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Veröffentlicht am 22.05.2018

Ein typisches, nicht gerade originelles New Adult Märchen!

Save Me
4

Allgemeines:

Titel: Save me
Autor: Mona Kasten
Verlag: LYX (23. Februar 2018)
Genre: Young Adult
ISBN-10: 3736305567
ISBN-13: 978-3736305564
ASIN: B071RYJPHG
Seitenzahl: 416 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes ...

Allgemeines:

Titel: Save me
Autor: Mona Kasten
Verlag: LYX (23. Februar 2018)
Genre: Young Adult
ISBN-10: 3736305567
ISBN-13: 978-3736305564
ASIN: B071RYJPHG
Seitenzahl: 416 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 16 - 17 Jahre
Preis: 9,99€ (Kindle-Edition)
12,90€ (Broschiert)
Weitere Bände: Save you; Save us



Inhalt:


Sie kommen aus unterschiedlichen Welten.
Und doch sind sie füreinander bestimmt.

Geld, Glamour, Luxus, Macht - all das könnte Ruby Bell nicht weniger interessieren. Seit sie ein Stipendium für eine der renommiertesten und teuersten Privatschulen Englands - das Maxton Hall College - erhalten hat, versucht sie vor allem eins: unsichtbar zu sein und ihren Mitschülern so wenig wie möglich aufzufallen. Vor allem von James Beaufort, dem heimlichen Anführer der Schule, hält sie sich fern. Er ist zu arrogant, zu reich, zu attraktiv. Während Rubys größter Traum ein Studium in Oxford ist, scheint er nur für die nächste Party zu leben. Doch dann findet Ruby etwas heraus, das sonst niemand weiß - etwas, das den Ruf von James' Familie zerstören würde, sollte es an die Öffentlichkeit geraten. Plötzlich weiß James genau, wer sie ist. Und obwohl sie niemals Teil seiner Welt sein wollte, lassen ihr James - und ihr Herz - schon bald keine andere Wahl ...


Bewertung;


Nach dem ich die "Again"-Reihe von Mona Kasten wirklich geliebt habe, war von Anfang an klar, dass ich auch die "Maxton Hall"-Reihe unbedingt lesen muss. Jetzt bin ich mit Band 1 durch und rein objektiv und sachlich betrachtet ist "Save me" wohl ein oberflächlicher, klischeehafter Millionärsroman, den die Welt nicht braucht - aber ganz ehrlich: die Geschichte hat mir trotzdem gefallen!

Zuerst mal wieder zum Cover. Auch wenn ich es mit der recht schlichten Gestaltung ohne nennenswerte Motive nicht unbedingt als Eye-Catcher bezeichnen würde, gefällt mir der Fokus auf dem Titel und die Kontrastierung der beiden Seiten, die langsam ineinander übergehen recht gut. Die obere Hälfte des Hintergrundes glitzert in goldenen Partikeln während die untere Hälfte in einem schlichten Weiß gehalten ist. Dadurch wird wunderbar die Gegenüberstellung der beiden im Buch dargestellten Welten verkörpert: die vor Glamour und Prunk glitzernde Welt der Oberschicht und die schlichte aber gemütliche Welt der Mittelschicht, aus der Ruby kommt. Nichtsdestotrotz finde ich das Cover -gerade auch in Anbetracht der sehr ähnlich gestalteten Folgebänden- nicht gerade einfallsreich.


Erster Satz: „Mein Leben ist in Farben unterteilt.“


Ohne besondere Umschweife werden wir in das Leben der 17-jährigen Ruby Bell eingeführt, die mit ihrem Stipendium für die angesehene Privatschule Maxton Hall und den sich ansammelnden Pluspunkten durch ihr Engagement im Veranstaltungskomitee der Schule, ihrem Traum von einem Studium in Oxford sehr nahe ist. Ganz nach ihrer Devise "Bloß nicht auffallen" hat sie es geschafft, für ganze zwei Jahre unsichtbar für den Großteil der Schülerschaft vor sich hin zu lernen und mit Bestleistungen die Erfüllung ihres Studientraumes Näherrücken zu sehen. Doch als sie durch Zufall auf ein gut verstecktes Geheimnis der reichen Familie Beaufort aufmerksam wird, ist es mit ihrer hart erkämpften Unsichtbarkeit vorbei - sie rückt in die Aufmerksamkeit des Königs der Schule, James Beaufort, der alles dafür tun würden, damit das Geheimnis nicht ans Licht kommt. Doch obwohl er sich wie ein verwöhnter Snob aufführt und wild auf ihren Gefühlen herumtrampelt, beginnt Ruby hinter die Fassade der glamourösen High-Society-Familie zu schauen und entdeckt dort heftigen Druck, konservative Zwänge, fiese Intrigen und gewalttätige Geheimnisse - und langsam beginnt sie zu vermuten, dass hinter James´ rücksichtslosem Machogehabe vielleicht etwas mehr stecken könnte...


“Er scheint jeden Ort, an den er geht, zu seinem Reich zu machen. Die Schule, das Lacrosse-Feld, dieses Geschäft. Ob das auch passiert, wenn er eine Eisdiele betritt? Vielleicht würde ich das bei Gelegenheit austesten müssen.”


Ich muss zugeben, dass sich die Zusammenfassung anhört wie ein Remix bekannter Geschichten aus dem Genre: reicher, verwöhnter Bad-Boy mit Geheimnissen trifft auf armes, unerfahrenes Mädchen, erst Ablehnung und dann BOOM, die große Liebe. Ja, da kann man wirklich einige Klischees und Parallelen zu anderen Geschichten sehen, aber dennoch hat das Buch ein gewisses etwas, dass es besonders und anziehend macht. Gerade dass die Geschichte sich zu Beginn so viel Zeit nimmt, um uns in die Hintergründe der Geschichte einzuführen, dabei aber noch einiges offen lässt, hat mir gut gefallen. Selbstverständlich merkt man der Geschichte an, dass sie zu einer Trilogie gestreckt werden soll und bekommt deshalb weniger spannende Szenen deutlich aufgebauschter vorgesetzt, als zu erwarten gewesen wäre, während an manch anderen Stellen hingegen recht oberflächlich erzählt wird um noch Potential für genauere Fortführungen in den Folgebänden übrig zu lassen, dennoch finde ich den ansteigenden Spannungsbogen wunderbar ausgearbeitet.


"Sobald man Dinge einmal ausgesprochen hat, gibt man ihnen Raum, in dem sie sich entfalten und echt werden können."


Der Schreibstil ist typisch Mona Kasten: flüssig zu lesen, voller Anspielungen direkt aus dem Leben und dabei gleichzeitig sanft und eindringlich. Auch wenn mir hier einige unrunde Stellen und Szenenwiederholungen genau wie etliche Tippfehler aufgefallen sind, hat das nicht meinen Lesefluss beeinträchtigt und ich konnte trotz einiger Szenen, die mich gestört haben, das Buch in einem Rutsch durchlesen. Und das ist die große Stärke ihrer Bücher, die vielleicht nicht unbedingt alle tiefsinnig sind und das auch nicht sein müssen: wir haben es hier mit einer emotional berührenden, mitreißenden Geschichte zu tun, bei der die Seiten wie im Flug vorbeifliegen und man schneller als einem lieb ist auf der letzten Seite angelangt ist.


“Die Art, wie sie ihre Ordner fest im Arm hielt, ihre zielstrebigen Schritte, das vorgereckte Kinn. Sie sah aus, als würde sie in einen Kampf ziehen.”


Anders als bei ihren Vorgängergeschichten hat sich Mona Kasten hier dafür entschieden, abwechselnd aus der Sicht von James und Ruby zu erzählen, wodurch wir beiden näher kommen und ihre Handlungsweisen und Entscheidungen besser nachvollziehen können. Besonders gut gefallen hat mir an der Hauptperson Ruby, dass sie kein schwaches Opfer mit einer ganzen Latte aus Problemen ist, sondern eine emanzipierte, selbstbewusste, zielstrebige junge Frau darstellt, die genau weiß, was sie will und sich von nichts und niemandem herumschubsten lässt. Wir erleben Ruby als eine sehr engagierte, strebsame 17-Jährige, die sich klare Ziele gesetzt hat und mir so sofort ans Herz gewachsen ist - nicht zuletzt auch wegen ihrem süßen Ordnungstick und ihrer Liebe zu To-do-Listen, in der ich mich sofort wiedererkannt habe. Im Gegensatz zu etlichen pseudoromantischen, charakterlosen Dummchen, die einen Hang zum Stockholm-Syndrom zu besitzen scheinen, wird hier endlich mal eine starke Frau im Young Adult Genre präsentiert, die auch ohne ihren männlichen Gegenpart charakterisiert werden kann und eigene Interessen und Ziele hat. Das ist erfrischend neu zu lesen!


"Ich kann James Beaufort nicht bloß nicht ausstehen. Ich verabscheue ihn. Ihn und alles, wofür er steht. Wie er lebt - ohne Rücksicht oder Angst vor Konsequenzen. Wenn man den Namen Beaufort trägt, ist man unantastbar."


James hingegen ist leider erstmal die typische Verkörperung eines reichen Bad Boys. Mit seinen jungen 18 Jahren, als erfolgreicher Lacrosse-Spieler, Erbe eines milliardenschweren Modeimperiums und König des Colleges, verkörpert er alles, was Ruby nicht ausstehen kann: Überheblichkeit, Macht, Rücksichtslosigkeit. Während Ruby strebsam und motiviert ist, scheint James ohne Rücksicht auf Verluste und ohne festes Ziel vor Augen durch sein Leben zu taumeln. Fehltritte werden durch Drohungen und Bestechungsgeld ausgebügelt. Also ein junger Mann, der sich alles erlauben kann und dem das Glück mit dem Geld seiner Eltern schon in die Wiege gelegt wurde? Wohl eher nicht! Bald bekommen Ruby und auch wir Leser einen Vorgeschmack davon, wie einschränkend, belastend und erdrückend es sein kann, wenn die ganze Welt auf einen blickt. Anders als gedacht, steht ihm die Welt nicht offen, sondern eine genau geplante Zukunft erwartet ihn, weshalb er sich lieber in Partys, Alkohol und Drogen verliert, als gerade aus nach vorne zu blicken. Aufgrund seines Hintergrundes und seines Verhaltens gegenüber Ruby weckte er abwechselnd Mitleid und Abscheu in mir, was unsere Annäherung zu einer wahren Berg-und-Tal-Fahrt machte. Abschließend gesagt mochte ich ihn dann doch, obwohl er sich mit seinen etlichen Fehltritten nah an einer Grenze bewegt, an der Versöhnung mit mir als Leser wirklich schwierig wird.


„Vergebung kann niemals falsch sein. 〈…〉 Vergebung ist ein Zeichen von Größe und Stärke. Wenn man sich jahrelang im Zorn verliert und sich selbst kaputtmacht, ist man nicht besser als die Person, die einem unrecht getan hat.“


Der Verlauf der Geschichte steuert trotz einiger Rückfälle und Umwege zielstrebig auf das Zusammenkommen Rubys und James´ zu und gipfelt dann in einer leidenschaftlichen Liebesnacht. Dass Mona Kasten der Geschichte am Ende noch eine sehr vorhersehbare Wendung zum Schlechten hineindrücken musste, um den Lesern das Warten auf den zweiten Teil zu vermiesen, fand ich wirklich unnötig - aber so funktioniert dieses Genre nun mal. Insgesamt hätte ich von Mona Kasten doch ein wenig mehr erwartet, bin aber sehr gespannt, was sie aus der Geschichte noch alles macht und bin mir sicher, dass sie ihren Weg finden wird.



Fazit:


Ein typisches, nicht gerade originelles New Adult Märchen, dass aber dennoch mit einer mitreißenden, berührenden Atmosphäre, einer bewegenden, dramatischen Liebesgeschichte und einem intensiven, emotionalen Schreibstil unterhalten konnte. Insgesamt ein solider Auftakt, von dem ich leider ein wenig mehr erwartet hätte.

Veröffentlicht am 26.11.2017

"Einfach weiter schwimmen!"

Nur noch ein einziges Mal
3

Allgemeines:

Titel: Nur noch ein einziges Mal
Autor: Colleen Hoover
Verlag: dtv (10. November 2017)
Genre: Roman
ISBN-10: 3423740302
ISBN-13: 978-3423740302
ASIN: B074P5TWCX
Vom Hersteller empfohlenes ...

Allgemeines:

Titel: Nur noch ein einziges Mal
Autor: Colleen Hoover
Verlag: dtv (10. November 2017)
Genre: Roman
ISBN-10: 3423740302
ISBN-13: 978-3423740302
ASIN: B074P5TWCX
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
Seitenzahl: 416 Seiten
Preis: 14,95€ (Broschiert)
10,99€ (Kindle-Edition)
Originaltitel: It Ends With Us



Inhalt:

Eine Achterbahn der Gefühle

Als Lily Ryle kennenlernt, scheinen all ihre Träume wahr zu werden: eine neue Stadt, der erste Job und dann noch Ryle – überaus attraktiv, überaus wohlhabend und überaus erfolgreich. Vergessen scheint Lilys schwierige Kindheit. Vergessen auch Atlas, ihre erste Liebe, der gegenüber von Lily squattete – bis ihr Vater die beiden erwischte und Atlas von heute auf morgen verschwand. Und dann steht Atlas auf einmal vor ihr. Als Ryle von ihrer gemeinsamen Vorgeschichte erfährt, weckt dies seine Eifersucht …


Bewertung:

Diese Rezension möchte ich mal ausnahmsweise mit den Worten einer Autorin beginnen. Colleen Hoover schreibt im Nachwort zum Roman:

"Früher habe ich immer behauptet, ich würde Bücher schreiben, um meine Leser zu unterhalten, nicht um irgendeine Botschaft weiterzugeben oder andere von meiner Meinung zu irgendeinem Thema zu überzeugen. Bei diesem Buch war das anders."

Und das tut es, es vermittelt wirklich eine Botschaft, die gleichermaßen herzzerreißend wie wichtig ist. Wenn ihr das genaue Thema noch nicht kennt, mit dem sich das Buch auseinandersetzt, dann hört genau an dieser Stelle mit dem Lesen meiner Rezension auf und lasst die Handlung einfach auf euch zu kommen. Verliebt euch Hals über Kopf in die Charaktere und erlebt die leidenschaftliche Liebesgeschichte mit all ihrer Kraft.
Seid aber gewarnt: Diese Geschichte wird euch am Ende das Herz brechen!

Als ich mir überlegt habe, wie genau ich dieses Buch nun bewerten soll, ist mir aufgefallen, dass ich bisher keinem einzigen Colleen Hoover Buch volle 5 Sterne verteilt habe, da ich finde, dass ein 5 Sterne Buch immer noch eine richtige Botschaft vermitteln muss. Das Genre Young Adult tut sich damit immer etwas schwer, wie ich finde. Die Charaktere haben immer schrecklich berührende Probleme, die Dramatik ufert aus, doch dadurch wirkt die Handlung recht fiktional und weit weg, auch wenn man die Gefühle der Protagonisten hautnah erleben kann.
Hier ist das ganz anders. Die Geschichte hat eine schwer zu beschreibende realistische Bodenständigkeit, die mich viel mehr berühren konnte, als alle ihre vorangegangenen Bücher. In meinen Augen ist "Nur noch ein einziges Mal" ihr bisher stärkstes, intensivstes und auch ihr persönlichstes Werk und ich habe wirklich jedes ihrer Bücher gelesen!


Erster Satz: "Ich sitze auf der gemauerten Brüstung einer Dachterrasse, blicke zwölf Stockwerke tief auf Boston hinunter und denke an Selbstmord."


Doch erstmal zum Cover: Dazu ein riesiges Hoch auf die Coverdesigner, die endlich mein stummes Flehen erhört haben, aus den Erfolgen der Originaltitel zu lernen und gefälligst wenigstens die dort präsentierten Hauptmotive beizubehalten. In dies Fall wäre es der zerschlagene Orchideenzweig, der sich sowohl auf dem amerikanischen Original (rechts) als auch auf der deutschen Übersetzung (links) wiederfinden lässt. Da das Cover ansonsten schlicht weiß gehalten ist und das typische dtv-meets-Colleen-Hoover- Design aufweist, gefällt es mir sogar fast besser als das Original. Die rote Schrift ist sehr groß, wirkt fast schon aufdringlich und präsentiert den erstmal nichtssagenden Titel neben der Orchidee auf eine ganz eindringliche Art und Weise, die mir erst nach dem Lesen des Buches aufgefallen ist. Auch beim Titel teilen sich die beiden Ausgaben meine Zustimmung. Der englische Titel hat dabei ein kleines Bisschen die Nase vorn, da er schon das hoffnungsvolle Ende vorausdeutet, während der deutsche Titel den tragisch traurigen Zwiespalt porträtiert, in dem Lily steckt. Der Entscheidung, seinem Herzen vor dem Verstand den Vortritt zu lassen und zu verzeihen, wo es nichts mehr zu verzeihen gibt, eine neue Chance zu geben, wo es eigentlich schon zu spät ist und sich einzureden, dass man das "nur noch ein einziges Mal" tolerieren würde...


"Oft erscheint es einfacher, den gewohnten Weg weiterzugehen, auch wenn er dornig ist, als sich der Angst zu stellen, ins Unbekannte zu springen, ohne zu wissen, ob man auf den Füßen landen wird."


Denn um genau diesen Zwiespalt dreht sich das ganze Buch. Lily und Ryle lernen sich auf einer Dachterrasse kennen, nachdem sie beide einen schweren Tag hinter sich hatten. Trotz dass sie sich noch nie zuvor begegnet sind, fühlen sich die beiden sofort zueinander hingezogen und beschließen, sich gegenseitig zu helfen, in dem sie sich "nackte Wahrheiten" erzählen und im Glauben, dass sie sich sowieso nie mehr wiedersehen, über ihre gnadenlosen Wahrheit hinwegkommen können. Nach dieser einen wundersamen, seltsamen aber doch eindrucksvollen Begegnung sehen sie sich lange Zeit nicht wieder, müssen aber ständig aneinander denken. Die Monate vergehen und es kommt wie es kommen musste - sie treffen sich zufällig wieder und es scheint, als ob das Schicksal sie unbedingt zusammenbringen will. Obwohl sie so unterschiedlich zu seien schienen, merken sie doch das sie perfekt für den anderen zu sein scheinen und können sich nicht voneinander fernhalten.


"Vielleicht muss man sich die Liebe nicht als einen Kreis vorstellen, der sich schließt, sondern als an- und abschwellende Welle, genau wie die Menschen, denen man im Laufe eines Lebens begegnet. (...) Manchmal gerät man ganz unerwartet in eine Welle, deren Sog einen mit sich reißt. Ryle ist diese Welle für mich und jetzt gleite ich auf ihrer schimmernden Oberfläche entlang."


Doch gerade, als die beiden endlich zusammenfinden können, entdeckt Lily mehr und mehr Seiten von Ryle, die sie so nie erwartet hätte. Als dann auch noch Lilys Jugendliebe Atlas wieder in ihrem Leben auftaucht, eskaliert die Situation immer mehr, da Lily Ryle von einer Seite zu sehen bekommt, die sie nie wieder an einer Person sehen wollte. Nun steht sie selbst plötzlich vor einer Entscheidung, für die sie ihre Mutter immer verachtet hat und muss für sich selbst herausfinden, wie weit sie für das Gelübde "in guten wie in schlechten Zeiten" gehen will. So wird die Erfüllung ihres größten Traumes bald zu einem Albtraum...


"Menschen tun manchmal Dinge, die schlimm sind. Aber was den Charakter eines Menschen ausmacht, sind nicht die Fehler, die er begeht, sondern wie er sich anschließend verhält. Ob er daraus lernt, statt sich herauszureden. (...) "Lily." Er streicht mit seinem Daumen über meinen. "Ich liebe dich." Ich fühle seien Worte mit jeder Zelle meines Körpers. Und als ich "Ich liebe dich auch" flüstere, ist das die nackteste Wahrheit, die ich jemals ausgesprochen habe."


Alles was über den offiziellen Klapptext und meine schon recht eindeutige Zusammenfassung herausgeht ist ein schrecklicher Spoiler. Wer also bis jetzt immer noch ahnungslos weiterliest. Aufhören!
Es geht um Häusliche Gewalt. Ganz direkt, ungeschönt und in all der nötigen Kontroverse ist hier eine Geschichte gezeichnet, die auf der einen Seite schön und voller Liebe war, auf der anderen aber viel Hass und Gewalt verbarg. Gleich im Vorwort der Autorin wird klar, dass auch sie schon Kontakt mit diesem Thema hatte, was auch erklärt, wie die Autorin es so treffend schafft, dass man als Leser Verständnis für all ihre Protagonisten entwickelt. Als Außenstehender kann man leicht urteilen und nicht nachvollziehen, warum 85% aller Frauen ihre prügelnden Männer nicht auf der Stelle verlassen, genauso wenig wie man verstehen kann, wie man als Mann seine Frau gleichzeitig so lieben und hassen kann. Diese Geschichte will nicht Paradebespiel für dieses Thema sein, sie will einfach nur Verständnis dafür schaffen, wie schwierig es ist, jemandem nicht zu verzeihen, den man liebt und dazu aufzurufen, seine eigenen Grenzen abzustecken und nicht verschieben zu lassen!


"Du hattest so Recht."
"Womit?"
Er küsst mich noch mal. "Du hast mich gewarnt, dass ich dich nicht mehr vergessen würde, wenn ich dich einmal gehabt hätte, weil du wie eine Droge wärst. Aber du hast mir nicht gesagt, dass du die stärkste Droge bist, die es gibt. Eine, nach der man sofort süchtig wird."



Ein wichtiger Teil, der zum gelingen dieser Botschaft beigetragen hat, sind die Charaktere. Colleen Hoover versteht es wie keine andere Autorin, Gefühle darzustellen, sie auf authentische Charaktere zu übertragen und uns damit zu berühren. Ihre Hauptprotagonistin Lily Bloom wird deshalb der Leidenskumpane des Lesers, der sich genau wie sie durch all diese verwirrenden und gegensätzlichen Gefühle hindurchkämpfen muss. Man lernt die junge Lily als starke, selbstbewusste Frau kennen, die für sich und für andere einsteht und sich ihren Traum verwirklicht, als sie einen eigenen Blumenladen in Boston aufmacht. Von ihrer schweren Kindheit mit ihrem prügelnden Vater geprägt, ist sie sich sicher, niemals wie ihre schwache Mutter bei einem gewalttätigen Mann bleiben zu würden. Als sie aber selbst in eine ähnliche Situation kommt und Ryle in einem ersten Streit die Hand ausrutscht, gerät alles, was sie über sich selbst und ihre Vergangenheit gedacht hat, ins Wanken.
Und sie bemerkt, dass sich die unbändige Liebe zu einem Mann, der einen auf Händen trägt, auch wenn ihm Affekt mal die Hand ausrutscht, nicht so leicht abstellen lässt. Nun steht sie vor derselben Entscheidung wie ihre Mutter. Soll sie ihn verlassen, oder ihm noch weitere Chancen geben?


"Womöglich kann man sich nie ganz von einem Menschen lösen, den man einmal wirklich geliebt hat."


Als wir Ryle zum ersten Mal kennenlernten, wirkte er auf mich irgendwie seltsam arrogant und war mir mit seiner direkten Art irgendwie suspekt. Während wir ihn zusammen mit Lily näher kennenlernen, wird ein Bild von ihm gezeichnet, das fast schon zu perfekt ist um wahr sein zu können: gutaussehend, Neurochirurg, ehrgeizig, wohlhabend, eine nette Familie, charmant, reich, einfühlsam,... In ihm steckt so viel Liebenswertes und Gutes, aber leider auch einiges, was man nicht tolerieren kann: Jähzorn, Gewalttätigkeit, Eifersucht. Als er das Gefühl hat, Lily betrüge ihn mit ihrer Jugendliebe Atlas, kommen diese Eigenschaften hervor und Lily muss entscheiden, ob ihr die schlechten oder die guten Eigenschaften wichtiger sind.


"Ich gehe auf ihn zu, greife nach seinen Händen und sage ihm nichts als die nackte Wahrheit. "Weißt du noch, was du damals auf der Dachterrasse zu mir gesagt hast. Du hast gesagt: So etwas wie schlechte Menschen gibt es nicht. Wir sind alle bloß Menschen, die manchmal schlechte Dinge tun." Er nickt und drückt meine Hände. "Du bist kein schlechter Mensch, Ryle."


Dieser Konflikt bleibt nicht nur der innere Zwiespalt der Charaktere - man spürt als Leser all die Liebe, die die beiden füreinander empfinden trotz der Vorkommnisse, den Schmerz, den sie sich gegenseitig zufügen, ohne es zu wollen. All das wird durch den wunderbaren Schreibstil wirklich super rübergebracht. Und vor allem die Zerrissenheit Lilys, die sie spürt während sie Ryles Verhalten auf der einen Seite verurteilt, es aber vor sich selbst zu rechtfertigen versucht. Ich habe mich selbst ständig dabei erwischt, wie ich Lilys Verhaltensweise nachahmte und dachte "ach ja, der arme Kerl hatte eine schwierige Vergangenheit und konnte sich einmal nicht beherrschen, ist ja nicht so schlimm, es tut ihm ja leid und er hat versprochen, es nie wieder zu tun...". Man bekommt auch Ryles Schmerz gut präsentiert, seine Reue und sein Selbsthass. Er möchte nicht das Ungeheuer sein, er möchte Lily vor den Ungeheuern beschützen. Das merkt man ihm eindeutig an, aber ist das genug?
Lilys Zerrissenheit wurde zu meiner Zerrissenheit, ihre inneren Konflikte wurden zu meinen. Ich habe ihre Liebe gespürt, ihren Hass und alles dazwischen, bis mir irgendwann gekommen ist: "nein, das ist absolut nicht genug. Es ist nicht in Ordnung, dass er manchmal Ausrutscher hat. Das ist häusliche Gewalt und sie hat das Recht und sogar die Pflicht sich zu wehren". Durch den ganzen Schmerz, der sich direkt in mein Herz gebohrt hat, kann man als Leser an dem Erkenntnisgewinn Lilys teilhaben und die Botschaft hinter der Geschichte gut verstehen.


"Es fühlt sich an, als wäre Ryle gestorben. Ich kann die Traurigkeit in mir mit Worten gar nicht beschreiben, so unermesslich groß ist sie. Es ist, als wäre ich eine einzige offene Wunde. Ich habe meinen engsten Freund verloren, meinen Geliebten, den Mann, mit dem ich mein Leben verbringen wollte, meinen Anker. Aber es gibt einen Unterschied. Da ist noch ein anderes Gefühl in mir, das normalerweise nicht zur Trauer gehört.
Hass!"



Es gab viele Stellen, an denen ich nicht wollte, dass das, was da gerade geschah, wirklich passierte, an denen ich mit einer Heftigkeit, die ich selten beim Lesen erlebt habe, wollte, dass Colleen Hoover die Geschichte anders gestaltet. Dass die Charaktere nicht so handeln, wie sie gehandelt haben. Das sich das Leben zweier Menschen nicht durch die Tat eines Momentes so drastisch - und auch unwiderruflich - ändert. Ich habe „Nur noch ein einziges Mal“ geliebt, weil ich es gleichzeitig gehasst habe. Und genau das macht diese unglaublich gute Konstruktion, wirklich aus!

Nach langem Nachdenken hab ich dann doch noch einen Kritikpunkt gefunden, über den ich mich noch kurz beschweren möchte: der zweite Handlungsstrang um Lilys Jugendliebe Atlas Corrigan, der gerade zu Beginn des Buches sehr ausführlich beleuchtet wurde, geht im letzten Drittel sehr unter und verläuft vor dem Epilog fast im Nichts. Durch Tagebucheinträge der 15jährigen Lily in Form von Briefen an die US-amerikanische Schauspielerin, Moderatorin, Komikerin, Autorin aber vor allem Showmasterin Ellen DeGeneres erfahren wir neben dem eigentlichen Plot rund um Lily und Ryle, auch über Lilys Vergangenheit mit Atlas eine ganze Menge. Diese steten Einschübe aus der Vergangenheit werden so auf sehr interessante Art und Weise präsentiert, sodass der Handlung ein zusätzlicher roter Faden verliehen wird, der dem Leser hilft, sich zu orientieren, wenn die eigentliche Handlung Zeitsprünge von mehreren Monaten vollführt.


"Manchmal muss man das, was einem am meisten am Herzen liegt, am weitesten wegschieben, weil es gleichzeitig das ist, was einem am meisten wehtut."


Als sie Atlas, den sie seit einem traumatischen Erlebnis in der Vergangenheit nicht mehr gesehen hat, plötzlich in einem Restaurant in Boston wiedersieht, beginnt sie, ihre alten Tagebücher noch einmal durchzulesen, sodass wir als Leser Atlas schon kennen, als er erneut in ihr Leben tritt. Dem Handlungsstrang rund um diese verbotene Liebe aus ihrer Jugend, haftet eine gewisse Tragik und Melancholie an, weshalb er mir sehr gut gefallen hat. Als Jugendlicher wohnte Atlas in einem verlassenen Haus neben Lily, nachdem er von seinen Eltern herausgeworfen wurde. Lily hilft ihm, über die Runden zu kommen und rettet ihn somit nicht nur rein physisch sondern vor allem psychisch vor dem Abgrund. Zusammen sehen sie sich die Shows von Ellen DeGeneres an und lieben den Film "Findet Nemo". Dories Aufmunterung an Marlin "Einfach schwimmen", also einfach weiterzumachen, um allem Schlechten zu entgehen, wird ihr Insider. Als sie sich schließlich wieder begegnen, ist es Lily, die seine Hilfe braucht und er hilft ihr dabei, "einfach weiter zu schwimmen". Das fand ich in der Gesamtheit ein einfach wunderbarer Handlungsstrang, sodass ich von Anfang an für Atlas war, der viel sanftmütiger, zäher und vor allem einfühlsamer ist, als Kyle. Er würde Lily niemals wehtun und sie vor allen Übeln der Welt beschützen. Dass er zeitweise zu wenig Raum geboten bekommt, ist verständlich, da die Autorin mit ihrer Haupthandlung schon einen ganz schönen Brocken fabriziert hat, vor allem am Ende hätte ich mir aber dann doch eine etwas schleichender Entwicklung gewünscht.

"Ja, ich weine. Aber bald werde ich mich besser fühlen. So ist das nun mal mit Menschen und ihren Gefühlen. Eine alte, schlecht vernarbte Wunde muss aufgerissen werden, damit sie richtig verheilen kann."


Ansonsten bleibt die Geschichte bis zum Ende spannend, da man schlecht einschätzen kann, wie Lily sich entscheiden wird. Einige schicksalhaften Umstände, die außerdem auf sie zukommen (die die das Buch gelesen haben, wissen welche Umstände ich meine und können bestimmt nachvollziehen, dass ich durch diese wunderschönen Schilderungen etwas abgelenkt war... ) zeihen das Ende nochmal dramatisch in die Länge, bis der Prolog endlich das Happy End bringt und uns von unseren grausamen Seelenqualen erlöst. Als ich das Buch aus der Hand legte, war ich emotional komplett am Ende! Trotzdem würde ich mir das jederzeit wieder antun - eine einmalige Achterbahn der Emotionen!

Um die Botschaft, von der ich die ganze Zeit geredet habe, noch einmal klar blau auf weiß abgedruckt zu haben, hier noch das Ende von Lilys letztem Brief an Ellen DeGeneres, welches gleichzeitig mein Lieblingszitat darstellt:

"Ich denke an die Menschen, die vor mir in dieser Situation waren. An die, die nach mir in diese Situation kommen werden. Wiederholen wir alle, nachdem wir durch die Hand des geliebten Menschen Gewalt erfahren mussten, die immer gleichen Worte in unserem Kopf? "In guten wie in schlechten Zeiten, in Reichtum und in Armut, in Gesundheit wie in Krankheit , bis dass der Tod uns scheidet"?
Vielleicht ist es an der Zeit, uns klarzumachen, dass man dieses Gelübde nicht wörtlich nehmen muss. In guten wie in schlechten Zeiten.
Scheiß drauf, verdammt.
Deine Lily."



Fazit:


Meine nackte Wahrheit: Ich liebe (liebe liebe) dieses Buch und hasse (hasse hasse) es zugleich! Wirklich unglaublich!

Veröffentlicht am 23.07.2022

Auf ganzer Linie positiv überrascht

Bridgerton - Ein hinreißend verruchter Gentleman
2

Handlung: Mein Lesemarathon der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn schreitet weiter voran und ich bin mittlerweile schon bei Band 6 angelangt. Da Francesca in den vorherigen Bänden am wenigsten vorkommt, ...

Handlung: Mein Lesemarathon der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn schreitet weiter voran und ich bin mittlerweile schon bei Band 6 angelangt. Da Francesca in den vorherigen Bänden am wenigsten vorkommt, hatte ich geringe Erwartungen und Ansprüche an "When He Was Wicked". Im Gegensatz zum in meinen Augen bisher schwächsten Teil 5 der Reihe, bringt Julia Quinn mit der verwitweten Francesca Bridgerton und dem schottischen Edelmann Michael Stirling jedoch ordentlich frischen Wind in die Reihe und konnte mich positiv überraschen. Genau wie in einigen ihrer Vorgängerromane kann auch "When He Was Wicked" nicht unbedingt mit einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung aufwarten, die Geschichte besticht stattdessen mit einer feinfühligen Friends-to-Lovers-Entwicklung und einigen toll geschriebenen erotischen Szenen.

Figuren:
Ich habe lange überlegt, weshalb mir dieser Teil 6 deutlich besser gefallen hat als die Vorgänger und bin zu dem Schluss gekommen, dass es an den beiden Figuren lag. Nicht nur, dass Francesca und Michael eine wirklich tolle Chemie haben, die beiden begegnen sich auch in mehrerlei Hinsicht deutlich mehr auf Augenhöhe als die Paare zuvor. Die beide sind Freunde, kennen sich schon seit Jahren, sind finanziell nicht voneinander angewiesen und anders als die weiblichen Figuren aus der Vorgängerbänden, ist Francesca als Witwe auch sexuell aufgeklärt und emanzipiert, sodass sie Michael ordentlich Kontra geben kann und die beiden sich gegenseitig gewachsen sind. Auffällig ist, dass aufgrund der Tatsache, dass die beiden sich über lange Teile der Handlung gemeinsam auf ihrem Landsitz in Schottland aufhalten, kaum eine andere Figur eine wirkliche Rolle spielt. Zwar dürfen wir einige der Bridgertons zu Beginn auf dem ein oder anderen Ball wieder begegnen, die meiste Zeit konzentriert sich die Handlung aber ausschließlich auf Francesca und Michael, wodurch die beiden eine deutlich stärkere emotionale Tiefe erhalten als beispielsweise Eloise und Phillip aus Band 5.

Schreibstil
: Der Schreibstil des sechsten Bandes ist gewohnt locker, humorvoll und atmosphärisch, weicht hier jedoch in einigen Aspekten von der Herangehensweise der Vorgänger ab. Zunächst weicht das Setting hier vom kultivierten London ab und entführt auf einen entlegenen Landsitz im ruralen Schottland des Regency. Außerdem beginnt die Autorin ihre Kapitel mit kurzen Ausschnitten aus den Korrespondenzen der Stirlings über die Jahre von Michaels Reise nach Indien und schneidet so das Leben in den Kolonien und unerwünschte Mitbringsel wie die Malaria-Krankheit an. Damit bringt Julia Quinn ordentlich Abwechslung in den 6. Band ihrer Reihe und bietet eine bodenständige Kulisse für das Näherkommen der beiden Figuren.


Die Zitate:


“Thou Shalt Not Covet Thy Cousin´s Wife. Moses must have forgotten to write that one down”

“It was something in the way she moved. Something in the way she breathed. Something in the way she merely was. And he didn’t think he was ever going to get over it.”

“Francesca,” he said, and he had no idea why he was saying it, just that her name was the most important thing in the world right then. Her name, and her body, and the beauty of her soul.”




Das Urteil:


"When He Was Wicked" hat mich nach dem Flop von Band 5 auf ganzer Linie positiv überrascht. Mit dem schottischen Setting, den sympathischen Figuren, die sich auf Augenhöhe begegnen und der prickelnde Chemie der beiden konnte mich die Geschichte mitreißen und überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2021

Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte.

The Story of a Love Song
2

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance ...

Nachdem mich "Hate Notes" und "Park Avenue Player" um einiges besser überzeugen konnte als "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland, habe ich beschlossen, den beiden Autorinnen noch eine vierte Chance zu geben, mich so richtig abzuholen. "The Story of a Love Song" hat dann aber bestätigt: Penelope Ward, Vi Keeland und ich werden keine Freunde mehr. Ich bin im Genre New Adult mittlerweile bis zu einem gewissen Grad bereit, über Ungereimtheiten hinwegzusehen, aber wenn sich die Augenroll-Momente dann häufen und man sieht, dass es anderen (in dem Fall Tomke von Throughsioux-Books, mit der ich die Geschichte im Buddyread gelesen habe) genauso geht, man also nicht komplett überreagiert und sich reinsteigert, dann war's das einfach.

Doch beginnen wir wie immer beim Cover. Jenes gefällt mir mit dem angeschnittenen Motiv eines Gitarristen im Scheinwerferlicht definitiv besser als das amerikanische Original, da zumindest keine Gesichter zu sehen sind, könnte aber zu jeder beliebigen Rockstar-Romance passen. Auch der Titel "The Story of a Love Song" klingt meiner Meinung nach eher wie die Bezeichnung eines ganzen Genres und hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der Handlung zu tun. Der Originaltitel "Dirty Letters" trifft es da einfach besser - denn wenn die Geschichte eines zu bieten hat, dann eine Menge Briefe mit sexuellen Anspielungen...Hier kommen wir auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn es sehr vielversprechend begann, ahnte ich schon nach etwa 70 Seiten, dass "The Story of a Love Song" und ich keine Freunde mehr werden...


Erster Satz: "Oh Mann, es geht wieder los."


Den Einstieg in die Geschichte wird einem mit vielen süßen wie verrückten Ideen wie das Hausschwein Hortencia, Angst-Scrabble oder einen exzentrischen Therapeuten sehr leicht gemacht. Luca und Griffin sind leicht ins Herz zu schließen und mit ihren Eigenheiten und besonderen Lebensumständen haben sie mir schon auf den ersten Seiten das ein oder andere Lachen entlockt. Auch ihre erste Kontaktaufnahme, als Luca beim Ausmisten nach Jahren einen ungeöffneten Brief von Griffin findet und ihm daraufhin schreibt, ist zuerst einfach hinreißend. "Zuerst" ist dabei absichtlich fett gedruckt, denn von ungefähr zwei Seiten "schön, mal wieder von dir zu hören, wie geht es so?" ist der Weg über "warum hast du mir damals nicht geschrieben?" bis hin zu "was sind deine intimsten Fantasien?" einfach viel zu kurz. Anstatt nach Jahren der Funkstille behutsam wieder Vertrauen und Nähe aufzubauen, nehmen die Autorinnen eine krasse Abkürzung und setzen uns von jetzt auf gleich Briefe voller Sextalk vor. Dass die beiden schnell den Mut finden, ehrlich über verschiedenen Themen zu reden, ist ja schön und gut, aber nach so vielen Jahren erschien mir eine solche Öffnung über Briefe mehr als unglaubwürdig.

Ich bin es von Vi Keeland und Penelope Ward gewohnt, dass die beiden für den Unterhaltungswert ihrer Geschichten gerne mal übers Ziel hinausschießen und weit im Unrealistischen, Übertriebenen landen. Hier fand ich jedoch nicht nur die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung gekippt, einige Szenen fand ich mehr als nur drüber (Stichwort Mee Mees für alle, die es gelesen haben). Sehr schade ist auch, dass durch den lockeren Ton und die Fixation auf Sex die emotionale Nähe der Figuren vollkommen auf der Strecke blieb. Klar, hier wurde an einigen Stellen wiederholt, dass die beiden sich besser kennen als alle anderen und schon als Kinder verliebt waren - beim Leser kommt von dieser Instant-Love-Nähe-Vertrautheit-Idee jedoch nicht besonders viel an. So erscheinen die plötzlich ausschweifenden Liebeserklärungen, die noch im ersten Drittel auftauchen, genauso haltlos aus der Luft gegriffen, wie der zuvorige Sextalk. Allgemein entwickelten sich die Figuren ausgehend vom ersten positiven Eindruck kaum weiter. Der Fokus liegt hier zu 100% auf der Beziehung von Griffin und Luca, sodass für Familie, Freunde, Bandkollegen oder weitere Informationen zu deren Alltag einfach kein Platz ist, weshalb mir zu viele Hintergrundinfos gefehlt haben, um die Figuren rund wirken zu lassen.


"Geld beeindruckt die faulen Mädchen. Kluge Mädchen sind reich, wenn sie etwas haben, das sie nicht kaufen können."


Tomke und ich hatten dann gehofft, dass sich das ändert, wenn Griffin und Luca sich zum ersten Mal begegnen, leider wurde das Problem, dass die beiden als Paar kaum ernst zu nehmen oder nachzuempfinden waren, dadurch aber nur noch sichtbarer. Viele Dialoge fühlten sich unnatürlich an, bei ihrer ersten Begegnung wimmelt es nur so von Stolpersteinen (Stichwort: Schweinebraten) und nach einem Tag beschließen sie einfach aus dem Nichts heraus, dass sie jetzt zusammen sind. Alle Emotionen wurden hier beschrieben, statt für den Leser erlebbar gemacht, sodass die beiden für mich auch nach 200 Seiten immer noch zwei wunderschöne Fremde (jaaa, natürlich sehen beide auch aus wie Supermodels) waren, die sich erst vor wenigen Tagen getroffen haben und plötzlich eine Beziehung führen. Weshalb das für mich als Leserin nicht so gut funktioniert hat, muss ich denke ich nicht mehr ausführlicher erklären...

Von da an fielen mir immer mehr Ungereimtheiten auf und ich wurde von Leseabschnitt zu Leseabschnitt genervter von der Geschichte. Wo ich zuvor noch amüsiert über gelegentlich eingestreute Witze und Anspielungen grinsen konnte, haben diese im weiteren Verlauf nur noch für ein müdes Stirnrunzeln gereicht. Rund um das Problem mit den fehlenden Emotionen habe ich mich an manchen Stellen auch über die Darstellung von Lucas Ängsten geärgert. Grundsätzlich finde ich Mental Health Themen in Büchern wahnsinnig wichtig, da ist aber meiner Meinung nach noch mehr Präzision gefragt als bei anderen Themen. Vielleicht ist es auch meinem besonderen Blickwinkel geschuldet, doch ich kann es einfach nicht vertragen, wenn wild Diagnosen vermischt werden oder (noch schlimmer) die Therapien nicht passend sind.


"Hab keine Angst vor mir. Vertrau auf das, was du in deinem Herzen spürst(...). Wenn du das tun kannst, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dich nicht zu enttäuschen, das verspreche ich dir."
"Blindes Vertrauen."


In "The Story of a Love Song" bin ich an einigen Stellen über Äußerungen gestoßen, die ein Fragezeichen aufgeworfen haben und für mich überhaupt nicht zu den beschriebenen Beschwerden gepasst haben. Das was Luca beschreibt, würde ich als Psychologiestudentin eher als Posttraumatische Belastungsstörung einordnen, da es ja einen klaren Auslöser für ihre agoraphoben Ängste gibt und sie auch unter kognitiven Verzerrungen wie Schuldgefühlen leidet. Auch wie sich der Doc, also Lucas Therapeut an einigen Stellen verhalten hat, empfand ich als weit jenseits von unprofessionell. Ich mochte den schrägen Vogelliebhaber als Figur total, er füllt hier aber mehr die Rolle eines verschrobenen Großvaters, der ab und zu eine Lebensweisheit vom Stapel lässt und versucht, den Kuppler zu spielen und weniger die Rolle eines professionellen Therapeuten aus, der den Genesungsprozess seiner Patientin im Sinn hat. So gab es leider die ein oder andere Szenen, bei der ich nur den Kopf darüber schütteln konnte, wie man diese gelegentliche Lebensberatung Therapie nennen kann. Ich würde mir bei solchen Themen einfach mehr Präzision und Fingerspitzengefühl wünschen!

Wenn man das Mental-Health-Thema und den Sextalk beiseitelässt, bleiben noch eine Menge Themen, die einem ziemlich bekannt und in fast jeder Rockstar-Romance vorkommen. Von den typischen "mimimi, er hatte schon sooo viele Frauen und ich bin soo unerfahren"-Unsicherheiten über den "du bist zu gut für mich"-Konflikt, bis zur obligatorischen Trennung vor der Tournee und der noch obligatorischeren Versöhnung durch ein Liebeslied war alles dabei, was man auch sonst so kennt. Das war es jedoch leider noch lange nicht mit den holpernden Stellen. Unkommentiert kann ich auch fast nicht lassen, dass es für Luca überhaupt kein Problem zu sein scheint, dass Griffin einen Privatdetektiv engagiert hat, der sie wochenlang heimlich verfolgt, beobachtet und fotografiert hat. Er will ihr kein Bild schicken, da er nicht will, dass sie erfährt, dass er ein Rockstar ist, aber da er trotzdem neugierig ist, wie sie aussieht, lässt er sie heimlich beschatten? Wem kommt das noch ein bisschen übergriffig vor? Luca jedenfalls nicht - darüber reden die beiden nämlich einfach nicht. Allgemein wird ab der Hälfte nicht mehr so viel geredet. Luca und Griffin haben ungefähr die Hälfte der Zeit Sex oder reden zumindest davon, welchen zu haben und die andere Hälfte liest sich, als hätten sich die beiden AutorInnen überlegt "hm, was könnte wohl alles passieren, um Luca maximal zu verstören und alles möglichst kaputt zu machen?" und dann genau das umgesetzt.


"Sie gaben mir Hoffnung, dass Träume wirklich wahr werden können - selbst unsere wildesten Träume. Ich meine, wie kommt die behütete kleine Luca, die irgendwo in der Provinz von Vermont lebt, mit einem Superstar zusammen? Und dann stellt sich heraus, dass er ihr Brieffreund aus Kindertagen ist? Das ist der Stoff, aus dem Märchen sind, Luca. Aber das ist Ihr Leben. Ihr verflixtes Leben! Bitte werfen Sie das nicht weg, weil Sie Angst haben. Sie werden es niemals zurückbekommen. Und es ist... Magie. Reine Magie."


Dann fallen mir auch noch eine Menge weiterer Szenen ein, in denen mir die Dynamik zwischen den beiden nicht gefallen hat und was gar nicht angesprochen wurde. Dass Luca sich bald unter Druck gesetzt fühlt, ihre Ängste für Griffin in einem Tempo überwinden zu müssen, das absolut unrealistisch ist, trug natürlich auch nicht gerade dazu bei, dass man die beiden als tolles und funktionierendes Paar wahrnimmt. Als die beiden sich dann getrennt haben, erschien es mir nur logisch und zumindest von Lucas Seite aus nachvollziehbar. Wie die beiden Autorinnen das Grundproblem jedoch lösen wollen, ohne dass Griffin seine Karriere aufgibt und vor allem ohne die Spontanheilungs-Karte zu ziehen, war mir lange Zeit unklar.

Am Ende wird klar: das Problem wird einfach gar nicht gelöst. Die beiden klären weder ihrer Zukunft noch ihre Probleme so richtig, sind jetzt aber trotzdem glücklich zusammen. Da stellt sich die Frage, warum das Drama davor nötig war, und es fehlt einfach jegliche innere Entwicklung, bevor wir zum typischen und von Beginn an erwarteten Ende inklusive Hochzeit und Kinder übergehen.

Alles in allem habe ich wirklich versucht, die Geschichte zu mögen und eine ganze Weile (und auch zusammen im Buddyread) überlegt, wie ich "The Story of a Love Song" bewerten soll. Das erste Drittel fand ich ganz nett, das Ende in Ordnung aber nicht gerade einfallsreich und einige Ideen süß, aber insgesamt sind einfach viel zu viele problematischen Stellen vorhanden und die Geschichte hat mich viel zu wenig emotional erreicht, um mehr als 2 Sterne in Betracht zu ziehen.



Fazit:


Unterhaltsam, aber unter der Oberfläche voller Klischees, Probleme und ungeschickt konstruierter Konflikte. "The Story of a Love Song" hat zwar einige süße Ideen, konnte mich aber alles in allem emotional nicht abholen und schon gar nicht inhaltlich überzeugen. Schade!

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Veröffentlicht am 08.11.2019

1104 Seiten pure Spannung, Epos und Leidenschaft - der absolute Wahnsinn!

Throne of Glass – Herrscherin über Asche und Zorn
2


"Es war einmal, in einem Land, das längst zu Asche verbrannt ist, eine junge Prinzessin, die ihr Königreich liebte..."

Ich habe diesen siebten Teil gleich nach der Erscheinung gekauft, mich ganz lange ...


"Es war einmal, in einem Land, das längst zu Asche verbrannt ist, eine junge Prinzessin, die ihr Königreich liebte..."


Ich habe diesen siebten Teil gleich nach der Erscheinung gekauft, mich ganz lange aber nicht herangetraut da ich auf der einen Seite die Vorfreunde noch ein wenig herauszögern wollte, auf der anderen Seite aber auch Angst vor einer Enttäuschung hatte. Das wies sich als total unbegründet heraus - Sarah J. Maas setzt uns hier mal wieder ein ultimatives Fantasy-Epos vor, das an Bildgewalt, emotionaler Tiefe und Plotkonstruktion kaum noch zu übertreffen ist. Ich kann gar nicht sagen wie sehr ich diese Welt und ihre Bewohner liebe und wieder jeden Lesemoment genossen habe! Mein Herz platzte vor lauter Gefühlen fast und ich habe die 1104 Seiten in drei Tagen weggelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. Wir werden auf eine unglaublich epische Achterbahnfahrt gefüllt mit den unterschiedlichsten Facetten und Farben mitgenommen: eine Geschichte, die an Genialität, Gefühlen, Atmosphäre, Nervenkitzel und purem Lesevergnügen nicht mehr zu übertreffen ist (außer vielleicht durch weitere Bände der Autorin, die hoffentlich bald kommen werden...)!


Erster Satz: "Er suchte nach ihr, seit man sie ihm geraubt hatte."

Doch bevor ich meine Lobeshymne beginnen will, erst noch ein paar Bemerkungen zur Gestaltung. Auch der siebte Teil reiht sich wieder in die Gestaltung ein und wenn ich am Anfang den "mangamäßigen" Motiven noch sehr kritisch gegenüberstand, muss ich echt sagen, dass sie mir mit jedem Band besser gefallen. Denn auch hier kann man sofort Aelin wiedererkennen: stark, unerschrocken, in eine imposante Rüstung gekleidet, kämpferisch mit dem Schwert in der Hand und mächtig mit ihren Flammen und ihrer Wassermagie - eine dunkle Königin und mächtige Magierin! Schön sind auch die vielen passenden Details wie der rote Rubin von Goldryn oder wehende Umhang in den Farben Terrasens. Wieder ist der Hintergrund weiß und unsere Lieblingsprotagonistin wird von ihrer Feuermagie umgeben. Mit seinen 1104 Seiten ist dieser Band der längste der Reihe - die Länge hat zusammen mit der Qualität und der Bandnummerierung zugenommen - und somit als Taschenbuch äußerst schwierig zu lesen. Ich bin aber sehr dankbar, dass der Verlag nicht auf die Idee gekommen ist, den Band geteilt herauszubringen. Mit sieben Bänden ist die Reihe umfangreich genug! Die vorangestellte Karte von Erilea hilft mal wieder sehr, den Überblick über die etlichen Handlungsorten zu behalten, vor allem da die Protagonisten hier gerade zu Beginn viel herumreisen und sich an den unterschiedlichsten Ecken und Enden der Königreiche aufhalten. Für all die Leser, bei denen (wie bei mir) die Lektüre der vorangegangenen Bände schon eine Weile zurückliegt, hätte sich vielleicht ein Glossar angeboten. Die Geschichte ist mit ihren vielen Protagonisten und Nebenfiguren, Handlungsorten, Bündnissen, Intrigen und der langen Zeitspanne der Erzählung doch sehr komplex und ich hätte es sehr hilfreich gefunden, ab und zu einen Begriff nachschlagen zu können. Ein Glück gibt es ja ein umfangreiches "Throne of Glass"-Wiki...


„Während alle anderen Sternbilder vorbeigezogen waren, war der Herr des Nordens geblieben, und der unsterbliche Stern zwischen den Ästen seines Geweihs wies den Weg nach Hause. Nach Terrasen. "Sag ihm, dass er kämpfen muss. Er muss Terrasen retten und sich an die Schwüre halten, die er mir geleistet hat." Die Zeit war nicht auf ihrer Seite, wegen Maeve, wegen des Krieges, der erneut auf ihrem eigenen Kontinent entbrannte. Aber er hatte nicht die Absicht, ohne sie zurückzukehren, ganz gleich, worum sie ihn zum Abschied gebeten hatte, ungeachtet der Eide, die er bei der Heirat mit ihr geschworen hatte, Terrasen zu bewachen und zu regieren. "Und sag ihm danke - dass er diesen dunklen Pfad mit mir zurück ins Licht gegangen ist." Es war ihm eine Ehre gewesen. Von Anfang an war es ihm eine Ehre gewesen, die größte seines unsterblichen Lebens."


Nach zwei vorangestellten Prologen aus der Sicht des "Prinzen" (Rowan) und der "Prinzessin" (Aelin) starten wir in den ersten und umfangreichsten der beiden Teile "Armeen und Verbündete".
Ich muss zugeben, auch wenn ich gefühlsmäßig sofort wieder in der Handlung war und gepackt wurde, hatte ich schon wieder viele Details und Einzelheiten der an eben jenen nicht besonders armen vorhergegangenen Bänden vergessen, sodass ich immer eine ganze Weile gebraucht habe, um Zusammenhänge und Anspielungen zu verstehen. Da spielte ebenfalls mit hinein, dass die anfänglichen Beziehungsprobleme zwischen Elide und Lorcan sowie Aedion und Lysandra etwas gekünstelt nicht notwendig erschienen. Ein weiterer Punkt, der mir den Einstieg in die Geschichte erschwert hat, ist dass ich es leider verpasst habe, Chaols Geschichte zu lesen, welche zwischen Band "Sturmbringerin" und "Herrscherin über Asche und Zorn" spielt. Da ich Chaol eigentlich immer als recht langweilige Randfigur empfunden hatte, befand ich es nicht für notwendig, den Zwischenteil zu lesen, doch das habe ich im ersten Drittel dieses Bandes bald bereut. Zwar wird die Wissenslücke über Yrene, Chaol, die Armee des Großkhanats und die Ruk-Reiter im Laufe der Geschichte langsam gefüllt, es verbleibt aber trotzdem ein unbefriedigendes Loch im Gesamtkonstrukt, wenn man "Throne of Glass 6 - Der verwundete Krieger" nicht gelesen hat.

Wieder bekommen wir die Gesamtgeschichte aus verschiedenen Perspektiven an verschiedenen Orten vermittelt. Während Gavriel, Lorcan, Elide und Rowan in Wendlyn nach Aelin suchen, kämpfen Lysandra, Aedion mit den Truppen Terrasens gegen die Truppen Moraths um ihre Heimat während der Abwesenheit ihrer Königin zu schützen. Mindestens genauso unmöglich ist Manons, Dorians Ziel, die zusammen mit der Dreizehn in den White Fangs unterwegs sind um den dritten Wyrdschlüssel zu suchen und eine die verfeindeten Crochans und Ironteeth zu einer Armee zu vereinen. Derweil reisen Chaol und seine Frau Yrene mit der Armee des Großkhanats durch das Land und versuchen, Ardalans Städte auf dem Weg nach Terrasen vor Moraths Truppen zu schützen. Dabei sind alle der Handlungsstränge so spannend und berührend entwickelt, dass ich diesmal gar nicht wusste, welchen ich am spannendsten fand und sich bei einem Perspektivwechsel Bedauern und Vorfreude die Hand gaben.


"Das Licht der Krone tanzte über Manons Gesicht, als sie sie über ihren Kopf hob und sie sich auf ihr offenes, weißes Haar setzte. (...) Manon leuchtete, als pulsierten die Sterne auf ihrem Kopf durch ihren Körper. Eine wundersame und mächtige Schönheit wie keine andere auf der Welt. Wie keine, die je existiert hatte oder je wieder existieren würde. Die Crochan-Königin, neu gekrönt."


Die Fokussierung der Erzählweise hat genau wie die Handlungsorte, die Charaktere und der Schreibstil einen deutlichen Wandel über die Bände hinweg hinter sich. Nachdem wir Celeana zuerst im harten Wettkampf als kaltherzige Assassine kennenlernten, der zweite Teil sich dann eher auf die Intrigen am Hof des Königs konzentrierte, "Throne of Glass - Erbin des Feuers" eine eher dunkle, düstere und magische Fortsetzung war, die sehr viel mit den inneren Dämonen ihrer Charaktere spielt, sich der vierten Teil vor allem auf die globalen Entwicklungen im Mächteverhältnis in Erilea durch viele epische Szenen und Action konzentrierte und wir im fünften Teil unsere Protagonisten auf ihrer Suche nach Verbündeten für den großen Kampf begleiteten, kommt es hier nun endlich zum großen Endkampf aller Parteien, der über sechs Bände hinweg vorbereitet wurde. Dazu reisen wir wieder durch ganz Erilea, lernen viele neuen Parteien kennen, treffen alte Bekannte wieder, erfahren mehr über die Vergangenheit des Kontinents und ihrer Bewohner und sehen zu, wie sich das komplexe Netz aus Intrigen, Beziehungen und Macht immer weiter zuzieht bis sich sowohl Erawans dunkle Armee, Maeves Fae, Manons Hexen, Chaols Großkhanat und Aelins Verbündete zu der wohl epischsten Schlacht seit der Welt der Bücher vor den Toren Orynths treffen. Dadurch dass die Protagonisten immer in Bewegung sind und sich Schritt für Schritt wieder treffen, bietet sich natürlich die ein oder andere Gelegenheit für eine epische Schlacht oder eine überraschende Wendung, welche die gute alte Sarah natürlich immer bis zum Anschlag ausnutzt: wieder und wieder hat mich das Buch eiskalt erwischt und aufs Neue entsetzt und begeistert!

Mir gefällt es, wie die ganze Geschichte lebt. Manche Fantasy-Welten werden einmal aufgebaut und dann spielt sich die Handlung in diesem statischen Bühnenbild ab. Doch nicht bei dieser Reihe: Ständig verändert sich der Fokus, der Blickwinkel, der Handlungsort der Geschichte, es werden neue Dinge aufgenommen, bestehende ändern sich - eine stetige Entwicklung, die die Geschichte so perfekt und schlüssig erweitert, dass aus dem roten Fanden, ein rotes Band wird. Das ist eine Fähigkeit, für die ich Sarah J. Maas immer bewundern werde: ihre zusammenhängende Darstellung der Welt, die immer komplexer, verschachtelter und geheimnisvoller wird, mit jedem Charakter und Handlungsstrang der dazukommt. Dabei verliert sie nie das Wesentliche aus den Augen und überlädt die Story auch nicht - sie pickt sich einzelne interessante Aspekte gekonnt heraus, welche dann weiter gesponnen und vernetzt werden, bis ein umwerfendes Gesamtergebnis entsteht! Dazu trägt auch ihr außergewöhnlicher Schreibstil bei. Wie für die ganze Reihe gibt es ein Wort, das ihr erstaunliches Talent, Worte in Sätzen so zu platzieren, dass sie der Geschichte alleine durch den Schreibstil ein imposantes Auftreten verleihen, super beschreibt: EPISCH. Durch ihre teils sehr außergewöhnliche Wahl der Worte und ihre intensiven Szenenbeschreibungen, fühlt man sich oft, als würde man einem Film zusehen, der vor den eigenen Augen abläuft - Ein wunderbarer Film voller Action, Gefühle und Hintergrund und mit genialen Schauspielern natürlich


"Er hatte auf der ganzen Welt gemordet; er war öfter, als er sich erinnern mochte, in den Krieg gezogen und daraus heimgekehrt. Und trotz all dem, trotz des Zorns, der Verzweiflung und des Eises, die um sein Herz lagen, hatte er Aelin gefunden. Jeder Horizont, zu dem er geschaut hatte, unfähig und unwillig, während jener Jahrhunderte zu rasten; jeder Berg und jeder Ozean, den er gesehen und bei dem er sich gefragt hatte, was dahinterlag... es war sie gewesen. Es war Aelin gewesen und der stumme Ruf des Seelenbundes hatte ihn angetrieben. Sie hatten zusammen diesen dunklen Pfad zurück ins Licht beschritten. Er würde nicht zulassen, dass der Weg hier endete."


Das ganz besondere Herzstück der Geschichte, das diese Fantasy-Geschichte von vielen anderen im High-Fantasy-Bereich abhebt, sind jedoch die Protagonisten. Sobald epische Schlachten, ganze Königreiche und unendliche Macht ins Spiel kommen, neigen Autoren dazu, nur noch über die "großen Themen" zu schwafeln und ihre Protagonisten dabei zu Statisten verkommen zu lassen. Hier ist das jedoch eher umgekehrt: die Anzahl an Charaktere, die ich nie wieder vergessen werde, wächst mit jedem Buch weiter an und meine Verbindung zu ihnen wird immer tiefer. Durch die Aufteilung der Handlungsstränge kommen die einzelnen Protagonisten noch besser zur Geltung und so lässt sich kaum mehr sagen, wer denn nun der Hauptprotagonist ist. Aelin, Rowan, Lysandra, Aedion, Gavriel, Lorcan, Elide, Fenrys, Manon, Dorian, Chaol und Yrene - ich habe selten eine Geschichte gelesen, in der so viele fast gleichberechtigte Protagonisten in den Fokus der Geschichte rücken und ihre kleine Nische bekommen, um sich weiterzuentwickeln. Besonders toll dabei ist, dass die Saga nun einen Zeitpunkt erreicht, an dem fast alle wichtigen, mächtigen Persönlichkeiten, die elementar über die Geschicke Erileas entscheiden weiblich sind. Dadurch, dass sich aus unseren Protagonistinnen starke Königinnen, clevere Anführerinnen und integre Ladies entwickeln, bekommt die Geschichte nebenbei (als bräuchte ich noch einen Grund, diese Saga zu lieben) noch eine deutlich feministische Note.

Aelin Ashryver Whitethorn Galathynius alias Caleana Sardothien ist eine ganze besondere Protagonistin, über die ich sehr gerne lese und die in jedem Teil ein neuer Teil ihrer Persönlichkeit zu entdecken scheint. In den vergangenen Bänden ist schon so viel mit ihr passiert und obwohl sie immer wieder zwischen verschiedenen Rollen und Identitäten stand und eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen hat, kann man in ihr immer noch das sture, starke Mädchen mit dem Feuerherz erkennen, das wir in Band 1 kennengelernt haben. Von der Sklavin zur Assassine, zur Prinzessin, zur Fae, zur Gefangenen, zum Opferlamm, zur Königin. Ich habe mit sehr viel Bewunderung diesen Weg mitverfolgt und zugesehen, wie jede Spur von Unsicherheit und Verantwortungslosigkeit bei ihr verschwindet und sie ganz zu der großen Magierin, Kämpferin und Königin geworden, die nötig ist, um eine Chance im Kampf gegen Erawan und Maeve zu haben. Mit ihrer direkten und stürmischen Art, ist sie mir wirklich ans Herz gewachsen - enger als kaum eine andere Protagonistin je zuvor - und ihre Stärke, ihr Durchhaltevermögen, ihre Intelligenz, ihr Mut, ihr Beschützerinstinkt, ihre Autorität und ihre Güte haben mich immer wieder inspiriert. Ihre Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen und mindestens ein Ass in jedem Ärmel zu haben und ihre schier bodenlose Macht machen sie außerdem zu einer Protagonistin, die immer wieder für eine Überraschung gut ist. Im letzten Teil musste ich leider kritisieren, dass sie leider zur übermächtigen Super-Heldin wird, und mit ihrer ewigen Steigerung die Grenzen des Wahrscheinlichen deutlich überstrapaziert. Dadurch dass sie nun aber zu Beginn der Geschichte als Gefangene Maeves Folter und Erniedrigung ertragen muss, bekommt ihre Überheldinnen-Rolle einen Knacks und sie kann durch die Beschäftigung mit inneren Dämonen und ihrer Verantwortung wieder mehr Tiefe und Authentizität erreichen. Das ist wohl das erste Mal in der Geschichte eines Buches, in der ich der Folterung einer Protagonistin einen positiven Effekt abgewinnen kann (auch wenn ich mich etwas schlecht deswegen fühle... )

"Ihr Name war Aelin Ashryver Whitethorn Galathynius. Und sie würde keine Angst haben."


An ihrer Seite sabber, schmacht, seufz steht unverrückbar, mächtig, liebend und aufopferungsvoll der unsterbliche Fae-Prinz mit dem knallharten Krieger-Körper, dem tätowierten Gesicht und dem weichen, verletzten Herzen: Rowan Whitethorn. Auch er hat in seiner Vergangenheit traumatische Erfahrungen durchlitten und kämpft immer noch mit seinen inneren Narben, hat sich aber für Aelin und die ganze Truppe zu einem verlässlichen Fels in der Brandung entwickelt. Ohne ihn mit seiner pragmatischen, sarkastischen und draufgängerischen Art könnte ich mir die Geschichte nicht vorstellen und dass die beiden sich endlich voll und ganz aufeinander einlassen können (natürlich mit der ein oder anderen schönen Szene) hat mir sehr gut gefallen. Irgendwie seltsam sind die beiden mit ihren ewigen Besitzansprüchen und ihrem ewigen Rumgeknurre aber schon, sodass sie ihre Rolle als Dream-Pairing leider verloren haben (ob an Manon und Dorian oder an Lorcan und Elide kann ich mich nicht so ganz entscheiden...).

Wie konnte ich nur denken, dass Dorian Havilliard langweilig sei? Nachdem er von einem Valgprinzen besessen zuvor weit ins Reich der Schatten zurückgetreten war, hat er sich ins Licht zurückgekämpft und ist vom verwöhnten Prinzen zum Bad-Ass-König geworden, dessen unverblümte Art ich sehr zu schätzen gelernt habe. Sein erlittener Schmerz, seine neue Verantwortung und seine neuentdeckte Macht haben ihn zu einem neuen Menschen gemacht, den man erstmal neu kennenlernen muss, der sich aber wunderbar in das Handlungsgefüge einfindet. Es ist sehr interessant und amüsant zu lesen, wie er sich immer mehr seiner Magie und Manon annähert. Die beiden unabhängigen Sturköpfe, die sich sehr schwer tun, sich ihre Gefühle füreinander einzugestehen muss man einfach als Paar lieben!

Ein weiteres Paar, das jedes Leserherz erweichen wird, ist die verkrüppelte Halbhexe Elide Lochan und der unsterbliche, todbringende Fae-Krieger Lorcan Salvaterre. Erstere besitzt eigentlich keine besonderen Fähigkeiten außer einem wachen Geist und ihrer Empfindsamkeit, wodurch sie einen frischen Wind in den Kreis an alteingesessenen Charakteren bringt, die alle durch besondere Macht bestechen können. Gerade weil sie nichts Besonderes an sich hat, kann man einfach nicht anders, als die Stärke und Klugheit zu bewundern, die in ihr stecken. Dass gerade der eiskalte, todbringende Fae Lorcan sich in sie verlieben würde, nachdem sie sich in den unwirtlichen Weiten des Oakwald Forests zu einer unliebsamen Zweckgemeinschaft zusammenschlossen, war außerdem eine wirklich unvorhersehbare Wendung.


"Seid die Brücke, seid das Licht. Wenn Eisen schmilzt, wenn Blumen aus blutgetränkten Feldern sprießen - lasst das Land Zeuge sein und kehrt nach Hause zurück."


Die Gestaltwandlerin Lysandra Ennar ist mir schon in Band 4 und in Band 5 so fest ans Herz gewachsen, dass ich schon fast vergessen habe, dass sie noch gar nicht von Beginn an Teil der Truppe um Aelin war. Mir war die schlagfertige und listige Kurtisane sofort sympathisch, da sich hinter ihrer attraktiven Fassaden eine innere Stärke verbirgt, die ich zu Beginn nicht vermutet hätte. In ihr stecken außerdem eine Menge Überraschungen, denn als Gestaltwandlerin, die nach den Jahren ohne Magie immer mehr von ihren Möglichkeiten ausprobiert, stehen ihr viele Wege offen... Außerdem ist sehr interessant, wie sich die anbahnende Beziehung zwischen ihr und Aedion Ashryver weiterentwickelt, mit dem ich leider immer noch nicht so viel anfangen kann, da er hier übergangslos vom laufender Eifersuchtsbolzen mit übersteigertem Beschützerinstinkt zum Kriegsheld und Kommandanten wird. Spannend ist an seiner Entwicklung aber vor allem die Beziehung zu seinem Vater Gavriel, dem "goldenen Löwen von Doranelle", der seit Jahrhunderten an Rowans Seite zusammen mit Fenrys Moonbeam kämpft. Letzterer war zuvor noch etwas blass, bekommt aber durch das gemeinsam mit Aelin durchgestandene Leid in Doranelle mehr Farbe.

Wer sich seit einigen Hundert Seiten zu meiner absoluten Lieblingsperson gemausert hat, ist Manon Blackbeack, vormalige Schwarmführerin der Ironteeth Hexen, Erbin der Krone der Ironteeth und letzte Nachfahrin von Rhiannon Crochan. Nachdem ich schon in Band 4 sehr überrascht war, wie mir diese gefühlslose, kalte und grausame Hexe so ans Herz wachsen konnte, habe ich sie im Laufe des fünften Teiles immer mehr lieben gelernt. Denn sie, die doch immer so diszipliniert und autoritär war, hat sich langsam gegen Moraths brutale Kriegsmaschinerie aufgelehnt und sich schließlich für den Kampf für eine bessere Welt entschieden. Man kann die vielen Risse fast durch die Seiten fühlen, die ihre gute Taten in ihrem todbringenden und grausamen Image entstehen ließen und als sie schließlich akzeptiert, dass sie nicht als Monster geboren sondern zum Monster gemacht wurde und sich aus freien Stücken für die Freiheit entscheidet, wurde sie für mich endgültig zur Heldin. Zusehen, wie sie hier mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft gegen ihre ehemaligen Schwestern kämpft und zwei zutiefst verfeindete Völker als Kind des Friedens anstatt des Krieges zusammenbringt ist einfach wunderschön! An ihrer Seite stehen unverrückbar ihre Dreizehn und ihr Flugwyvern Abraxos, der Manon erst den Weg in mein Herz geöffnet hat. Denn diesen großen Krieger mit viel Mut, Liebe, Mitgefühl und einer Vorliebe für Blumen, in die er immer seine Nase steckt, muss man als Fantasy-Liebhaber einfach lieben!


"Es gibt eine bessere Welt dort draußen", wiederholte sie. "Und ich werde für diese Welt kämpfen." Sie drehte Abraxos herum. "Was werdet ihr tun?"
Sie war kein Kind des Krieges.
Sondern des Friedens."


Ein letzter Handlungsstrang, der ebenfalls ausschlaggebend für den Verlauf der Handlung ist, erzählt die Geschichte von Chaol Westfall und Yrene Towers, welche wir schon beide aus dem ersten Teil in Rifthold kennen. Der verkrüppelte Kommandant und die mächtige Heilerin haben sich im Zwischenteil "Der verwundete Krieger" gefunden und kehren nach einem spannenden Abenteuer zusammen mit einer großen Armee nach Erilea zurück. Auch wenn mir dadurch dass ich den Zwischenteil nicht gelesen habe, essenzielle Informationen gefehlt haben, sind mir die beiden sehr ans Herz gewachsen.

Ihr seht also, diese Geschichte ist mal wieder unglaublich komplex, brutal, schonungslos, herzbrechend, wunderschön, magisch, liebevoll, bildgewaltig, detailreich und episch! Wenn man es genauer bedenkt ist eigentlich die ganze Reihe eine krasse Steigerung. Sobald man denkt, dass man schon auf dem allerhöchsten Level ist, kommt wieder eine epische Schlacht, die alles noch einmal toppt. Alles wird größer, mächtiger, epischer, spannender, herzzerreißender, gefährlicher, leidenschaftlicher und ich weiß nicht wo das hinführen soll. Wie soll ich jemals andere Fantasy lesen und nicht angesichts des riesigen Unterschieds verzweifeln? Mein absolutes Highlight dieser Geschichte ist definitiv der letzte Teil "Götter und Tore", der sowohl die spannende Endschlacht vor den Toren Orynths als auch die Frage nach dem Opfer zum Verschluss der Wyrdtore enthält. Die ultrakomplexe Endschlacht mit den vielen Parteien wurde durch die Tatsache, dass die verschiedenen Armeen im Laufe der 1104 Seiten immer wieder unabhängig voneinander auf Moraths Truppen treffen, erfolgreich entzerrt, was das Ende jedoch nicht weniger episch macht.


"Ein Meer aus Sternen - in dieser Höhle. Schönheit. Es gab immer noch Schönheit in dieser Welt. Immer noch konnten Sterne leuchten, konnten noch hell brennen, selbst tief unter der Erde begraben. Die Sterne ins Wanken bringen. Sie hatte versprochen, das zu tun. Es gab noch Schönheit - und sie würde dafür kämpfen."


Ich weiß nicht, wann mich das letzte Mal ein Buch so unter Strom gesetzt hat. Emotionen sind die eine Sache - Spannung und krasse Dramatik die andere. Die letzten Seiten waren so außergewöhnlich mitreißend, überraschend, spannend, actionreich, richtungsändernd und eindrucksvoll, sodass ich es wahrscheinlich nie vergessen werde. Alleine für dieses Finale sollte diese Reihe von allen Fantasy-Liebhabern der Welt gelesen werden! Eine Wendung jagt die nächste, man hat eigentlich durchgängig Gänsehaut, Tränenausbrüche und unkontrollierte Zuckungen, sodass ich bestimmt die Gehirnströme einer Epileptikerin hatte, als die letzten Seiten durch mein Hirn jagten. An einigen Stellen konnte ich auch tatsächlich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Spätestens ab jetzt ist diese Reihe zu meiner "all time favourite Geschichte" geworden und ich konnte dem actionreichen, dramatischen und unglaublich tragischen Schluss nur gebannt folgen. Auch das typische "plötzlich-kommen-Verbündete-aus-dem-Nichts-und-retten-alle"-Phänomen, das leider bei allen epischen Schlachten auftritt, konnte nicht mehr verhindern, dass die Endschlacht zu meiner Lieblingsschlacht überhaupt wurde (sogar noch vor "Herr der Ringe" und "Game of Thrones" und das muss etwas heißen!). Das wirkliche Ende, vor dem ich zugegebenermaßen ein wenig Angst hatte, ist dann genauso wundervoll und stimmig, wie sich mein Leserherz das gewünscht hat. Natürlich tut es unfassbar weh, die Protagonisten zu verlassen, die ich nun über so viele Lesejahre begleitet habe, doch ich hätte mir alles in allem nichts anderes für meine Lieblinge gewünscht.



"Sie - sie hat keine Magie mehr übrig." Die Stimme der Gestaltwandlerin brach. "Sie hat nichts mehr." Trotzdem hob Aelin ihr Schwert. Flamen züngelten über die Klinge. Eine Flamme gegen die gesammelte Dunkelheit. Eine Flamme, um die Nacht zu erhellen. Aelin hob ihren Schild und Flammen umgaben auch ihn. Hell brennend, unerschrocken. Eine Vision von etwas Uraltem, das wiedergeboren war. Der Ruf ging über sämtliche Wehrgänge der Burg, durch die Stadt, an den Mauern entlang. Die Königin war endlich nach Hause gekommen."



Fazit:



1104 Seiten pure Spannung, Epos und Leidenschaft - der absolute Wahnsinn! Eine Geschichte, die an Genialität, Gefühlen, Atmosphäre, Nervenkitzel und purem Lesevergnügen nicht mehr zu übertreffen ist!