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Veröffentlicht am 24.11.2024

„Kino zum Lesen“

Love Me Like It's Yesterday
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…so beschreibt Juliane Käppler ihre Art und Weise Geschichten zu schreiben.
Tatsächlich lässt ihr Schreibstil die Geschichte rund um Juno und Taro so lebendig werden, dass man vollständig eintaucht in ...

…so beschreibt Juliane Käppler ihre Art und Weise Geschichten zu schreiben.
Tatsächlich lässt ihr Schreibstil die Geschichte rund um Juno und Taro so lebendig werden, dass man vollständig eintaucht in deren Welt und sich gerne darin verliert.
Scheinbar mühelos schafft Juliane Käppler es, Umgebungen zu erzeugen, Gefühlszustände zu beschreiben und alltägliche sowie derzeit relevante gesellschaftliche Themen passend einfließen zu lassen, ohne dass es aufgesetzt oder zu viel wirkt.
Juno und Taro, zwei Menschen die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, und auf den zweiten Blick doch so viel gemeinsam haben. Was als Experiment beginnt, endet in einer Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, manchmal zu schön um wahr zu sein, um dann wieder in der harten Realität anzukommen. Und diese Realität zeigt relevante Themen auf, die durch die Digitalisierung nicht leichter im Umgang werden, z. B. Mobbing als großes Thema und die Anonymität des Netzes, die verquere Kommunikation bedingt durch digitale Geräte und Welten, die Schwierigkeiten Partner:innen zu finden in dieser heutigen Zeit, der wahnsinnige Einfluss, den Instagram und Co auf uns haben können.
Juno ist eine Art Aussteigerin, die sich durch ihre Erfahrungen in und mit der digitalen Welt dazu entschlossen hat, wieder auf ein analoges Leben zu setzen, und damit sehr glücklich zu sein scheint. Sie wird auf liebevolle Art und Weise beschrieben und ist einfach zum Gernhaben. Mit ihr lässt es sich durchatmen und dem digitalen Zwang zumindest eine Zeit lang entfliehen, dem wir doch alle zumindest ein wenig verfallen sind. Und dann ist da Taro, ein moderner Influencer, der Juno zu seinem Experiment auserwählt hat. Er ist auf den ersten Blick das ganze Gegenteil von charmant, zeigt aber auch das heutige Dasein auf. Doch hinter der Fassade stecken Überraschungen, die einem die Beziehung und Meinungsbildung zu dieser Figur nicht leicht machen.
Die Geschichte lädt zum Träumen ein und dennoch bringt Juliane Käppler die Realität oftmals so schonungslos auf den Punkt, dass man das eigene Verhalten, auch im und mit dem digitalen Universum, unweigerlich reflektiert. Dabei schafft sie die Kunst, den erhobenen Zeigefinger in der Tasche zu lassen und einfach nur zum Wahrnehmen anzuregen.
Love Me Like It‘s Yesterday ist ein wunderbarer Liebesroman, den man so schnell nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Toxin - ein rasanter Wissenschaftsthriller

Toxin
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Nina, eine Wissenschaftsjournalistin, wird in einen heiklen Fall rund um ihren Freund Gereon und dessen Firma Janus Therapeutics verwickelt. Nachdem Gereon verschwunden ist versucht Nina in Deutschland ...

Nina, eine Wissenschaftsjournalistin, wird in einen heiklen Fall rund um ihren Freund Gereon und dessen Firma Janus Therapeutics verwickelt. Nachdem Gereon verschwunden ist versucht Nina in Deutschland alles daran zu setzen, die Firma ihres Freundes zu retten - und schickt einen alten Bekannten auf die Suche nach Gereon in die kanadische Einöde. Tom weiß nicht, dass er dort bald mit Joseph einen Wettlauf gegen die Zeit startet.

Im ersten Drittel benötigt der Leser einiges an Durchhaltevermögen, um der Story, den vielfältigen Charakteren und der Themenvielfalt folgen zu können. Erwartet man einen Themenfokus, überraschen die Autorinnen zu Anfang mit einer Vielzahl an Themen, allen voran der Klimawandel und seine Auswirkungen, aber auch Politik und anderem. Einerseits fühlt sich dies übetrieben und zu viel an, andererseits ist das Thema des Thrillers so nah an der Realität, dass auch andere Themen in diesem Spannungsfeld ihre Berechtigung haben.
Doch Durchhalten lohnt sich. Die Spannung steigt und spätestens ab dem zweiten Drittel konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Aktualität der Geschichte trifft, und immer wieder fragt man sich: was würde passieren, wenn solch ein Erreger wie Milzbrand tatsächlich ausbricht. Angesichts der Corona-Krise gar nicht mehr so weltfremd, und dennoch, ein Schauder läuft einem über den Rücken in Anbetracht der Tatsache, dass vieles sehr nah an der Realität ist.

Die Figuren des Buches passen hervorragend zur Story. Die Rollen sind passend beschrieben, es werden Sympathien und Antipathien aufgebaut. Gerade den Wissenschaftler Dr. Bergmann habe ich ins Herz geschlossen. Er sieht sich plötzlich inmitten eines spektakulären Falls, in dem seine Expertise seitens der Polizei gefragt ist. Und zugleich durchläuft man mit ihm Aufs und Abs in seiner Familiengeschichte, fiebert mit ihm mit und trauert.
Auch Tom ist jener Charakter, der Sympathien überträgt, einen jedoch auch manchmal auf Grund seiner Entscheidungen in den Wahnsinn treibt (warum machst Du das nur?). Die eigene Selbstreflexion seines Verhaltens und seiner nicht immer guten Entscheidungen ist immer wieder wohltuend, da es ihn und seine Entscheidungen ein ganzes Stück realistischer wirken lässt.
Die Antagonsiten der Geschichte sind nicht von Anfang an klar, sie werden stückweise herausgearbeitet, was für den Thriller spricht. Ihre Dynamik ist teils mitreißend, teils plump. Das mag am teilweise doch erkennbaren unterschiedlichen Schreibstil liegen, der sich im Laufe des Buches jedoch vereinheitlicht.

Erwartet hatte ich einen Wissenschaftsthriller rund um das Thema Milzbrand. Grade am Anfang steht dieses jedoch so gar nicht im Fokus und es entsteht ein etwas chaotisches Gefühl bei den ganzen Themen, die die Autorinnen ebenfalls nennen. Doch letztendlich stellte sich der Fokus ein und vor allem die unterschiedlichen Perspektiven und Schauplätze haben keine Langeweile aufkommen lassen. Ich habe einen teils rasanten wissenschaftlichen Thriller lesen dürfen, der bis fast zum Ende eine spannende Frage offen lässt, zu deren Antwort man förmlich hinfiebert: Was ist wirklich im Tunnel passiert?

Ein Lesevergnügen auf gutem Niveau!

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