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Veröffentlicht am 01.08.2017

Entführt in die düstere, tiefgründige Welt der Feen

Die Feenjägerin – Das verbotene Königreich
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Inhalt:

Aileana ist gescheitert, als sie die Feen erneut unter Edinburgh verbannen wollte. Stattdessen sind sie entkommen und zerstören Aileanas Heimat, während ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Inhalt:

Aileana ist gescheitert, als sie die Feen erneut unter Edinburgh verbannen wollte. Stattdessen sind sie entkommen und zerstören Aileanas Heimat, während sie von ihrem Feind im Feenreich gefangen gehalten wird, der in ihr einen Schlüssel zur Macht sieht ...

Meine Meinung:

Das Buch ist geprägt von einer düsteren Atmosphäre, vor allem aufgrund der dunklen Grausamkeit der entfesselten Feen. Und es geht schon düster los, denn Aileana findet sich in den Händen ihres Feindes - Lonnrach - wieder.
Somit besteht von der ersten Seite an Spannung, die auch im weiteren Verlauf nicht abebbt. Vielmehr war das Buch unheimlich fesselnd, sodass ich teilweise meine gesamte Willenskraft aufbringen musste, um mich von den Seiten zu trennen und es vorgezogen hätte, einfach den ganzen Tag im Bett zu verbringen und mich in das fiktiv-historische Schottland entführen zu lassen.

Dieses Buch hält vor allem Enthüllungen zu der Geschichte der Feen bereit. Generell fasziniert mich die Einwebung schottischer beziehungsweise keltischer Feenmythen. Zum Einen sind das natürlich die verschiedenen Feenarten, aber eben auch Aspekte wie die Einteilung in den Seelie- und den Unseelie-Hof. Hier merkt man der Autorin ihr fundiertes Wissen an.
Mit der Vertiefung der Hintergründe erhält auch die Geschichte zunehmend Tiefe. Das betrifft vielleicht sogar vor allem die Charaktere, und hier zeigt sich, dass es trotzdem kein direktes Gut-Böse-Denken gibt. Auch ehemals schlechte Personen können sich wandeln - dadurch kommt der Konflikt auf, wie man ihnen dann begegnen soll.
Auch das Konzept der Story und ihre Hintergründe haben mich absolut fasziniert und in den Bann gezogen.

Aileana macht eine deutliche Entwicklung durch. Geprägt durch die Folter, die sie erleiden muss, hat sie sich verändern. Das führt dazu, dass sie vor allem ihre nahezu irrationalen Rachegelüste abgelegt hat, gleichzeitig nun aber mit den Schuldgefühlen wegen ihres Scheiterns hadert. Insgesamt gewinnt sie weiter an Stärke und Selbstbewusstsein, gerade da sie weiter dazulernt und sich ihren Feinden entgegenstellt.

In diesem Band lernt der Leser/ die Leserin auch neue Charaktere kennen. Einer meiner neuen Lieblingscharaktere ist dabei Aithinne, die mich immer mal wieder zum Grinsen gebracht hat mit ihrer ganz eigenen Art (und den Dialogen mit einer gewissen anderen Person). Und auch das macht diese Trilogie aus: Neben all dem Massemord, dem Folter und der Verwüstung schaffen es die Charaktere mit ihrer sympathischen Weise auch Humor reinzubringen.
Generell sind die Charaktere unheimlich vielschichtig. Sie haben alle eine Vergangenheit - die im Falle der Feen auch sehr lang sein kann. Sie haben Personen, die ihnen nahestehen, Ziele, Stärken, Schwächen, machen Fehler und haben sich im Verlauf ihres Lebens verändert. Und das gilt ebenso für die Antagonisten, was das Buch auch ausmacht.

Meine Befürchtungen, es könnte sich ein Liebesdreieck entwickeln, lösten sich im Übrigen so ziemlich in Luft auf, wovon ich positiv überrascht wurde. Die Liebesgeschichte selbst mochte ich, gerade weil Kiaran so ein düsterer, tiefgründiger Charakter ist.
Am Ende habe ich es bereut, dass ich diese Trilogie nicht auf Englisch lese - so muss ich mich nämlich noch auf die Übersetzung des dritten Teils gedulden. Und dieses Ende war kein bisschen besser als das letzte. ^^

Fazit: Fesselnde, düstere Geschichte, basierend auf keltischen Mythen, mit einer starken Protagonistin und sehr tiefgründigen, vielschichtigen Charakteren!

Veröffentlicht am 27.07.2017

Vielschichtige Charaktere, viel Action, faszinierende Welt und eine starke, tiefgründige Protagonistin!

Die Feenjägerin
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Das Buch gehört zu dem Genre Steampunk. Der Weltenaufbau konnte mich absolut überzeugen, mir gefiel diese Mischung aus der strengen Etikette des 19. Jahrhunderts mit den Bällen sowie all den gesellschaftlichen ...

Das Buch gehört zu dem Genre Steampunk. Der Weltenaufbau konnte mich absolut überzeugen, mir gefiel diese Mischung aus der strengen Etikette des 19. Jahrhunderts mit den Bällen sowie all den gesellschaftlichen Zwängen und der Mechanik einschließlich Aileanas Schusswaffen. Ich ließ mich von dem fesselnden Schreibstil in diese fremde, faszinierende Welt entführen.

Aileana ist eine absolute Kick-Ass-Heldin. Eine Alternative, mit der Geschichte zu beginnen, wäre vermutlich die Ermordung ihrer Mutter gewesen, doch das ist hier bereits ein Jahr her und somit haben wir es nicht mehr mit einem unsicheren Mädchen sondern mit einer geübten Jägerin zu tun, die ziemlich gut kämpfen kann und nicht bereit ist, Schwäche zu zeigen. Auch gefiel mir ihre Eigenständigkeit und die Tatsache, dass sie dennoch nicht alles kann, da sie zum Beispiel die Feen nur mit Hilfe sieht.
Dabei ist Aileana eine sehr tiefgründige Protagonistin, die die Geschichte im Übrigen aus der Ich-Perspektive im Präsens teilweise leicht ironisch erzählt.

Sie hasst die Vorschriften und Pflichten, die sie als Lady hat und wünscht sich sehnlichst, der Etikette zu entkommen und endlich ihr Leben selbst bestimmen zu können. Dennoch bemüht sie sich wirklich, die Ehre ihrer Familie nicht allzu sehr zu beschmutzen. Dieses Verantwortungsbewusstsein war ein weiterer Aspekt, den ich an ihr mochte.
Nachts jagt sie Feen, angetrieben von ihrem brennenden Wunsch nach Rache. Mir gefiel, dass das hier nicht wie in so vielen anderen YA-Büchern ablief, in denen die Protagonistinnen nur töten, weil sie müssen und anschließend vor schlechtem Gewissen zerfließen. Aileana dagegen verfügt über eine richtige Mordlust, sie liebt den Moment des Tötens und wird manchmal nahezu von dem Drang danach verzehrt. Diese dunkle Seite an ihr verleiht ihr Ecken und Kanten, sodass sie alles andere als perfekt wirkt und gleichzeitig aus der Masse der braven Protagonistinnen heraussticht.

Das Buch hat somit auch ein hohes Gewaltpotenzial, zumal die Feen grausam sind und nach der Energie der Menschen lechzen (die dafür ihr Leben lassen müssen). Das bedingt natürlich eine Menge Action, es gibt eine Menge Kämpfe von Aileana und dazu eine hohe Spannung.
Dennoch gibt es keine einseitige Gut-Böse-Einteilung: Zwei Feen werden von Aileana weitgehend akzeptiert, auch wenn sie ihnen nicht vertraut, dabei stellt auch Aileana selbst fest, dass nicht alle Feen von Grund auf böse sind. Im Verlauf der Handlung wird der Hintergrund der Feen weiter ausgestaltet und es bieten sich einige Enthüllungen. Ich mochte diese schottische Atmosphäre und die Verknüpfung mit den Legenden über Feen.

Generell sind die Charaktere sehr vielschichtig, sogar Nebencharaktere zeigen diesbezüglich viel Potenzial.
Kiaran, eine ebenso mächtige wie undurchschaubare Fee, trainiert Aileana jeden Abend und zeigt doch wiederholt, dass er ihr weit überlegen ist. Ailena kennt weder seine Absichten noch seine Geschichte oder warum er Seinesgleichen jagt, doch er ist ein unheimlich faszinierender Charakter, auch wenn man natürlich als Leser schon gewisse Ideen hat.
Zwischendrin deutet sich ein kleines Liebesdreieck an, das vielleicht gut beschrieben war, mich aber dennoch innerlich aufstöhnen ließ und das ein Makel an der sonst so gelungenen Idee darstellt. Glücklicherweise entwickelte es sich nicht zu einem richtigen Liebesdreieck und ich hoffe, das gilt auch für die Folgebände. Prinzipiell steht die Liebesgeschichte aber eher im Hintergrund.

Die Dialoge sind in der Regel sehr unterhaltsam, vor allem die mit Derrick, einer kleinen Fee, die andere, die Aileana am Leben lässt. Der hat so ein bisschen Xemerius-Charakter, da er bei seiner Anwesenheit überall seinen Senf zugibt, allen auf die Nerven geht, Aileana trotz seines Wesens manchmal hilft und Kiaran zudem nicht ausstehen kann.
Ähnlich unterhaltsam waren auch die Kämpfe und Dialoge zwischen Aileana und Kiaran, dem sie hartnäckig Paroli bietet und dem sie liebend gern reizt - trotz seiner Überlegenheit und der dunklen Gefahr, die von ihm ausgeht.

Veröffentlicht am 27.07.2017

Mitreißender Abschluss mit äußerst vielschichtigen Charakteren fern jeglichen Schwarz-Weiß-Denkens

Red Rising - Tag der Entscheidung
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !

Inhalt:

Auf dem Höhepunkt seiner Macht ist Darrows Geheimnis enttarnt worden. Vom Schakal gefoltert und gefangen an einem Ort der Unmenschlichkeit ist ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !



Inhalt:

Auf dem Höhepunkt seiner Macht ist Darrows Geheimnis enttarnt worden. Vom Schakal gefoltert und gefangen an einem Ort der Unmenschlichkeit ist Darrow all seiner Stärke beraubt. Doch die Rebellion ist noch nicht gestorben. Und Darrow wird alles daran setzen, sie zu beenden ...

Meine Meinung:

Das Buch geht schon alles andere als nervenschonend los: Darrow wurde über Monate hinweg in einer Gruft eingesperrt, gedemütigt vom Schakal und zunehmend dem Wahnsinn ausgesetzt finde er sich nun jenseits seiner einstigen Stärke zwischen seinen Feinden wieder, die ihn für seine wahre Herkunft verachten - selbst seine ehemaligen Freunde.
Hier wären wir auch bei meinem einzigen, kleinen Kritikpunkt: Ebendiesen Wahnsinn überwindet Darrow doch recht schnell, ich hätte mir gewünscht, dass er vielleicht ein bisschen zurückbehält - denn monatelange Isohaft überwindet man schließlich nicht ganz so einfach, trotz leistunsgfähigerem Körper und Gehirn.

Davon abgesehen kann auch der Abschluss der Trilogie mühelos mit den Vorgängern mithalten. Spannung und Action kommen gerade im Rahmen des Krieges alles andere als zu kurz. Kriegsführung, Strategien, Allianzen und Kalkül spielen ebenso eine Rolle wie kämpferische Stärke und Überlegenheit, und insgesamt fand ich diese Umsetzung schlichtweg gelungen.
Was diese Trilogie absolut ausmacht, ist, wie sehr man mit den Charakteren mitfiebert, und wie sehr man auch mit ihnen leidet. Ich spürte die Demütigung, die Darrow widerfährt, als würde ich sie selbst erleiden, und all das sorgt dafür, dass einen die Bücher nur um so mehr mitnehmen, mitreißen, fesseln. So sehr, dass man sie kaum aus der Hand legen mag.

Darrow macht im Verlauf der Trilogie eine beeindruckende Entwicklung durch, ohne seine ursprünglichen Ideale und Ziele aus den Augen zu verlieren. Er ist ein unglaublich starker Charakter, der zu immer mehr Stärke gefunden hat. Trotz der massiven Rückschläge verliert er aber sich selbst und seine Prinzipien nicht, wird aber dennoch härter. Gleichzeitig hat er auch schwache Momente, Momente des Zweifelns.
Er nimmt die Verantwortung der Schlüsselfigur der Rebellion auf sich, weiß sie zu nutzen. Gerade seine Intelligenz und sein Kalkül zeichnen ihn aus, weit mehr als seine körperliche Stärke. Und seine Loyalität, seine Liebe selbst zu den Freunden, die ihn verraten haben und die er jetzt bekämpft.

Gerade letzteres unterstreicht nochmal diese unglaubliche Tiefe der Charaktere. Denn selbst in denen, die ihn verraten haben, die jetzt seine Feinde sind, sieht Darrow immer noch ihre guten Seiten, ohne sich davon blenden lassen. Und das macht alle Charaktere aus. Der Schakal, das Oberhaupt, Cassius - sie haben alle eine Geschichte, haben Ecke und Kanten, haben Gründe, wieso sie so geworden sind, wie sie sind. Keiner von ihnen ist grundlos böse.
Allein bei Cassius brach es mir insgeheim das Herz, dass aus seiner engen Freundschaft zu Darrow tiefe Feindschaft wurde, gerade weil Darrow trotz allem auch seine guten Seiten in ihm sieht. Das macht die Trilogie tiefgründig, vielschichtig, authentisch: Es gibt kein Schwarz-Weiß. Nur Menschen und Gründe dafür, warum sie so geworden sind, wie sie sind.

Fazit: Ein absolut gelungener, mitreißender Abschluss, der einen mitfiebern lässt mit den vielschichtigen Charaktere, bei denen auch die Gegenspieler gute Seiten und Gründe für ihr Handeln haben

Veröffentlicht am 25.07.2017

Mitreißende, vielschichtige Fortsetzung mit überraschenden Wendungen, die Richtig und Falsch hinterfragt

Red Rising - Im Haus der Feinde
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !

Nach dem Sieg im Institut ist Darrow jetzt Schützling seines Erzfeindes. Doch nach einem Fehltritt an der Akademie droht dieser, ihm seine Unterstützung zu ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !



Nach dem Sieg im Institut ist Darrow jetzt Schützling seines Erzfeindes. Doch nach einem Fehltritt an der Akademie droht dieser, ihm seine Unterstützung zu entziehen - was Darrow der Rache der Bellonas auszuliefern und die Pläne der Rebellion ins Wanken zu bringen droht ...

Mit anderen Worten: Der zweite Teil macht genauso weiter, wie der erste aufgehört hat. Keine Atempause, sondern Spannung und Action pur. Durchhänger in der Mitte der Trilogie? Fehlanzeige. Es wird zu keiner Zeit langweilig, stattdessen kommt das Buch immer wieder mit überraschenden Wendungen daher, was dazu führt, dass es schwerfällt, es aus der Hand zu legen. Es ist unheimlich fesselnd und mitreißend, man fiebert mit den Charakteren mit, mit der Rebellion und vor allem natürlich mit Darrow.

Darrow ist schlichtweg ein toller Protagonist. Er ist ein starker Held. Schon im ersten Band hat er seine körperliche wie geistige Stärke bewiesen, bewiesen, dass er ein Anführer ist und dass er Krieg führen, geniale Strategien entwickeln kann. Aber er ist auch nicht unfehlbar. Er ist ein sehr starker Charakter mit Ecken und Kanten, und genau das macht ihn aus.
So gerät er zunehmenden in den Konflikt zwischen der Loyalität zu den gefundenen, allerdings goldenen Freunden und der Rebellion, der er sich verschrieben hat und die ihn zu ihren Feinden macht. Das löst jegliches Schwarz-Weiß-Denken auf, man erhält als Leser einen direkten Einblick in die Rivalitäten der Goldenen und sieht sich damit konfrontiert, dass man Partei ergreifen will. Doch obwohl Darrow mitten unter seinen Feinden lebt und eben auch Bindungen aufbaut, so sehr er sich auch dagegen wehrt, er verliert sein Ziel niemals aus den Augen - und auch das macht ihn aus.
Gleichzeitig konnte ich den Konflikt absolut nachempfinden, der dadurch entsteht, dass auch Darrow sich weiterentwickelt und dass er zu einem Goldenen geworden ist. Er ist nicht länger der junge Rote und die einzige Verbindung zu seiner Heimat sind die Söhne des Ares, die jedoch noch nicht wieder Kontakt aufgenommen haben, sodass er sich zwangsläufig fragen muss, was für eine Rebellion er will und wer er eigentlich ist.
Dabei fällt auf, dass er dem Lebensstil der Goldenen nicht grundsätzlich abgeneigt ist - gerade da er sich so gut in ihre Politik einfügt. Ohne jedoch den Hass gegen sie zu verlieren.

Diese Tiefe findet sich bei einigen Charakteren wieder. Sie alle wirken vielschichtig, selbst der größte Tyrann hat Facetten, die ihm fast eine sympathische Seite verleihen. Vielen merkt man an, dass sie durch ihre Erziehung, ihre Umgebung geprägt sind - gerade im Vergleich zu Darrow, der eben nicht wie ein verwöhnter Goldener aufgewachsen ist.
Umgekehrt stellt sich aber auch immer wieder die Frage danach, wem Darrow vertrauen kann - und wem nicht. Eine Frage, über die man sich auch als Leser den Kopf zerbricht und die Darrow manchmal sehr einsam werden lässt, die aber auch in Konflikt mit seiner ausgeprägten Loyalität kommt.

Während der Vorgänger vor allem geprägt von dem Kampf und Krieg im Institut war, rückt jetzt auch die Politik in den Fokus. Die Politik der Goldenen ist geprägt von Intrigen und Rivalitäten, vor allem aber von Macht und Herrschaft. Und auch Kriegsführung ist ein Thema.
Auch wenn das Lesen so eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert, um den Überblick über Allianzen und Feindschaften zu behalten, langweilt diese Politik jedoch nie, gerade da sich Darrow mitten in ihren Fängen wiederfindet.
Und wer den ersten Teil gelesen hat, weiß, dass der Autor in Bezug auf Gewalt nicht zimperlich ist. Mordkomplotte innerhalb der Familien, kaltblütige Ermordung von Rebellen, Krieg ... Teilweise zeigt sich, wie wenig Menschenleben den Goldenen wert sind.
Als Leser beginnt man zwangsläufig selbst irgendwann, gesellschaftliche Konzepte zu hinterfragen, sich zu fragen, was gut und was böse ist, und wie sich das definiert. Was einen guten Herrscher ausmacht. Und wie weit eine Rebellion mit noch so noblen Zielen gehen darf. Immer wieder wird thematisiert, inwieweit Handlungen richtig oder falsch sind.
Das Ende ist dann ein absoluter Cliffhanger, bei dem ich froh war, dass der dritte Band schon bereit lag.

Fazit: Mitreißende, fesselnde, spannende und actionreiche Fortsetzung mit einem tollen, starken Helden mit Ecken und Kanten, vielschichtigen Charakteren, der Frage nach Gute und Böse, nach Richtig und Falsch der Handlungen und vielen überraschenden Wendungen!

Veröffentlicht am 19.07.2017

Faszinierende Idee wird getrübt durch nicht nachvollziehbarer Liebesgeschichte und wenig Tiefe der Charaktere

Sakura
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Inhalt:

Juri lebt in einer Welt, die in Ebenen unterteilt ist. Sie lebt auf der untersten, die von Leid und Hunger geprägt ist, angeblich als Strafe der Göttin Amaterasu, von der der Kaiser direkt abstammt, ...

Inhalt:

Juri lebt in einer Welt, die in Ebenen unterteilt ist. Sie lebt auf der untersten, die von Leid und Hunger geprägt ist, angeblich als Strafe der Göttin Amaterasu, von der der Kaiser direkt abstammt, während die Menschen der unteren Ebenen von dem Widersacher ebenjener Göttin, Susanoo, abstammen. Die Lebenserwartung ist gering und viele sterben an der sogenannten Knochenfresser-Krankheit.
Dann werden auf einmal Menschen von den Gardisten des Kaisers ausgewählt und erhalten mit einer Karte die Möglichkeit, aus dem Elend rauszukommen. Widerrechtlich kommt Juri in den Besitz einer solchen Karte. Doch erst als sie selbst erste Symptome der Krankheit zeigt, ergreift sie verkleidet als Junge die Chance - und landet unter lauter Probanden, die drei Prüfungen durchlaufen müssen, bis sie an die ersehnte Oberfläche gelangen ... und dann erfährt Juri, dass der Kirschblütenprinz alles andere als eine Legende ist ...

Meine Meinung:

Obwohl die Autorin, wie sie in ihrem Nachwort erklärt, die japanische Kultur abwandelt, basiert doch diese Geschichte darauf, was ich ziemlich cool und faszinierend fand. Im Gegensatz zu den Menschen der unteren Ebenen ist es vor allem die Kaiserfamilie, die über asiatisches Aussehen verfügt und sich von den verachteten Nachkommen Susanoos abgrenzt. Auch diese Anspielung auf die alte japanische Legende gefiel mir.
Tatsächlich - so viel sei gesagt - handelt es sich um eine Dystopie. Mit einem absolut düsteren Setting, das die dunklen Seiten der Menschheit absolut nicht verschweigt. Juri arbeitet in einer Leichenverbrennungsanlage, die Menschen um sie herum würden für Essen töten und ihre Welt ist grausam, da jeder ums Überleben kämpft, zwischen Dreck und Ratten, fern des Wohlstands des Kaisers.
Aber auch sonst thematisiert das Buch Bereiche wie Diversität, Rassismus, Ehre und Menschlichkeit.

Auf den ersten Blick erinnerte mich das Buch an diese typische Story, bei der eine Rebellin versteckt in die Nähe des Prinzen gelangt beziehungsweise sich in die Brautwahl einschleust. Das ist hier nicht der Fall. Zum Einen, da es sich hier nicht um eine Brautwahl für den Prinzen handelt, zum Anderen da Juri eigentlich eher aus Verzweiflung dort landet.
Nichtsdestotrotz blieben großartig überraschende Wendungen in der Handlung für mich aus, auch wenn die Hintergründe ganz interessant waren. Aber gerade das Ende ging für mich viel zu schnell und teilweise auch zu einfach.

Juri ist relativ impulsiv, vor allem aber eine Einzelgängerin. Sie ist vorlaut, sagt, was sie denkt, lässt sich nicht unterkriegen, gebiert so aber auch mal öffentlich vor Anhängern des Kaisers auf, womit sie sich nicht nur Freunde macht. Sie ist rebellisch und nimmt die Dinge nicht einfach hin.
Aufgrund ihres ärmlichen, abgeschotteten Lebens ist sie natürlich auch in gewisser Weise naiv und unwissend gegenüber all den Dingen, die sie nicht kennt (das fängt schon bei Tier- und Obstsorten an), allerdings wurde das nie nervig, zumal sie schnell lernt.
Ihr Leben war bisher alles andere als leicht, infolgedessen hat sie sich Regeln aufgestellt, von denen eine lautet, keine Bindungen einzugehen. Doch gerade diese wird bei den Prüfungen auf die Probe gestellt ...

Der Schreibstil ist dabei, auch dank der Ich-Perspektive und der Tempusform Präsens, nah am Geschehen, teilweise wirkten Juris Gedanken wie ein Bewusstseinsstrom auf mich.
Was mich an dem Buch vielleicht am meisten gestört hat, war die Liebesgeschichte. Die verlief für mich einfach absolut vorhersehbar, jedoch leider nicht nachvollziehbar. Kein Knistern, kein Prickeln, keine Emotionen - nichts kam bei mir an. Auch die Entwicklung war für mich nicht wirklich da, und gerade bei der Bedeutung, die sie irgendwann erhält, fand ich sie nicht zufriedenstellend.

Allgemein gilt für die meisten Charaktere, dass sie unglaublich viel Potenzial besitzen, diese Tiefe jedoch meist kaum ausgearbeitet ist, was ich schade fand. Über viele hätte ich gerne mehr erfahren.
Dom, einer der anderen Probanden, ist dabei der Charakter, den ich am meisten mochte, vielleicht auch, weil er am ausgearbeitetesten ist. Er verfügt über Stärken wie seine Intelligenz und seine Fähigkeit, seine Gefühle zu verstecken, aber auch über Schwächen wie Ängste.
Weniger überzeugt hat mich zum Beispiel der Charakter des Prinzen, der für mich bis zum Schluss trotz des offensichtlichen Potenzials viel zu blass blieb.

Fazit: Faszinierende Idee mit Anspielungen auf die japanische Kultur, leider aber auch einer nicht nachvollziehbaren Liebesgeschichte und Charakteren, deren Potenzial nicht ausgearbeitet wurde