Profilbild von aimee

aimee

Lesejury Profi
offline

aimee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit aimee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2017

Dem Menschen in den Kopf zu schauen...

Von allen guten Geistern
0

~ 1830. Ludwig muss als Heranwachsender miterleben, wie seine Mutter depressive Schübe erleidet und schließlich von seinem Vater in die Irrenanstalt gebracht wird. In einer Zeit, in der man alles, was ...

~ 1830. Ludwig muss als Heranwachsender miterleben, wie seine Mutter depressive Schübe erleidet und schließlich von seinem Vater in die Irrenanstalt gebracht wird. In einer Zeit, in der man alles, was aus der Norm zu fallen scheint, kategorisch wegsperrt und sich selbst überlässt, wird auch seine Mutter in die tiefen Keller der Anstalt verbannt. Sie wird das Tageslicht nicht wieder zu Gesicht bekommen und nimmt sich nach wenigen Wochen das Leben. Ludwig, der sich von einem ihm zugeneigten Mitarbeiter in den Keller schleusen lässt, wird von dem dort Gesehenen und erlebten so traumatisiert, dass er fortan sein Leben und Schaffen ganz der Erforschung und Erprobung von Nervenkrankheiten verschreibt – einem Gebiet, das bis dato ähnlichen Ruf wie Wahrsagerei genießt. Er rennt Wände und Mauern ein, macht sich Feinde und nur selben Freunde und begründet die erste Nerven- und Heilanstalt Deutschlands.
Auch wenn die Geschichte interessant ist, hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Die Geschichte wollte nicht recht an mich gehen, das Geschehen lies mich recht kalt. Nach einer Längeren Lesepause habe ich schließlich die letzten hundert Seiten in Angriff genommen, und muss sagen, dass sie mich tatsächlich mit der Geschichte versöhnt haben! Ludwig wird nahbarer, „menschlicher“ und wirkt nicht mehr so verbissen konstruiert, wie in der ersten Hälfte, in der er als unerbittlicher Workaholic mit einer Mission dargestellt wird und dabei so unglaublich bieder wirkt, dass man gar nicht recht glauben mag, dass dieser Mensch tatsächlich in der Lage ist, neue Wege zu beschreiten.

Veröffentlicht am 24.08.2017

Selbstzweifel, Alkohol und beeindruckende Kinder

Bis an die Grenze
0

Josie schnappt sich ihr Erspartes und ihre beiden Kinder und haut ab. Sie will weg, ganz weit weg! Weg von ihrem Ex, der sich seit Jahren scheinbar wieder daran erinnert, dass er Kinder hat, weg von ihrer ...

Josie schnappt sich ihr Erspartes und ihre beiden Kinder und haut ab. Sie will weg, ganz weit weg! Weg von ihrem Ex, der sich seit Jahren scheinbar wieder daran erinnert, dass er Kinder hat, weg von ihrer Vergangenheit, ihren Schuldgefühlen, weg von den Rechtanwälten, die sie um ihre Zahnarztpraxis bringen werden. Sie will raus aus den alten Zwängen, sich neu erfinden, und geht auf die Suche nach sich selbst. Mit 3000 Dollar Bargeld in der Tasche und einem gemieteten, klapprigen Wohnmobil reist sie mit ihren beiden Kindern nach Alaska, denn für eine Auslandsreise bräuchte sie die Zustimmung ihres Exmanns, aber gerade von ihm fühlt sie sich verfolgt. Von ihm, ihrer Vergangenheit, von allen, denen sie einmal Unrecht getan hat.
„Bis an die Grenze“ beschreibt die Flucht einer Frau, die mit ihrem Leben nicht mehr klar kommt, sich gerne ganz neu erfinden würde und doch weiß, dass sie vor ihrer Vergangenheit und ihrer Verantwortung, auch ihrer Kinder gegenüber, nicht wegrennen kann. Der „Urlaub“ wird zu einer Reise zu sich selbst, teilweise so egozentrisch, dass es sie blind macht für die realen Gefahren, die auf sie und ihre Kinder warten.
Ein Buch, das mich ziemlich ratlos zurück lässt, auch wenn ich es gerne gelesen habe .
Dave Eggers kann wunderbar mit Worten Bilder erschaffen und ich werde sicher noch mehr von ihm lesen!

Veröffentlicht am 19.08.2017

Tolles vegetarisches Kochbuch für jeden Tag

Gemüseliebe
0

Neuer Wind in der vegetarischen Alltagsküche! Simpel, schmackhaft, ausgefallen bodenständig und GUT!!

„Gemüseliebe“ ist ein Vegetarisches Kochbuch, bei dem man spürt, dass es mit viel Liebe gestaltet ...

Neuer Wind in der vegetarischen Alltagsküche! Simpel, schmackhaft, ausgefallen bodenständig und GUT!!

„Gemüseliebe“ ist ein Vegetarisches Kochbuch, bei dem man spürt, dass es mit viel Liebe gestaltet wurde und das sich von der Gemüsequiche oder dem Sellerieschnitzel abhebt. Erfrischend neue Rezeptideen haben bei mir wieder Schwung in die Küche gebracht und einige der Rezepte werden sicher noch häufig gekocht werden!
Das Buch ist toll gestaltet, zu jedem Rezept gibt es ein Foto und das Wasser läuft einem schon beim Durchblättern im Mund zusammen. Es wird auf ausgefallene Zutaten verzichtet, trotzdem sind die Gerichte nicht null/acht/fünfzehn und begeistern durch neue Zusammenstellungen und oft durch ihre Einfachheit.
Empfehlen kann ich ganz besonders den „Caprese-Salat mit Beeren“, die „Cremige Polenta mit Blattspinat und glasierter Rosinen-Nuss-Mischung“ und den „warmen Ziegenkäsecamembert auf Paprikaragout“.
Einige der Rezepte in dem Buch wird man vermutlich so oder so ähnlich schon kennen, beim Nachkochen habe ich aber überrascht festgestellt, dass die Rezepte durch ein zwei Kniffe sehr schmackhaft werden und obwohl ich oft gedacht habe, na ob das was werden kann, bei so wenigen Zutaten? Ja! Bis auf ein Rezept waren wir restlos begeistert!
Plus:
- Die Rezepte sind zum großen Teil rasch und mit wenigen Zutaten zuzubereiten, absolut alltagstauglich!
- Kein Chichi, trotzdem vollmundiger Geschmack
- Sehr abwechslungsreiche vegetarische Küche, die auch Nichtvegetarier begeistern kann
Minus:
- Einige Rezepte enthalten Zutaten wie z. B. „Pizzagewürz“ – hier hätte ich mir gewünscht, dass evtl. eine Alternative zum selbst zusammen stellen angeboten würde.

Veröffentlicht am 04.08.2017

Schottland, der "Mann" und das Warum

Der Mann, das Mädchen und das Meer
0

Endlich mal wieder ein Buch, in das ich mich schon nach den ersten paar Sätzen verloren habe! Anke Schmidt nimmt mich mit auf Matts Reise ins schottische Hinterland, naja, die Reise ist wohl eher eine ...

Endlich mal wieder ein Buch, in das ich mich schon nach den ersten paar Sätzen verloren habe! Anke Schmidt nimmt mich mit auf Matts Reise ins schottische Hinterland, naja, die Reise ist wohl eher eine Flucht vor seinem momentanen Leben, ein Leben, das ihm fremd ist, lähmt und depressiv werden lässt. So beschließt er, alles hinter sich zu lassen, auszubrechen und weit weg von allem wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Das Buch beschreibt seine Gedanken in der Krise, wird oft auch philosophisch, stellt Fragen zu Gott und der Welt und gibt oft simple aber gelungene Antworten.
Leider lässt dieser sehr lockere und authentische Schreibstil gegen Mitte des Buches nach und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Autorin zwar genau wusste, welche Geschichte sie erzählen wollte, aber keinen packenden Weg gefunden hat, dies auch umzusetzen. Der zu Anfang vielversprechende Roman wird gegen Ende immer wieder bedeutungsschwanger und wird durchzogen von einem für mein Empfinden zu kitschigen „Liebesdrama“.
Mein Fazit: Alleine wegen den grandiosen Naturbeschreibungen ist dieses Buch lesenswert, die erste Hälfte hat mir ausgezeichnet gefallen, dann kippt das Ganze aber hin zu einer „netten Sommerlektüre“.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Du tust weh, aber man lernt dich zu lieben

Britt-Marie war hier
0

Britt-Marie, Britt-Marie… Du warst schon bei „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ nicht mein Liebling, im Gegenteil, ich war froh, dass sich die Figuren im Buch mit dir rumschlagen mussten, und ...

Britt-Marie, Britt-Marie… Du warst schon bei „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ nicht mein Liebling, im Gegenteil, ich war froh, dass sich die Figuren im Buch mit dir rumschlagen mussten, und nicht ich. Und dann schreibt Frederik Backman ein ganzes Buch über dich. Was nun? Ich bin lange um dich herum geschlichen, wusste nicht so recht, ob ich mir das tatsächlich antun möchte, so in deinem Leben zu schnüffeln, denn so was tut man ja wohl nicht, nicht wahr?
Jetzt liegst du hier neben mir, meinen Worten schutzlos ausgesetzt, und ich sehe dich im Geiste die Nase rümpfen, über mich, meine Wohnung und dem fehlenden Biocarbonat mit Soda.
Und du machst mir das lesen nicht leicht, nein, wahrlich nicht.
Ein Charme-Bolzen wirst du auch bis zur letzten Seite nicht, kannst nicht aus deiner Haut, eingezwängt in deinem manischen Putzwahn, den gesellschaftlichen Konventionen und deiner gesellschaftlichen Unzulänglichkeit, wie Kent zu sagen pflegt. Kent, um dessen Leben und Wohlergehen sich dein ganzes Leben drehte, auch wenn dich das einsam und unglücklich werden ließ, am gemeinsamen Luftschloss hast du eisern festgehalten! Dabei bist du bewundernswert pragmatisch:
„All marriages have their bad sides, because all people have weaknesses. If you live with another human being you learn to handle these weaknesses in a variety of ways. For instance, you may take the view that weaknesses are a bit like heavy pieces of furniture and based on this you must clean around them. To maintain the illusion. Of course the dust is building up unseen, but you learn to repress this for as long as it goes unnoticed by guests.”
Doch irgendwann ist bei jedem einmal das Maß des Erträglichen voll, und endlich, endlich machst du den Befreiungsschlag und gehst deinen eigenen Weg, machst dein eigenes, sehr eigenes Ding!
Tatsächlich bin ich diesen Weg sehr gerne mit dir gegangen! Leider sind wir zu grundverschieden, als dass wir wirklich Freunde werden können, trotzdem danke ich dir dafür, dass ich dich ein Stück deines Weges begleiten durfte!