Nette Unterhaltung
Effi liestEffi, lebend im prüden 19. Jahrhundert, findet ein Buch. Der Inhalt des Buches ist Grund genug, dass man Effi des Pensionats verweist und sie wieder nach Berlin zu ihrem Vater schickt. Effi selbst kennt ...
Effi, lebend im prüden 19. Jahrhundert, findet ein Buch. Der Inhalt des Buches ist Grund genug, dass man Effi des Pensionats verweist und sie wieder nach Berlin zu ihrem Vater schickt. Effi selbst kennt des Inhalt des Buches nicht. Sie hat lediglich Bruchstücke davon lesen können, als sie auch schon entdeckt wurde.
Auf dem Weg nach Hause begegnet sie Max, einem jungen Arzt. Die beiden finden sich auf Anhieb sympathisch.
Im Laufe der Geschichte erfährt Max von dem Buch und diagnostiziert - fehlgeleitet von der damals herrschenden Meinung zu der weiblichen Gesundheit - eine beginnende Hysterie und bringt diese mit sich in Verbindung.
Die Wege von Effi und Max kreuzen sich des Öfteren und Max versucht, Effi mit ihrem gesundheitlich "Problem" zu helfen, was dieser gar nicht recht ist, zumal sie von der "Diagnose" nichts weiß.
Mich hat der Buchtitel angesprochen. Auch das Cover ist schön gestaltet und ansprechend. Die Geschichte beginnt auch mit einem recht witzig aufgemachten Vorwort. Leider verspricht dieses mehr, als das Buch halten kann.
Im Grund handelt die Geschichte von einer jungen Frau, die ihrer Neugier nachgeht und versucht, den Fesseln, die ihr aufgrund ihres Geschlechts angelegt sind, zu entkommen. Die zuerst dargestellte rebellische Ader lebt sie dabei sehr subtil aus. Die Beziehung zwischen Effi und Max wird zwar thematisiert, spielt aber nur eine Nebenrolle.
Den Klappentext des Buches finde ich etwas irreführend, da die dort erwähnte Nasenoperation nur kurz angerissen wird und wohl auch nur deshalb, weil wissenschaftlich belegt ist, dass es eine solche Behandlungsmethode für das "Leiden" gegeben hat.
Sehr schön ist auch noch einmal das erklärende Schlusswort, welches aufschlüsselt, welche Charaktere und Geschichtsstränge frei erfunden sind und welche auf wahren Begebenheiten beruhen.
Sehr ansprechend fand ich den Schreibstil - einerseits in der "Ich-Form" der Effi und andererseits in Briefform des jungen Arztes Max an seinen jüngeren Bruder.
Das Buch ist zeitweise etwas langatmig und man wartet darauf, dass die Geschichte weitergeht. Höhepunkte fehlen. Große Probleme werden nicht thematisiert. Effi ist sehr brav. Wenn man hier eine Heldin sucht, die sich gegen alle Konventionen mit Macht durchzusetzen versucht, findet man sie nicht. Effi hält sich an die ihr gestellten Regeln. An jedem ihrer Wünsche wird in der Geschichte nur ansatzweise herangegangen. Effi erlebt in der kurzen Handlung vieles, aber nichts wird tiefer beschrieben oder gar behandelt. Das Ende überrascht mit einem kleinen Extra, das ich am Anfang des Buches nicht erwartet hätte, aber auch hier nur kurz angerissen.
Ich gebe eine Leseempfehlung ab, aber ehrlich gesagt, nicht für diesen Preis. Das Geld würde ich für ein anderes Buch ausgeben.