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Veröffentlicht am 16.05.2022

Die After-Reihe und ich werden definitiv keine Freunde mehr!

After passion
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Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört ...

Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört habe, habe ich es bisher tatsächlich geschafft, weder als Buch noch als Film mit der Reihe in Berührung zu kommen. Da ich schon länger vorhatte, mir ein eigenes Bild von der hochgelobten und gleichzeitig verschrienen Reihe zu machen, habe ich die Gelegenheit der heute erscheinenden Umsetzung der Reihe als Graphic Novel, beim Schopf gepackt und mir ein Exemplar von "After Passion - Graphic Novel Teil 1" angefragt. Nach dem Lesen bin ich nun in mehrerlei Hinsicht sehr ernüchtert. Anders als ich ursprünglich gedacht hatte, wurde hier nicht "After passion" als Ganzes umgesetzt und die folgenden Teile beziehen sich auch nicht auf die Fortsetzungen "After truth" und "After love". Stattdessen habe ich nach einer kurzen Recherche nach dem Lesen herausgefunden, dass diese Graphic Novel nur etwa das erste Drittel des ersten Bandes abdeckt. Die Geschichte endet demnach sehr offen. Da im hier abgedeckten Abschnitt aber schon so viel unnötiges Drama und toxisches Hin und Her vorkamen, hat mir dieser kurze Einblick schon gereicht um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Denn statt in einer dynamischen Annäherung von den Beginnen einer Beziehung zu berichten und dabei einem größeren Handlungskonzept zu folgen, wiederholen sich in "After Passion" dieselben Abläufe immer und immer wieder: Hardin tut etwas Unüberlegtes, was Tessa verletzt, oder schüchtert sie sogar absichtlich emotional ein, woraufhin sie sich wütend von ihm abwendet... bis sie wieder seiner Anziehungskraft unterliegt und er sein Verfehlen mit leeren Worten oder sexuellen Gefälligkeiten wieder gut macht. Dieser Kreislauf aus emotionalem Missbrauch, Streit, Versöhnung und Sex wiederholt sich hier Abschnitt für Abschnitt, ohne dass Tessa oder Hardin etwas dazulernen würden. Rückblickend bin ich also sehr froh, mir die 192 hübsch bebilderten Seiten mit dem Zeitaufwand von etwa 45 Minuten verdeutlicht haben, dass die After-Reihe und ich definitiv keine Freunde werden.

Figuren:
Dabei hatte ich überhaupt keine großen Erwartungen und schon leise vermutet, dass mich die Geschichte nicht vom Hocker hauen würde. Damit, dass mich die Figuren innerhalb kürzester Zeit so sehr nerven würden, hatte ich jedoch nicht gerechnet. Über Hardins Toxizität, seine Unreflektiertheit und seine offensichtliche psychischen Probleme müssen wir denke ich nicht reden. Aber was ist mit Tessa los? Sie hebt auf gefühlt jeder zweiten Seite hervor, wie "anders als alle anderen" sie ist und verurteilt sowohl Hardin als auch dessen Freunde sehr schnell, geht aber gleichzeitig mit ihren angeblichen Freunden und ihrem festen Freund Noah um wie mit einem besseren Schoßhund. Heuchlerisch, verklemmt, unehrlich und charakterschwach sind vier Attribute, mit denen man ihren Charakter wunderbar zusammenfassen kann. Ich konnte also leider weder ihre Handlungen verstehen, noch sie sympathisch finden. Auch ihre Helikopter-Mutter, die sehr oberflächlich erscheinende Steph und der Rest der After-Freundesgruppe konnten nur wenige Sympathiepunkte sammeln und blieben sehr blass. Am besten hat mir noch Tessas nerdiger Freund Landon gefallen, wobei auch dieser mehr eine Funktion zu erfüllen scheint, als wirklich eine ganzheitliche Figur zu sein. Die Charaktere sind also leider allesamt unausgereift, oberflächlich und verhalten sich durchweg irrational.

Gestaltung:
Die Umsetzung der Geschichte als Graphic Novel gefällt mir hingegen sehr gut. Zwar merkt man, dass die Handlung hier für das veränderte Erzählformat stark heruntergebrochen wurde und deshalb an einigen Stellen Szenen gekürzt wurden oder Übergänge fehlen (außer natürlich der Erzählfluss ist auch in den Romanen so sprunghaft, das kann ich natürlich nicht beurteilen). Außerdem ist auffällig wenig Erzähltext vorhanden und auch Sprech- oder Denkblasen sind eher sparsam verwendet. Der Fokus auf die Bilder funktioniert bei der Geschichte aber erstaunlich gut und man kann der Handlung auch so gut folgen, selbst wenn man wie ich keine andere Version der Geschichte kennt. Auch die zeichnerische Umsetzung von Pablo Andrés gefällt mir sehr gut. Die Figuren heben sich in lebendigen Strichen und warmen Farben vom Hintergrund ab und entwickeln sich auch visuell über die Geschichte hinweg weiter. Optisch auffällig ist auch, dass sich Hardin durch die starke Verwendung von schwarzer Farbe in seiner Kleidung, seinem Auto und Requisiten abhebt und der Kontrast zum weicheren Noah auch visuell deutlich wird. Schön finde ich auch, dass explizite Szenen, die ja bekanntlich einen großen Raum in den Büchern einnehmen, hier nur angedeutet oder ganz übersprungen werden. Abgerundet wird die wirklich solide Gestaltung durch hinzugefügtes Bonusmaterial am Ende der Graphic Novel, welches sowohl einen Blick hinter die Kulissen zur Charakter- und Szenenentwicklung gewährt als auch kurze Steckbriefe der Figuren bereithält.

Das Zitat:


"Er sagt, er will mich, und ich gehöre ihm. Schon seit ich ihn das erste Mal geküsst habe. Ich würde alles mit ihm tun. Absolut alles. Die Konsequenzen sind mir völlig egal."



Das Urteil:


Die Umsetzung der Graphic Novel gefällt mir sehr gut, leider wird Anna Todds Geschichte von Hardin und Tessa jedoch auch durch das hübsche Gewand nicht weniger irrational, toxisch und oberflächlich. Mir hat der kurze Einblick in das unnötige Drama und toxische Hin und Her der Figuren schon gereicht, um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Den einen Stern gibt es für die graphische Gestaltung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2022

Die After-Reihe und ich werden definitiv keine Freunde mehr!

After passion
0

Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört ...

Handlung: Auch wenn ich die After-Reihe von Anna Todd natürlich vom Hörensagen kennen und im Laufe der letzten Jahre eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen zu Geschichte von Tessa und Hardin gehört habe, habe ich es bisher tatsächlich geschafft, weder als Buch noch als Film mit der Reihe in Berührung zu kommen. Da ich schon länger vorhatte, mir ein eigenes Bild von der hochgelobten und gleichzeitig verschrienen Reihe zu machen, habe ich die Gelegenheit der heute erscheinenden Umsetzung der Reihe als Graphic Novel, beim Schopf gepackt und mir ein Exemplar von "After Passion - Graphic Novel Teil 1" angefragt. Nach dem Lesen bin ich nun in mehrerlei Hinsicht sehr ernüchtert. Anders als ich ursprünglich gedacht hatte, wurde hier nicht "After passion" als Ganzes umgesetzt und die folgenden Teile beziehen sich auch nicht auf die Fortsetzungen "After truth" und "After love". Stattdessen habe ich nach einer kurzen Recherche nach dem Lesen herausgefunden, dass diese Graphic Novel nur etwa das erste Drittel des ersten Bandes abdeckt. Die Geschichte endet demnach sehr offen. Da im hier abgedeckten Abschnitt aber schon so viel unnötiges Drama und toxisches Hin und Her vorkamen, hat mir dieser kurze Einblick schon gereicht um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Denn statt in einer dynamischen Annäherung von den Beginnen einer Beziehung zu berichten und dabei einem größeren Handlungskonzept zu folgen, wiederholen sich in "After Passion" dieselben Abläufe immer und immer wieder: Hardin tut etwas Unüberlegtes, was Tessa verletzt, oder schüchtert sie sogar absichtlich emotional ein, woraufhin sie sich wütend von ihm abwendet... bis sie wieder seiner Anziehungskraft unterliegt und er sein Verfehlen mit leeren Worten oder sexuellen Gefälligkeiten wieder gut macht. Dieser Kreislauf aus emotionalem Missbrauch, Streit, Versöhnung und Sex wiederholt sich hier Abschnitt für Abschnitt, ohne dass Tessa oder Hardin etwas dazulernen würden. Rückblickend bin ich also sehr froh, mir die 192 hübsch bebilderten Seiten mit dem Zeitaufwand von etwa 45 Minuten verdeutlicht haben, dass die After-Reihe und ich definitiv keine Freunde werden.

Figuren:
Dabei hatte ich überhaupt keine großen Erwartungen und schon leise vermutet, dass mich die Geschichte nicht vom Hocker hauen würde. Damit, dass mich die Figuren innerhalb kürzester Zeit so sehr nerven würden, hatte ich jedoch nicht gerechnet. Über Hardins Toxizität, seine Unreflektiertheit und seine offensichtliche psychischen Probleme müssen wir denke ich nicht reden. Aber was ist mit Tessa los? Sie hebt auf gefühlt jeder zweiten Seite hervor, wie "anders als alle anderen" sie ist und verurteilt sowohl Hardin als auch dessen Freunde sehr schnell, geht aber gleichzeitig mit ihren angeblichen Freunden und ihrem festen Freund Noah um wie mit einem besseren Schoßhund. Heuchlerisch, verklemmt, unehrlich und charakterschwach sind vier Attribute, mit denen man ihren Charakter wunderbar zusammenfassen kann. Ich konnte also leider weder ihre Handlungen verstehen, noch sie sympathisch finden. Auch ihre Helikopter-Mutter, die sehr oberflächlich erscheinende Steph und der Rest der After-Freundesgruppe konnten nur wenige Sympathiepunkte sammeln und blieben sehr blass. Am besten hat mir noch Tessas nerdiger Freund Landon gefallen, wobei auch dieser mehr eine Funktion zu erfüllen scheint, als wirklich eine ganzheitliche Figur zu sein. Die Charaktere sind also leider allesamt unausgereift, oberflächlich und verhalten sich durchweg irrational.

Gestaltung:
Die Umsetzung der Geschichte als Graphic Novel gefällt mir hingegen sehr gut. Zwar merkt man, dass die Handlung hier für das veränderte Erzählformat stark heruntergebrochen wurde und deshalb an einigen Stellen Szenen gekürzt wurden oder Übergänge fehlen (außer natürlich der Erzählfluss ist auch in den Romanen so sprunghaft, das kann ich natürlich nicht beurteilen). Außerdem ist auffällig wenig Erzähltext vorhanden und auch Sprech- oder Denkblasen sind eher sparsam verwendet. Der Fokus auf die Bilder funktioniert bei der Geschichte aber erstaunlich gut und man kann der Handlung auch so gut folgen, selbst wenn man wie ich keine andere Version der Geschichte kennt. Auch die zeichnerische Umsetzung von Pablo Andrés gefällt mir sehr gut. Die Figuren heben sich in lebendigen Strichen und warmen Farben vom Hintergrund ab und entwickeln sich auch visuell über die Geschichte hinweg weiter. Optisch auffällig ist auch, dass sich Hardin durch die starke Verwendung von schwarzer Farbe in seiner Kleidung, seinem Auto und Requisiten abhebt und der Kontrast zum weicheren Noah auch visuell deutlich wird. Schön finde ich auch, dass explizite Szenen, die ja bekanntlich einen großen Raum in den Büchern einnehmen, hier nur angedeutet oder ganz übersprungen werden. Abgerundet wird die wirklich solide Gestaltung durch hinzugefügtes Bonusmaterial am Ende der Graphic Novel, welches sowohl einen Blick hinter die Kulissen zur Charakter- und Szenenentwicklung gewährt als auch kurze Steckbriefe der Figuren bereithält.

Das Zitat:


"Er sagt, er will mich, und ich gehöre ihm. Schon seit ich ihn das erste Mal geküsst habe. Ich würde alles mit ihm tun. Absolut alles. Die Konsequenzen sind mir völlig egal."



Das Urteil:


Die Umsetzung der Graphic Novel gefällt mir sehr gut, leider wird Anna Todds Geschichte von Hardin und Tessa jedoch auch durch das hübsche Gewand nicht weniger irrational, toxisch und oberflächlich. Mir hat der kurze Einblick in das unnötige Drama und toxische Hin und Her der Figuren schon gereicht, um den Entschluss zu fällen, die folgenden Bände nicht zu lesen. Den einen Stern gibt es für die graphische Gestaltung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2022

Leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie.

Normale Menschen
0

Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und ...

Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und einfach keinerlei Spannungsbogen vorhanden ist. Sally Rooneys Roman ist voll von Belanglosem und ihre Erzählung als "ruhig" zu bezeichnen, wäre nur eine extreme Beschönigung der Tatsache, dass kein einziges spannungsgebendes Element vorhanden ist. Zusätzlich zum Fehlen jeglicher Anreize zum Weiterlesen machten es mir auch die großen und unregelmäßigen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sehr schwer, der Handlung zu folgen. Vieles passiert hier zwischen den einzelnen Abschnitten - ganze Beziehungen, depressive Phasen, Jobs und Auslandsaufenthalte beginnen und enden im Nichts zwischen den Kapiteln, alle möglichen, wichtigen Entwicklungsschritte finden im Off statt, ohne dass sie mit mehr als einem Nebensatz nachgeholt werden. Bald stellte sich mir also die Frage, was uns die Autorin überhaupt mit den ausgewählten schnappschussartigen Szenen sagen möchte, wenn sie so vieles anreißt, aber nichts wirklich ausführt. Die größte Enttäuschung kam aber dann zum Schluss. Über 320 Seiten hinweg habe ich verzweifelt auf eine Pointe gewartet, die die Geschichte und deren zielloses Dahinplätschern legitimiert hätte. Als das die Geschichte dann genauso langsam und uninspiriert ins Ziel stolperte, wie sie angefangen hat, habe ich mich ernsthaft gefragt, warum ich den Roman überhaupt gelesen habe.

Schreibstil:
Addiert man zu der verwirrenden, bruchstückhaften und spannungslosen Handlung noch den distanzierten, monotonen und fast sachlichen Erzählton Sally Rooneys entsteht endgültig ein für mich gänzlich nicht ansprechendes Endprodukt. Die nicht als solche gekennzeichnete wörtliche Rede, die meinen Lesefluss regelmäßig störte, war dabei noch gar nicht mein größtes Problem. Weitaus gravierender fand ich, dass Sally Rooney sich zwar darin gefällt, kaltherzig ihre Figuren zu analysieren und den Finger in die Wunde zu legen, dabei aber verpasst, Emotionen, Gedanken und Beweggründe der Handlungen an die LeserInnen zu vermitteln. Insgesamt entsteht so eine kalte, düstere, pessimistische Atmosphäre, die dafür gesorgt hat, dass es mich trotz des recht geringen Umfangs des Romans und der einfachen Sprache große Mühe gekostet hat, die Geschichte zu Ende zu lesen. Zwischendurch blitzten zwar auch einige interessanten Gedanken auf, diese wurden aber nie weiter ausgeführt, sodass die Handlung letztendlich konturlos und bedeutungslos an mir vorüberzog, ich weder das Lesen genossen noch einen inhaltlichen Mehrwert davon bezogen habe.

Figuren:
Was die Figuren angeht muss ich vorab betonen, dass ich grundsätzlich charakterfokussierte Erzählungen sehr schätze und in die Idee verliebt bin hier einfach ganz unspektakulär die Geschichte zweier "normaler Menschen" zu erzählen, bei denen nicht die üblichen überzogenen Liebesdramen, sondern das Leben dazwischenkommt. Leider scheitert diese vielversprechende Idee für mich aber schon daran, dass Marianne und Connell alles andere als "normale Menschen" sind. Anders als Klapptext und Titel versprechen sind die beiden keine durchschnittlichen Identifikationsfiguren, in denen man sich wiedererkennt. Statt sensibel auf die Persönlichkeitsentwicklung der beiden einzugehen und zu problematisieren, was sie sich in ihrer Angst vor Ablehnung gegenseitig antun, dreht die Geschichte sich jahrelang ständig im Kreis und uns LeserInnen bleibt nichts anderes übrig, als dieselben Motive immer und immer wieder durchzukauen. Aufgrund ihres zerstörerischen, destruktiven Verhaltens, ihrer Unsicherheit und ihrer Unfähigkeit, offensichtliche Probleme anzusprechen und anzugehen, ist mein Verständnis für die beiden mit jedem Kapitel mehr in sich zusammengefallen und gegen Ende sogar beinahe Verachtung gewichen. Ich kann also kaum glauben, dass der Roman als Liebesgeschichte verkauft und vermarktet wird. "Normale Menschen" ist eher eine langgezogene Auseinandersetzung mit dem Entstehen einer Depression, die ausführlich beleuchtet, was in Beziehungen alles falsch laufen kann.


Die Zitate


"Sie hat nie geglaubt, dass irgendjemand sie lieben könnte. Aber nun hat sie ein neues Leben, und dies ist der erste Moment, und selbst nach vielen Jahren wird sie immer noch denken: Ja, das war er, der Beginn meines Lebens."

"Marianne stellt den Joghurtbecher zurück ins Regal und fragt Joanna, ob sie es komisch findet, für ihre Arbeitsstunden bezahlt zu werden - in anderen Worten, Teile ihrer extrem begrenzten Zeit auf dieser Erde gegen die menschliche Erfindung, die man als Geld kennt, einzutauschen. Das ist Zeit, die du nie mehr zurückbekommst, fügt Marianne hinzu. ich meine, diese Zeit ist real. Geld ist auch real. Ja, aber die Zeit ist realer. Zeit ist Physik, Geld ist nur ein Gesellschaftskonstrukt."

"Er hat es geschafft, eine feine künstlerische Sensibilität zu nähren, ohne je ein echtes Gerechtigkeitsempfinden entwickelt zu haben. Die Tatsache, dass dies überhaupt möglich ist, beunruhigt Marianne und lässt Kunst mit einem Mal sinnlos erscheinen."

"Es war Kultur als Ausdruck der Gesellschaftsschicht, Literatur als Fetisch dank ihrer Fähigkeit, gebildete Leute auf falsche Gefühlsreisen zu schicken, so dass sie sich hinterher den ungebildeten Menschen, über deren Gefühlsreisen sie so gern lesen, überlegen fühlen können. Selbst wenn der Autor als solcher ein guter Mensch war und selbst wenn sein Buch wirklich einfühlsam war, so wurden alle Bücher letztlich als Statussymbol vermarktetet, und alle Autoren nahmen in gewissem Maße an diesem Marketing teil."

"Nicht zum ersten Mal denkt Marianne, dass Grausamkeit nicht nur die Opfer verletzt, sondern auch die Täter, und diese vielleicht sogar tiefer und bleibender. Man lernt nichts wirklich Tiefgreifendes über sich selbst, wenn man einfach nur gemobbt wird, aber wenn man jemanden mobbt, lernt man etwas, was man nie wieder vergisst."

"Marianne wollte ihrem Leben eine Bedeutung geben, sie wollte jede Gewalt aufhalten, die von den Starken gegen die Schachen ausging, und sie erinnerte sich an eine Zeit vor ein paar Jahren, als sie sich so intelligent und jung und stark gefühlt hatte, dass sie so etwas fast hätte erreichen können, und jetzt wusste sie, dass sie keineswegs stark war, sie würden leben und sterben in einer Welt voll voll extremer Gewalt gegen Unschuldige, und sie könnte höchstens ein paar wenigen Menschen helfen."




Das Urteil:


"Normale Menschen" war für mich leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Der hochgelobte Roman von Sally Rooney konnte mich weder inhaltlich noch sprachlich und schon gar nicht emotional erreichen, sodass ich definitiv keine Leseempfehlung aussprechen kann. Den einen Stern gibt es gnädigerweise für die Grundidee und die einzelnen interessanten Gedanken, die mir über die letzten 100 Seiten hinweggeholfen haben.

PS: Falls Du diese Geschichte geliebt haben solltest, wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du versuchen könntest, die Faszination dieses Romans in einem Kommentar kurz zu erklären. Ich habe sie nämlich nicht verstanden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2022

Leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie.

Normale Menschen
0

Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und ...

Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und einfach keinerlei Spannungsbogen vorhanden ist. Sally Rooneys Roman ist voll von Belanglosem und ihre Erzählung als "ruhig" zu bezeichnen, wäre nur eine extreme Beschönigung der Tatsache, dass kein einziges spannungsgebendes Element vorhanden ist. Zusätzlich zum Fehlen jeglicher Anreize zum Weiterlesen machten es mir auch die großen und unregelmäßigen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sehr schwer, der Handlung zu folgen. Vieles passiert hier zwischen den einzelnen Abschnitten - ganze Beziehungen, depressive Phasen, Jobs und Auslandsaufenthalte beginnen und enden im Nichts zwischen den Kapiteln, alle möglichen, wichtigen Entwicklungsschritte finden im Off statt, ohne dass sie mit mehr als einem Nebensatz nachgeholt werden. Bald stellte sich mir also die Frage, was uns die Autorin überhaupt mit den ausgewählten schnappschussartigen Szenen sagen möchte, wenn sie so vieles anreißt, aber nichts wirklich ausführt. Die größte Enttäuschung kam aber dann zum Schluss. Über 320 Seiten hinweg habe ich verzweifelt auf eine Pointe gewartet, die die Geschichte und deren zielloses Dahinplätschern legitimiert hätte. Als das die Geschichte dann genauso langsam und uninspiriert ins Ziel stolperte, wie sie angefangen hat, habe ich mich ernsthaft gefragt, warum ich den Roman überhaupt gelesen habe.

Schreibstil:
Addiert man zu der verwirrenden, bruchstückhaften und spannungslosen Handlung noch den distanzierten, monotonen und fast sachlichen Erzählton Sally Rooneys entsteht endgültig ein für mich gänzlich nicht ansprechendes Endprodukt. Die nicht als solche gekennzeichnete wörtliche Rede, die meinen Lesefluss regelmäßig störte, war dabei noch gar nicht mein größtes Problem. Weitaus gravierender fand ich, dass Sally Rooney sich zwar darin gefällt, kaltherzig ihre Figuren zu analysieren und den Finger in die Wunde zu legen, dabei aber verpasst, Emotionen, Gedanken und Beweggründe der Handlungen an die LeserInnen zu vermitteln. Insgesamt entsteht so eine kalte, düstere, pessimistische Atmosphäre, die dafür gesorgt hat, dass es mich trotz des recht geringen Umfangs des Romans und der einfachen Sprache große Mühe gekostet hat, die Geschichte zu Ende zu lesen. Zwischendurch blitzten zwar auch einige interessanten Gedanken auf, diese wurden aber nie weiter ausgeführt, sodass die Handlung letztendlich konturlos und bedeutungslos an mir vorüberzog, ich weder das Lesen genossen noch einen inhaltlichen Mehrwert davon bezogen habe.

Figuren:
Was die Figuren angeht muss ich vorab betonen, dass ich grundsätzlich charakterfokussierte Erzählungen sehr schätze und in die Idee verliebt bin hier einfach ganz unspektakulär die Geschichte zweier "normaler Menschen" zu erzählen, bei denen nicht die üblichen überzogenen Liebesdramen, sondern das Leben dazwischenkommt. Leider scheitert diese vielversprechende Idee für mich aber schon daran, dass Marianne und Connell alles andere als "normale Menschen" sind. Anders als Klapptext und Titel versprechen sind die beiden keine durchschnittlichen Identifikationsfiguren, in denen man sich wiedererkennt. Statt sensibel auf die Persönlichkeitsentwicklung der beiden einzugehen und zu problematisieren, was sie sich in ihrer Angst vor Ablehnung gegenseitig antun, dreht die Geschichte sich jahrelang ständig im Kreis und uns LeserInnen bleibt nichts anderes übrig, als dieselben Motive immer und immer wieder durchzukauen. Aufgrund ihres zerstörerischen, destruktiven Verhaltens, ihrer Unsicherheit und ihrer Unfähigkeit, offensichtliche Probleme anzusprechen und anzugehen, ist mein Verständnis für die beiden mit jedem Kapitel mehr in sich zusammengefallen und gegen Ende sogar beinahe Verachtung gewichen. Ich kann also kaum glauben, dass der Roman als Liebesgeschichte verkauft und vermarktet wird. "Normale Menschen" ist eher eine langgezogene Auseinandersetzung mit dem Entstehen einer Depression, die ausführlich beleuchtet, was in Beziehungen alles falsch laufen kann.


Die Zitate


"Sie hat nie geglaubt, dass irgendjemand sie lieben könnte. Aber nun hat sie ein neues Leben, und dies ist der erste Moment, und selbst nach vielen Jahren wird sie immer noch denken: Ja, das war er, der Beginn meines Lebens."

"Marianne stellt den Joghurtbecher zurück ins Regal und fragt Joanna, ob sie es komisch findet, für ihre Arbeitsstunden bezahlt zu werden - in anderen Worten, Teile ihrer extrem begrenzten Zeit auf dieser Erde gegen die menschliche Erfindung, die man als Geld kennt, einzutauschen. Das ist Zeit, die du nie mehr zurückbekommst, fügt Marianne hinzu. ich meine, diese Zeit ist real. Geld ist auch real. Ja, aber die Zeit ist realer. Zeit ist Physik, Geld ist nur ein Gesellschaftskonstrukt."

"Er hat es geschafft, eine feine künstlerische Sensibilität zu nähren, ohne je ein echtes Gerechtigkeitsempfinden entwickelt zu haben. Die Tatsache, dass dies überhaupt möglich ist, beunruhigt Marianne und lässt Kunst mit einem Mal sinnlos erscheinen."

"Es war Kultur als Ausdruck der Gesellschaftsschicht, Literatur als Fetisch dank ihrer Fähigkeit, gebildete Leute auf falsche Gefühlsreisen zu schicken, so dass sie sich hinterher den ungebildeten Menschen, über deren Gefühlsreisen sie so gern lesen, überlegen fühlen können. Selbst wenn der Autor als solcher ein guter Mensch war und selbst wenn sein Buch wirklich einfühlsam war, so wurden alle Bücher letztlich als Statussymbol vermarktetet, und alle Autoren nahmen in gewissem Maße an diesem Marketing teil."

"Nicht zum ersten Mal denkt Marianne, dass Grausamkeit nicht nur die Opfer verletzt, sondern auch die Täter, und diese vielleicht sogar tiefer und bleibender. Man lernt nichts wirklich Tiefgreifendes über sich selbst, wenn man einfach nur gemobbt wird, aber wenn man jemanden mobbt, lernt man etwas, was man nie wieder vergisst."

"Marianne wollte ihrem Leben eine Bedeutung geben, sie wollte jede Gewalt aufhalten, die von den Starken gegen die Schachen ausging, und sie erinnerte sich an eine Zeit vor ein paar Jahren, als sie sich so intelligent und jung und stark gefühlt hatte, dass sie so etwas fast hätte erreichen können, und jetzt wusste sie, dass sie keineswegs stark war, sie würden leben und sterben in einer Welt voll voll extremer Gewalt gegen Unschuldige, und sie könnte höchstens ein paar wenigen Menschen helfen."




Das Urteil:


"Normale Menschen" war für mich leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Der hochgelobte Roman von Sally Rooney konnte mich weder inhaltlich noch sprachlich und schon gar nicht emotional erreichen, sodass ich definitiv keine Leseempfehlung aussprechen kann. Den einen Stern gibt es gnädigerweise für die Grundidee und die einzelnen interessanten Gedanken, die mir über die letzten 100 Seiten hinweggeholfen haben.

PS: Falls Du diese Geschichte geliebt haben solltest, wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du versuchen könntest, die Faszination dieses Romans in einem Kommentar kurz zu erklären. Ich habe sie nämlich nicht verstanden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2022

Leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie

Normale Menschen
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Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und ...

Handlung: Meine Erwartungen waren trotz der vielen begeisterten Empfehlungen nicht besonders hoch, dennoch hat "Normale Menschen" sie katastrophal verfehlt. Ein erster Grund dafür ist, dass schlicht und einfach keinerlei Spannungsbogen vorhanden ist. Sally Rooneys Roman ist voll von Belanglosem und ihre Erzählung als "ruhig" zu bezeichnen, wäre nur eine extreme Beschönigung der Tatsache, dass kein einziges spannungsgebendes Element vorhanden ist. Zusätzlich zum Fehlen jeglicher Anreize zum Weiterlesen machten es mir auch die großen und unregelmäßigen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sehr schwer, der Handlung zu folgen. Vieles passiert hier zwischen den einzelnen Abschnitten - ganze Beziehungen, depressive Phasen, Jobs und Auslandsaufenthalte beginnen und enden im Nichts zwischen den Kapiteln, alle möglichen, wichtigen Entwicklungsschritte finden im Off statt, ohne dass sie mit mehr als einem Nebensatz nachgeholt werden. Bald stellte sich mir also die Frage, was uns die Autorin überhaupt mit den ausgewählten schnappschussartigen Szenen sagen möchte, wenn sie so vieles anreißt, aber nichts wirklich ausführt. Die größte Enttäuschung kam aber dann zum Schluss. Über 320 Seiten hinweg habe ich verzweifelt auf eine Pointe gewartet, die die Geschichte und deren zielloses Dahinplätschern legitimiert hätte. Als das die Geschichte dann genauso langsam und uninspiriert ins Ziel stolperte, wie sie angefangen hat, habe ich mich ernsthaft gefragt, warum ich den Roman überhaupt gelesen habe.

Schreibstil:
Addiert man zu der verwirrenden, bruchstückhaften und spannungslosen Handlung noch den distanzierten, monotonen und fast sachlichen Erzählton Sally Rooneys entsteht endgültig ein für mich gänzlich nicht ansprechendes Endprodukt. Die nicht als solche gekennzeichnete wörtliche Rede, die meinen Lesefluss regelmäßig störte, war dabei noch gar nicht mein größtes Problem. Weitaus gravierender fand ich, dass Sally Rooney sich zwar darin gefällt, kaltherzig ihre Figuren zu analysieren und den Finger in die Wunde zu legen, dabei aber verpasst, Emotionen, Gedanken und Beweggründe der Handlungen an die LeserInnen zu vermitteln. Insgesamt entsteht so eine kalte, düstere, pessimistische Atmosphäre, die dafür gesorgt hat, dass es mich trotz des recht geringen Umfangs des Romans und der einfachen Sprache große Mühe gekostet hat, die Geschichte zu Ende zu lesen. Zwischendurch blitzten zwar auch einige interessanten Gedanken auf, diese wurden aber nie weiter ausgeführt, sodass die Handlung letztendlich konturlos und bedeutungslos an mir vorüberzog, ich weder das Lesen genossen noch einen inhaltlichen Mehrwert davon bezogen habe.

Figuren:
Was die Figuren angeht muss ich vorab betonen, dass ich grundsätzlich charakterfokussierte Erzählungen sehr schätze und in die Idee verliebt bin hier einfach ganz unspektakulär die Geschichte zweier "normaler Menschen" zu erzählen, bei denen nicht die üblichen überzogenen Liebesdramen, sondern das Leben dazwischenkommt. Leider scheitert diese vielversprechende Idee für mich aber schon daran, dass Marianne und Connell alles andere als "normale Menschen" sind. Anders als Klapptext und Titel versprechen sind die beiden keine durchschnittlichen Identifikationsfiguren, in denen man sich wiedererkennt. Statt sensibel auf die Persönlichkeitsentwicklung der beiden einzugehen und zu problematisieren, was sie sich in ihrer Angst vor Ablehnung gegenseitig antun, dreht die Geschichte sich jahrelang ständig im Kreis und uns LeserInnen bleibt nichts anderes übrig, als dieselben Motive immer und immer wieder durchzukauen. Aufgrund ihres zerstörerischen, destruktiven Verhaltens, ihrer Unsicherheit und ihrer Unfähigkeit, offensichtliche Probleme anzusprechen und anzugehen, ist mein Verständnis für die beiden mit jedem Kapitel mehr in sich zusammengefallen und gegen Ende sogar beinahe Verachtung gewichen. Ich kann also kaum glauben, dass der Roman als Liebesgeschichte verkauft und vermarktet wird. "Normale Menschen" ist eher eine langgezogene Auseinandersetzung mit dem Entstehen einer Depression, die ausführlich beleuchtet, was in Beziehungen alles falsch laufen kann.


Die Zitate


"Sie hat nie geglaubt, dass irgendjemand sie lieben könnte. Aber nun hat sie ein neues Leben, und dies ist der erste Moment, und selbst nach vielen Jahren wird sie immer noch denken: Ja, das war er, der Beginn meines Lebens."

"Marianne stellt den Joghurtbecher zurück ins Regal und fragt Joanna, ob sie es komisch findet, für ihre Arbeitsstunden bezahlt zu werden - in anderen Worten, Teile ihrer extrem begrenzten Zeit auf dieser Erde gegen die menschliche Erfindung, die man als Geld kennt, einzutauschen. Das ist Zeit, die du nie mehr zurückbekommst, fügt Marianne hinzu. ich meine, diese Zeit ist real. Geld ist auch real. Ja, aber die Zeit ist realer. Zeit ist Physik, Geld ist nur ein Gesellschaftskonstrukt."

"Er hat es geschafft, eine feine künstlerische Sensibilität zu nähren, ohne je ein echtes Gerechtigkeitsempfinden entwickelt zu haben. Die Tatsache, dass dies überhaupt möglich ist, beunruhigt Marianne und lässt Kunst mit einem Mal sinnlos erscheinen."

"Es war Kultur als Ausdruck der Gesellschaftsschicht, Literatur als Fetisch dank ihrer Fähigkeit, gebildete Leute auf falsche Gefühlsreisen zu schicken, so dass sie sich hinterher den ungebildeten Menschen, über deren Gefühlsreisen sie so gern lesen, überlegen fühlen können. Selbst wenn der Autor als solcher ein guter Mensch war und selbst wenn sein Buch wirklich einfühlsam war, so wurden alle Bücher letztlich als Statussymbol vermarktetet, und alle Autoren nahmen in gewissem Maße an diesem Marketing teil."

"Nicht zum ersten Mal denkt Marianne, dass Grausamkeit nicht nur die Opfer verletzt, sondern auch die Täter, und diese vielleicht sogar tiefer und bleibender. Man lernt nichts wirklich Tiefgreifendes über sich selbst, wenn man einfach nur gemobbt wird, aber wenn man jemanden mobbt, lernt man etwas, was man nie wieder vergisst."

"Marianne wollte ihrem Leben eine Bedeutung geben, sie wollte jede Gewalt aufhalten, die von den Starken gegen die Schachen ausging, und sie erinnerte sich an eine Zeit vor ein paar Jahren, als sie sich so intelligent und jung und stark gefühlt hatte, dass sie so etwas fast hätte erreichen können, und jetzt wusste sie, dass sie keineswegs stark war, sie würden leben und sterben in einer Welt voll voll extremer Gewalt gegen Unschuldige, und sie könnte höchstens ein paar wenigen Menschen helfen."




Das Urteil:


"Normale Menschen" war für mich leider eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Der hochgelobte Roman von Sally Rooney konnte mich weder inhaltlich noch sprachlich und schon gar nicht emotional erreichen, sodass ich definitiv keine Leseempfehlung aussprechen kann. Den einen Stern gibt es gnädigerweise für die Grundidee und die einzelnen interessanten Gedanken, die mir über die letzten 100 Seiten hinweggeholfen haben.

PS: Falls Du diese Geschichte geliebt haben solltest, wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du versuchen könntest, die Faszination dieses Romans in einem Kommentar kurz zu erklären. Ich habe sie nämlich nicht verstanden.

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