Profilbild von Wiebke_Wa

Wiebke_Wa

Lesejury-Mitglied
offline

Wiebke_Wa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wiebke_Wa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2024

The Hollow Places von T. Kingfisher

The Hollow Places
1

Kara, die gerade eine Trennung hinter sich hat, zieht zu Ihrem Onkel Earl nach Hop Chapel, North Carolina. Er besitzt und leitet das Museum "Gotteslob-Museum für Naturwunder, Kuriositäten und Tierpräparate". ...

Kara, die gerade eine Trennung hinter sich hat, zieht zu Ihrem Onkel Earl nach Hop Chapel, North Carolina. Er besitzt und leitet das Museum "Gotteslob-Museum für Naturwunder, Kuriositäten und Tierpräparate". Ein Ort an dem Kara ihre Kindheit verlebt hat. Sie kennt jedes Ausstellungsstück und verbindet eine tiefe Liebe zu diesem Ort. Auch wenn Onkel Earl auf seine liebevolle Art etwas verschroben ist und viele lustige und doch seltsame Ansichten hat, hat Kara ein inniges und enges Verhältnis zu ihm. Umso mehr freut sie sich, als er ihr anbietet zu ihm zu ziehen. Denn zu Ihren Eltern kann sie nicht - zumindest ein Zusammenleben mit ihrer Mutter, wäre auf Dauer nicht gesund für beide. Sie beschließt ihm im Museum zu helfen. Dort trifft sie auf Simon, den Betreiber des Cafés nebenan. Die beiden kennen sich bereits aus früheren Besuchen von Kara bei ihrem Onkel. Als Onkel Earl ins Krankenhaus muss, beginnen die beiden das Museum zu erkunden und finden hinter einer Wand einen seltsamen Zugang, der beiden nicht mehr aus dem Kopf geht und sie beginnen ihn zu erkunden, mit unvorhergesehenen Folgen. Ein Abenteuer fernab unsere Vorstellungskraft beginnt und die beiden begeben sich auf eine unbekannte Reise.

Die Autorin T. Kingfisher erzählt ihre Geschichte mit Wortwitz, Fantasie und vielen lustigen Anekdoten aber auch der Grusel und Horror kommen nicht zu kurz. Es wird zwar in der Beschreibung des Buches darauf hingewiesen, dass Horror eine Rolle spielt aber mir war nicht bewusst, dass es so gruselig wird. Es ist aber genau richtig, auch wenn man dieses Genre normalerweise nicht viel liest, ist es aushaltbar und wie ich finde macht es das Buch umso spannender und abwechslungsreicher.

Die Protagonisten sind allesamt sehr Humor- und Liebevoll dargestellt, man muss sie einfach gernhaben. Kara ist eine starke Persönlichkeit, die sich gerade in einer Phase ihres Lebens befindet, an der sie sich überlegen muss, wie es weitergeht. Sie hat zwar schwache Momente, lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht mit viel Humor und Neugierde ihr Leben wieder auf die Reihe zubekommen.

Onkel Earl ist ein liebevoller Onkel, der seine Nichte sehr gern hat und es ihr über Gesten und Worte zu vermitteln versucht. Er ist kein gefühlvoller Mann in dem Sinne, er versucht Kara zu unterstützten so gut er kann und gibt ihr Halt und ein liebevolles Zuhause. Er ist lustig und verschroben und seine Ansichten sind zum Totlachen aber er ist hilfsbereit und vielleicht manchmal ein wenig naiv. Ihn habe ich in der Mitte des Buches etwas vermisst.

Simon hat einen furchtbar trockenen Humor, seine Sprüche und die Unterhaltungen zwischen ihm und Kara haben mir das ein oder andere Lachen entlockt. Er unterstützt Kara wo er kann, versucht ihr in der schwierigen Zeit beizustehen und behält, auch in schwierigen Situationen, einen kühlen Kopf. Auch seine Beschreibung zu Anfang des Buches, er kleidet sich wie der Hutmacher, trifft es genau - so habe ich ihn mir während des gesamten Buches vorgestellt.

Das Karas Exmann das ein oder andere Mal im Buch auftaucht, habe ich nicht ganz verstanden. Mir waren die Gespräche zwischen ihm und Kara nicht ganz schlüssig und haben meiner Meinung nichts zum Buch oder dessen Handlung beigetragen.

Für mich, die Fantasy Romane dieser Art nicht so häufig liest, ist das Buch im Großen und Ganzen gelungen, auch wenn es an einigen Stellen im Buch, etwas langatmig war und ich viele Passagen nochmal lesen musste, weil ich die genutzten Worte nachlesen oder ich den Gedankengang nicht ganz nachvollziehen konnte. Ich hätte mir auch gewünscht länger in der Parallelwelt zu verweilen, ich war sehr überrascht, dass Kara und Simon so schnell einen Ausweg gefunden haben. Insgesamt fand ich die Stellen im Buch, in der "andern Welt", meist spannender als die im Museum und ich hätte es schön gefunden, dort noch etwas mehr über die Welt und seine Bewohner zu erfahren und die Geschichte dahinter. Es ist mir nicht ganz klar geworden, wie sich das "Wurmloch" öffnen konnte und wie all die anderen Bewohner dort hingekommen sind. Es lässt sich zwar später erahnen, wie es dazugekommen sein könnte aber richtig aufgelöst, wird es auch am Ende des Buches nicht. Gut, man könnte natürlich sagen, es ist ein Fantasy-Buch und einige Dinge lassen sich eben nicht auflösen oder erklären. Das wäre für mich auch in Ordnung, wenn es nicht den Teil der Geschichte in dem Museum gäbe - eben die "Richtige Welt" - der schafft, wie ich finde, die Verbindung zwischen beiden Welten und man könnte auf eine Auflösung hoffen. Das Ende fand ich tatsächlich etwas unbefriedigend. Ich denke man hat alles offen gelassen, um vielleicht einen zweiten Teil anzuschließen.

Die Auswahl des Covers aber ist für mich sehr gelungen, es macht neugierig, spiegelt die andere Welt wieder, mit seinen kuriosen Dingen, die man so nicht erwartet und auch den Grusel mit dem Gebein unter der Glaskuppe, spiegelt es wieder. Die Schmetterlinge sollen vielleicht das Leben darstellen, mit all seinen unvorhersehbaren Abgründen. Auch das Material ist hochwertig. Da hat man sich Gedanken gemacht.

Nichtsdestotrotz, finde ich es ein gelungenes Buch, welches es sich zu lesen lohnt. Die Autorin erzählt mit viel Fantasie eine Geschichte, die einem die doch gerade "grausame Welt" da draußen kurz vergessen lässt und zu gemütlichen Abenden auf dem Sofa mit Tee und Gebäck einlädt, auch wenn der Gruselfaktor nicht zu unterschätzen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 12.11.2024

Mein Psychothriller des Jahres!

Happy End
10

Nichts deutet zu Anfang auf ein derart spannendes Buch hin, ein Buch das unter die Haut geht, man verschlingt es regelrecht. Sarah Bestgens Erzählweise ist meisterhaft! Sie schafft es von einer Sekunde ...

Nichts deutet zu Anfang auf ein derart spannendes Buch hin, ein Buch das unter die Haut geht, man verschlingt es regelrecht. Sarah Bestgens Erzählweise ist meisterhaft! Sie schafft es von einer Sekunde auf die andere Spannung aufzubauen, mit viel Authentizität lässt sie ihre Figuren zum Leben erwecken.

Isa und Mark leben ein gutbürgerliches Leben, als plötzlich alles aus den Fugen gerät - ihr Sohn ist verschwunden. Niemand weiß wo Ben geblieben ist, die Polizei tappt im dunklen, auch als eine SOKO gebildet wird, ändert sich zunächst nichts daran. Isa ist am Boden zerstört, denkt mit jeder Faser ihres Körpers an den kleinen Jungen, setzt alles daran herauszufinden was passiert ist und kann doch nichts tun. Während Mark das Ganze anders zu verarbeiten scheint. Dann ist Ben eines Tages zurück, alles scheint in Ordnung, ist das Glück tatsächlich zurückgekehrt? Doch plötzlich tun sich Zweifel auf und Isa traut sich selbst nicht mehr.

Hat man dieses Buch einmal in der Hand, muss man es einfach lesen. Als junge Psychologin ist Sarah Bestgen vom Fach und das merkt man. Selten habe ich einen Thriller gelesenen, der es schafft Protagonisten zu erschaffen, die so einnehmend, manipulativ, doch so empathisch und stark sind, voller Mitgefühl. Ein Buch über menschliche Abgründe, voller Höhen und Tiefen. Eben denkt man noch die Fäden entwirrt zu haben, doch dann kommen neue Machenschaften ans Licht. Mit viel Liebe zum Detail werden immer wieder neue Abgründe geschaffen, die einen in den Bann ziehen. Die Autorin findet zu jeder Zeit klare Worte, sodass man mit den Protagonisten mitfühlt und immer wieder überrascht wird. Den Schreibstil finde ich wirklich herausragend an diesem Buch.

Fazit: Wer spannende Psychothriller, mit viel Erzählkraft, vielen Facetten und einem erstklassigen Schreibstil mag, für den ist dieses Buch ein MUSS!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 02.08.2024

Gehen oder bleiben?

Vorstandssitzung im Paradies
1

Nach einem Flugzeugabsturz im indonesischen Luftraum, retten sich finnische Waldarbeiter, schwedische Hebammen, die Flugzeugbesatzung und einige englische Journalisten auf eine gänzlich unbewohnten Insel. ...

Nach einem Flugzeugabsturz im indonesischen Luftraum, retten sich finnische Waldarbeiter, schwedische Hebammen, die Flugzeugbesatzung und einige englische Journalisten auf eine gänzlich unbewohnten Insel. Nach dem ersten Schock und anfänglichen Schwierigkeiten organisiert sich die Gruppe. Es ist beeindruckend wie aus den wenigen Mitteln und einigen Resten, die noch aus dem Wrack geholt wurden, später ein Kühlschrank gebaut, Schnaps gebraut wird, auch eigene Hütten und eine Bar in der Schnaps ausgeschenkt wird. Nach einigen Zwischenfällen wird eine Kommission gebildet, die das Zusammenleben vereinfachen soll. Es gibt zum Beispiel kein Privateigentum, es wird festgelegt in welcher Sprache überwiegend geredet wird und eine Sprachschule geründet, in der diese gelehrt wird. Es wird sogar ein Plan geschmiedet mit dem es eine Chance gibt die Insel zu verlassen. Es wird aber auch über die wunderschöne Natur berichtet, wie sich die Menschen wieder auf sie besinnen und fast erleichtert sind, den Zwängen und Regeln der westlichen Welt entkommen zu sein. Sie lassen sich auf die Umstände ein und lernen mit ihr statt gegen sie zu leben. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte zwischendurch völlig vergessen, dass dieses Buch eine Neuauflage ist und eigentlich schon aus den Siebzigern stammt. Das Beschriebene ist brandaktuell. Die Geschichte wird aus der Sicht eines der Journalisten erzählt. Der Schreibstil ist flüssig, einfach zu lesen. An einigen Stellen sehr skurril und sehr, sehr witzig geschrieben. Ich lese dieses Genre eigentlich weniger, war aber von der Leseprobe sehr angetan und habe es nicht bereut. Das Cover ist für mich, nun nachdem ich die Geschichte las, sehr passend. Es zeigt Menschen mitten aus der Gesellschaft, die vielleicht nicht genau wissen in welche Richtung es geht - mit dem Strom oder dagegen - und am Ende auf dieser Insel doch alle gleich sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Humor