvater, der im höheren Alter Probleme hatte, beim Thema zu bleiben und sich auf Nebenschauplätzen verlor, die nur wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun hatten. Der Text mäandert ziellos vor sich hin, die abrupten Themenwechsel sind nicht nachvollziehbar, der Autor verliert sich ständig in irrelevanten Betrachtungen. Bezeichnend ist hier eine ausführliche Beschreibung der Stadt Memel, in der Fontane nie war, die in seinen Büchern und in seinem Leben keine Rolle spielt, wie uns der Autor auch selbst kundtut. Historische Exkurse weichen weit von dem ab, was für das Verständnis Fontanes relevant gewesen wäre, ein einmaliger Besuch einer Kirche durch Fontane führt zu seitenlangen Abhandlungen über die Lebensgeschichten der dort Begrabenen. Keine Möglichkeit einer Abschweifung wird ausgelassen und so geht Fontane in diesem Buch manchmal unter.
Sehr gerne verliert sich der Autor auch seitenweise in philosophischen Exkursen, die sich zwar mit Fontane beschäftigen, aber trotz vieler Worte wenig aussagen. Wenn sich das Buch dann endlich mal Fakten zuwendet, ist das interessant und gut geschrieben, lässt erahnen, wie viel man hier auf angenehme Weise über Fontane hätte erfahren können, wenn der Autor auf seiner Wanderung durch Fontanes Leben nicht jeder irrelevante Abzweigung eingeschlagen hätte. Auch die Abbildungen sind interessant und anschaulich. Diese guten Anteile muss man aber in dem Fabulier-Dickicht leider suchen und so bin ich insgesamt enttäuscht.

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