Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch ...
Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch inhaltlich und szenisch auf dem Film "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro beruht. Da ich den Film bisher nie gesehen habe (um Horrorfilme mach ich gewöhnlich einen großen Bogen), kann ich allerdings nicht einschätzen, wie treu die Autorin der Vorlage folgt. Anderen Rezensionen kann ich entnehmen, dass sie die Handlung des Filmes sehr präzise kopiert und zwischen den Kapiteln nur eigene Kurzgeschichten hinzugefügt hat, die die fortlaufende Handlung durch Einschübe zu vergangenen Mythen und Märchen rund um vorkommende magische Figuren, Orte oder Gegenstände ergänzen. Dadurch wird der Handlung, die mit den gleichzeitig laufenden Handlungssträngen um einen umkämpften Wald zur Zeit Francos und dem magischen Abenteuer rund um die Aufgaben des Fauns, ohnehin schon komplex ist, eine weitere Erzählebene hinzugefügt. "Das Labyrinth des Fauns" liest sich demnach vielschichtig, kurzweilig und gut durchdacht.
Schreibstil: Als Fan von Cornelia Funkes Kinderbüchern, bin ich mit ihrem märchenhaften, blumigen Schreibstil natürlich bestens vertraut. Sehr ungewohnt war allerdings, wie düster und brutal die Geschichte erzählt ist. Gewohnt an die heile Welt ihrer Kinderbücher hat es mich jedes Mal unvorbereitet getroffen hat, wenn sie ihren eindringlichen Schreibstil dazu benutzt, um etwas furchtbar Grausames zu schildern. Denn so düster die magische Horrorwelt rund um das Labyrinth, die Unterwelt, den gruseligen Faun, den bleichen Kinderfresser, die fleischfressenden Feen und verfluchten Gegenständen auch ist - die Realität in der Ofelia lebt, ist noch viel grausamer. Denn Buch und Film unternehmen hier eine Zeitreise zur Zeit des Faschismus in Spanien. Während der Rest Europas unter dem zweiten Weltkrieg ächzt, versucht Diktator Francisco Franco sein Land einer blutigen Reinigung zu unterziehen. So auch Capitán Vidal, der versucht in einer verlassenen Mühle in einem dunklen Wald gegen die Widerstandskämpfer zu siegen und mit allen Mitteln zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Was Ofelia als neue Stieftochter Vidals in der Mühle mit ansehen muss, steht menschenfressenden Monstern in nichts nahe... Dementsprechend würde ich die Altersempfehlung auch ab mindestens 14 bis eher 16 Jahre aussprechen.
Figuren: Die beiden Figuren, die sich hier als Kontrapunkte Monster-Unschuld besonders im Vordergrund und gegenüberstehen, sind Ofelia und Vidal. Es wird zwar zusätzlich auch aus anderen Perspektiven wie die von Mercedes oder dem Arzt Dr. Ferreiro erzählt, die Perspektive kehrt allerdings häufiger zu den beiden zurück. Die klassische Gegenüberstellung von Gut und Böse wie im Märchen üblich, wird nur durch die Nebenfiguren ein wenig aufgehoben. So verschwimmen in Ofelia nahestehenden Figuren wie beispielsweise ihrer Mutter aber auch in eigentlichen Antagonisten wie dem Faun die Grenzen zwischen Gut und Böse im Lauf der Geschichte immer mehr. Generell scheinen mit Fortlauf der recht kurzen Geschichte die Motive und Welten immer mehr miteinander zu verschwimmen. Auch wenn "Das Labyrinth des Fauns" eine enorme Sogwirkung entfaltet, blieben mir persönlich zu viele Fäden unverknüpft und zu viele Fragen zu Teilen der Handlung offen. Auch das Ende ist sehr offen gestaltet und es bleibt der eigenen Interpretation überlassen, ob Ofelia ihr Happy End in der magischen Welt gefunden hat, oder ob alles doch nur eine Einbildung war, um mit der harschen Realität zurechtzukommen und sie stattdessen ein weiteres Opfer des Faschismus geworden ist. Dies ist zwar durchaus ein genialer Erzählkniff, aus LeserInnen-Perspektive aber ziemlich unbefriedigend!
Die Zitate
"Es war einmal ein Wald, im Norden Spaniens, so alt, dass er Geschichten erzählen konnte, die schon längst vergangen und von den Menschen vergessen waren. Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten."
"Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde."
"Ihre Mutter sagte, Märchen hatten mit der Welt nichts zu tun, doch Ofilia wusste es besser. Märchen hatten sie alles über die Welt gelehrt."
"Es ist oft einfacher etwas herauszufinden, als sich dem zu stellen, was man gefunden hat."
Das Urteil:
Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt! Es blieben mir aber zu viele Fäden lose, um ein richtiges Highlight zu werden.
Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch ...
Handlung: "Das Labyrinth des Fauns" stand schon zum Erscheinungstermin 2019 auf meiner Wunschliste, ich habe es aber bisher doch immer verpasst, es zu beginnen. Vorweg ist wichtig zu wissen, dass das Buch inhaltlich und szenisch auf dem Film "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toro beruht. Da ich den Film bisher nie gesehen habe (um Horrorfilme mach ich gewöhnlich einen großen Bogen), kann ich allerdings nicht einschätzen, wie treu die Autorin der Vorlage folgt. Anderen Rezensionen kann ich entnehmen, dass sie die Handlung des Filmes sehr präzise kopiert und zwischen den Kapiteln nur eigene Kurzgeschichten hinzugefügt hat, die die fortlaufende Handlung durch Einschübe zu vergangenen Mythen und Märchen rund um vorkommende magische Figuren, Orte oder Gegenstände ergänzen. Dadurch wird der Handlung, die mit den gleichzeitig laufenden Handlungssträngen um einen umkämpften Wald zur Zeit Francos und dem magischen Abenteuer rund um die Aufgaben des Fauns, ohnehin schon komplex ist, eine weitere Erzählebene hinzugefügt. "Das Labyrinth des Fauns" liest sich demnach vielschichtig, kurzweilig und gut durchdacht.
Schreibstil: Als Fan von Cornelia Funkes Kinderbüchern, bin ich mit ihrem märchenhaften, blumigen Schreibstil natürlich bestens vertraut. Sehr ungewohnt war allerdings, wie düster und brutal die Geschichte erzählt ist. Gewohnt an die heile Welt ihrer Kinderbücher hat es mich jedes Mal unvorbereitet getroffen hat, wenn sie ihren eindringlichen Schreibstil dazu benutzt, um etwas furchtbar Grausames zu schildern. Denn so düster die magische Horrorwelt rund um das Labyrinth, die Unterwelt, den gruseligen Faun, den bleichen Kinderfresser, die fleischfressenden Feen und verfluchten Gegenständen auch ist - die Realität in der Ofelia lebt, ist noch viel grausamer. Denn Buch und Film unternehmen hier eine Zeitreise zur Zeit des Faschismus in Spanien. Während der Rest Europas unter dem zweiten Weltkrieg ächzt, versucht Diktator Francisco Franco sein Land einer blutigen Reinigung zu unterziehen. So auch Capitán Vidal, der versucht in einer verlassenen Mühle in einem dunklen Wald gegen die Widerstandskämpfer zu siegen und mit allen Mitteln zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Was Ofelia als neue Stieftochter Vidals in der Mühle mit ansehen muss, steht menschenfressenden Monstern in nichts nahe... Dementsprechend würde ich die Altersempfehlung auch ab mindestens 14 bis eher 16 Jahre aussprechen.
Figuren: Die beiden Figuren, die sich hier als Kontrapunkte Monster-Unschuld besonders im Vordergrund und gegenüberstehen, sind Ofelia und Vidal. Es wird zwar zusätzlich auch aus anderen Perspektiven wie die von Mercedes oder dem Arzt Dr. Ferreiro erzählt, die Perspektive kehrt allerdings häufiger zu den beiden zurück. Die klassische Gegenüberstellung von Gut und Böse wie im Märchen üblich, wird nur durch die Nebenfiguren ein wenig aufgehoben. So verschwimmen in Ofelia nahestehenden Figuren wie beispielsweise ihrer Mutter aber auch in eigentlichen Antagonisten wie dem Faun die Grenzen zwischen Gut und Böse im Lauf der Geschichte immer mehr. Generell scheinen mit Fortlauf der recht kurzen Geschichte die Motive und Welten immer mehr miteinander zu verschwimmen. Auch wenn "Das Labyrinth des Fauns" eine enorme Sogwirkung entfaltet, blieben mir persönlich zu viele Fäden unverknüpft und zu viele Fragen zu Teilen der Handlung offen. Auch das Ende ist sehr offen gestaltet und es bleibt der eigenen Interpretation überlassen, ob Ofelia ihr Happy End in der magischen Welt gefunden hat, oder ob alles doch nur eine Einbildung war, um mit der harschen Realität zurechtzukommen und sie stattdessen ein weiteres Opfer des Faschismus geworden ist. Dies ist zwar durchaus ein genialer Erzählkniff, aus LeserInnen-Perspektive aber ziemlich unbefriedigend!
Die Zitate
"Es war einmal ein Wald, im Norden Spaniens, so alt, dass er Geschichten erzählen konnte, die schon längst vergangen und von den Menschen vergessen waren. Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten."
"Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde."
"Ihre Mutter sagte, Märchen hatten mit der Welt nichts zu tun, doch Ofilia wusste es besser. Märchen hatten sie alles über die Welt gelehrt."
"Es ist oft einfacher etwas herauszufinden, als sich dem zu stellen, was man gefunden hat."
Das Urteil:
Ein düsteres, atmosphärisches Horrormärchen, das mitreißt, verzaubert und entsetzt! Es blieben mir aber zu viele Fäden lose, um ein richtiges Highlight zu werden.
"Yellowface" ist eines dieser ganz besonderen Bücher, bei denen man zu Beginn gar nicht genau weiß, worum es gehen wird, währenddessen man jede Menge nachdenken muss und man nach dem Lesen Schwierigkeiten ...
"Yellowface" ist eines dieser ganz besonderen Bücher, bei denen man zu Beginn gar nicht genau weiß, worum es gehen wird, währenddessen man jede Menge nachdenken muss und man nach dem Lesen Schwierigkeiten hat, die richtigen Worte zu finden. R. F. Kuang tritt hier absichtlich in ein gesellschaftliches Minenfeld, fordert jede Menge Arbeit von den LeserInnen und regt zu Kontroversen an. Kurzum: Ein Jahreshighlight, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt!
Das Cover ist sehr schlicht gestaltet. Zu sehen sind ein paar geschwungene schwarze Augen, die vorwurfsvoll von einem knallgelben Hintergrund hochblicken und der Titel -Yellowface-, welcher die stereotypische, rassistisch aufgeladene Darstellung von Personen asiatischer Abstammung durch weiße Menschen beschreibt. Die Gestaltung ist eindringlich, aber ohne viel Schnickschnack und passt damit ganz hervorragend zum Buch selbst!
Erster Satz: "The night I watch Athena Liu die, we’re celebrating her TV deal with Netflix."
Rebecca Kuang steigt schon mit einem sehr starken Anfang in die Geschichte ein. Im ersten Kapitel erleben wir nicht nur den Tod von Athena Liu hautnah mit, sondern bekommen gleich einen Einblick in das angespannte Verhältnis der beiden Jungautorinnen und beobachten wie die Ich-Erzählerin ein Manuskript der frisch Verstorbenen entwendet. Im Folgenden wird in tagebuchartigem Stil sehr ungefiltert und pointiert erzählt, wie June aus Athenas Werk Kapital schlägt und sich dabei immer mehr in ein Netz aus Lügen, Erpressung, Twitter-Beschimpfungen, Plagiats- und Rassismusvorwürfen und moralisch fragwürdigen Entscheidungen verstrickt. Der tatsächliche Plot ist damit erfrischend originell, hat viele verschiedenen inhaltliche und erzähltechnische Ebenen und tritt definitiv auf bisher wenig ausgetretenen Wegen. Dass "Yellowface" zum absoluten Hypebuch des Frühsommers wurde, überrascht mich deshalb nicht im geringsten!
“It’s hard, after all, to be friends with someone who outshines you at every turn.”
Auch wenn es dabei vordergründig "nur" um Junes Alltag als Autorin geht, ist die Geschichte so nüchtern, scharfzüngig und satirisch überspitzt erzählt, dass sie mich von der ersten Seite an eingewickelt und eine enorme Spannung ausgeübt hat. Das liegt zum Einen am Schreibstil der Autorin, bei dem jedes Wort wohlkalkuliert an seinem Platz sitzt und der wirkte, als würde die Autorin mich versteckt in jedem Satz persönlich ansprechen um sicher zu stellen, dass ich noch aufmerksam zuhöre. Zum Anderen daran, dass man nie genau weiß, worauf sich die Geschichte zubewegen wird. Wird June mit ihrem Erfolg davonkommen? Wird sie auffliegen? Wird sie von einem digitalen Lynchmob überrollt? Treibt Athenas Geist sie in den Wahnsinn...? Die Geschichte könnte zu jedem Zeitpunkt in eine Vielzahl unterschiedlicher Richtungen und Genres abbiegen, was bei mir beim Lesen ein bisschen Unbehagen ausgelöst hat, aber gut zur ungewissen Atmosphäre der Geschichte passt. Mit den unvorhersehbaren Horror-, Thriller- und Krimiartigen Episoden in dem ansonsten sehr ruhigen, realistischen Roman stellt die Autorin eine gewagte Mischung zusammen, die aber wunderbar zusammenwirkt.
“But that's what I need right now: a child's blind faith that the world is so simple, and that if I didn't mean to do a bad thing, then none of this is my fault.”
Besonders spannend ist dabei, dass die Autorin die Geschichte aus der Ich-Perspektive einer unzuverlässigen Erzählerin schreibt, die von Beginn an den Erzählton manipuliert und Informationen einfügt oder vorenthält, je nachdem was am besten zu ihrem Narrativ passt. Dabei ist June als Hauptfigur ausreichend nachvollziehbar und menschlich charakterisiert, sodass man mit ihr mitfiebern kann, aber nicht liebenswert genug, um auf ihrer Seite zu stehen. Sie ist neidisch, aufmerksamkeitsgierig und hat furchtbare Angst davor, vergessen zu werden. Sie ist einsam, leidet unter Angststörungen und Minderwertigkeitskomplexe und wird von Schuldgefühlen zerfressen. Viele ihrer Gedanken und Handlungen triggern und stoßen negativ auf. Dennoch erwischt man sich immer wieder dabei, ihren Rechtfertigungen Glauben zu schenken, insgeheim zu hoffen, dass sie nicht erwischt wird und Mitleid mit ihr zu haben, wenn sie von der öffentlichen Hetzjagd und dem Psychoterror mürbe gemacht wird. Mit dem spannenden Hin und Her zwischen Ablehnung und Sympathie ihr gegenüber wird man als LeserIn dazu gebracht, seinen eigenen "White Gaze" zu hinterfragen.
“A writer needs to be read. I want to move people's hearts. I want my books in stores all over the world. I couldn't stand to be like Mom or Rory, living their little and self-contained lives with no great projects or prospects to propel them from one chapter to the next. I want the world to wait with bated breath for what I will say next. I want my words to last forever. I want to be eternal, permanent; when I'm gone, I want to leave behind a mountain of pages that scream, Juniper Song was here, and she told us what was on her mind.”
Denn zusätzlich zur reichhaltigen Atmosphäre des Romans bringt die Autorin eine Vielzahl unterschiedlicher hochaufgeladener Themen und Meinungen in ihrer Geschichte unter und benutzt dabei sowohl rassistische Vorurteile als auch absurde Übertreibungen von politischer Korrektheit, sodass einem bald der Kopf schwirrt und man gar nicht mehr weiß, wo in der Debatte man selbst steht und was man als richtig und falsch einordnet. Dazu nutzt Kuang neben June und dem Gegenwind aus dem Netz auch Nebenfiguren wie beispielsweise Athena, die zunächst als glänzender Kontrapunkt zur Protagonistin erscheint, mit der Zeit aber auch einiges an Glanz einbüßt. Wer dieses Buch liest, wird nicht darum herum kommen, sich intensiv mit Themen wie Kulturkampf, gesellschaftliche Unterdrückung, kulturelle Aneignung, Rassismus, Zensur oder Plagiaten auseinanderzusetzen und seine eigene Stellung mit den provokanten Extrempositionen des Buches abzugleichen.
"Writing is the closest thing we have to real magic. Writing is creating something out of nothing, is opening doors to other lands. Writing gives you power to shape your own world when the real one hurts too much.”
Auch wenn die Geschichte hier thematisch eher in die Breite als in die Tiefe geht, wird durch diese Bombardierung mit verschiedenen Sichtweisen klar: Ein Schwarz-Weiß-Denken ist bei solchen Themen unmöglich und auch nicht zielführend. Stattdessen wird man dazu angeregt, sich weiter mit den Themen zu beschäftigen und die Wahrheit abseits von Ideologien in der Mitte zu suchen. Ich bin mir sicher, dass 100 verschiedene LeserInnen aus diesem Buch 100 verschiedene Messages herauslesen werden. Für mich ist folgende Botschaft zentral: Die Autorin unterstreicht mithilfe ihrer Ich-Erzählerin, dass es immer darauf ankommt, wer die Geschichte aus welcher Perspektive erzählt und die Öffentlichkeit immer nur die Spitze des Eisbergs sieht. Dementsprechend sollte man sich mit schnellen Urteilen - vor allem auf Social Media - eher zurückhalten.
“Offline, writers are all faceless, hypothetical creatures pounding out words in isolation from one another. You can't peek over anyone's shoulder. You can't tell if everyone else is really doing as dandy as they pretend they are. But online, you can tune into all the hot gossip, even if you're not nearly important enough to have a seat in the room where it happens. Online, you can tell Stephen King to go fuck himself. Online, you can discover that the current literary star of the moment is actually so problematic that all of her works should be canceled forever. Reputations in publishing are built and destroyed constantly online.”
Zusätzlich zu den gesellschaftlich brisanten Fragestellungen bietet das Buch einen messerscharfen Einblick in die Medienwelt und liefert auch hier Stoff für ausführliche Debatten. Wer entscheidet, welche Geschichte die Welt als nächstes lesen soll? Wie entstehen Bestseller? Wer darf welche Geschichte schreiben? Wer hat welches Anrecht auf welche Ideen und Themen? Oder wie geht man als LeserIn mit problematischem Verhalten von AutorInnen um (ein Thema, das in der Blog-Community seit J.K. Rowling schon intensiv diskutiert wird). Je länger man liest, desto mehr stellt sich hier die Frage, ob man im digitalen Zeitalter Bücher von ihren AutorInnen überhaupt noch trennen und behaupten kann, dass Bücher nicht politisch sind! Mit Veröffentlichungsdruck, extremer Schnelllebigkeit, der Planbarkeit von Bestsellern, Imagekampagnen von AutorInnen und Identitätspolitik kommt die Verlagsbranche hier allgemein nicht besonders gut weg - was besonders ironisch ist, da "Yellowface" selbst aufgrund der geschilderten Mechanismen zum weltweiten Bestseller geworden ist. Man fragt sich unweigerlich, wie viel von der Autorin selbst und ihren Erfahrungen im Buch steckt, aber genau wie man nie erfahren wird, ob June hier die Wahrheit erzählt, werden wir das ebenfalls nie wissen und das spielt für die Wirkung der Geschichte auch keine Rolle: Für mich hat sich die Geschichte teilweise zu real angefühlt und an manchen Stellen auch ein bisschen überfordert - auf die bestmöglichste Weise.
"I think it's very dangerous to start censoring what authors should and shouldn't write. I'd hate to live in a world where we tell people what they should and shouldn't write based on the color of their skin. I mean, turn what you're saying around and see how it sounds. Can a Black writer not write a novel with a white protagonist? What about everyone who has written about World War Two, and never lived through it? You can critique a work on the grounds of literary quality, and its representations of history - sure. But I see no reason why I shouldn't tackle this subject if I'm willing to do the work. And as you can tell by the text, I did do the work. You can look up my bibliographies. You can do the fact-checking yourself. Meanwhile, I think writing is fundamentally an exercise of empathy. Reading lets us live in someone else's shoes. Literature builds bridges; it makes our world larger, not smaller. And as for the question of profit - I mean, should every writer who writes about dark things feel guilty about it? Should creatives not be paid for their work?”
So auch das Ende, das nach einem thrillerartigen Höhepunkt sehr viel offen lässt und der Geschichte eine weitere Meta-Ebene hinzufügt. Auch wenn ich mir etwas mehr Antworten gewünscht hätte, finde ich das tatsächliche Ende sehr gut gelöst. Denn auch wenn ich durch die Offenheit das Gefühl hatte, dass die Autorin nicht ganz sicher war, wie sie ihre Geschichte zu Ende bringen soll, passt dies perfekt zu June, die selbst feststellt: "I’ve written myself into a corner. The first two thirds of the book were a breeze to compose, but what do I do with the ending? Where do I leave my protagonist, now that there’s no clear resolution?" Das Ende lässt einen abermals zweifelnd zurück, ob die Erzählerin vertrauenswürdig ist und was wirklich passiert ist. Im Endeffekt spielt das aber keine Rolle: sie erzählt hier ihre Geschichte und wir können nicht anders, als ihrem Narrativ zu folgen und zu hoffen, mit unseren Urteilen der Wahrheit gerecht zu werden. So steht für mich fest: "Yellowface" ist kein perfekter Roman, aber definitiv ein vielschichtiger und anregender, der anders ist als alles, was ich bisher gelesen habe!
“The truth is fluid, there is always another way to spin the story.”
Fazit:
Ein scharfzüngiger und satirisch überspitzter Roman über kulturelle Aneignung, Rassismus, Zensur, Plagiate. R.F. Kuang wirft hier eine Menge wichtiger Fragen auf und erzählt gleichzeitig eine vielschichtige und hochspannende Geschichte über eine kontroverse Hauptfigur.
"Yellowface" ist eines dieser ganz besonderen Bücher, bei denen man zu Beginn gar nicht genau weiß, worum es gehen wird, währenddessen man jede Menge nachdenken muss und man nach dem Lesen Schwierigkeiten ...
"Yellowface" ist eines dieser ganz besonderen Bücher, bei denen man zu Beginn gar nicht genau weiß, worum es gehen wird, währenddessen man jede Menge nachdenken muss und man nach dem Lesen Schwierigkeiten hat, die richtigen Worte zu finden. R. F. Kuang tritt hier absichtlich in ein gesellschaftliches Minenfeld, fordert jede Menge Arbeit von den LeserInnen und regt zu Kontroversen an. Kurzum: Ein Jahreshighlight, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt!
Das Cover ist sehr schlicht gestaltet. Zu sehen sind ein paar geschwungene schwarze Augen, die vorwurfsvoll von einem knallgelben Hintergrund hochblicken und der Titel -Yellowface-, welcher die stereotypische, rassistisch aufgeladene Darstellung von Personen asiatischer Abstammung durch weiße Menschen beschreibt. Die Gestaltung ist eindringlich, aber ohne viel Schnickschnack und passt damit ganz hervorragend zum Buch selbst!
Erster Satz: "The night I watch Athena Liu die, we’re celebrating her TV deal with Netflix."
Rebecca Kuang steigt schon mit einem sehr starken Anfang in die Geschichte ein. Im ersten Kapitel erleben wir nicht nur den Tod von Athena Liu hautnah mit, sondern bekommen gleich einen Einblick in das angespannte Verhältnis der beiden Jungautorinnen und beobachten wie die Ich-Erzählerin ein Manuskript der frisch Verstorbenen entwendet. Im Folgenden wird in tagebuchartigem Stil sehr ungefiltert und pointiert erzählt, wie June aus Athenas Werk Kapital schlägt und sich dabei immer mehr in ein Netz aus Lügen, Erpressung, Twitter-Beschimpfungen, Plagiats- und Rassismusvorwürfen und moralisch fragwürdigen Entscheidungen verstrickt. Der tatsächliche Plot ist damit erfrischend originell, hat viele verschiedenen inhaltliche und erzähltechnische Ebenen und tritt definitiv auf bisher wenig ausgetretenen Wegen. Dass "Yellowface" zum absoluten Hypebuch des Frühsommers wurde, überrascht mich deshalb nicht im geringsten!
“It’s hard, after all, to be friends with someone who outshines you at every turn.”
Auch wenn es dabei vordergründig "nur" um Junes Alltag als Autorin geht, ist die Geschichte so nüchtern, scharfzüngig und satirisch überspitzt erzählt, dass sie mich von der ersten Seite an eingewickelt und eine enorme Spannung ausgeübt hat. Das liegt zum Einen am Schreibstil der Autorin, bei dem jedes Wort wohlkalkuliert an seinem Platz sitzt und der wirkte, als würde die Autorin mich versteckt in jedem Satz persönlich ansprechen um sicher zu stellen, dass ich noch aufmerksam zuhöre. Zum Anderen daran, dass man nie genau weiß, worauf sich die Geschichte zubewegen wird. Wird June mit ihrem Erfolg davonkommen? Wird sie auffliegen? Wird sie von einem digitalen Lynchmob überrollt? Treibt Athenas Geist sie in den Wahnsinn...? Die Geschichte könnte zu jedem Zeitpunkt in eine Vielzahl unterschiedlicher Richtungen und Genres abbiegen, was bei mir beim Lesen ein bisschen Unbehagen ausgelöst hat, aber gut zur ungewissen Atmosphäre der Geschichte passt. Mit den unvorhersehbaren Horror-, Thriller- und Krimiartigen Episoden in dem ansonsten sehr ruhigen, realistischen Roman stellt die Autorin eine gewagte Mischung zusammen, die aber wunderbar zusammenwirkt.
“But that's what I need right now: a child's blind faith that the world is so simple, and that if I didn't mean to do a bad thing, then none of this is my fault.”
Besonders spannend ist dabei, dass die Autorin die Geschichte aus der Ich-Perspektive einer unzuverlässigen Erzählerin schreibt, die von Beginn an den Erzählton manipuliert und Informationen einfügt oder vorenthält, je nachdem was am besten zu ihrem Narrativ passt. Dabei ist June als Hauptfigur ausreichend nachvollziehbar und menschlich charakterisiert, sodass man mit ihr mitfiebern kann, aber nicht liebenswert genug, um auf ihrer Seite zu stehen. Sie ist neidisch, aufmerksamkeitsgierig und hat furchtbare Angst davor, vergessen zu werden. Sie ist einsam, leidet unter Angststörungen und Minderwertigkeitskomplexe und wird von Schuldgefühlen zerfressen. Viele ihrer Gedanken und Handlungen triggern und stoßen negativ auf. Dennoch erwischt man sich immer wieder dabei, ihren Rechtfertigungen Glauben zu schenken, insgeheim zu hoffen, dass sie nicht erwischt wird und Mitleid mit ihr zu haben, wenn sie von der öffentlichen Hetzjagd und dem Psychoterror mürbe gemacht wird. Mit dem spannenden Hin und Her zwischen Ablehnung und Sympathie ihr gegenüber wird man als LeserIn dazu gebracht, seinen eigenen "White Gaze" zu hinterfragen.
“A writer needs to be read. I want to move people's hearts. I want my books in stores all over the world. I couldn't stand to be like Mom or Rory, living their little and self-contained lives with no great projects or prospects to propel them from one chapter to the next. I want the world to wait with bated breath for what I will say next. I want my words to last forever. I want to be eternal, permanent; when I'm gone, I want to leave behind a mountain of pages that scream, Juniper Song was here, and she told us what was on her mind.”
Denn zusätzlich zur reichhaltigen Atmosphäre des Romans bringt die Autorin eine Vielzahl unterschiedlicher hochaufgeladener Themen und Meinungen in ihrer Geschichte unter und benutzt dabei sowohl rassistische Vorurteile als auch absurde Übertreibungen von politischer Korrektheit, sodass einem bald der Kopf schwirrt und man gar nicht mehr weiß, wo in der Debatte man selbst steht und was man als richtig und falsch einordnet. Dazu nutzt Kuang neben June und dem Gegenwind aus dem Netz auch Nebenfiguren wie beispielsweise Athena, die zunächst als glänzender Kontrapunkt zur Protagonistin erscheint, mit der Zeit aber auch einiges an Glanz einbüßt. Wer dieses Buch liest, wird nicht darum herum kommen, sich intensiv mit Themen wie Kulturkampf, gesellschaftliche Unterdrückung, kulturelle Aneignung, Rassismus, Zensur oder Plagiaten auseinanderzusetzen und seine eigene Stellung mit den provokanten Extrempositionen des Buches abzugleichen.
"Writing is the closest thing we have to real magic. Writing is creating something out of nothing, is opening doors to other lands. Writing gives you power to shape your own world when the real one hurts too much.”
Auch wenn die Geschichte hier thematisch eher in die Breite als in die Tiefe geht, wird durch diese Bombardierung mit verschiedenen Sichtweisen klar: Ein Schwarz-Weiß-Denken ist bei solchen Themen unmöglich und auch nicht zielführend. Stattdessen wird man dazu angeregt, sich weiter mit den Themen zu beschäftigen und die Wahrheit abseits von Ideologien in der Mitte zu suchen. Ich bin mir sicher, dass 100 verschiedene LeserInnen aus diesem Buch 100 verschiedene Messages herauslesen werden. Für mich ist folgende Botschaft zentral: Die Autorin unterstreicht mithilfe ihrer Ich-Erzählerin, dass es immer darauf ankommt, wer die Geschichte aus welcher Perspektive erzählt und die Öffentlichkeit immer nur die Spitze des Eisbergs sieht. Dementsprechend sollte man sich mit schnellen Urteilen - vor allem auf Social Media - eher zurückhalten.
“Offline, writers are all faceless, hypothetical creatures pounding out words in isolation from one another. You can't peek over anyone's shoulder. You can't tell if everyone else is really doing as dandy as they pretend they are. But online, you can tune into all the hot gossip, even if you're not nearly important enough to have a seat in the room where it happens. Online, you can tell Stephen King to go fuck himself. Online, you can discover that the current literary star of the moment is actually so problematic that all of her works should be canceled forever. Reputations in publishing are built and destroyed constantly online.”
Zusätzlich zu den gesellschaftlich brisanten Fragestellungen bietet das Buch einen messerscharfen Einblick in die Medienwelt und liefert auch hier Stoff für ausführliche Debatten. Wer entscheidet, welche Geschichte die Welt als nächstes lesen soll? Wie entstehen Bestseller? Wer darf welche Geschichte schreiben? Wer hat welches Anrecht auf welche Ideen und Themen? Oder wie geht man als LeserIn mit problematischem Verhalten von AutorInnen um (ein Thema, das in der Blog-Community seit J.K. Rowling schon intensiv diskutiert wird). Je länger man liest, desto mehr stellt sich hier die Frage, ob man im digitalen Zeitalter Bücher von ihren AutorInnen überhaupt noch trennen und behaupten kann, dass Bücher nicht politisch sind! Mit Veröffentlichungsdruck, extremer Schnelllebigkeit, der Planbarkeit von Bestsellern, Imagekampagnen von AutorInnen und Identitätspolitik kommt die Verlagsbranche hier allgemein nicht besonders gut weg - was besonders ironisch ist, da "Yellowface" selbst aufgrund der geschilderten Mechanismen zum weltweiten Bestseller geworden ist. Man fragt sich unweigerlich, wie viel von der Autorin selbst und ihren Erfahrungen im Buch steckt, aber genau wie man nie erfahren wird, ob June hier die Wahrheit erzählt, werden wir das ebenfalls nie wissen und das spielt für die Wirkung der Geschichte auch keine Rolle: Für mich hat sich die Geschichte teilweise zu real angefühlt und an manchen Stellen auch ein bisschen überfordert - auf die bestmöglichste Weise.
"I think it's very dangerous to start censoring what authors should and shouldn't write. I'd hate to live in a world where we tell people what they should and shouldn't write based on the color of their skin. I mean, turn what you're saying around and see how it sounds. Can a Black writer not write a novel with a white protagonist? What about everyone who has written about World War Two, and never lived through it? You can critique a work on the grounds of literary quality, and its representations of history - sure. But I see no reason why I shouldn't tackle this subject if I'm willing to do the work. And as you can tell by the text, I did do the work. You can look up my bibliographies. You can do the fact-checking yourself. Meanwhile, I think writing is fundamentally an exercise of empathy. Reading lets us live in someone else's shoes. Literature builds bridges; it makes our world larger, not smaller. And as for the question of profit - I mean, should every writer who writes about dark things feel guilty about it? Should creatives not be paid for their work?”
So auch das Ende, das nach einem thrillerartigen Höhepunkt sehr viel offen lässt und der Geschichte eine weitere Meta-Ebene hinzufügt. Auch wenn ich mir etwas mehr Antworten gewünscht hätte, finde ich das tatsächliche Ende sehr gut gelöst. Denn auch wenn ich durch die Offenheit das Gefühl hatte, dass die Autorin nicht ganz sicher war, wie sie ihre Geschichte zu Ende bringen soll, passt dies perfekt zu June, die selbst feststellt: "I’ve written myself into a corner. The first two thirds of the book were a breeze to compose, but what do I do with the ending? Where do I leave my protagonist, now that there’s no clear resolution?" Das Ende lässt einen abermals zweifelnd zurück, ob die Erzählerin vertrauenswürdig ist und was wirklich passiert ist. Im Endeffekt spielt das aber keine Rolle: sie erzählt hier ihre Geschichte und wir können nicht anders, als ihrem Narrativ zu folgen und zu hoffen, mit unseren Urteilen der Wahrheit gerecht zu werden. So steht für mich fest: "Yellowface" ist kein perfekter Roman, aber definitiv ein vielschichtiger und anregender, der anders ist als alles, was ich bisher gelesen habe!
“The truth is fluid, there is always another way to spin the story.”
Fazit:
Ein scharfzüngiger und satirisch überspitzer Roman über kulturelle Aneignung, Rassismus, Zensur, Plagiate. R.F. Kuang wirft hier eine Menge wichtiger Fragen auf und erzählt gleichzeitig eine vielschichtige und hochspannende Geschichte über eine kontroverse Hauptfigur.
Handlung: "The Deal" stand aufgrund des Hypes schon länger auf meiner Wunschliste und als ich es bei einem Ebook-Sale gesehen habe, habe ich deshalb kurzerhand zugegriffen. 342 Seiten später kann ich nun ...
Handlung: "The Deal" stand aufgrund des Hypes schon länger auf meiner Wunschliste und als ich es bei einem Ebook-Sale gesehen habe, habe ich deshalb kurzerhand zugegriffen. 342 Seiten später kann ich nun allerdings feststellen, dass das Buch für mich extrem überhyped ist und es sich für mich nicht lohnt, die Reihe weiterzuverfolgen. Die Handlung der Geschichte besteht beinahe nur aus Tropes, Banter und fragwürdigen Witzen. Sowohl das sehr konstruierte Zustandekommen des Deals zwischen den beiden Hauptfiguren, den von Anfang an vorhersehbaren Ausgang der Geschichte als auch das extrem klischeehafte Drama kurz vor Schluss haben dafür gesorgt, dass ich beim Lesen mehr mit den Augen gerollt als umgeblättert habe.
Schreibstil: Elle Kennedys Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr leicht lesen. Durch den Humor und die spritzigen Dialoge zwischen den Hauptfiguren kommt beim Lesen schnell eine Leichtigkeit auf, allerdings haben immer wieder leicht fragwürdige Äußerungen oder Verhaltensweisen verhindert, dass ich in einen richtigen Lesefluss gerate. Denn wenn man sich viele der Witze und Sprüche genauer anschaut, sieht man leider, dass sie von Gender Stereotypen, Slut Shaming, Skinny Shaming und internalisierter Misogynie geradezu triefen. Zwar sind solche Aussagen oft als Witz verpackt, aber wenn eine Figur in einer modernen NA-Geschichte so etwas sagt wie "women aren’t supposed to think, Wellsy. That’s why your brains are smaller. Science proves it.” oder "there's nothing attractive about a girl who's skin and bones. I prefer them curvy" oder sogar "guys only want girls who give them a chase, and they want a woman who’s out of reach because guys want what they can’t have.” stößt das trotzdem sauer auf. So etwas möchte ich in modernen Liebesgeschichten einfach nicht mehr lesen!
Figuren: Auch die beiden Figuren haben bei mir keinen enormen Eindruck hinterlassen. Zwar haben beide ihre süßen Momente, sie blieben für mich als Charaktere aber ziemlich flach. Die Autorin hat zwar versucht, den beiden durch Trauma Dumping mehr Tiefe zu verleihen, da aber weder Hannahs Vergewaltigung noch Garretts Erfahrungen mit häuslicher Gewalt auch nur annähernd glaubhaft aufgearbeitet werden, geht das gehörig schief. Nimmt man dazu die vielen mindestens orange-flags, die im Laufe der Handlung auftauchen, ergibt sich so ein für mich absolut nicht überzeugendes Gesamtbild!
Die Zitate
"Sometimes people sneak up on you and suddenly you don’t know how you ever lived without them."
"Just out of curiosity,” she says, “after you wake up in the morning, do you admire yourself in the mirror for one hour or two?”
Two,” I reply cheerfully.
“Do you high five yourself?”
“Of course not.” I smirk. “I kiss each of my biceps and then point to the ceiling and thank the big man upstairs for creating such a perfect male specimen.”
"I want to murder him in his sleep, A. No, I want to murder him when he’s awake so he can see the joy on my face when I do it."
Das Urteil
"The Deal" ist konstruiert, vorhersehbar, klischeehaft und besteht beinahe nur aus Tropes und fragwürdigen Witzen. Damit konnte mich die Geschichte leider nicht überzeugen und ich werde auch die restlichen Bände der Reihe nicht weiterverfolgen.