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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2023

Gutes Thema aber blasse Hauptfigur in etwas lahmer Story

Männer töten
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Die Handlung ist schnell erzählt; Vorsicht, Spoiler! Protagonistin Anna Maria ist von Berlin in ein Dorf gezogen, in dem Frauen die Männer töten, die sie verletzt haben oder von denen sie sich bedroht ...

Die Handlung ist schnell erzählt; Vorsicht, Spoiler! Protagonistin Anna Maria ist von Berlin in ein Dorf gezogen, in dem Frauen die Männer töten, die sie verletzt haben oder von denen sie sich bedroht fühlen. Auch Anna Maria wird zur Mörderin.

Der Roman thematisiert Gewalt von Männern gegen Frauen. Physische, sexuelle und psychologische Gewalt, geschildert aus dem Blickwinkel der Protagonistin.

Den Schreibstil empfinde ich als holperig. Eigentümliche Formulierungen treten auf, sie könnten Ausdruck von Anna Marias Gedanken sein, aber die Figur bleibt mir fremd. Ich sehe nur, was sie tut, aber nicht, was sie fühlt oder denkt. Leider kann ich deswegen die Handlung nicht nachvollziehen. Die Frauen begehen die Morde und erzählen davon, als hätten sie falsch geparkt. Ich hätte mir mehr Emotionen gewünscht, oder das Gegenteil, emotionale Kälte. Aber dem Roman fehlt einfach die psychologische Ebene, so habe ich es jedenfalls empfunden. Lange dachte ich, dass alles nur ein Traum von Anna Maria sei.

Da der Scoop – die Frauen bringen ihre Peiniger um – schon ziemlich zu Beginn des Romans erzählt wird, habe ich eine Steigerung erwartet. Doch diese bleibt aus. Weitere Morde werden begangen, aber durch die distanzierte Erzählweise berühren sie mich nicht.

Positiv an dem Roman ist das Thema Gewalt gegen Frauen. Auch das Gendern hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Vielversprechender Auftakt für eine Romanreihe um eine keltische Bardin

Die Zeit des Aufbruchs
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Der Kurzroman erzählt die Geschichte der jungen Bardin Arduinna, die durch ein fluchähnliches Gebot höchstens einen halben Monat an einem Ort bleiben darf. Sie liebt einen Mann, der mit einer anderen Frau ...

Der Kurzroman erzählt die Geschichte der jungen Bardin Arduinna, die durch ein fluchähnliches Gebot höchstens einen halben Monat an einem Ort bleiben darf. Sie liebt einen Mann, der mit einer anderen Frau zwangsverheiratet wurde und den sie wiedersehen möchte. Doch dieses Treffen, ich ahne es, liegt noch in ferner Zukunft.
Der Roman ist bildreich und emotional geschrieben. Er führt mich in eine keltische, also eisenzeitliche Welt, die ich wie in einem Film erleben kann. Die Stimme der Protagonistin Arduinna ist nah, jugendlich und geprägt von der vorgeschichtlichen Welt. Mit Gefühl und Optimismus, auch mit einem gewissen Witz nimmt sie ihr Schicksal in die Hand. „Die Zeit des Aufbruchs“ ist die Vorgeschichte zu der Romanreihe Die Wortflechterin. Ich bin gespannt, wie es mit Arduinna weitergeht.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Lockerer Schreibstil, autobiografisch wirkende Handlung

Anti
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Der Schreibstil ist schön flüssig und perspektivisch, ich bin in das Ruhrpott-Setting mit antiautoritärem Kinderladen und Hippy-Eltern schnell eingetaucht. Da in der Beschreibung des Romans steht, dass ...

Der Schreibstil ist schön flüssig und perspektivisch, ich bin in das Ruhrpott-Setting mit antiautoritärem Kinderladen und Hippy-Eltern schnell eingetaucht. Da in der Beschreibung des Romans steht, dass die Geschichte keine Autobiografie ist, habe ich erwartet, dass eine typische Romanhandlung folgt, dies war aber nicht der Fall. In dem Buch habe ich den roten Faden, die eigentliche Geschichte, vermisst. Zwar konnte ich die Protagonistin, das Mädchen Maja, ein paar Jahre ihres Lebens begleiten, aber die Ereignisse reihten sich so aneinander wie im wahren Leben. Nach der Beschreibung hatte ich eine "klassische" Geschichte im Sinn einer Heldenreise erwartet. Für ein Lesepublikum, das sich für antiautoritäre Erziehung im Deutschland der siebziger Jahre interessiert, ist Anti eine schöne Lektüre.

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Eine großartige Hilfe für alle, die ihre Texte als Buch veröffentlichen möchten

Einfach ein Buch veröffentlichen
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Eigentlich ist der Ratgeber von Birgit Constant für den Einstieg in die Schriftstellerei gedacht. Allerdings habe ich schon mehrere Bücher herausgebracht und doch noch ordentlich was dazu gelernt. Das ...

Eigentlich ist der Ratgeber von Birgit Constant für den Einstieg in die Schriftstellerei gedacht. Allerdings habe ich schon mehrere Bücher herausgebracht und doch noch ordentlich was dazu gelernt. Das Buch ist reich an Listen, Weblinks und Tipps, sodass ich mich zu dem Thema "Buch veröffentlichen" noch einmal auf den neuesten Stand bringen konnte. Constant vergleicht die Optionen beim Veröffentlichen und beim Marketing und geht jeweils gründlich auf die jeweiligen Vor- und Nachteile ein. Zusätzlich gibt es Aufgaben und Listen zum Abhaken, das sind sehr wertvolle Arbeitshilfen. Der Schreibstil ist klar und informativ, aber dabei so locker, dass ich das Buch runtergelesen habe wie Unterhaltungsliteratur. Naja, nicht ganz, ich habe mir auch etliche Notizen gemacht, die nun an meinem Pinbrett über dem Schreibtisch hängen.
Übrigens kann man sich auf Constants Webseite https://www.fuerautoren.de/ in den Newsletter eintragen, was ich selbst natürlich gleich erledigt habe.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Ein starker Roman mit posthumanem Touch

Rho
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Der Science-Fiction-Roman spielt auf Deuteragäa, einem Planeten, der sich zwar um seine Sonne, aber nicht um sich selbst dreht. Deswegen ist Leben nur in der Dämmerungszone zwischen der vereisten Nacht- ...

Der Science-Fiction-Roman spielt auf Deuteragäa, einem Planeten, der sich zwar um seine Sonne, aber nicht um sich selbst dreht. Deswegen ist Leben nur in der Dämmerungszone zwischen der vereisten Nacht- und der glühend heißen Tagseite möglich. Dort haben sich vor nicht allzu langer Zeit Menschen von der Erde angesiedelt. Sie leben sehr dicht aufeinander, da der Platz beschränkt ist. In der Wüste nah dieser von Menschen bewohnten Zone leben doggengroße „Insekten“, die Mantis, die von den Menschen kaum erforscht sind. Die Bezeichnung der Tiere als Insekten hat mich als Biologin zunächst gestört, denn wegen ihres Exoskeletts und der Tracheenatmung können Insekten nicht so groß werden. Doch ich habe mich damit getröstet, dass die Protagonistin Moira diesen Begriff nur deshalb wählt, da die Tiere äußerlich den Insekten der Erde ähneln. Und tatsächlich stellt sich im Lauf des Romans heraus: Mantis sind keine Insekten!

Zurück zur Handlung: Während die Mantis sich in der ersten Zeit der menschlichen Besiedlung friedlich verhielten, führen sie nun Angriffe durch, die zahlreiche Todesopfer fordern. Die Protagonistin Moira, eine Ärztin und Journalistin, entgeht bei einem dieser Überfälle nur knapp dem Tod. Ein Soldat rettet ihr das Leben und flieht mit ihr vor den Mantis in die Wüste. Dort entdeckt Moira, dass der Soldat kein gewöhnlicher Mann ist – mehr will ich von der Handlung nicht verraten.

Schmidts Schreibstil ist locker und flüssig. In den ersten zehn Seiten ist zwar viel Information verpackt, so dass ich diese tatsächlich zwei Mal gelesen habe, aber dann wurde der Roman zum Pageturner. Die Geschichte wird aus der Sicht von Moira, von Keith und von Rho erzählt, die Figurensprachen sind herrlich verschieden und jede auf ihre Art sympathisch. Mir gefiel besonders, dass selbst die „großen“ Gefühle wie Schmerz, Trauer, Angst und Liebe so wunderbar unpathetisch beschrieben sind, aber dennoch stark und präsent wirken. Der Antagonist Keith ist zwar kein sympathischer Kerl, doch die Autorin versteht es, ihn als facettenreichen Menschen zu schildern, der in mir eher Mitleid als Abneigung weckt.

Die Romanwelt ist weder distropisch noch utopisch. Offenbar leben die Menschen auf Deuteragäa relativ gleichberechtigt miteinander, Sexismus und Rassismus sind kein Thema im Roman, und auch die Klassenunterschiede scheinen gering zu sein. Dadurch konzentriert sich die Spannung nur auf die Geschichte selbst, auf die Story. Und diese ist meisterhaft gesponnen. Die Handlungsstränge verweben sich reibungslos, die Wendungen kommen genau zum richtigen Zeitpunkt und werden plausibel eingeführt. So bleibt die Spannung durch den ganzen Roman erhalten. Ich habe ihn fast in einem Rutsch gelesen und empfehle ihn nicht nur Science-Fiction-Fans, sondern allen Leser*innen, die spannende Romane mit aktiv handelnden Heldinnen mögen.

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