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Veröffentlicht am 16.10.2022

Ein Thriller, der dem Genre alle Ehre macht!

Schmerzwinter
4

Kennst Du dieses Gefühl, wenn Du spät abends allein einen unheimlichen Film im Fernsehen gesehen hast, Du plötzlich das Gefühl hast, dass sich noch irgendjemand in deiner Wohnung befindet, Du auf dem Weg ...

Kennst Du dieses Gefühl, wenn Du spät abends allein einen unheimlichen Film im Fernsehen gesehen hast, Du plötzlich das Gefühl hast, dass sich noch irgendjemand in deiner Wohnung befindet, Du auf dem Weg ins Bett stets mit dem Rücken zur Wand läufst und für den kurzen Weg über den Flur, den Du in und auswendig kennst, trotzdem das Licht anschaltest?
Wenn Du dieses Gefühl bei einem Buch erleben willst, bist Du bei diesem Thriller an der richtigen Adresse!


Zum Inhalt:

Im Hamburger Schnee werden zwei weibliche Leichen entdeckt. Puppengleich wurden sie drapiert und inszeniert, an ihren Köpfen und Gliedern wurden Ösen angebracht – wie bei Marionetten; über ihren Herzen wurden Uhren implantiert. Jan Nygård, Kommissar beim Hamburger LKA, ermittelt in dem mysteriösen Fall, der an eine Verbrechensserie vor über 20 Jahren erinnert. Doch der Täter von damals sitzt im geåschlossenen Vollzug. Bei dem Versuch den Trittbrettfahrer an seinem Schreckensschauspiel zu hindern, kommt ihm Jan gefährlich nah…und der Fall wird persönlich.


Meine Eindrücke:

Aaron Sander war bis zu diesem Buch für mich ein völlig unbekannter Autor und meine Recherchen waren leider nicht allzu ergiebig, sodass ich vermute, dass es sich bei Schmerzwinter um seinen Debut-Roman handelt. Falls das tatsächlich der Fall sein sollte: Chapeau! Er hat definitiv meine Aufmerksamkeit geweckt und ich werde ein Auge auf weitere Werke von ihm haben.

Was hat mich besonders begeistert?

Der fesselnde Schreibstil
Ich liebe Aaron Sanders Schreibstil. Man fließt einfach so dahin und kann sich der Strömung nur schwer entziehen. Besonders gefällt mir wie er die Gedanken des Protagonisten Jan Nygårds schreibt. Der Ursprung in einer Kleinigkeit, die seine Gedanken anregt und abschweifen lässt oder die ihn überlegen lassen, um dann einen perfekten Bogen wieder zurück zur Handlung zu schlagen. Genau das sind die Momente, in denen ein Buch verglichen mit einem Film unschlagbar ist.
Gleichzeitig arbeitet er wunderbar szenisch, sodass er von der Darstellung her nahe an einen Film herankommt, was sich besonders in den bedrohlichen Momenten super macht. Merkt man da den ausgebildeten Film- und Fernsehdramaturgen im Autor?

Die fortwährende Spannung
Die Perspektive wechselt zwischen Kommissar Jan Nygård, dem mutmaßlichen Täter und einem seiner Opfer; eine für mich sehr besondere Mischung. Sie ließ durch die parallelen Handlungsstränge und die häppchenweisen Informationen eine unglaubliche Spannung entstehen. Die zu Beginn noch getrennten Handlungsstränge verbinden sich immer weiter und immer schneller in einem engen Geflecht, das nur eine Frage zulässt: wann wird es zu dem ersten direkten Aufeinandertreffen kommen?!
Die Perspektiven des Täters und des Opfers erlauben zudem einen Detailgrad an Grausamkeit und Schmerz, die zum Mitleiden, Mitfiebern und Gruseln einladen. Die Spannung erstreckt sich über den gesamten Roman hin, nur ab und zu sind ein paar Pausen eingestreut, die einen wieder zur Ruhe kommen lassen. Jedoch nie für lange

Die originelle Story
Die gesamte Geschichte ist unglaublich gut durchdacht und in ihrer Gesamtheit einfach einzigartig. Seien es die Morde und Motive, die überaus überzeugenden und faszinierenden Charaktere der zwei Puppenmacher, die Mischung aus Haupt- und Nebenhandlungen, die tolle Dynamik zwischen Jan Nygård und seiner Partnerin / Therapeutin Anna Wasmuth… Gleichzeitig gibt es mehrere unerwartete Wendungen, ein angenehm hohes Tempo und eine Auflösung, die alle Puzzleteile ins Bild fallen lässt.
Am Ende blicke ich schwer schockiert, aber gleichermaßen fasziniert auf diese Story zurück, bin gespannt, ob es sich um einen Reihenauftakt handelt und falls ja, was sich Aaron Sander für den nächsten Teil einfallen lässt

Wieso ich „nur“ 4 von 5 Sternen verteile?
Da gibt es zwei Punkte. Zum einen die Person des Protagonisten Jan Nygård, der für mich ein klarer Antiheld ist, bei dem ich am Ende des Romans aber nicht sicher sagen kann, ob er mir sympathisch ist und ob ich bereit bin seine Schwächen zu tolerieren. Er ist ein schwieriger Charakter: cholerisch, impulsiv, traumatisiert, stur, unbelehrbar, ein Regelbrecher, mehr Einzelgänger als Teamplayer, so dass ich ihn teils als anstrengend empfand. Solche Charaktere sind nicht neu. Jedoch konnte mich Jan Nygård (zumindest bisher ) nicht so sehr überzeugen wie beispielsweise ein Harry Hole aus der Reihe von Jo Nesbø, der in ein ähnlicher Antiheld, aber durchaus weniger gewalttätig ist.

Zum anderen fand ich ein paar Fäden im Mittelteil nicht allzu schön verbunden. Da hätte ich mir an einzelnen Stellen einige ergänzende Erklärungen gewünscht, so wirkte es auf mich vereinzelt etwas sprunghaft.

Ein abschließender Satz noch zum Buch an sich:
Der grüne Buchschnitt und das Cover mit der giftgrünen, scharf anmutenden Schneeflocke sind nicht nur ein echter Hingucker, sondern für mich auch sehr treffend gewählt, denn der Schnee ist ein wiederkehrendes Thema in der Geschichte, wird wunderbar szenisch beschrieben und verleiht der ganzen Handlung eine besondere Atmosphäre.


Mein Fazit:

Dieser Thriller macht seinem Namen alle Ehre: Spannung pur, unheimliche und zugleich faszinierende Täter, grausame Morde, eine Jagd im Kampf gegen die Zeit.
Kurzum: Aaron Sander gelingt es unglaublich gut mit seinen Beschreibungen den richtigen Nerv zu treffen, uns Lesenden eine Gänsehaut bescheren und einen imaginären Blick über die Schulter werfen zu lassen.
Wer also ein Leseerlebnis mit Nervenkitzel sucht, ist hier sehr gut beraten

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 20.04.2024

Vielversprechender Reihenauftakt mit Luft nach oben

Scarlet
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Scarlet ist der Auftaktroman der neuen Reihe von Fantasy-Autorin Genevieve Cogman – bekannt durch ihre Reihe der „Unsichtbaren Bibliothek“ um Irene Winters.
„The Scarlet Pimpernell“ von Baroness Orczy ...

Scarlet ist der Auftaktroman der neuen Reihe von Fantasy-Autorin Genevieve Cogman – bekannt durch ihre Reihe der „Unsichtbaren Bibliothek“ um Irene Winters.
„The Scarlet Pimpernell“ von Baroness Orczy (1905), eine der Lieblingsgeschichten der Autorin, bildet mit ihren Charakteren und ihrer Handlung das Grundgerüst von Cogmans Fantasy-Adaption.

Worum geht’s?

Europa zur Zeit der französischen Revolution. Vampire leben offen neben den Lebenden im Stand der Aristokratie. Als der für waghalsige aber erfolgreiche Rettungsaktionen berühmt berüchtigte Engländer „Scarlet Pimpernell“ und seine Liga sich vornehmen, die französische Königfamilie vor dem Tod zu bewahren, sind sie auf die Hilfe des englischen Dienstmädchens Eleanor angewiesen.
Wie erwartet wird es sehr gefährlich. Und sie muss feststellen, dass Vampire nicht die einzigen übernatürlichen Wesen sind…


Meine Eindrücke

Was ich bereits in der Bibliotheks-Reihe an Genevieve Cogman lieben gelernt habe, sind ihr mitreißend fließender Schreibstil, ihre Vorliebe für actionreiche Szenen und ihre Leidenschaft für Sprache. Auch in dieser Reihe finden sie sich wieder!
Es gelingt ihr mühelos, den Lesenden durch sprachliche Feinheiten in eine längst vergangene Zeit zu entführen. Die damaligen Lebensumstände erzählt sie sehr bildhaft durch ihre Protagonistin Eleanor: Sie ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und arbeitet in zweiter Generation als Dienstmädchen im Haushalt einer Vampir-Aristokratin. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als aus ihrem vorbestimmten Leben auszubrechen und Näherin zu werden. Als sie unfreiwillig in die Kreise der Liga des Scarlett Pimpernell gerät, wittert sie ihre Chance – und lernt die Sicht der Aristokraten näher kennen.
Sie war mir von Beginn an sympathisch und es bereitete mir viel Freude ihren Gedanken zu lauschen. Mit ihr die Hintergründe der Liga zu erraten, mit ihr zu zweifeln, aber auch mit ihr von einem schüchternen Dienstmädchen zu einer selbstbewussten Kämpferin für „das Richtige“ heranzuwachsen, gefiel mir sehr. Sie ist wohl Cogmans nächste weibliche Spionin in einer fernen Zeit, die gefühlt “alles allein regeln muss“ (nicht abwertend gemeint ).

Das Setting an sich (Französische Revolution, Vampire, Rettungsaktion) fand ich sehr interessant und auch die Handlung spannend gestaltet, selbst, wenn es weite Strecken mit wenig Dialogen gab. Actionreich war es auch, leider aber an zwei Stellen etwas sehr hektisch, sodass ich als Leserin etwas abgehängt wurde. Das sollte nicht passieren…

Mein persönliches Highlight war die – für mich als Klappentext-Verweigerin überraschende, zweite magische Komponente, die das Potenzial zur Reihe liefert.
Da ich von vornherein wusste, dass es sich nicht um ein Einzelwerk, sondern einen Reihenauftakt handelt, hatte ich größere Aufklärungslücken erwartet und empfinde sie größtenteils als sehr geschickt gesetzt. Allerdings wurden für mich auch einige Themen nicht ausreichend aufgeklärt, die wohl im Folgeband nicht mehr aufgegriffen werden…

Wohl wahr: In ihrer Danksagung schreibt Cogman davon, dass wir, wenn wir jünger sind, Medien oft kritiklos aufnehmen und Dinge ignorieren, die uns als Erwachsene kritikwürdig erscheinen. Da bin ich wohl doch erwachsener als ich manchmal denke 😉

Mein Fazit

Eine sehr sympathische Protagonistin, ein interessantes Setting, gewohnte Action und geheimnisvolle magische Akteure: Meine Neugier auf die Fortsetzung ist auf jeden Fall geweckt!
Teil 1 demonstriert allerdings noch Potenzial nach oben: Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Handlung und viele Akteure von einer Vorlage übernommen wurden, hätte die Umsetzung deutlich stärker sein dürfen…

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
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  • Fantasie
Veröffentlicht am 31.03.2024

Ein gelungener Naturführer für die ganze Familie

Familien-Naturführer
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Dies ist ein Familien Naturführer der zum Erkunden der Natur einlädt.
Er ist unterteilt in drei Abschnitte: Den Activity-Teil „Erlebt die Natur“ mit 50 Mitmachideen sowie zwei Wissens- und Bestimmung über ...

Dies ist ein Familien Naturführer der zum Erkunden der Natur einlädt.
Er ist unterteilt in drei Abschnitte: Den Activity-Teil „Erlebt die Natur“ mit 50 Mitmachideen sowie zwei Wissens- und Bestimmung über die Tier- beziehungsweise Pflanzenwelt.

Der erste Abschnitt war derjenigen, der meine Aufmerksamkeit auf diesen Naturführer gezogen hat: Von Basteln über Beobachten, Experimentieren bis zu Kochen und Spielen – es ist alles dabei. Und dabei egal wo man sich befindet: im Garten oder Wald, in Feld und Wiesen oder am Wasser. Die Anleitungen sind nach meiner Einschätzung allerdings eher für Kinder im Vorschul- und Schulalter geeignet.

Die Bestimmungsteile punkten mit vielen, großen, oft beschrifteten Bildern und gut dosiertem Wissen in Form von Steckbriefen (ganz kurzgefasst) oder etwas ausführlicheren Kapiteln über Merkmale, (Nahrung), Vorkommen und einem „Typisch“-Absatz.

Ein besonderes Plus im Tierabschnitt sind die Tierstimmen, die man sich über die Kosmos App anhören kann. Allerdings sind dort nicht alle Tiere aus dem Naturführer vertreten. Das ekelhafteste Geräusch ist für mich definitiv das der „Gemeinen Stechmücke“
Im Pflanzenteil werden heimische Wildblumen & Gräser sowie Bäume & Sträucher aufgeführt; giftige Pflanzen werden entsprechend gekennzeichnet, was beim Erkunden mit Kindern sehr hilfreich ist. Tatsächlich fand ich es sehr überraschend, wie viel unserer „bekannten“ Blumen giftig sind. Für mich hätte der Pflanzenteil, der dünnste aller drei Teile, gern noch etwas umfangreicher sein dürfen. Meine Lieblings-Wiesenblume, das Wiesen-Schaumkraut, fehlt zum Beispiel

Die Übersichtsseiten oder sogenannten „Specials“, zum Beispiel zu „Silhouetten am Himmel“ und „Häufige Bäume in der Stadt“ gefallen mir am besten: Sie ermöglichen ein schnelles bestimmen auf einen Blick und/ oder zeigen wunderbar die Unterschiede auf.

Ein paar Verbesserungsvorschläge habe ich allerdings:
- Für die „Wildblumen und Gräser“ wäre eine Farbskala für die Blütenfarbe zum Beispiel am oberen Bildrand für ein schnelleres Finden hilfreich
- Giftige Blumen sind mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet, allerdings nicht näher klassifiziert. Hier wäre es etwas ausführlicher hilfreich, zum Beispiel in einem separaten Kapitel hinten im „Service“ Bereich. Wie äußert sich eine Vergiftung? Wie kritisch ist diese? Welche Erstmaßnahmen kann man ergreifen?
- Für die Bäume fände ich es schöner, wenn für jeden Seitenansicht, Blatt, Blüte und Frucht aufgeführt wäre - momentan ist es mal, so mal so. Auch eine Infoseite über Rinde wäre interessant.

Mein Fazit:
Ein gelungener Naturführer für die ganze Familie, der den Kleinen die Natur spielerisch näherbringt.
Der allerdings für kritische Leser (wie mich ) noch etwas Luft nach erkennen lässt.

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  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 18.02.2024

Gefühlvoll und von besonderer Tiefe, aber leider auch sehr konstruiert

Coldhart - Strong & Weak
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Zum Inhalt:

Elijah hat zwei goldene Regeln: 1. Schlafe nie mit einer Frau, die auch in New York wohnt. 2. Gehe unter keinen Umständen eine Beziehung ein.
Doch als er Felicity begegnet, ist da von Anfang ...

Zum Inhalt:

Elijah hat zwei goldene Regeln: 1. Schlafe nie mit einer Frau, die auch in New York wohnt. 2. Gehe unter keinen Umständen eine Beziehung ein.
Doch als er Felicity begegnet, ist da von Anfang an diese besondere Chemie zwischen ihnen. Wird er für sie alles riskieren, was er sich in den letzten Jahren aufgebaut hat?


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Meine Eindrücke:

Coldhart Strong & Weak ist der erste Teil der neuen Trilogie von Lena Kiefer, die an ihre Erfolgsreihe Westwell anknüpft.

Es war mein erstes Buch von Lena Kiefer, die Westwell-Reihe habe ich also (noch) nicht gelesen. Was aber nicht weiter schlimm war: Die beiden Reihen sind verknüpft und Elijah Coldwell, der männliche Protagonist, war bereits in deutlich jüngerer Version Akteur in der Westwell-Reihe. Dennoch sind die Reihen in sich geschlossen und ich konnte problemlos in Lena Kiefers Welt eintauchen.

Was mich ganz unabhängig von der Handlung am meisten beeindruckt hat, ist Lena Kiefers Schreibstil. Klar, detailreich, lebendig, nah, mitreißend und sehr natürlich. Ich reagiere wahnsinnig empfindlich gegenüber künstlich wirkenden Erzählungen in Ich-Perspektive und lese Bücher oft aus genau diesem Grund nicht. Doch Lena Kiefer gelingt es mit einer spürbaren Leichtigkeit, ihren Charakteren eine Stimme zu geben, der man gerne lauscht und die unglaublich natürlich klingt.

Womit ich direkt bei dem zweiten Aspekt wäre, der mich begeistert hat: Die Charaktere. Ehrlich gesagt primär der männliche Protagonist, Elijah. Ja, natürlich ist er gutaussehend und charmant. Was mich aber eigentlich begeistert hat, ist die Tiefe, mit der sein Charakter entworfen wurde und die er auch selbst ausstrahlt. Sein innerer Kampf, seine Wünsche, sein Drang nach Kontrolle, seine Verzweiflung, sein Schmerz, seine komplexen Beziehungen zu Familie, Freunden…Frauen. Liebenswert, fürsorglich, stark, aber auch machtlos und schwach. Das alles so nachvollziehbar erzählt, als wäre er einer meiner engsten Freunde.
Felicity ist ein passender Gegenpol. Auch sie ist mit viel Liebe entworfen, mit starken aber auch angerissenen Bindungen, ein offener, ehrlicher, lebensfroher, aber auch verunsicherter Mensch. Sie ist mit einer guten Portion Naivität ausgestattet, aber auch mit ganz viel Herz.

Allerdings warte ich weiterhin auf eine Lovestory, deren Entwicklung sich vollständig natürlich anfühlt und nicht konstruiert erscheint. Ein paar glückliche Zufälle lasse ich vor allem diesem gern durchgehen. Aber auch hier war es mir leider etwas zu sehr „Schlag auf Schlag“. Dabei hätte Elijahs Suche nach seinem Entführer als zweiter Handlungsstrang viel Potenzial dafür geboten. So war es eher ein am Rande behandeltes Thema – sehr schade!

Mein Fazit:

Eine schöne Lovestory bei der die Charaktere, zwischenmenschliche Beziehungen und ein gefühlvoller Schreibstil deutlich stärker sind als die Handlung.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 29.12.2023

Verwirrend, teils etwas langatmig…hat aber was!

Pionéa – Loop
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Eine surreale Geschichte mit einer vielschichtigen, weitverzweigten Handlung über einen geheimnisvollen Charakter, für den Raum und Zeit keine Grenzen sind und der die Fähigkeit besitzt, sein Gegenüber ...

Eine surreale Geschichte mit einer vielschichtigen, weitverzweigten Handlung über einen geheimnisvollen Charakter, für den Raum und Zeit keine Grenzen sind und der die Fähigkeit besitzt, sein Gegenüber wirklich zu sehen und tief im Inneren zu berühren.
Klingt verwirrend? Ist es auch. Klingt interessant? Ist es auch!

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Zum Inhalt:
Eigentlich wollten die Freunde Jay und Alan, die Zwillingsschwestern Liya und Raya und die frisch Verheirateten Saskia und Jarne in ihrem Urlaub nur einen entlegenen Küstenabschnitt Korsikas erkunden und Pionéa wollte sich dort mit ihrem Freund Angus treffen.
Doch irgendetwas stimmt nicht: Der Ausgang des Küstenabschnitts ist nicht mehr zu finden und Angus erscheint nicht am verabredeten Treffpunkt.
Bei ihren gemeinsamen Bemühungen einen Ausgang zu finden, werden Fremde zu Freunden.
Sie ahnen nicht, dass dies der Beginn einer langen, gemeinsamen Reise ist…


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Meine Eindrücke:

„Pionéa – Loop“ von Lucas Martainn gehört zu einem jungen, mir bisher nicht geläufigem Genre: Visionary Fiction.
Für mich war es eine ganz neue Erfahrung. Denn tatsächlich nahm mich der Roman mit auf eine Reise, die etwas in mir bewegte – und das ohne es während dem Lesen zu bemerken.

Sehr früh war ich begeistert von dem sehr bildhaften, aber auch anspruchsvollen Schreibstil, der die Fantasie anregte, gleichzeitig aber vor allem aufgrund der langen, verschachtelten Sätze höchste Konzentration erforderte. Hin und wieder musste ich nochmal zurückspringen, weil ich nicht vollständig folgen konnte.

Nach etwa dem ersten Dritten kämpfte ich mit mir, ob ich das Buch weiterlesen soll oder nicht. Es war zwar spannend, zog sich aber stellenweise und wurde übererzählt. Als drei Seiten lang bildhaft beschrieben wurde, wie ein Charakter feststellt, dass sein Handy in der Hosentasche klingelt, dachte ich: Mensch, drei kurze Sätze hätten es auch getan.
Ich habe mich durchgebissen und wurde belohnt: Mit einer Tiefe und elementaren Themen, die mich verschluckten und verändert wieder ausspuckten.

Was diesen Roman für mich besonders macht, sind seine acht plus zwei Hauptcharaktere und deren Beziehungen zueinander: Jeder von ihnen hat eine besondere Persönlichkeit, durchläuft seine eigene innere Entwicklung, hat in einer anderen Person einen Anker, der ihn stärkt. Der Roman lebt von der Verbundenheit, der Offenheit und den inneren Erfahrungen der Charaktere und lässt uns unmittelbar mitfühlen.
Durch einen steten Wechsel der Perspektiven, dürfen wir jeden einzelnen Charakter unmittelbar erfahren. Durch Zeitsprünge in beide Richtungen wird eine vielschichtige Geschichte erzählt, deren Ebenen sich Stück für Stück übereinanderlegen und ein Ganzes ergeben. Alles bewegt sich in Kreisen und hängt irgendwie zusammen, Details vom Anfang ergeben plötzlich Sinn.

Diese abwechslungsreich gestalteten kurzen Abschnitte führen insgesamt recht angenehm, durch die nur 9 Kapitel auf über 800 Seiten, lassen mich aber etwas in der Schwebe zurück, denn: Vollständig verstanden habe ich die Handlung nicht.
Dabei bin ich aber nicht allein, den Charakteren geht es genauso. So halte ich es wie sie und verbleibe in dem Vertrauen, dass ich in der Lage sein werde im richtigen Moment die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Außerdem: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende und geht in Teil zwei weiter. Vielleicht füllen sich die Lücken dort.


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Mein Fazit:

Man muss sich darauf einlassen können.
Dies ist definitiv nichts für Jedermann und auch keine leichte Kost. Wer jedoch neugierig und offen genug ist, kann in diesem Buch etwas für sich finden. Ich habe das – ohne jedoch genau sagen zu können, was es ist. Dennoch war dieser Roman definitiv eine Herausforderung.
Ich empfehle jedem, der überlegt dieses Buch zu lesen, sich vorab etwas mit dem Genre Visionary Fiction auseinander zu setzen, um böse Überraschungen zu vermeiden… oder die Neugier zu steigern.

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VISIONARY FICTION - Was ist das?

In den Worten von Lucas Martainn:
„Eine Reise für die Lesenden, die über die bekannten Grenzen der Realität hinausgeht, um die Tiefen des menschlichen Seins und die Geheimnisse der Existenz zu erforschen.“ „Sie erinnert uns daran, dass es im Leben mehr gibt als die oberflächlichen Erfahrungen, denen wir täglich begegnen, und sie ermutigt uns, die Tiefen unseres Seins und Wirkens und das grenzenlose Potenzial der menschlichen Vorstellungskraft zu erkunden.“

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