Dem Menschen in den Kopf zu schauen...
Von allen guten Geistern~ 1830. Ludwig muss als Heranwachsender miterleben, wie seine Mutter depressive Schübe erleidet und schließlich von seinem Vater in die Irrenanstalt gebracht wird. In einer Zeit, in der man alles, was ...
~ 1830. Ludwig muss als Heranwachsender miterleben, wie seine Mutter depressive Schübe erleidet und schließlich von seinem Vater in die Irrenanstalt gebracht wird. In einer Zeit, in der man alles, was aus der Norm zu fallen scheint, kategorisch wegsperrt und sich selbst überlässt, wird auch seine Mutter in die tiefen Keller der Anstalt verbannt. Sie wird das Tageslicht nicht wieder zu Gesicht bekommen und nimmt sich nach wenigen Wochen das Leben. Ludwig, der sich von einem ihm zugeneigten Mitarbeiter in den Keller schleusen lässt, wird von dem dort Gesehenen und erlebten so traumatisiert, dass er fortan sein Leben und Schaffen ganz der Erforschung und Erprobung von Nervenkrankheiten verschreibt – einem Gebiet, das bis dato ähnlichen Ruf wie Wahrsagerei genießt. Er rennt Wände und Mauern ein, macht sich Feinde und nur selben Freunde und begründet die erste Nerven- und Heilanstalt Deutschlands.
Auch wenn die Geschichte interessant ist, hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Die Geschichte wollte nicht recht an mich gehen, das Geschehen lies mich recht kalt. Nach einer Längeren Lesepause habe ich schließlich die letzten hundert Seiten in Angriff genommen, und muss sagen, dass sie mich tatsächlich mit der Geschichte versöhnt haben! Ludwig wird nahbarer, „menschlicher“ und wirkt nicht mehr so verbissen konstruiert, wie in der ersten Hälfte, in der er als unerbittlicher Workaholic mit einer Mission dargestellt wird und dabei so unglaublich bieder wirkt, dass man gar nicht recht glauben mag, dass dieser Mensch tatsächlich in der Lage ist, neue Wege zu beschreiten.