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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2017

Eine starke Frau

Gesang der Erde
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Als ich dieses Buch vor kurzem zufällig entdeckte, war mir klar dass ich es unbedingt lesen musste.
Ich erinnerte mich, dass ich vor vielen Jahren mal 'Das Paradies' von der Autorin gelesen hatte, und ...

Als ich dieses Buch vor kurzem zufällig entdeckte, war mir klar dass ich es unbedingt lesen musste.
Ich erinnerte mich, dass ich vor vielen Jahren mal 'Das Paradies' von der Autorin gelesen hatte, und obwohl ich mich kaum noch an die handlung erinnern konnte, so wusste ich doch noch, wie gut es mir damals gefallen hatte.
Ich besorgte mir also dieses Buch ohne auch nur einen Blick auf die Inhaltsangabe zu werfen.

Dies ist eine großartige Geschichte die mich nachdenklich gemacht hat.
Kurzfristig habe ich mich gefragt, ob die alten Religionen den neuen nicht vorzuziehen wären, aber meinen ersten Eindruck einer friedlichen Religion musste ich schnell revidieren. Wie auch heute, ging es nur darum, andere zu unterdrücken und auszubeuten.
Der Roman enthält alle Informationen die man sich nur wünschen kann über die Religionen, Rituale, Traditionen, Kleidung, Nahrung und Alltag der Tolteken kurz bevor sie verschwanden.
Die Recherche muss ausgezeichnet gewesen sein, denn diese Informationen sind imInternet nicht leicht zu finden. Wenig ist über die Tolteken bekannt, vieles ist eher mythischer Natur.
Wer gerne mal in die exotische Welt der Tolteken eintauchen möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 12.07.2017

Großartig

Flucht aus Mr. Banancellos Bibliothek
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Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen, und so dauerte es eine Weile bis ich es auf meinem SuB entdeckte. Inzwischen hatte ich ganz vergessen um was es ging, und irgendwie erwartete ich einen Thriller ...

Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen, und so dauerte es eine Weile bis ich es auf meinem SuB entdeckte. Inzwischen hatte ich ganz vergessen um was es ging, und irgendwie erwartete ich einen Thriller mit einem Gefangenen der verzweifelt versucht, aus einem Gefängnis auszubrechen.

Weit gefehlt!

Es geht um Kinder, die spielerisch ihre nagelneue Bücherei kennenlernen.
Die Spiele sind aber nicht leicht, und die Kinder müssen Köpfchen haben um das Ziel zu erreichen.
Dieses Buch ist sicher für Kinder und junge Leute geschrieben, aber ich als Erwachsene hatte jede menge Spaß beim lesen.
Man kann es sicher sehr gut vorlesen, oder alleine genießen.

Man wird richtig angesteckt, und versucht, die Rätsel zu lösen, es ist einfach wunderbar.
Ich denke, es ist ein Buch für die ganze Familie und kann es nur empfehlen.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Zerrissenes Vietnam

Die Tochter des Seidenhändlers
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Inhalt: 

Vietnam in den 1950er Jahren:
Nicole, Tochter eines französischen Vaters und einer (toten) vietnamesischen Mutter, ist gerade 18 geworden. Sie bekommt einen kleinen Seidenladen, während ihre ...

Inhalt: 

Vietnam in den 1950er Jahren:
Nicole, Tochter eines französischen Vaters und einer (toten) vietnamesischen Mutter, ist gerade 18 geworden. Sie bekommt einen kleinen Seidenladen, während ihre fünf Jahre ältere Schwester Sylvie komplett in das Familiengeschäft eingebunden wird.
Nicole verliebt sich, aber durch den Krieg der Vietminh gegen die französischen Besatzer weiß sie bald nicht mehr, wem sie trauen kann, und auf welcher Seite sie steht.

Meine Meinung:

Mit 'Die Tochter des Seidenhändlers' ist Dinah Jefferies ein faszinierender Roman gelungen. Über die Zeit der französischen Besetzung Vietnams war mir vorher nichts bekannt, und so war ich dann sehr gespannt auf das Buch. Ich wurde nicht enttäuscht. Man erfährt einiges über die Kultur Vietnams, sowie darüber, wie es zu der Teilung des Landes überhaupt kommen konnte. Wie in so vielen anderen Ländern, beginnen die politischen Unruhen und Kämpfe damit, dass die Ureinwohner endlich die Fesseln der Besatzer abschütteln wollen. Natürlich stellt das eine Zerreißprobe dar, denn inzwischen gibt es viele Familien, die gemischt sind. So auch Nicole: über ihre vietnamesischen Wurzeln weiß sie praktisch nichts, lernt aber nach und nach, dass es neben der französischen auch eine vietnamesische Seite in ihr gibt, und sie muss sich entscheiden, wo sie hingehört.
Natürlich ist das nicht leicht, sie sieht die Fehler und Grausamkeiten beider Seiten.
Dass nichts nur schwarz oder nur weiß dargestellt wurde, betrachte ich als eine große Stärke des Romans. Entsprechend hin- und hergerissen ist Nicole auch. Sie fühlt sich zu keiner Seite 100% zugehörig, und wird von keiner Seite vollkommen akzeptiert.
Irgendwie muss sie ihren Weg in diesem zerrissenen Land finden, und das ist nicht leicht.

Die ersten beiden Drittel des Buches waren sehr spannend und anschaulich beschrieben, im letzten Drittel war die Luft jedoch raus.
Die Charaktere bleiben recht farblos, und Nicole bleibt trotz allem, was sie erlebt hat, sehr vertrauensselig und naiv. Das konnte mich nicht richtig überzeugen. Allerdings waren die Umstände sehr schwierig, so dass ich ihre Entscheidungen nicht gänzlich unverständlich fand. Die Absätze erscheinen zum Teil recht übergangslos, was abgehackt wird und den Lesefluss unterbricht.
Schön ist der kurze historische Abriss am Ende des Buches, welcher dabei hilft, die Geschehnisse zeitlich einzuordnen.
Insgesamt ein sehr lesenswerter historischer Roman, wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass die Charaktere besser herausgearbeitet worden wären.

Vielen Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar und die Leserunde.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Dramaturgie
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 27.04.2017

Unglaubliche Zustände

Sein blutiges Projekt
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Dieses Buch hat mich sehr fasziniert. Es ist unglaublich, welche Fortschritte wir seit dem 19. Jahrhundert gemacht haben, besonders im medizinischen und psychologischen Bereich. Die Experten in dem Buch ...

Dieses Buch hat mich sehr fasziniert. Es ist unglaublich, welche Fortschritte wir seit dem 19. Jahrhundert gemacht haben, besonders im medizinischen und psychologischen Bereich. Die Experten in dem Buch waren für ihre Zeit recht aufgeschlossen, wenngleich sie natürlich Opfer ihrer eigenen, damals gängigen, Vorurteile waren. So wurden die hart-arbeitenden, armen Leute kriminalisiert und stigmatisiert -- natürlich von denen, die eine gute Erziehung und Ausbildung genossen hatten, weil sie höheren Kreisen angehörten. Betrüblicherweise hat sich in d e r Hinsicht auch heutzutage noch nicht viel geändert.
Das Buch liest sich so, als habe das alles tatsächlich stattgefunden. Alle Dokumente und Aufzeichnungen sind so geschickt verknüpft, dass man als Leser am Schluss nur eines sicher weiß: wer die Tat begangen hat, und welches Urteil gefällt wurde. Man wird sehr überzeugend ins Schottland des 19. Jahrhunderts versetzt, in eine Gegend wo Hunger und Armut vorherrschen, und wo die Herrschenden ihre ganz eigne "Gerechtigkeit" praktizieren.
Wer der englischen Sprache mächtig ist, dem würde ich übrigens unbedingt die Hörbuchversion im Original empfehlen.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Achterbahn der Gefühle

Warten auf Bojangles
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Wenn es ginge, würde ich diesem Buch sechs Sterne geben, dabei ist es schwer, in Worte zu fassen, warum.

Es ist poetisch, eindringlich, lustig, traurig, verrückt, wundervoll -- mir fehlen die Adjektive.
Es ...

Wenn es ginge, würde ich diesem Buch sechs Sterne geben, dabei ist es schwer, in Worte zu fassen, warum.

Es ist poetisch, eindringlich, lustig, traurig, verrückt, wundervoll -- mir fehlen die Adjektive.
Es ist ein Büchlein (aber schön ausgestattet, sogar mit Lesebändchen), und jede/r sollte die Zeit finden, es zu lesen. Am Besten igelt man sich für ein paar Stunden ein und taucht ab. Aber Achtung: man sollte sich nicht nur mit Getränken, sondern auch mit Taschentüchern ausrüsten. Man wird sie brauchen, und das nicht nur wegen des Verlaufes, den die Geschichte nimmt, sondern weil sie einfach zum heulen schön ist.

Ich werde gar nicht versuchen, den Inhalt zu beschreiben, denn man kann diese Achterbahn der Gefühle sowieso nicht in Worte fassen.
Es fängt recht lustig an, und irgendwie ist es auch verrückt, aber dann mehren sich die ernsten Momente, bis man zu dem Punkt kommt, wo man Böses ahnt, und die Luft anhält... Trotzdem war ich auf das Ende nicht vorbereitet. Vielleicht hätte ich es den Andeutungen entnehmen können, und unterbewusst habe ich es auch gemacht, aber ich wollte es nicht wissen.

Tja, und da saß ich dann mit verweinten Augen -- und ich bin nicht der sentimentale Typ.
Es ist aber alles so realistisch beschrieben, auch wenn es so grotesk wirkt. Ich habe ähnliche Situationen in meinem Leben erlebt, vielleicht ging es mir deswegen so unter die Haut.
Egal, welche Genres man gerne liest, dies ist ein Buch das sicher jeden ansprechen wird.

Ich danke dem Piper Verlag und Literaturschock für das Rezensionsexemplar.