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Veröffentlicht am 05.02.2017

Etwas zum Lachen und zum Nachdenken. Wunderbar!

Wunder wirken Wunder
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Hörbuch, gelesen vom Autor, Spieldauer: 1 St. 43 Min.
Es ist wohl Aufnahme eines Konzerts des Autors, denn man hört das Klatschen, Lachen und andere Geräusche der Zuschauer. Dies hat einen netten Nebeneffekt, ...

Hörbuch, gelesen vom Autor, Spieldauer: 1 St. 43 Min.
Es ist wohl Aufnahme eines Konzerts des Autors, denn man hört das Klatschen, Lachen und andere Geräusche der Zuschauer. Dies hat einen netten Nebeneffekt, dass man denkt, man ist mitten drin, im Zuhörerraum, und lauscht gespannt den Ausführungen des Autors.

Eckhart von Hirschhausen plaudert über das Thema Wunder und was sie im Leben bewirken können. Auszug aus dem Klappentext: „Es gelingt dem Arzt, Kabarettisten und Wissenschaftsjournalisten, zwei zerstrittene Weltanschauungen miteinander zu versöhnen und gleichzeitig praktische Orientierung zu geben. Spielerisch wechselt er die Perspektiven, von klaren Worten zu wunderbarer Komik, von Hintergrundwissen zu Selbsterfahrung, von Anklage zur Anekdote.“ Das stimmt. Ich habe seine Texte sehr genossen.
Es ist eine tolle, intelligente Unterhaltung, die nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken bringt, manches geht auch sehr nah, denn auch ernste Themen werden angesprochen. Man bleibt aber nicht lange betrübt, denn gleich kommt ein nächster guter Witz und man ist wieder am Auflachen und Schmunzeln und zwar bis zum Ende.

Fazit: Unbedingt hören! Gerade beim trüben Wetter. Das Hörbuch macht gute Stimmung und Lust auf Mehr. Bin schon beim nächsten Hörbuch von Hirschhausen. Ist auch super.
Danke an alle Beteiligten, die dieses wunderbare Hörbuch ermöglicht haben. Natürlich gibt es fünf Sterne, wobei ich gerne auch zehn gegeben hätte.

Veröffentlicht am 03.02.2017

Mittelmaß. Gnadenlos überbewertet.

Das Buch der Spiegel
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„Das Buch der Spiegel“ ist ein flüssig geschriebener Krimi mit ruhiger Spannung, bei dem Psychopathen und ihre gestörte Wahrnehmung eine große Rolle spielen. Dass es in Genre Literatur einsortiert wurde, ...

„Das Buch der Spiegel“ ist ein flüssig geschriebener Krimi mit ruhiger Spannung, bei dem Psychopathen und ihre gestörte Wahrnehmung eine große Rolle spielen. Dass es in Genre Literatur einsortiert wurde, halte ich für eine zu große Versprechung, eine von vielen, die als solche bei diesem Werk bis zum Schluss auch bleiben.
Das Coverbild ist ein Hingucker, ist aber irreführend. Die Schlösser haben eher im übertragenen Sinne etwas mit der Geschichte zu tun. Auch was den Unterhaltungswert dieses Werkes angeht, lässt sich nach der Lektüre sagen: Dem Leser wird durch den Titel, das gespiegelte Bild in rot-schwarz und den Klappentext mehr versprochen, als die Geschichte im Endeffekt hält. Mehr Schein als Sein -das passt zu dem Buch perfekt.
Der Roman besteht aus drei Teilen. Erst erzählt der Literaturagent Peter Katz im Jahr 2014, Angestellter einer Agentur vermutlich in New York, ganz kurz die Vorgeschichte. Er hat einen netten Anschreiben und eine vielversprechende Leseprobe von einem Autor namens Richard Flynn bekommen. Weiter liest man den recht flott geschriebenen Anfang des eingesandten Romans, etwa 100 Seiten, der im Jahr 1987 in Princeton, USA spielt. Richard Flynn ist zu der Zeit Student der Anglistik. Er lernt Studentin Laura Baines kennen, die ins Haus neu eingezogen ist, findet sie attraktiv und bald werden sie (fast) unzertrennlich. Laura macht Richard mit dem Prof. Joseph Wieder bekannt. Richard braucht einen Job, Wieder lässt ihn seine Bibliothek ordnen. Ansonsten wird Richard vom Prof. mal zum Abendessen eingeladen, eigenhändig bekocht und führt mit ihm lange Gespräche. Kurz vor Weihnachten wird der Prof. tot in seinem Haus aufgefunden. Der Mordfall bleibt ungeklärt. Bis Peter Katz die Leserprobe erhält und den Rest des Romans lesen will, um zu sehen, ob man mit dem Manuskript Geld verdienen kann. Dafür engagiert er den Reporter, John Keller, damit er mehr über die ganze Story herausfindet und ihren Wahrheitsgehalt prüft. Hier gibt es wenige Figuren, dafür aber fast alle mit psychotischen Störungen.
Zweiter Teil, 115 Seiten, ist von John Keller erzählt worden. Er rollt den fast dreißig Jahre alten Fall auf, spricht mit allen Beteiligten, die er ausfindig machen kann, u.a. mit Laura und mit dem Handwerker, der den Prof. damals tot gefunden hatte. Hier gibt es eine Fülle von langwierigen Dialogen, Erklärungen und Spekulationen, wer damals wie gehandelt haben kann und warum. Man lernt noch mehr Menschen mit psychotischen Störungen, ihre Vorgeschichten, was und wie sie über andere und über sich denken, etc. kennen. Spätestens hier befällt einen die Erkenntnis, dass mehr an lesenswertem Stoff nicht mehr kommen wird, und man ist gezwungen, ein und das Selbe zum zigsten Mal zu lesen, bloß aus einer anderen Perspektive erzählt, ggf. von einer anderen Figur. Dazu wird nachgedacht, ob das stimmen könnte.
Dritter Teil, ca. 90 Seiten, ist von Roy Freeman erzählt worden. Er ist nun ein pensionierter Polizist. Damals hat er den Fall Joseph Wieder unaufgeklärt geschlossen. Nun will er den Fall doch wieder aufrollen und fängt seine Ermittlungen an. Hier wird der Leser aufs Neue mit langwierigen Dialogen und Stoffwiederholungen konfrontiert, die einem schon im zweiten Akt viel Geduld abverlangt haben. Hier gibt es noch weitere Erzähler, die die bereits bekannte Geschichte auf ihre Art präsentieren und mit noch mehr Details und ihrer Sicht der Dinge ausschmücken. Wenn es im Teil 1 von Psychopathen gewimmelt hat, trifft man hier vielmehr auf finstere Gestalten aus den unteren Schichten der amer. Gesellschaft: Knasties, noch mehr psychisch Kranke, Nutten, deprimierte Polizisten, Junkies, etc. Eine Gesellschaft, von der man „sehr gerne“ mehr erfahren möchte und fühlt sich in ihrer Mitte auch sonst „sehr wohl“. Am liebsten hätte ich spätestens hier die Lektüre abgebrochen, aber wegen der Rezension musste ich weiterlesen.
Ganz zum Schluss taucht Peter Katz aus Teil 1 auf und führt ein Gespräch mit dem Erzähler aus Teil 2, John Keller, über den Fall Wieder: „... wahrscheinlich hätten wir nie die Wahrheit über den Mord herausgefunden.“ S. 306. Und man denkt dabei: Es wäre überhaupt nicht schlimm gewesen. Man hätte sich viel Lesezeit für etwas Besseres gespart.
Es war auch eher anstrengend, sich in jedem Teil auf einen komplett neuen Erzähler einzustellen, auf seine Perspektive und seine Geschichte. Man erfährt einiges über seine Lebensumstände und seine Vergangenheit, ist aber nicht so recht daran interessiert, da man kaum eine emotionale Bindung zu diesen Figuren aufbauen kann. Man hat auch wohl kaum eine Figur, mit der man durch die Geschichte zusammengehen kann.
Die Psychopathen und ihr typisches Verhalten sind anschaulich und situativ dargeboten worden. An Lügengeschichten und gestörten Unsympathen mangelt es keineswegs. Wenn man aber genug Krimis/Thriller gelesen hat und eine adäquate Vorstellung hat, wie menschliches Gedächtnis funktioniert, was oft in solchen Werken zur Sprache kommt, für den ist dieser Roman in etwa so spannend wie ein Pokerspiel mit offenen Karten.

Fazit: Man kann’s lesen, immerhin ist es vom Ausdruck her recht griffig und flüssig geschrieben, das muss man aber nicht. Ich habe aufgrund des Covers, des Titels und Klappentextes deutlich mehr erwartet. Leider wurde hier mehr versprochen als gehalten. So etwas wie Anfänge des Lesevergnügens gab es nur im Teil 1. Beim Rest des Romans haben die Stoffwiederholungen – man liest immer wieder Variationen der selben Geschichte – viel Geduld abverlangt, sodass ich froh war, die letzte Seite umgeblättert zu haben.

Last but not least: Der Verlag hat überraschend, völlig kommentarlos, ein behelfsmäßig gebundenes/ low cost gestaltetes, doppelseitig bedrucktes Manuskript in kleiner Schrift zur Verfügungen gestellt, aus dem im letzten Drittel alle Seiten aus der Plastikspiralbindung herausfielen. Dafür hätte noch ein Stern abgezogen gehört. Man sagt: Man erhält nie eine zweite Chance, einen guten ersten Eindruck zu machen. Auf dem anderen Ende der Skala gibt es Verlage, die sich ihren Lesern gegenüber bei jeder Einsendung der Rezensionsexemplare sehr höflich, sehr bemüht und respektvoll zeigen. Da darf man drei Mal raten, Bücher welcher Verlage in Zukunft nachgefragt werden.
Ich bleibe bei drei Sternen und keiner Leseempfehlung. Man kann’s lesen, es ist aber definitiv kein must have/ must read, egal, was der generalstabmäßig organisierter Hype suggeriert.

Veröffentlicht am 29.01.2017

Großartige, toll erzählte Geschichten aus dem Leben.

Ab morgen wird alles anders
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„Morgen wird alles anders“ ist ein toller Erzählband von Anna Gavalda, der 5 Geschichten enthält:
Mein Hund wird sterben (25 S.)
Mathilde (104 S.)
Meine Kraftpunkte (24 S.)
Yann (94 S.)
Minnesang (25 S.)
Jede ...

„Morgen wird alles anders“ ist ein toller Erzählband von Anna Gavalda, der 5 Geschichten enthält:
Mein Hund wird sterben (25 S.)
Mathilde (104 S.)
Meine Kraftpunkte (24 S.)
Yann (94 S.)
Minnesang (25 S.)
Jede davon schildert das heutige Leben in Paris. Die Menschen, ihre Lebenslage, ihre Vorgeschichte, ihre Probleme und ihre Entscheidungen sind wunderbar/gekonnt in Szene gesetzt worden. Nach den ersten Seiten ist man vollends verzaubert und man kann nur eins: weiterlesen.
Keineswegs ist alles Friede und Freude. Entweder sind es die weniger erfreulichen Lebensumstände der jüngeren Generation, die ihren Platz im Leben nicht findet, manchmal sind es die Realien der heutigen Welt, die jeweilige Erzähler zum Ausdruck bringen.
In „Mathilde“ hat man den Eindruck, man unterhält sich mit ihr. Sie erzählt, im typischen Sprech einer 24-Jährigen Göre, was sie arbeitet, wo sie wohnt und was ihr passiert ist: Sie hat ihre Tasche mit 10000 Euro, die ihr nicht gehören, verloren. Ihre Verzweiflung kann man mit Händen greifen. Aber nicht nur des Geldes wegen. Sie denkt über ihr Leben nach, über die Perspektivenlosigkeit ihres Daseins, uvm.
„Yann“ ist ein 26-Jähriger Bretone, der trotz des teuren Designerstudiums nur einen Handelsvertreterjob in einer koreanischen Firma, dafür aber unbefristet, welch Ironie, ergattern konnte. Er lebt mit seiner spießigen Freundin in der Wohnung ihrer Tante in einem besseren Viertel von Paris. Scheinbar ist alles so, wie es sein soll. Aber eines Tages lernt Yann seine Nachbarn kennen und versteht, was das Leben lebenswert macht. „Aber, Yann… Junger Freund…“, sagt u.a. sein Nachbar, „Menschen, die man liebt, trifft man nicht, die erkennt man. Wussten Sie das nicht?“ Nach dieser Nacht mit viel gutem Wein und herzerwärmenden Gesprächen begreift Yann, was ihm fehlt, und trifft seine Entscheidung.
In der ersten Erzählung versucht ein Ehepaar mittleren Alters den Tod ihres Kindes zu verarbeiten, der schon eine Weile zurückliegt. Die Geschichte, wie die anderen auch, ist so eindringlich erzählt, dass ich sie erst nach Mathilde zu Ende lesen konnte.
„Meine Kraftpunkte“ erfährt man aus der Sicht des Vaters von drei Söhnen. Die Geschichte dreht sich um den jüngsten Sohn, den sechsjährigen Valentin. Der Vater muss dringend in die Schule, weil Valentin etwas angestellt hatte. Der Vater wundert sich, denn sein Valentin ist ein ruhiges und ganz liebes Kind. Die Geschichte muss man einfach selbst lesen. Manches geht gleich unter die Haut. Man wünscht sich so einen Vater, der nicht nur sein Vaterdasein und seine Kinder liebt, sondern auch so gut erzählen kann. So rührend und herzergreifend ist der Schluss!
„Minnesang“ ist ein würdiger Abschluss des Bandes. Da trifft man auf einen Dichter, einen jungen Mann, der wie die Minnesänger im Mittelalter Gedichte zur Lobpreisung der holden Magd aus dem Stehgreif dichten kann. Erzählt ist „Minnesang“ aus der Sicht der jungen Frau, die diesen Dichter auf einer Party der besseren Kreise kennenlernt.
Der Schreibstil von Anna Gavalda ist so wohltuend eigen und authentisch (Bei „Blindverkostung“ hätte ich gleich auf sie getippt), dass der Band auch deshalb viel Lesevergnügen bereitet.
Schön atmosphärisch sind die Geschichten. Man fühlt sich nach Paris unter diese Menschen versetzt. Witz und Leichtigkeit gehen Hand in Hand mit guter Portion Gesellschaftskritik. Die Autorin hält der Welt Spiegel vors Gesicht und macht so die Missstände sichtbar.
Das Coverbild mutete zunächst melancholisch an, aber so ist es nicht: die Geschichten sind facettenreich und farbenfroh.
Fast bei jedem ändert sich das Status Quo. Nichts ist mehr, wie es früher war. Deshalb ist der Titel sehr passend.

Fazit: Das Buch war für mich ein wahres Lesehighlight: Es hat mir viel Vergnügen bereitet, diese Menschen und ihre Geschichten, die man nicht so schnell vergisst, kennenzulernen. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.01.2017

Nicht so ganz einfach mit dem Simple.

Simple
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Äußere Gestaltung: Das Buch (Hard Cover) ist schon recht schwer: 1160Gr. Es ist 19,5cm breit, 25,2cm hoch und 3,4cm dick (falls jemand abschätzen möchte, ob es ins dafür vorgesehene Kochbuchregal passt).
Es ...

Äußere Gestaltung: Das Buch (Hard Cover) ist schon recht schwer: 1160Gr. Es ist 19,5cm breit, 25,2cm hoch und 3,4cm dick (falls jemand abschätzen möchte, ob es ins dafür vorgesehene Kochbuchregal passt).
Es riecht auch recht intensiv nach Druckerfarben, wenn man es aufmacht. Ich musste paar Mal lüften, während ich im Buch blätterte.
Die Food-Fotos sind einladend, in etwa auf shabby-chic gemacht. Jedoch nicht alle wirkten auf mich appetitanregend. Manch verbrannte Stelle am Hähnchen/Fisch/Gemüse hätte ich dort lieber nicht entdeckt. Es sind aber wenige Ausnahmen. Die meisten Fotos sehen sehr ansprechend aus.
Die Bereiche wie Salate, Fisch, Offengerichte, etc. sind mit einem extra Blatt voneinander entfernt, was der besseren Orientierung hilft.
Inhalt:
„Simple“ bezieht sich wohl auf die Zubereitung, aber nicht auf die Beschaffung der Zutaten und nicht auf paar andere Punkte, s.u. Vieles gibt es hierzulande nicht im Einzelhandel, man ist also, natürlich nicht bei allen Gerichten, auf online Angebote angewiesen.
Es gibt keine Zeitangaben, wie bei manchen anderen Kochbüchern, wie lange das jeweilige Gericht benötigt. Es gibt bei der Zubereitungsbeschreibung Sätze wie „weitere 30 Minuten im Offen lassen, oder bis es gar ist“. Manche Gerichte erscheinen mir doch ganz schön zeitaufwendig: man muss etwas erst paar Stunden marinieren, dann mind. 1 Stunden, wenn nicht länger zubereiten, oder bei den Desserts für paar Stunden kaltstellen.
Einige Rezepte sind auch recht energie-intensiv. Vieles wird im Ofen gemacht. Öfen sind oft Energie-Schlucker. Ein Kuchen braucht 1,5 Stunden im heißen Ofen. Ich kann auf dem Stehgreif auf andere, auch leckere Rezepte zurückgreifen, die weniger Energie verbrauchen.
Man/frau soll lieber nicht fragen, wie figurenfreundlich diese Kost ist (oft Hight fat und gewiss nicht low carb).
Bei vielen Rezepten ist Fleisch dabei, auch bei Gemüse-Gerichten.

Fazit: Wenn man die besten, frischesten Zutaten nimmt, worauf die Autorin explizit hinweist, dann werden die Gerichte auch lecker. Man muss doch lieber vom Kochen/Backen etwas Ahnung haben, damit das alles auch zum Genuss wird. Für Anfänger scheint mir das Buch nicht geeignet, dabei erwecken die Texte zur Warenkunde, Rezepthinweise und Vorwort den Eindruck, dass gerade diese Zielgruppe mit diesem Kochbuch angepeilt wurde. Für Fortgeschrittene sind wiederum die Rezepte nichts Neues.
Man kann „Simple“ von Diana Henry ggf. als Inspirationshilfe nehmen: Es gibt Rezepte, die man auch als Anregungen für eigene Kreationen nehmen kann. Oder man möchte mal etwas ausprobieren, was ungewöhnliche Zutaten als festen Bestandteil hat. Oder man ist Fan englischer Küche/ Fan der Autorin, die man vom Englandaufenthalt noch kennt. Oder man hat Fernweh oder möchte einfach mal ohne Rücksicht auf all die figurfreundlichen Ernährungsregeln/Trends etwas essen, wie man früher gegessen hat.

Veröffentlicht am 22.01.2017

Spannend und absolut lesenswert!

Wissenschaft und Spiritualität
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„Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger ist ein spannendes, absolut lesenswertes Sachbuch, das die im Titel aufgeführten Themen eingehend beschreibt und zu einem vielversprechenden Schluss kommt. ...

„Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger ist ein spannendes, absolut lesenswertes Sachbuch, das die im Titel aufgeführten Themen eingehend beschreibt und zu einem vielversprechenden Schluss kommt. Sowohl die gestellten Fragen, Blickwinkel der Betrachtung, die Tiefe, die aufgezeigten Grenzen der Naturwissenschaftler als auch die Spiritualität, ihre Definition, was sie möglicherweise ist, ihr Platz/ihre Rolle in der heutigen Welt, ihre Wechselwirkung mit Naturwissenschaften sind überzeugend dargelegt worden.
Physik, Astronomie, Quantenphysik, Neurobiologie, Psychologie, Philosophie und ihre diverse Ausrichtungen, Religion, insb. Buddhismus, Ethik, etc. bilden festen Bestandteil der Ausführungen. Für Studierende der o.g. Bereiche dürfte dieses Buch von besonderem Interesse sein. Dieses Bereichsübergreifende, Interdisziplinäre macht das Werk so einzigartig und beeindruckend.
Es war auch eine enorme intellektuelle Leistung, all die Fachgebiete unter einem Dach zu bringen, ihre historische Entwicklung zu analysieren, um auf das Zusammenspiel der Wissenschaft und der Spiritualität heute hinauszukommen: „Spiritualität und Wissenschaft sind zwei unterschiedliche und komplementäre Ansätze, die Welt zu erfahren und zu erklären.“ S. 380.
Es gibt auch einige sehr gute Zitate zu Buddhismus und zum Verhältnis von Wissenschaft und Spiritualität insg. Die Beschreibung des „mittleren Wegs“ sowie der „fehlenden Substanzhaftigkeit des Ichs – Der buddhistische weg der Achtsamkeit“ im Kap. 6 fand ich besonders spannend und aufschlussreich.
Es gibt aber auch einiges, wo man noch hätte feilen können, insb. bei der Art der Stoffdarbietung. Das Buch ist nicht gerade einfach zu lesen. Manches muss man zwei Mal durchgehen: Schachtelsätze erschweren hier und dort den Lesefluss. An einigen Stellen fehlten mir die Quellen. Manches hätte ggf. weniger ausführlich/griffiger dargelegt sein können. Auch die Gestaltung des Buches wünschte ich lesefreundlicher: Kraftaufwand ist nötig, um das Buch vor Augen offen zu halten. Zum Mitnehmen ist es eher suboptimal.

Fazit: Warum also dieses Buch lesen? Auch wenn man nicht eindeutige Antworten auf die gestellten Fragen bekommt, was man bei dem Thema nicht wirklich erwartet, und/oder mit der Argumentation nicht (ganz) einverstanden ist, erscheint mir der Inhalt spannend, eigenartig und auf jeden Fall lesenswert. So eine Kombination aus o.g. Wissenschaften und Religionen, gut zusammengefasst, als Teil der Argumentation zur Darbietung der Wechselwirkungen von Wissenschaft und Spiritualität bekommt man nicht jeden Tag. Sie ist es einfach wert, sie kennenzulernen.
Das Buch, 383 Seiten reinen Textes, weitere 77 Seiten für Anmerkungen und 9 Seiten für weiterführende Literatur) gibt dem Leser eine reichhaltige Grundlage zum Nachdenken über viele wesentliche Dinge. Es hilft, u.a. das eigene Verständnis der Spiritualität zu schärfen, liefert wissenswerte Einblicke in buddhistische Weltsicht und steht zur Seite, wenn man den eigenen Standpunkt bezüglich der Rolle der Spiritualität im Leben, der Symbiose der Spiritualität und Wissenschaft klarer vor Augen haben möchte. Das Niveau ist hoch, deutlich höher als das vieler Bücher, die sich mit Spiritualität auf dem Stammtischniveau befassen. Das Werk ist nicht einfach zu lesen, aber wenn man sich fürs Thema interessiert, ist „Wissenschaft und Spiritualität“ von Lars Jaeger eine sehr gute Adresse.