Gut recherchierter historischer Roman über eine beeindruckende Frau ...
Die Mission des Kreuzritters"Tut mir leid, aber die Welt ist nicht schön, Melisende. Gerade hier, in diesem angeblich heiligen Land, ist sie besonders hässlich."
"Die Mission des Kreuzritters" ist ein historischer Roman vom deutschen ...
"Tut mir leid, aber die Welt ist nicht schön, Melisende. Gerade hier, in diesem angeblich heiligen Land, ist sie besonders hässlich."
"Die Mission des Kreuzritters" ist ein historischer Roman vom deutschen Autor Ulf Schiewe. Der Autor hat bereits einige historische Bücher veröffentlicht, dies ist aber mein erstes gelesenes Werk von ihm. Im Mittelpunkt steht die, für ihre Zeit außergewöhnliche Persönlichkeit Melisende von Jerusalem. Beeindruckt hat mich vor allem die detailreiche Recherche und zahlreichen Zusatzinformationen, die in das Buch eingewoben wurden.
Inhalt: Jerusalem, 1129: Melisende ist als älteste Tochter des Königs die Thronerbin Jerusalems. Um aber zukünftig über das Heilige Land herrschen zu können, ist sie gezwungen zu heiraten. Den von ihrem Vater auserkorenen Bräutigam lehnt Melisende entschieden ab und aus Verzweiflung riskiert sie eine spontane Flucht aus Jerusalem zu ihrer Schwester. Dabei gerät sie in Gefangenschaft und plötzlich scheinen ihre Ängste nebensächlich, denn Gefahr droht nun von allen Seiten.
Cover und Design: An und für sich finde ich das gewählte Cover des Buches für einen historischen Roman sehr ansprechend. Grundsätzlich geht es im Buch aber nicht direkt um die Kreuzritter und den Templerorden, sondern um die großartige Persönlichkeit Melisende von Jerusalem. Die Tempelritter kommen zwar vor, da sie zu der Zeit in Jerusalem präsent waren, aber in der Story des Buches haben sie nicht den Hauptauftritt. Da finde ich das riesige Templerkreuz am Cover nicht unbedingt passend gewählt. Aber es ist auf jeden Fall ansprechend und lenkt die Blicke auf sich. Man kann an Hand des Covers auch sofort erahnen in welcher Zeit und an welchem Ort das Buch spielt.
Im Buch findet sich ein Glossar über alle erfundenen und historisch wahren Persönlichkeiten, das sehr hilfreich ist, und auf der Website des Autors kann man auch eine kleine Karte einsehen.
Meine Meinung: Das Buch beinhaltet eine sehr interessante Persönlichkeit: Melisende von Jerusalem. Eine, für die damalige Zeit, sehr mächtige Frau, die eine beeindruckende Lebensgeschichte aufweist. Da ich historische Romane über außergewöhnliche Frauen liebe, war ich sofort Feuer und Flamme als ich von diesem Roman gehört habe. Die Geschichte von „Die Mission des Kreuzritters“ spielt vor der Zeit von Melisendes Thronbesteigung, als sie noch eine relativ junge, unwissende Frau ist und einen Mann heiraten soll, der ihr zutiefst missfällt. Eigensinnig wie sie ist, will sie sich das aber nicht gefallen lassen, und flieht vor der gefürchteten Hochzeit. Leider geht dabei so einiges schief und Melisende gerät von einer Gefahr in die Nächste. Dabei lernt sie sehr schnell, dass ihre Ansichten eigentlich nur kleine Kieselsteine in einem weitläufigen Gebirge sind.
Der Schreibstil des Autors war für mich zu Beginn noch recht gewöhnungsbedürftig, da die Leseperspektiven während eines Kapitels wechselten. Man beginnt das Kapitel aus der Sicht von Melisende, während eines Absatzes hüpft man aber plötzlich zu den Gedanken von jemand anderem. Es ist aber auch kein allgemeiner Erzählstil, denn hauptsächlich wird aus der 3. Person aus der Sicht einer einzigen Person erzählt. Dies hat mich zu Beginn etwas gestört, später ist mir das aber gar nicht mehr so stark aufgefallen und ich habe mich an den Schreibstil gewöhnt. Der Autor hat sehr viel Zeit den Recherchen gewidmet – das kann man auf jeder einzelnen Seite spüren. Es gibt so vieles informatives Zusatzwissen und die Landschaften und Kampfszenen wurden so bildhaft und detailreich beschrieben, dass man sich währen dem Lesen immer mitten im Geschehen befunden hat. Die politische Lage und damalige Situation wurde anschaulich und verständlich beschreiben, so dass ich mich recht schnell in die Story einfinden konnte. In Jerusalem wurde zur Zeit der Kreuzzüge hauptsächlich fränkisch gesprochen. Mit den Namen aus verschiedenen Ländern und Kulturen habe ich mich zu Beginn zwar ein bisschen schwer getan, ich finde es aber trotzdem gut, dass die Namen auf Französisch geschrieben sind und nicht „verdeutscht“ wurden. Das hat das Ambiente noch authentischer gemacht.
Das Buch trumpft mit einer gewaltigen Charakterentwicklung. Die Protagonistin Melisende ist zu Beginn noch unsympathisch und verhält sich sehr naiv und kindlich. Sie will zwar eine selbstbewusste, junge Frau sein, man merkt aber, dass ihr dafür noch die Lebenserfahrung fehlt. Da sie ihre heile Welt als Prinzessin bisher kaum verlassen konnte, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Durch die Strapazen und Gefahren innerhalb der Geschichte wandelt sich ihre trotzige Ader aber sehr schnell in Selbstbewusstsein und Stolz und das kleine Mädchen wird erwachsen.
Natürlich gibt es im Buch auch einen männlichen Protagonisten und auch eine Love-Story, die sehr schön und auch romantisch war, aber nicht im Vordergrund der Geschichte lag. Sie war sozusagen ein Bonus, der das Buch erst richtig interessant machte. Ich mochte die Liebesgeschichte, sie wurde realistisch mit viel Gefühl dargestellt und war sehr überzeugend. Die beiden Protas harmonierten miteinander und Melisendes Charakter ist durch diese Love-Story erst richtig aufgeblüht. Es gab einige wunderschöne Momente zwischen den Beiden, nicht nur im romantischen Sinn, sondern auch mit ethischem und moralischem Hintergrund. Ich werde einige sehr wertvolle Gespräche über Gott, Glaube, Familie und Ehre in Erinnerung behalten.
Spannung und Action kommen auch nicht zu kurz. Es beginnt bereits mit einem Prolog am Kriegsplatz und im Verlauf der Geschichte gibt es etliche spannende Kampf- und Verfolgungsszenen. Die detailreichen Beschreibungen während eines Kampfs sind dem Autor sehr gut gelungen, so dass man sich immer mitten im Geschehen befindet und ständig mit den Charakteren mitfiebert.
Das Ende hätte zwar ein wenig kürzer ausfallen können und insgesamt hatte das Buch für mich ein paar kleine Schwächen, aber es hat mir trotzdem gut gefallen und ich wurde wunderbar unterhalten. Obwohl man die historischen Fakten über Melisende von Jerusalem kennt, hat der Autor die Fäden geschickt verworren, so dass beim Lesen alles möglich erschien. Das Buch trumpft mit einer außergewöhnlich guten Recherche und detailreicher und realitätsnaher Beschreibungen. Doch bei all den historischen Fakten und politischen Begebenheiten kam auch die Spannung nicht zu kurz. Ein guter historischer Roman über eine beeindruckende Frau, in denen man zur Abwechslung mal die „Anfänge“ des Tempelordens kennen lernt und der Wissendurst stetig gefüttert wird.