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Veröffentlicht am 23.01.2020

Konnte mich leider nicht überzeugen!

Der goldene Kompass (Comic) 1
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Die "Goldene Kompass"-Trilogie ist mittlerweile ja ein echter Fantasy-Klassiker, der beinahe so alt ist wie ich. Dass ich jetzt erst dazu komme, die Reihe zu lesen, auch wenn sie schon seit mehreren Jahren ...

Die "Goldene Kompass"-Trilogie ist mittlerweile ja ein echter Fantasy-Klassiker, der beinahe so alt ist wie ich. Dass ich jetzt erst dazu komme, die Reihe zu lesen, auch wenn sie schon seit mehreren Jahren bei mir im Regal steht, sei hier einfach mal unkommentiert dahingestellt Im Nachhinein muss ich aber leider feststellen, dass ich über die Jahre nicht wirklich etwas verpasst habe. "Der goldene Kompass" ist ein nettes, originelles Fantasy-Abenteuer, für mich aber nicht "die Fantasy-Reihe des Jahrzehnts", wie andere Rezensenten sie bewertet haben.


"Das ist die Aufgabe der Alten", sagte der Bibliothekar, "um die Jungen Angst zu haben. Und die Aufgabe der Jungen ist es, über die Angst der Alten zu lachen."


Meine Ausgabe ist Teil eines Dreier-Schubers aus dem Hause Carlsen, der genau wie die andern beiden Bände in dunklem Nachthimmel-Blau mit hellen Sternensprenkeln gehalten ist und ein Motiv zeigt. Auf dem ersten Teil ist die Protagonistin Lyra zusehen, die auf einem Eisbären reitet. Auch wenn ich die Gestaltung einheitlich und nett finde, gefallen mir andere Ausgaben viel besser, da hier doch alles "Kinderbuch" schreit. Weshalb diese Klassifizierung auf jeden Fall fragwürdig ist, will ich später nochmal erläutern.


Erster Satz: "An die Wand gedrückt und von der Küche aus nicht zu sehen, schlichen Lyra und ihr Dæmon durch den dämmrigen Speisesaal."


Ich habe einige Rezensionen aus den letzten zehn Jahren gelesen, bevor ich mich an meine eigene Bewertung gesetzt habe und war überrascht, wie gut das Buch in der Breite angekommen ist. Manche Rezensenten schreiben, sie seien von der ersten Seite an gefesselt gewesen und ich habe mich nur gefragt, "haben die wirklich dasselbe Buch gelesen wie ich?". Denn ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das schleppender begonnen hat als "Der goldene Kompass". Allein für die allererste Anfangsszene, in der Lyra über etliche Seiten hinweg ein Gespräch von Wissenschaftlern in Jordan College belauscht, von dem aber weder sie noch der Leser etwas verstehen, verdient der Autor einen Orden für den langatmigsten Einstieg aller Zeiten. Auch ein abgetrennter Kopf und ein geheimnisvolles Instrument konnten die Szene nicht mehr retten und darüber hinwegtäuschen, dass der Autor uns ins kalte Wasser wirft ohne seine Welt in irgendeiner Weise zu erklären. Danach wird es erstmal auch nicht wirklich besser - Lyras abenteuerliches Herumstreunern in Oxford bringt zwar ein bisschen Schwung, dennoch sind die Informationen, die wir über sie, ihren Dæmon Pan und die Welt, in der sie lebt, erhalten, zu spärlich, um wirklich in die Geschichte einsteigen zu können.


"Die Mächte dieser Welt sind stark. Männer und Frauen sind Gezeiten ausgeliefert, die viel gewaltiger sind, als du dir vorstellen kannst, und ihr Sog zieht uns alle in die Strömung hinein."


Der Autor entführt uns in eine höchst widersprüchliche, komplexe Welt, die voller innovativer Ideen steckt, sich mir aber leider immer noch nicht wirklich erschlossen hat. Wir landen zusammen mit der jungen Waise in einer anderen Version von England, in der Forschung an einem Elementarteilchen namens "Staub" eine große Rolle spielt, die Kirche und ihre Behörden an der Macht sind, Kinder Angst vor "Gobblern" haben und "Gypter" mit ihren Schiffen von Hafen zu Hafen fahren. Zum Teil erinnern die Zustände in Oxford an das Mittelalter, danach werden wieder Machtverhältnisse des viktorianischen Zeitalters geschildert, bevor technologische und magische Aspekte den gebildeten Eindruck wieder aufmischen. Alles in allem denke ich, dass man das Setting relativ gut mit "Steampunk" beschreiben kann, was natürlich eine interessante Abwechslung zu den sonstigen High-Fantasy oder Urban-Fantasy-Geschichten darstellt.


"Gewaltige Vorhänge aus zartem Licht fielen wie vom Himmel herab und flimmerten in der Luft. Blassgrün und rosarot schimmernd, durchscheinend wie hauchfeines Gewebe und mit einem Saum von tiefem, wie Höllenfeuer leuchtendem Karmesinrot schwebten sie gelöster und anmutiger als jeder Tänzer durch den Raum."


Auch wenn diese rätselhafte Welt, in der sich die Handlung abspielt, definitiv ein Pluspunkt ist, fand ich das World-Building des Autors trotzdem grottig. Viele immer wieder vorkommende Bezeichnungen oder Besonderheiten werden erst sehr spät oder nie erklärt und bei genauerem Nachdenken tun sich an jeder Ecke Logiklücken auf. Was ist "anbarisches Licht"? Was sind "Dæmonen"? Warum lebt Lyra ganz alleine in Jordan College? Das sind Fragen, die sich wohl jeder Leser im ersten Drittel des Buches ständig gestellt hat und die der Autor einfach nicht erklärt. Später, wenn man sich die Grundlagen selber erschlossen hat, kommen dann Fragen wie "Warum können Bären sprechen und sind intelligent, andere Tiere sind aber nur Tiere?" oder "Warum kann sich Pan nicht von Lyra entfernen, fliegt aber ständig als Seeschwalbe in der Luft herum?" dazu. Natürlich gibt es in jeder Geschichte einige Unstimmigkeiten, hier haben mich aber gehäufte offene Fragen und Verständnisprobleme davon abgehalten, ganz in die Geschichte zu einzutauchen.

Wirklich spannend wurde das Buch für mich erst, als Lyra sich auf den Weg in den Norden macht, um ihren Freund zu finden und ihren Onkel zu retten. Hier treffen wir auf riesige Panzerbären, uralte Hexen, die auf Zweigen reiten, lassen uns von einem magischen Kompass leiten, erkunden ein dunkles Geheimnis, fliehen in einem Heißluftballon, kämpfen gegen Tartaren mit Löchern im Kopf und treten schließlich in eine fremde Welt ein...

Auch wenn es bis zum Ende spannend bleibt, sind einige Entwicklungen nicht wirklich stringent und realistisch. So gibt es beispielsweise unglückliche Zukunftssprünge, unerwartete Unterstützung an allen Ecken und Enden und Lyra weiß immer eine Lösung. Außerdem sorgt die mangelnde Begründung von Motivationen der einzelnen Protagonisten vor allem bei den Gegenspielern dafür, dass man sie bald als stereotype Bösewichte wahrnimmt, obwohl sie eigentlich sehr spannend angelegt sind. Auch die junge, quirlige, mutige Protagonistin, die hier als typische Heldin auftritt, konnte mich über große Teile der Geschichte nicht überzeugen. Sie ist einfach sooo jung, sodass ich bei vielen ihrer Handlungen oder Gedanken die Verbindung zu ihr nicht wirklich herstellen konnte. Lichtblicke an der Protagonistenfront sind hingegen Pan, ihr "Seelentier", und Iorek, der Panzerbär. Die Vorstellung, dass in Philip Pullmans Welt keiner je wirklich allein ist, sondern in jeder Situation und Lebenslage einen treuen Begleiter an seiner Seite hat, fand ich wirklich sehr schön. Alles in allem konnten aber auch die Protagonisten meinen verpfuschten ersten Eindruck von der Trilogie nicht mehr retten. Es entwickelt sich einfach keine Tiefe - die Protagonisten gehen in Story unter, als diese endlich Fahrt aufnimmt.


"Noch schillerte die Idee unwirklich wie eine Seifenblase, und Lyra wagte nicht, sie zu genau zu betrachten, damit sie nicht zerplatzte."


Insgesamt muss ich also leider sagen: Hier fehlen die Epik einer Sarah J Maas, die wundervollen Charaktere einer J. K. Rowling, die Komplexität des Weltenaufbaus eines Tolkiens, die emotionale Spannung einer Jennifer L. Armentrout und der wunderschöne, präzise Stil einer Laini Taylor. Wer sich jetzt vielleicht wundert, mit welchen Autoren ich die Reihe verglichen habe: "Der goldene Kompass" ist kein Kinderbuch, auch wenn das junge Alter der Protagonistin darauf hindeutet. Gewalt, blutige Kämpfe, sterbende Protagonisten, grausame Kinderversuche, Entführungen, Morde, harter Überlebenskampf - wir haben es hier mit einem recht düsteren Szenario zu tun, wozu die Perspektive eines Kindes nicht besonders gut passt. Es stellt sich also die Frage, was Philip Pullman hier schreiben wollte: ein Kinderbuch, ein Jugendabenteuer oder ein Fantasy-Epos für Erwachsene? Leider ist er aus meiner Sicht in allem drei gescheitert: "Der goldene Kompass" ist für ein Kinderbuch zu brutal, für ein Jugendbuch zu kindlich-naiv, kann sich aber auch nicht mit etablierten Fantasy-Klassikern messen...


"Riesige, gleißende Schwaden standen zitternd vor ihnen und teilten sich, als würden Engel mit den Flügel schlagen; Kaskaden kalt leuchtender Pracht stürzten über unsichtbaren Klippen in schäumende Bassins oder hingen wie gewaltige Wasserfälle vom Himmel herab."


Am Ende scheint es, als wolle der Autor das langsame Tempo zu Beginn wieder ausgleichen und wir stolpern viel zu schnell, emotionslos und absolut unbefriedigend in ein Ende, das das Sofortige Weiterlesen erfordert. Ob ich dem nachkommen werde, weiß ich noch nicht mit Sicherheit. Fest steht jedoch, dass ich mich jetzt erstmal etwas anderem widmen muss, um meine enttäuschten Hoffnungen abklingen zu lassen.




Fazit:

"Der goldene Kompass" ist für ein Kinderbuch zu brutal, für ein Jugendbuch zu kindlich-naiv, kann sich aber auch nicht mit etablierten Fantasy-Klassikern messen...
Die vielen innovativen Ideen gehen in inkonsequentem Word-Building unter, die netten Nebencharaktere wirken durch die kindliche Sicht der Protagonistin stereotyp und die Handlung wird erst ab der Hälfte wirklich spannend. Konnte mich leider nicht überzeugen!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus
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Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

________________________
Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
________________________
Das Urteil:


Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus -
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Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

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Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
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Das Urteil:


Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus
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Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

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Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
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Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

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Veröffentlicht am 14.01.2020

Unterhaltsam, anziehend, romantisch.

Mister Romance
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Wer kennt sie nicht, die Geschichten von gutaussehenden, erfolgreichen Rockstars, die sich in unscheinbare, unschuldige Mädchen verlieben, von sexy Millionären, die ihre dunkle Vergangenheit mit einer ...

Wer kennt sie nicht, die Geschichten von gutaussehenden, erfolgreichen Rockstars, die sich in unscheinbare, unschuldige Mädchen verlieben, von sexy Millionären, die ihre dunkle Vergangenheit mit einer einfachen Angestellten überwinden, von heißen Bad Boys, die sich eigentlich nur nach ein bisschen Liebe sehnen...? Geschichten über Biker, Schriftsteller, Künstler, Schauspieler, Handwerker, CEOs, Sportler, Ärzte, die nur dazu geschrieben sind, schwärmenden Leserinnen Stoff zum Träumen zu schenken und dabei aber ihre Anforderungen an echte Typen ins Unrealistische steigern. Leisa Rayven hat genau diese Traumklischees zum Anlass genommen, einen erfrischenden, humorvollen Roman über einen Mann zu schreiben, der genau diese Szenarien für einsame, reiche Frauen zur Realität werden lässt und eine skeptische Journalistin, die seinen Schwindel aufdecken will. Nach gefühlt tausend ähnlicher Geschichten scheint "Mister Romance", endlich anders zu funktionieren - bevor ihr euch jetzt aber zu früh freut: was total innovativ beginnt, wird aber im Verlauf der Geschichte leider immer stereotypischer, bis das Ende sich dann doch wieder in den typischen Klischees verläuft.


"Wir alle brauchen ab und zu Träume. Manchmal ist das Einzige, was uns aufrecht erhält, der Glaube daran, dass unser Leben anders sein könnte."


Das Cover ist im Gegensatz zu all den peinlichen Halbnackter-Typ-posiert-so-auf-dem-Cover-dass-man-sich-im-Zug-schämen-muss-Cover deutlich stilvoller. Der Mann im Anzug lässt sich gut mit Max in Verbindung bringen und da wir (im Gegensatz zum Originalcover) zum Glück kein Gesicht sehen, wird hier auch noch genug der Fantasie überlassen. Die Lichteffekte, Farbpunkte und -verläufe verleihen der Gestaltung noch etwas Verspielteres, Geheimnisvolleres, was ebenfalls gut passt. Auch wenn das Motiv nicht besonders originell ist und auch der Titel eher zum Augenrollen ist, wenn man den humoristischen Hintergrund noch nicht kennt, bin ich mit der Gestaltung alles in allem ganz zufrieden.


Erster Satz: "Als ich aus dem Mund meiner süßen, aber etwas naiven kleinen Schwester die Worte "Mister Romance" höre, bin ich davon überzeugt, dass man ihr mal wieder irgendeinen Bären aufgebunden hat."


Die Geschichte beginnt mit einem Gespräch von Eden mit ihrer Schwester Asha, die ihr von einem geheimnisvollen Dienstleister der High-Society-Damen erzählt, von dem sie von einer Arbeitskollegin gehört hat. Eden kann den Gerüchten über einen "Mister Romance", der einsamen Damen gegen Geld Traumdates anbietet, erstmal nicht glauben, wittert als Journalistin aber eine spannende Story, die ihre Karriere auf ein neues Niveau heben könnte. So begibt sie sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Mann, der ihre Chance sein könnte, den hirnverbrannten Clickbait-Artikel, die sie schreiben muss, um für ihr Magazin Klicks zu generieren, endlich zu entfliehen. Als ihre erste Begegnung dann ganz anders abläuft, als sie sich das vorgestellt hat, bleibt ihr nur die Möglichkeit, einem Deal zuzustimmen: wenn sie nach drei Dates der romantischen Magie von Mister Romance noch nicht erlegen ist, darf sie ein exklusives Interview mit ihm machen, wenn sie sich hingegen in ihn verliebt, muss sie die Story ein für alle Mal fallen lassen. Ein gefährlicher Kampf gegen ihre eigenen Gefühle beginnt...

Wir erleben die Geschichte aus Edens Sicht, was nach etlichen Büchern des Genres, die aus zwei Sichten erzählt werden, mal wieder eine nette Abwechslung ist. Dadurch dass wir "Mister Romance" alias Kieran alias Caleb alias Mr. Roberts alias Maxwell Riley nur aus Edens Perspektive kennenlernen, bleibt er über lange Zeit sehr geheimnisvoll und undurchschaubar. Man weiß nicht so recht, was man von ihm halten soll, da er immer unterschiedliche Personen spielt. Nicht nur der Leser sondern auch Eden fragt sich also wer er wirklich ist. Wer ist der Mann hinter den Rollen? Was mag er, wenn er nicht gerade ein heißer Ire, ein begehrter Singer-Song-Writer oder ein gönnerhafter Millionär ist? Was hält er wirklich von der toughen Journalistin, die unbedingt eine Skandal-Story schreiben will und deshalb nicht besonders unvoreingenommen vorgeht? Neben diesen spannenden Fragen ist vor allem noch die starke Chemie zwischen Max und Eden verantwortlich für den Sucht-Charakter und die Anziehung der Geschichte. Das Knistern, das wir beinahe in jeder Szene durch die Seiten hindurch spüren können, ist einfach wunderbar. Das Beste daran aber ist, dass der Erotikanteil trotzdem vergleichsweise gering ist. Die Beziehung ist eher romantisch als erotisch - eine sehr angenehme Überraschung!


"Du findest, ich bin ein Hauptgewinn?"
"Ich finde, du bist alle Hauptgewinne."
Wärme durchströmt mich und ja, ich gebe es zu: ich verstehe, warum er so beliebt ist."


Die packende, anziehende Grundatmosphäre wird auch durch den modernen, spritzigen Schreibstil der Autorin mit verursacht. Ich bin außerdem sehr schnell ein Fan ihres grandiosen Humors geworden, der uns vielen skurrilen Situationen, witzige Schlagabtausche und eine sarkastische Protagonistin beschert. Ich habe an etlichen Stellen ein leichtes Schmunzeln, ein breites Grinsen und immer mal wieder auch ein herzhaftes Lachen auf den Lippen gehabt, während ich Max´ und Edens Geschichte gelesen habe.

Auch die Protagonistin Eden hat mir sehr zugesagt. Anders als oft im Genre New Adult ist sie kein verschüchtertes, graues Mäuschen sondern eine selbstbewusste, anpackende, quirlige und alles andere als unerfahrene Frau, die ein Single-Dasein mit bedeutungslosen One-Night-Stands einem komplizierten Beziehungsdrama bewusst vorzieht. Ihre zielstrebige, karriereorientierte Art lässt sie aus dem Meer aus rückgratlosen Protagonistinnen hervorstechen und auch wenn sie nicht immer zu 100 Prozent sympathisch erscheint und auch sie an versteckten Komplexen leidet, empfand ich ihre Stärke als erfrischend. Auch die Nebencharaktere wie ihre wunderschöne, hoffnungslos romantische Schwester Asha, ihre jugendliche Oma Nannabeth, deren Entendame Moby oder ihr technisch begabter, strickjackensammelnder Arbeitskollege und Kumpel Toby, bereichern die Geschichte und machen sie lebendiger, bunter, liebenswerter und echter.


"Du hast dich so sehr ans Starksein gewöhnt, dass du nicht erkennst, dass es manchmal die mutigere Option ist, dir einzugestehen, dass du jemanden brauchst."


Ja und dann gibt es da noch den "Mister Romance" persönlich: Max. Auch wenn sein Charakter spannend und geheimnisvoll angelegt wurde, konnte ich nicht so viel mit ihm anfangen, da ich aufgrund der verschiedenen Facetten, die er während der "Dates" zeigt, nie wirklich ein Gefühl dafür bekommen habe, wer er eigentlich ist. Er vereint in seiner Person so viele anziehenden Klischees, dass er selbst als Persönlichkeit total schwammig bleibt und als sich als einzige Projektionsfläche für Edens und des Lesers Träume fungiert. Ich hatte lange Zeit gehofft, dass sich der Mann hinter den großen Rollen als total normal herausstellt, sodass ich ein wenig enttäuscht war, als auch der Typ hinter der Maske einem absoluten Klischee entsprach.

Denn trotz des starken, originellen Anfangs der Geschichte, verliert sich Leisa Rayven im hinteren Teil der Geschichte in typischen Klischees anstatt wie zu Beginn die unrealistischen Träume und Vorstellungen, die wir durch Filme und Liebesromane haben auf die Schippe zu nehmen. Die elektrische Anziehungskraft wird zu rein sinnlichem Verlangen, die Gefühle der Protagonisten gehen in dem Wirrwarr aus heißen Dates total unter, der geheimnisvolle, echt Max wird selbst zum klischeehaften Traum-Mann. Wirklich enttäuscht hat mich dann das Ende. Die Autorin hat versucht, es nicht in die Länge zu ziehen, kein übertriebenes Drama auszupacken und den typischen obligatorischen Drop vor dem Happy End anders zu verpacken (und dafür bin ich ihr auch wirklich dankbar und ziehe meinen Hut). ABER: Leider ist das Ergebnis, dass aus diesen Versuchen resultiert auch nicht wirklich besser als die typische Prä-Happy-End-Krise inklusive kitschiger Auflösung am Ende. Denn was sich zuvor langsam entwickelt hat, überschlägt sich plötzlich, die Protagonistin verliert die Stärke, für die ich sie so respektiert habe und die Auflösung wirkt mehr als konstruiert und glatt. Angesichts der unspektakulären, unglaubwürdigen Art und Weise, wie diese Geschichte endet, hätte ich mir fast (aber auch nur fast) das typische, tränenreiche Zerwürfnis zurückgewünscht.


"Man hat die Wahl, sich der Dunkelheit zu ergeben oder sich ins Licht zu kämpfen, und May ist es gelungen, voller Licht zu sein."


Auch wenn mir die Umsetzung am Schluss nicht gefallen hat, feiere ich diese Geschichte für den Versuch, ein wenig frischen Wind ins Genre zu bringen und Klischees auf unterhaltsame Art und Weise zu entkräften, sodass ich wahrscheinlich auch den zweiten Teil "Mister Secret", der sich ganz um Edens Schwester Asha drehen wird, lesen werden.




Fazit:


Unterhaltsam, anziehend, romantisch. Leider wird was total innovativ beginnt aber im Verlauf der Geschichte immer stereotypischer, bis das Ende sich dann doch wieder in den typischen Klischees verläuft. Dennoch feiere ich diese Geschichte für den Versuch, ein wenig frischen Wind ins Genre zu bringen!

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