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Veröffentlicht am 28.03.2018

Aufarbeitung der Vergangenheit

Ein mögliches Leben
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Es ist die Geschichte von Franz Schneider. Franz, der mit seinem Enkel nach Texas fliegt um das dortige Lager zu besuchen in dem er als Kriegsgefangener während und nach dem 2. Weltkrieg interniert war. ...

Es ist die Geschichte von Franz Schneider. Franz, der mit seinem Enkel nach Texas fliegt um das dortige Lager zu besuchen in dem er als Kriegsgefangener während und nach dem 2. Weltkrieg interniert war. Heute ist er fast 90 Jahre alt, aber diese eine Reise in die Vergangenheit muss noch sein. Allein wäre er vielleicht gar nicht gefahren, aber sein Enkel dem er immer wieder Informationen und historisches Material per Internet sendete, meinte dann lass uns hinfahren. Auf der Fahrt und nach der dortigen Ankunft, schweifen die Gedanken von Franz in die Vergangenheit. Die Erinnerungen an sein Elternhaus und die Zeit vor dem Krieg, bis nach Frankreich wo er gefangen wurde. Und er erzählt von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Lager und von seinem Freund Paul.

Am Anfang hatte ich so ein wenig Schwierigkeiten mit diesem Buch. Ich wusste nicht so richtig, wo wird es mich hinführen. Das änderte sich, je mehr ich von Franz und auch von Paul erfuhr. Am Anfang erfährt man viel vom Leben von Franz, der Einfluss seines Vaters und auch über seinen Bruder Josef, der ihn genau in die andere Richtung drängen will. Der Einfluss des Vaters und auch die Mitgliedschaft damals in der Hitlerjugend erreichen ihr Ziel. Er wird eingezogen und zieht in den Krieg. Dann im Lager, während der Kriegsgefangenschaft und vor allem während der Freundschaft mit Paul vollzieht sich eine Wendung. Paul selbst ist als deutsches Kind mit seinen Eltern nach Amerika ausgewandert. Und trotzdem zieht er für die Deutschen in den Krieg. Bei beiden, Franz und Paul kommt langsam die Erkenntnis, dass sie auf der falschen Seite gestanden haben.
Die Erlebnisse im Lager und auch später verändern Franz völlig. Er hat die Strapazen der Gefangenschaft überwunden und ist nach Deutschland zurück gekehrt. Die Ereignisse und Erlebnisse haben ihn verändert. Er kämpft für die Gerechtigkeit mit unnachgiebiger Härte. Er schreckt auch nicht davor zurück, das in der eigenen Familie mit einer unnachgiebigen Konsequenz zu tun.

Dann die Reise mit dem Enkel zurück in die Vergangenheit - dabei findet in ihm erneut eine Veränderung statt. Das macht ihn so menschlich und sympathisch und ich kann mich mit der Figur des Franz immer mehr anfreunden. Alle Härte und Selbstgerechtigkeit scheint so langsam zu entschwinden. Als beobachtender Leser macht es mir zunehmend mehr Freude.

Ich fand dieses Buch überaus lesenswert und vor allem auch sehr interessant. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne und vergebe vier Lesesterne.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Historischer Krimi aus New Orleans

Höllenjazz in New Orleans
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Wir befinden uns in New Orleans im Jahre 1919. Die Stadt ist in Aufruhr. Der Axemann geht um. Er überfällt scheinbar wahllos Bürger der Stadt in ihren Häusern und erschlägt sie nicht nur mit der Axt, sondern ...

Wir befinden uns in New Orleans im Jahre 1919. Die Stadt ist in Aufruhr. Der Axemann geht um. Er überfällt scheinbar wahllos Bürger der Stadt in ihren Häusern und erschlägt sie nicht nur mit der Axt, sondern verstümmelt sie auch noch auf das Übelste. Die Beerdigungen, die in New Orleans anders sind, als überall, nehmen zu.

Der ermittelnde Detective Lieutnant Michael Talbot gerät zunehmend unter Druck. Man fordert Ergebnisse von ihm und erhofft sich dadurch, dass das Morden endlich ein Ende hat. Bei der Vielzahl der ermordeten Personen wird schnell klar, es handelt sich fast nur um Mitglieder der italienischen Gemeinde von New Orleans. So wird natürlich ein Hintergrund bei rivalisierenden Mafiafamilien gesucht. Aber es gibt weitere Personen, die den Axemann aus den verschiedensten Gründen suchen. Da ist zum Einen der ehemalige Polizist Luca de Andrea. Er kommt gerade nach einem Gefängnisaufenthalt wegen Korruption mit der Mafia wieder in die Stadt. Er wird vom italienischen Mafiaboss beauftragt, den Täter zu finden. Aber auch Ida Davies, Mitarbeiterin der Pinkertons Detektivagentur möchte den Täter finden, sie ist mit ihrer Schreibtischtätigkeit einfach nicht ausgelastet. Ihr zur Seite steht übrigens Lewis Armstrong, der begnadete Jazzmusiker, der aber zum diesem Zeitpunkt gerade am Anfang seiner Karriere steht.

Jeder ermittelt mit einem anderen Ansatz und alle finden irgendwann zum Ziel. Aber bis dahin passiert so extrem viel.

Mir hat dieses Buch ungemein gut gefallen. Es vermittelt so unwahrscheinlich gut den Zeitgeist, der zur damaligen Zeit in New Orleans herrschte. Die Vielzahl der Menschen verteilte sich gut über die Stadt. Es gab nicht nur die farbigen Kreolen im Norden, sondern die Iren im Süden, die Schwarzen im Westen, die Italiener in Little Italy und dazwischen noch die verschiedensten anderen ethnischen Völkergruppen in der Stadt. Jeder versuchte dem anderen nicht in die Quere zu kommen. Verbrechen an sich waren an der Tagesordnung und trotzdem erreicht der Axemann durch die Vielzahl der Toten alle Einwohner. Verstärkt wird das auch durch das Auffinden der Tarotkarten bei den Opfern. Auch hierbei wird die Besonderheit der Stadt beim Lesen deutlich. Hier glaubten die Menschen noch an Vodoo-Zauber und auch an die Tarotkarten. Obwohl es keine Sklaverei mehr gibt, hat es die schwarze Bevölkerung der Stadt sehr viel schwerer. Das wird besonders beim Detective Talbot deutlich, der mit einer Schwarzen verheiratet ist und Kinder hat. Für die Öffentlichkeit ist sie aber seine Angestellte und es darf vor allem niemand erfahren, dass sie verheiratet sind.

Die Beschreibung der Beerdigungen sind absolut lesenswert. Sie sind so anschaulich, dass ich es beim Lesen förmlich sehen kann. Auch wenn in diesem Buch unwahrscheinlich viele Personen mitspielen, sollte man sich davon nicht abhalten lassen. Während des Lesens kommt man damit gut zurecht.

Von mir gibt es für diesen überaus anschaulichen Krimi mit Zeitgeist verdiente fünf Lesesterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Sehr kurzweilig für zwischendurch

The Bartender (San Francisco Hearts 1)
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Nachdem Whitney durch ein dummes Verhältnis mit ihrem Chef den Job verloren hat, kehrt sie ohne Geld erst einmal zu ihren Großeltern zurück. Doch die Suche nach einem neuen Job verläuft nicht so einfach, ...

Nachdem Whitney durch ein dummes Verhältnis mit ihrem Chef den Job verloren hat, kehrt sie ohne Geld erst einmal zu ihren Großeltern zurück. Doch die Suche nach einem neuen Job verläuft nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hatte. Um Ablenkung zu bekommen verabredet sie sich bei Tinder und wird prompt versetzt. Es ist Zufall, dass sie mit dem Barkeeper im Bett landet. Umso größer ist ihr Erstaunen, als sie bei den Hochzeitsvorbereitungen ihrer Freundin Tahlia, deren zukünftigen Schwager Cole kennenlernt, der sich als der Barkeeper entpuppt. Schlimmer noch, es ist der Mann, der sie Jahre zuvor versetzt hatte und damit Ereignisse in Gang setzte, die ihr komplettes Leben veränderten.

Und doch ist da zwischen beiden dieses Knistern und diese Anziehung der sie sich nicht entziehen können. Aber ob aus beiden ein Paar werden kann, ob es ihnen gelingt, alle Missverständnisse aus der Welt zu räumen, dass sollte schon jeder selbst lesen.

Dieses Buch liest sich mit einer Leichtigkeit und es trägt einen förmlich durch die Geschichte. Der angenehme Schreibstil, Spannung und Dramatik, Liebe und Erotik alles zusammen ergibt eine unterhaltsame Mischung der man sich zu gerne unterwirft. Mit diesem Buch gelingt es mühelos dem Alltag zu entfliehen, ohne darüber nachdenken zu müssen.

Mir hat es gut gefallen. Es gibt weitere Bände, auf die ich schon gespannt bin. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne an Mitmenschen, die sich auch mal vom Alltag entspannen wollen und vergebe unterhaltsame vier Lesesterne.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Spannend und unbedingt empfehlenswert

Der Todesmeister
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Der Leichenfund eines jungen Mädchens unweit der Oberbaumbrücke in Berlin schockt die Stadt. Ihr Körper ist durch grausame Folter- und Missbrauchsspuren gekennzeichnet. Noch brisanter wird der Fall als ...

Der Leichenfund eines jungen Mädchens unweit der Oberbaumbrücke in Berlin schockt die Stadt. Ihr Körper ist durch grausame Folter- und Missbrauchsspuren gekennzeichnet. Noch brisanter wird der Fall als sich herausstellt, dass es sich beim dem Opfer um die Nichte des Berliner Justizsenators Max Stade handelt.

Der Fall wird dem LKA übertragen. Hier ermitteln Kenji Tokugawa und Begüm Duran. Zusätzlich zum Team wird Victor von Puppe mit eingesetzt, der auf eigenen Wunsch vom BKA versetzt wurde. Dieses bunt gewürfelte Ermittlerteam hat es in sich. Sie passen in kein Schema. Ergänzt wird die Truppe durch die außergewöhnliche Gerichtsmedizinerin Dr. Stella Samson. Diese vier, die scheinbar nicht zusammenpassen, finden sich zusammen. Bedingt durch ihre unterschiedliche Herkunft, Vorurteile etc. ist es für sie nicht einfach miteinander zu agieren. Die unterschiedlichen Charaktere des Ermittlerteams spielen jedoch wunderbar ineinander und machen das Lesen spannend.

Dann sind da die Eltern und der Onkel des toten Mädchens. Bei ihnen hat man das Gefühl, sie verbergen etwas und machen es den Ermittlern dadurch noch viel schwerer. Warum wurde denn beim Verschwinden des Mädchen keine Vermisstenanzeige gestellt? Beim Versuch der Ermittler mit unkonventionellen Methoden an weitere Informationen zu kommen, schalten sich schnell die höheren Ebenen ein und alle werden in ihre Schranken verwiesen. Im Gegenteil der Fall wird sehr schnell bei der Verhaftung eines Tatverdächtigen zu den Akten gelegt.

Doch es verschwinden weitere Mädchen.

Dieser Thriller hat es in sich und ist genial geschrieben. Zudem fällt der geschliffene und brillante Schreibstil auf. Das lässt sich gut lesen und ist spannend bis zum Ende. Mit psychologischer Raffinesse gelingt es dem Autor die Spannung von Kapitel zu Kapitel zu steigern. Die hohe Grundspannung des Geschehens wiederum sorgt dann dafür, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag und sich total gefesselt und gebannt wiederfindet.
Das Buch konnte voll bei mir punkten und ich vergebe nur zu gerne fünf von fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Erweiterung des ersten Buchs

Das Fest der kleinen Wunder
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Hierbei handelt es sich um eine Art Nachlese für den ersten Teil von Ulrike Renk "Das Lied der Störche". Das Buch lässt sich zwar ohne Vorkenntnisse gut lesen, zum besseren Verständnis ist es aber durchaus ...

Hierbei handelt es sich um eine Art Nachlese für den ersten Teil von Ulrike Renk "Das Lied der Störche". Das Buch lässt sich zwar ohne Vorkenntnisse gut lesen, zum besseren Verständnis ist es aber durchaus gut, wenn man wenigstens das vorangegangene Buch schon gelesen hat.

Für mich war dieses Buch durchaus lesenswert. Ich konnte erneut viel über das Leben in Ostpreußen zur damaligen Zeit erfahren. Wie wenig weiß man eigentlich heute noch über das Leben auf den damaligen Großgütern zu dieser Zeit. So beeindruckt das funktionierende Leben auf einem Gut u.a. mit einer Vielzahl von Personal. Da sind dann nicht nur die Köchin, es gibt auch eine Mamsell (eine Art Hausverwalterin und Organisatorin), es gibt Stallknechte, Dienstmägde und Zimmermädchen. Auch die Anzahl der Personen, die auf so einem Gut leben, ist beträchtlich. Es ist nicht nur die große Familie des Eigentümers, in dem Fall mit dem Ehepaar, drei gemeinsamen und drei weiteren Kindern der Kindsmutter, auch die unverheiratete Schwester des Gutsherrn, eine weitere ältere unverheiratete Dame hat auch noch Unterschlupf gefunden. Auch die Familie des Gutsverwalters und auch das Personal wohnen alle auf dem Gut.

Der Aufwand, den es macht , so ein Gut zu betreiben und die Art so zu leben, wird hier sehr anschaulich beschrieben und gut in die Geschichte mit eingebaut. Wer mehr über das Leben damals dort in Ostpreußen erfahren möchte, über die Sitten, Gebräuche das Essen und vor allem die Sprache, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Mir hat das Buch zwar gefallen, aber der Sinn, warum man die Geschichte einzeln nach Veröffentlichung bereits zweier Bände nachlegen musste, hat sich mir nicht erschlossen. Weniger gut hat mir gefallen, dass an einigen Stellen zu Wiederholungen kam, bei denen ich das Gefühl hatte, es sogar genauso schon mal gelesen zu haben.

Von mir gibt es dafür drei Lesesterne und eine bedingte Leseempfehlung.