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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2022

Solider Reihenauftakt

Talberg 1935
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Talberg 1935 ist ein Roman der anderen Art. Der Nationalsozialismus wird zwangsweise angerissen, bekommt aber keine große Plattform. Es geht hauptsächlich um das Dorf Talberg und seine Bewohner. Wer rasante, ...

Talberg 1935 ist ein Roman der anderen Art. Der Nationalsozialismus wird zwangsweise angerissen, bekommt aber keine große Plattform. Es geht hauptsächlich um das Dorf Talberg und seine Bewohner. Wer rasante, emotionale, mitreißende Kriminalromane liebt, wird hier sicherlich enttäuscht werden.

Ja, die Handlung nimmt im Verlauf an Geschwindigkeit zu, dennoch wird alles sehr gemächlich aufgebaut. Dieser Roman besticht durch seine Erzählweise, die eher emotionslos denn emotionsgeladen daherkommt, dafür aber umso atmosphärischer ist. Die Seilschaften innerhalb der Familien des Dorfes werden sehr authentisch dargestellt, damit einhergehend auch der ganze Klatsch und Tratsch und natürlich auch Befindlichkeiten.

Zum einen dürfen wir mit dem eigenszur Aufklärung des Lehrertods geschickten Polizeibeamten miträtseln und ermitteln. Was natürlich nach den damaligen Maßstäben viel mit eigenen Eindrücken und Befragungen zu tun hat. Gleichzeitig lernen wir auch seine Gefühlswelt kennen. Aber wir erfahren auch viel aus Sicht Elisabeths und anderen, sodass man als Leser gefühlt einen Gesamteindruck hat und dennoch Fragen offen bleiben. Elisabeth scheint der Dreh- und Angelpunkt zu sein, bleibt dabei aber immer recht geheimnisvoll.

Für mein Empfinden hätten dem Buch ein paar Seiten weniger oder aber etwas mehr Spannung gut getan.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Die Idylle trügt

Die Bosheit
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Bei diesem Buch bin ich recht zwiegespalten. Wer eine sich ruhig entwickelnde Geschichte mit einigen Spannungsentladungen sucht, ist hier genau richtig.

Der Roman spielt mit dem Alltäglichen, stellt ...

Bei diesem Buch bin ich recht zwiegespalten. Wer eine sich ruhig entwickelnde Geschichte mit einigen Spannungsentladungen sucht, ist hier genau richtig.

Der Roman spielt mit dem Alltäglichen, stellt es gleichzeitig recht überspitzt dar und führt doch einige Personen mit belastender Vergangenheit zusammen. Dies führt im Verlauf immer wieder zu Spannungen.
Die vermeintliche friedliche Siedlungsidylle wird jäh durch einen tragischen Unfall zerrissen. Um diesen Unfall herum baut der Autor die Geschichte auf. Wir werden immer wieder zwischen der Zeit vor dem Unfall und der Zeit nach dem Unfall hin und her geworfen, was aber so geschickt aufgebaut ist, dass man der Story dennoch gut folgen kann.

Es werden wichtige Themen angerissen und dargestellt, ohne wirklich tief hineinzutauchen. Es wird von psychologischen Problemen, Alkoholismus und auch Mobbing gesprochen, Episoden aus dem Alltag der Betroffenen geschildert und auch in einigen Zügen deren Gedanken und Gefühle dargestellt, aber gleichzeitig werden die Geschehnisse auch abgemildert und verharmlost.

So wird in einer Episode Mikaels Sohn zu etwas genötigt zu tun, was den Nachbarssohn Fabian demütigt. Dieser nimmt es hin, findet es auch ganz schrecklich, aber gleichzeitig wird durch seine dargestellten Gedanken impliziert, dass er das Handeln ja versteht und dass Mikaels Sohn nichts dafür kann, weil er ja sozusagen gezwungen wurde. Nur kennen wir das vorangegangene Geschehen, dass zu dieser Episode führte, nicht und wissen somit auch nicht, ob Mikaels Sohn gezwungen wurde, es aus freien Stücken gemacht hat oder dieser gesellschaftlich schreckliche Gruppenzwang ihn dazu genötigt hat, den Mitschülern imponieren zu wollen.

Ich kann es noch nicht mal richtig greifen, was mich hier störte, aber die Geschichte entwickelt sich schon recht langsam und dennoch ist man sich recht schnell sehr sicher, worauf das alles hinauslaufen wird. Die letztendlichen Hintergründe sind dennoch etwas überraschend extrem. Die Charaktere waren gut entwickelt und durch den Aufbau der Story konnte man jede frisch gewonnene Sympathie zu einzelnen Charakteren spätestens im übernächsten Kapitel wieder über Bord werfen. Letztendlich konnte keiner der Personen meine Sympathie gewinnen.
Durch die kurzen Kapitel und das Spielen mit den psychologischen Aspekten haben dennoch eine gewisse Spannung aufgebaut, sodass man einfach wissen wollte, was denn nun die Geheimnisse eines jeden einzelnen der Siedlung ist und somit hat sich das Buch dennoch zu einem Pageturner entwickelt, auch wenn die Story als solches mich nicht recht überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Teil 1 der Pilger-Trilogie

Das Kreuz des Pilgers
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Der Einstieg ins Buch beginnt rasant und unsere Protagonisten sehen sich einen Überfall ausgesetzt, der leider auch einen großen und herben Verlust mit sich bringt. Palmiro, Conlin, Reinhild und Gottfried ...

Der Einstieg ins Buch beginnt rasant und unsere Protagonisten sehen sich einen Überfall ausgesetzt, der leider auch einen großen und herben Verlust mit sich bringt. Palmiro, Conlin, Reinhild und Gottfried sind gemeinsam aufgewachsen, Reinhild und Gottfried sogar verheiratet, umso mehr trifft sie der Verlust ihres Freundes Gottfried durch die Halunken.

Zu Beginn kann man leicht vom Personenregister erschlagen werden, aber das schreckt einen echten Histo-Liebhaber nicht ab. Während des Lesens habe ich hin und wieder nachgeschaut, jedoch hätte das Personenregister etwas schlanker ausfallen und einige der Nebencharaktere dort wegfallen können.

Dennoch konnte ich mich schnell in die Geschichte einfinden und auch wenn es zwischenzeitlich mal etwas unübersichtlich mit den Personen wurde, so löste sich dies schnell wieder auf und man konnte jeden irgendwie zuordnen. Die Karte im Buch hat mir auch sehr gefallen und geholfen, wobei ich mir hier auch etwas weniger Gotteshäuser gewünscht hätte und dafür vielleicht die Häuser von Palmiro und Reinhild noch mit eingezeichnet. Ich weiß zwar so umgefähr, wo die beiden ihre jeweilige Heimstatt haben, aber sicher, ob ich korrekt bin, bin ich nicht...

Petra Schier lässt hier viele Charaktere aus der Kreuz-Trilogie, die ich nicht gelesen habe, anscheinend als Nebencharaktere zurückkehren und auch das Kreuz, was einen leicht fantastischen Aspekt in die Geschichte einfließen lässt. Ich habe an keiner Stelle das Gefühl gehabt, dass mir etwas an Informationen fehlt, weil ich die Vorgänger-Trilogie nicht gelesen habe, hier hat Petra Schier sehr gut immer wieder Informationen einfließen lassen. Allgemein finde ich es toll, wie einzelne Werke der Autorin hier indirekt wieder mit eingeflossen sind bzw. bestimmte Figuren einen kurzen, besonderen Gastauftritt erhalten haben.

Der Aspekt des Kreuzes, dessen Wirkweise und diverse Gaben machen dad Buch für heutiges Empfinden vielleicht etwas zu unrealistisch, aber genau das war es, was die Leute damals glaubten. Sie haben bestimmte Heilige und auch Reliquien verehrt und viel Geld ausgegeben, eben weil sie an dieses Übersinnliche geglaubt haben.

Ich finde die Charaktere im Buch echt gut gezeichnet. Jede einzelne Figur hat Ecken und Kanten, es gibt keine über alles erhabene Figur und jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Und trotzdem stehen sie, wie echte Freunde es nun mal tun, füreinander ein und helfen einander in Notsituationen, auch wenn sie (noch) nicht alle Geheimnisse voneinander kennen.


Alles in allem war es ein toller Roman, der mich gut unterhalten hat, an manchen Stellen hat er mich auch überrascht und ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Mein bisher düsterster Webb

Besuch aus ferner Zeit
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Eigentlich ist Katherine Webb in meinen Augen eine Meisterin für Familiengeschichten auf zwei Zeitebenen. Eigentlich.

Besuch aus ferner Zeit spielt auch wieder auf zwei Zeitebenen, jedoch werden dieses ...

Eigentlich ist Katherine Webb in meinen Augen eine Meisterin für Familiengeschichten auf zwei Zeitebenen. Eigentlich.

Besuch aus ferner Zeit spielt auch wieder auf zwei Zeitebenen, jedoch werden dieses Mal keine Geheimnisse innerhalb einer Familie aufgedeckt. Es handelt sich faktisch um zwei Familien, die so gar nichts miteinander zu tun haben. Um diese Handlungsstränge miteinander verbinden zu können greift Katherine Webb dieses Mal auf Übersinnliches zurück. Und das ist auch schon mein großes Problem mit diesem Buch.

An sich ist die Vergangenheit eine super Geschichte mit vielen interessanten Aspekten und vielschichtigen Figuren. Aber der Bogen zur Jetzt-Zeit war für meinen Geschmack zu viel und extrem unrealistisch.

Mir fehlte der bekannte Zauber, wenn eine Nachfahrin etwas über ihre Urahnen erfährt.

Dennoch war Besuch aus ferner Zeit interesant und spannend geschrieben und abgesehen von diesem übernatürlichen Touch haben mir die Figuren auch gut gefallen.

Das Buch hat mich unterhalten, auch wenn es aufgrund der Thematik einen sehr düsteren Charakter hat.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Bastian rettet Phantasien und bleibt gefangen

Die unendliche Geschichte
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Ich liebe diese Geschichte. Okay, die erste Hälfte. Es ist immer wieder schön, in die Welt Phantasiens einzutauchen, Atreju bei seiner Suche zu begleiten, mit Fuchur zu fliegen und um Phantasien und die ...

Ich liebe diese Geschichte. Okay, die erste Hälfte. Es ist immer wieder schön, in die Welt Phantasiens einzutauchen, Atreju bei seiner Suche zu begleiten, mit Fuchur zu fliegen und um Phantasien und die kindliche Kaiserin zu bangen. In dieser Jubiläumsausgabe finde ich die verschiedenen Schriftfarben einfach mega gut. Man sieht sofort von Abschnitt zu Abschnitt, ob man in Phantasien unterwegs ist oder bei Bastian in der realen Welt. Auch finde ich es toll, dass die Jubiläumsausgabe zwar ein neues Gewand bekommen hat, aber der Schreibstil und die Sprache Michael Endes beibehalten wurde und nicht einzelne Worte oder Sätze z. B. "verjüngt" wurden, damit die Geschichte auch dem jüngeren Leser besser zupass kommt. Dennoch flacht die Geschichte ab der Hälfte extrem ab. Natürlich ist die unendliche Geschichte unendlich, aber kaum ist Bastian in Phantasien und hat die Welt gerettet, verliert sich die Story ein wenig. Es wird Episode an Episode gereiht, ohne einen wirklichen roten Faden wie in der ersten Hälfte zu haben. Bastian ist sich immer mehr selbst entglitten und hat mich so doch sehr stark an Herr der Ringe und die Auswirkung des Rings auf Frodo erinnert. Es ist und bleibt eine Geschichte, zu der ich immer wieder greifen werde und die trotz allem nie an Zauber verliert.

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