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Veröffentlicht am 02.02.2021

Die Anziehungskraft des Verbotenen…

Fall of Legend
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Scarlett Priest ist ein Internet-Star, eine Influencerin wie sie im Buche steht – und dabei eine hervorragende Geschäftsfrau, die neben ihren zahlreichen Channels auch noch sehr erfolgreich „Scarletts ...

Scarlett Priest ist ein Internet-Star, eine Influencerin wie sie im Buche steht – und dabei eine hervorragende Geschäftsfrau, die neben ihren zahlreichen Channels auch noch sehr erfolgreich „Scarletts Store“ betreibt. Kein Wunder, dass sie den Einfluss besitzt, durch einen einzigen Auftritt totgeglaubte Clubs wieder zum Leben zu erwecken. Clubs, die kurz vor der Pleite stehen – wie das „Legend“. Dessen Besitzer Gabriel Legend kämpft nicht nur mich dem Ruin seines Lebenstraums, sondern auch mit den Geistern der Vergangenheit, die ihn zu einem Leben im Verborgenen zwingen. Was passiert, wenn zwei so unterschiedliche Personen aus so unterschiedlichen Welten aufeinandertreffen? Ein Business-Deal wird abgeschlossen… doch auch eine unwiderstehliche Anziehungskraft entwickelt sich… eine Anziehung, die gefährlich ist…

„Fall of Legend“ ist der Auftaktband von Meghan Marchs neuer New-Adult-Trilogie rund um die Protagonisten Scarlett und Legend. Die drei aufeinander abgestimmten Cover in gold und dunkelblau sehen zeitlos-elegant aus. Auch kann man passende Bezüge zu den Protagonisten herstellen: Das Dunkle steht für Legend, der auch als mysteriös und düster beschrieben wird. Scarlett hingegen ist ein Sonnenschein, strahlend-funkelnd und noch dazu aus reichem Hause - auf sie passt die goldene Farbe sehr gut. Und da alles auf eine Durchmischung dieser beiden Welten hinausläuft gehen auch die beiden Farben ineinander über. Insofern ist das Cover absolut stimmig! Des Weiteren liebe ich die Zweideutigkeit und verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten des Titels.

Ebenso liebe ich den Schreibstil von Meghan March. Sie beschreibt das Geschehen sowohl aus Scarletts, als auch aus Gabriels Sicht. Der Leser erfährt eine emotionale Achterbahnfahrt in lockerem, einfach zu lesendem Stil und im angenehmen Erzähltempo.

Das Buch startet rasant und sehr vielversprechend. Die Umstände, unter denen Gabriel und Scarlett sich kennenlernen sind amüsant wie ungewöhnlich zugleich und erwecken sofort mein Interesse am weiteren Verlauf der Geschichte. Deren Handlung ist zwar nicht sonderlich neu und wirkt teilweise etwas konstruiert, hat mich aber dennoch gut unterhalten. Die Zeit bis zu Scarletts heraufbeschworenen Partyabend zieht sich leider etwas, aber da die Bücherreihe drei Bände umfasst hatte ich bereits erwartet, dass die Storyline etwas gestreckt wird. Zwischendurch streut die Autorin aber immer mal ein paar kleine, unvorhersehbare Informationshäppchen ein, welche Spannung und Neugier gleichermaßen steigern. Etwas genervt haben mich Scarletts schmutzige Fantasien, die recht viel Raum eingenommen haben und die ich nicht unbedingt gebraucht hätte. Als es dann aber endlich zum Ersehnten gekommen ist war diese Szene zugegebenermaßen doch ziemlich heiß. Mein Lieblingsmoment war aber dann doch der Clubabend mit seiner tollen Tanzszene – hier sind die Funken gesprüht und Meghan March ist es ganz wunderbar gelungen, mich in die Club-Atmosphäre hineinzuziehen. Wie erwartet endet Band 1 mit einem Cliffhanger am Ende, der aber zum Glück nicht allzu fies ist.

Mir waren beide Protagonisten sehr sympathisch, was insbesondere an ihren gut ausgearbeiteten Charakteren und ihrer Authentizität liegt. Scarlett ist nicht nur eine taffe Businessfrau, sondern auch sehr empathisch. Trotz ihrer Herkunft hält sie nicht alles für selbstverständlich, ist dankbar für das, was sie hat und behandelt die Menschen in ihrem Umfeld mit Respekt auf Augenhöhe. Eine Powerfrau, die trotz Erfolg auf dem Boden geblieben ist und eine Identifikationsfigur. Mir hat es hat großen Spaß gemacht, ihr kleines Imperium und ihren Alltag als Influencerin kennenzulernen. Legend hingegen ist undurchschaubar, was ihn wiederum auch so interessant macht. Sein Verhalten ist schlecht vorhersehbar und er lässt niemanden hinter seine Fassade blicken, Informationen zu seiner Vergangenheit erhält der Leser erst nach und nach und auch diese teilweise nur angedeutet oder kryptisch. Dennoch wird es deutlich, dass er ein gutes Herz besitzt und lediglich nach außen hin sein Badboy-Image pflegt. Seine innere Zerrissenheit wird gut dargestellt und gegen Ende hin fängt die Fassade an zu bröckeln. Neben den Protagonisten gibt es weitere Personen, die ich super fand, wie z.B. Scarletts wunderbar-verrückte Freundinnen oder ihre coole Stiefschwester.

Meghan March lässt in ihrer Trilogie zwei Welten und dazugehörige Lebensstile aufeinanderprallen, was sehr interessant ist. Sie hat außerdem gefühlvolle Themen wie den Tod eines Elternteils, die angespannte Beziehung zum Vater, eine traumatisierende Vergangenheit voller Gewalt oder auch das sehr aktuelle Thema der Schattenseiten des Influencer-Daseins (Stalker, Bedrohung, Beschimpfungen) quasi nebenher thematisiert.

Insgesamt hatte die Geschichte zwar kleinere Schwächen, aber dennoch habe ich das Buch wahnsinnig gerne gelesen und hatte eine tolle Lesezeit. Natürlich war es eher leichte Kost, aber das fand ich unheimlich entspannend. Meghan Marchs Schreibstil was super flüssig zu lesen und dementsprechend schnell hatte ich das Buch beendet - und freue mich nun auf Band 2!

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Schuld der Vergangenheit

Ohne Schuld
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Ungewollt gerät Seargent Kate Linville in einen neuen Fall: Im Zug von London nach York rettet sie eine Frau, die von einem Unbekannten mit einer Pistole durch die Waggons gejagt wird. Kate schafft es, ...

Ungewollt gerät Seargent Kate Linville in einen neuen Fall: Im Zug von London nach York rettet sie eine Frau, die von einem Unbekannten mit einer Pistole durch die Waggons gejagt wird. Kate schafft es, die Frau zu retten, dem Täter gelingt allerdings die Flucht. Wenige Tage später wird ein Attentat auf eine junge Lehrerin verübt, hier fällt ebenfalls ein Schuss, der sie allerdings nicht tödlich verletzt. Zwei komplett unterschieche Fälle, die nur eines gemeinsam haben: Die Schüsse wurden aus derselben Waffe abgefeuert. Doch wo besteht der Zusammenhang? Kate Linville ermittelt und stößt auf Geheimnisse, die weit in eine Vergangenheit zurückreichen – eine Vergangenheit, in der Menschen eine tiefe Schuld auf sich geladen haben, ohne für diese jemals zur Rechenschaft gezogen worden zu sein.

„Ohne Schuld“ ist der dritte Band von Bestseller-Autorin Charlotte Links Reihe rund um die Ermittler Kate Linville und Caleb Hale. Die Hörbuch-Version wird von Schauspielerin Claudia Michelsen gelesen, deren Sprechstimme ich als angenehm weich und etwas rauchig wahrgenommen habe. Sie spricht deutlich und in passender Tonalität, dabei unaufgeregt und gut verständlich. Auch wenn ihre Sprechweise teilweise etwas monoton anmutet empfinde ich es doch – gerade bei diesem spannenden Inhalt – als angenehm, ihr zu lauschen.

Insgesamt kommen in „Ohne Schuld“ sehr viele Personen vor, man muss aufmerksam lauschen, da die Verwechslungsgefahr durchaus gegeben ist. Leider wurden mir diesmal etwas zu viele Klischees bedient und insbesondere Robert Stewart sehr überzeichnet. Charlotte Link spielt ihm in diesem Band übel mit – das hat er meiner Meinung nach nicht verdient, wenn man ihn aus den Vorgängerbänden kennt. Da ich aus diesen auch Kate Linville und Caleb Hale kenne, bin ich hinsichtlich dieser beiden wohl etwas voreingenommen. Auch in „Ohne Schuld“ bleiben sie ihren Charakteren treu, die ich trotz ihrer Ecken und Kanten zu schätzen gelernt habe und nach kleineren Anlaufschwierigkeiten doch mag. Interessant finde ich, dass sie in diesem Band ihre Rollen tauschen und Kate diesmal den "offiziellen" Part der Ermittlungen übernimmt und Caleb ihr im Hintergrund assistiert.

Charlotte Link wirft uns Leser direkt ins Geschehen, das Buch startet actionreich und aufregend. Typisch für die Autorin entwickelt sich auch der weitere Handlungsverlauf in rasantem Spannungsbogen, so dass man immer weiterhören möchte, um den Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Und davon gab es hier wirklich mehr als genug – teilweise sogar fast zu viele. Manchmal war es schwer, die einzelnen Handlungsstränge auseinander zu halten und oftmals habe ich kurz gebraucht bis ich verstanden habe, aus wessen Perspektive gerade erzählt wird. Link webt ein Netz aus Verstrickungen und Zusammenhängen, zahlreiche Andeutungen und die ein oder andere überraschende Wendung lassen den Hörer permanent miträtseln und Theorien entwickeln bzw. verwerfen. Wirklich emotional haben mich Sophias Perspektive und Saschas Schicksal mitgenommen, ansonsten habe ich den anderen Handlungssträngen eher gespannt als berührt gelauscht, da hohe Aufmerksamkeit gefordert war, um weiterhin durchzublicken und Zusammenhänge zu begreifen. Die losen Fäden entwickeln sich logisch aufeinander zu und ergeben am Ende ein stimmiges – wenn auch schockierendes – Ganzes. Schade nur, dass der spannende Beginn sich als Nebelkerze herausgestellt hat und nur Mittel zum Zweck war. Auch gab es für mich an einigen Stellen etwas viele „Zufälle“ und unlogische Szenen – wohlwissend, dass diese aber notwendig sind, um die Handlung voranzutreiben. Punktabzug gibt es für mich für das grausame offene Ende der einzigen kompletten Sympathieträgerin der Geschichte. Natürlich kann man sich als Leser denken, wie es mit ihr weiterging, ich hätte aber trotzdem gerne einen Abschluss gehabt – auch was das weitere Schicksal der wirklich Schuldigen anging. Das Ende war für mich einfach unbefriedigend.

Insgesamt hat mir das Hörbuch gut gefallen, insbesondere der permanent hohe Spannungsbogen und die eingebauten Überraschungen. Allerdings hat es auch seine oben genannten Schwächen, die mir auch nach Beendigung des Hörbuchs noch nachhaltig negativ aufstoßen, so dass ich nicht rundum glücklich bin. Im Vergleich fand ich "Ohne Schuld" mein bisher schwächstes Buch von Charlotte Link, hatte dennoch eine gute Hör-Zeit. Ich empfehle, möglichst lange Teile direkt hintereinander anzuhören, da man sich doch recht konzentrieren muss, um Personen auseinanderhalten und Handlungsfäden nachvollziehen zu können.

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Von der Perspektivlosigkeit junger Menschen in Frankreich

Fehlstart
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Aurélie hat gerade ihr Abitur beendet und erlebt zum ersten Mal wie es ist, verliebt zu sein. Doch ihr gelingt es nicht, glücklich zu werden, zu perspektivlos erscheint ihr das Leben: Die Beziehung zu ...

Aurélie hat gerade ihr Abitur beendet und erlebt zum ersten Mal wie es ist, verliebt zu sein. Doch ihr gelingt es nicht, glücklich zu werden, zu perspektivlos erscheint ihr das Leben: Die Beziehung zu Alejandro geht in die Brüche, ihr Jura-Studium ödet sie zunehmend an und das Kleinstadtleben der Arbeiterfamilie engt sie ein. Also zieht Aurélie von Grenoble nach Paris, nur um vom Regen in die Traufe zu geraten: Orientierungslos schlägt sich mit einem langweiligen Mindestlohn-Job durch die Tage, die Wohnungssuche entpuppt sich als unmöglich und Aurélie fühlt sich trotz der tausenden Menschen um sich herum einsam. Die pessimistische Geschichte eines jungen Menschen, der im ungerechten Bildungssystem Frankreichs untergeht und von seiner Hauptstadt geschluckt wird.

Das Cover von „Fehlstart“ hat meine Neugier geweckt, es wirkt kraftvoll und impulsiv und verrät dabei nichts über den Inhalt des Buches. Im Nachhinein verkörpert es für mich nicht nur aufgrund der Farbgebung der französischen „Tricolore“, sondern auch aufgrund des Chaos und der Anarchie des Strichemusters die angeprangerten Zustände im modernen Frankreich.

Mit Marion Messinas Schreibstil bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Er ist sehr gewöhnungsbedürftiger, dabei durchaus intellektuell und subtil aber auch etwas fad, fast schon langweilig. Dies passt natürlich perfekt zum beschriebenen lethargischen, trost- und perspektivlosen Leben Aurélies, für mich als Leser hat es aber viel Konzentration gekostet, beim Lesen zu bleiben. Auch die Redundanz und Dichte der Sprache war sehr anstrengend zu lesen. Teilweise war sie mir etwas zu vulgär, dann aber auch wieder sehr philosophisch und fast schon weise. Auch war es schwer, einen Lesefluss zu entwickeln, da berichtartig ohne jegliche Emotionen oder Dialoge erzählt wurde und plötzliche Zeit- und unklare Personensprünge das Lesen zusätzlich erschwert haben.

Insgesamt findet leider sehr wenig Handlung statt, Aurélies Geschichte wirkt mehr wie eine Zustandsbeschreibung. Dementsprechend langatmig zieht sich der Inhalt hin – und das bei gerade einmal 166 Seiten. Bereits der Einstieg geschieht sehr plötzlich mit einer Person, die nicht Protagonist ist, was mich verwirrt und mir den Beginn des Buches zusätzlich erschwert hat.

Die Atmosphäre ist durchgängig schwer, alles ist schlecht, die Sicht auf das Leben in jeglicher Hinsicht negativ und pessimistisch. Ein Buch, das mich runterzieht und betrübt. Natürlich war diese melancholische Grundstimmung von der Autorin gewünscht, die Beschreibung von Trostlosigkeit und Banalität gelingt ihr ausgesprochen gut, sie deprimiert aber eben auch. Definitiv keine leichte Kost und nichts was man lesen sollte, um sich zu entspannen. Überspitzt zeichnet Marion Messina ein desillusionierendes Bild der aktuellen Situation in Frankreich, das eine orientierungs- und perspektivlose Generation hervorbringt. Gesellschaft, Bildungssystem, Wohnungs- und Arbeitsmarkt, Paarbeziehungen – nichts befriedigt den jungen Menschen im modernen Frankreich. Die Protagonistin Aurélie erhofft sich zunächst noch sozialen Aufstieg, kann aber nicht den notwendigen Antrieb aufbringen, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie lässt sich treiben, gibt anderen bzw. „den Umständen“ und ihrer Herkunft banal die Schuld an ihrer Situation und lebt nur vor sich hin. Ich empfand sie als Protagonistin unheimlich anstrengend und nicht besonders sympathisch. Ihre Kritik an allem, ihre Motivationslosigkeit und der permanente Selbstmitleid aufgrund der eigenen Opferrolle haben mich irgendwann nur noch genervt.

Insgesamt mag „Fehlstart“ vielleicht eine kritisch-zynische Personen- oder Milieustudie sein, aber mir war das gesamte Buch einfach zu negativ. Man könnte meinen, Paris sei die Hölle auf Erden und so etwas wie Lebensfreude existiert in der jungen Generation Frankreichs nicht. Die dargestellte absolute Perspektiv- und Antriebslosigkeit empfand ich zu übertrieben und wahnsinnig ermüdend.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Zeit für neue Freunde…

Neuschnee
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In den schottischen Highlands steht abgeschieden von der Außenwelt eine luxuriös hergerichtete Lodge. Hier möchte eine Londoner Clique ihren Jahreswechsel verbringen. Ein Großteil der neun Freunde kennt ...

In den schottischen Highlands steht abgeschieden von der Außenwelt eine luxuriös hergerichtete Lodge. Hier möchte eine Londoner Clique ihren Jahreswechsel verbringen. Ein Großteil der neun Freunde kennt sich bereits seit Studientage, die meisten haben ihren Partner dabei. Innerhalb der Gruppe gibt es aber nicht nur viele Erinnerungen an die gemeinsame Jugend, sondern auch jede Menge Geheimisse und Intrigen, welche eine gefährliche Eigendynamik entwickeln. So ausgelassen die Silvesterfeier sich gestaltet, so tragisch endet sie: Eine Person aus dem Freundeskreis wird am nächsten Tag tot aufgefunden – und die Todesursache ist keine natürliche… Zusätzlich ist Neuschnee gefallen und die Lodge von der Außenwelt abgeschnitten. Was ist zwischen den „Freunden“ passiert und wer hat warum die Kontrolle verloren?

Das Cover von „Neuschnee“ empfinde ich als sehr ansprechend, eine einsame Hütte im Schnee umgeben von Wald und Bergen. Es ist düster und mysteriös. Besonders heraussticht der Titel: Halb verborgen hinter einer Baumreihe und abgesetzt ist er ein echter Hingucker. Beim noch genaueren Betrachten stellt man fest, dass in den Titel eine Art kleine Eisblumen eingearbeitet wurden – wunderschön! Nach dem Lesen des Buches stellt man aber leider fest, dass das abgebildete Haus sich doch sehr von dem in der Geschichte beschriebenen unterscheidet, was ich vermeidbar und deshalb sehr schade finde.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, auch wenn ich aufgrund der Vielzahl der Personen ab und an zurückblättern musste. Der Schreibstil von Lucy Foley liest sich angenehm und flüssig, das Tempo steigert sich permanent. Leider lässt die Spannung zunächst auf sich warten, vielmehr wird der Freundeskreis mit all seinen Verstrickungen und Beziehungsgeflechten beschrieben sowie mehrere Geheimnisse aufgeworfen. Gut gefallen hat mir hingegen das Setting: Die Lodge und ihr Standort in den Highlands werden anschaulich geschildert und ich konnte mir die Örtlichkeiten super vorstellen.

Aufgrund der Kapitelbezeichnungen wird jederzeit deutlich, auf welcher Zeitebene man sich befindet und wer gerade handelt. Es findet ein ständiger Wechsel zwischen Rückblenden und der „Jetzt“-Zeit statt, wobei letztere lange vage und geheimnisvoll bleibt und nichts davon verrät, was in den Tagen zuvor geschehen ist. Interessant war auch die Vielzahl der Perspektiven, aus denen erzählt wurde, wobei es sich bis auf eine Ausnahme (diese seltsamerweise in der dritten Person) ausschließlich um weibliche Ich-Erzähler. Spannend aber zu erfahren, was die einzelnen Personen an Geheimnissen mit sich tragen, wie sie den Freundeskreis und die gemeinsamen Erlebnisse wahrnehmen und was sie über die anderen denken. Leider arten die inneren Monologe manchmal etwas aus, aber das ist wohl notwendig um die Personen ausreichend einschätzen zu lernen.

Die Protagonisten in „Neuschnee“ erscheinen zunächst eher undurchschaubar, jedoch wird schnell klar, dass jeder dunkle Geheimnisse vor den anderen hat. Auch der Freundeskreis an sich hat sich eher aus alter Verbundenheit und Tradition zusammengefunden als aus Sympathie, die Stimmung ist permanent aufgeladen und der Umgang miteinander wirkt gekünstelt. Jeder möchte besser sein als der andere, verhält sich klischeehaft und unreif. Eine echte Freundschaft besteht hier nicht, die Spannungen in diesem Beziehungsgeflecht sind klar spürbar, es liegt ein ständiges Konfliktpotenzial in der Luft. Wirklich sympathisch ist hier niemand, da alle oberflächlich und falsch sind.

Was mich jedoch sehr enttäuscht und auch gestört hat ist die angekündigte Story um den Highlandripper. Achtung Spoiler!!! Der ominöse „Highlandripper“ spielt keine größere Rolle, als dass er zweimal kurz erwähnt wird. Im Ernst?! So groß wie er auf dem Klappentext angekündigt wurde erscheint mir dieser Kurzauftritt als reine Effekthascherei und ich fühle mich etwas veräppelt. Die Autorin wollte hier einfach nur Spannung erzeugen und verwirren – was ihr aber leider nicht gelungen ist. Sowieso gab es einige – mehr oder weniger geschickt eingebaute – falsche Fährten und dubiose Andeutungen, die meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen wären. Auch die Geschichte mit den Drogen war überflüssig, da sie für die Ereignisse keine Rolle spielt.

Insgesamt handelt es sich bei „Neuschnee“ mehr um ein Psychogramm verschiedener Persönlichkeiten als um einen Thriller. Das Buch war angenehm zu lesen, aber für einen Thriller nicht spannend genug. Lucy Foley hat geschickt versucht, den Leser auf falsche Fährten zu schicken, dies aber nicht immer gelungen ungesetzt. Das Interesse an der toten Person geht teilweise in den Geheimnissen und Konflikten des Freundeskreises unter und die Zeilen zur Lösung des Falls plätschern vor sich hin. Erst im letzten Viertel kam es zu Auflösungen der Verstrickungen und somit etwas Aufregung und Dramatik. Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem die Diskrepanz zwischen Klappentext und Inhalt so deutlich war. Schade. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und hatte eine angenehme Zeit dabei, das Beziehungsgeflecht der Clique auseinander zu fädeln. Auch wenn der Klappentext andere Erwartungen geweckt hat, hat mich das Buch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Love and Crime im wunderschönen Montana

Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm
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Faith Lankford sorgt als Polizistin für Recht und Ordnung in der Kleinstadt Kalispell, nicht weit entfernt vom Glacier National Park. In ihrer Freizeit hilft sie ihrem Cousin Mato auf dessen Ranch, wo ...

Faith Lankford sorgt als Polizistin für Recht und Ordnung in der Kleinstadt Kalispell, nicht weit entfernt vom Glacier National Park. In ihrer Freizeit hilft sie ihrem Cousin Mato auf dessen Ranch, wo auch Kinder und Jugendliche aus dem nahen Indianerreservat im Rahmen eines sozialen Projektes mithelfen. Faith, selbst halb indigen, hat einen guten Zugang zu den Jugendlichen, die oftmals aus Problemfamilien stammen und mit ihrem Leben überfordert sind. Eines Tages hält Faith auf einer ihrer Streiffahrten einen Motorradfahrer an, der die Geschwindigkeitsgrenze bei weitem übertreten hat: Sheldon Farley ist Model und nicht auf den Mund gefallen, doch sein Charme blitzt an der taffen Polizistin ab – jedoch nur oberflächlich, denn Faith kann seine Anziehungskraft nicht leugnen. Auch Sheldon ist beeindruckt und verbringt seinen Urlaub in Kalispell, um Faith näher zu kommen. Gerade als dies zu gelingen scheint verschwinden auffällig viele Mädchen aus dem Indianerreservat spurlos – angeblich wollten sie sich mit einem Modelscout treffen, um reich und berühmt zu werden. Da Sheldon der einzige Fremde der Stadt ist und zudem Kontakte in die Modelbranche pflegt gerät er schnell in Verdacht – und Faith in ein Auf- und Ab der Gefühle…

„Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm“ ist der dritte Teil der „Dangerous Hearts“-Reihe der Autorin Romina Gold, der aber komplett unabhängig von den ersten beiden Teilen lesbar und verständlich ist. Wer Band 2 kennt wird sich aber über ein kurzes Wiedersehen mit dessen Protagnisten freuen! Das Cover versprüht direkt ein Prickeln, da das abgebildete Paar authentisch und leidenschaftlich dargestellt wird. Besonders gelungen ist auch hier wieder die Zweiteilung durch den fließenden Übergang des Paares in eine wunderschöne Naturlandschaft, welche sicherlich den im Buch mehrfach beschriebenen Flathead Lake in der Nähe des Glacier National Parcs in Montana darstellt. Durch die Blitze über der Szene erhält es zudem etwas Bedrohliches und verdeutlicht, dass den Leser neben einer aufregenden Liebesgeschichte auch noch spannende Action erwartet.

Das Buch beginnt direkt spannend mit einem geheimnisvollen Prolog, den man als Leser zunächst noch gar nicht einschätzen kann, der mich aber sofort emotional gepackt und neugierig gemacht hat. Im Anschluss lernt man die Protagonisten Sheldon – dem Leser des zweiten Bandes bereits als sympathische Nebenfigur begegnet sind – und Faith kennen. Die erste Begegnung der beiden war sowohl amüsant, als auch realistisch dargestellt. Ein leises Knistern ist bereits zu spüren, auch wenn beide noch professionell in ihren Rollen bleiben. Sheldon mochte ich schon im letzten Buch sehr gerne, in dem ja bereits deutlich wurde, dass hinter seiner hübschen Schale auch ein ehrlicher und anständiger Kerl steckt. Schön, dass quasi nebenbei dargestellt wurde, dass es falsch ist Menschen nur nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Faith ist ein toller Charakter, der mir sofort sympathisch war. Was für eine taffe, gutherzige Persönlichkeit! Ich mag es sehr, dass eine Polizistin diesmal in die Rolle der weiblichen Protagonistin schlüpft und verdeutlicht wird, wie wichtig dieser Beruf ist. Dass sie sich neben dem Job sozial engagiert ist und selbst zur Hälfte indigenen Ursprungs ist passt gut und macht ihre Person zusätzlich interessant. Im Job kann sie knallhart sein, hat ihr Herz aber absolut am rechten Fleck. Schade, dass sie sich aufgrund der Achterbahn ihrer Gefühle während der Geschichte teilweise etwas inkonsequent und unprofessionell verhalten hat, das passt meiner Meinung nach nicht unbedingt zu dem Bild, dass der Leser von ihr erhalten soll, ist angesichts der Verwicklungen aber nachvollziehbar. Gemeinsam geben Faith und Sheldon ein tolles Paar ab, sie ergänzen sich gut und ich habe sowohl die amüsanten Dialoge und intelligenten Schlagabtausche zwischen ihnen, als auch die emotional-berührenden Momente genossen.

Insgesamt ist das Buch eine super Mischung aus sich langsam entwickelnder Lovestory und einem spannenden Kriminalfall für Polizistin Faith. Als Leser ist man permanent neugierig und rätselt mit, wer hinter den verschwundenen Mädchen stecken könnte. Dabei gelingt es Romina Gold trotz anfänglichem Verdacht noch, mich auf eine falsche Fährte zu führen. Am Ende wird es noch einmal richtig dramatisch und die Spannung steigt immer weiter an. Auch privat erlebt man Faiths Zwiespalt und Unsicherheit authentisch mit und leidet mit ihr. Ganz am Ende war es mir persönlich ein bisschen zu viel perfektes Happy End und somit leicht unrealistisch, aber das tut dem Buch insgesamt keinen Abbruch. Was mir wieder ausgesprochen gut gefallen hat waren die anschaulichen Beschreibungen der Landschaften, die mich zum Träumen eingeladen und mich ins wunderschöne Montana entführt haben. Ein Buch, das Fernweh weckt! Außerdem fand ich gut und wichtig, dass die Autorin das wichtige Thema der verarmten, indigenen Minderheit und der damit einhergehenden Probleme aufgegriffen hat. Das Leben der Familien im Indianerreservat und die Perspektivlosigkeit waren anschaulich und realitätstreu geschildert und regen zum Nachdenken an.

Insgesamt hat Romina Gold mit „Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm“ erneut einen atmosphärisch starken Roman geschaffen, bei dem Liebe und Spannung in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander standen und mir eine tolle Lesezeit bereitet haben. Ich hoffe auf weitere Bände in der wunderschönen Landschaft Montanas!

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