Es ist der 6. Fall um Hauptmann Dominik Dornach, und wieder einmal trifft sich das Böse im beschaulichen Solothurn. Diesmal führen die Mordermittlungen der Kriminalpolizei in das Milieu der arabischen ...
Es ist der 6. Fall um Hauptmann Dominik Dornach, und wieder einmal trifft sich das Böse im beschaulichen Solothurn. Diesmal führen die Mordermittlungen der Kriminalpolizei in das Milieu der arabischen Clan-Kriminalität und der italienischen Mafia. Aber auch Wagner-Söldner und Kriegsverbrechen in der Ukraine spielen eine Rolle. Dem Autor ist es gut gelungen, dies Themen in "Solothurn hüllt sich in Schweigen" zusammenzuführen. Das Böse trifft sich in Solothurn.
Über 366 Seiten gelingt es Christof Gasser, einen Spannungsbogen von Beginn an aufzubauen und konstant aufrecht zu erhalten. So möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Alle Handlungsstränge lösen sich auf und beliebte Motive der Solothurn-Serie begeistern erneut die Leserschaft. So begibt sich Tochter Pia mal wieder in Gefahr, und Dornach Selbst hat alle Hände voll zu tun, um seine Frauengeschichten nicht durcheinanderzubringen. Mir gefällt daran besonders gut, dass die Frauen in Gassers Romanen starke Persönlichkeiten sind, neben denen Dornach hier sogar deutlich verblasst. Die Persönlichen Verwicklungen sind mir fast ein bisschen zu viel, aber eben nur fast. Eine kleine Kritik habe ich dahingehend, dass sich ein bestimmtes Schema wiederholt und dadurch am Ende keine Überraschung mehr darstellt. Da es insgesamt aber wieder ein richtig starker Pageturner geworden ist, lasse ich das Pendel zu fünf Sternen ausschlagen.
Pablo Picasso lebte von 1881 bis 1973. 1948 lernte er Eugenio Arias kennen, der von 1909 bis 2008 lebte. Arias war Picassos Friseur und sehr bald schon sein Vertrauter und Freund. Monika Czernin und Melissa ...
Pablo Picasso lebte von 1881 bis 1973. 1948 lernte er Eugenio Arias kennen, der von 1909 bis 2008 lebte. Arias war Picassos Friseur und sehr bald schon sein Vertrauter und Freund. Monika Czernin und Melissa Müller gelang es, Arias über diese Freundschaft zu interviewen. Das Ergebnis ist ein erstmals 2001 bei Kiepenheuer & Witsch publiziertes Buch mit dem Titel "Picassos Friseur - Die Geschichte einer Freundschaft", dass nun anlässlich des 50. Todestages von Pablo Picasso vom Diogenes-Verlag erneut erschienen ist.
Was verbindet einen einzigartigen Künstler und einen Friseur? Wie kreuzten sich ihre Lebenswege und wie kam es zu ihrer Freundschaft? Wer hier einen Enthüllungsroman erwartet, oder pikante Details aus dem Privatleben von Pablo Picasso, der wird sicherlich enttäuscht sein. Damit wäre beim Diogenes-Verlag aber auch nicht zu rechnen. Und über das Zusammenleben mit Picasso hat Françoise Gilot in ihrer Autobiographie "Leben mit Picasso" bereits ausführlich berichtet. Ein Umstand, den Eugenio Arias übrigens ausdrücklich missbilligt hat. Er selbst hat Zeit seines Lebens kein Kapital aus seiner Freundschaft zum berühmten Künstler geschlagen, sondern die zahlreichen Kunstwerke, die Picasso ihm geschenkt hat, dazu verwendet in seiner spanischen Heimatstadt Buitrago del Lozoya ein Museum zu gründen.
Privat wird es dennoch, denn Arias berichtet von den Gemeinsamkeiten, welche die beiden Männer verbunden haben: Das Leben im französischen Exil infolge des Spanischen Bürgerkrieges und der Franco-Zeit, die gemeinsame antifaschistische und antifranquistische Grundhaltung, der Kommunismus (Picasso trat 1944 in die Parti communiste français ein, Arias war Mitglied der Partido Comunista de España) und ihre gemeinsame Passion, der Stierkampf. Außerdem gibt es einige interessante Fotographien, welche ihre Gemeinsamkeiten dokumentieren.
Czernin und Müller lassen Arias selbst zu Wort kommen und kennzeichnen durch Kursivdruck, welches die Worte ihres Interviewpartners sind. Diese Mosaiksteine der Erinnerung werden angereichert durch eine Darstellung historischen Ereignisse und biographischer Daten. Das individuelle Erlebnis verdeutlicht das historische Geschehen und macht es nachfühlbar. Dabei wirken die Lebensgeschichten von Arias und Picasso oft wie Gegenentwürfe. Picasso mit einem bourgeoisen Hintergrund gelangt schon früh zu Ruhm und Reichtum. Er betrachtet sich als beinahe göttliche Schöpfergestalt und behandelt seine Mitmenschen, insbesondere die Frauen in seinem Leben, auf eine unerträgliche Weise. Viele seiner Marotten sind bizarr und exzentrisch, wenn nicht gar krankhaft. Die Autorinnen bewerten dies ebenso wenig wie seine andere Seite, seine stille Großzügigkeit und Unterstützung für politische und soziale Zwecke. Arias hingegen ist ein bodenständiger Mann, ein Mann mit Prinzipien, für die er zeitlebens eingetreten ist, ein Intellektueller, der sich seine Bildung erkämpfen musste. So unterschiedlich wie ihre Lebenswege ist auch ihr Verständnis des Kommunismus: für Picasso eine Art sozialromantische Heimat, für Arias die logische Antwort auf die sozialen Gegensätze des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und die Gräueltaten, welcher die Landbevölkerung im Spanischen Bürgerkrieg und in der Franco-Zeit ausgesetzt war.
Sympathieträger des Buches ist eindeutig Eugenio Arias. Tatsächlich ist mir das Wesen dieser Freundschaft insbesondere im letzten Kapitel, in dem es um den Tod Picassos geht, deutlich geworden. Auch wenn in diesem Buch insgesamt viel von Picasso berichtet wird und nicht ganz so viel von seinem Friseur, so ist dennoch der Mensch Arias vor meinem inneren Auge lebendig geworden.
Wieder einmal ist es Richard Brandes gelungen, einen hervorragenden und spannenden Kriminalroman zu verfassen, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.
Carla Stach, die Hauptfigur ...
Wieder einmal ist es Richard Brandes gelungen, einen hervorragenden und spannenden Kriminalroman zu verfassen, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.
Carla Stach, die Hauptfigur seiner Serie, ermittelt diesmal aufgrund eines Hinweises, mit dem sie selbst gar nichts anfangen kann. Der Initialhinweis kommt von einer Wahrsagerin, und Carla hält Hellseherei schlichtweg für Hokuspokus. Doch dann finden sich Hinweise darauf, dass Maria Kaiser, die Hellseherin, tatsächlich einen Mord "gesehen" hat.
Brandes gelingt es, dass Thema Hellseherei mit all seinen Facetten aufzuzeigen - der Faszination für das mystische, ethnologische Aspekte, aber auch die kommerzialisierte Seite der Esoterik und sogar das interessante Thema der Zusammenarbeit der Polizei mit Hellsehern - ohne dass "Nebel über der Uckermark" zu einem Sachbuch wird. Durch den häufigen Perspektivwechsel, den der Autor hervorragend beherrscht, kommt es auch nicht zu einem Be- oder gar Herabwerten der unterschiedlichen Sichtweisen. Vielmehr entwickelt sich zwischen den Protagonisten ein interessanter Diskurs zum Für und Wider und zur Glaubwürdigkeit von Maria Kaiser.
In einem zweiten Strang ermittelt Carlas Kollege Maik ondercover in einer rechtsextremen Organisation, der brutale Morde zugeschrieben werden. Auch hier hat Brandes hervorragend recherchiert und bezieht eindeutig Stellung gegen demokratiefeindliche Umtriebe wie den Reichsbürgen und Verschwörungserzählern.
Exkurs: Die rechtsextreme Bewegung war schon zu ihren Anfängen im späten 19., beginnenden 20. Jahrhundert nicht einheitlich, und ist es bis heute nicht. Das ändert jedoch nichts an ihrer Gefährlichkeit. Wer mag, kann sich darüber im Verfassungsschutzbericht informieren oder in historischen und politischen Publikationen. Vorausgesetzt man geht nicht von vornherein davon aus, dass es sich bei Staatsorganen, Wissenschaftlern und Presse lediglich um gleichgeschaltete Institutionen handelt.
Im Roman werden bestimmte Themen angerissen wie etwa die Renaissance rechtsextrem-esoterischen Gedankenguts bei Klima-Leugnern und Gegnern der Corona-Schutz-Maßnahmen, und Brandes liefert auch eine interessante psychologische Erklärung für die Hinwendung zu einfachen Lösungen. Er zeigt aber auch auf, dass sich hinter einer Hinwendung zum Rechtsextremismus ein individuelles Schicksal verbergen kann.
Der Krimi selbst ist von Anfang an fesselnd, wozu der an einen Thriller erinnernde Schreibstil mit kurzen Kapiteln und Cliffhängern beiträgt. Ich konnte gar nicht anders, als das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Dabei blieb der Spannungsbogen bis zum Schluss erhalten. Und natürlich spielt auch die Natur, diesmal die Wälder der Uckermark, auch wieder eine wichtige Rolle, durch welche die besondere Atmosphäre der Bücher von Richard Brandes unterstrichen wird.
Was habe ich erwartet? Einen Regionlkrimi mit Jazz wahrscheinlich, stilvoll genossen zum Sonnenuntergang am Chiemsee. Und da ich Krimireihen am liebsten von vorne bis hinten lese, habe ich mit Buch Nr. ...
Was habe ich erwartet? Einen Regionlkrimi mit Jazz wahrscheinlich, stilvoll genossen zum Sonnenuntergang am Chiemsee. Und da ich Krimireihen am liebsten von vorne bis hinten lese, habe ich mit Buch Nr. 1 angefangen, auch wenn der Band bereits 2011 erschienen ist.
Was habe ich bekommen? Ein Buch, dass meine Bauchmuskeln trainiert hat, denn ich musste immer wieder so laut lachen, dass der Göttergatte das Buch nun auch unbedingt lesen möchte.
Ja, es ist definitiv ein Regionlkrimi. Man bekommt hervorragende Ausflugs- und Restauranttipps, die sicherlich nicht nur für Urlauber von Interesse sind. Ich hätte sie mir anstreichen sollen, um für den nächsten Urlaub gerüstet zu sein. Diese Aufgabe muss nun der Göttergatte übernehmen. Ich habe aber im Museumsladen auf der Fraueninsel mittlerweile sogar einen etwas anderen Reiseführer des Autors erworben.
Doch wer nun kuchenbackende Rentnerinnen mit Häkeldeckchen erwartet, der liegt völlig falsch. Chiemseejazz ist garantiert kein Cozy Crime, denn hier geht es zur Sache. Mal mit derbem und zotigen Stammtisch-Humor, mal mit Szenen, die aus einem Tarantino-Film stammen könnten. Political Correctness ist dem Autor fremd, und das ist hier tatsächlich herrlich erfrischend. Aber manchmal ist es doch einen Ticken zuviel. Manche Zote hat schon mein Großvater zum besten gegeben. Dafür gibt es leider einen Punkt Abzug.
Hervorragend gefallen haben mir die in den Handlungsverlauf integrierten Kochrezepte. Das erinnert an die kulinarischen Krimis von Carsten Sebastian Henn.
Einen weiteren Punktabzug gibt es für das schlampige Lektorat. Da Folgebände dann bei emons erschienen sind, hoffe ich auf Besserung.
Fazit: Eine nette Urlaubslektüre, zu der besser eine Halbe passt, als Champagner und Jazz.
Ich habe Seraina Kobler auf der Ladies Crime Night 2022 im Rahmen der Crime Cologne erlebt und war sehr neugierig auf ihren Zürich-Krimi. Mir hat ihr Auftreten gefallen und ebenso ihre Sprachgewandtheit, ...
Ich habe Seraina Kobler auf der Ladies Crime Night 2022 im Rahmen der Crime Cologne erlebt und war sehr neugierig auf ihren Zürich-Krimi. Mir hat ihr Auftreten gefallen und ebenso ihre Sprachgewandtheit, die während der kurzen Lesung zum Vorschein kam. Nun hat es fast ein Jahr gedauert, bis ich das Buch aus meinem Bücherstapel gezogen und gelesen habe. Leider hat mich die Lektüre dann nicht so überzeugt. "Tiefes, dunkles Blau" ist sicherlich kein schlechtes Buch. Meine Erwartungshaltung war aber eine andere.
Seraina Kobler schreibt und schreibt und beschreibt - sie beschreibt Zürich und das hippe Leben in der Altstadt, sie beschreibt die Landschaft und den Schwarzen Garten, in dem die Seepolizistin ihr Gemüse züchtet und noch so vieles mehr. Doch leider bleibt es beim Beschreiben; sie dringt nicht ein ins tiefe dunkle Blau, sondern bleibt an der Oberfläche. Die Protagonisten bleiben schwach, die Hauptfigur kommt vor lauter Hochglanz-Lifestyle gar nicht wirklich zum Ermitteln, viele Themen werden nur kurz angerissen, aber nicht ausgearbeitet, und selbst die Prostituierten wirken wie feministische Hetären. Lädt Rosa Zambrano zum Essen ein, dann können ihre Kochkünste mit jedem Sternekoch mithalten, und einzig der Uringeruch nach der Street Parade will nicht so ganz in dieses Bild passen, welches auch das Tourismus-Büro von der Stadt hätte entwerfen können.
Nun ist "Tiefes, dunkles Blau" ein Debüt-Roman, und ich wünsche Seraina Kobler, dass es ihr gelingt in weiteren Romanen auch unter die schillernde Oberfläche des Zürich-Sees zu blicken.