Ein Highlight für mich!
Das Lied der Nacht"Wortgewaltig und poetisch zugleich ..." steht im Klappentext noch als Zitat von Bernhard Hennen - und ja, da kann ich mich auf jeden Fall anschließen!
Diesen poetisch angehauchten Stil wird nicht jeder ...
"Wortgewaltig und poetisch zugleich ..." steht im Klappentext noch als Zitat von Bernhard Hennen - und ja, da kann ich mich auf jeden Fall anschließen!
Diesen poetisch angehauchten Stil wird nicht jeder mögen, aber mich hat er von Anfang an fasziniert. Alles wirkt so ruhig, so beschaulich und trägt einen durch die Geschichte als lausche man einer Melodie, eingewoben in die Worte des Erzählers, mit dem man des nachts am Feuer sitzt.
Eine Geschichte über den Wanderer Weyd, der die Sprachen aus ganz Erebu beherrscht, die kampferprobte Bardin Caer, deren Talente über reinen Gesang hinausgehen; den alten Jori, der mit den Tieren spricht und die barsche Seefahrerin Bahr, die mit dem Feuer flüstert.
Ihr idyllisches Leben in der Provinz Schur wird allerdings plötzlich von der Furcht heimgesucht, mit einem handfesten Grauen, das des Nachts in der Dunkelheit erwacht und keinen Menschen am Leben lässt. Eine vage Erinnerung aus alter Zeit lässt sie hoffen, doch der Hort der Zuflucht ist trügerisch.
Zur Handlung will ich nicht mehr verraten, denn das würde euch um einige Überraschungen bringen. Der Schreibstil alleine hat mich schon so begeistert und während die Charaktere mir immer mehr ans Herz gewachsen sind, bin ich immer tiefer in das Ereignisse eingetaucht. Ich mochte diesen stimmungsvollen Ausdruck, der mit den Wörter gewoben wird und auch manche Szenen miteinander verbunden hat, auf ganz außergewöhnliche Weise. Ein perfekt gelungener Kniff, parallele Ereignisse gleichlaufen zu lassen und sie zu verbinden, das fand ich schon sehr besonders!
Es gibt allerdings auch einige brutale Momente, auf die ich nicht vorbereitet war. Die Grausamkeit inmitten der sanften Erzählweise wirkt auf besondere Weise dramatisch, ja fast schon verstörend, und hebt umso mehr die Schrecken hervor, die von Angst behaftete Begierden hervorrufen. Unter dem Mantel des Hüters und der Mauer des Schutzes verbirgt sich ein grotesker Charakter, dessen Erlebnisse ihn zu einem grausamen Herrscher geformt haben. Seine bizarren Denkmuster sind auf grausame Art tragisch, gerade wenn er zwischen scheinbarer Milde und gleichgültiger Härte handelt.
Ein wichtiges Thema sind hier auch die Vorurteile Fremden gegenüber, die sich nie ganz unterdrücken lassen und die ein Potenzial an Gewalt zeigt, das einen aufrüttelt. Ich hab in anderen Rezensionen gelesen, dass es zu brutal wäre - und dennoch ist es menschlich, leider, und zeigt hier nur deutlich, wie schnell der Hass, erst einmal losgelassen, nicht mehr zu bremsen ist.
Dennoch zeigt diese Geschichte auch den Mut, sich nicht unterkriegen zu lassen; sich zu erheben und an seinen Idealen festzuhalten, ganz gleich, was es kostet - und das auf eine sehr einfühlsame, zu Herzen gehende Weise!
Mir fehlen ein bisschen die Worte, um meine Gefühle beim Lesen zu beschreiben - ich war total gefangen in der Handlung, dem Mitfieber mit den Protagonisten - und auch die Nebenfiguren, die zur Gruppe finden, sehr stark und bedeutsam.
Das Ende ist der Anfang und die Reise wird weitergehen. Noch ist nichts gewonnen, aber auch nichts verloren und die dunklen Schatten ziehen weiter über das Land. Wenn man sich demnächst wieder ans Feuer setzt und weiterlauscht, wie die Geschichte ihren Lauf nimmt, bin ich gespannt, welche Geheimnisse noch aufgedeckt werden.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Fortsetzung und hätte am liebsten sofort weitergelesen.