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Veröffentlicht am 29.03.2018

"Früher war alles besser", so sagt man. Ob das wirklich der Fall ist?

Roter Herbst in Chortitza
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Beschreibung:
Der Autor Tim Tichatzki nimmt uns in seinem Debüt in die Jahre 1919 bis 1947. Eine Zeit in der Angst und Schrecken an jeder Ecke lauerte. Mit diesem Werk schrieb er die Lebenserinnerungen ...

Beschreibung:


Der Autor Tim Tichatzki nimmt uns in seinem Debüt in die Jahre 1919 bis 1947. Eine Zeit in der Angst und Schrecken an jeder Ecke lauerte. Mit diesem Werk schrieb er die Lebenserinnerungen seiner Schwiegermutter nieder.

Er erzählt die Geschichte zweier Freunde, Maxim und Willi, die Beide in Osterwick aufwachsen. In diesem Dorf leben überwiegend Mennoniten, die sich ihrem Glauben verschrieben haben sowie Abstand von jeglicher Gewalt nehmen. Im Laufe der Zeit kämpft Willi mit seiner Familie ums nackte Überleben, während Maxim sich auf die Seite des Regimes schlägt. Die Freundschaft entzweit und keiner der Beiden weiß ob sie sich je wieder sehen werden.

Meinung:


Obwohl ich das Buch bereits vor einigen Tagen beendet habe, weiß ich ehrlich gesagt immer noch nicht wo ich anfangen soll. Die Geschichte hat mich einfach überwältigt und aufgewühlt, ging mir unter die Haut. Natürlich bekommt man ab und an mal wieder mit, wie der Krieg über die Kontinente fegte. Hört verschiedenen Berichte hier und da. Vielleicht bekommt man sogar mal etwas von jemandem erzählt, der mitunter selbst dabei war. Doch diese Menschen gibt es immer weniger und bei vielen sitzt der Schmerz so tief, dass sie es nicht wagen darüber zu sprechen – so die Erfahrung aus meiner Familie.

Ich ziehe zuerst einmal den (virtuellen) Hut vor Tims Schwiegermutter, dass sie die Kraft hatte ihm von den Geschehnissen zu erzählen. Ihn an ihrer Geschichte teilhaben zu lassen. Zudem möchte ich auch dem Autor ein großes Lob für seine Recherche Arbeit zukommen lassen.

Bereits zu Anfang fiel mir sehr positiv auf, dass die Kapitelüberschriften immer einen kleinen Einblick auf das Geschehen geben – ohne aber zu viel zu verraten – außerdem sind sie mit Ort und Zeitangaben versehen, was sehr hilfreich ist. Auf den ersten Seiten des Buchs findet der Leser zusätzlich noch eine kleine Landkarte, sodass er sich problemlos zurechtfinden kann. Tim Tichatzki hat außerdem einen sehr einnehmenden und flüssigen Schreibstil, sodass man sich von Anfang an einfach in die Geschichte befördert fühlt. Ich fand schnell in das Buch und wollte es nicht mehr aus der Hand legen, lediglich um das „Erlebte“ zu verarbeiten.

Sehr gut gefielen mir die Beschreibungen der mennonitischen Siedler, ihrer Grundsätze, wie sie lebten, alles einfach. Ich finde es absolut bewundernswert, dieses friedliche Miteinander und man kann das Gemeinschaftsgefühl regelrecht herauslesen. Obwohl die Thematik des Buchs sehr ernst ist, und auch beim Lesen nicht immer leicht zu verdauen, hat der Autor es geschafft all diese Brutalität „sehr schön“ zu verpacken. Er schafft es einem das Grauen vor Augen zu führen, aber einem dennoch keine zu extremen Bilder in den Kopf zu pflanzen.

Es war interessant über all die Machenschaften zu lesen, die damals in der Ukraine oder auch Russland vor sich gingen. Söldner/ Miliz, welche ein Verhaftungssoll erfüllen mussten. Bauern, die durch Verhaftung quasi zur Enteignung gezwungen wurden. Der Staat, wie er die Bauern „versklavt“ und ausnimmt, sodass diese letzten Endes den Winter kaum oder gar nicht überstehen. Das alles aus der Sicht eines Dorfes, das wohl am Wenigsten für all das kann – oder daran mitgewirkt hat.

Manchmal hatte man solche lichten Momente, in denen man Hoffnung hegt, dass sich nun endlich alles zum Besseren wendet. Die Deutschen evakuieren das Dorf. Bis nach Thüringen ging die Reise. Doch weit gefehlt, denn dies wurde zur russischen Besatzungszone. Auch erfährt man, dass die Alliierten einen Vertrag hatten, alle ehemals russischen-deutschen sind an die Russen auszuliefern. So kamen sie vom Regen in die Traufe. Ich entsinne mich nicht davon je in unserem Geschichtsunterricht gehört zu haben, somit ein sehr interessantes wie auch schmerzliches Detail unserer Vergangenheit.

Fazit:


Es ist kein ermüdendes Sachbuch. Es ist ein Buch, das unter die Haut geht und die Geschichte aus der Sicht einer betroffenen Familie erzählt. Eine Reise in die Vergangenheit, die wir uns so nicht vorstellen können. Mich hat es überwältigt, mitgerissen, aufgewühlt und darum würde ich es jedem empfehlen, der gerne einen Blick in diese Zeit werfen möchte.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Let's Jazz!

Höllenjazz in New Orleans
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Beschreibung:
New Orleans im Jahre 1919: Vier Ermittler, drei Fährten und ein Mörder. Alle jagen sie den mysteriösen „Axeman-Mörder“, welcher in der Stadt sein Unwesen treibt. Wie der Name schon verrät ...

Beschreibung:


New Orleans im Jahre 1919: Vier Ermittler, drei Fährten und ein Mörder. Alle jagen sie den mysteriösen „Axeman-Mörder“, welcher in der Stadt sein Unwesen treibt. Wie der Name schon verrät ist seine Waffe eine Axt. Jedes Mal hinterlässt er ein Blutbad und eine handgezeichnete Tarotkarte. Während der offizielle Ermittler Michael Talbot sich im Kreis dreht, wird der ehemalige Polizist und Gefängnisinsasse Luca D’Andrea von der Mafia beauftragt den Killer zu finden. Auch Ida befasst sich mit diesem seltsamen Fall und zieht ihren besten Freund Louis mit in die Sache. Während ein Sturm über New Orleans hinwegfegt und die Ermittler dem Axeman immer näher kommen, fordert er, dass die Bewohner eine Nacht lang Jazz spielen sollen, ansonsten wird es ein neues Opfer geben.

Meinung:


Da ich bereits vor kurzem ein Buch gelesen habe, welches in New Orleans spielte, wenn auch etwa 10 Jahre zuvor, war ich direkt in der Geschichte. Es ist ein Ort, der mich immer wieder auf’s Neue fasziniert. Nicht nur, dass in New Orleans etliche Kulturen zusammen treffen, auch das düstere Ambiente sowie die „Landschaft“ reizen mich immer wieder. Gesetzte sind dort eher Nebensache, denn die Mafia, Polizei, andere hochrangige Beamte sowie Kriminelle arbeiten dort oft Hand in Hand – getreu dem Motto: Geld regiert die Welt. Schnell wird klar, dass dies auch hier der Fall ist.

Sehr interessant fand ich die verschiedenen Perspektiven und das Kennenlernen mit den Protagonisten. Diese gefallen mir durch die Bank weg gut, denn sie wirken authentisch. Michael Talbot hat in seiner Vergangenheit hat er seinen Kollegen D’Andrea verraten, seine Frau entspricht nicht ganz den gesellschaftlichen Vorschriften und dennoch hat er meiner Meinung nach das Herz am rechten Fleck. Durch ihn bekommt man die Ermittlungsarbeiten der Polizei aus nächster Nähe mit sowie den Druck, welchen der Fall auf den Bürgermeister und seinen Chef ausübt. Schließlich haben die Bewohner von New Orleans Angst. Wer könnte der Nächste sein?!

Luca D’Andrea kommt während dieser Zeit aus seiner fünfjährigen Haftstrafe frei. Er soll noch einen letzten Fall für seinen Freund Carlo, dem Oberhaupt der örtlichen Mafia, erledigen. Sein Auftrag lautet: Finde den Axeman! So bekommt man auch hier wunderbare Einblicke. Dank seiner Verbindungen zu allen möglichen Leuten, die er noch aus seiner Vergangenheit bei der Polizei kennt, fällt ihm dies auch nicht all zu schwer.

Ida und Louis sind wohl die außergewöhnlichsten Charaktere. Ida ein Mischling, die weder wirklich weiß ist, aber auch nicht ansatzweise schwarz ist und Louis, der schwarze Jazzmusiker. Dank Idas Job in der Pinkerton Agentur haben sie etliche Möglichkeiten und nutzen diese auch.

Der Schreibstil war flüssig, locker und schön detailreich. Abgesehen von einigen Längen, bin ich förmlich durch die Geschichte geflogen. Jeder der Ermittler folgt einer anderen Spur, die aber am Ende doch alle zusammen laufen. Dadruch wurde es auch nie langweilig. Wie so oft würde ich ja zu gern erzählen, wie das ganze ausging und was mich daran begeistert hat…. Der Showdown hatte es auf jeden Fall in sich! Die Mischung aus dem wahren Fall und Fiktion ist unglaublich gut gelungen. Die verschiedenen Zeitungsausschnitte und Polizeiberichte haben die Geschichte zusätzlich noch aufgelockert.

Fazit:


Das Buch war eine super Abwechslung zu den üblichen Kriminalfällen mit wunderbaren Charakteren und einem interessanten Verlauf. Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Netter Zeitvertreib.

Seelen
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Beschreibung:
Eines Tages wird die Erde von Außerirdischen besetzt. Diese bemächtigen sich des menschlichen Körpers, denn es sind Seelen. In einem einfachen Verfahren werden diese in den Wirt eingesetzt ...

Beschreibung:


Eines Tages wird die Erde von Außerirdischen besetzt. Diese bemächtigen sich des menschlichen Körpers, denn es sind Seelen. In einem einfachen Verfahren werden diese in den Wirt eingesetzt und übernehmen dessen Leben. Doch es gibt Rebellen. Menschen, die sich verstecken, ihr eigenes Leben bewahren wollen. Interessanter Weise sind die „Seelen“ eine friedliche Gattung, die sich von Gewalt distanziert. Die sog. „Sucher“ sind dafür zuständig die letzten Menschen zu finden. Sie hingegen übernehmen schnell die Gewaltbereitschaft der Menschen. Eines Tages wird die Rebellin Melanie gefasst und bekommt eine „Seele“ eingesetzt. Wanderer ist ihr Name. Doch Melanies Bewusstsein ist so stark, dass sie sich nicht vertreiben lässt. So leben Wanderer und Melanie gemeinsam, in einem Körper. Teilen ihre Erinnerungen, Gefühle, Ängste. Sie fliehen aus der Gesellschaft, schließen sich den Rebellen an, treffen auf Melanies alte Bekannte und Familie. Doch die „Seele“ wird verfolgt von ihrer Sucherin und so nimmt die Geschichte ihren Lauf…

Meinung:


Wie so oft handelte es sich um eine gekürzte Lesung. Ich bin der Überzeugung, dass man das auch merkt. Gelegentliche Abbrüche oder Sprünge ließen mich mehrfach zweifeln ob ich versehentlich nicht zugehört habe. Die Sprecherin fand ich recht unterschiedlich. In manchen Passagen war sie wirklich grandios. In anderen hatte ich wirklich meine liebe Not ihr zu folgen und heraus zu hören wer gerade einen Dialog mit wem führt. Sowie manche Betonungen etwas fragwürdig waren. Im Schnitt würde ich sagen, dass es okay war.

Die Geschichte fand ich zu Anfang sehr interessant. Auch die Umsetzung machte mich neugierig. Tja, wer sich jedoch an Twighlight erinnert, der sollte daran denken, dass die Reihe doch sehr emotional war, um es mal milde zu formulieren. Hätte ich mir den Klappentext mal richtig durchgelesen, dann wäre mir das vielleicht auch in den Sinn gekommen, aber das Thema klang soooo interessant. Außerirdische, hallo?!

So beginnt die Geschichte, dass die zwei Damen – Melanie und Wanda, wie sie später getauft wurde – stets im Klinsch lagen. Absolut verständlich, denn wer möchte schon seinen Körper und alles mit jemandem teilen?! Danach zog sich alles ewig in die Länge. Irgendwann kam endlich ein Teil, in dem es dann auch um die Geschichte der „Seelen“ ging, vor allem um Wandas Geschichte, die bereits in verschiedenen Welten gelebt hatte. Hier wurde es interessant. Natürlich war es auch interessant, wie die Menschen es so lange Zeit schafften zu überleben und wie sie lebten. Aber mal Hand auf's Herz: In wie viel Endzeitfilmen oder Zombie Apokalypsen bekommt man das mit?

Die Entwicklung von Wanda, ihrer Denkweise und letzten Endes auch die Entscheidung, die sie zum Wohl der Menschheit traf, gefielen mir. Es war jedoch recht absehbar. Sie ist ein unglaublich berechenbarer Charakter, was sie sie fast etwas langweilig macht. Genau das war es auch, das mir an der Geschichte nicht so richtig gefiel. Ich fand keinen Zugang. Die meisten Charaktere machen einfach einen oberflächlichen, naiven oder langweiligen Eindruck. Es fehlte einfach das gewisse Etwas.

Anfangs waren die Rebellen kritisch, als Wanda zu ihnen kam. Absolut nachvollziehbar. So manch einer trachtete ihr kurzzeitig nach dem Leben. Auch verständlich. So ging es ein bisschen hin und her. Schließlich sind dann doch alle gute Freunde und heile Welt. Uff. Das war mir irgendwie fast zu viel Friede, Freude, Eierkuchen.


Fazit:


Ein netter Zeitvertreib für weniger anspruchsvolle Hörstunden. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich das Buch nicht gelesen habe. Das wäre vermutlich zur Qual geworden - oder hätte ich mich dann besser in die Protagonisten rein versetzten können?! Das werden wir wohl nie erfahren.

2,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 21.03.2018

Kurz, knackig und unterhaltsam

Blutiger Schnitt
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Beschreibung:
In einem neu eröffneten Sandwichladen wird sonderbares Fleisch gefunden. Nach einer Überprüfung stellt sich heraus, dass es sich dabei um den vermissten Kevin Moyes handelt(e). DI Aliya Pereira ...

Beschreibung:


In einem neu eröffneten Sandwichladen wird sonderbares Fleisch gefunden. Nach einer Überprüfung stellt sich heraus, dass es sich dabei um den vermissten Kevin Moyes handelt(e). DI Aliya Pereira und DS Marc Bain bekommen den Fall übertragen. Schnell stellt sich heraus, dass Kevin wohl auch an andere Läden der Umgebung geliefert wurde. Leider lässt sich so etwas nicht lange geheim halten, sodass das Ermittler Duo von der Presse Druck bekommt. Schnell finden sie heraus, dass weitaus mehr hinter der ganzen Angelegenheit steckt.

Meinung:


Nachdem ich die Leserunde für den zweiten Band auf Lesejury.de entdeckt hatte, musste ich natürlich den ersten lesen. Bereits in der Leseprobe zu „Blumen des Todes“ machten die Ermittler einen recht sympathischen Eindruck. Also hieß es: Ran an das Buch!

Ehrlich gesagt bin ich auch etwas unschlüssig. Die Protagonisten finde ich nach wie vor sehr sympathisch. Doch ihren Dialogen konnte ich manchmal nicht folgen konnte. Hier möchte ich aber anmerken, dass es eher beim unwesentlichen Teil der Handlung der Fall war. Die Ermittlungsarbeit war gut nach zu vollziehen. Dennoch ein seltsames Gefühl.

Schnell wird in der Geschichte klar, dass Pereira um ihren Stand als DI kämpfen muss. Immer wieder wird sie mit der Tatsache konfrontiert, dass sie eine Frau ist, dazu noch Inderin und allein erziehende Mutter von zwei Kindern. Hurra. Sie ist dennoch souverän im Umgang mit ihren Vorgesetzten, nicht unterwürfig oder aufmüpfig. Sie macht ihren Job.

Bain bringt hier etwas mehr Leben rein. Er findet immer einen Schauspieler mit dem er andere vergleichen kann. Ansonsten erfährt man in diesem Teil nicht sonderlich viel über ihn. Alternativ könnte man ihn auch einfach als Pereiras Schatten sehen. Bei der dicke des Buches ist das aber okay, wenn seine Lebensgeschichte auf einen anderen Teil vertagt wird.

Der Schreibstil war angenehm und leicht zu lesen. Auch die Geschichte war interessant. Was alles mit einer Lieferung Menschenfleisch beginnt endet mit…. Hier könnte ihre Werbung stehen. Also er endet auf jeden Fall wieder bei einem Teil der Fleischgeschichte, aber die Route dorthin führt über einen anderen Weg und trotz allem gibt es noch eine gelungene Wendung am Ende. Wobei man auch sagen könnte, dass das Ende offen ist und der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, was man darüber schlussendlich denkt.

Fazit:


Mir hat der kleine Buchsnack von 155 Seiten für zwischendurch recht gut gefallen und ich freue mich schon auf den zweiten Band, der in Kürze erscheinen soll. Man sollt keinen super Tiefgang erwarten, aber für Unterhaltung ist gesorgt.

Veröffentlicht am 14.03.2018

Viel Blut um nichts.

Killer City
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Beschreibung:
Chicago im Jahr 1893
Die Menschen kommen in Strömen um die Weltausstellung zu besuchen. Unter ihnen: Thronhill. Ein unscheinbarer Killer, der meint in der Masse untertauchen zu können. Seine ...

Beschreibung:


Chicago im Jahr 1893
Die Menschen kommen in Strömen um die Weltausstellung zu besuchen. Unter ihnen: Thronhill. Ein unscheinbarer Killer, der meint in der Masse untertauchen zu können. Seine besondere Gabe ausleben zu können. Doch er gerät schneller ins Visier der Öffentlichkeit als er denkt. Wird der Jäger zum Gejagten?

Meinung:


Mein erster Eindruck war: „Muss ich lesen!“
Schon allein die ersten Kapitel der Leseprobe hatten mich überzeugt. Von dem gewohnt einnehmenden Hohlbein’schen Schreibstil fange ich erst gar nicht an.

Direkt auf den ersten Seiten fühlt man sich ins Jahr 1893 katapultiert. Man hört die Menschen, fühlt das rege Treiben auf den Straßen und all das aus der Sicht eines Mörders. Die folgenden Kapitel waren ebenfalls sehr interessant, da diese aufgeteilt waren in zwei Zeiten. Die Vergangenheit und die Gegenwart. Der Leser erfährt also einiges über den Antihelden. Er begleitet ihn in die Schlacht von Gettysburg, auf einen persönlichen Feldzug und durch die Goldgräberzeit.

Auch in der Gegenwart erfährt man ein wenig über Thornhill, aber leider ist er dann doch die meiste Zeit damit beschäftigt seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Oder sollte ich sagen: von Messers Schneide springen?!

Das hat mein Lesevergnügen leider etwas gedämpft. Die Kämpfe wirkten in meinen Augen langatmig und übertrieben. Selbst wenn es interessant ist zu lesen, wie der Jäger zum Gejagten wird, so hatte ich oft das Gefühl, dass einer der beiden Kontrahenten doch mal umfallen muss. Schließlich ging der Kampf schon über etliche Seite.
Im Schnitt würde ich sagen, dass die Gegenwart im ersten und im letzten Viertel sehr gut ist, der Teil dazwischen ist etwas – hm – gewöhnungsbedürftig. Die Einblicke in Thornhills Vergangenheit sind durchweg gut gelungen und vor allem sehr aufschlussreich was seine Persönlichkeit angeht.

Thornhill selbst hat mir sehr gut gefallen. Er, der Mörder mit dem Kodex. Leichte Parallelen erinnerten an Dexter Morgan, dem Blutspurenanalysten aus Miami. Doch man stellt schnell fest, dass man sich täuscht. Ich finde den Charakter unglaublich ironisch, weil er sich irgendwie auch des Öfteren selbst im Weg steht. Er tötet um zu überleben, aus Gewohnheit, aber eigentlich will er das gar nicht, woraufhin ihn Selbstzweifel plagen. Man weiß nie ob man ihn denn nun verachten oder Mitleid mit ihm haben soll.

Die Nebencharaktere sind gemischt. Der eine bleibt mehr im Gedächtnis, der andere weniger, aber wirklich Tiefgang oder eine Geschichte hat keiner von Ihnen. Was ich aber auch nicht tragisch finde.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Grundidee sehr gut ist, aber mir an etlichen Stellen zu langatmig. Befand man sich gerade in einem schönen Lesefluss aus einem Kapitel der Vergangenheit, herrschte in der Gegenwart oft Hektik durch das Kampfgeschehen. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht. Es lässt sich flüssig lesen, ist sehr detailliert und fesselnd.

Fazit:


Grundsätzlich ein guter Thriller, der mir persönlich leider etwas zu viel Kampf und Blut im Verhältnis zur Geschichte selbst.

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