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Veröffentlicht am 30.06.2020

Der Geschichte mangelte es leider an Spannung, Charme, Authentizität, Originalität, Gefühl und Tiefe

Sexy Security
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"Sexy Security - Stürmisches Feuer" ist eines von J. Kenners zahlreichen Erotikthriller, mit denen man mittlerweile schon eine ganze Regalwand füllen könnte. Bislang hatte ich noch nichts von der Autorin ...

"Sexy Security - Stürmisches Feuer" ist eines von J. Kenners zahlreichen Erotikthriller, mit denen man mittlerweile schon eine ganze Regalwand füllen könnte. Bislang hatte ich noch nichts von der Autorin gelesen und hatte das auch eigentlich nicht vor, doch dann habe ich diese Neuerscheinung aus Versehen im Bloggerportal angefragt (ja ich weiß, man muss schon ziemlich unbegabt sein, um das zu schaffen) und auch bekommen. Leider hat sich mein ursprünglich fehlendes Interesse auch beim Lesen bewahrheitet: Auch wenn ich versucht habe, mich darauf einzulassen, hat mir diese Geschichte überhaupt nicht gefallen.

Das Cover ist mit dem schwarzen Grund und den geometrischen grünen, metallisch glänzenden Formen zwar ein Blickfang, wirklich auf den Inhalt abgestimmt ist die Gestaltung jedoch nicht. Auch der Untertitel klingt eher zufällig gewählt und hat für mich wenig Bezug zur Handlung. Was den Haupttitel anbelangt passt er grundsätzlich sehr gut, er ist aber einer dieser sehr konkreten Titeln, die man beim Zugfahren am liebsten verstecken würde, wenn ihr versteht, was ich meine... Etwas gestört hat mir an der inneren Gestaltung, dass der Wechsel der Erzählperspektive zwischen Xena und Liam nicht kenntlich gemacht wird, was ab und zu für Verwirrungen bei mir geführt hat. Zwar erzählt Xena aus der Ich-Perspektive während uns Liams Gedanken und Gefühle durch einen personalen Er-Erzähler nagegebracht werden, doch das hat beim Auseinanderhalten nicht wirklich geholfen und mich teilweise noch mehr verwirrt.


Erster Satz: "Seit Jahren lasse ich mich auf niemanden mehr ein."


Was man der Geschichte nicht vorwerfen kann, ist dass sie nicht in die Gänge kommt. Im Gegenteil: mit einem ominösen Angriff auf den Popstar Ellie Love, der den Security-Agenten Liam Foster in das Leben von Ellies Assistentin Xena bringt, startet der Roman recht flott ins Geschehen. Auch nach einem kurzen Kennenlernen geht es gleich weiter mit Verfolgungsjagden, nächtlichen Angriffen und überstürzten Fluchten, sodass die Handlung grundsätzlich immer spannend bleibt. Doch leider wickelt die Autorin viele potentiell spannende Szene sehr schnell ab, baut kaum emotionale Spannung auf und schöpft das Potential der Crime-Story nicht aus, sodass die Geschichte relativ unspektakulär vor sich hin plätschert. Dass das "große Geheimnis" der Protagonistin und dessen Hintergrundgeschichte schon nach wenigen Seiten aufgelöst wird, hilft ebenfalls nicht, um mein Interesse zu schüren. Obendrein wirkt die "krasse Enthüllung" reichlich konstruiert und auf mich eher oberflächlich, da einfach zu wenige Hintergründe, Emotionen und Informationen gebracht werden, um diese auch nur annähernd glaubwürdig zu machen. Wie um die eher mittelmäßig spannenden Handlung auszugleichen wird die Dramatik hier großgeschrieben, was teilweise so überzeichnet wirkt, dass ich lachen musste. Egal ob die überhastete Liebesgeschichte, die ziemlich dominante Erotik oder Xenas Hintergrundgeschichte - das war mir hier alles ein bisschen too much.


"Danke", sage ich und seufze, als ein Schimmer Hoffnung in mir zu glimmen beginnt. Dieser Mann ist ein echtes Wunder, doch ich habe noch nie an Wunder geglaubt."


Ebenfalls nicht überzeugen konnten mich die Charaktere, die mehr wie flache Projektionsflächen für den jeweils anderen darstellen. Liam ist der inkarnierte Beschützer, in dessen starke Arme sich die gebeutelte Xena natürlich mit Freunden wirft, während Xena die hilflose "Damsel in Distress" darstellt, die sich rehäugig an Liam Seite schmiegt. Tiefe, spürbare Gefühle oder Anziehungskraft geschweige denn Charakterentwicklung konnte ich hier leider nicht beobachten. Von den gefühlt zweitausend Nebencharakteren will ich gar nicht erst anfangen... Mir ist durchaus bewusst, dass es sich bei diesem Roman um den dritten Band einer Reihe handelt und die Geschichte auch in einem Universum spielt, das mit anderen Reihen der Autorin verknüpft sind. Ich erwarte jedoch von Reihen mit unterschiedlichen Protagonisten, dass sie eine unabhängige Geschichte erzählen und Rückbezüge zu anderen Strängen des großen Ganzen nicht über "Easter Eggs" hinausgehen. Hier hatte ich das Gefühl, dass sich J. Kenner voll und ganz darauf verlässt, dass man ihre Nebenfiguren schon aus den ersten Bänden kennt, was für sich allein genommen eigentlich noch kein großes Problem wäre. Leider haben aber viele der ins Spiel gebrachten Figuren keinerlei Funktion für die Geschichte und verwirren deshalb nur, da man als neuer Leser die Andeutungen auf andere Figuren aus diesem Universum leider nicht versteht.


"Ihr Geständnis hatte ihn mit einer Wärme erfüllt, die er seit vielen, vielen Jahren nicht mehr empfunden hatte. Es war ein Gefühl, das er sich innig gewünscht und dringend nötig gehabt hatte, und eines, von dem er sofort Reißaus hätte nehmen sollen. Aber er wollte nicht Reißaus nehmen. Sie und er schienen so gut zusammenzupassen, dass es ihm wie ein Wunder vorkam. Das Blöde war nur, dass sie nicht sein Wunder sein konnte."


Am Ende wird die eigentliche Rahmenhandlung mit Xenas "Verfolgungsproblem" in wenigen Sätzen relativ flott abgewickelt, was dazu passt, dass die Verfolger ohnehin relativ wenig Profil hatten und auch ihre "Beziehungsprobleme" lösen sich sehr schnell auf. Immerhin verzichtet die Autorin dann aber auf einen typischen Prä-Happy-End-Breakdown, der dem ganzen noch eine Krone aufgesetzt hätte. Es bleibt das Gefühl von Enttäuschung, denn trotz des netten Schreibstils der Autorin wird es wohl mein letztes Buch von J. Kenner gewesen sein.




Fazit:


Der Geschichte mangelte es leider an Spannung, Charme, Authentizität, Originalität, Gefühl und Tiefe - also praktisch an allem, was einen wirklich guten Roman für mich ausmacht. Die 1,5 Sterne gibt´s für den Schreibstil und die Abwesenheit des typischen, nervigen Prä-Happy-End-Breakdowns.

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus
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Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

________________________
Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
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Das Urteil:


Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus -
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Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

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Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
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Das Urteil:


Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

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Veröffentlicht am 15.01.2020

Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

Bartimäus
0

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit ...

Handlung: Jonathan Stroud hat hier keinen wirklichen Kinder-Fantasy-Abenteuer geschrieben sondern eher eine pessimistische Dystopie, die in einer Zauberwelt spielt. Es scheint, als wollte der Autor mit seinen Charakteren und Strukturen Gesellschaftsformen spiegeln und uns ein moralisches Konzept vermitteln, darüber geht aber leider die Handlung etwas unter.

Charaktere:
Das größte Problem der Geschichte ist die fehlende Identifikationsfigur da alle Protagonisten (gewollt) unsympathisch sind. Vor allem Nathanael ist so erfahrungsresistent, überheblich und oftmals einfach nur verbohrt, sodass man über ihn nur den Kopf schütteln kann. Der Autor arbeitet zwar viel mit gesellschaftlichen Motiven wie Macht, Diskriminierung, Wettbewerb, Erfolgsdruck, was im Verlauf der Reihe eine nicht unwesentliche Tiefe entwickelt, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass wir die Abenteuer des nervenden Protagonisten nur halbherzig verfolgen.

Schreibstil:
Bemerkenswert am Stil des Autors ist der englisch-trockene Humor, den man aber verstehen muss, um den Witz zu verstehen. Außerdem versuchen ironische Fußnoten des Dschinns die Handlung aufzupeppen. Was zu Beginn erfrischend wirkt, beginnt jedoch schon bald zu nerven. Aufgrund der eher anspruchsvollen Witze, des verkopften Konzepts hinter der Handlung, den ellenlangen, trockenen Beschreibungen und des fehlenden Sympathieträgers zieht sich die Handlung meist zäh dahin und wird teilweise trotz Wechsel von Erzählperspektiven schlichtweg langweilig.

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Das Zitat:

„Manche behaupten ja, der Heldentot sei etwas Bewundernswertes. Diese Ansicht hat mich nie recht überzeugt. Hauptsächlich darum nicht, weil man beim Heldentod, ganz gleich wie gelassen, stilvoll, ruhig, unerschütterlich, männlich oder trotzig man ihn angeht, irgendwann tot ist, und das ist für meinen Geschmack eine Spur zu endgültig.“
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Das Urteil:


Mit dem verkopften Konzept, den trockenen Beschreibungen, der fehlenden Identifikationsfigur und der zähen Handlung leider gar nicht mein Fall! Nur was für sarkastische Zyniker mit sehr trockenem Humor!

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Veröffentlicht am 08.03.2018

Eine Geschichte ohne Herz und Geist

Die Gefährtin des Wolfs
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Allgemeines:

Titel: Die Gefährtin des Wolfs
Autor: Christopher Ross
Verlag: Weltbild (2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3764170441
ISBN-13: 978-3764170448
ASIN: B019MV1PLA
Seitenzahl: 224 Seiten
Preis: 9,99€ ...

Allgemeines:

Titel: Die Gefährtin des Wolfs
Autor: Christopher Ross
Verlag: Weltbild (2012)
Genre: Roman
ISBN-10: 3764170441
ISBN-13: 978-3764170448
ASIN: B019MV1PLA
Seitenzahl: 224 Seiten
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,95€ (Gebundene Ausgabe)
Weitere Bände: Das Geheimnis der Wölfe
Die Rückkehr der weißen Wölfe



Inhalt:

Lara will in Grand Forks an der kanadischen Grenze studieren und eine unglückliche Liebe vergessen. Als eisige Stürme über das Land fegen und Wölfe in der kleinen Stadt auftauchen, bricht Panik aus. Bald wird Paul, ein indianischer Student, der den kältesten Winter aller Zeiten vorausgesagt hat, von den aufgebrachten Bürgern bedroht. Lara rettet ihn vor dem Mob und flieht mit ihm in die Berge. Doch die Temperaturen sinken weiter und die Verfolger kommen immer näher.


Bewertung:

Ich hatte den Roman aufgrund des ansprechend klingenden Klapptexts aus einem Wanderpaket behalten. Zum Glück erinnere ich mich nicht mehr, was ich stattdessen weggegeben war, denn nun würde ich mich wahrscheinlich grämen: egal was ich eingetauscht hatte, das hier war es auf keinen Fall wert!

Das Cover meiner Weltbild-Ausgabe wirkt für mich wie das typische Abziehbild eines Schnulli-Bulli-Romans. Die Bergwelt mit dem Sonnenuntergang passt als Setting eigentlich nicht so ganz, da der Roman nicht aus dem kleinen Grand Forks herauskommt. Auch über den Wolf bin ich nicht ganz so glücklich, da dieser im Buch mehr eine symbolische Stellung einnimmt und der wirkliche Wolf hier nicht ganz den mystischen Schein des Schutzgeistes verkörpert. Und natürlich bin ich auch über das große Mädchengesicht nicht glücklich. Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich ganz abgebildete Gesichter, die Protagonisten zeigen, absolut nicht ausstehen kann. Einzig der Schnee ist ein gut angebrachtes Detail, denn den gibt es neben lahmen Dialogen und fehlgeleiteten Handlungssträngen eine Menge in der Geschichte.


Erster Satz: "Lara blickte angestrengt in die Dunkelheit"


Dieser erste Satz formuliert meine Beziehung zu dieser Geschichte glaube ich recht deutlich. Ich habe sehr lange in die Dunkelheit geblickt, versucht etwas in der Geschichte zu erkennen und drauf gehofft, dass endlich die versprochene Handlung eintritt. Auch wenn die Geschichte auf positiven Grundzügen gebaut war und nicht komplett für die Tonne ist, hat sie mich doch sehr enttäuscht.

Wir lernen die junge deutsche Studentin Lara kennen, die in der kalte Einöde North Dakotas Indian Studies studiert, um später einmal an einer Universität in den USA lehren zu können. Als sie bei einem Unfall den jungen Indianer Paul kennenlernt, der ihre Notlage vorhergesehen zu haben scheint und ihr breitwillig beim Abschleppen ihres alten Chevys behilflich ist, stellt sich ihr Leben auf den Kopf. Langsam wird sie in die Familie von Paul eingeführt, lernt den geistigen Führer, den heiligen Mann seines Stammes kennen und wird mit den Traditionen der sich im Aufbruch befindlichen Dakota vertraut. Als Paul jedoch einen weiteren Unfall vorhersagt und außerdem im Fernsehen verkündet, der Frostriese würde sich nun an den Menschen für ihre Umweltsünden rächen und einen so heftigen Winter schicken, wie sie ihn in North Dakota noch nie erlebt haben, werden jedoch eine Menge Menschen unruhig. Nachdem dann wirklich ein verheerender Blizzard wie aus dem Nichts erscheint, beginnen sich böse Geister im Dorf zu wecken, die auf der Suche nach einem Sündenbock sind...

Anders als der Klapptext suggeriert, geht es hier vor allem um die Diskriminierung von Indianern und Laras Beziehung zu den alten Mythen und Legenden, denen sie durch ihre Bekanntschaft mit Paul näher kommt. So plätschert die Handlung langsam und gemächlich vor sich hin, immer wieder unterbrochen von scheinbar willkürlich und eher fragwürdig wirkenden Spannungsakzenten, die jedoch die einzigen Momente bleiben, in denen so etwas wie ein Spannungsbogen zu erahnen ist. Der auf dem Klapptext angekündigte Mob ereignet sich auf den letzten 10 Seiten und die anschließende Flucht ist in einer Seite abgeschlossen. Was aus den Verfolgern wird, die laut Klapptext immer näher kommen wird ebenfalls nur in homöopathischen Dosen geklärt, sodass die gesamte Buchrückseite eigentlich nur eine Farce ist, um unaufmerksame Käufer auf eine falsche Fährte zu locken. Im Nachhinein würde ich das Buch weder "romantisch" noch ein "Abenteuer" nennen, weshalb mich die hier angewandte Marketing Strategie durchaus nervt.


"Der Blizzard", brachte er unter leisem Schluchzen hervor, "der Blizzard war nur der Anfang. Es kommt noch ein Sturm und es wird kälter als in Alaska. So kalt und eisig, dass alles Leben in unserer Stadt zusammenbricht und sogar Menschen sterben. Der Frostriese will sich für die Verbrechen rechen, die wir der Mutter Erde angetan haben. Weiße und Indianer."


Neben meinem offensichtlichen Problem mit Handlung und Spannung der Geschichte, fand ich den Rest darum herum eigentlich gar nicht schlecht aufgebaut. Obwohl die Begründung mit der Rache von Mutter Erde aufgrund von Umweltverschmutzung ein wenig auf die Moralkeule deutet, wird hier durchaus ein wichtiger Punkt gemacht: wir beuten die Erde immer weiter aus und wundern uns dann, wenn wir mit den Konsequenzen zu rechnen haben müssen.

Gerade aber die heutige Situation der alten Indianerstämme finde ich hier jedoch sehr spannend porträtiert. Zwar lassen sich auch hier wieder eine Menge Oberflächlichkeit und Klischees finden, allgemein wird jedoch ein recht kontroverses Bild gezeichnet, dass die Indianer ganz klar als Opfer der heutigen Gesellschaft darstellt. Auch die hohe Arbeitslosigkeit in den Reservaten und die damit einhergehende Hoffnungslosigkeit und der drohende Abrutscht in Drogen und Alkohol wird angesprochen. Obwohl die meisten in der modernen Welt angekommen sind und ihre Kinder studieren und einer Zukunft entgegen sehen, kann man doch noch die tiefe Verwurzelung in alten Traditionen spüren, welche viele der Weißen nicht nachvollziehen und nur spöttisch abtuen können. Auch wenn ich mich eigentlich schon immer für die Kultur der Indianer interessiert hatte, konnte ich hier noch etwas lernen und musste feststellen, dass ich tatsächlich einige der Klischees geglaubt hatte, die hier aufgeklärt werden. So heißt es nicht "Medizinmann" und auch Wörter wie "Manitu" oder "Großer Geist" rühren von falschen Übersetzungen her.


"Er nahm sie in den Arm und küsste sie zum ersten Mal. In der Kälte spürte sie seien Lippen kaum, aber es war schön, seinen Atem zu fühlen. Er zog sie an sich. "Weißt du, was Großvater kurz vor seinem Tod gesagt hat?" Sie blickte ihn fragend an und er antwortete: "Dass er gesehen hat, wie wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten."


Ein Aspekt der Geschichte, dem ich wiederum ein wenig unsicher gegenüberstehe, sind die spirituellen Elemente, die hier durch Träume, die wahrwerden und Wölfe die sprechen können, mit eingebracht werden. Der Hauch Fantasie und Mysterium ist meiner Meinung nach hier ein wenig fehl am Platz und konnte in meinen Augen die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Plots nicht gerade steigern. Natürlich kann ich akzeptieren, dass einige Indianer glauben, das "zweite Gesicht" zu haben und dass vielleicht auch die Schutzgeistsache ein schöner Glaube ist, dass Lara, die aber gar nicht aus diesen Kulturkreisen kommt, nie an der Wahrheit zweifelt und die magischen Elemente hier als Tatsachen verkauf werden, hat mich dann aber schon ein wenig gestört.

Der größte Kritikpunkt, den ich außerhalb des falschen Plots noch anzubringen habe, sind jedoch die fehlenden Gefühle. Die entstehende Liebe zwischen der Studentin Lara und dem Indianer Paul ist absolut unglaubwürdig und teilnahmslos beschrieben. Den größten Teil der Geschichte erscheinen die zwei wie zwei vertraute Bekannte und äußern nie etwas von körperlicher Anziehung oder andere Anzeichen, dass ihre Beziehung über die Freundschaft hinausgeht. Und dann, schwups, sagt Lara Paul, dass sie ihn liebt, sie küssen sich einmal und fertig. Also wenn schon die Spannung am Boden ist, hätte ich wenigstens noch auf einen Hauch Romantik gebaut. Doch Fehlanzeige. So bleibt das Buch mir mit seiner vorhersehbaren Handlung, den schwülstigen Dialogen und der kitschigen, unglaubwürdigen Liebesgeschichte suspekt.



Fazit:

Auch wenn das Buch interessante Themen darstellt und ein kontroverses Bild rund um die heutige Situation der Indianer zeichnet, konnte mich das Buch aufgrund fehlender Spannung, vorhersehbaren Handlungselementen, den schwülstigen Dialogen und der kitschigen, unglaubwürdigen Liebesgeschichte absolut nicht überzeugen.