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Veröffentlicht am 27.03.2018

Ein wichtiger Beitrag zum aktuellen Thema.

Die Herkunft der anderen
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„Die Herkunft der anderen“ von Toni Morrison habe ich gern gelesen und empfehle das Buch auch weiter, insb. für diejenigen, die sich für das Thema Rassismus interessieren.

Klappentext auf der Rückseite ...

„Die Herkunft der anderen“ von Toni Morrison habe ich gern gelesen und empfehle das Buch auch weiter, insb. für diejenigen, die sich für das Thema Rassismus interessieren.

Klappentext auf der Rückseite des Bandes beschreibt den Inhalt sehr gut: „In diesen Essays nimmt die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison Stellung zum Thema Rasse und Rassismus, zum Konzept des „Andersseins“ und nicht zuletzt zur Rolle der Literatur und zu dem, was sie an Aufklärung leisten kann.
Was ist Rasse, und warum spielt sie eine Rolle? Warum schient der Mensch das Konzept der „anderen“ zu brauchen? Morrison nähert sich diesen Fragen vorwiegend literaturgeschichtlich und philosophisch, jedoch „ist es unmöglich“, ihre Überlegungen zur Frage der Zugehörigkeit, der Auswahl derjenigen, die sich unter dem Schutzschirm der Gesellschaft willkommen fühlen dürfen, ohne ein Bewusstsein unsere aktuellen Situation zu lesen.“

Der Band beinhaltet 6 Essays: „Romantisierte Sklaverei“, „Fremd sein oder fremd werden“, „Fetisch Farbe“, „Was bedeutet ‚schwarz‘“, „Vom Anderssein erzählen“, „die Heimat des Fremden“.

Wie Ta-Nehisi Coates im Vorwort treffend sagt: „Es sind Vorträge über die Erschaffung des Fremden und die Errichtung von Zäunen, ein Versuch, mit den Werkzeugen von Literaturkritik, Geschichtswissenschaft und persönlicher Erinnerung zu verstehen, wie und warum es dazu kommen konnte, dass wir diese Zäune mit Hautpigmenten in Verbindung bringen.“ S. 9.

Toni Morrison sagt viele Dinge, die nach wie vor ihre Gültigkeit besitzen, und die neue Aktualität im Licht der jüngsten Ereignisse in USA erlangt haben. Bei manchen ihrer Nacherzählungen aus den Werken anderer Autoren, die sie z.B. im ersten Essay einfließen lässt, kann kein Mensch unberührt bleiben: Der sadistische Umgang britischer Kolonialisten mit farbigen Sklaven Mitte 19. Jh. ist dort das Thema. Diese Selbstverständlichkeit, mit der die Frauen vergewaltigt, die Männer umgebracht, die Kinder missbraucht wurden, diese emotionale Kälte, die die Herrschaften dabei an den Tag gelegt haben, all das liest sich deutlich heraus.
Toni Morrison hat auch über die Ursachen des Rassismus nachgedacht. Essay 2 „Fremd sein oder fremd werden“ beginnt sie so: „Weil es von so großem Nutzen sein kann, andere zu Andersartigen zu machen und als solche festzuschreiben, ist es wichtig, sich über zwei Dinge klarzuwerden: 1.) Worin besteht dieser Nutzen?; und 2.) Was wären die gesellschaftlichen und politischen Folgen eines Verzichts auf solche Vorteile?“ S. 33. Da sieht man noch einmal: Der erste große Schritt, Antworten zu finden ist, die richtigen Fragen zu stellen.
Paar Seiten später fährt sie fort: „Die Vorstellungen davon, was es bedeutet, menschlich zu sein, haben sich gewandelt, und das Wort „Wahrheit“ hat seine Anführungszeichen so nötig, dass seine Abwesenheit (seine Ungreifbarkeit) beredter ist als sein Gebrauch. Warum sollen wir Fremde kennenlernen, wenn es einfacher ist, uns ihnen zu entfremden? Warum sollten wir die Distanz überwinden wollen, wenn wir die Tür auch schließen können? Kunst und Religion haben eine schwache Stimme, wenn sie nach Gemeinsinn im Gemeinwesen rufen.“ S. 47. Dieses gesamte Essay ist sehr stark, sie bringt es auf den Punkt: „Es gibt nur verschiedene Versionen unserer selbst, von denen wir viele nicht realisiert haben und die meisten von uns fernhalten wollen.“
Auch weitere Essays sind spannend, denn sie beschäftigen sich mit anderen Facetten des Themas.

Toni Morrison ist eine begnadete Erzählerin. Ihr knapper, kraftvoller Ausdruck nimmt den Leser sofort mit und lässt nicht los, bis die letzte Seite umgeblättert ist.

Das Buch ist liebevoll gestaltet: flexibles Hardcover, farblich passendes Lesebändchen in Rot. Prima als Geschenk.

Fazit: Ein wichtiger Beitrag zum aktuellen Thema. Ein sehr schön gemachtes Buch.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Ein nettes Wiedersehen mit Jennerwein & Co.

Am Abgrund lässt man gern den Vortritt
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Klappentext beschreibt den Anfang sehr gut: „Kommissar Hubertus Jennerwein gönnt sich eine Auszeit. Aber schon vor der geplanten Abreise trifft er auf dem Bahnhof einen Kommissar-Kollegen aus dem Allgäu ...

Klappentext beschreibt den Anfang sehr gut: „Kommissar Hubertus Jennerwein gönnt sich eine Auszeit. Aber schon vor der geplanten Abreise trifft er auf dem Bahnhof einen Kommissar-Kollegen aus dem Allgäu und wird aufgehalten. Gerade als die beiden so richtig ins ermittlerische Fachsimpeln kommen, erreicht Jennerwein ein Hilferuf aus dem Kurort: Ursel Grasegger, Bestattungsunternehmerin a.D., hat eine blutige Morddrohung gegen Ignaz erhalten. Ihr Mann ist seit Tagen unauffindbar. Ist er in den Händen von Entführern? Oder hat er heimlich etwas Illegales geplant, was nun schiefgegangen ist? Jennerwein weiß nur zu gut, dass die Graseggers beste Mafiaverbindungen haben. Aber er verspricht Ursel, Ignaz‘ Spur außerdienstlich zu verfolgen – und bringt sich in noch nie gekannte Gefahr. Sein Team geht derweil tödlichen Umtrieben von Medizinern nach, eine frühere Freundin von Ignaz kündigt ihre bevorstehende Ermordung an, und auf einmal steht Jennerwein vor dem Abgrund seiner Polizeikarriere…“
Die Geschichte ist recht komplex geraten, auch weil sie einige weiteren Stränge aufweist und zudem fast alle Figuren einbezieht, die man aus den früheren Jennerwein-Folgen kennt.
Im Fokus der Haupthandlung steht die Suche nach Ignaz. Jennerwein folgt dem Anruf der Ursel und ermittelt inoffiziell, da er eigentlich im Urlaub ist und für seine Kollegen in Richtung Norden gereist ist.
In der Nebenhandlung ist Nicole Schwadtke, die in Jenenerweins Abwesenheit nun als Chefin im Laden geblieben ist, verfolgt die mysteriösen Todesfälle im Krankenhaus. Sichtwort hier: Krankenkassenbetrug mal anders. Der ehem. Kollege Stängele ist nun im privaten Sicherheitsdienst und geht ihr in dieser Funktion dabei zur Hand. Da wird einmal klar: Im Krankenhaus liegt man gefährlich.
Jennerwein und Ursel holen paar Spezialisten wie Karl Swoboda samt seiner Verlobten und ihrem Helfer aus der sizilianischen Mafia ins Boot und wagen, gegen die Schweizer Mafiagruppierung anzutreten. Ein würdiger Countdown.
Fast alle Figuren, die man aus früheren Fällen kennt, kommen hier, auch wenn nur kurz, vor. Die Kinder von Ursel und Ignaz sind ganz gut präsent und spielen hier eine Rolle. Die von früher bekannte Ratschkattel und Blumenverkäuferin im Nebenberuf tritt auch deutlich in Erscheinung. Der traurige Clown, eine neue Figur, bleibt unvergessen.

Fazit: Es war ein nettes Wiedersehen mit Jennerwein & Co. Paar Auflacher waren schon dabei. Der Schluss fiel sehr ungewöhnlich und schon fast gesagt innovativ aus. Jedenfalls gab es so etwas in dieser Serie noch gar nicht. Alles bis ins letzte Detail wurde aufgeklärt. Und ein Köder zum nächsten Fall geworfen.

Jörg Maurer hat sein Werk, wie immer, großartig vorgetragen. Schon allein um ihn wieder zu hören hat sich dieses Hörbuch gelohnt. Ich habe alle Jennerwein Folgen gehört, manche gar zwei Mal. Diese ist wieder sehr besonders, so ganz eigen. Und sehr gut. Ich bleibe auf weitere Jennewein-Fälle gespannt und vergebe gern fünf Sterne und eine Hörempfehlung. Jörg Maurer sollte man unbedingt hören.

Hörbuch, gekürzte Ausgabe, Spieldauer 8 Stunden und 1 Minute.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Konnte mich weder mitreißen noch überzeugen.

Eisige Flut
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Auf die neue Folge mit Benthien& Co. habe ich mich gefreut. Leider konnte mich dieser Fall weder erfreuen noch überzeugen.

Was positiv aufgefallen war: Die Figuren und ihre Schicksale waren sehr liebevoll ...

Auf die neue Folge mit Benthien& Co. habe ich mich gefreut. Leider konnte mich dieser Fall weder erfreuen noch überzeugen.

Was positiv aufgefallen war: Die Figuren und ihre Schicksale waren sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet worden. Sie stehen einem lebendig vor Augen. Man lernt sie auch nach und nach recht gut kennen, mit all ihren Besonderheiten, Macken, etc.

Die Handlung zog sich leider zu sehr in die Länge. Es wurde lange und ergebnislos ermittelt, noch mehr Details über weitere Figuren ins Spiel gebracht, dazu noch mehr aus dem Leben von denen, die man bereits kennengelernt hat, usw. Die Geschichte stockte mir zu oft, ging kaum voran. Spannung war für mich kaum da.

Ich konnte das Hörbuch jederzeit stoppen und etwas anderes hören, was ich auch getan habe. Dazwischen habe ich etliche Hörbücher fertiggehört. Erst nach vielen Pausen konnte ich mich überreden, immer ein Stückchen weiter hier zu hören, bis ich das Ende doch noch erreicht habe. Was auch der zu düsteren Stimmung zu verdanken war. Diese Trost-/ Aussichtlosigkeit, da ein Schicksalsschlag, hier die Schilderungen des (Kinder-)Missbrauchs in voller Länge. Das muss man sich nicht wirklich antun, musste ich oft denken.

Die Auflösung konnte mich leider auch nicht überzeugen. Sie ist zwar auch detailreich erklärt worden, aber, wie die Handlung, ist sie mir zu konstruiert, zu verkopft. Da macht das Buchgefühl einfach nicht mit. Ich blieb auch hier mit einem schalen Nachgeschmack zurück.

Reinhard Kuhnert ist mir aus den vorigen Folgen bekannt. Die Benthien-Geschichten sind für mich mit seiner Stimme fest verbunden. Er hat, wie immer, sehr gut gelesen. Alle Figuren und ihre Stimmungen konnte ich prima heraushören. Hier volle Punktezahl.

Fazit: Sehr gut ausgearbeitete Figuren, aber wenig Spannung. Die Handlung zog sich zu sehr in die Länge, die Stimmung zu düster und trostlos. Die Auflösung war mir schlicht zu verkopft und unglaubwürdig. Es ist eher ein Psycho-Thriller, da den Abgründen der menschlichen Psyche sehr viel Zeit und Raum gewidmet wurden. Max. 3 Sterne gibt es von mir.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Ein schöner, atmosphärischer Krimi zum Wohlfühlen.

Château Mort
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Das Hörbuch habe ich sehr gern gehört und empfehle es gern auch weiter.

Klappentext beschreibt den Anfang sehr gut: „Hitzewelle im Aquitaine. Dennoch treten wieder Tausende zum weltberühmten Marathon ...

Das Hörbuch habe ich sehr gern gehört und empfehle es gern auch weiter.

Klappentext beschreibt den Anfang sehr gut: „Hitzewelle im Aquitaine. Dennoch treten wieder Tausende zum weltberühmten Marathon du Médoc an, der mitten durch die Gärten der schönsten Châteaus führt. Doch während des Laufes stirbt ein angesehener Winzer - und ausgerechnet Lucs bester Freund Richard ist der Hauptverdächtige. Der Kommissar entdeckt rasch, dass auch die nobelsten Weingüter der Welt ihre Schattenseiten haben. Je mehr Luc erfährt, desto verzwickter wird der Fall. Und er muss feststellen, dass selbst seine Partnerin Anouk seinen besten Freund für einen Mörder hält.
Frank Arnold verbindet kulinarischen Genüsse, eine Liebesgeschichte sowie den verzwickten Kriminalfall auf sehr angenehme Art miteinander.“

Der Kommissar Luc Verlain gibt eine sympathische Figur ab, also begleitet man ihn gern bei seinen Abenteuern aller Art. Der junge Mann lässt nichts anbrennen: in Anouk ist er verliebt, hat aber nicht so ganz einfach mit ihr. Zum Trost gibt es die sportliche Surf-Lehrerin, die sich dann aber doch von der tiefgründigen Seiten zeigt. Die Ermittlungen führen Luc in Winzermilieu. Hier erfährt man, was es eigentlich heißt, Winzer zu sein: Harte Arbeit in der Landwirtschaft. Die guten Preise bekommt man nur, wenn man die angesagten Anbaugebiete sein eigen nennt. Der Rest der Winzer arbeitet viel, bekommt aber wenig, obwohl die Weine gut sind. Sie erzielen bloß nicht die Preise, die der Winzer bräuchte, um nicht pleite zu gehen.

Bei seinen Ermittlungen vergisst Luc nicht, in Gesellschaft schöner Frauen fein zu speisen und sich die tollen Weine der Region schmecken zu lassen. Auch einer Weinführung wohnen er und seine Kollegin bei. Wie später auch einer Weintraubenernte.
Schön atmosphärisch ist das Ganze. Es ist, als ob man bei Luc zu Besuch ist und ihm über die Schulter schaut.
Ich fühlte mich sehr wohl in diesem Krimi. Auch zum Miträtseln gab es genug. Falsche Fährten auf Schritt und Tritt. Der tatsächlich hinter dem Mord steckte, konnte man nicht voraussehen, auch weil dem Leser/Zuhörer nicht sonderlich viel Infos gegeben wurden. Mir war es zudem etwas zu viel erklärt, die Infoversorgung hätte gern etwas eleganter ausfallen können. Aber sei es drum. Es ist ein schöner Regio-Krimi zum Träumen und sich Wohlfühlen.

Frank Arnold hat sehr gut gelesen. Alle Figuren konnte ich wunderbar heraushören und wiedererkennen, auch weil ihnen bestimmte Sprechbesonderheiten zugeteilt wurden. Auch Frauenfiguren samt ihren Stimmungen gelangen prima. Ich freue mich, wenn die nächste Folge von Frank Arnold gesprochen wird.

Fazit: Ein schöner, atmosphärischer Krimi zum Wohlfühlen. Habe ich gern gehört!

Veröffentlicht am 21.03.2018

Sehr gekonnt geschrieben. Tiefgründig. Lesenswert.

Skandinavisches Viertel
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Den Roman von Torsten Schulz habe ich gern gelesen. Er stellt ein gekonnt geschriebenes literarisches Werk dar, das viele akuten Themen der Gesellschaft zu einem atmosphärischen, tiefgründigen, zum Nachdenken ...

Den Roman von Torsten Schulz habe ich gern gelesen. Er stellt ein gekonnt geschriebenes literarisches Werk dar, das viele akuten Themen der Gesellschaft zu einem atmosphärischen, tiefgründigen, zum Nachdenken anregenden Erzählteppich verwebt.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend: „Nach Jahren im Ausland kehrt Matthias Weber ins Skandinavische Viertel zurück. Schon als Zwölfjähriger kannte er jede Straße in diesem Teil Ostberlins an der Mauer. Heute stemmt er sich als selbsternannter Anti-Gentrifizierungs-Makler gegen eine Entwicklung, die er nicht aufhalten kann.

Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich auf der Flucht vor inneren Dämonen. Vater, Onkel, Großmutter: nette Leute, und doch jeder auf seine Weise in Schuld verstrickt. Nur sehr langsam durchdringt der Junge das Geflecht aus Geheimnis und Verrat in seiner Familie. Jahre später kehrt Matthias in sein Revier zurück, das sich seit dem Fall der Mauer im Umbruch befindet. Er wird Wohnungsmakler, und da sich der umgängliche Grübler nicht zum Haifisch eignet, macht er es sich zur Aufgabe, Neureiche und Großkotze aus seinem Viertel fernzuhalten. Zwischen Geld und Moral, vergänglichen Amouren und existentieller Einsamkeit führt er einen letztlich aussichtslosen Kampf. Eine Geschichte um Verlust, Trauer und Wut, in der sich die Abgründe des eigenen Lebens offenbaren.“

Es ist ein Familienroman, der mit seinen Lesern über das Leben und vieles, was dazu gehört, spricht, auch über die Liebe über den Tod hinaus, über Familienzusammenhalt, Vertrauen, Vertrauensbruch, über das Schweigen und übermäßigen Alkoholkonsum als „Problemlösung“ uvm.

Es geht um Matthias, einen clevereren Burschen mit wachem Verstand, und seine Kindheit in der DDR, um sein Erwachsenwerden ohne Mutter, und welche Folgen das für Matthias als erwachsenen Mann hat, um den Verrat und seine Folgen, für alle Beteiligten, über die Generationen hinweg. Teils in Rückblenden, im Wechsel zum Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt und Matthias im Heute zeigt, wurde sein Leben bis zu seinem 50.Lebensjahr erzählt: Woher er kam, wohin er als junger Mann ging, was er dort erreicht hat, wo er jetzt ist, was er nun hat und ob das so gut ist. Matthias hat da zum Schluss seine eigene Meinung und ist nicht abgeneigt, daran zu arbeiten.

Der Roman ist sehr kunstfertig geschrieben. Er erzählt nicht nur Lebensgeschichten der Menschen aus der ehem. DDR, sondern er gibt auch seinen Lesern viel Stoff, der viel hineininterpretieren lässt und zum Nachdenken u.a. über das eigene Tun und seine Konsequenzen, über das eigene Leben insg. einlädt.
Die „obligatorischen“ Sexszenen sind gekonnt gemeistert worden. Davon hätte es aber ruhig weniger sein können. Wie Matthias mit seinen Liebschaften schläft, wollte ich nicht so genau wissen. Insofern war es mMn keine Aufwertung oder etwas in der Art. Aber sonst…

Fazit: Ein Familienroman, der seine Wirkung erst nach und nach entfaltet. Man sollte ihm, wie einem Kunstwerk, genug Zeit und Raum geben. Definitiv kein 08/15 Kitsch. Sehr gekonnt und kunstfertig geschrieben. Tiefgründig. Lesenswert.