„Leben ist generell krass“
9 Grad„Es ist wirklich kein Wunder, dass man lächelt und lächelt und irgendwann selbst glaubt, dass es wichtiger ist, wie wir von außen wirken, als wie man sich innerlich fühlt […].“
„9 Grad“ von Elli Korb ...
„Es ist wirklich kein Wunder, dass man lächelt und lächelt und irgendwann selbst glaubt, dass es wichtiger ist, wie wir von außen wirken, als wie man sich innerlich fühlt […].“
„9 Grad“ von Elli Korb ist ein Roman, der besonders für junge Menschen ein Ort zum sich selbst wiederfinden und seine Gedanken im Kopf anderer hören, ist.
Elli Korb erzählt die Geschichte von den Freunden Rena, Anton und Josie aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Josie. Dabei bindet die Autorin Eisbaden als roten Faden in die Geschichte ein, das besonders für Josie an Bedeutung gewinnt.
Das Buch thematisiert psychische, aber auch körperliche Erkrankungen, das vermeintlich ideale Körperbild, Leistungsdruck und äußert im Allgemeinen Kritik an gesellschaftliche Normen und dem Druck, der dadurch besonders für junge Menschen in ihren 20ern ensteht. Gefangen zwischen individueller Identitätsbildung, sich zugehörig fühlen, dabei aber ständige Veränderungen des Umfelds und in sich selbst ausgesetzt sein und gleichzeitig Sinn finden, davon handelt dieser Roman.
Ich habe super schnell Zugang zur Handlung gefunden, was bestimmt auch daran liegt, dass mich genau im selben Alter befinde und mich diese Themen ebenfalls beschäftigen.
Die Autorin bietet dem Leser einen recht guten Zugang zur Protagonistin, die man, mir zwar zu oberflächlich, aber dafür bis zum Ende Stück für Stück kennen lernt. Dass dabei besonders Anton etwas vernachlässigt wird, fand ich schade, aber ist aufgrund der Themenfülle vermutlich sehr sinnvoll. Rena schwimmt da quasi im Mittelfeld. Ihren Charakter, den ich als Freigeist, offen und besonders beschreiben würde, lernt man vor allem stückweise, aber nicht vollständig, kennen, was ihren Charakter irgendwie geheimnisvoll macht.
Dass Depressionen auf charmante Art ein recht permanentes Thema ab dem Punkt waren, als Josie Lee kennen lernt, fand ich super. Ich hab mich als Leserin so gefühlt, als würde ich nicht nur Lee‘s Charakter, sondern auch die psychische Erkrankung kennen lernen, ohne das Lee ausschließlich auf diese reduziert wurde.
Was mir daran besonders gefallen hat, war, dass das Erzählte so echt und realitätsnah gewirkt hat, ohne das Gefühl zu vermitteln, dass man gerade einen Wikipedia-Eintrag liest.
Josie darf ihre Gedanken einfach frei herausdenken. Sie wirkt dadurch unglaublich Nachbar und echt. Einfach schön. Und genau wie Symptome einer Depression einfach aus der Wahrnehmung von Josie beschrieben werden, werden auch Rena und Anton beschrieben. Es ist nicht alles schwarz und weiß, sondern einfach auch mal grau. Und so wie im wahren Leben, denkt auch Josie manchmal negativ über Lee oder z.B. Rena, unabhängig davon, wie sehr sie die beiden mag.
Insgesamt ein gelungenes Buch, mit noch gelungenerem Ende, und imperfekt schönen und mutigen Charakteren, von dem ich aufgrund und trotz der fehlenden Tiefe gerne einen zweiten Teil lesen würde.