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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2023

Gelungene Fortsetzung, die Lust auf den nächsten Band macht

Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz
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Der zweite Band Hanna Caspians um die Eulenburg-Harden-Affäre aus den Perspektiven mehrerer Bediensteter setzt nahtlos da an, wo Band 1 aufhört.
Der Tod ihrer Mutter lastet schwer auf Adelheid und ihrer ...

Der zweite Band Hanna Caspians um die Eulenburg-Harden-Affäre aus den Perspektiven mehrerer Bediensteter setzt nahtlos da an, wo Band 1 aufhört.
Der Tod ihrer Mutter lastet schwer auf Adelheid und ihrer Familie. Als Informantin kann sie dringend benötigtes Geld verdienen und gleichzeitig Rache an der Fürstin üben, doch bringt sie sich selbst damit ebenfalls in Gefahr. Auch Viktor nimmt die Gefährdung seiner Dienststelle war und muss entscheiden, ob er eine Zukunft im Schloss Liebenberg haben wird. Für Constanze wurde diese Entscheidung bereits im ersten Band getroffen, doch die zukünftige Laufbahn ihres Verlobten ist eng mit dem Ausgang der Eulenburg-Harden-Affäre verwoben. Und Hedda findet nicht nur Verbündete gegen Opitz, sondern gerät in den Sog einer Bewegung, die sich für die Verbesserung der Lebensumstände aller Bediensteten einsetzt und von der besitzenden Klasse nicht gerade wohlwollend betrachtet wird…
Was soll ich sagen? Hanna Caspian beweist wieder einmal, dass sie große politische Ereignisse anschaulich mit Einzelschicksalen verknüpfen kann. Erzähltempo, Abschnittlängen und Perspektivwechsel sind einwandfrei gewählt. Diverse historische Alltagdetails offenbaren nicht nur die großartige Rechercheleistung, sondern bringen den Leser näher an das Geschehen heran und machen die Kulisse lebendiger.
Insgesamt würde ich sagen, dass die politischen Ereignisse im Vergleich zum ersten Band hier mehr in den Vordergrund rücken, doch war dies angesichts der Tatsache, dass besagte Ereignisse nun eine drängendere, bedrohlichere Dimension annehmen durchaus zu erwarten.
Alles in allem eine gelungene Fortsetzung, die einen von der ersten Seite an wieder direkt in die Handlung eintauchen lässt.

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Veröffentlicht am 09.02.2023

Von Garten- und Kriegskunst

Blüte der Zeit
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Niederlande 1672: Obwohl den Zeitgenossen die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges noch vor Augen stehen, droht erneut ein Krieg. Ihres niederländischen Heimes beraubt sehen sich Gärtnersohn Max, seine ...

Niederlande 1672: Obwohl den Zeitgenossen die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges noch vor Augen stehen, droht erneut ein Krieg. Ihres niederländischen Heimes beraubt sehen sich Gärtnersohn Max, seine Mutter und sein jüngerer Bruder einer ungewissen Zukunft entgegen und entscheiden sich für die Flucht nach Brandenburg-Preußen. Allerdings sind auch dort die Auswirkungen des Kriegs spürbar, wie auch Elvina, Tochter eines Apothekers der aufstrebenden Bürgerschicht, erfährt. Ein dritter Handlungsstrang folgt dem adeligen Paulus van Houtkerke, der als enger Freund Wilhelms III. von Oranien und Offizier unmittelbar am politischen und kriegerischen Geschehen beteiligt ist.
„Blüte der Zeit“ ist der dritte historische Roman von Sabine Weiß zur niederländischen Geschichte, kann jedoch auch problemlos ohne Vorkenntnis der Romane „Krone der Welt“ und „Gold und Ehre“ gelesen werden.
Vor dem Hintergrund des Holländischen bzw. Niederländisch-Französischen Krieges, dessen Folgen und Begleiterscheinungen angesprochen werden, ohne zu einer blutigen Horrorshow zu werden, entfaltet sich ein Zeitporträt großer Politik und kleiner Einzelschicksale. In den einzelnen Handlungssträngen treten neben den äußeren Konflikten verschiedenartige innere Konflikte auf, beispielsweise drängt Paulus Vater ihn, seine Freundschaft zu Wilhelm für eine politische Karriere zu nutzen, während jene Freundschaft gleichzeitig im Laufe der kriegerischen Auseinandersetzungen aufgrund unterschiedlicher Meinungen unter Spannung gerät.
Thematischen Schwerpunkt bildet die Gartenkunst: von Lustgärten und Parkanlagen bis hin zu Wasserspielen, künstlichen Grotten und den Schwierigkeiten des Handels und Nachzüchtens exotischer Gewächse erhält man als Leser einen einzigartigen Einblick in die „unsichtbaren“ Mühen und die entstehenden Prachtbauten, deren Spuren sich bis in die Gegenwart verfolgen lassen.
Wie alle Handwerke verlangt die Gärtnerei neben Talent vor allem Geduld und Übung, gleiches gilt für das Schreiben - und was soll ich sagen, Sabine Weiß beherrscht ihr Handwerk. Besonders die beiläufige, lebendige Vermittlung von historischem Wissen ist überaus kurzweilig.
Alles in allem eine unbedingte Empfehlung an alle Leser historischer Romane!

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Veröffentlicht am 06.01.2023

Zu wenig Arktis

In der Stille der Polarnacht
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Im April 1853 erhält Virginia Reeves, die zuvor Planwagenzüge nach Kalifornien führte, das Angebot eine Expedition zur Auffindung der bei der Suche nach der Nord-West-Passage verschollenen Franklin-Expedition ...

Im April 1853 erhält Virginia Reeves, die zuvor Planwagenzüge nach Kalifornien führte, das Angebot eine Expedition zur Auffindung der bei der Suche nach der Nord-West-Passage verschollenen Franklin-Expedition anzuführen. Diese Expedition wird ein absolutes Novum darstellen: sie wird sich nur aus Frauen zusammensetzen. Anderthalb Jahre später sitzt Virginia jedoch vor Gericht, ihre Expedition ist gescheitert und nicht alle Frauen sind aus der Arktis zurückgekehrt.
Auf zwei Zeitebenen wird der gegenwärtige (Schau)Prozess und die misslungene Expedition erzählt und obwohl die Abschnitte gut gewählt sind erschienen mir die Gerichtsszenen aufgrund der Passivität Virginias größtenteils langweilig und wurde erst gegen Ende des Romans spannend.
Die Expedition setzt sich aus Charakteren zusammen, die sich auf unterhaltsame Art unterscheiden und aneinanderecken, doch bleiben sie zugleich relativ eindimensional und distanziert. Insgesamt habe ich mir von der Expedition an sich mehr erwartet: mehr Details, mehr Seitenumfang. Tatsächlich steht der Überlebenskampf in der Arktis nicht im Vordergrund, vielmehr geht es um die sich bildende Frauengemeinschaft und deren Zusammenhang. Das hätte durchaus funktionieren können, doch fand ich den beiläufig-gleichgültigen Umgang der Frauen was Vorbereitung und Durchführung der Expedition betrifft emotional erkaltend, was man wohl mit dem Empfinden vergleichen kann, wenn in einem schlechten Horrorfilm Figuren nach und nach infolge ihrer eigenen Dummheit sterben.
Die Darstellung von Lady Jane Franklin und Virginia Reeves ist durchaus interessant und der Schreibstil ist angenehm zu lesen, doch alles in allem hat der Roman mich nicht überzeugen können.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Eine etwas andere Liebesgeschichte

Anatomy
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Hazel Sinnett ist jung, gewitzt und entschlossen Chirurgin zu werden, was 1817 in Edinburgh als unmöglich gilt. Doch nachdem sie sich jahrelang eigenständig so viel Wissen wie möglich über Anatomie angeeignet ...

Hazel Sinnett ist jung, gewitzt und entschlossen Chirurgin zu werden, was 1817 in Edinburgh als unmöglich gilt. Doch nachdem sie sich jahrelang eigenständig so viel Wissen wie möglich über Anatomie angeeignet hat, bietet sich ihr durch die physische und psychische Abwesenheit ihrer Eltern die einmalige Gelegenheit beim berühmten Dr. Beecham zu lernen – und Hazel setzt alles daran, diese Chance zu nutzen.
Das Cover ist ein wundervoller Blickfang und bei der im Titel angekündigten Liebesgeschichte handelt es sich nicht um eine klassische Romanze, sondern der Liebe Hazels zur Anatomie. Ihre sich entwickelnde Beziehung mit Jack, dem Auferstehungsmann, nimmt dem gegenüber eine untergeordnete Rolle ein.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, besonders bei Hazel, die relativ sich selbst überlassen aufwuchs, bemerkt man den daraus resultierenden Mangel an sozialer bzw. emotionaler Intelligenz gegenüber anderen Personen. Ich bin mir nicht sicher, ob Jack stellenweise etwas eindimensional ist, oder ob ich diesen Eindruck nur habe, weil ich Interesse daran gehabt hätte, mehr über das Leben der Arbeiterschicht und Auferstehungsmänner zu erfahren.
Zu Beginn der einzelnen Kapitel stehen Textpassagen, Ausschnitte aus Briefe und Büchern, die auf unterhaltsame Art zu Worldbuilding beitragen und die Handlung ergänzen. So wird schnell klar, dass wir uns nicht in „unserem“ historischen Edinburgh befinden, sondern in einem, dass von einer fiktiven Seuche, dem Römischen Fieber, heimgesucht wurde.
Dieses alternative Edinburgh wird sehr stimmungsvoll beschrieben, eine latent düster-unheimliche Atmosphäre durchzieht den gesamten Roman und passt hervorragend zur Thematik und Handlung.
Als Kritikpunkt ließe sich vorbringen, dass einzelne Wendungen sehr vorhersehbar sind, zudem ist der Epilog m.E. völlig überflüssig, ein offeneres Ende hätte mir hier besser gefallen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir allerdings ausgesprochen gut gefallen und mit den Kritikpunkten größtenteils versöhnt. Deshalb werte ich mit 4,5 Sternen und runde hier gerne auf 5 Sterne auf.
Alles in allem ein großartiges Buch für alle Fans von historischen Romanen mit übernatürlichen Elementen.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

historisches Familiendrama mit Krimianteil

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3)
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Anne ist zurück in Hamburg, nimmt ihre Arbeit als Ärztin für die ärmsten Frauen wieder auf – und schon gibt es einen neuen Anlass zu ermitteln: Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal das chinesische Viertel ...

Anne ist zurück in Hamburg, nimmt ihre Arbeit als Ärztin für die ärmsten Frauen wieder auf – und schon gibt es einen neuen Anlass zu ermitteln: Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal das chinesische Viertel Hamburgs, das unter dem Andrang ausgenutzter Arbeiter und zwangsprostituierten jungen Frauen rasch anwächst. Als Anne van der Zwaan Zeugin des Mordes an einem der Mädchen wird, beginnt Berthold Rheydt zu ermitteln.
Noch bevor ich die erste Seite las, bin ich gleich zwei Irrtümern aufgesessen: Es handelt sich hier nicht um den letzten Band der Serie, im November 2023 erscheint ein vierter Teil. Dennoch hat das Ende dieses Bandes ein gewisses Abschluss-Feeling, ohne zu Spoilern sei nur gesagt, dass die Mehrheit der im ersten Roman begonnene Handlungsstränge hier beendet werden. Zweitens ging ich aufgrund des Untertitels „Ein Leben für das Recht auf Liebe“ davon aus, dass sich entweder der aufblühenden Romanze von Helene und Berthold etwas gehörig in den Weg stellen würde, oder aber Annes Liebesleben und damit das Thema Homosexualität zu jener Zeit angesprochen werden würde. Tatsächlich aber ist ersteres nicht der Fall und obwohl Anne sich im Laufe der Handlung verliebt, war dies relativ knapp gehalten. Ehrlich gesagt zu knapp, für mich war der Umschwung Annes bezüglich der betreffenden Frau von einer Bekannten hin zu Verliebten sehr plötzlich. Demgegenüber entwickelt sich die Beziehung von Helene und Berthold authentischer weiter, Sorgen und Zweifel kommen auf und werden überwunden.
Ich kann nicht beurteilen, inwiefern der Roman für Quereinsteiger geeignet ist. Einerseits werden Entwicklungen der beiden Vorgänger zusammengefasst, doch man hat einfach mehr davon, wenn man dies selbst mitgelesen hat und die Charakterentwicklungen erlebt, die hier auch sehr stark die Nebenfiguren betreffen.
Generell beschäftigt sich dieser Band stark mit den Beziehungen der Figuren zueinander, vor allem im Themenfeld Familie: Anne und ihr Vater, Helenes Eltern und ihr Bruder, sowie in geringerem Maße die Reimers.
Spannungsmäßig geht es ruhiger zu als in den Vorgängern, dennoch gibt es auch Action, besonders positiv in Erinnerung geblieben ist mir eine großartige Verfolgungsjagd.
Alles in allem ein gelungener Abschluss der Trilogie, der genügend Raum für und Lust auf einen Nachfolge-Band macht.

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