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Veröffentlicht am 11.07.2019

Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Dshamilja
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Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis ...

Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis Aitmatow zu greifen... Und wirklich: diese Geschichte regt zum Träumen an und erzählt melancholisch und voll träumerischer Süße von der Kraft der Liebe, die sich über alles hinwegsetzt.


Erster Satz: "Da stehe ich nun wieder vor dem kleinen Bild mit dem schlichten Rahmen."


Seït, der Ich-Erzähler der Novelle, erinnert sich angesichts eines von ihm gemalten Bildes an die Geschichte seiner ersten Liebe Dshamilja, welche den scheuen Soldaten Danijar beim täglichen Getreidetransport zum Bahnhof kennenlernt. Da ihr Mann an der Front des Zweiten Weltkriegs kämpft, wie alle anderen Männer ihres Dorfes, des Ails, muss die junge, kräftige Frau ordentlich schuften, um für Verpflegung an der Front zu sorgen. Für den hinkenden, träumerischen Frontheimkehrer, welcher von allen gemieden wird, hat sie nur Spott übrig - bis er in einer magischen Augustnacht während der Heimfahrt zu singen beginnt: von der Steppe, der Sehnsucht nach seiner Heimat und seiner Liebe...


"Als der letzte Nachhall des Liedes schon zu verklingen schien, weckte ein neuer, schwingend aufsteigender Einsatz die schlummernde Steppe. Und sie hörte dem Sänger dankbar zu, dessen ihr vertraute Melodie sie liebkoste.“


So werden wir Zeuge einer jungen, verbotenen Liebe, die sich über die Schranken der Gesellschaft hinwegsetzt. Besonders mitreißend macht dies der Fakt, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit basiert und aufgrund des Entschlusses des Autors, die Liebe über moralische Konventionen zu stellen, harsche Kritik eingefahren hat. Da der Erzähler noch ein Kind ist, kann man die unschuldige Sicht der Liebe nicht verurteilen und bekommt beiläufig ein wunderbares Bild seiner kirgisischen Heimat vermittelt. Die weite Steppe, wehende Gräser, ein tosender Fluss, hohe Berge, wilde Pferdeherden, weidendes Vieh, einfache Nomadenjurten - die Landschaft ersteht lebendig vor dem Auge des Lesers auf und so wird die kurze Geschichte durch aussagekräftige Bildern untermauert. Auch wenn die Novelle schon einige Jahre auf dem Buckel hat, schreibt Tschingis Aitmatow zeitlos und seine sanften Worte treffen immer noch ins Herz des Lesers.


„Wozu auch reden, mit Worten kann man nicht alles sagen.“



Der Höhepunkt des Sommers 1943 ist die strahlende Augustnacht, in der der verschlossene Träumer zu singen beginnt und damit nicht nur Dshamilja das Herz öffnet und Seït zur Kunst inspiriert sondern auch den Leser tief berührt. So ist diese Geschichte auch ein wenig ein poetischer Ausdruck der Liebe zu einer für den Autor verlorenen Heimat.


"Das war ein Mensch, der eine tiefe Liebe in sich trug. Keine Liebe, das fühlte ich, wie man sie für einen anderen empfindet, sondern eine weit größere, die Liebe zum Leben, zur Erde. Ja, er verwahrte diese Liebe in sich, in seiner Musik, er lebte durch sie. Ein gleichgültiger Mensch hätte niemals so singen können."


Spannend ist auch, dass nebenbei die Gesellschaft der Kirgisen porträtiert wird, die es heute so nicht mehr gibt. Unter der Sowjetherrschaft zwangsläufig sesshaft gewordenen stehen sie zwischen den Welten, zwischen Tradition und Neuerung, Glauben und Mythen, Jurten und Häusern, Ehre und Freiheit. Wir erfahren hier ein stolzes Volk, das sich der Kollektivierung zwar beugt, alte Bräuche aber noch im Privaten aufrechterhält. "Dshamilja" ist also nicht nur eine schöne Liebesgeschichte (ob es wirklich die schönste ist, will ich mich nicht festlegen), sondern auch eine Liebeserklärung an die Heimat des Autors und ein Porträt einer Gesellschaft im Umbruch.


Fazit:


Eine wundervoll zeitlose Novelle, die zum Träumen anregt und mit aussagekräftigen Bildern untermauert von der Kraft der Liebe erzählt, die sich über alles hinwegsetzt.
Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Veröffentlicht am 11.07.2019

Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Dshamilja
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Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis ...

Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis Aitmatow zu greifen, welche der Unionsverlag so wundervoll mit Worterklärungen, Vorwort und Nachwort ausgerüstet hat... Und wirklich: diese Geschichte regt zum Träumen an und erzählt melancholisch und voll träumerischer Süße von der Kraft der Liebe, die sich über alles hinwegsetzt.


Erster Satz: "Da stehe ich nun wieder vor dem kleinen Bild mit dem schlichten Rahmen."


Seït, der Ich-Erzähler der Novelle, erinnert sich angesichts eines von ihm gemalten Bildes an die Geschichte seiner ersten Liebe Dshamilja, welche den scheuen Soldaten Danijar beim täglichen Getreidetransport zum Bahnhof kennenlernt. Da ihr Mann an der Front des Zweiten Weltkriegs kämpft, wie alle anderen Männer ihres Dorfes, des Ails, muss die junge, kräftige Frau ordentlich schuften, um für Verpflegung an der Front zu sorgen. Für den hinkenden, träumerischen Frontheimkehrer, welcher von allen gemieden wird, hat sie nur Spott übrig - bis er in einer magischen Augustnacht während der Heimfahrt zu singen beginnt: von der Steppe, der Sehnsucht nach seiner Heimat und seiner Liebe...


"Als der letzte Nachhall des Liedes schon zu verklingen schien, weckte ein neuer, schwingend aufsteigender Einsatz die schlummernde Steppe. Und sie hörte dem Sänger dankbar zu, dessen ihr vertraute Melodie sie liebkoste.“


So werden wir Zeuge einer jungen, verbotenen Liebe, die sich über die Schranken der Gesellschaft hinwegsetzt. Besonders mitreißend macht dies der Fakt, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit basiert und aufgrund des Entschlusses des Autors, die Liebe über moralische Konventionen zu stellen, harsche Kritik eingefahren hat. Da der Erzähler noch ein Kind ist, kann man die unschuldige Sicht der Liebe nicht verurteilen und bekommt beiläufig ein wunderbares Bild seiner kirgisischen Heimat vermittelt. Die weite Steppe, wehende Gräser, ein tosender Fluss, hohe Berge, wilde Pferdeherden, weidendes Vieh, einfache Nomadenjurten - die Landschaft ersteht lebendig vor dem Auge des Lesers auf und so wird die kurze Geschichte durch aussagekräftige Bildern untermauert. Auch wenn die Novelle schon einige Jahre auf dem Buckel hat, schreibt Tschingis Aitmatow zeitlos und seine sanften Worte treffen immer noch ins Herz des Lesers.


„Wozu auch reden, mit Worten kann man nicht alles sagen.“



Der Höhepunkt des Sommers 1943 ist die strahlende Augustnacht, in der der verschlossene Träumer zu singen beginnt und damit nicht nur Dshamilja das Herz öffnet und Seït zur Kunst inspiriert sondern auch den Leser tief berührt. So ist diese Geschichte auch ein wenig ein poetischer Ausdruck der Liebe zu einer für den Autor verlorenen Heimat.


"Das war ein Mensch, der eine tiefe Liebe in sich trug. Keine Liebe, das fühlte ich, wie man sie für einen anderen empfindet, sondern eine weit größere, die Liebe zum Leben, zur Erde. Ja, er verwahrte diese Liebe in sich, in seiner Musik, er lebte durch sie. Ein gleichgültiger Mensch hätte niemals so singen können."


Spannend ist auch, dass nebenbei die Gesellschaft der Kirgisen porträtiert wird, die es heute so nicht mehr gibt. Unter der Sowjetherrschaft zwangsläufig sesshaft gewordenen stehen sie zwischen den Welten, zwischen Tradition und Neuerung, Glauben und Mythen, Jurten und Häusern, Ehre und Freiheit. Wir erfahren hier ein stolzes Volk, das sich der Kollektivierung zwar beugt, alte Bräuche aber noch im Privaten aufrechterhält. "Dshamilja" ist also nicht nur eine schöne Liebesgeschichte (ob es wirklich die schönste ist, will ich mich nicht festlegen), sondern auch eine Liebeserklärung an die Heimat des Autors und ein Porträt einer Gesellschaft im Umbruch.


Fazit:


Eine wundervoll zeitlose Novelle, die zum Träumen anregt und mit aussagekräftigen Bildern untermauert von der Kraft der Liebe erzählt, die sich über alles hinwegsetzt.
Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Veröffentlicht am 11.07.2019

Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Dshamilja
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Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis ...

Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis Aitmatow zu greifen, welche der Unionsverlag so wundervoll mit Worterklärungen, Vorwort und Nachwort ausgerüstet hat... Und wirklich: diese Geschichte regt zum Träumen an und erzählt melancholisch und voll träumerischer Süße von der Kraft der Liebe, die sich über alles hinwegsetzt.


Erster Satz: "Da stehe ich nun wieder vor dem kleinen Bild mit dem schlichten Rahmen."


Seït, der Ich-Erzähler der Novelle, erinnert sich angesichts eines von ihm gemalten Bildes an die Geschichte seiner ersten Liebe Dshamilja, welche den scheuen Soldaten Danijar beim täglichen Getreidetransport zum Bahnhof kennenlernt. Da ihr Mann an der Front des Zweiten Weltkriegs kämpft, wie alle anderen Männer ihres Dorfes, des Ails, muss die junge, kräftige Frau ordentlich schuften, um für Verpflegung an der Front zu sorgen. Für den hinkenden, träumerischen Frontheimkehrer, welcher von allen gemieden wird, hat sie nur Spott übrig - bis er in einer magischen Augustnacht während der Heimfahrt zu singen beginnt: von der Steppe, der Sehnsucht nach seiner Heimat und seiner Liebe...


"Als der letzte Nachhall des Liedes schon zu verklingen schien, weckte ein neuer, schwingend aufsteigender Einsatz die schlummernde Steppe. Und sie hörte dem Sänger dankbar zu, dessen ihr vertraute Melodie sie liebkoste.“


So werden wir Zeuge einer jungen, verbotenen Liebe, die sich über die Schranken der Gesellschaft hinwegsetzt. Besonders mitreißend macht dies der Fakt, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit basiert und aufgrund des Entschlusses des Autors, die Liebe über moralische Konventionen zu stellen, harsche Kritik eingefahren hat. Da der Erzähler noch ein Kind ist, kann man die unschuldige Sicht der Liebe nicht verurteilen und bekommt beiläufig ein wunderbares Bild seiner kirgisischen Heimat vermittelt. Die weite Steppe, wehende Gräser, ein tosender Fluss, hohe Berge, wilde Pferdeherden, weidendes Vieh, einfache Nomadenjurten - die Landschaft ersteht lebendig vor dem Auge des Lesers auf und so wird die kurze Geschichte durch aussagekräftige Bildern untermauert. Auch wenn die Novelle schon einige Jahre auf dem Buckel hat, schreibt Tschingis Aitmatow zeitlos und seine sanften Worte treffen immer noch ins Herz des Lesers.


„Wozu auch reden, mit Worten kann man nicht alles sagen.“



Der Höhepunkt des Sommers 1943 ist die strahlende Augustnacht, in der der verschlossene Träumer zu singen beginnt und damit nicht nur Dshamilja das Herz öffnet und Seït zur Kunst inspiriert sondern auch den Leser tief berührt. So ist diese Geschichte auch ein wenig ein poetischer Ausdruck der Liebe zu einer für den Autor verlorenen Heimat.


"Das war ein Mensch, der eine tiefe Liebe in sich trug. Keine Liebe, das fühlte ich, wie man sie für einen anderen empfindet, sondern eine weit größere, die Liebe zum Leben, zur Erde. Ja, er verwahrte diese Liebe in sich, in seiner Musik, er lebte durch sie. Ein gleichgültiger Mensch hätte niemals so singen können."


Spannend ist auch, dass nebenbei die Gesellschaft der Kirgisen porträtiert wird, die es heute so nicht mehr gibt. Unter der Sowjetherrschaft zwangsläufig sesshaft gewordenen stehen sie zwischen den Welten, zwischen Tradition und Neuerung, Glauben und Mythen, Jurten und Häusern, Ehre und Freiheit. Wir erfahren hier ein stolzes Volk, das sich der Kollektivierung zwar beugt, alte Bräuche aber noch im Privaten aufrechterhält. "Dshamilja" ist also nicht nur eine schöne Liebesgeschichte (ob es wirklich die schönste ist, will ich mich nicht festlegen), sondern auch eine Liebeserklärung an die Heimat des Autors und ein Porträt einer Gesellschaft im Umbruch.


Fazit:


Eine wundervoll zeitlose Novelle, die zum Träumen anregt und mit aussagekräftigen Bildern untermauert von der Kraft der Liebe erzählt, die sich über alles hinwegsetzt.
Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Veröffentlicht am 11.07.2019

Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Dshamilja
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Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis ...

Dieses Buch sei "die schönste Liebesgeschichte der Welt", versichert Louis Aragon in seinem leidenschaftlichen Nachwort. Wenn das kein Grund ist, zur knapp 80seitigen Novelle des russischen Autors Tschingis Aitmatow zu greifen, welche der Unionsverlag so wundervoll mit Worterklärungen, Vorwort und Nachwort ausgerüstet hat... Und wirklich: diese Geschichte regt zum Träumen an und erzählt melancholisch und voll träumerischer Süße von der Kraft der Liebe, die sich über alles hinwegsetzt.


Erster Satz: "Da stehe ich nun wieder vor dem kleinen Bild mit dem schlichten Rahmen."


Seït, der Ich-Erzähler der Novelle, erinnert sich angesichts eines von ihm gemalten Bildes an die Geschichte seiner ersten Liebe Dshamilja, welche den scheuen Soldaten Danijar beim täglichen Getreidetransport zum Bahnhof kennenlernt. Da ihr Mann an der Front des Zweiten Weltkriegs kämpft, wie alle anderen Männer ihres Dorfes, des Ails, muss die junge, kräftige Frau ordentlich schuften, um für Verpflegung an der Front zu sorgen. Für den hinkenden, träumerischen Frontheimkehrer, welcher von allen gemieden wird, hat sie nur Spott übrig - bis er in einer magischen Augustnacht während der Heimfahrt zu singen beginnt: von der Steppe, der Sehnsucht nach seiner Heimat und seiner Liebe...


"Als der letzte Nachhall des Liedes schon zu verklingen schien, weckte ein neuer, schwingend aufsteigender Einsatz die schlummernde Steppe. Und sie hörte dem Sänger dankbar zu, dessen ihr vertraute Melodie sie liebkoste.“


So werden wir Zeuge einer jungen, verbotenen Liebe, die sich über die Schranken der Gesellschaft hinwegsetzt. Besonders mitreißend macht dies der Fakt, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit basiert und aufgrund des Entschlusses des Autors, die Liebe über moralische Konventionen zu stellen, harsche Kritik eingefahren hat. Da der Erzähler noch ein Kind ist, kann man die unschuldige Sicht der Liebe nicht verurteilen und bekommt beiläufig ein wunderbares Bild seiner kirgisischen Heimat vermittelt. Die weite Steppe, wehende Gräser, ein tosender Fluss, hohe Berge, wilde Pferdeherden, weidendes Vieh, einfache Nomadenjurten - die Landschaft ersteht lebendig vor dem Auge des Lesers auf und so wird die kurze Geschichte durch aussagekräftige Bildern untermauert. Auch wenn die Novelle schon einige Jahre auf dem Buckel hat, schreibt Tschingis Aitmatow zeitlos und seine sanften Worte treffen immer noch ins Herz des Lesers.


„Wozu auch reden, mit Worten kann man nicht alles sagen.“



Der Höhepunkt des Sommers 1943 ist die strahlende Augustnacht, in der der verschlossene Träumer zu singen beginnt und damit nicht nur Dshamilja das Herz öffnet und Seït zur Kunst inspiriert sondern auch den Leser tief berührt. So ist diese Geschichte auch ein wenig ein poetischer Ausdruck der Liebe zu einer für den Autor verlorenen Heimat.


"Das war ein Mensch, der eine tiefe Liebe in sich trug. Keine Liebe, das fühlte ich, wie man sie für einen anderen empfindet, sondern eine weit größere, die Liebe zum Leben, zur Erde. Ja, er verwahrte diese Liebe in sich, in seiner Musik, er lebte durch sie. Ein gleichgültiger Mensch hätte niemals so singen können."


Spannend ist auch, dass nebenbei die Gesellschaft der Kirgisen porträtiert wird, die es heute so nicht mehr gibt. Unter der Sowjetherrschaft zwangsläufig sesshaft gewordenen stehen sie zwischen den Welten, zwischen Tradition und Neuerung, Glauben und Mythen, Jurten und Häusern, Ehre und Freiheit. Wir erfahren hier ein stolzes Volk, das sich der Kollektivierung zwar beugt, alte Bräuche aber noch im Privaten aufrechterhält. "Dshamilja" ist also nicht nur eine schöne Liebesgeschichte (ob es wirklich die schönste ist, will ich mich nicht festlegen), sondern auch eine Liebeserklärung an die Heimat des Autors und ein Porträt einer Gesellschaft im Umbruch.


Fazit:


Eine wundervoll zeitlose Novelle, die zum Träumen anregt und mit aussagekräftigen Bildern untermauert von der Kraft der Liebe erzählt, die sich über alles hinwegsetzt.
Ein lesenswerter Klassiker der Weltliteratur: Melancholisch, authentisch und voll träumerischer Süße!

Veröffentlicht am 11.07.2019

Ein Thriller der Extraklasse: atmosphärisch, beklemmend, vielschichtig und subtil spannend!

Das Haus am Rand der Klippen
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Auch wenn ich schon mehrere ihrer Bücher verschenkt habe, hatte ich bislang noch nicht das Vergnügen eines von Lucy Clarkes Büchern selber zu lesen. Das sollte sich ändern, als der Piper Verlag mir als ...

Auch wenn ich schon mehrere ihrer Bücher verschenkt habe, hatte ich bislang noch nicht das Vergnügen eines von Lucy Clarkes Büchern selber zu lesen. Das sollte sich ändern, als der Piper Verlag mir als Sommeraktion ein Exemplar ihres neusten, fünften Romans zuschickte. Es handelt sich hier um die Geschichte einer einsamen, verlorenen Frau, die durch eine Kette von Halbwahrheiten und unglücklichen Ereignissen in ein Leben geschlittert ist, das sich wie eine Schlinge um sie zuzieht und ihren größten Traum langsam zum Albtraum werden lässt.


"Er hält inne. Nur das Rauschen der Wellen und des Regens ist zu hören. "Das Meer gibt mir immer das Gefühl winzig klein zu sein. Es ist einfach da, diese gewaltige Wassermasse. Man hört oft, das Meer sei schön, aber das kann ich nicht erkennen. Es ist heimtückisch."


Die Gestaltung ist mit den gedämpften Farben und den scharfen Kontrasten der Klippen weitaus düsterer als die sommerlichen Cover ihrer vorherigen Thriller, dennoch ist die deutsche Ausgabe mit ihren bau-weißen Streifen deutlich freundlicher als die englische Originalausgabe. Zusehen ist eine Frau im mittleren Alter, welche mit wehendem Mantel über einen einsamen Strand geht. Mit dem Strand-Motiv und der Verlorenheit der abgebildeten Person passt das Cover wunderbar zur Geschichte. Auch am Titel ist grundsätzlich nichts auszusetzen. "Das Haus am Rand der Klippen" hat aber gegenüber dem englischen Originaltitel "You Let Me In" deutlich an Aussagekraft verloren.

Erster Satz: "Ich möchte Ihnen einen Rat geben."

Wir steigen nach einem kurzen Prolog in das gemächliche Leben der berühmten Schriftstellerin Elle Fielding ein, welches auf den ersten Blick traumhaft perfekt wirkt. Sie hat einen internationalen Bestseller verfasst, lebt in einem Traumhaus direkt auf den Klippen Cornwalls und ein ganzes Verlagsteam und eine riesige Fangemeinde erwarten ihren neuer Roman mit Spannung. Doch was sie auf den sozialen Medien über sich und ihr Leben preisgibt ist nichts mehr als eine sorgsam gewahrte Fassade, eine Lüge. Denn eigentlich ist ihre Ehe zerbrochen, sie steht mit sämtlichen Rechnungen in Verzug und der Druck des Verlags und ihre Schlaflosigkeit haben sie in eine schwierige Schreibblockade getrieben. Und ausgerechnet während der alles entscheidende Abgabetermin näher rückt, fühlt sie sich beobachtet, verfolgt und eine Reihung abstruser Zufälle lässt darauf schließen, dass jemand in ihr Haus eingedrungen ist und ihr größtes Geheimnis entdeckt hat...


"Es bleibt nicht bei einem Wort. Noch vier andere Wörter stehen darüber.
ICH
BIN
IN
DEINEM
HAUS"


Schon bald wird klar, dass die Geschichte vielschichtig, aus verschiedenen Handlungssträngen auf unterschiedlichen Bedeutungs- und Zeitebenen aufgebaut ist. Zum Einen verfolgen wir Elle, die im Präsens von ihren unheimlichen Erfahrungen in ihrem Haus am Rand der Klippen erzählt. Dies ist jedoch eng mit den Gedanken des Eindringlings verbunden, welche wir durch kleine Schnipsel unter der Überschrift "Vorher" erfahren. Die dritte Handlungsebene umfasst Elles Studienjahre 2003/2004, in denen wohl etwas vorgefallen ist, was sie für ihr Leben stark geprägt hat. Was genau dieser Vorfall war, wird dem aufmerksamen Leser zwar sehr schnell klar, dennoch bleiben genügend Geheimnisse im Leben der Schriftstellerin zu ergründen, sodass es nicht langweilig wird.


"Ich bin kein Eindringling, rufe ich mir in Erinnerung. Du hast mich hereingelassen."


Dadurch dass sich Lucy Clarke im Aufbau ihrer Geschichte sehr viel Zeit lässt, können wir uns intensiv in ihre Protagonistin Elle einfühlen und in die beklemmende Atmosphäre der Geschichte eintauchen. Leider ist gerade das erste Drittel der Geschichte von vielen Wiederholungen geprägt, sodass der Mittelteil etwas vor sich hin plätschert, während sich die einzelnen Handlungsstränge gemächlich und ruhig entwickeln. Erst in der letzten Hälfte wechseln sich kurze Spannungsspitzen mit packenden Rückblenden und Einschüben ab, die subtil auf das Ende hindeuten. Dabei führt die Autorin den Leser mehrmals auf falsche Fährten und verwirrt geschickt, sodass man die überraschende Wendung am Ende nicht kommen sieht.


"Ich höre Flynns Ärmel, die am Stoff reiben, das Knirschen des Sands unter meinen Stiefeln, das Rauschen der ablaufenden Wellen und das Rollen der Kiesel und Muscheln, die das Wasser mit sich nimmt, das Zischen der weißen Schaumkronen. Angesichts dieser so überwältigenden Schönheit wird mir schmerzlich bewusst, dass irgendetwas gründlich schief gelaufen ist. Mein Leben hätte erfüllt sein sollen, von dem, was mich in diesem Moment umgibt: Flynn, das Meer, die Schriftstellerei. So wie jetzt hätte es nicht sein sollen. Überhaupt nicht. Die Nadel ist von der Platte gehüpft und spielt das falsche Lied, und niemand im Raum ist es aufgefallen. Alle tanzen weiter, und ich stehe mittendrin und warte, dass jemand - die anderen - bemerkt, dass mein Lächeln gekünstelt ist."


Dass es trotz des gemächlichen Tempos nicht langweilig wird, haben wir vor allem dem teils poetisch-bildhaften, ausgefeilten Schreibstil der Autorin zu verdanken. Sie kreiert durch kleine Details und Andeutungen eine bedrohliche Stimmung und reißt durch subtile Spannung mit, auch wenn die Geschichte kein Pageturner ist. Die wundervolle Kulisse Cornwalls, das einsame Haus am Meer, der kleine Fischerort, eine Kiste voller Rätsel und Geheimnisse, eine dunkle Vergangenheit und ein heimlicher Eindringling... - hier kommen spannende Elemente zusammen und so hält dieser Roman, was die an jedem Kapitelanfang vorangestellten Schreibtipps von Elle versprechen: ein geschickt erzählter Roman mit atmosphärischer Spannung. Super gefallen hat mir auch, dass sie sich ausgiebig mit der Schriftstellerei, Schreibblockaden und Inspiration beschäftigt, sodass ich selber beim Lesen wieder Lust bekommen habe, zu schreiben.


"LÜGNERIN. Bin ich das?
Das ist es, was man mir vorgeworfen hat.
Das ist es, was ich geworden bin."


Die Protagonistin bleibt für den Leser trotz intensiver Charakterstudie unnahbar und verloren. Vor allem da es für eine lange Zeit offen bleibt, ob man ihren Beobachtungen als Erzählerin überhaupt trauen kann, oder ob sie sich tatsächlich alles nur einbildet, ist es schwer, Nähe zu ihr aufzubauen. Nichtsdestotrotz leidet man mit ihr mit, wenn sie nächtelang nicht schlafen kann, sich in ihrem eigenen Haus nicht mehr sicher fühlt und ihr langsam die Zeit zwischen den Fingern zerrinnt. Und so erfüllt sie ihren eigenen Tipp, den Elle an ihre Leser richtet mit Bravour: "Deine Leser müssen sie (die Charaktere) nicht mögen oder ihnen gar vertrauen, aber sie müssen mit ihnen mitfiebern."
Durch die geschickte Verwischung zwischen Realität und Fiktion, Traum und Albtraum, Wahrheit und Lüge, ist man sich bis zum Ende nicht ganz sicher, mit welcher Art von Geschichte man es hier zu tun hat. Dass die Geschichte einige autobiografische Elemente und Parallelen zum Leben der Autorin enthält tut dabei sein Übriges und es wird das Gefühl von Ruhelosigkeit, Ratlosigkeit und Einsamkeit hinterlassen.


"Das Leben sollte nicht auf gefilterte Bilder und Kommentare reduziert werden, oder? Es geht um Geburt und Tod und die wunderschöne, grausame Zeit dazwischen."



Das Ende kommt erfrischend schlicht aber gleichzeitig mit einer mitreißenden Auflösung daher. Eigentlich hatte ich es schon seit Elles Schreibtipp zum Thema Antagonist ("Wenn du einen Bösewicht entwirfst, denk an das alte Sprichwort: "Meist ist es jemand aus dem Bekanntenkreis." Die Aufgabe eines Autors ist es, zu erkunden, wie gut sein Protagonist besagte Person wirklich gekannt hat." geahnt, die Art und Weise wie die Autorin am Ende jedoch die losen Enden der Handlung verknüpft und die verschiedenen Ebenen geschickt miteinander in Verbindung bringt, fand ich klasse. Die besondere Gänsehaut-Enthüllung kommt dann aber erst im Epilog und was da auf den Leser zukommt setzt die Geschichte nochmal auf eine ganz andere Ebene.



Fazit:


Eine verlorene Frau, ein einsames Haus am Meer, ein kleiner Fischerort vor der malerischen Kulisse Cornwalls, eine Kiste voller Rätsel und Geheimnisse, eine dunkle Vergangenheit und ein heimlicher Eindringling...

Lucy Clarke erzählt atmosphärisch, beklemmend, vielschichtig und subtil spannend die Geschichte einer Frau, deren größter Traum zum Albtraum wird. Auch wenn der Roman kein Pageturner ist, machen die unterschwellige Bedrohung, der poetisch-bildhafte, ausgefeilte Schreibstil der Autorin und die Gänsehaut-Enthüllung am Ende die Geschichte zu einem Thriller der Extraklasse.