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Veröffentlicht am 23.07.2017

charmanter Krimi

Rache ist honigsüß
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Rache ist honigsüß von Ralph Neubauer

In Bozen schiebt man auf dem Kommissariat eine eher ruhige Kugel. Erstaunt bemerkt dies Commissario Fabio Fameo sofort nach seiner Strafversetzung aus Rom. Ein seltsamer ...

Rache ist honigsüß von Ralph Neubauer

In Bozen schiebt man auf dem Kommissariat eine eher ruhige Kugel. Erstaunt bemerkt dies Commissario Fabio Fameo sofort nach seiner Strafversetzung aus Rom. Ein seltsamer und tödlicher Unfall eines 87 jährigen Bauern, der mit seinem Traktor unterwegs war zu seinem täglichen Schöppchen, wird Fabios erster Fall. Aber er soll nicht der einzige Tote gewesen sein. Hinter diesen Taten schwelt eine Rache, die aus den Tiefen der Vergangenheit kommt und deckt Unrecht auf. Fabio lernt in Südtirol nicht nur die Liebe seines Lebens kennen, sondern er gewinnt auch auf außergewöhnliche Art Zugang zu den Südtirolern. Wie von selbst kommt das Verständnis zu ihrer Geschichte, er sieht die Schönheit des Landes und genießt die kulinarischen Vorzüge der Region.

Die Handlung des Krimis und die Aufklärung zieht sich locker und durchaus spannend durch die ganze Handlung. Ganz nebenbei wird die Geschichte des Landes anschaulich eingeflochten, die Südtiroler als ein stolzes Volk. Aber auch in diesen Gebieten hat Korruption und Macht schon Einzug gehalten. Beeindruckend ist die Kulisse geschildert, riesige Bergmassive, winzige Dörfer, steile Hänge, Abgeschiedenheit. Das gibt dem Krimi das gewisse Flair, warum ich ihn nicht aus der Hand legen wollte und er mich überzeugt und beeindruckt hat. Fabio Fameo ist ein charmanter und ausgeglichener Zeitgenosse und ein Ermittler ohne tragischen familiären Hintergrund. Dieser Krimi ist mit Gefühl und Warmherzigkeit geschrieben, und steckt voller uralter Geheimnisse. Ein guter Neustart der Südtiroler Krimireihe und der Titel ist der Handlung entsprechend treffend gewählt. Die Auflösung am Ende ist überraschend und gelungen. Ein feiner Krimi, der mir keine Gänsehaut beschert und unblutig verläuft, aber mich dafür charmant und unterhaltsam bis zum Ende begleitet. Wer interessiert ist, wie sich das deutsche und italienische Polizeisystem unterscheidet, findet im Anhang dafür eine passende Erklärung, sowie weitere bisher erschienene Südtirolkrimis.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Der Farren Clan

Shutter Man
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Shutter Man von Richard Montanari

Ein tragischer Schicksalsschlag für das Städtchen Philadelphia in Amerika als Liam und Marie Farren sich 1941 entschlossen aus Irland auszuwandern. Hier ließen sie sich ...

Shutter Man von Richard Montanari

Ein tragischer Schicksalsschlag für das Städtchen Philadelphia in Amerika als Liam und Marie Farren sich 1941 entschlossen aus Irland auszuwandern. Hier ließen sie sich nieder und gründeten die gefürchtete Farren-Bande über viele Generationen hinweg. Nachkommen der Farrens beherrschen seitdem die Stadt, tyrannisieren, morden, sind Herrscher der Drogenszene bis in die Gegenwart. Selbstjustiz ist bei ihnen angesagt. In jüngster Zeit jedoch geschehen rätselhafte Morde, die von den Ermittlern nicht einzuschätzen sind. Die Leichen werden verunstaltet und verstümmelt aufgefunden.

Die Idee hinter diesem Thriller finde ich beachtenswert, jedoch fühlte ich mich beim Lesen mehr in einem Krimi als in einem Thriller.
Sehr spektakulär und brutal ist der Einstieg in „Shutter Man“ und ich bin gefesselt, allerdings konnte dieser Eindruck mich bis um Schluss nicht begleiten. Sprunghafte und unklare Handlungsszenen, die zeitweise eine enorme Konzentration fordern, auch viele Darsteller die gleich zu Beginn auftreten verwirren oft. Erst als die Spannung im Mittelteil durch viel Aufklärungsarbeit der Ermittler etwas nachlässt, beginnt sich für mich langsam ein Muster abzuzeichnen. Hätte man einige Passagen etwas kürzer gehalten und manches Detail nicht bis ins kleinste erklärt, die Spannung wäre so effektiver gewesen. Die Charaktere sind überwiegend böse und skrupellos, die der Ermittler weniger aussagekräftig. Ich vermisse bei „Shutter Man“ das wohlige Schauern beim Lesen, das Knistern zwischen den Zeilen, was ich bei einem Thriller voraussetze, wenigstens zeitweise.
Das Cover fällt auf jedem Büchertisch ins Auge, hält leider nicht ganz die versprochene rasiermesserscharfe Handlung. Da dies mein erster Roman von Richard Montanari ist, werde ich demnächst noch einen weiteren lesen um einen klareren Eindruck von seinen Büchern zu bekommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 20.07.2017

Grausamer Verrat

Hundert Lügen
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Hundert Lügen von Alice Gabathuler

Seit ihrem Aufenthalt in Sommercamp für Kinder ist nichts mehr wie es einmal war. Die Eltern sagten es wäre nur ein Spiel. Doch seitdem zerstören Selbstzweifel Kris ...

Hundert Lügen von Alice Gabathuler

Seit ihrem Aufenthalt in Sommercamp für Kinder ist nichts mehr wie es einmal war. Die Eltern sagten es wäre nur ein Spiel. Doch seitdem zerstören Selbstzweifel Kris und Manons junges Leben, bis heute überwältigen sie Schuldgefühle versagt zu haben. Ihre Dämonen haben ein Eigenleben, immer wieder kratzen sie zaghaft an der Oberfläche. Jeder Versuch ihr Leben halbwegs in den Griff zu bekommen scheitert. Als ihr Vater dann Manon und Kris nach Jahren des Exils unerwartet nach Hause zitiert gerät das aufgebaute Lügengerüst ins wanken.
Auslöser für den Rückruf sind Drohbriefe die seinen Familienfrieden gefährden. Als Banken- und Firmenretter skrupellos, dreht sich bei ihm alles um Machtausübung und Geldgier. Umweltaktivisten, die aktuell gegen Ausbeutung und Ausgrenzung in seiner Stadt demonstrieren steigern noch seine bedrohliche Situation und erneut beginnt ein grausam arrangiertes Spiel.
Das Geschwisterpaar Kris und Manon sind in diesem Roman charakterlich und gefühlsmäßig stark aufgestellt. Beinahe körperlich spürbar sind die Selbstzweifel und Schuldgefühle, die sie beide all die Jahre quälen. Derart belogen und alleingelassen, ja sogar verstoßen zu werden, muss jede Kinderseele zerstören. Jedes Selbstvertrauen im Keim ersticken. Dieser Roman führt mich an Grenzen meiner Empfindungen und ich bin einfach überwältigt und sprachlos von solch krankem Egoismus und Selbstverherrlichung. Ich bin erschüttert, was ein einzelner über Jahre hinweg zerstören kann, gewissenlos, skrupellos, daher für mich verabscheuungswürdig. Die Nebenfiguren spielen ihre Rollen nachvollziehbar bzw. einfühlsam wie es ihnen zugeschrieben ist und ich kann mich mit ihnen inhaltlich arrangieren. Auch in die Beweggründe von Lenny und ihrer Truppe kann ich mich gedanklich hineinversetzen. Wie am Ende Kris und Manon aus ihrer Verzweiflung finden hat mich berührt, endlich dürfen sie ihr Leben leben.

Die Autorin Alice Gabathuler hat mich in „Hundert Lügen“ durch unglaublich faszinierende Gedankengänge beeindruckt. Alles fühlt sich echt an, die Verwirrung der Kinder, der Vertrauensverlust, die Ignoranz des Vaters. Hier ist Hochspannung von Anfang bis Ende angesagt durch eine verstörende Handlung mit beklemmender Atmosphäre. Im Cover spiegelt das verschüchterte Mädchen die ganze Hoffnungslosigkeit und Verzagtheit ihres Lebens. Und es wirkt gleichermaßen anziehend wie geheimnisvoll.
„Hundert Lügen“ ist ein eindrucksvolles und nachdenklich stimmendes Jugendbuch das mir sehr nahe geht und mich von Anfang an rührt. Auch für Erwachsene ist das Lesen dieses Buches wirklich empfehlenswert. Angenehm überrascht bin ich von der klaren und emotionalen Ausdrucksweise der Autorin. Zu Recht ist die Schweizerin eine preisgekrönte Jungendbuchautorin.

Veröffentlicht am 18.07.2017

gesetzlos

Dunkels Gesetz
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Dunkels Gesetz von Sven Heuchert

Altglück liegt in der Provinz an der belgischen Grenze, und ist Schauplatz der Handlung. Um seine Urlaubskasse aufzubessern übernimmt Exsöldner ...

Dunkels Gesetz von Sven Heuchert

Altglück liegt in der Provinz an der belgischen Grenze, und ist Schauplatz der Handlung. Um seine Urlaubskasse aufzubessern übernimmt Exsöldner Dunkel die Aufsicht über ein stillgelegtes Abbaugelände um Gesindel fernzuhalten. Doch in der Einöde beherrscht Drogenhandel und Trostlosigkeit das Umfeld. Auch Marie und ihre Mutter bekommen ihr Teil davon zu spüren. Nachdem Dunkel dem Drogenmillieu auf die Spur kommt und dies auszumerzen beginnt bringt er ausgerechnet diese in tödliche Gefahr. Und er hat nicht mit der Brutalität der Dealer gerechnet und das Ende kommt anders als geplant.
Dieser Krimi fesselt durch seine kurzen, teils abgehackt wirkenden Sätze, die ein gewisses Maß an Konzentration und Mitdenken erfordern. Eine derbe und schroffe Ausdrucksweise, jedoch genau abgestimmt auf das Umfeld und die Protagonisten. Gut beschrieben die Einöde und Trostlosigkeit der Umgebung, sie geben dem Krimi den richtigen Hintergrund. Die Einteilung in viele kurze szenenreiche Kapitel bringen Lebendigkeit und Spannung in die Handlung. Es herrscht Brutalität und Gefühlskälte innerhalb der Banden, die ich mir bildlich nicht vorstellen möchte. Die Grausamkeiten sind wohl bei den entsprechenden Gewerben gang- und gebe. Richard Dunkel ist trotz seiner Erlebnisse aus übelsten Krisengebieten noch nicht verdorben und noch Mensch geblieben, er tritt zwar hart auf, ist aber gefühlsmäßig nicht abgestumpft. Ich hätte mir noch etwas mehr Aussage über die Charaktere und Gefühlswelt der restlichen Personen gewünscht, z. B. wie sie in diese Abhängigkeiten geraten konnten. In Dunkels Gesetz habe ich mich zügig eingelesen und war gut unterhalten und gefangen von einer Sichtweise, die ich so bisher noch von keinem Krimi kannte. Seltsamerweise wirkt es auf mich gleichermaßen anziehend wie erschreckend.
Für mich ist „Dunkels Gesetz“von Sven Heuchert ein gutes und gelungenes Debüt für einen Krimi.

Veröffentlicht am 28.06.2017

gespenstig

Die Brut - Sie sind da
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Die Brut Sie sind da von Ezekiel Boone

Eine atmosphärische Stimmung und eine gespenstische Ruhe umgibt mich beim Lesen dieses Thrillers.
Eine amerikanische Touristengruppe auf Abenteuersuche wird ...

Die Brut Sie sind da von Ezekiel Boone

Eine atmosphärische Stimmung und eine gespenstische Ruhe umgibt mich beim Lesen dieses Thrillers.
Eine amerikanische Touristengruppe auf Abenteuersuche wird spurlos im Dschungel von Peru von einer schwarzen fließenden Masse verschlungen.
Eine staatliche Erdbebenmeldestation in Indien zeichnet unerwartet seltsame und unerklärliche Geräusche und Vibrationen auf.
Über Minneapolis stürzt ein Privatjet ab, mit einer gefährlichen Fracht an Bord.
Angeblich versehentlich zündet China im eigenen Land eine Atombombe.
Bei den Narca-Funden in Peru wird ein versteinerter uralter Ei-Kokon gefunden und an die Biologin Melanie, Spezialistin für Spinnen, zur Untersuchung geschickt. Ihr Ex-Mann Manny und jetziger Freund und Berater der Präsidentin von Amerika setzt alle Karten auf Melanies Forschungsdrang und Erfahrung um das Rätsel zu lösen, und plötzlich ist nichts mehr wie es einmal war. Die Welt gerät außer Kontrolle und die Zeit läuft gegen die Menschheit.

Mit der Brut kommt im Thriller die uralte Angst der Menschheit zum Vorschein. Jeder Leser wird sich ab sofort bei jedem Schritt umdrehen.
Zu Beginn glaubt man nicht wie diese unterschiedlichen Szenen zusammen passen sollen. Doch eine haarsträubende Szene nach der anderen verbinden sich allmählich zu einem großen erschreckenden Ganzen. Bei diesem Thriller ist Gänsehautfeeling angesagt, denn im Vordergrund steht das Unfassbare und der Gruseleffekt.
Selbst der sympathische Agent Mike Rich und sein Team stoßen mittlerweile an unüberwindbare Grenzen.
Handelnde Personen sind realistisch dargestellt und agieren nachvollziehbar und manchmal auch gefühlvoll in ihrem jeweiligen Aufgabengebiet.

Das Finale kommt mit einem Paukenschlag und ich fiebere jetzt schon dem nächsten Band erwartungsvoll entgegen.
Dieser Thriller hat mich unglaublich fasziniert durch seine Dramatik und mich bis um Schluss in schaurigem Atem gehalten.
Der Autor Ezekiel Boone (Pseudonym) steht schon mal bei mir ganz oben auf der Favoriten liste.
Ein bezwingender Schreibstil, gelungene Übersetzung, fesselnder Inhalt, ein besonderes Buch.