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Veröffentlicht am 17.04.2019

Mehr Krimis dieser Reihe bitte!

Die andere Tote
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Allgemeines:

Ann Cleeves ist eine weltweit bekannte britische Schriftstellerin, deren Romane in über 20 Sprachen übersetzt wurden. Für Die Nacht der Raben, einem Band ihrer Krimireihe, die auf den Shetlandinseln ...

Allgemeines:

Ann Cleeves ist eine weltweit bekannte britische Schriftstellerin, deren Romane in über 20 Sprachen übersetzt wurden. Für Die Nacht der Raben, einem Band ihrer Krimireihe, die auf den Shetlandinseln spielt, erhielt sie 2017 den „Duncan Lawrie Dagger Award“, die weltweit wichtigste Auszeichnung der Kriminalliteratur. Die Vera Stanhope Reihe, zu der Die andere Tote gehört, ist ähnlich erfolgreich. Beide Reihen wurden bereits verfilmt. Die andere Tote erschien am 16.04.2019 im Rowohlt Taschenbuchverlag und umfasst 447 Seiten.

Inhalt:

„Ein alter Bekannter Veras – Ex-Cop John Brace, der für Mord im Gefängnis sitzt – bietet ihr einen Deal an. Wenn sie bei seiner alleinerziehenden Tochter nach dem Rechten sieht, verrät er ihr, wo die Leiche des seit über zwanzig Jahren vermissten Robbie Marshall versteckt liegt. Sowohl Brace als auch Marshall gehörten mit Veras inzwischen verstorbenem Vater Hector und dem geheimnisvollen «Professor» zur «Gang of Four», die einen mehr als zweifelhaften Ruf genoss.

Vera und ihr Team von der Northumbria Police folgen dem Hinweis und finden tatsächlich menschliche Knochen – allerdings zu viele, um zu einem einzigen Skelett zu gehören. Wer ist die Tote, die sich ihr geheimes Grab mit Robbie Marshall teilt? Bei ihren Ermittlungen stößt Vera auf den unter mysteriösen Umständen abgebrannten Nachtclub The Seagull an der Whitley Bay und wittert eine Spur …“ (Quelle: Rowohlt Verlagsseite)

Meine Meinung:

Mit Die andere Tote legt Ann Cleeves den siebten Band der Reihe um die Ermittlerin Vera Stanhope vor. Ich kenne alle anderen Bände, war aber dennoch nicht so schnell drin in diesem Buch. Möglicherweise liegt es daran, dass die Abstände, in denen die Bücher erscheinen, recht groß sind, so dass man sich erst wieder erinnern muss. Ann Cleeves gelingt es dann auch nach und nach gewohnt gut, den Leser in den Charakter von Vera Stanhope und ihr Team eintauchen zu lassen. Durch geschickt platzierte Rückblenden erfährt man zudem wichtige Details aus den früheren Bänden, sofern sie für das Verstehen der aktuellen Handlung von Belang sind. Vera ist eine wirklich vielschichtige Persönlichkeit, auf den ersten Blick so gar nicht sympathisch und empathisch scheinbar schon mal gar nicht. Aber je länger man sie erlebt, desto mehr lernt man sie zu schätzen, sie hat eine raue Schale mit weichem Kern – wie so viele Menschen. Man kann sich gut in sie hinein denken und versteht ihre Beweggründe in bestimmten Situationen immer besser. Die Krimis von Ann Cleeves sind stets viel mehr als nur Spannung, Mord und Verbrechen. Sie sind immer auch eine Milieustudie und geben Einblicke in gesellschaftliche Schichten, die einen nachdenklich werden lassen.

Wie immer beginnt Cleeves mit einem Prolog, den man schnell wieder vergisst, denn er hat scheinbar so gar nichts mit der dann folgenden Handlung zu tun. Als Kenner ihrer Krimis weiß man aber, dass er durchaus noch eine Rolle spielen wird – eine wesentliche!

Aufgrund ihrer Herkunft dürfte Vera Stanhope eigentlich gar nicht bei der Polizei sein. Ihr leiblicher Vater Hector, der mittlerweile verstorben ist, gehörte zu einer ominösen Viererbande, die bei weitem nicht legal agierte und teilweise sogar mordete. In diesem Milieu wuchs Vera auf. Zunächst hat sie dieses nicht hinterfragt, die Chance, selber kriminell zu werden, war groß. Vielleicht versteht die Polizistin in ihr deshalb Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, so gut.

Im aktuellen Fall müssen Vera und ihr Team einen alten Mord aufklären, der – wie sollte es anders sein, auch wieder irgendwie mit der Vergangenheit ihres Vaters zu tun hat. Das Ermittlerteam setzt sich aus echten Typen zusammen, die einander gut ergänzen. Vera kann sich absolut auf ihr Team verlassen, auch wenn es darum geht, Aktionen vor ihrem Chef geheim zu halten. Es reiht sich Detail an Detail, häufig wird auf sehr unkonventionelle Weise vorgegangen. Genau das macht das Lesevergnügen aus. Zudem stellt Vera Stanhope auch hier wieder ihr großes Herz unter Beweis und die Lösung des Falls ist eine andere als zunächst gedacht.

(Auch die Shetlandkrimis von Cleeves kann ich unbedingt empfehlen. Sie sind vielleicht sogar noch besser.)

Fazit:

Mehr Krimis dieser Reihe bitte! Die andere Tote kann absolut unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Lieber Herr Hainer, ich würde gerne einen dritten Band lesen!

Das weiße Herz
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Allgemeines:

Als zweiter Band einer Dilogie ist am 19.03.2019 Das weisse Herz bei Ivi, einem Imprint des Piperverlags, erschienen. Das gebundene Buch hat 464 Seiten. Optisch ist das Buch passend zum ersten ...

Allgemeines:

Als zweiter Band einer Dilogie ist am 19.03.2019 Das weisse Herz bei Ivi, einem Imprint des Piperverlags, erschienen. Das gebundene Buch hat 464 Seiten. Optisch ist das Buch passend zum ersten Band gestaltet worden. Standen dort noch dunkle Farben im Vordergrund, so sind es nun die hellen – stimmig mit dem Titel der jeweiligen Bücher.

Autor Lukas Hainer ist vor allem Songtexter, hat aber auch bereits mit der bekannten Band Santiano die von ihm verfasste Kinderbuchreihe namens König der Piraten künstlerisch umgesetzt. Ich hoffe, dass er sich in Zukunft häufiger dem Schreiben von Jugendbüchern widmen wird – es lohnt sich nämlich, seine Bücher zu lesen!

Inhalt:

„Der Abschlussband der fesselnden Saga um das dunkle Herz! Drei Wochen sind vergangen, seit Anna und Nick aus dem Gefängnis des dunklen Herzens entkommen konnten. In der wirklichen Welt sind sie sicher – oder nicht? Als die beiden der Hilferuf Elifs aus der Türkei ereilt, machen sie sich auf den Weg nach Istanbul. Dort werden sie Zeugen brutaler Polizeigewalt und müssen zugleich erleben, dass der Alptraum nicht vorbei ist: Das dunkle Herz hat begonnen, ihre Welt zu durchdringen. Aus England, Spanien und Frankreich häufen sich die Meldungen zu Gewalttaten. Niemand außer Anna und ihren Freunden ahnt etwas vom Ausmaß der Gefahr: Wenn sie das dunkle Herz aufhalten wollen, müssen sie sich ihren größten Ängsten stellen. Der Kampf scheint aussichtslos, doch wenn sie ihn verlieren, wer soll das dunkle Herz dann noch stoppen?“ (Quelle: Piper)

Meine Meinung:

Ich bin sehr froh, dass ich so schnell den zweiten Band der Geschichte lesen durfte. Bereits als ich den ersten Band beendet hatte, wusste ich, dass mich diese Geschichte erst loslassen würde, wenn ich die letzte Seite des zweiten Bandes gelesen hätte. Und so war es auch. Der Gedanke an das dunkle Herz hat mich immer mal wieder heimgesucht. Diese Reihe ist wie ein Sog, der dich erst loslässt, wenn du den letzten Buchstaben auf der letzten Seite passiert hast. Obwohl ich die Handlung mitnichten als perfekt beschreiben würde, kann ich nicht umhin, meine Eindrücke so zu schildern. Vermutlich entstehen sie dadurch, dass das weiße Herz so echt wirkt. Man kann sich die Geschichte jederzeit in der realen Welt vorstellen. Man kann sich vorstellen, dass die Dinge so passieren wie beschrieben. Und natürlich würden die Erlebnisse der Protagonisten auch in der echten Welt als Drogenrausch oder Ähnliches abgetan. Aber gerade deshalb wirkt die düstere Handlung auf mich so erschreckend realistisch.

Das weisse Herz wirkt nicht nur auf den ersten Blick wie der Antagonist, also der Gegenspieler, des dunklen Herzen. Die Handlung schließt nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an. Alles war für mich noch sehr präsent und leicht nachzuvollziehen. In der Tat werdet ihr im Laufe der Geschichte auf das weiße Herz stoßen. Aber ob das so passiert, wie ihr es erwartet.. das möchte ich euch nicht verraten. Insgesamt betrachtet weist die Geschichte viele düstere Parallelen zu unserer Gesellschaft auf. Sie ist erschreckend übertragbar und regt an vielen Stellen zum Nachdenken und Überdenken von Handlungsstrategien an. Als Leser sollte man gute Nerven haben und sich auf die Geschichte einlassen können. Auch so war ich von der ein oder anderen Situation wirklich schockiert. Auch Gewalt spielt durchaus eine Rolle – als jugendlicher Leser sollte man für diese Lektüre nicht zu jung sein.

Meine einziger Kritikpunkt an diesem finalen Band ist das Ende. Auch hier möchte ich euch keine Details verraten, keine Angst. Ich möchte euch nur so viel sagen: Mir ging am Ende alles zu schnell. Ich war aufgeregt, habe mit den Protagonisten mitgefiebert…und dann… kam die Geschichte zu einem rasanten Schluss und danach gab es nicht mehr viel. In meinen Augen könnte Hainer mit Sicherheit einen dritten Band schreiben. Denn alles hat er uns tatsächlich noch nicht erklärt. Und auch das Leben der Protagonisten wird weitergehen. Vielleicht treffen sich einige von ihnen ja in einem dritten Band wieder?

Fazit:

Lieber Herr Hainer, ich würde gerne einen dritten Band lesen!

Veröffentlicht am 05.04.2019

Ein traumhafter Ausflug nach Zamonien

Der Bücherdrache
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Allgemeines:

Am 25.03.2019 hat Der Bücherdrache das Licht der Welt erblickt. Er reiht sich ein in die Bücher des Autoren Walter Moers, die in der phantastischen Welt namens Zamonien spielen. Das Buch ...

Allgemeines:

Am 25.03.2019 hat Der Bücherdrache das Licht der Welt erblickt. Er reiht sich ein in die Bücher des Autoren Walter Moers, die in der phantastischen Welt namens Zamonien spielen. Das Buch setzt Vorwissen der Zamonien-Reihe voraus, bringt die Handlung jedoch nicht voran. Auf einen „richtigen“ Zamonien-Roman, der die Reihe fortführt, lässt Moers seine Leser noch warten.

Der Bücherdrache hat 192 Seiten, von denen ca. 20 Seiten eine Leseprobe darstellen. In Wirklichkeit haben wir es also erneut (siehe: Weihnachten auf der Lindwurmfeste) mit einem Büchlein zu tun, das erfrischenderweise endlich wieder vom Autoren selbst mit viel Liebe zum Detail illustriert worden ist.

Inhalt:

„In den Katakomben von Buchhaim erzählt man sich eine alte Geschichte vom sprachmächtigen Drachen Nathaviel. Angeblich besteht er aus lauter Büchern, die von der mysteriösen Kraft des Orms durchströmt sind. Die Legende besagt, der Bücherdrache habe auf jede Frage die richtige Antwort.
Der Buchling Hildegunst Zwei, benannt nach dem zamonischen Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, macht sich eines Tages auf den Weg in den Ormsumpf, wo Nathaviel hausen soll. Dabei wagt er sich in Bereiche der Katakomben, in denen es von Gefahren wie den heimtückischen Bücherjägern nur so wimmelt. Und er ahnt nicht, dass die größte Gefahr, die ihm droht, vom Bücherdrachen selber ausgeht.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Wir befinden uns endlich wieder in Zamonien. Wobei… tun wir das wirklich? Wir begleiten Hildegunst von Mythenmetz in einem Traum. Aber das ist kein gewöhnlicher Traum. Ein Traum, in einem Traum in einem Traum. Ist die Handlung also tatsächlich passiert? Treibt Moers einen Schabernack mit uns? Oder wurde hier wahrhaftig nur phantastisch geträumt?

In jedem Fall begleiten wir den Buchling Hildegunst Zwei auf einem waghalsigen Abenteuer. Auf seiner Reise begegnet ihm das bunte Allerlei der zamonischen Welt. Er trifft auf Kreaturen, die in unserer Welt ein wahres Spektakel auslösen würden, in Zamonien jedoch beinahe banal wirken. Hildegunst Zwei trifft jedoch auch auf Wesen, die einen das Fürchten lehren. Die Steigerung allen Übels ist wohl der Bücherdrache selbst. Aber ist er das? Ist er nicht vielleicht doch ein netter Drache? Wir wissen es nicht. Vielleicht wird Hildegunst Zwei das irgendwann herausfinden. Uns Lesern wurde es jedoch bis zum sehr schnell abgehandelten Ende der Geschichte nicht verraten.

Die Handlung begleitet eine Stimmung, die jeder Buchliebhaber lieben wird. So ist es meiner Meinung nach bei jedem Zamonienroman: Man wird eingesogen in die Welt der Bücher, die omnipräsent sind. Nach einem solchen Roman habe ich stets eine sehr hohe Lesemotivation und möchte am liebsten all die Bücher in meiner Umgebung direkt verschlingen. Vielleicht hat mich da gar das Orm gepackt und nimmt Einfluss auf meine Leselust?

Mein einziger Kritikpunkt, den ich auch wirklich so meine und sehr negativ sehe, ist die Länge des Buches. Sowohl am Anfang als auch am Ende der Handlung befinden sich einige Seiten im Comicformat, die mit Sicherheit schön anzusehen sind, aber dennoch lediglich einen seitenfüllenden Effekt haben. Ich war darauf eingestellt, dass die Geschichte noch einige Seiten weitergehen würde.. Und dann kam die Ernüchterung: Eine sehr lange Leseprobe des neuen Zamonienromans am Ende des Buches. Selbstredend kann man das auch als schön bezeichnen. Da mittlerweile jedoch beinahe immer eine lange Leseprobe am Ende der „Zwischenbücher“ von Walter Moers zu finden ist, empfinde ich es eher als Trick, das Buch künstlich zu verlängern. Ich hätte so gerne noch weiter in der Geschichte des Bücherdrachens verweilt. Mir ist es schwergefallen, aber ich habe die Leseprobe nicht gelesen. Wo kämen wir denn dahin, wenn der nächste Roman ebenfalls so kurz wird und ich ein Drittel durch die Leseprobe bereits kenne? Furchtbar schade wäre das.

Fazit:

Ein traumhafter Ausflug nach Zamonien, der gerne hätte länger dauern können. Aber lieber Herr Moers, wir wollen endlich weitere Abenteuer von Hildegunst von Mythenmetz erleben. In einem langen, richtigen Roman. Wäre das möglich?

Veröffentlicht am 05.04.2019

Uneingeschränkte Weiterempfehlung!

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Allgemeines:

Alles was ich dir geben will stand monatelang auf der Bestsellerliste Spaniens und wurde mit dem wichtigsten Literaturpreis Spaniens, dem Premio Planeta, ausgezeichnet. Die spanische Schriftstellerin ...

Allgemeines:

Alles was ich dir geben will stand monatelang auf der Bestsellerliste Spaniens und wurde mit dem wichtigsten Literaturpreis Spaniens, dem Premio Planeta, ausgezeichnet. Die spanische Schriftstellerin Dolores Redondo ist einem breiten Lesepublikum bereits durch ihre Baztán-Trilogie bekannt, die ebenfalls auf der spanischen Bestsellerliste stand und bereits verfilmt wurde.

Alles was ich dir geben will erschien am 25. März 2019 bei btb als Hardcover und umfasst 608 Seiten.

Inhalt:

„»Er hatte den Verdacht, dass sein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut war.« Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Alles was ich dir geben will ist Thriller, klassischer Krimi, spannende Familiengeschichte und Milieustudie in einem. Man könnte meinen: nicht lesbar, weil oberflächlich. Aber dem ist nicht so. Dolores Redondo schafft eine ganz eigene Stimmung mit dieser Art des Erzählens. Man ist erinnert an Wilkie Collins Erzählweise, die hier in moderner Form wieder auflebt. Der eigentliche Protagonist ist Manuel, der mit Álvaro Muñiz de Dávila verheiratet ist. Álvaro spielt in diesem Buch aber eine ebenso wichtige Rolle, denn nach seinem Tod wird sein undurchsichtiges Leben in Rückblenden entschlüsselt. Die Handlung beginnt mit einer riesigen persönlichen Enttäuschung für Manuel, die den Schmerz über den Tod seines Mannes total überdeckt. Er hat geglaubt, seinen Mann durch und durch zu kennen und muss nun feststellen, dass dieses nicht so war. Im Zwiespalt zwischen „Ist mir doch alles egal…“ und „Ich will die Wahrheit herausfinden…“ gefangen, versucht Manuel sein Leben zu leben. Ist sein Mann einen Unfalltod gestorben oder wurde er wirklich umgebracht, wie ein kleiner Kommissar, dem der Mund verboten wurde, behauptet? Dann gibt es noch einen undurchsichtigen Anwalt und diverse Menschen, die Álvaro in unterschiedlichen Lebensphasen gekannt haben. Manuels Sprüsinn wird geweckt:

Er begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei lernt er eine ihm fremde Welt kennen, die des Adels mit all seinen Facetten, guten wie schlechten. Manuel ist Schriftsteller und befindet sich schon seit längerer Zeit in einer Schaffenskrise. Das mag einer der Gründe sein, warum er sich letztlich doch darauf einlässt, das Erbe von Álvaro zumindest vorerst anzutreten, ein Erbe das unermesslich viel Verantwortung mit sich bringt. Je besser er die Familie Álvaros kennenlernt, desto mehr Ungereimtheiten, Fragen, Irritationen und Ärgernisse ergeben sich. Manuel dringt immer weiter vor in die Welt des Adels und erhält von Menschen Unterstützung, denen er zunächst mit Misstrauen begegnet. Inwieweit sich dieses rechtfertigt, wird hier nicht verraten. Alles was ich dir geben will entfaltet Themen, die hochaktuell sind und immer wieder den Finger in die Wunde auch der heutigen Gesellschaftsstrukturen legen. Zudem werden die Dimensionen von Solidarität, Ergebenheit und Skrupel aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Redondo schafft Charaktere, die einem ans Herz wachsen, da sie so manche Wandlung durchlaufen und somit besonders glaubwürdig sind.

Auch der Großmeister des spannenden Romans Carl Ruiz Záfon bezeichnet Redondo als „Königin der literarischen Spannung“. Ich kann mich dem nur anschließen.

Fazit:

Ein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Es liest sich gut weg, man kann einfach nicht aufhören. Es ist zu hoffen, dass sich aus dem seltsamen Ermittlungstrio noch weitere Bände ergeben. Potential gibt es genug.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Abstoßend und faszinierend zugleich

The Hurting
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Allgemeines:

The Hurting – Als du mich gestohlen hast ist am 28.02.2019 bei Chicken House, einem Imprint des Carlsen Verlags, erschienen. Das Hardcover hat 386 Seiten. Autorin Lucy van Smit gewann mit ...

Allgemeines:

The Hurting – Als du mich gestohlen hast ist am 28.02.2019 bei Chicken House, einem Imprint des Carlsen Verlags, erschienen. Das Hardcover hat 386 Seiten. Autorin Lucy van Smit gewann mit dem Buch den ersten Bath Children`s Novel Award. Vom Verlag wird The Hurting ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Persönlich würde ich dieses Lesealter auf 16 Jahre hochkorrigieren.

Bei Chicken House erscheinen Bücher, die sich an ein jugendliches Publikum richten, das gerne rasante und spannende Geschichten liest. Das Programm ist insgesamt klein und zeichnet sich durch eine große Anzahl an Debüts aus.

Inhalt:

„Nell glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick – bis sie Lukas begegnet. Dem attraktiven und irgendwie wilden Jungen im Wolfsmantel. Mit Lukas wird ihr Leben schöner, mit ihm kann sie glücklich sein. Doch Lukas verfolgt einen finsteren Plan und als Nell das begreift, ist sie schon mitten im Nirgendwo, hat ein Kind entführt und wird von der Polizei gesucht. Und hier, in der Einsamkeit norwegischer Wälder, beginnt für sie ein Überlebenskampf – gegen die Natur, gegen Wölfe, gegen den Schmerz und gegen den Jungen, den sie liebt.

Dieser Geschichte kann man sich nicht entziehen. Sie wühlt auf, sie überrascht und sie zerreißt einem das Herz!“ (Quelle: Verlagsseite Carlsen)

Meine Meinung:

Zu Beginn meiner Rezension möchte ich euch gleich verraten, dass The Hurting ein Buch ist, das mich zwiegespalten zurückgelassen hat. Zum einen gab es viele Elemente, die mich begeistern, berühren und schockieren konnten. Zum anderen blieb nach der Lektüre irgendwie ein schales Gefühl von „war das schon alles?“ zurück.

Van Smit gelingt es bereits nach wenigen Seiten eine schaurig beklemmende Atmosphäre zu kreieren. Sie nimmt uns Leser schon im Prolog mit in eine Welt der Berge, auf den Preikestolen, nach Norwegen. Ich konnte mir die Umgebung schnell beinahe bildlich vorstellen. Van Smit besitzt ein Talent, so zu beschreiben, dass schillernde Bilder in den Köpfen ihrer Leser entstehen. Während dieser Schilderungen begegnen wir sowohl anfangs als auch im Laufe der Geschichte allen Abgründen der Menschlichkeit, was insgesamt zu einer sehr passenden Frage der Protagonistin Nell führt:

„Vielleicht sind wir unter der Oberfläche alle Monster?“ (S. 358).

Mit dieser Frage setzt man sich während der Lektüre von The Hurting häufiger auseinander. Das hat verschiedene Gründe. Van Smit schildert die Ereignisse überaus detailliert. Sie schont ihre Leser nicht. Keine Beschreibung ist zu eklig, keine Formulierung zu drastisch, kein Verhalten zu irritierend. Van Smit zeigt genau auf, was passiert und lässt einen dadurch nahezu am Geschehen teilhaben. So manches mal habe ich mich geekelt und war froh, wenn eine Szene vorbei war. Das führt ich auch zu einem meiner Kritikpunkte: Wie kann man so naiv sein wie Protagonistin Nell es ist? So naiv, dass man, obwohl immr schlimmere Dinge passieren, nicht wirklich etwas unternimmt? Über diese Frage habe ich lange Zeit nachgedacht. Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass Nell nicht nur naiv ist. Sie wird durch ihre Lebensumstände zu dem gemacht, was sie ist. Nell lebt in einer sehr gläubigen, ja sogar fanatischen Familie. Im Mittelpunkt dieser kleinen Familie steht ihre Schwester, die an Krebs erkrankt ist. Nell opfert sich auf, muss ihre Schwester pflegen und verbergen, dass ihr religiöser Vater Alkoholiker ist. Sie muss zu viele Lasten auf ihren schmalen Schultern tragen, weshalb ihr für die Ereignisse im Buch die Weitsicht fehlt. Alles an dem mysteriösen Jungen im Wolfsmantel schreit danach, Nell von ihm fernzuhalten. Aber natürlich zieht irgendetwas sie unwiederbringlich zu ihm hin. Was dann genau passiert und welche menschlichen Abgründe sich innerhalb der Handlung auftun, das solltet ihr selbst lesen…

Lukas ist anders als Nell ein Charakter, zu dem ich während der ganzen Geschichte keinen Zugang gefunden habe. Er wirkte von Anfang an wenig sympathisch auf mich. Weder sein Aussehen noch sein Verhalten konnten mich überzeugen. Ich habe Nell nicht verstanden, die immer wieder mit positiven Gefühlen an ihn gedacht hat, egal, was er ihr für schlimme Dinge angetan hat. Aus diesem Grund war die Geschichte für mich an vielen Stellen überzogen und manchmal auch unglaubwürdig. Man kann Lukas als sehr manipulativ bezeichnen. Was er auf keinen Fall verkörpert ist das für viele Jugendbücher typische Badboy-Image.

Insgesamt birgt The Hurting viele Themen, die Jugendliche beschäftigen. Gleichzeitig ist es eine wirklich harte Kost. Ich würde dieses schonungslos geschriebene Buch deshalb nicht ab 14 Jahren empfehlen. Leser sollten viel Leseerfahrung und ein gewisses Maß an Ekelresistenz mitbringen. Ich bin der Meinung, dass man den Inhalt des Buches nicht vollständig erfassen kann, wenn man erst 14 Jahre alt ist.

Fazit:

Ein Fazit fällt mir wirklich schwer. The Hurting hat mich zugleich fasziniert und abgestoßen.