Cover-Bild 9 Grad
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 30.08.2024
  • ISBN: 9783757700805
Elli Kolb

9 Grad

Roman. Roman über das Winterschwimmen, die Kraft der Kälte und Neuanfänge in schwierigen Zeiten

Über die Kraft der Kälte, das Zurückfinden zu sich selbst, echte und sprengbare Grenzen im Leben und Freundschaften, die bereichern

Neun Grad hat das Wasser, als Josie sich zum ersten Mal in den Fluss wagt, um ihrer schwer kranken Freundin Rena einen Wunsch zu erfüllen. Vielleicht betäubt der Kälteschmerz ja auch die Angst, sie zu verlieren. Doch was Josie dann erlebt, übersteigt alles, was sie sich erhofft hat. Beim Eisbaden spürt sie sich zum ersten Mal selbst, erlebt ihren Körper, mit dem sie immer gehadert hat, ganz neu . Und noch etwas ist neu: ihre Beziehung zu Lee, den sie über Tinder kennengelernt hat. Doch Lee kämpft mit seinen eigenen Dämonen, ist depressiv. Was bedeutet das für ihre Liebe - und was machen Grenzerfahrungen mit einem? Elli Kolb erzählt es in ihrem bewegenden Roman.



Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2024

Tiefsinnig ohne zu beschweren

0

Josie und Rena sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Als Anton in ihre Stufe wechselte, nahmen sie ihn freundschaftlich auf. Beide verlieben sich für kurze Zeit in ihn, doch er sagte ihnen, dass er ...

Josie und Rena sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Als Anton in ihre Stufe wechselte, nahmen sie ihn freundschaftlich auf. Beide verlieben sich für kurze Zeit in ihn, doch er sagte ihnen, dass er Frauen nichts abgewinnen kann. Rena hat sich mit den beiden in der Sauna verabredet, weil sie etwas Wichtiges mit ihnen besprechen will. Josie hat ein ungünstiges Verhältnis zu ihrem Körper. Sie hasst es, wenn ihr weicher weißer Körper sich in alle Richtungen ausbreitet und ist dann nur noch damit beschäftigt, wie die anderen sie sehen könnten. Obwohl sie sich dann vehement sagt: „Dein Körperbild ist nur eine Folge der Marketingstrategie“, fühlt sie sich dadurch selten wohler.

Rena berichtet, dass sie vor zwei Wochen umgekippt ist. Sie bekam keine Luft mehr und fiel einfach um. Im Krankenhaus erfuhr sie, dass einer ihrer Lungenflügel kollabiert ist. Während sie weg war, hatte sie sich von außen betrachtet, dann habe sie in ein Licht gehen wollen, das so ansprechend war, wie nie eine Lichtquelle zuvor, aber ihr Vater habe sich zwischen sie und den gleißenden Schein gestellt und dann sei sie wieder in ihren Körper gesogen worden. Sie sei jetzt halbwegs stabil müsse jedoch operiert werden. Und deshalb wolle sie ein paar Dinge in ihrem Leben verändern. Josie starrt sie an, begreift nicht das Ausmaß dessen, was Rena da erzählt und Anton sind die schlauen Sprüche ausgegangen mit denen er die beiden sonst nervt.

Rena ist sehr diszipliniert, denn wenn sie sich anstrengt ist ihre Mutter stolz auf sie. Josie ist mit dem Gedanken aufgewachsen, dass sie sich anstrengen muss, weil auch ihre Mutter und deren Mutter so dachten. Ihre Eltern haben ein Büdchen und arbeiten sechs Tage die Woche von früh morgens bis spät abends. Josies Mutter ist so pragmatisch, dass in Josie regelmäßig Zorn aufsteigt. Ihr Essverhalten hat sie mittlerweile im Griff, das Kalorienzählen aufgegeben, doch sie kann sich schlecht abgrenzen. Und dann hat Rena eine Idee mit deren Hilfe Josie eine Grenzerfahrung macht, die zu ihrer Obsession wird.

Fazit: Elli Kolb ist mit einem wundervollen Debüt gestartet. Sie hat drei Freunde fürs Leben verbunden, die versuchen ihren Alltag zu meistern. Die jungen Frauen stoßen an ihre körperlichen Grenzen. Josie findet in sich einen Raum, der ihr gehört, während Rena zuerst um ihr Leben und dann um ihre Integrität kämpft. Die Geschichte zeigt die Schwierigkeiten junger Menschen in einer Gesellschaft, die auf Leistung getrimmt ist. Die Stimmfarbe ist jung, frisch, voller guter Dialoge und Gedanken, die mir Josies Selbstbild nahebringen. Für alle Leser*innen, die „22 Bahnen“ oder „der Bademeister ohne Himmel“ mochten. Feine tiefgründige Unterhaltung ohne großartig zu beschweren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2024

Grenzerfahrung mit Eisbaden!

0

Elli Kolb hat mit ihrem bewegenden Roman eine tiefgründige Geschichte über die Kraft der Kälte, das Zurückfinden zu sich selbst, echte und sprengbare Grenzen im Leben und Freundschaften geschrieben. Es ...

Elli Kolb hat mit ihrem bewegenden Roman eine tiefgründige Geschichte über die Kraft der Kälte, das Zurückfinden zu sich selbst, echte und sprengbare Grenzen im Leben und Freundschaften geschrieben. Es ist ihr Debütroman und darin hat sie ihre eigene Erfahrungen rund um das Thema Eisbaden eingebracht. Diese hat sie geschickt um die drei Freunde Josie, Anton und Rena gezeichnet, die alle mit ihren Problemen zu kämpfen haben. So bringt Elli Kolb die wichtigen Themen wie Depressionen, Essstörung, Nahtoderfahrung und auch Selbstliebe sehr gut in diesen Roman ein. Auf knapp 250 Seiten verfolgte ich gespannt die Geschichte der unglaublich sympathischen jungen Menschen, die alle auf ihre Art und Weise besondere Charakterzüge besitzen. Als Josie sich dem ersten Eisbaden und der daraus emotionalen Erfahrung hingegeben hatte, entwickelte sich dieser Adrenalinstoß zu einer Sucht, die ein gefährliches Ausmaß nahm. Auch die Geschichte der kranken Rena zog mich in den Bann. Der Plot ist unglaublich vielschichtig und sehr tiefgründig, so dass ich nach dem Ende doch noch lange mich damit auseinandersetzen musste.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2024

Eine Umarmung von Buch mit toller Tiefe

0

Was für ein großartiger, warmer und tiefgründiger Debütroman! Er hat mich schon vom Klappentext her angesprochen und obwohl oder gerade weil es um so viel mehr geht als um Eisbaden, habe ich ihn unglaublich ...

Was für ein großartiger, warmer und tiefgründiger Debütroman! Er hat mich schon vom Klappentext her angesprochen und obwohl oder gerade weil es um so viel mehr geht als um Eisbaden, habe ich ihn unglaublich gern gelesen.

Ein Kernelement des Romans ist die Freund:innenschaft zwischen Josie, Rena und Anton, welche für sich stehend schon absolut wholesome ist. Die drei akzeptieren sich in ihren Unterschieden, sind einander absolut loyal und sprechen einfach über Konflikte. Und auch die Figuren selbst, später ergänzt um Lee, sind divers, authentisch und enorm vielschichtig.

Die übergeordneten Gegensätze im Buch sind subtil und bemerkenswert. Während Anton eher unkompliziert im Moment verweilen will und sich als eine eher reservierte Person entpuppt, hat Rena Freude an aufregenden Dingen und führt ihre Freund:innen daher auch an das Eisbaden heran. Die geschilderten Bewusstseinszustände sind für sich genommen schon eindrücklich, doch es geht noch um viel mehr - vor allem für Josie. Die struggelt nämlich mit ihrem Körper und hat gleichzeitig oft das Gefühl, Dinge für andere Menschen tun zu müssen, was sie weiter von ihren eigenen Körperempfindungen entfernt. Besonders Josie hat mich an einem schmerzlichen Punkt getroffen, weshalb ich emotional sehr involviert war. Toll fand ich hierbei auch, dass Elli Kolb den Körper ihrer Protagonistin nicht sonderlich detailliert beschreibt und damit eine Projektionsfläche für viele Menschen bietet. 💚

Rena ereilt im Laufe des Romans ein Schicksal, das die Figur noch einmal von einer ganz anderen Seite darstellt. Das Ende kam mir einen Ticken zu plötzlich, da hätte ich gern noch 30-50 Seiten mehr gelesen. Doch ingesamt habe ich nur Positives zu diesem Roman zu sagen! Es werden so einige Themen behandelt, die gesellschaftlich besonders auch junge Menschen beschäftigen. Ob nun eine allgemeine Kritik am Leistungsdruck oder der überall durchscheinende Sexismus - das Buch schafft es, weder oberflächlich noch erdrückend schwer zu sein. Ein besonderes Lob möchte ich für die authentische Darstellung von Depressionen aussprechen, auch wenn mir da Triggerwarnungen phasenweise lieb gewesen wären.

Ein Buch für alle, die vielleicht auch um ein Zurückfinden in die eigene Körperlichkeit kämpfen und weg wollen vom ständigen externen Blick. Ganz toll, eine Leseempfehlung von Herzen! 🫶🏻

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2024

Lass uns zusammen verwildern – ein Plädoyer für das Nicht-Funktionieren

0

„9 Grad“, der Debut-Roman von Elli Kolb, erschienen 2024 bei Bastei Lübbe kommt in einem wunderschönen Schutzumschlag mit einem Bild, wie ich es lange nicht mehr so treffend für den Inhalt gesehen habe. ...

„9 Grad“, der Debut-Roman von Elli Kolb, erschienen 2024 bei Bastei Lübbe kommt in einem wunderschönen Schutzumschlag mit einem Bild, wie ich es lange nicht mehr so treffend für den Inhalt gesehen habe.

Elli Kolbs Erstling ist einfach in jeder Zeile großartig. Ich habe lange kein so durchgehendes warmes Gefühl beim Lesen gehabt und mich den Figuren so nahe gefühlt. Es ist für mich irgendwie auch ein Rettungsbuch für eine ganze Generation, die indirekt darin so treffend beschrieben ist und mit so viel Liebe. Dieses Rudern nach Halt, dieser verzweifelte Versuch einer Ich-Bestimmung und dieses ewige Gefühl, funktionieren zu sollen, es ist so sehr in den Figuren verwurzelt. Wir begleiten die drei Freunde Rena, Anton und Josies durch ihr vertracktes Leben. Die Freundschaft, die die drei miteinander teilen, ist die, die wir alle uns immer wünschen würden, sie berührt mich wirklich sehr, die enge Verbindung zwischen den zwei Frauen, die so unterschiedlich sind und manchmal dann plötzlich so gleich und die zumindest voreinander sein dürfen, wie sie eben sind. Anton, der scheinbar schlaue Typ, der im Emotionalen so zart wird und so viel Rat braucht. Die Familien drumherum, in denen einfach nichts geklärt ist, alles ist schwierig und gleichzeitig liegt über allem eben doch Liebe. Und dann kommt noch Lee hinzu als etwas merkwürdiger Solitär, der in diesen Kosmos hereintaumelt.

In diese Konstellation hinein brechen schwere Themen wie Nahtoderfahrung und Depression, doch Kolb findet immer wieder so passende Bilder und menschliche Situationen, um diese Themen zu vermitteln, dass ich das Buch zu jedem Zeitpunkt als leicht emfunden habe. Sowieso gibt es so viele tolle Formulierungen und Momente, die wir alle kennen, dieses Gefühl z.B., dass man sich zusammenreißen muss, dass man durchmuss, und dabei verpasst man das eigentliche Leben. So viele kluge Beobachtungen.
Wann sind wir in unserem Leben angekommen? Das ist für mich die große Frage, die über allem schwebt. Und wie viel Zeit können wir uns damit lassen?

Und natürlich geht es auch um das Eisbaden. Wer das mal gemacht hat, weiß, wie irre sich danach der Körper anfühlt und wie man wirklich kurz in eine neue Dimension gerät. Total nachvollziehbar, dass Menschen diese Grenze suchen, wo sie selbst aus verschiedenen Gründen sich immer wieder auflösen, nicht wissen, wo sie anfangen, wo sie aufhören. Ein Gefühl, dass glaube ich alle Menschen kennen, die ihr Ich und die Abgrenzung zu einem Du auf der Suche nach einem Wir noch finden müssen. Was für eine kluge Konstruktion also in diesem Buch: Die einen, die leben könnten, aber des Lebens so überdrüssig sind und natürlich nicht willentlich und darum sehr leidvoll (Lee), die anderen, die so sehr lebenshungrig sind, aber blockiert werden in diesem Lebenswillen durch eine Krankheit (Rena), dazwischen die Taumelnden, die pendeln zwischen Haltsuche und Freiheitsdrang, die eigentlich ihr Ich noch gar nicht definiert haben, aber schon ständig mit einem Wir konfrontiert sind (Josie) und die, die es einfach ganz langsam und vorsichtig angehen und damit vielleicht am Weitesten kommen, aber unter Umständen auch etwas verpassen, weil das große Auf und Ab zwar anstrengend ist, oft aber auch wunderschön (Anton). Es hat mich so sehr an meine Studienzeit erinnert und gibt mir sehr gemischte Vibes zwischen Sehnsucht nach diesem einmaligen intensiven Lebensgefühl und froh sein, dass das vorbei ist. Also wie Eisbaden. Eigentlich. Weshalb auch dieses Motiv eben so stark gewählt ist. Die Auswegslosigkeit der Depression ist für mich sehr gut geschildert, auch die Reaktionen des Umfeldes. Perfekte Beschreibung der Depression: „Ich bin einfach an einem Nicht-Ort, und du hast einen Ort im echten Leben verdient.“ Noch nie so gut gehört.

Mein Lieblingssatz: „Lass uns zusammen verwildern“ – das wäre auch ein schönes Tattoo. Ein Plädoyer für das Nicht-Funktionieren – und das ist für mich auch dieses Buch in seiner Gesamtheit. Nicht mehr funktionieren. Leben. Mit all seinen Farben.

Wie kann ein Mensch ein so gutes Debüt schreiben? 300 Sterne für Elli Kolb!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.09.2024

Eisbaden als Therapie

0

Dieser Roman ist besonders. Besonders, weil er sanft ist und melancholisch. Er kommt nicht daher mit großen Lösungen, sondern nimmt uns als Leser mit auf die Reise. Es ist die Reise einiger Menschen, die ...

Dieser Roman ist besonders. Besonders, weil er sanft ist und melancholisch. Er kommt nicht daher mit großen Lösungen, sondern nimmt uns als Leser mit auf die Reise. Es ist die Reise einiger Menschen, die an einen Scheitelpunkt in ihrem Leben kommen und nun einen Umgang damit finden müssen. Dabei greift die Autorin verschiedene Themen auf, wie z.B. eine Nahtoderfahrung, den Umgang mit einer schweren medizinischen Diagnose, Depressionen und die Ablehnung des eigenen Körpers, samt Essstörungen und Homosexualität.
Aber es sind zarte Töne, die sie trifft. Eingebettet in eine Freundschaft, deren Kern Josie, Rena und Anton sind. Als Rena ihren Freunden davon erzählt, dass sie eine Nahtoderfahrung hatte, kommt irgendwie Bewegung in die Betroffenen. Rena schmeißt ihren kompletten Lebensentwurf über den Haufen und Josie lernt Lee kennen. Diese Annäherung der Beiden ist so phantastisch geschildert, denn Josie fühlt sich mit einem Mal wohl und dann eröffnet Lee ihr, dass er an Depressionen leidet. Hat diese junge Liebe die Kraft damit umzugehen?
Ja und dann wird der Titel des Buches Programm – es geht ums Eisbaden. Was erst nur eine Schnapsidee war, entwickelt sich für Josie fast schon zur Sucht. Die Autorin, die sich viel mit diesem Thema auseinandersetzt, schafft es hervorragend, zu schildern, wie es ist. Wie es sich anfühlt. Was es bewirk. Dass man automatisch überlegt, wo für mich als Leser die nächste Möglichkeit ist, dies auch auszuprobieren.
Ein Roman über das Zurückfinden zu sich selbst, steht auf dem Klappentext. Und ja, genau das ist es und trifft es gut. Jeder der Protagonisten hat mit seinen Geistern zu kämpfen und jeder hat einen eigenen Umgang damit. Und dennoch gibt es doch auch immer ein Miteinander.
Besonders gut gefällt mir, dass es nicht um Ursachenforschung geht, ja, vielleicht könnte der Eindruck entstehen, dass es nicht so recht in die Tiefe geht – aber genau das finde ich so berührend. Denn dieser Roman lässt viel Freiraum für eigenes Erleben – denn ich denke, dass jeder Leser mit dem einen oder anderen Thema schon in Berührung gekommen ist und damit das Buch mit eigenem Hintergrund füllen kann.
Ich habe es total gerne gelesen und war berührt von der Sanftheit. Und ich habe den Spagat bewundert, der der Autorin gelungen ist: ernste Themen aufzugreifen, ohne Stimmung zu machen oder die Lösung anzubieten. Und ich habe mich in einzelnen Formulierungen gebadet. Diese Lektüre war wirklich reinstes Lesevergnügen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere