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Veröffentlicht am 16.05.2018

Ein toller Mix aus Gesellschaftsroman, Krimi und Psychothriller.

Kühn hat zu tun
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„Kühn hat zu tun“ fand ich schlicht und einfach große Klasse. Ein großartiger Gesellschaftsroman mit Krimi- und Psychothriller-Elementen, der die Probleme der heutigen unteren Mittelschicht, diesen ewigen ...

„Kühn hat zu tun“ fand ich schlicht und einfach große Klasse. Ein großartiger Gesellschaftsroman mit Krimi- und Psychothriller-Elementen, der die Probleme der heutigen unteren Mittelschicht, diesen ewigen Tanz am Abgrund, gefährlich nah dem Abrutschen ins Mittellose, satirisch raffiniert und insg. ganz wunderbar zur Geltung bringt.

Das Ganze gewinnt durch die Verbindung zum Geschehen am Ende des 2.ten Weltkrieges nochmals an Tiefe. Diese Verklärung, in der die heutige Generation der etwas über Vierzigjährigen mit ihren Familien lebt, die Unmöglichkeit, den Irrtum klarzustellen, nur weil es den Politikern nicht in den gewollt verklärenden Narrativ passt, daher werden alle Versuche der Aufklärung verdrängt und die Aufklärer ausgegrenzt, damit bloß die Fassade a la Friede, Freude, weiter bestehen kann, was den heutigen Politikern wiederum sehr genehm kommt, all das steht klar vor Augen. Und da sieht man auch gleich die Auswirkungen dieser Scheinheiligkeit: die Nazi-Hydra hebt ihren Kopf, verkleidet als Bürgerinitiative der Siedlung, und wen schnappt sie? Kühns 16-jährigen Sohn. Kühn, stets im Dienst und auf der Verbrecherjagd, der sich bloß vornimmt, endlich mit seinem Sohn zu reden, dies aber nie schafft, der tut einem leid. Da findet sich „ein Stellvertreter“, der Anführer der Bürgerinitiative, der sich auf seine Art um den Jungen kümmert und ihn zu seinen Zwecken benutzt.

Kühn hat die Hände voll zu tun. Er ist dabei, einen Mord aufzuklären, der quasi vor seiner Tür geschah. Da ist noch ein Mädchen aus der Siedlung im Alter von Kühns Tochter verschwunden, dem muss er auch nachgehen. Dabei ist er längst von Burn-out gezeichnet und weiß nicht, wie er den Wunsch seiner Tochter nach einem Pferd erfüllen soll, denn seine bescheidenen Bezüge reichen bei weitem nicht. Und da ist noch Schimmel im Keller, der bei seinem Nachbarn noch stärker ausgeprägt ist, was so viel heißt, dass die Siedlung Weber Höhe auf verseuchtem Boden gebaut wurde und dass sich Kühn, wie viele anderen Bewohner, aufgrund falscher Angaben hochverschuldet haben, usw.

Das Ganze wurde sehr kunstfertig, mit Leichtigkeit und Augenzwinkern zu einem großartig erzählten Gesellschaftsroman mit Krimi-Elementen geformt. Am Ende wurde alles aufgeklärt, alle Motive etc. freigelegt. Die Überraschung zum Schluss kommt nicht zu knapp.

Jan Weiler hat selbst gelesen, ganz gut, wie ich fand. Er hat den besten Draht zu Kühn, so hat er ihn auch entspr. in Szene gesetzt.

Wenn man Teil 1 kennt, versteht man viel besser auch Teil 2, den ich zuerst gehört habe. Also wer die Reihe noch nicht kennt, erst Teil 1, dann Teil 2 hören bzw. lesen. Ich glaube, ich höre Teil 2 nochmals: Schön erzählt, gesellschaftssatirisch wie tragisch, unter einem anderen, dem heute aktuellen Aspekt.

Ich verbleibe auf weitere Folgen mit Kühn gespannt und vergebe gern 5 hell leuchtende Sterne und eine klare Hör-/Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Aufschlussreich und lesenswert.

Charakterfrage
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Das Buch gibt eine gute Vorstellung davon, wie die Psychologen heute eine Persönlichkeit beurteilen, was die Studien heute über eine Persönlichkeitsentwicklung sagen können, was sie als belegt betrachten ...

Das Buch gibt eine gute Vorstellung davon, wie die Psychologen heute eine Persönlichkeit beurteilen, was die Studien heute über eine Persönlichkeitsentwicklung sagen können, was sie als belegt betrachten und was sich eher als Falschwissen entpuppt.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut: „Wer sind wir – und warum sind wir so, wie wir sind?
Gehen wir gern unter Leute oder bleiben wir lieber allein? Sorgen wir uns häufig oder ruhen wir in uns? Machen uns Schicksalsschläge am Ende wirklich stark? Und: Kommen wir mit einem unveränderlichen Charakter auf die Welt? Jule Specht beschreibt die Entstehung und Entwicklung unserer Persönlichkeit über die gesamte Lebensspanne hinweg: In welchen Eigenschaften wir uns voneinander unterscheiden, wie wir uns im Laufe des Lebens verändern und wodurch, was uns prägt, und ob und wie wir selbst Einfluss auf unsere Persönlichkeit und unseren Charakter nehmen können. So entsteht ein ebenso lehrreiches wie unterhaltsames Buch für alle Menschen, die sich fragen, wer sie sind, wie es dazu kam, und wer sie sein werden.“

Zur Autorin lt. Umschlag: „Jule Specht i, Jg. 1986, ist Professorin für Persönlichkeitspsychologie an der Humboldt-Universität Berlin. In ihrer Forschung befasst sie sich vor allem mit Fragen der Persönlichkeitsentwicklung im Erwachsenenalter und den Ursachen und Konsequenzen des subjektiven Wohlbefindens.“

Etwa 222 Seiten des Textes sind in 6 Kapitel aufgeteilt: „Kann ich Persönlichkeit verändern?“ (7 S.); „Was ist Persönlichkeit?“ (4 S.); „Die Big Five“ (15 S.); „Die Persönlichkeit und ihre Entwicklung über die Lebensspanne“ (63 S.); „Die Persönlichkeit im weiteren Sinne“ (115 S.); „Die Persönlichkeit verändern“ (13 S.). Aus dieser Aufstellung kann man u.a. entnehmen, dass es sich hier um die Persönlichkeit dreht, so wie sie heute die Psychologen beurteilen, mit Hinblick auf die Frage, ob man, und wenn ja, wie, die Persönlichkeit verändern kann. Darauf wurde im letzten Kapitel eingegangen.
In „Big Five“ wurden diese im Sinne von „Emotionale Stabilität“, „Extraversion“, „Offenheit für neue Erfahrungen“, „Verträglichkeit“, „Gewissenhaftigkeit“ besprochen. Zu jedem dieser Merkmale wurde ein Persönlichkeitstest angeboten, bei dem man den eigenen Grad der Ausprägung dieser ermitteln kann.

Im 4. Kapitel geht es knapp aber prägnant um die Persönlichkeitsentwicklung, anfangend mit der Entwicklung vor der Geburt, über Kindes-, Jugend-, jungen Erwachsenen-, mittleren Erwachsenen-, und endend mit hohem Alter. Hier gibt es allerlei interessante Erkenntnisse aus den Studien, z.B.: „Bisher ist nicht belegt, dass ein Kind besonders gesprächig, musikalisch oder sportlich wird. Weil es im Mutterleib bereits entsprechend geprägt wurde. …Trainings, die dem ungeborenen Kind bereits Mozart oder chinesische Sprache nahebringen wollen, eher ein Symptom überambitionierter Kindes-Optimierung… S. 39. Oder auch: „Offene Menschen zieht es eher ins Ausland, um dort eine andere Kultur und Sprache, andere Menschen und – im Studierendenkontext – andere wissenschaftliche Herangehensweisen kennenzulernen. Ebendiese Eigenschaft wird dann langfristig durch die neue Erfahrung gestärkt, und die ursprünglich bereits bestehenden Persönlichkeitsmerkmale verfestigen sich noch weiter.“ S. 82. Da gibt es noch paar gute Sätze über die Weisheit und dass diese nicht unbedingt mit hohem Alter zusammenhängen muss, s. S. 91. Gerade dieses Kapitel fand ich aufschlussreich und bereichernd, auch weil ein Menschenleben einem vor Augen geführt wird, was in o.g. Phasen üblicherweise passiert, was die Studien der Psychologen zu den Zusammenhängen bestimmter Merkmale wie „Big Five“ zu berichten haben uvm.

Auch das 5. Kapitel, in dem über das Selbstwertgefühl, das subjektive Wohlempfinden, die Kontrollüberzeugung und Intelligenz gesprochen wird, ist spannend und durchaus erkenntnisreich. Bei IQ Angaben und Intelligenztests räumt Jule Specht auf: „Aussagen wie ‚Ich habe einen IQ von 142!‘ sind daher mit großer Vorsicht zu genießen und erst dann informativ, wenn zum einen bekannt ist, um welchen Intelligenztest es sich handelt, und zum anderen Informationen zur Messgenauigkeit dieses Tests vorliegen.“ S. 201. Weiter spricht sie von unterschiedlichen Auffassungen von Intelligenz, wie sich Intelligenz entwickelt, darin „… Menschen, die im hohen Alter besonders gesund und munter waren, mehr Zeit mit intellektuell stimulierenden Beschäftigungen verbrachten, mehr Kaffee tranken und auch mehr Rotwein.“ S. 207. Und: „Eine intelligente Person wird sich also in Situationen begeben, die ihre Intelligenz fördert. Eine wenig intelligente Person wird diese Situationen eher meiden. Die anfänglichen Unterschiede im intellektuellen Potential werden sich durch diese unterschiedlich förderlichen Umgebungen damit entsprechend festigen. Auf diese Weise wird sich die Erblichkeit der Intelligenz in einer Gesellschaft mit hoher Chancengerechtigkeit erhöhen.“ S. 212.
Der Stoff ist sehr zugänglich vermittelt worden. Das Buch liest sich wie eine Art Gespräch unter Freundinnen.

Mich haben so manche Verallgemeinerungen und Annahmen etwas irritiert. Oft wurden die Ergebnisse der US-amerikanischen Studien herangezogen, um die Thesen zu belegen. Die unterliegende Annahme hier, dass diese ohne weiteres auch für Vertreter anderer Nationen, Alters-, Berufs- usw. Gruppen gelten sollen, was eigentlich nicht oder nicht immer oder eher selten der Fall ist. Klar geschieht es hpts., weil es keine vergleichbaren dt Studien gibt. Wenn es diese gab, wurden sie hier herangezogen.

Die Tests, davon gibt es reichlich, sind eher so, dass man dabei hpts. im mittleren Segment landet, was weiter nicht von großer Aussagestärke geprägt ist, i.e. es hilft nicht wirklich weiter, zu wissen, man wäre mittel z.B. im Bereich Verträglichkeit oder Offenheit für neue Erfahrungen, etc. Aber man bekommt zumindest ansatzweise die Vorstellung, wie die Psychologen solche Dinge ermitteln.

Fazit: Das Buch ist durchaus aufschlussreich und lesenswert, gerade weil es den Lesern Werkzeug gibt, das die Psychologen für die Beurteilung der Persönlichkeit nutzen (können), und so manches Neues zu dem Thema verrät. Das Buch ist klar für Einsteiger auf diesem Gebiet geschrieben worden. Aber auch Fortgeschrittene können hier einiges für sich mitnehmen.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Ein netter, atmosphärischer, spannender Frauenroman.

Die Frauen am Fluss
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In diesem neuen Roman von Katherine Webb findet man im Grunde alles, was man von einem englischen Frauenroman erwartet: spannende, starke Frauenfiguren, Atmosphäre samt Sittengemälde der zwanziger Jahre ...

In diesem neuen Roman von Katherine Webb findet man im Grunde alles, was man von einem englischen Frauenroman erwartet: spannende, starke Frauenfiguren, Atmosphäre samt Sittengemälde der zwanziger Jahre des letzten Jh., mehrere Liebesgeschichten. Hinzukommen der Mord und die privaten Ermittlungen.

Klappentext beschreibt die Eckpunkte der Geschichte ganz gut: „England, 1922. Zuerst stellt die Ankunft der Londonerin Irene die Ordnung des idyllischen Dorfes Slaughterford auf eine harte Probe. Kurz darauf geschieht ein brutaler Mord. Der Tote ist ein angesehener Gutsherr – und Irenes Mann. Gemeinsam mit dem Stallmädchen Pudding begibt sich Irene auf die Suche nach der Wahrheit. Die Spuren führen das ungleiche Paar tief in die angrenzenden Wälder und zu einer Liebe, die nicht sein durfte und ein ganzes Dorf schuldig werden ließ.“

Es geht erst sehr gemächlich los, was an sich schön und entspannend wirkt. Das Eintauchen in die Atmosphäre der damaligen Zeit gelingt mühelos. Man ist in Irenes Erinnerungen bei ihrem Erwachsenwerden und Nach-dem-wohlhabenden-Mann-in-London-Ausschau-halten hautnah mit dabei. Wie es damals so war, eine junge Frau zu sein, mit all den heute als Anachronismen geltenden Dingen, deutlich werdend auch beim gestörten Verhältnis zu ihrer Mutter, steht klar vor Augen.

Nach Irenes Heirat begleitet man sie in die Dorfidylle Slaughterford auf das Anwesen ihres Mannes Alistair. Ein ruhiges, schönes Leben nah an der Natur. Doch wie es sich nach und nach herausstellt, die Idylle trügt. Und als Alistair brutal ermordet wird, und Irene gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Pudding nach dem Mörder sucht, da tun sich die Abgründe auf.

Über diese Freundschaft der ungleichen Frauen, die einander dort ergänzen, wo die Defizite, in welcher Hinsicht auch immer, auftauchen, war nett und ermunternd zu lesen. Da sich die Polizei als unfähig erwies, haben sich die zwei jungen Frauen zusammengetan. Was sie herausgefunden haben, das hätten sie anfangs wohl kaum für möglich gehalten.
Irene kam sympathisch rüber, obwohl sie erst distanziert und etwas kühl rüberkam. Eine realistische Darstellung, denn die damalige Erziehung forderte die jungen Frauen der „besseren Gesellschaft“, sich so zu verhalten. Von zarter und schmaler Statur beweist sie die innere Stärke und Talent zu eigenhändigen Ermittlungen. Auch Pudding, so ziemlich das genaue Gegenteil zu Irene, mit ihrer schlichten Art, aber guten Portion Neugier und der stark ausgeprägten Fähigkeit, logisch zu denken, habe ich gerngehabt. Pudding ist so fest entschlossen, ihrem im ersten Weltkrieg zum Invaliden gewordenen Bruder zu helfen, dass sie einen sofort mitreißt und durch die Geschichte trägt. In dem Sinne weist der Roman auch eine deutliche anti-Krieg Note auf, denn er führt die tragischen Konsequenzen für die einfachen Leute aus dem Dorf und ihre Familien deutlich vor Augen.

Zum Schluss gab es Überraschungen, mehrere, der besonderen Art. Die Auflösung kann man nicht unbedingt klassisch nennen, sie hat aber auch durchaus ihre Reize. Vielleicht auch deshalb wird mir dieser bemerkenswerte Roman von Katherine Webb lange im Gedächtnis bleiben.

Fazit: Ein netter, atmosphärischer, spannender Frauenroman, den frau gern abends oder am verregneten Wochenende durchschmökern kann. Für Fans der Autorin und englischer Frauenromane ein Muss.
Lassen Sie sich einfach überraschen.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Das nenne ich mal einen spannenden und gut gemachten Krimi!

Ein Gentleman in Arles – Mörderische Machenschaften
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Das nenne ich mal einen spannenden und gut gemachten Krimi! Ein wenig Politik, ein wenig Geschichte, sonst viel Lokalkolorit und ein Fall, der sich erst verzweigt, dann aber zu einem schlüssigen Ende kommt, ...

Das nenne ich mal einen spannenden und gut gemachten Krimi! Ein wenig Politik, ein wenig Geschichte, sonst viel Lokalkolorit und ein Fall, der sich erst verzweigt, dann aber zu einem schlüssigen Ende kommt, das Raum für Fortsetzungen bietet.

Schön atmosphärisch ist das Ganze: Mehrmals spaziert man mit Peter Smith und seinem Hund Arthur durch die Gassen von Arles, spürt die sommerliche Wärme, lässt die Sonne auf die Haut schienen, und kann auch wie die Einheimischen nachvollziehen, dass zu viel Sonne nicht so gut sein kann, deshalb bleibt man daheim, wie die sympathische ältere Frau, die Smith über die Geschichte der geheimen provenzalischen Bruderschaft erzählt, oder rettet sich in ein gut konditioniertes Restaurant.

Man genießt zudem den leckeren provenzalischen Käse und den Wein, besucht die Restaurants, in denen man sich die Köstlichkeiten der provenzalischen Küche schmecken lässt, trinkt gut gekühlten Rosé aus der Region, besucht die Oper uvm. Urlaubsfeeling garantiert.

Zudem ermittelt man zusammen mit Peter Smith in mehreren Strängen, in die sich sein Auftrag anfangs fächert: Hier sind die Profi-Schurken, die EU Gelder im großen Stil abzwacken, da ist ein pädophiler Ring. Ein Mafia-Boss aus den Marseiller „erlesenen Kreisen“ kommt zum Essen vorbei und erweist sich als feinfühliger, kultivierter Mann, etc.

Der Protagonist ist schon eine bemerkenswerte Figur. Anfangs kommt er wie ein gewöhnlicher Pensionist von über 65-Jahren daher, der zurückgezogen in seinem kleinen Häuschen mit seinem Hund lebt und sich gern mal auch am Tage einen oder zwei Whiskey oder Wein genehmigt, und sich sonst dem süßen Nichtstun hingibt. Recht bald sieht man, dass Peter Smith noch zu ganz anderen Taten fähig ist und weiß mit bewaffneten Gangstern umzugehen. Er ist sympathisch, aber nicht auf Teufel-komm-raus. Er ist ein Pragmatiker, der der EU-Politik und noch paar anderen Dingen kritisch gegenübersteht. Die Fragen der Moral lassen ihn kalt. Er macht, was zu tun ist, weiß Grenzen zu ziehen, um in Ruhe gelassen zu werden.

Eine neue Liebe findet er auch, eine schöne, kultivierte provenzalische Frau, obwohl er nicht unbedingt danach sucht. Das passt aber gut in die Geschichte.

Alle Figuren sind sehr gut geworden, wie dem wahren Leben entsprungen: so authentisch, lebendig und echt.

Bemerkenswert ist auch die persönliche Reife und tiefe Kenntnis sowohl der englischen als auch der provenzalischen Mentalität, die sich in Personen- und anderen Beschreibungen und Dialogen den Lesern bzw. Zuhörern offenbaren. Auch die Kenntnis der Geschichte und die Art, wie sie den Lesern vermittelt wird, hat mich angenehm überrascht.

Der Krimi wurde ganz gut gelesen, vllt etwas zu gemütlich und gemächlich. Aber das passte auch. Letztendlich ist es ein Krimi zum Sich-wohl-fühlen.

Fazit: „Ein Gentleman in Arles“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich habe den in voller Länge genossen. Ein toller Auftakt. Ich hoffe, dass daraus eine lange und erfolgreiche Reihe wird. Verbleibe auf weitere Folgen gespannt und vergebe gern 5 hell leuchtende Sterne.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Zauberhaft!

Stille
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Dieses Buch habe ich im letzten Jahr gelesen, als es neu erschienen war. Nun war ich neugierig, wie es sich anhören würde. Und ja, ich muss sagen, vorgelesen gefiel es mir besser.
Ich nahm das Gesagte ...

Dieses Buch habe ich im letzten Jahr gelesen, als es neu erschienen war. Nun war ich neugierig, wie es sich anhören würde. Und ja, ich muss sagen, vorgelesen gefiel es mir besser.
Ich nahm das Gesagte ganz anders wahr. Die Worte entfalteten mühelos ihre Wirkung. Sie gewannen noch mehr an Kraft und Raum. Noch mehr Sätze sprangen mir entgegen, die ich als schöne Zitate am besten gleich aufgeschrieben hätte. Dieses Hörbuch habe ich genossen.
Anfangs kam es mir etwas seltsam vor, denn es wurde erst sehr langsam, ja staatstragend gelesen. Dann aber fand der Vorleser Wolfgang Berger zum normalen Tempo und Stimmlage, sodass alles recht authentisch und ungezwungen rüberkam.
Es handelt sich bei diesem Buch um 33 kurze und wohl überlegte Antworten des Autors auf die Fragen: „Was ist Stille? Warum ist sie heute wichtiger denn je?“
Erling Kagge zieht dabei sowohl diverse Philosophen und ihre Sicht der Dinge heran, als auch teilt er eigene Gedanken zum Thema mit den Zuhörern. Er erzählt auch über die Reaktionen von bekannten Persönlichkeiten wie etwa Elon Musk, als sie nach ihrem Verständnis von Stille und ihrer Bedeutung gefragt wurden.
Kagges Sprache ist knapp, klar, aussagestark, einfach wunderbar.

Man kann noch viel über dieses Buch schreiben, besser Sie hören es sich selbst an.

Fazit: Diesem Hörbuch wohnt ein Zauber inne. Hören Sie sich das an, genießen Sie es, gelangen Sie zu Ihrer Meinung, was Stille für Sie ist und welche Bedeutung sie hat.