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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2018

Berührend, aber für mich leider zu langatmig

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
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June Elbus ist fünfzehn Jahre alt, als ihr geliebter Onkel Finn an AIDS stirbt. Sie hat sich eng mit ihm verbunden gefühlt und sein Tod reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie konnte mit ihm alles ...

June Elbus ist fünfzehn Jahre alt, als ihr geliebter Onkel Finn an AIDS stirbt. Sie hat sich eng mit ihm verbunden gefühlt und sein Tod reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie konnte mit ihm alles teilen und vertraute ihm blind. Sie hat zwar eine ältere Schwester, mit der sie in letzter Zeit aber nicht mehr viel verbindet. June's Mutter ist ebenso traurig über den Tod ihres Bruders.

June glaubt, allein mit ihrer Trauer zu sein. Doch dann begegnet sie Toby. Er war der Lebensgefährte von Finn und hat ihn, laut June's Familie, mit AIDS infiziert und ihn damit getötet. Somit ist ihre Familie nicht gut auf Toby zu sprechen. Als Toby Kontakt zu June aufnehmen will, ist sie anfangs verstört und zurückhaltend. Doch bald beginnt sie zu begreifen, dass Toby ebenso wie sie selbst um Finn trauert und er seinen Lebensinhalt mit ihm verloren hat. Die beiden schwelgen in Erinnerungen an Finn und Toby schenkt June nach und nach Dinge, die Finn gehört hatten, damit sie Andenken an ihn hat.

Der Schreibstil ist wunderschön und passend zur traurigen Stimmung der Geschichte. Im letzten Teil des Buches konnte man die Tränen nicht verstecken, es war sehr berührend. Trotzdem war mir die gesamte Story zu langatmig, besonders die Dialoge zwischen den einzelnen Personen waren mir zu ausschweifend und langweilig erzählt. Auch die Protagonisten waren nicht besonders sympathisch dargestellt.

Um diesen Roman gab es einen großen Hybe und ich hatte große Erwartungen an ihn, wurde aber leider enttäuscht. Trotz interessantem Thema war es für meinen Geschmack nicht perfekt umgesetzt.

Fazit:

Interessantes Thema, für mich leider zu langatmig und mit unsympathischen Protagonisten umgesetzt.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Interessanter und spannender Krimi

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
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Kommissar Jennerwein will am ersten Weihnachtsfeiertag mit seinem gesamten Team auf seiner verschneiten Berghütte feiern. Sie haben sich alle fest vorgenommen, über keine Fälle oder Ermittlungen zu sprechen. ...

Kommissar Jennerwein will am ersten Weihnachtsfeiertag mit seinem gesamten Team auf seiner verschneiten Berghütte feiern. Sie haben sich alle fest vorgenommen, über keine Fälle oder Ermittlungen zu sprechen. Außer dem Team sind zwei Überraschungsgäste mit dabei.

Die Gerichtsmedizinerin hat ihren neuen Freund mitgebracht. Die Austauschkollegin aus Recklinghausen ist spontanverliebt und die Psychiaterin kabbelt sich mit einem Kollegen, da die beiden sich noch nie leiden konnten, was der Stimmung in der Runde keinen Abbruch tut.

Plötzlich gibt es Blutspuren in Schnee, eine Drohne, die über der Hütte kreist und unheimliche Nachrichten und Schatten. Jennerwein, der wegen einer schweren Erkältung Medikamente einnimmt, glaubt anfangs, das Gesicht, welches er durch eines der Fenster schauen sieht, ist eine Halluzination. Doch schon bald verhärtet sich der Verdacht, dass hier einiges nicht stimmt und Jennerwein und sein Team sich in großer Gefahr befinden.

Dieses war mein erster Jörg Maurer Krimi. Er war für mich etwas gewöhnungsbedürftig, da viele Seiten gefüllt waren mit Dingen, die absolut nichts mit der Feier auf der Berghütte sowie den dortigen Gefahren und Vorfällen zu tun hatten. So z.B. Geschichten aus Jennerwein's Schulzeit 1980, wo ein unbekannter Täter jeden Tag ab dem 01. Dezember eine Stinkbombe in der Schule loslässt. Dies war keineswegs langweilig sondern eher belustigend.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und auch die Nebenschauplätze waren interessant dargestellt. Die Charaktere waren authentisch und sympathisch und die Handlung sowie die einzelnen Ereignisse mit durchgehender hoher Spannung sehr gut erzählt.

Fazit:

Ein interessanter Krimi mit spannender Handlung, überraschenden Ereignissen und anderen Nebenschauplätzen, der mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Toller Bayern-Krimi

Der letzte Schrei
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Gottfried Hirschfeld's Ehefrau Roswitha ist verschwunden. Merkwürdig ist nur, dass zum einen die Frau innerhalb von 12 Jahren nie gesehen hat, noch wusste überhaupt jemand von ihr. Weiterhin kommt heraus, ...

Gottfried Hirschfeld's Ehefrau Roswitha ist verschwunden. Merkwürdig ist nur, dass zum einen die Frau innerhalb von 12 Jahren nie gesehen hat, noch wusste überhaupt jemand von ihr. Weiterhin kommt heraus, dass sie fast vollständig gelähmt war. Wie soll sie also aus dem 1. Geschoss ihres Hauses alleine plötzlich verschwunden sein? Oder hat etwa ihr Ehemann selbst etwas mit ihrem Verschwinden zu tun?


Viele Fragen, die Kriminalhauptkommissarin Franziska Hausmann versucht, zu beantworten. Es kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht, vor allem geht es auch um die Vergangenheit von Roswitha Hirschfeld. Und der Fall dreht sich am Ende nicht nur um sie.


Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, besonders der bayerische Dialekt. Die Handlung ist im ersten Teil ruhig und solide, steigert sich aber im zweiten Teil des Buches. Es gibt viele Informationen, falsche Fährten und Wendungen sowie wesentlich mehr Spannung.

Fazit:

Ein solider bayerischer Krimi, der im ersten Teil ruhig dahinfloss, dafür aber im zweiten Teil des Buches Fahrt aufnahm. Er hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Klasse und sehr interessant

Hippie
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Der junge Paulo Coelho macht sich auf eine Sinnsuche auf und landet 1970 in Amsterdam, wo er die Holländerin Karla trifft. Die beiden verlieben sich ineinander und Paulo wirft seine eigenen Reisepläne ...

Der junge Paulo Coelho macht sich auf eine Sinnsuche auf und landet 1970 in Amsterdam, wo er die Holländerin Karla trifft. Die beiden verlieben sich ineinander und Paulo wirft seine eigenen Reisepläne über Bord, als Karla ihn bittet, sie im Magic-Bus nach Nepal zu begleiten. Weiterhin ist eine Gruppe Gleichgesinnter mit im Bus und sie lernen sich näher kennen. Alle mit dem gleichen Hintergrund: Sie suchen nach neuen Werten für ihr Leben.

Ich bin ein großer Paulo Coelho-Fan und finde seine Bücher mit den immer wieder neuen Lebensweisheiten toll. Deshalb war ich auch sehr neugierig auf dieses neue Buch von ihm. Noch dazu autobiographisch.

Paulo Coelho erzählt hier in der dritten Person. Sein Schreibstil ist wie immer klar und flüssig. Die Geschichte, wie er Karla kennenlernt und sie sich gemeinsam auf die Reise mit dem Hippie-Bus machen war interessant und voller Abenteuer. Auch in diesem Buch kommen wieder tolle Weisheiten des Autors zur Sprache, was mir ansonsten auch wirklich gefehlt hätte. Auch wie die Gruppe im Bus sich kennenlernt, sich näher kommt, gemeinsam neue Werte für ihr Leben sucht, feiert und einige Abenteuer erlebt war fesselnd und berührend.

Fazit:

Ein toller Roman über den Autor aus jungen Jahren, der mich begeistert hat.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Interessanter und berührender autobiografischer Roman

Befreit
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Tara Westover wächst mit ihren 5 Brüdern und einer Schwester in den Bergen Idahos auf. Ihr Blick von zu Hause ist stets gerichtet auf den Berg Buck Peak, auf dem sich jedes Jahr die Umrisse einer Indianerprinzessin ...

Tara Westover wächst mit ihren 5 Brüdern und einer Schwester in den Bergen Idahos auf. Ihr Blick von zu Hause ist stets gerichtet auf den Berg Buck Peak, auf dem sich jedes Jahr die Umrisse einer Indianerprinzessin abbilden. Ihr Vater ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt. Tara muss als junges Mädchen auf seinem Schrottplatz helfen, in eine staatliche Schule dürfen die Kinder nicht, da ihr Vater voller Misstrauen dem Staat gegenüber ist, von dem er sich verfolgt fühlt. Sie bekommen angeblich zu Hause Unterricht, doch die Mutter ist bald nach einem schweren Autounfall mit der ganzen Familie nicht mehr fähig, ihre eigenen Kinder zu unterrichten, was sie auch vorher nur sporadisch tat.

Tara bemüht sich auf Drängen ihres älteren Bruders Tylers, eine Aufnahmeprüfung für das College zu machen und lernt fleißig dafür. Sie wird angenommen und so entwickelt sich ihr Weg zu hoher Bildung und Auszeichnungen, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte. Sie studiert letztendlich sogar in Havard. Ihr ganzes Leben, welches sie immer zurück an den Buck Peak zu ihrer Familie führt, führt ihr Bruder Shawn wie ein roter Faden hindurch. Er ist gewalttätig und brutal, er misshandelt seine Freundinnen ebenso wie Tara selbst. Er hat sie geschlagen, an den Haaren gezogen, ihren Kopf in die Kloschüssel gesteckt. Durch Zufall erfährt Tara, dass es auch ihrer älteren Schwester Audrey mit Shawn so ergangen ist. Sie versuchen mit ihren Eltern darüber zu reden, aber die wehren die Vorwürfe nur ab und wollen nichts davon hören. Es kommt dadurch zu einem großen Bruch zwischen Tara und ihren Eltern, da ihr Vater ihr Handeln nicht akzeptiert und nicht für sie einstehen kann und will.

Tara Westover schreibt wundervoll und berührend ihre Geschichte nieder, die beeindruckend ist, was ihre Familie alles erlebt, wie sie mit dem anscheinend bipolar erkrankten Vater leben müssen, dessen Wort gilt und sonst keines, außer dem Gottes natürlich. Wie sie die Gewalttätigkeit und die Demütigungen ihres Bruders Shawn erträgt und es sie trotz allem immer wieder nach Hause zieht. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie nicht im College in England blieb, anstatt immer wieder zu ihrer Familie zu fahren, wo es wieder Streit und Gewalt gab. Tara verachtet ihre Eltern nicht dafür, dass sie ihr keine anständige Bildung zukommen ließen als Kind, sie verachtet sie dafür, dass sie all die Jahre weggeschaut und nichts getan hatten, als Shawn sie quälte.

Beeindruckend ist, wie Tara es selbst geschafft hat, sich durch Lernen und Lesen ihre heutige Bildung anzueignen, sogar ihren Doktortitel zu machen, obwohl sie nie das dafür notwendige, wie sie glaubte, Selbstvertrauen hatte. Es war ein langer und steiniger Weg, den sie gehen musste und dafür verdient sie volle und große Anerkennung, die sie von ihrer eigenen Familie nie bekam.

Fazit:

Ein wunderbarer, faszinierender und berührender autobiografischer Roman, der mir oft den Atem raubte und mich mit Stolz erfüllte, obwohl ich Tara gar nicht kenne, dass sie zu sich selbst gefunden hat und sich ihren Traum von Bildung erfüllen konnte.

Ich bedanke mich herzlich beim Kiepenheuer & Witsch-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares. Ohne sie hätte ich dieses wunderbare und faszinierende Buch wahrscheinlich nie gelesen.