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Veröffentlicht am 22.12.2017

Diese Geschichten gehen unter die Haut. Unbedingt lesen.

Kein Dach über dem Leben
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Eine beeindruckende Biographie des Obdachlosen Richard Brox, gekonnt geschrieben von Albrecht Kieser, gründlich recherchiert von Dirk Kästel.
Dirk Kästel ist Journalist und Vorsitzender des Vereins kunst ...

Eine beeindruckende Biographie des Obdachlosen Richard Brox, gekonnt geschrieben von Albrecht Kieser, gründlich recherchiert von Dirk Kästel.
Dirk Kästel ist Journalist und Vorsitzender des Vereins kunst hilft geben für Arme und Wohnungslose in Köln e.V. Er schreibt: „Was Richard mit erzählte, war so unfassbar, dass ich schon früh dachte, diese Lebensgeschichte müsste eigentlich in Buchform festgehalten werden. Um anderen Menschen auf der Straße Mut zu machen und in der Gesellschaft Vorurteile wie ‚Obdachlose sind doch selber schuld‘ abzubauen.“ S. 266.
Mit diesem Buch ist es sehr gut gelungen. Geschichten aus dem Leben von Richard Brox gehen unter die Haut. Sie sind nicht nur mutig, ehrlich und authentisch, sie zeigen einen hochintelligenten Mann, der sich treu geblieben, seinen Weg auf den Straßen Deutschlands gegangen war.
Richard Brox hat 30 Jahre auf der Straße verbracht. Mit 21 wurde er nach dem Tod seiner Mutter obdachlos. Dem Sozialamt war die zweieinhalb Zimmer Wohnung zu groß für einen Alleinstehenden. Gerichtsvollzieher, mithilfe von Polizei und Räummännern, schmiss ihn aus der elterlichen Wohnung. So fing sein Weg ohne Dach über dem Leben, wie Titel es so treffend zum Ausdruck bringt.
Richard gibt zu, er war schon mit dreizehn „ein Flüchtender“: oft auf der Straße, schlief, wo es gerade möglich war. Keine Freundschaften, keine emotionale Bindung. So wurde bald kokainabhängig. Mit 28 wurde er wieder clean. Diese Geschichte, auf nur paar Seiten erzählt, ist sehr beeindruckend. „..ich hatte gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen. Ohne Halt an Kokain und Alkohol zu suchen. Was für ein großartiger Erfolg.“ S. 52.
Richard hatte durchaus andere Probleme, die ihn fest im Griff hatten und ihn weder sesshaft noch ein guter Vater werden ließen, weder für eigene noch für Kinder der Frauen, mit denen er mal paar Wochen zusammengelebt hatte, denn er selbst hatte kein besonders positives Vorbild aus eigener Kindheit mitnehmen können. Er war nicht imstande, das zu geben, was ihm selbst als Kind kaum gegeben wurde.
Viele Aushilfsjobs hatte er im Laufe seines Lebens erledigt: „Das gehört zu den schönen Seiten des Berberlebens: Du kommst nicht nur in Regionen, in die du als Sesshafter nie gelangen würdest, du setzt dich auch Situationen aus, in die du sonst nie geraten wärst.“ S. 83.
Es gab auch viele Begegnungen anderer Art: Ungerechtigkeit, Willkür der Beamten, Gefahr, Gewalt, Tod. Alles war dabei.
Sein Schachspiel beeindruckte viele. Einige gute Schachspieler konnte er schlagen.
Sein Lebensprojekt, der online-Ratgeber für Menschen, die auf der Straße leben (müssen), das eine große Anzahl an Obdachloseneinrichtungen beschreibt und auf deren Vorzüge und Nachteile eingeht, ist eine große Hilfe für die Menschen in Not und erfreut sich großer Beliebtheit.

Die Geschichten aus dem Leben von Richard Brox zeigen auch deutlich, dass es auch an dieser Gesellschaft, v.a. ihrer neoliberalen wirtschaftspolitischen Ordnung liegt, dass es immer mehr Obdachlose gibt, alle Bildungsschichten und Berufsstände sind dabei vertreten, schätzungsweise 335.000, mit dem Sprung von 2012 bis 2014 auf 18%, so Günter Wallraff im Vorwort.

In der Hinsicht ist es auch ein gesellschaftskritisches Buch, dem ich auch viele Leserinnen und Leser wünsche. 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung. Dieses Buch ist eine wahre Bereicherung. Unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 19.12.2017

Eher ein Geschichtsunterricht und Reiseführer als ein spannender Krimi.

Verschwörung in der Camargue
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Die Buchbeschreibung hörte sich verlockend an. Zum Teil wurden meine Erwartungen erfüllt. Der versprochene religiöse Fanatismus, im christlichen Glauben, und eine geheime Bruderschaft in der Camargue waren ...

Die Buchbeschreibung hörte sich verlockend an. Zum Teil wurden meine Erwartungen erfüllt. Der versprochene religiöse Fanatismus, im christlichen Glauben, und eine geheime Bruderschaft in der Camargue waren gut präsent und haben ihr Unwesen getrieben. Capitaine Jaques Maillard von der örtlichen Polizei hat die Ermittlungen geleitet. Ihm zur Hand stand die britische Archäologin Meredith Bedford. Nachdem ihr Mentor Philippe Clairvaux ermordet wurde, leitete sie die Ausgrabungen in der Krypta der alten Kirche von Les-Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue, um ein altes Geheimnis zu lüften.
Im Grunde wurden viele Zutaten für einen spannenden, süffigen Krimi voller Lokalkolorit aufgetischt, meine Begeisterung aber hielt sich, insb. zum Schluss, sehr in Grenzen.
Bis zu zwei Dritteln ging es noch, wobei mich das sprachliche Unvermögen und die wenig kunstfertige Einführung der Figuren nicht gerade erfreuten: zu viel „war“ hatte mein Lesevergnügen doch deutlich getrübt. Die Art, wie die Hauptfiguren vorgestellt wurden, erschien mir zu amateurhaft, zudem schaute es wie Abklatsch aus Bestsellern anderer Autoren aus, mit kleinen Veränderungen hierher verfrachtet.
Auf Religions- und Geschichtsunterricht sollte man sich einstellen, wenn man sich entscheidet, diesen Krimi zu lesen. Diese Einlagen wurden in regelmäßigen Abständen verabreicht und sind z.T. zu lang, um den Leser nicht zu langweilen. Diese historisch-geschichtlichen Ausführungen waren noch das Spannendste vom Ganzen. Der Konflikt zwischen der offiziellen katholischen Kirche in Rom und anderer Glaubensrichtung, die Südfrankreich als Wiege des wahren Glaubens ansieht, ist gut zur Geltung gekommen. Manche Bruderschaftaktivisten haben da ein recht überzeugendes Bild abgegeben.
Dagegen konnten viele übrige Figuren und ihre Lebensgeschichten leider nicht punkten. Besonders Frauen waren wenig glaubhaft. Die Autoren scheinen keinen Bezug zu ihnen gehabt zu haben. Frauen wurden oft vom allwissenden Erzähler erklärt. Und ich hatte meine liebe Mühe, dem Gesagten meinen Glauben zu schenken. Im Übrigen waren sie mir leider wieder als Abklatsch aus schon mal gelesenen Bestsellern vorgekommen.
Dasselbe gilt für die Handlung, insb. im letzten Drittel. Haltlose Bombasterei zwecks Eindrucksschinderei, was natürlich auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht, hat mir die Lust am Lesen gänzlich vergällt. Mit Glaubwürdigkeitsfragen hatte ich auch in der gesamten Länge zu kämpfen. Die Handlung und die Motive erschienen mir leider zu konstruiert. Die Stoffdarbietung war leider auch oft voll von Fertigfrei (alles bis ins Kleinste erklärt und auf silbernem Tablett serviert): man brauchte nur zu schlucken. Mochte ich leider nicht. Schmeckte mir nicht.
Dass einer der Autoren Camargue persönlich kennt, ließ sich deutlich beim Lesen wahrnehmen. Die entspr. Beschreibungen der Landschaften, Geschichte und Gebräuche sind sehr gelungen: atmosphärisch und überzeugend.

Das Cover passt nicht zum Inhalt. Es ist zwar schön dynamisch, hat aber mit diesem Krimi nichts zu tun.

Fazit: Sehr viel gewollt, deutlich weniger gekonnt. Vieles in der Handlung und Figuren liest sich leider wie abgeschrieben von bekannten Bestsellern, nur etwas abgewandelt, oft unglaubwürdig, mit hölzernen Figuren, eher klobigen Frauenrollen. Stilistisch unsicher. Insg. leider eher amateurhaft. Drei Sterne mit viel Wohlwollen.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Außergewöhnlich, beeindruckend, anspruchsvoll. Lesenswert!

Lévi-Strauss
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Diese Biographie (Bio) habe ich gern gelesen. Sie ist etwas Besonderes. Nicht nur weil es um einen außerordentlichen Wissenschaftler geht. Auch die Art, wie sie geschrieben wurde, ist auf jeden Fall bemerkenswert. ...

Diese Biographie (Bio) habe ich gern gelesen. Sie ist etwas Besonderes. Nicht nur weil es um einen außerordentlichen Wissenschaftler geht. Auch die Art, wie sie geschrieben wurde, ist auf jeden Fall bemerkenswert. Emmanuelle Loyer ist sehr gut gelungen, das Wesen von Claude Lévi-Strauss (CLS), seine Art, seinen Gedankengut, seine Arbeit, seine Bücher, uvm. den Lesern näher zu bringen.
Diese Biographie weist ein recht hohes Niveau auf. Passt zu CLS. Im Wesentlichen ist diese Bio chronologisch aufgebaut, aber insb. zum Schluss eher nach Themen, sodass man mal in den Zeiten springt. Aber das ist gerechtfertigt.
An folgende Zeilen des Klappentextes musste ich oft denken, da sie so toll den Inhalt beschreiben: „Wissenschaftler, Schriftsteller, Melancholiker, Ästhet – Claude Lévi-Strauss (1908-2009) hat nicht nur Wissenschaftsgeschichte geschrieben, sondern auch unseren Blick auf uns selbst und auf die Welt verändert. In ihrer preisgekrönten Biographie durchmisst die Historikerin Emmanuelle Loyer das Leben und den intellektuellen Werdegang des weltberühmten Anthropologen.“
Dieser Werdegang ist faszinierend, weit davon entfernt, gradlinig und von Kindesbeinen an auf nur ein vordefiniertes Ziel ausgerichtet zu sein. Sein Vater ist Künstler, Maler. Claude wuchs entspr. nach dem humanistischem Vorbild auf, studierte zunächst Philosophie und unterrichtete diese. Dann reiste er nach Brasilien und besuchte auf mehreren Expeditionen die indigenen Völker. Dies hat ihn dazu bewegt, Anthropologe zu werden, der sich und der Welt diese Menschen, die Vielfalt ihrer Kulturen, ihre Eigenart, etc. mithilfe von Strukturalismus zu erklären suchte. Nach der Epoche des Strukturalismus, die paar Jahrzehnte gedauert hatte, wendete er sich der Mythologie der Völker und versuchte auf diesem Gebiet, gemeinsame Nenner zu finden und diese zu erklären. Danach widmete er sich der Ästhetik, bereiste Japan und lernte die eigenartige Kultur dort kennen. Insb. in der zweiten Hälfte seines Lebens und zum Schluss erwies er sich recht unkonventionell, oft kontrovers zur öffentlich angenommenen Meinung in seinen Urteilen und offenherzig in seinen Äußerungen. Dies hat ihm noch mehr Aufmerksamkeit gebracht, aber da er hatte schon längst den Status einer Kultfigur im In- und Ausland erreicht.
Es gibt viele Zitate aus seinen Werken, aus seiner Korrespondenz, auch der seiner Gefährten und u.a. Kontrahenten und schlicht anderen Denkern, die stets wunderbar das Gesagte beleuchteten.
Die Quellen wurden in den Fußnoten angegeben. Passt ganz gut, ist recht leserfreundlich, da man alles gleich vor Augen hat und nicht hin- und her blättern muss. Allerdings gibt es die Quellen im Anhang nicht nochmals in Form einer Auflistung.
Die Vielfalt an Themen und Blickwinkeln der Betrachtung ist schier überwältigend. Man lernt nicht nur CLS, sondern seine Kollegen und Weggefährten kennen, u.a. was LAS war, wie dort gearbeitet wurde, welche persönlichen Beziehungen seine Mitarbeiter untereiander pflegten, Werdegang und Rolle seiner Mitarbeiter bei der Arbeit der LAS, welche Rolle CLS selbst dabei spielte, wie er sich um seine Leute kümmerte, welche Bücher er z.Zt. schrieb, uvm.
Auch die Höhen und Tiefen seiner Karriere, wie auch seines Privatlebens, sind eingehend beleuchtet worden, z.B. dass er oft nicht verstanden und gar verklärt wurde, da er nicht viel reden mochte. Eine klassische Uni-Karriere schien anfangs unmöglich, die zweite Frau weg. Er ging aber unbeirrt seinen Weg und hinterließ trotz aller Widrigkeiten ein beachtliches Erbe, das die Wissenschaft und das Selbstverständnis der Menschen noch heute prägt.
CLS schrieb gern Bücher: 22 Titel sind im Anhang aufgelistet, die sich zwar kaum an breites Publikum richten, da recht anspruchsvoll, wurden aber stets gut verkauft, auch im Ausland, und in diverse Sprachen übersetzt.
Es gibt auch Fotos, manche sehr ausdrucksstark: nach Teil II, die CLS in seinen jungen Jahren, seine Mutter, seine zweite Frau mit Sohn Laurent als Baby zeigen, und nach Teil III. Dort bilden die Fotos CLS in seinen reifen Jahren ab, auch seine vier Masken aus Britisch Columbia sind dabei, alles in schwarz-weiß, auf dem gleichen Papier wie der Text.
Das Buch wiegt gut ein Kilo. Eine gute Übung für die Arme, wenn man es länger vor Augen hält.

Fazit: Eine außergewöhnliche, beeindruckende, anspruchsvolle Biographie von Claude Lévi-Strauss, eines herausragenden Wissenschaftlers, Schriftstellers, Humanisten, Ästheten.

Wenn man eine spannende Persönlichkeit auf diesem Wege kennenlernen möchte, ist man hier an der richtigen Adresse. Gut möglich, dass man dann auch den Wunsch verspürt, die Werke von CLS zu lesen. Die gibt es auch auf Deutsch.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Eine gut gelungene, unterhaltsam gestaltete Biographie.

Die phantastische Welt des Märchenkönigs
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Die vorliegende Biographie (Bio) vom Märchenkönig von Bayern Ludwig II. (1845-1886) habe ich gern gelesen, einiges Neues darin entdeckt, habe mich dabei prima unterhalten gefühlt, daher empfehle ich das ...

Die vorliegende Biographie (Bio) vom Märchenkönig von Bayern Ludwig II. (1845-1886) habe ich gern gelesen, einiges Neues darin entdeckt, habe mich dabei prima unterhalten gefühlt, daher empfehle ich das Buch auch gern weiter.
Auszug aus dem Prolog: „Dieses Buch ist ein Kolportagebericht, ein Klatschreport, eine Art ‚Yellow Press‘ des neunzehnten Jahrhunderts. Augenzeugenberichte sind die Basis dieser Darstellung.“
Das halte ich für ein dezentes Unterstatement. Diese Bio ist wesentlich mehr als das geworden. Sie ist ein gelungenes Portrait eines Visionärs, eines Genies, der nur wenigen seiner Zeitgenossen begreiflich und seiner Zeit weit im Voraus war. Er wurde hier als ganze Person mit seine Stärken, Schwächen und Zweifeln gezeigt.
Man erfährt mehr über Ludwig II. als nur die Dinge, die Augenzeugen zu berichten wussten. Über seine Herkunft, seine Eltern liest man paar Kernpunkte, auch ihre Fotos sind dabei. Man sieht, dass er seiner Mutter in jungen Jahren sehr ähnlich aussah. Über seine frühere Begeisterung für Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837-1898) gibt es auch paar Zeilen samt Foto der beiden auf der Blumeninsel. Bereichernd fand ich die hier zitierten Gedichte der Kaiserin, die z.T. auf die Kritik an Ludwig II. eingingen und nicht nur den klaren Verstand und Talent der Verfasserin bezeugen, sondern u.a. auch dass Ludwig II. von manchen Freigeistern seiner Zeit auch richtig verstanden wurde.
Den Teil über seine Pläne auszuwandern, da sein Sekretär nach geeigneten Gegenden bereits Ausschau gehalten und ihm die Beschreibungen vorgelegt hat, ist neu, denn in keiner anderen Quelle habe ich diese Info bisher vernehmen können.
Diese Bio ist auch vom Aufbau her etwas Besonderes. Sie fängt mit den Tod Ludwigs II. an und arbeitet sich anschließend von seiner Jugend mit all seinen vielfältigen Interessen und sehr wohl geübtem Verstand eines Forschers und Visionärs über die reifen Jahre seiner erfolgten Bauprojekte, seiner gelebten Homosexualität und sonstigen Andersartigkeit, seinen Krankheiten zum Schluss bis zu seiner Unsterblichkeit.
Ludwig II. wurde kurz vor seinem Tod für Verrückt erklärt, dabei liest es sich eher heraus, dass er es keineswegs war, vielmehr war er ein Kaiser, der viel weiter blicken konnte als die meisten, die sich anmaßten, über ihn zu urteilen. Die Kleingeister von Ministern haben ihn für verrückt erklären lassen, u.a. weil er so viel Geld für seine in die Zukunft gerichteten Projekte ausgab und sich sonst wenig um die Regierungsroutine kümmerte. So gesehen war es ein Staatsstreich, bei dem der König, der sich anders als erwartet erwies, klammheimlich eliminiert wurde. An diesem Bps. kommen wir zur Art der Stoffdarbietung, die mir hier auch zugesagt hat. Die Autoren legen sich bei einigen Fragen, die niemand definitiv beantworten kann, nicht auf irgendeine Version fest, sondern liefern den Stoff, durchaus kontroversen Charakters, der die Leser dazu verleitet, selbst über das Gelesene nachzudenken und, falls erwünscht, zum eigenen Entschluss zu kommen.
Zum Schluss gibt es ein Interview mit einem 3-D Spezialisten Gerd Hirzinger, der vieles aus den Ludwigs II. Projekten in 3D nachgestellt hat. Es gibt Fotos vom Luftschiff, ähnelt einem Zeppelin, dessen Entstehung von Ludwig II. mitfinanziert wurde, auch zwei Fotos der 3-D Nachstellungen von seinen „Architekturvisionen“ der Schlösser, die nie erbaut wurden.

Es gibt recht viele Fotos. In der E-Book Version auf dem Tablett sehen sie gestochen scharf aus, die Farben sind satt und prächtig. Die Links hinten im Buch, nach Literaturverzeichnis, führen direkt zu buchrelevanten I-Seiten wie den Webseiten von den Schlössern, Familie Wittelsbacher, Museen, etc.

Es gibt noch vieles, was man über dieses Buch schreiben könnte, aber besser ist es, man liest es selbst.

Fazit: Eine gut gelungene Biographie von Ludwig II., die allerdings auch einiges ausgelassen hat. Wer wissen möchte, wie er als Person war, was ihn interessiert, was ihn bewegt hat, ist bei dieser Bio an einer sehr guten Adresse. Dieses Buch ist für breites Publikum geschrieben worden, daher erweist sie auch einen hohen Unterhaltungswert und wird jedem verständlich sein.

Veröffentlicht am 06.12.2017

Ein guter Auftakt der Reihe.

Eisenberg
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„Eisenberg“ habe ich gern gehört. Der Krimi erschien mir größtenteils recht stimmig, auch sonst ganz nett, atmosphärisch, nur die Auflösung fand ich etwas zu konstruiert.
Klappentext: „Er weiß, wovon er ...

„Eisenberg“ habe ich gern gehört. Der Krimi erschien mir größtenteils recht stimmig, auch sonst ganz nett, atmosphärisch, nur die Auflösung fand ich etwas zu konstruiert.
Klappentext: „Er weiß, wovon er schreibt: Andreas Föhr hat Jura studiert und in München promoviert. Jahrelang war er als Anwalt tätig, bevor er sich mit dem Schreiben von Drehbüchern einen Namen machte. Jetzt hat der Bestsellerautor eine Figur geschaffen, die nicht nur sein juristisches Fachwissen teilt, sondern auch seinen Glauben daran, dass jeder, ob schuldig oder nicht, einen Verteidiger verdient, der ganz auf seiner Seite steht: Dr. Rachel Eisenberg. Rachel ist Mitinhaberin einer angesehenen Münchner Kanzlei, frisch getrennt und Mutter einer 13-jährigen Tochter. Ihr neuer Fall soll eigentlich nur ein bisschen Medienpräsenz bringen – ein Obdachloser, der eines äußerst gewalttätigen Mordes verdächtigt wird –, doch als sie ihrem Mandanten zum ersten Mal gegenübersitzt, ist Rachel sprachlos: Sie kennt den Mann – oder glaubte das zumindest ...“
Gerade in diesem Krimi von Andreas Föhr merkt man, dass der Autor früher als Anwalt tätig war und genau weiß, wie es im Gerichtssaal bei Strafprozessen abläuft. Hier bringt er bildhaft einige Szenen solcher Verhandlung, samt Hintergründen und Erklärungen, welche Akteure wie und warum agieren, wie sich die Anwälte untereinander verständigen, wie es bei den Vorbereitungen bei solchen Sitzungen abläuft uvm. Gerade diese Interna fand ich recht interessant, manches war mir neu, also wieder was gelernt .
Der Fall ist recht knifflig, mit einer guten Prise Psychothriller, da die Ermittlerin persönlich betroffen ist und bis zum Schluss als Hauptfigur die Rolle spielt.
Rachel Eisenberg will erst gar nicht den Fall übernehmen, da er zu wenig finanziell attraktiv erscheint, aber sie wird da mehr oder minder hineingezogen. Und als sie den Obdachlosen sieht, der eines brutalen Mordes einer jungen Frau angeklagt wird, dann kann sie nicht anders, als herausfinden zu wollen, was die Sache eigentlich auf sich hat.
Interessant fand ich in diesem Krimi auch, dass es hier wieder eine Frauenfigur, eine Art Archetyp, gibt, die von einem Krimi aus der Feder von A. Föhr, in den nächsten zu wandern scheint, bloß mit einigen, recht kosmetischen, Änderungen. Es ist Typ junge, mehr oder minder attraktive Frau, nicht sonderlich klug, geschweige denn von gebildet, oft aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die entweder, wie hier, auf der Straße lebt, oder auch als Kellnerin jobbt, was hier später auch zutrifft. Die Frau wird kraft ihrer kindlichen Weltanschauung und Gutgläubigkeit von (bösen) Männern in Beschlag genommen, wird als Marionette benutzt, spielt eine Opferrolle, vermutlich weil sie leicht manipulierbar ist, da labil und blickt sonst nicht durch, was eigentlich vor sich geht.
Rachel Eisenberg ist eine kluge Frau Anfang vierzig, die ihre Karriere gemacht hat und ganz oben auf dem Olymp der Staranwälte in Sachen Strafverteidigung steht. Sie wirkte auf mich recht überzeugend, sympathisch, angenehm. Ich war gern in ihrer Gesellschaft. Die weiteren Folgen mit ihr werde ich gern hören. Der nächste Fall mit Rachel, „Eifersucht“, ist für Juni 2018 geplant.
Michael Schwarzmeier hat wie gewohnt sehr gut gelesen. Jede Figur hat ihre eigene Stimme, ist prima wiedererkennbar. Auch Frauenstimmen gelingen Michael Schwarzmeier sehr gut, auch oder vor allem, wenn sie weinen. Da komme ich mir oft wie in einem Hörspiel vor, das von einem Schauspieler gemeistert wird.

Fazit: Den Krimi habe ich gern gehört. Ein guter Auftakt der Reihe. Zum Schluss war mir das Ganze etwas zu konstruiert, Glaubwürdigkeitsfragen tauchten auf. Zudem wurde wieder auch etwas zu viel erklärt. Aber gut, das Ganze soll ja für jeden verständlich sein.

Spieldauer: 12 Stunden und 45 Minuten.
Gelesen von Michael Schwarzmeier.