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Veröffentlicht am 05.04.2019

Ein traumhafter Ausflug nach Zamonien

Der Bücherdrache
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Allgemeines:

Am 25.03.2019 hat Der Bücherdrache das Licht der Welt erblickt. Er reiht sich ein in die Bücher des Autoren Walter Moers, die in der phantastischen Welt namens Zamonien spielen. Das Buch ...

Allgemeines:

Am 25.03.2019 hat Der Bücherdrache das Licht der Welt erblickt. Er reiht sich ein in die Bücher des Autoren Walter Moers, die in der phantastischen Welt namens Zamonien spielen. Das Buch setzt Vorwissen der Zamonien-Reihe voraus, bringt die Handlung jedoch nicht voran. Auf einen „richtigen“ Zamonien-Roman, der die Reihe fortführt, lässt Moers seine Leser noch warten.

Der Bücherdrache hat 192 Seiten, von denen ca. 20 Seiten eine Leseprobe darstellen. In Wirklichkeit haben wir es also erneut (siehe: Weihnachten auf der Lindwurmfeste) mit einem Büchlein zu tun, das erfrischenderweise endlich wieder vom Autoren selbst mit viel Liebe zum Detail illustriert worden ist.

Inhalt:

„In den Katakomben von Buchhaim erzählt man sich eine alte Geschichte vom sprachmächtigen Drachen Nathaviel. Angeblich besteht er aus lauter Büchern, die von der mysteriösen Kraft des Orms durchströmt sind. Die Legende besagt, der Bücherdrache habe auf jede Frage die richtige Antwort.
Der Buchling Hildegunst Zwei, benannt nach dem zamonischen Großschriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, macht sich eines Tages auf den Weg in den Ormsumpf, wo Nathaviel hausen soll. Dabei wagt er sich in Bereiche der Katakomben, in denen es von Gefahren wie den heimtückischen Bücherjägern nur so wimmelt. Und er ahnt nicht, dass die größte Gefahr, die ihm droht, vom Bücherdrachen selber ausgeht.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Wir befinden uns endlich wieder in Zamonien. Wobei… tun wir das wirklich? Wir begleiten Hildegunst von Mythenmetz in einem Traum. Aber das ist kein gewöhnlicher Traum. Ein Traum, in einem Traum in einem Traum. Ist die Handlung also tatsächlich passiert? Treibt Moers einen Schabernack mit uns? Oder wurde hier wahrhaftig nur phantastisch geträumt?

In jedem Fall begleiten wir den Buchling Hildegunst Zwei auf einem waghalsigen Abenteuer. Auf seiner Reise begegnet ihm das bunte Allerlei der zamonischen Welt. Er trifft auf Kreaturen, die in unserer Welt ein wahres Spektakel auslösen würden, in Zamonien jedoch beinahe banal wirken. Hildegunst Zwei trifft jedoch auch auf Wesen, die einen das Fürchten lehren. Die Steigerung allen Übels ist wohl der Bücherdrache selbst. Aber ist er das? Ist er nicht vielleicht doch ein netter Drache? Wir wissen es nicht. Vielleicht wird Hildegunst Zwei das irgendwann herausfinden. Uns Lesern wurde es jedoch bis zum sehr schnell abgehandelten Ende der Geschichte nicht verraten.

Die Handlung begleitet eine Stimmung, die jeder Buchliebhaber lieben wird. So ist es meiner Meinung nach bei jedem Zamonienroman: Man wird eingesogen in die Welt der Bücher, die omnipräsent sind. Nach einem solchen Roman habe ich stets eine sehr hohe Lesemotivation und möchte am liebsten all die Bücher in meiner Umgebung direkt verschlingen. Vielleicht hat mich da gar das Orm gepackt und nimmt Einfluss auf meine Leselust?

Mein einziger Kritikpunkt, den ich auch wirklich so meine und sehr negativ sehe, ist die Länge des Buches. Sowohl am Anfang als auch am Ende der Handlung befinden sich einige Seiten im Comicformat, die mit Sicherheit schön anzusehen sind, aber dennoch lediglich einen seitenfüllenden Effekt haben. Ich war darauf eingestellt, dass die Geschichte noch einige Seiten weitergehen würde.. Und dann kam die Ernüchterung: Eine sehr lange Leseprobe des neuen Zamonienromans am Ende des Buches. Selbstredend kann man das auch als schön bezeichnen. Da mittlerweile jedoch beinahe immer eine lange Leseprobe am Ende der „Zwischenbücher“ von Walter Moers zu finden ist, empfinde ich es eher als Trick, das Buch künstlich zu verlängern. Ich hätte so gerne noch weiter in der Geschichte des Bücherdrachens verweilt. Mir ist es schwergefallen, aber ich habe die Leseprobe nicht gelesen. Wo kämen wir denn dahin, wenn der nächste Roman ebenfalls so kurz wird und ich ein Drittel durch die Leseprobe bereits kenne? Furchtbar schade wäre das.

Fazit:

Ein traumhafter Ausflug nach Zamonien, der gerne hätte länger dauern können. Aber lieber Herr Moers, wir wollen endlich weitere Abenteuer von Hildegunst von Mythenmetz erleben. In einem langen, richtigen Roman. Wäre das möglich?

Veröffentlicht am 05.04.2019

Uneingeschränkte Weiterempfehlung!

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Allgemeines:

Alles was ich dir geben will stand monatelang auf der Bestsellerliste Spaniens und wurde mit dem wichtigsten Literaturpreis Spaniens, dem Premio Planeta, ausgezeichnet. Die spanische Schriftstellerin ...

Allgemeines:

Alles was ich dir geben will stand monatelang auf der Bestsellerliste Spaniens und wurde mit dem wichtigsten Literaturpreis Spaniens, dem Premio Planeta, ausgezeichnet. Die spanische Schriftstellerin Dolores Redondo ist einem breiten Lesepublikum bereits durch ihre Baztán-Trilogie bekannt, die ebenfalls auf der spanischen Bestsellerliste stand und bereits verfilmt wurde.

Alles was ich dir geben will erschien am 25. März 2019 bei btb als Hardcover und umfasst 608 Seiten.

Inhalt:

„»Er hatte den Verdacht, dass sein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut war.« Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Alles was ich dir geben will ist Thriller, klassischer Krimi, spannende Familiengeschichte und Milieustudie in einem. Man könnte meinen: nicht lesbar, weil oberflächlich. Aber dem ist nicht so. Dolores Redondo schafft eine ganz eigene Stimmung mit dieser Art des Erzählens. Man ist erinnert an Wilkie Collins Erzählweise, die hier in moderner Form wieder auflebt. Der eigentliche Protagonist ist Manuel, der mit Álvaro Muñiz de Dávila verheiratet ist. Álvaro spielt in diesem Buch aber eine ebenso wichtige Rolle, denn nach seinem Tod wird sein undurchsichtiges Leben in Rückblenden entschlüsselt. Die Handlung beginnt mit einer riesigen persönlichen Enttäuschung für Manuel, die den Schmerz über den Tod seines Mannes total überdeckt. Er hat geglaubt, seinen Mann durch und durch zu kennen und muss nun feststellen, dass dieses nicht so war. Im Zwiespalt zwischen „Ist mir doch alles egal…“ und „Ich will die Wahrheit herausfinden…“ gefangen, versucht Manuel sein Leben zu leben. Ist sein Mann einen Unfalltod gestorben oder wurde er wirklich umgebracht, wie ein kleiner Kommissar, dem der Mund verboten wurde, behauptet? Dann gibt es noch einen undurchsichtigen Anwalt und diverse Menschen, die Álvaro in unterschiedlichen Lebensphasen gekannt haben. Manuels Sprüsinn wird geweckt:

Er begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei lernt er eine ihm fremde Welt kennen, die des Adels mit all seinen Facetten, guten wie schlechten. Manuel ist Schriftsteller und befindet sich schon seit längerer Zeit in einer Schaffenskrise. Das mag einer der Gründe sein, warum er sich letztlich doch darauf einlässt, das Erbe von Álvaro zumindest vorerst anzutreten, ein Erbe das unermesslich viel Verantwortung mit sich bringt. Je besser er die Familie Álvaros kennenlernt, desto mehr Ungereimtheiten, Fragen, Irritationen und Ärgernisse ergeben sich. Manuel dringt immer weiter vor in die Welt des Adels und erhält von Menschen Unterstützung, denen er zunächst mit Misstrauen begegnet. Inwieweit sich dieses rechtfertigt, wird hier nicht verraten. Alles was ich dir geben will entfaltet Themen, die hochaktuell sind und immer wieder den Finger in die Wunde auch der heutigen Gesellschaftsstrukturen legen. Zudem werden die Dimensionen von Solidarität, Ergebenheit und Skrupel aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

Redondo schafft Charaktere, die einem ans Herz wachsen, da sie so manche Wandlung durchlaufen und somit besonders glaubwürdig sind.

Auch der Großmeister des spannenden Romans Carl Ruiz Záfon bezeichnet Redondo als „Königin der literarischen Spannung“. Ich kann mich dem nur anschließen.

Fazit:

Ein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Es liest sich gut weg, man kann einfach nicht aufhören. Es ist zu hoffen, dass sich aus dem seltsamen Ermittlungstrio noch weitere Bände ergeben. Potential gibt es genug.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Abstoßend und faszinierend zugleich

The Hurting
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Allgemeines:

The Hurting – Als du mich gestohlen hast ist am 28.02.2019 bei Chicken House, einem Imprint des Carlsen Verlags, erschienen. Das Hardcover hat 386 Seiten. Autorin Lucy van Smit gewann mit ...

Allgemeines:

The Hurting – Als du mich gestohlen hast ist am 28.02.2019 bei Chicken House, einem Imprint des Carlsen Verlags, erschienen. Das Hardcover hat 386 Seiten. Autorin Lucy van Smit gewann mit dem Buch den ersten Bath Children`s Novel Award. Vom Verlag wird The Hurting ab einem Lesealter von 14 Jahren empfohlen. Persönlich würde ich dieses Lesealter auf 16 Jahre hochkorrigieren.

Bei Chicken House erscheinen Bücher, die sich an ein jugendliches Publikum richten, das gerne rasante und spannende Geschichten liest. Das Programm ist insgesamt klein und zeichnet sich durch eine große Anzahl an Debüts aus.

Inhalt:

„Nell glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick – bis sie Lukas begegnet. Dem attraktiven und irgendwie wilden Jungen im Wolfsmantel. Mit Lukas wird ihr Leben schöner, mit ihm kann sie glücklich sein. Doch Lukas verfolgt einen finsteren Plan und als Nell das begreift, ist sie schon mitten im Nirgendwo, hat ein Kind entführt und wird von der Polizei gesucht. Und hier, in der Einsamkeit norwegischer Wälder, beginnt für sie ein Überlebenskampf – gegen die Natur, gegen Wölfe, gegen den Schmerz und gegen den Jungen, den sie liebt.

Dieser Geschichte kann man sich nicht entziehen. Sie wühlt auf, sie überrascht und sie zerreißt einem das Herz!“ (Quelle: Verlagsseite Carlsen)

Meine Meinung:

Zu Beginn meiner Rezension möchte ich euch gleich verraten, dass The Hurting ein Buch ist, das mich zwiegespalten zurückgelassen hat. Zum einen gab es viele Elemente, die mich begeistern, berühren und schockieren konnten. Zum anderen blieb nach der Lektüre irgendwie ein schales Gefühl von „war das schon alles?“ zurück.

Van Smit gelingt es bereits nach wenigen Seiten eine schaurig beklemmende Atmosphäre zu kreieren. Sie nimmt uns Leser schon im Prolog mit in eine Welt der Berge, auf den Preikestolen, nach Norwegen. Ich konnte mir die Umgebung schnell beinahe bildlich vorstellen. Van Smit besitzt ein Talent, so zu beschreiben, dass schillernde Bilder in den Köpfen ihrer Leser entstehen. Während dieser Schilderungen begegnen wir sowohl anfangs als auch im Laufe der Geschichte allen Abgründen der Menschlichkeit, was insgesamt zu einer sehr passenden Frage der Protagonistin Nell führt:

„Vielleicht sind wir unter der Oberfläche alle Monster?“ (S. 358).

Mit dieser Frage setzt man sich während der Lektüre von The Hurting häufiger auseinander. Das hat verschiedene Gründe. Van Smit schildert die Ereignisse überaus detailliert. Sie schont ihre Leser nicht. Keine Beschreibung ist zu eklig, keine Formulierung zu drastisch, kein Verhalten zu irritierend. Van Smit zeigt genau auf, was passiert und lässt einen dadurch nahezu am Geschehen teilhaben. So manches mal habe ich mich geekelt und war froh, wenn eine Szene vorbei war. Das führt ich auch zu einem meiner Kritikpunkte: Wie kann man so naiv sein wie Protagonistin Nell es ist? So naiv, dass man, obwohl immr schlimmere Dinge passieren, nicht wirklich etwas unternimmt? Über diese Frage habe ich lange Zeit nachgedacht. Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass Nell nicht nur naiv ist. Sie wird durch ihre Lebensumstände zu dem gemacht, was sie ist. Nell lebt in einer sehr gläubigen, ja sogar fanatischen Familie. Im Mittelpunkt dieser kleinen Familie steht ihre Schwester, die an Krebs erkrankt ist. Nell opfert sich auf, muss ihre Schwester pflegen und verbergen, dass ihr religiöser Vater Alkoholiker ist. Sie muss zu viele Lasten auf ihren schmalen Schultern tragen, weshalb ihr für die Ereignisse im Buch die Weitsicht fehlt. Alles an dem mysteriösen Jungen im Wolfsmantel schreit danach, Nell von ihm fernzuhalten. Aber natürlich zieht irgendetwas sie unwiederbringlich zu ihm hin. Was dann genau passiert und welche menschlichen Abgründe sich innerhalb der Handlung auftun, das solltet ihr selbst lesen…

Lukas ist anders als Nell ein Charakter, zu dem ich während der ganzen Geschichte keinen Zugang gefunden habe. Er wirkte von Anfang an wenig sympathisch auf mich. Weder sein Aussehen noch sein Verhalten konnten mich überzeugen. Ich habe Nell nicht verstanden, die immer wieder mit positiven Gefühlen an ihn gedacht hat, egal, was er ihr für schlimme Dinge angetan hat. Aus diesem Grund war die Geschichte für mich an vielen Stellen überzogen und manchmal auch unglaubwürdig. Man kann Lukas als sehr manipulativ bezeichnen. Was er auf keinen Fall verkörpert ist das für viele Jugendbücher typische Badboy-Image.

Insgesamt birgt The Hurting viele Themen, die Jugendliche beschäftigen. Gleichzeitig ist es eine wirklich harte Kost. Ich würde dieses schonungslos geschriebene Buch deshalb nicht ab 14 Jahren empfehlen. Leser sollten viel Leseerfahrung und ein gewisses Maß an Ekelresistenz mitbringen. Ich bin der Meinung, dass man den Inhalt des Buches nicht vollständig erfassen kann, wenn man erst 14 Jahre alt ist.

Fazit:

Ein Fazit fällt mir wirklich schwer. The Hurting hat mich zugleich fasziniert und abgestoßen.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Ich würde ich so gerne den zweiten Teil lesen!

Die Töchter von Ilian
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Allgemeines:

Die Töchter von Ilian ist das neuste Werk aus der Feder von Jenny-Mai Nuyen. Auf meinem Blog findet ihr bereits Rezensionen zu ihren Büchern Heartware und Nijura – Das Erbe der Elfenkrone. ...

Allgemeines:

Die Töchter von Ilian ist das neuste Werk aus der Feder von Jenny-Mai Nuyen. Auf meinem Blog findet ihr bereits Rezensionen zu ihren Büchern Heartware und Nijura – Das Erbe der Elfenkrone. Alle anderen habe ich zwar gelesen, aber noch nicht rezensiert.

Die Töchter von Ilian ist im High Fantasy Genre zu verorten und hat (wie so oft in diesem Genre) mit 656 Seiten einen Umfang mit Schmökerpotential. Fischer Tor bietet dem Paperback ein Zuhause und hat ihm ein Gewand verliehen, das sofort an das Thema Natur denken lässt.

Ob der verwendete Sticker mit dem Inhalt: Starke Fantasy von einer starken Autorin in der heutigen Zeit noch notwendig ist, stelle ich einfach mal zur Debatte… Ich hätte das Buch auf jeden Fall auch gelesen, wenn es ein Mann geschrieben hätte… Des Weiteren hätte ich mir für eine so besondere Geschichte auch ein etwas ausgefalleneres Cover gewünscht. Zum Glück kann die innen abgebildete Karte überzeugen, die vielversprechende Details zur Geschichte enthält.

Inhalt:

„Die junge Walgreta wünscht sich nichts sehnlicher, als von den Weisen Frauen aufgenommen zu werden, die in den tiefen Wäldern die magischen Mysterien wahren. Doch das Schicksal führt sie auf andere Pfade: Bei Feierlichkeiten in der Zwergenstadt Horuns Bauch verliebt sie sich in den elfischen Wandererzähler Fayanú. Fayanú wurde von den Elfen ausgesandt, um die verschollenen Iliaden – vier geheimnisvolle magische Artefakte – aufzuspüren und zurück ins Reich Ilian zu bringen.

Er widersetzt sich jedoch seinen Befehlen und schenkt Walgreta den ›Blickenden Becher‹, jenes magische Artefakt, das die Vergangenheit sichtbar macht. Walgreta erkennt darin eine Chance, die Herrschaft der Weisen Frauen wiederherzustellen, die einst die Völker der Zwerge, Elfen und Menschen ohne Gewalt regierten. Zusammen mit Fayanú bricht sie auf zu einer gefahrvollen Reise. Denn sie sind nicht die Einzigen, die es auf die magischen Artefakte abgesehen haben … “ (Quelle: Fischer Tor)

Meine Meinung:

Wo soll ich da anfangen?

Ich habe das Buch vor einigen Tagen beendet. An die Rezension konnte ich mich nicht sofort setzen. Das hatte keine zeitlichen Gründe. Ich musste die Geschichte erst einmal sacken lassen. Zudem habe ich noch viel recherchiert und einige Interviews mit der Autorin gelesen, um alles wirklich zu verstehen. Und schon sind wir bei dem Punkt angekommen, der Nuyens Buch von vielen anderen abhebt: Ihre genaue Recherche und die vielen Informationen, die sich hinter der eigentlichen Geschichte verbergen. Nuyen zeichnet im Grunde genommen ein Portrait einer früheren Zeit, das sich an vielen Stellen problemlos auf die heutige Gesellschaft übertragen lässt. Inspiriert wurde sie dazu von den Einwanderungswellen während der Kupferzeit und dem damaligen Leben der Menschen.

Als besonders aufschlussreich habe ich dieses Interview empfunden. Wenn ihr mehr über das Buch erfahren möchtet, seid ihr dort auf jeden Fall richtig.

Aber nun zur eigentlichen Geschichte. Besonders gefallen hat mir der Grundgedanke, dass die magischen Artefakte innerhalb der Geschichte an Magie bzw. Kraft gewinnen, wenn sie verschenkt werden. Das wiederspricht dem Grundgedanken der meisten Menschen, immer alles besitzen zu wollen und der Geiz-ist-geil-Mentalität der heutigen Gesellschaft enorm. So etwas habe ich bisher noch nicht gelesen und so mancher sollte diesen Gedanken dringend auch in seinem eigenen Leben weiterverfolgen… Des Weiteren fällt es mit einem solchen Grundgedanken schwer, eine Geschichte zu schreiben, in der das Gute gegen das Böse kämpft. Wer ist gut? Wer ist böse? Warum? Genau diese Fragen haben auch die Protagonisten der Geschichte mehrfach beschäftigt. Wie weit kann ich gehen, wenn ich letzten Endes ein Artefakt verschenken will? Was darf ich tun, um es zu bekommen? Spannende Fragen, mit denen ich mich beim Lesen ebenfalls vielfach beschäftigt habe. Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und tatsächlich in Gedanken häufiger „die Seite gewechselt“. Vermutlich ist genau dieses Dilemma bzw. der eigene innere Konflikt um die Thematik Gut und Böse in seiner Komplexität von Nuyen gewollt. Ein angenehmer Schachzug, der Innovation in die Geschichte bringt und sie für mich absolut unvorhersehbar gemacht hat.

Die Protagonisten der Geschichte sind einzigartig, obwohl sie den klassischen Völkern der Fantasy entstammen. Wir begleiten Fayanú und Walgreta, die eine ganz besondere Liebe verbindet auf ihrer Reise und der Suche nach den Artefakten. Dabei kreuzen und trennen sich ihre Wege immer wieder. Sie treffen auf Charaktere, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Beide müssen Entscheidungen treffen, die sie in ihrem Ausmaß und ihren Auswirkungen nicht einschätzen können. Beide leiden, beide verlieren und beide triumphieren. Auf ihre ganz eigene und von Nuyen poetisch erzählte Art und Weise.

Fazit:

In der heutigen Zeit ist der Erfolg eines Buches stärker denn je an die Verkaufszahlen gebunden. Kauft dieses Buch – nur dann wird es einen zweiten Teil geben. Und den würde ich so gerne lesen!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Für mich ist Marys Geschichte leider nicht die richtige

Die Farbe von Milch
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Allgemeines:

Die Farbe von Milch ist am 11. März 2019 als Taschenbuch im Heyne Verlag erschienen. Die Hardcoverausgabe erschien bereits im September 2017 im Eisele Verlag. Tatsächlich ist der Titel eine ...

Allgemeines:

Die Farbe von Milch ist am 11. März 2019 als Taschenbuch im Heyne Verlag erschienen. Die Hardcoverausgabe erschien bereits im September 2017 im Eisele Verlag. Tatsächlich ist der Titel eine direkte Übersetzung des englischen Originaltitels The colour of milk, was selten vorkommt. Der Roman hat 208 Seiten. Autorin Nell Leyshon wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Mit Die Farbe von Milch stand sie auf der Liste der Nominierten für den Prix Femina.

Inhalt:

„Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte.

Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.“ (Quelle: Heyne Verlag)

Meine Meinung:

Die Farbe von Milch ist ein Buch, das mir seit einiger Zeit im Kopf herumschwirrt. Bereits im Erscheinungsjahr des Hardcovers war es sehr präsent, wurde viel beworben und stand schnell auf meiner Leseliste. Dann habe ich es ein wenig aus den Augen verloren. Als ich jedoch die Ankündigung der Taschenbuchausgabe entdeckte, wollte ich es unbedingt bald lesen. Gesagt, getan.

Bereits nach der ersten Seite war ich irritiert und begann nachzuforschen. Ja, Protagonistin Mary schreibt dieses Buch „selbst“. Ja, Protagonisten Mary hat in einer längst vergangenen Zeit gelebt und ja, Protagonistin Mary hat erst im Laufe der fortschreitenden Handlung das Schreiben und Lesen gelernt. Aber: NEIN, es wirkt nicht authentisch, wenn so gut wie alle Kommata weggelassen werden. Mary kann nämlich auch die schwierigsten Worte richtig schreiben. Nur Kommata scheinen ihr Mühe zu bereiten. Für mich war bereits an dieser Stelle klar, dass ich das Buch nicht mehr so motiviert lesen würde. Und es fiel mir wirklich schwer. Einen Text (beinahe) ohne Kommata zu lesen, ist möglich. Aber Lesefreude bereitet das nicht. Immer und immer wieder wird der Lesefluss gestört. Entweder, weil man im Kopf korrigiert oder aber auch, weil Sätze ohne die benötigten Pausen schwer zu verstehen sind.

Ich habe die Geschichte trotzdem beendet, weil ich neugierig war. Sie liest sich gut weg, man kann sie in wenigen Stunden, aber auf jeden Fall an einem Tag beenden. Wir begleiten Mary in einer bedrückenden Geschichte durch den Wechsel der Jahreszeiten. Während des Lesens hat sich mir leider nicht erschlossen, warum dieses Buch so hochgelobt wurde. Ich hatte gehofft, dass meine Vorahnungen nicht bestätigt werden, aber man weiß durch den Klappentext tatsächlich alles, was im Buch passieren wird. Man kann sich schnell zusammenreimen, wie es Mary nach dem Tod der Pfarrersfrau ergehen wird. Genau so wird es ihr auch ergehen. Natürlich ist das sehr stereotypisch für die damalige Zeit. Tragisch, berührend und erschütternd. Aber das habe ich schon in vielen anderen Büchern gelesen.

Vielleicht sehen andere Leser ganz viel in diesem Buch. Poetik, berührende Momente und eine tapfere Frau, die für sich einstehen möchte und es am Ende auch tut. Ich konnte das alles leider nur in Ansätzen entdecken. Mein Lesefluss war zu sehr gestört und die Geschichte für mich zu vorhersehbar. Aus diesem Grund fällt die heutige Rezension etwas kürzer aus als gewohnt.

Fazit:

Für mich ist Marys Geschichte leider nicht die richtige.