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Veröffentlicht am 28.06.2023

Ein charmanter, herzergreifender und vielseitiger Gegenwartsroman

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Handlung: "Time to Love" ist mein zweiter Roman von Beth O´Leary, die mir bereits mit "Up to Date" ein charmantes Leseerlebnis geschenkt hat. Mit der Idee von zwei Frauen, die nach einer schwierigen Zeit ...

Handlung: "Time to Love" ist mein zweiter Roman von Beth O´Leary, die mir bereits mit "Up to Date" ein charmantes Leseerlebnis geschenkt hat. Mit der Idee von zwei Frauen, die nach einer schwierigen Zeit ihre Leben tauschen und dadurch wieder voll durchstarten, erinnerte mich der Plot zunächst an eine durchschnittliche Rom-Com, weshalb ich keine große Erwartungen hatte ich an die Geschichte hatte. Dass Beth O´Leary hier aber eine so hinreißende und berührende Geschichte über Krebs, Verlust, Einsamkeit im Alter, Gemeinschaftssinn, Innovation, Liebe und Freundschaft auspackt, hätte ich nicht erwartet. Angetrieben wird die Geschichte durch die abwechselnde Erzählung aus der Sicht der beiden Hauptfiguren - zwei Generationen an Eileen Cottons. Dabei konnte ich mich gar nicht entscheiden, welchen Handlungsstrang ich entzückender fand: den der jungen Karrierefrau Leena, die sich im ländlichen Yorkshire mit der grummeligen Nachbarschaftswache ein Dorffest plant oder den der 79jährigen Eileen, die unterstützt von den jungen Mitbewohnern Leenas die Londoner Datingszene unsicher macht und die Hausgemeinschaft umkrempelt. Bis zum Ende habe ich mit den beiden Frauen mitgefiebert, immer wieder über die zuckersüßen und unterhaltsamen Entwicklungen geseufzt und ihnen von Herzen das Beste gewünscht!

Figuren
: Mit Leena und Eileen bekommen wir zwei sehr greifbare und rundum sympathische Hauptfiguren präsentiert, die neben dem gemeinsamen Blut und dem Namen auch jede Menge Eigenschaften wie ihr Starrsinn, ihre Planungsfähigkeit, ihr Mitgefühl und ihre Abenteuerlust teilen. Auch wenn ich beide gleich gerne mochte, ist es doch Eileens Handlungsstrang, der mich ein bisschen mehr mitgerissen hat - einfach weil es viel zu wenige Geschichten im Main-Stream-Bereich gibt, in denen ältere Menschen (vor allem ältere Frauen) die Hauptfiguren sind und nicht von Krankheit und Tod betroffen sind. Das dynamische, gesunde, aber dennoch ihrem Alter entsprechenden Bild, dass die Autorin von Eileen zeichnet, ist einfach nur toll! Auch die Nebenfiguren - sowohl in Hamleigh-in-Harksdale als auch in London - sind einfach zum Knuddeln. Sei es das lesbische Paar Martha und Yaz, der chaotische Fitz mit seinen braunen Smoothies, die quirlige Bee, der grimmige Nachbar Arnold, die herrische Betsy, der schwerhörige Roland, oder die Katzenlady Letitia - ich habe alle egal welchen Alters total schnell ins Herz geschlossen. Gut gefallen hat mir auch, die Beziehung zwischen Leena und ihrer Mutter Marian, die durch den Tod von Leenas Schwester Carla stark angegriffen ist. Wie die beiden ihre Beziehung durch die gemeinsame Zeit zu kitten beginnen, hat mich sehr berührt. Angesichts dessen ist es überhaupt nicht tragisch, dass die beiden Liebesgeschichten, die nebenbei erzählt werden, eher im Hintergrund bleiben und Raum für die restliche Handlung lassen.

Schreibstil:
Beth O´Leary verzaubert hier mit einem unkomplizierten, lockeren Schreibstil, der bei aller Einfachheit jedoch eine Menge Emotionen transportiert. Dadurch, dass Carlas Verlust zwischen all den alltäglichen und schönen Entwicklungen immer wieder durchscheint, Leenas Mutter Marian unter psychischen Problemen leidet und auch in Eileens Umfeld immer wieder Probleme wie Alterseinsamkeit und häusliche Gewalt zur Sprache kommen, verbergen sich tiefgründigere Probleme in den beiden Geschichten, als ich bei der sommerlichen Aufmachung des Romans erwartet hätte. Im Vordergrund stehen allerdings positive Aspekte des Neuanfangs und der Hoffnung, sodass "Time to Love" für mich ein absoluter Wohlfühlroman war.


Die Zitate:


Eileen: "Sobald Fitz und ich wieder zu Hause sind, vergleichen wir unsere Notizen. Er hat überhaupt keine Hinweise entdeckt. Typisch. ich habe ihm gesagt, dass alte Damen die besten Detektive sind."

Leena: "Ich stehe ganz ruhig da und lasse zu, dass ich sie vermisse. Ich lasse die Gefühle kommen. Und ich zerbreche nicht. Es tut wahnsinnig weh, ein scharfer, stechender Schmerz, aber ich bin hier und ich laufe nicht, arbeite nicht, schreie nicht. Und egal wovor ich Angst hatte - in Stücke zu brechen, die Kontrolle zu verlieren... Es passiert nicht. Ich vermisse sie so sehr, dass es mich fast zerreißt, aber ich werde es überleben."


Fazit:


"Time to Love" ist ein charmanter, herzergreifender und vielseitiger Gegenwartsroman, der lustige mit traurigen Aspekten des Lebens verbindet und zwei verschiedene Lebensperspektiven vorstellt. Beth O´Leary erzählt hier von über Krebs, Verlust, Einsamkeit im Alter, Gemeinschaftssinn, Innovation, Liebe und Freundschaft!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2023

Blieb aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

Rehragout-Rendezvous
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Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine ...

Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine der Buchvorlagen reinzulesen und mir dazu Falks neustes Werk "Rehragout-Rendezvous" ausgesucht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich leider hinter den Filmen zurück.

Die Gestaltung ist mit dem rot-karierten Hintergrund, dem Hirschgeweih mit der Rose, dem karierten Tischtuch, der Servierschüssel mit Rehragout, zwei Gläsern Rotwein und einer Axt der optische Inbegriff eines Provinzkrimis und passt damit sehr gut zur Geschichte. Gut gefallen hat mir auch das Glossar am Ende des Buches sowie die zusätzlichen Rezepte zu in der Geschichte vorkommenden Leckereien, die auf den letzten Seiten beigefügt sind.

Inhaltlich ist "Rehragout-Rendezvous" jedoch nicht so quirlig, wie das Cover es vermuten lassen würde. Die Handlung dieses elften Bandes ist leider etwas in die Länge gezogen, im Großen und Ganzen vorhersehbar und auch wenig komplex. Der eigentliche Mordfall wird komplett in die zweite Hälfte verströstet und dann auf wenigen Seiten uninspiriert abgefrühstückt, sodass das Buch trotz der kurzen 288 Seiten für mich ein paar Längen hatte. Da der Krimiplot aber in der gesamten Reihe eher nebensächlich ist und die großen und kleinen Konflikte und Eigenheiten der Figuren von Niederkaltenkirchen im Vordergrund stehen, kann man das der Geschichte aber gerne verzeihen. Mit Susis neuem Karriereplan, dem Kochstreik der Eberhofer-Oma, Leopolds in Asien festsitzender Familie und Heiratsdrama bei der Familie Simmler ist trotzdem einiges los.

Rita Falk erzählt mit viel Witz, Charme und Situationskomik vom ländlichen Alltag ihrer Figuren und spart dabei nicht an kuriosen Szenen und der Erwähnung von Fleischkäsesemmeln! Auch wenn mir ihr Schreibstil grundsätzlich gut gefallen hat, empfand ich es zunächst als sehr irritierend, dass Rita Falk auch außerhalb ihrer wörtlichen Rede bayrische Mundart verwendet. Viele Begriffe kannte ich zwar, Unbekannte konnte man im Glossar nachschlagen und insgesamt konnte man sich so auch gut beim Lesen den bayrischen Dialekt der Hauptfigur vorstellen. Ich bin aber immer wieder über "falsch konjugierte" Verben oder umgangssprachliche Formulierungen gestolpert und musste mich daran erstmal gewöhnen.

Auch die Hauptfigur Franz Eberhofer ist gewöhnungsbedürftig. Dass er absolut egoistisch, arbeitsfaul und ein absoluter Macho ist, wusste ich ja schon aus den Filmen. Das gesamte Buch aus seiner Perspektive zu lesen, gab der Handlung und vor allem den Nebenfiguren aber doch eine eher unangenehmen Touch. Durch ihn und die ganzen Hinterwäldler-Nebenfiguren ist mir vor allem eines immer wieder negativ aufgestoßen: der Sexismus, mit dem weibliche Figuren beschrieben werden. Sei es die klassische Arbeitsteilung zuhause oder die Abstempelung der "Verwaltungsschnepfen" als hysterische, missgünstige Zicken, die nicht in der Lage sind, eine Freundschaft zu führen - aus der Feder einer weiblichen Autorin hätte ich da ein bisschen moderneres Frauenbild erwartet. Dass es im Kopf eines bayrischen Dorfpolizisten nicht immer politisch korrekt zugeht, mag zwar sein. Regelmäßige abwertende Beschreibungen von Frauen á la "die Dicke mit der Warze" oder "die Dünne mit den Titten" müssen aber einfach nicht sein.

Die Nebenfiguren sind so herrlich greifbar und überspitzt, dass man beim Lesen sofort ein lebendiges Bild vor Augen hat. Während dem Lesen ist mir an vielen Stellen aufgefallen, wie gut die Filme gecastet sind und wie treffend die DarstellerInnen Rita Falks Figuren umsetzen. Meine absoluten Favorit waren schon immer der Rudi Birkenberger und die Oma. Auch bei den Nebenfiguren sind jedoch viele Klischees verbaut und über die ein oder andere rassistische Darstellungen habe ich ebenfalls die Nase gerümpft. Ich halte also fest, dass mich der Ausflug in die Welt des Provinzkrimis gut unterhalten hat, ich in Zukunft aber wahrscheinlich wieder bei den Filmen bleiben werde. Am 10. August diesen Jahres startet übrigens der Film zu "Rehragout-Rendezvous". Wie die Geschichte auf der Leinwand umgesetzt wurde, interessiert mich natürlich trotz allem wieder sehr!


Fazit:


Mit einem vorhersehbaren, uninspirierten Krimiplot, einigen Längen, der gewöhnungsbedürftigen Hauptfigur und den rassistischen und sexistischen Darstellungen von Nebenfiguren hat mich "Rehragout-Rendezvous" leider ein bisschen enttäuscht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Blieb aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

Rehragout-Rendezvous
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Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine ...

Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine der Buchvorlagen reinzulesen und mir dazu Falks neustes Werk "Rehragout-Rendezvous" ausgesucht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich leider hinter den Filmen zurück.

Die Gestaltung ist mit dem rot-karierten Hintergrund, dem Hirschgeweih mit der Rose, dem karierten Tischtuch, der Servierschüssel mit Rehragout, zwei Gläsern Rotwein und einer Axt der optische Inbegriff eines Provinzkrimis und passt damit sehr gut zur Geschichte. Gut gefallen hat mir auch das Glossar am Ende des Buches sowie die zusätzlichen Rezepte zu in der Geschichte vorkommenden Leckereien, die auf den letzten Seiten beigefügt sind.

Inhaltlich ist "Rehragout-Rendezvous" jedoch nicht so quirlig, wie das Cover es vermuten lassen würde. Die Handlung dieses elften Bandes ist leider etwas in die Länge gezogen, im Großen und Ganzen vorhersehbar und auch wenig komplex. Der eigentliche Mordfall wird komplett in die zweite Hälfte verströstet und dann auf wenigen Seiten uninspiriert abgefrühstückt, sodass das Buch trotz der kurzen 288 Seiten für mich ein paar Längen hatte. Da der Krimiplot aber in der gesamten Reihe eher nebensächlich ist und die großen und kleinen Konflikte und Eigenheiten der Figuren von Niederkaltenkirchen im Vordergrund stehen, kann man das der Geschichte aber gerne verzeihen. Mit Susis neuem Karriereplan, dem Kochstreik der Eberhofer-Oma, Leopolds in Asien festsitzender Familie und Heiratsdrama bei der Familie Simmler ist trotzdem einiges los.

Rita Falk erzählt mit viel Witz, Charme und Situationskomik vom ländlichen Alltag ihrer Figuren und spart dabei nicht an kuriosen Szenen und der Erwähnung von Fleischkäsesemmeln! Auch wenn mir ihr Schreibstil grundsätzlich gut gefallen hat, empfand ich es zunächst als sehr irritierend, dass Rita Falk auch außerhalb ihrer wörtlichen Rede bayrische Mundart verwendet. Viele Begriffe kannte ich zwar, Unbekannte konnte man im Glossar nachschlagen und insgesamt konnte man sich so auch gut beim Lesen den bayrischen Dialekt der Hauptfigur vorstellen. Ich bin aber immer wieder über "falsch konjugierte" Verben oder umgangssprachliche Formulierungen gestolpert und musste mich daran erstmal gewöhnen.

Auch die Hauptfigur Franz Eberhofer ist gewöhnungsbedürftig. Dass er absolut egoistisch, arbeitsfaul und ein absoluter Macho ist, wusste ich ja schon aus den Filmen. Das gesamte Buch aus seiner Perspektive zu lesen, gab der Handlung und vor allem den Nebenfiguren aber doch eine eher unangenehmen Touch. Durch ihn und die ganzen Hinterwäldler-Nebenfiguren ist mir vor allem eines immer wieder negativ aufgestoßen: der Sexismus, mit dem weibliche Figuren beschrieben werden. Sei es die klassische Arbeitsteilung zuhause oder die Abstempelung der "Verwaltungsschnepfen" als hysterische, missgünstige Zicken, die nicht in der Lage sind, eine Freundschaft zu führen - aus der Feder einer weiblichen Autorin hätte ich da ein bisschen moderneres Frauenbild erwartet. Dass es im Kopf eines bayrischen Dorfpolizisten nicht immer politisch korrekt zugeht, mag zwar sein. Regelmäßige abwertende Beschreibungen von Frauen á la "die Dicke mit der Warze" oder "die Dünne mit den Titten" müssen aber einfach nicht sein.

Die Nebenfiguren sind so herrlich greifbar und überspitzt, dass man beim Lesen sofort ein lebendiges Bild vor Augen hat. Während dem Lesen ist mir an vielen Stellen aufgefallen, wie gut die Filme gecastet sind und wie treffend die DarstellerInnen Rita Falks Figuren umsetzen. Meine absoluten Favorit waren schon immer der Rudi Birkenberger und die Oma. Auch bei den Nebenfiguren sind jedoch viele Klischees verbaut und über die ein oder andere rassistische Darstellungen habe ich ebenfalls die Nase gerümpft. Ich halte also fest, dass mich der Ausflug in die Welt des Provinzkrimis gut unterhalten hat, ich in Zukunft aber wahrscheinlich wieder bei den Filmen bleiben werde. Am 10. August diesen Jahres startet übrigens der Film zu "Rehragout-Rendezvous". Wie die Geschichte auf der Leinwand umgesetzt wurde, interessiert mich natürlich trotz allem wieder sehr!


Fazit:


Mit einem vorhersehbaren, uninspirierten Krimiplot, einigen Längen, der gewöhnungsbedürftigen Hauptfigur und den rassistischen und sexistischen Darstellungen von Nebenfiguren hat mich "Rehragout-Rendezvous" leider ein bisschen enttäuscht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Blieb aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

Rehragout-Rendezvous
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Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine ...

Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine der Buchvorlagen reinzulesen und mir dazu Falks neustes Werk "Rehragout-Rendezvous" ausgesucht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich leider hinter den Filmen zurück.

Die Gestaltung ist mit dem rot-karierten Hintergrund, dem Hirschgeweih mit der Rose, dem karierten Tischtuch, der Servierschüssel mit Rehragout, zwei Gläsern Rotwein und einer Axt der optische Inbegriff eines Provinzkrimis und passt damit sehr gut zur Geschichte. Gut gefallen hat mir auch das Glossar am Ende des Buches sowie die zusätzlichen Rezepte zu in der Geschichte vorkommenden Leckereien, die auf den letzten Seiten beigefügt sind.

Inhaltlich ist "Rehragout-Rendezvous" jedoch nicht so quirlig, wie das Cover es vermuten lassen würde. Die Handlung dieses elften Bandes ist leider etwas in die Länge gezogen, im Großen und Ganzen vorhersehbar und auch wenig komplex. Der eigentliche Mordfall wird komplett in die zweite Hälfte verströstet und dann auf wenigen Seiten uninspiriert abgefrühstückt, sodass das Buch trotz der kurzen 288 Seiten für mich ein paar Längen hatte. Da der Krimiplot aber in der gesamten Reihe eher nebensächlich ist und die großen und kleinen Konflikte und Eigenheiten der Figuren von Niederkaltenkirchen im Vordergrund stehen, kann man das der Geschichte aber gerne verzeihen. Mit Susis neuem Karriereplan, dem Kochstreik der Eberhofer-Oma, Leopolds in Asien festsitzender Familie und Heiratsdrama bei der Familie Simmler ist trotzdem einiges los.

Rita Falk erzählt mit viel Witz, Charme und Situationskomik vom ländlichen Alltag ihrer Figuren und spart dabei nicht an kuriosen Szenen und der Erwähnung von Fleischkäsesemmeln! Auch wenn mir ihr Schreibstil grundsätzlich gut gefallen hat, empfand ich es zunächst als sehr irritierend, dass Rita Falk auch außerhalb ihrer wörtlichen Rede bayrische Mundart verwendet. Viele Begriffe kannte ich zwar, Unbekannte konnte man im Glossar nachschlagen und insgesamt konnte man sich so auch gut beim Lesen den bayrischen Dialekt der Hauptfigur vorstellen. Ich bin aber immer wieder über "falsch konjugierte" Verben oder umgangssprachliche Formulierungen gestolpert und musste mich daran erstmal gewöhnen.

Auch die Hauptfigur Franz Eberhofer ist gewöhnungsbedürftig. Dass er absolut egoistisch, arbeitsfaul und ein absoluter Macho ist, wusste ich ja schon aus den Filmen. Das gesamte Buch aus seiner Perspektive zu lesen, gab der Handlung und vor allem den Nebenfiguren aber doch eine eher unangenehmen Touch. Durch ihn und die ganzen Hinterwäldler-Nebenfiguren ist mir vor allem eines immer wieder negativ aufgestoßen: der Sexismus, mit dem weibliche Figuren beschrieben werden. Sei es die klassische Arbeitsteilung zuhause oder die Abstempelung der "Verwaltungsschnepfen" als hysterische, missgünstige Zicken, die nicht in der Lage sind, eine Freundschaft zu führen - aus der Feder einer weiblichen Autorin hätte ich da ein bisschen moderneres Frauenbild erwartet. Dass es im Kopf eines bayrischen Dorfpolizisten nicht immer politisch korrekt zugeht, mag zwar sein. Regelmäßige abwertende Beschreibungen von Frauen á la "die Dicke mit der Warze" oder "die Dünne mit den Titten" müssen aber einfach nicht sein.

Die Nebenfiguren sind so herrlich greifbar und überspitzt, dass man beim Lesen sofort ein lebendiges Bild vor Augen hat. Während dem Lesen ist mir an vielen Stellen aufgefallen, wie gut die Filme gecastet sind und wie treffend die DarstellerInnen Rita Falks Figuren umsetzen. Meine absoluten Favorit waren schon immer der Rudi Birkenberger und die Oma. Auch bei den Nebenfiguren sind jedoch viele Klischees verbaut und über die ein oder andere rassistische Darstellungen habe ich ebenfalls die Nase gerümpft. Ich halte also fest, dass mich der Ausflug in die Welt des Provinzkrimis gut unterhalten hat, ich in Zukunft aber wahrscheinlich wieder bei den Filmen bleiben werde. Am 10. August diesen Jahres startet übrigens der Film zu "Rehragout-Rendezvous". Wie die Geschichte auf der Leinwand umgesetzt wurde, interessiert mich natürlich trotz allem wieder sehr!


Fazit:


Mit einem vorhersehbaren, uninspirierten Krimiplot, einigen Längen, der gewöhnungsbedürftigen Hauptfigur und den rassistischen und sexistischen Darstellungen von Nebenfiguren hat mich "Rehragout-Rendezvous" leider ein bisschen enttäuscht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Blieb aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

Rehragout-Rendezvous
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Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine ...

Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine der Buchvorlagen reinzulesen und mir dazu Falks neustes Werk "Rehragout-Rendezvous" ausgesucht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich leider hinter den Filmen zurück.

Die Gestaltung ist mit dem rot-karierten Hintergrund, dem Hirschgeweih mit der Rose, dem karierten Tischtuch, der Servierschüssel mit Rehragout, zwei Gläsern Rotwein und einer Axt der optische Inbegriff eines Provinzkrimis und passt damit sehr gut zur Geschichte. Gut gefallen hat mir auch das Glossar am Ende des Buches sowie die zusätzlichen Rezepte zu in der Geschichte vorkommenden Leckereien, die auf den letzten Seiten beigefügt sind.

Inhaltlich ist "Rehragout-Rendezvous" jedoch nicht so quirlig, wie das Cover es vermuten lassen würde. Die Handlung dieses elften Bandes ist leider etwas in die Länge gezogen, im Großen und Ganzen vorhersehbar und auch wenig komplex. Der eigentliche Mordfall wird komplett in die zweite Hälfte verströstet und dann auf wenigen Seiten uninspiriert abgefrühstückt, sodass das Buch trotz der kurzen 288 Seiten für mich ein paar Längen hatte. Da der Krimiplot aber in der gesamten Reihe eher nebensächlich ist und die großen und kleinen Konflikte und Eigenheiten der Figuren von Niederkaltenkirchen im Vordergrund stehen, kann man das der Geschichte aber gerne verzeihen. Mit Susis neuem Karriereplan, dem Kochstreik der Eberhofer-Oma, Leopolds in Asien festsitzender Familie und Heiratsdrama bei der Familie Simmler ist trotzdem einiges los.

Rita Falk erzählt mit viel Witz, Charme und Situationskomik vom ländlichen Alltag ihrer Figuren und spart dabei nicht an kuriosen Szenen und der Erwähnung von Fleischkäsesemmeln! Auch wenn mir ihr Schreibstil grundsätzlich gut gefallen hat, empfand ich es zunächst als sehr irritierend, dass Rita Falk auch außerhalb ihrer wörtlichen Rede bayrische Mundart verwendet. Viele Begriffe kannte ich zwar, Unbekannte konnte man im Glossar nachschlagen und insgesamt konnte man sich so auch gut beim Lesen den bayrischen Dialekt der Hauptfigur vorstellen. Ich bin aber immer wieder über "falsch konjugierte" Verben oder umgangssprachliche Formulierungen gestolpert und musste mich daran erstmal gewöhnen.

Auch die Hauptfigur Franz Eberhofer ist gewöhnungsbedürftig. Dass er absolut egoistisch, arbeitsfaul und ein absoluter Macho ist, wusste ich ja schon aus den Filmen. Das gesamte Buch aus seiner Perspektive zu lesen, gab der Handlung und vor allem den Nebenfiguren aber doch eine eher unangenehmen Touch. Durch ihn und die ganzen Hinterwäldler-Nebenfiguren ist mir vor allem eines immer wieder negativ aufgestoßen: der Sexismus, mit dem weibliche Figuren beschrieben werden. Sei es die klassische Arbeitsteilung zuhause oder die Abstempelung der "Verwaltungsschnepfen" als hysterische, missgünstige Zicken, die nicht in der Lage sind, eine Freundschaft zu führen - aus der Feder einer weiblichen Autorin hätte ich da ein bisschen moderneres Frauenbild erwartet. Dass es im Kopf eines bayrischen Dorfpolizisten nicht immer politisch korrekt zugeht, mag zwar sein. Regelmäßige abwertende Beschreibungen von Frauen á la "die Dicke mit der Warze" oder "die Dünne mit den Titten" müssen aber einfach nicht sein.

Die Nebenfiguren sind so herrlich greifbar und überspitzt, dass man beim Lesen sofort ein lebendiges Bild vor Augen hat. Während dem Lesen ist mir an vielen Stellen aufgefallen, wie gut die Filme gecastet sind und wie treffend die DarstellerInnen Rita Falks Figuren umsetzen. Meine absoluten Favorit waren schon immer der Rudi Birkenberger und die Oma. Auch bei den Nebenfiguren sind jedoch viele Klischees verbaut und über die ein oder andere rassistische Darstellungen habe ich ebenfalls die Nase gerümpft. Ich halte also fest, dass mich der Ausflug in die Welt des Provinzkrimis gut unterhalten hat, ich in Zukunft aber wahrscheinlich wieder bei den Filmen bleiben werde. Am 10. August diesen Jahres startet übrigens der Film zu "Rehragout-Rendezvous". Wie die Geschichte auf der Leinwand umgesetzt wurde, interessiert mich natürlich trotz allem wieder sehr!


Fazit:


Mit einem vorhersehbaren, uninspirierten Krimiplot, einigen Längen, der gewöhnungsbedürftigen Hauptfigur und den rassistischen und sexistischen Darstellungen von Nebenfiguren hat mich "Rehragout-Rendezvous" leider ein bisschen enttäuscht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.

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