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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2019

Absurde und skurrile Unterhaltung

Der Pfau
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Ich bin mit keinerlei inhaltlicher Erwartung an dieses Buch herangegangen, was vielleicht auch gar nicht mal so schlecht war, denn so konnte mich der Charme dieser ungewöhnlichen Geschichte vollends in ...

Ich bin mit keinerlei inhaltlicher Erwartung an dieses Buch herangegangen, was vielleicht auch gar nicht mal so schlecht war, denn so konnte mich der Charme dieser ungewöhnlichen Geschichte vollends in den Bann ziehen. Oder mich vielmehr glänzend unterhalten.

Man muss dazu sagen, dass der Stil sehr gewöhnungsbedürftig und eigen ist. Wie üblich kann ich bei Interesse einen Blick in die Leseprobe empfehlen. Ein bisschen erinnert der Stil an eine Erzählung von, sagen wir, einer Nachbarin im Tratsch mit einer anderen, bei der es um diese skurrilen Geschehnisse geht. Es gibt keine wörtliche Rede in dem Sinne, stattdessen oft relativ lange Sätze und alles wirkt, als würde es mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt.
Der auktoriale Erzähler wechselt zwischen den Charakteren und gibt eigentlich einen Einblick in die Gedanken von allen, was bei dieser Geschichte, die sich gerade durch die Geheimnisse auszeichnet, die die einzelnen Personen halten, für zusätzliche Unterhaltung sorgt.

Denn das Buch ist eine reinste Komödie. Ausgehend von einem verrückt spielenden Pfau wird eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die oft absurd und skurril anmuten, aber gerade dadurch zum Lachen bringen. Das wird dadurch verstärkt, dass jeder Charakter seine eigene Interpretation und eingeschränkte Sicht auf die Geschehnisse hat, was aus Banalitäten Missverständnisse schafft, die weiter ins Absurde getrieben werden.
Was klingt, als könnte es ebenso gut Augenrollen auslösen, hat mich vielmehr unheimlich gut unterhalten und teilweise sogar zum Lachen gebracht. Dadurch ist das Buch auch eine eher leichte Lektüre für Zwischendurch, die nicht übermäßig viel Aufmerksamkeit erfordert, aber dafür umso besser unterhält.

Auch die oft sehr individuelle Zeichnung der Charaktere trägt zum Unterhaltungswert bei. Eine zickige, versnobte Chefin, wie man sich das von der Chefin der Investmentabteilung einer Bank vorstellt, mit vier unterschiedlichen Bankern, die ebenso Klischees zu erfüllen scheinen. Und nicht zuletzt eine begnadete Köchin, wie man sich eine Köchin vorstellt.
Doch gleichzeitig bricht Isabel Bogdan auch wieder mit all diesen Klischees, schon bei dem adeligen Ehepaar. Die Lady zum Beispiel ist Ingenieurin und regt sich zwischendurch über die "unemanzipierten Städter" auf. Und auch die anderen Charaktere öffnen sich im Verlaufe des Wochenendes. Man erfährt mehr über sie, über ihre Beziehungen, zum Beispiel zwischen Andrew und seiner Familie, David und seinem Mann, über ihr Innenleben und darüber, warum sie sich so verhalten, wie sie sich verhalten.
Dadurch gelingt es der Autorin, trotz der scheinbaren Leichtigkeit, mit der diese Geschichte erzählt wird, ihren Charakteren Vielschichtigkeit zu verleihen. So macht es letztendlich Spaß, die Entwicklung zu verfolgen, die sie im Verlaufe des Wochenendes durchlaufen.

Fazit: Absurde und skurrile Geschichte, erzählt in einem sehr eigenen Stil mit individuellen, nichtsdestotrotz aber auch vielschichtigen Charakteren, die für komödienhafte Unterhaltung sorgt!

Veröffentlicht am 11.10.2019

Bittersüße, außergewöhnliche Liebesgeschichte

Himmelsfern
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Mir fällt es mir unheimlich schwer, irgendwas zu dem Inhalt zu sagen, ohne zu spoilern. Das Buch lebt quasi davon, dass man als LeserIn ebenso wenig weiß wie Noa, und gleichermaßen versucht, die Puzzleteile ...

Mir fällt es mir unheimlich schwer, irgendwas zu dem Inhalt zu sagen, ohne zu spoilern. Das Buch lebt quasi davon, dass man als LeserIn ebenso wenig weiß wie Noa, und gleichermaßen versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Dabei habe ich das Buch auch als sehr unvorhersehbar empfunden.
Das Buch ist in erster Linie eine Liebesgeschichte mit kleinen Fantasyelementen und im Vordergrund stehen die ProtagonistInnen. Wer spannende Kämpfe und epische Weltrettungsmissionen erwartet, ist hier falsch. Das Buch ist ruhig, allerdings von einer unterschwelligen Spannung untermalt, die an die Seiten fesselt. Und gleichzeitig ist die Geschichte auch außergewöhnlich, anders, als die meisten Geschichten dieses Genres, auch wegen ihrer Erzählweise.

Und die Liebesgeschichte ist unglaublich schön, sie ist melancholisch, aber auch romantisch, ohne dass ich es als kitschig empfunden hätte. Am ehesten lässt sie sich vielleicht als bittersüß beschreiben. Gleichzeitig geht es darum, auch Imperfektion zu lieben, das eigene Leben nicht unbedingt dafür aufzugeben, darum, was Liebe verzeihen kann und was sie erreichen kann. Es geht um gemeinsames Lachen und darum, sich gegenseitig Stärke zu geben. Um Vertrauen, um Halt geben, und einfach um unheimlich viel.
Gleichzeitig ist das Buch aber auch emotional und kann einen fertigmachen. Daneben ist der Schreibstil auch unheimlich angenehm, manchmal leicht poetisch, oft mit gelungener Wortwahl.

Noa ist auch eine unheimlich sympathische Protagonistin. Sie hat einen ziemlich sarkastischen und zynischen Stil, mit dem sie die Geschehnisse kommentiert, was immer auch für Unterhaltung sorgt. Sie macht vielleicht nicht immer alles richtig, aber ich konnte ihre Handlungen immer nachvollziehen. Gleichzeitig wirkt sie lebendig, authentisch, wie eine echte Jugendliche. Sie ist oft stark, also innerlich stark, aber eben auch nicht immer, sie nimmt nicht einfach alles hin.
Gleichzeitig ist sie auch individuell. Sie hat ein eher ungewöhnliches Hobby - Poi spielen - und auch sonst eigene Charaktereigenschaften. Überhaupt wirken alle Charaktere sehr authentisch und individuell. Und gerade die Interaktion zwischen Noa und ihrem alleinerziehenden Vater habe ich sehr gerne gelesen, zumal die beiden ihre Gefühle hinter Humor verstecken und trotzdem wissen, was der/die andere ausdrücken will.

Ansonsten lässt sich vielleicht noch etwas zu der Kulisse sagen, die wie eine Metapher wirkt und für eine entsprechende Atmosphäre sorgt. Die Stadt wird als so grau, heruntergekommen und trostlos wie nur möglich beschrieben, und nicht zuletzt trägt Noa selbst den Nachnamen "Grau". Alles wirkt so banal alltäglich, unbedeutend, die Menschen hängen in ihren trostlosen Alltagen fest. Gerade auch Noas Nachbarschaft ist von Machtspielchen und Armut geprägt. Und obwohl Noa sich weigert, so zu werden wie die anderen StadtbewohnerInnen, merkt man auch, dass es ihr Zuhause ist, das sie kennt.

Fazit: Sehr angenehmer Schreibstil und eine unterschwellige Spannung fesseln an die Seiten dieser außergewöhnlichen und bittersüßen Liebesgeschichte mit tiefgründigen, authentischen Charakteren und einer sarkastischen, individuellen und sehr sympathischen Protagonistin!


Veröffentlicht am 27.09.2019

Nicht ganz glaubwürdig und nachvollziehbar

Layers
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Ich muss sagen, ich war ein wenig enttäuscht, aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ich nicht mehr zur Zielgruppe gehöre. Die Idee hinter dem Ganzen ist durchaus faszinierend, allerdings wurde ...

Ich muss sagen, ich war ein wenig enttäuscht, aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ich nicht mehr zur Zielgruppe gehöre. Die Idee hinter dem Ganzen ist durchaus faszinierend, allerdings wurde das Ganze ab einem bestimmen Punkt immer abgedrehter. Dennoch, eine interessante Vorstellung, bei der ich vor allem mit der Umsetzung hadere.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit dem Protagonisten nicht klarkam. Dorian ist vor seinem gewalttätigen Vater auf die Straße geflohen und hat Abitur und seinen Traum von einer Karriere als Anwalt hinter sich gelassen. Die angeschnittenen Themen - häusliche Gewalt, problematische Elternhäuser, Kinder/Jugendliche, die auf der Straße leben - finde ich dabei durchaus sehr wichtig, auch wenn es mir Dorian zwischendurch ein bisschen zu leicht fiel.

Lange ist er aber sowieso nicht auf der Straße, ehe er in der Villa eines mysteriösen Unternehmers landet, der obdachlose Jugendliche aufnimmt und ihnen Unterricht anbietet. Internetzugang und Kontakt zur Außenwelt gibt es nicht. Im Gegenzug müssen die Jugendlichen lediglich Flugblätter verteilen, an Stellen, zu denen sie hingebracht werden, ohne dass sie die Strecke kennen. Ich will ja nichts sagen, aber für mich schrie das quasi nach verdächtig und unheimlich. Aber irgendwie stand ich da ziemlich alleine da.
Dorian ist zwar anfangs skeptisch, akzeptiert das Ganze aber viel zu schnell, und auch die anderen Jugendlichen scheinen absolut zufrieden zu sein und die Tatsache zu akzeptieren, dass anscheinend ein Unternehmer plötzlich jugendlichen Obdachlosen unter sehr merkwürdigen Konditionen hilft.

Das ist letztendlich auch etwas, das sich fortsetzt. Dorian war mir zu leichtgläubig, vor allem für einen Jugendlichen, der auf der Straße gelebt hat und deswegen eher misstrauisch und wachsam sein sollte. Klar, er ist auch neugierig, aber ... Gerade zum Ende hin verstand ich oft auch nicht mehr so ganz seine Entscheidungen und warum er das tut, was er tut.

Umgekehrt - und da muss an dieser Stelle auch gesagt werden - ist es eindeutig ein Jugendthriller und die Zielgruppe wird schon sehr deutlich. Somit ist Dorian auch sehr jugendlich gehalten, und auch die Geschehnisse sind entsprechend ausgerichtet. Mit diesen hatte ich auch Probleme - gerade das Ende fand ich sehr unglaubwürdig und unpassend. Aber ich würde nicht ausschließen, dass jüngere LeserInnen, die einfach einen spannenden Jugendthriller suchen, hier besser aufgehoben sind.
Spannend ist die Geschichte durchaus. Auch wenn wir direkt einstiegen, brauchte ich ein wenig, um reinzukommen, trotzdem schürt die Autorin unterschwellige Spannung und weiß auch, an die Seiten zu fesseln.

Ein weiteres Problem hatte ich jedoch mit der Liebesgeschichte. Ich weiß bis heute nicht, was seine große Liebe, mit der er ihr das Blaue vom Himmel verspricht, ausgelöst hat, aber von einem Moment auf den nächsten sind die beiden unsterblich verliebt. Keine Entwicklung, keine Gründe, nichts. Ich habe noch nicht mal einen Eindruck von ihrem Charakter, der wie so viele in diesem Buch eher blass bleibt.
Dabei ist die Liebesgeschichte ziemlich relevant für Dorians Entscheidungen, was es mir noch schwerer machte, diese nachzuvollziehen. Und auch diese Liebesgeschichte wirkt letztendlich sehr jugendlich.

Fazit: Fesselnd mit interessanter Idee, aber unglaubwürdige Zusammenhänge, eine Liebesgeschichte, die aus dem Nichts auftaucht und ein viel zu leichtgläubiger Protagonist, deren Handlungen ich nicht nachvollziehen konnte - vielleicht eher etwas für jüngere LeserInnen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Werwölfe einmal politisch und düster

Roter Mond
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Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, was ich von dieser Geschichte halten soll. Sie ist düster, apokalyptisch, brutal, aber obwohl ich sie durchaus als sehr fesselnd empfunden habe, haben mich ...

Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, was ich von dieser Geschichte halten soll. Sie ist düster, apokalyptisch, brutal, aber obwohl ich sie durchaus als sehr fesselnd empfunden habe, haben mich die Schicksale der Charaktere nicht allzu sehr getroffen. Vielleicht lag das daran, dass es so viele Sichtweisen gab, und ich persönlich einfach nicht so der Fan bin.

Interessant waren vor allem die behandelten Themen. Das Buch spielt quasi in einer alternativen Realität, mit dem einzigen Unterschied zu unserer, dass es Werwölfe gibt. Werwölfe respektive LykanerInnen werden auf eine Art Virus zurückgeführt, der über Blut übertragen wird, ähnlich wie Aids. Sie leben als Menschen zweiter Klasse in den USA, haben aber Ende der 1940er-Jahre auch eine eigene Republik irgendwo in Nordosteuropa gegründet, die von den AmerikanerInnen besetzt wird. Die AmerikanerInnen bauen das dortige Uran-Vorkommen ab und garantieren im Gegenzug den LykanerInnen Sicherheit - so heißt es jedenfalls. Mit anderen Worten: Werwölfe, aber auf sehr politische Weise.
Ihr merkt, das Ganze ist sehr durchdacht und spricht eine Menge Themen an. Innerhalb der Lykaner_innen gibt es eine Widerstandsgruppe, die eben auch die terroristischen Angriffe durchführt. Es werden Fragen von (staatlicher) Diskriminierung, Terrorismus, Rassismus, Kolonialismus, Machtstrukturen und Widerstand aufgeworfen und letztendlich bleibt es dem/der LeserIn selbst überlassen, welche Botschaft e/sie daraus mitnimmt.

Daran lässt sich auch Gesellschaftskritik an Diskriminierung durch Gesellschaft und Staat in unserer Welt erkennen, denn auch wenn statistisch nur wenige LykanerInnen überhaupt Menschen anfallen, sehen sich die oft friedlich lebenden LykanerInnen mit Vorurteilen und Diskriminierungsmechanismen konfrontiert.
Spätestens hier zeigen sich aber auch moralische Fragen. Klar, irgendwie sind die Ziele des Widerstands, ihr Land zu befreien und für ihre Rechte zu kämpfen, Ziele, mit denen man sich als LeserIn identifizieren würde. Andererseits - dafür die Passagiere ganzer Flugzeuge auf bestialische Weise umbringen? Der Autor macht es einem nicht leicht, klare Sympathien zu entwickeln, dadurch dass die Charaktere auf verschiedenste Weise verstrickt sind und handeln und auf unterschiedlichen Seiten stehen, sodass ich mich wiederholt fragte, wer jetzt eigentlich die Bösen sind und ob ich Charakter x mögen darf.

Irgendwie bin ich aber nicht wirklich an die Charaktere herangekommen, sie wurden für mich nicht ganz greifbar, sondern blieben immer auf einer gewissen Distanz. Dabei durchlaufen gerade Claire und Patrick eine enorme Entwicklung und generell bieten die Motive der handelnden Charaktere genügend Potenzial für Tiefe.
Beide Protagonisten sehen sich damit konfrontiert, dass sich ihr Leben von einen Tag auf den anderen radikal verändert, und doch haben sie erst mal nicht wirklich was miteinander zu tun, sodass es auch ein wenig spannend ist, zu verfolgen, wie der Autor die Erzählstränge verbindet.

Das Buch war auch durchaus spannend, die Handlung steigt direkt rein und auch wenn ich das Buch teilweise etwas lang fand, wurde es nie langatmig. Es weicht von den Erzählstrukturen ab, die ich erwartet hätte, und auch das Ende ist eher offen gehalten. Dabei gibt es auch einige krasse Szenen - ich meine, zu Beginn zerfleischt ein verwandelter Mann Passagiere eines Flugzeuges. Und auch Vergewaltigungen finden statt. Ansonsten gibt es auch die obligatorische Liebesgeschichte, die allerdings ohne Herzrasen und tiefe Romantik auskommt, wodurch dann auch nicht wirklich Gefühle ankommen - aber wie gesagt, damit hatte ich ja generell ein Problem.

Fazit: Spannende, brutale Geschichte, die das Thema Werwölfe sehr politisch umsetzt und dabei von bekannten Erzählstrukturen abweicht. Viele Perspektivenwechsel mit zwei Hauptfiguren, die eine enorme Entwicklung durchlaufen. Dabei wurden die Charaktere für mich persönlich nicht wirklich greifbar, sodass eine gewisse Distanz zum Geschehen für mich blieb.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Sinnlose Handlung und anstrengende Liebesgeschichte mit blassen, stereotypischen Charakteren

Forever - Das ewige Mädchen
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Das Buch erinnert von Anfang an an eine x-beliebige Fantasystory dieser Art und ich wurde negativ darin überrascht, nachdem ich anhand des Klappentextes eher einen Plot mit Hexen erwartete als, na ja, ...

Das Buch erinnert von Anfang an an eine x-beliebige Fantasystory dieser Art und ich wurde negativ darin überrascht, nachdem ich anhand des Klappentextes eher einen Plot mit Hexen erwartete als, na ja, das Übliche, was so 2013 rauskam.

Sophia ist die typische zweiundzwanzigjährige Jungfrau. Praktizierende Wicca (immerhin das war interessant), abgeschlossenes Geschichtsstudium. Kein Job und arbeitet als Aushilfe im Diner.
Sie hat nur zwei Freundinnen (von denen eine allerdings lesbisch und die andere zur Hälfte japanisch ist, was immerhin ein kleiner Diversity-Pluspunkt ist), ist mit ihrer radikal religiösen Mutter zerstritten und von dem Vater wird lediglich geredet. Plus übernatürliches Problem und Familiengeheimnis.
Sie hat jetzt auch nicht wirklich Tiefe aufgebaut. So ganz verstanden habe ich ihre Entscheidungen ab einem bestimmten Punkt der Geschichte nicht mehr, ihr Verhalten wechselte irgendwie ständig und sie war dauer-ahnungslos und schutzbedürftig. Dabei war ihr Auftreten an sich durchaus selbstsicher und sie verfügt auch über einen leichten Humor, der zumindest ein wenig Unterhaltung in den Schreibstil brachte, der ansonsten auch nicht überragend war.

Ich muss zugeben, zwischenzeitlich hat mich das Ganze ein wenig an Twilight erinnert. Nicht konkret, aber in ein, zwei Details und ein, zwei Erzählmustern. In jedem Fall hat der Love Interest anscheinend zumindest anfänglich einen Crashkurs bei Edward im Stalken gemacht. Er tauchte auf als der typische creepige Typ, dessen einziges Merkmal daraus besteht, dass er unglaublich gutaussehend ist und die obligatorischen schwarzen, perfekt sitzenden Hemden trägt.
Er ist das Klischee des düsteren, geheimnisvollen, gefährlichen, aber attraktiven Typen, ansonsten aber halt auch so farblos wie ein Blatt Papier. Ich konnte mir zwischenzeitlich nicht mal seinen Namen merken. Dafür wurde ständig sein Geruch nach Vanille, Moschus und Sandholz erwähnt.
Sein einziger Pluspunkt ist vielleicht, dass er Sophia nicht wie den letzten Dreck behandelt, sondern durchaus respektvoll. Ansonsten faselt er abwechselnd was von auf jeden Fall fernhalten und dann irgendwas von Vertrauen und in ihrer Nähe sein wollen. Ich hatte jedenfalls keine Ahnung, was er jetzt wollte.

Macht euch nichts vor, das Buch ist reinste Romantasy. Ich habe die Liebesgeschichte allerdings als sehr anstrengend empfunden, und da diese achtzig Prozent des gesamten Buches ausmacht ...
Ich kapierte dieses ganze Hin und Her und überhaupt die Pseudo-Konflikte auch nicht. Irgendwie wollen sie zusammen sein und irgendwie nicht und er will keine Lösung und sie sucht trotzdem eine, aber dann heißt es, das geht nicht, und trotzdem hängen die 24/7 zusammen ab? Auch dank der Zeitsprünge hatte ich das Gefühl, alle relevanten Entwicklungen verpasst zu haben. Die Interaktionen fand ich höchstens kitschig und die Konflikte riefen bei mir nur Augenverdrehen hervor.

Ich muss ehrlich sagen, nach zweihundert Seiten habe ich immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen.
Nach dem ersten Drittel plätschert die Handlung ein Weilchen einfach nur so vor sich hin. Es passiert literally nichts (also, abgesehen von der Liebesgeschichte und den nicht dramatischen Konflikten, die außerdem nur gelegentlich mal angeschnitten werden). Außer irgendwelcher undefinierter, aber anscheinend nicht präsenter Gefahren ist quasi auch nichts da, was überhaupt Spannung aufbauen könnte. Am Ende wird dann noch mal spontan ein Show Down aus dem Hut gezaubert, mit allerlei offener Fragen für die Fortsetzung.

Die Zeitsprünge von meist mehreren Wochen bis Monaten tragen auch nicht gerade dazu bei, dass Spannung aufgebaut wird oder man ein besseres Verständnis von dem entwickelt, was geschieht. Mag auch daran liegen, dass Sophia mit dem Typen abhängt und alles andere danach in den Hintergrund tritt. Freundinnen, Mutter, selbst die fanatische Mrs Franklin mit ihren Drohbriefen - alles auf einmal zweitrangig. Genauso die Stimmen, deren Problematik in den Hintergrund tritt und die irgendwann nur noch als fahle Art dienen, den Plot voranzutreiben
Zwischendurch gibt es so pseudomäßiges Foreshadowing, das aber auch nicht wirklich gelungen ist und sich in immer wieder demselben Aufbau verirrt. Manche davon verlaufen auch einfach im Sand.

Ich habe die Handlung auch einfach nicht verstanden. Die Geschehnisse wirkten willkürlich und ergaben für mich oft überhaupt keinen Sinn, die Zusammenhänge wirkten konstruiert und vieles an den Haaren herbeigezogen. Dazu ein komplexes World Building, bei dem ich auch nicht immer so ganz mitkam. Und teilweise machten die Geschehnisse einfach null. Sinn.
Nicht, dass sie nicht an sich Potenzial gehabt hätte, zumindest in manchen Aspekten. Ein, zwei Nebencharaktere zeigen auch durchaus Ansatz für Tiefe. Aber die meiste Zeit dachte ich bei Wendungen nur noch "Bitte was?!".

Fazit: Die Handlung ergab für mich keinen Sinn und plätschert lange auch nur vor sich hin, ohne dass irgendwas geschieht. Die Liebesgeschichte steht im Zentrum, war für mich aber ebenso unverständlich und anstrengend. Der Love Interest ist klischeehaft und farblos, den meisten anderen Charakteren fehlt es ebenso an Tiefe. Viele anfängliche Konflikte treten hinter der Liebesgeschichte in den Hintergrund und werden nur noch halbherzig oder gar nicht mehr thematisiert.