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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2020

Ein immens wichtiger und feinfühliger Roman, dem ich jedem ans Herz legen muss

Zwei Leben in einer Nacht
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Darf ich sagen, dass ich dieses Buch liebe?
Darf ich sagen, dass es zu den wichtigsten Geschichten überhaupt zählt?
Darf ich sagen, dass es verstörend ehrlich ,aber auch sehr beklemmend ist?
Das es mich ...

Darf ich sagen, dass ich dieses Buch liebe?
Darf ich sagen, dass es zu den wichtigsten Geschichten überhaupt zählt?
Darf ich sagen, dass es verstörend ehrlich ,aber auch sehr beklemmend ist?
Das es mich in eine Tiefe gezogen hat, aus der ich alleine nicht mehr hinausfand und das mich am Ende lächeln ließ?

Ich habe “Die Traumknüpfer” von Carolin Wahl geliebt und deshalb hab ich mich auch wahnsinnig auf ihr neues Buch gefreut.
Es ist eine völlig andere Geschichte, aber Carolin versteht es knallhart, klar und definiert auf den Punkt zu bringen, was wichtig und so essentiell ist.
Ich mochte ihren Schreibstil unglaublich gern.
Fordernd, eindringlich ,voller Leidenschaft und Intensität, das es mich immer weiter mitgerissen hat.
Melancholisch, drückend und doch losgelöst, auf verquere Art und Weise.
Sie baut eine dunkle und schmerzvolle Atmosphäre auf, die unwiderruflich in den Bann zieht. Man kann nicht anders, als sich dieser Geschichte zuzuwenden.
Die Trauer und die ohnmächtige Verzweiflung zu spüren.
Sie ist schwer und dennoch kann man sich nicht lösen.
Zu verstörend, zu explosiv, zu tragend.
Denn sie erörtert hier Themen, die so immens wichtig sind.
Die man vielleicht manchmal als unwichtig einstuft und nicht wirklich ernst nimmt.
Aber sie sind wichtig. Für die Betroffenen.
Stimmen ,die nur dann Heilung erfahren können, wenn sie gehört werden.
Zudem zeigt sie sehr eindringlich und intensiv auf, wie leicht man manipuliert und gestärkt wird in seinem Tun .
Das ist enorm beklemmend und beängstigend.
Denn auch wenn man diesen finalen Schritt mehr als alles andere herbeisehnt, so gibt es doch eine Barriere ,die sie davor abhält und schützt.
Doch dieser Kokon wird hier zerstört.
Schlimmer noch, er wird perfide und willkürlich niedergerissen und hinterlässt nichts als Trauer, Angst und der stillen, verzweifelten Frage nach dem Warum.
Denn es ist ein weiter Punkt, das nicht nach dem Umfeld gefragt wird.
Wie es Ihnen geht, wie es sie verändert und ebenso in die endlose Tiefe stürzen lässt.
Ein bodenloser Halt aus Schmerz, Trauer, Wut und einer erstickenden Leere.

Hier geht es um Caspar und Sam.
Zwei Menschen die mitten im Leben stehen und noch so viel vor sich haben.
Aber Sam und Caspar sind anders.
Gebrochen. Leer. Einsam. Zerbrechlich.
Jeglicher Hoffnung beraubt ,in einem Netz aus Angst, Verlorenheit und stummer Verzweiflung gefangen.
Nichts kann sie retten. Wenn sie nicht die Kraft aufbringen ,es selbst zu tun.
Ich mochte die beiden unglaublich gern. Es hat mir den Hals zugeschnürt, zu erfahren, wie sie Denken und Fühlen.
Zu erkennen, wie sehr sie in ihrer Dunkelheit gefangen sind und keine Hoffnung, keine Sicherheit mehr haben.
Sie sind Menschen mit Ecken und Kanten.
Authentisch, greifbar und einfach echt.Dabei erfahren wir auch von beiden die Perspektiven, was sie noch realer und tiefer macht.
Auch die Nebencharaktere sind interessant, aber am meisten wird sich auf Sam und Caspar fokussiert. Weshalb sie mich auch so sehr berührt und nicht losgelassen haben.

Kommunikation ist so unglaublich wichtig. Hier wird es auf intensive Art und Weise deutlich gemacht, wie sehr.
Es wird klar, was passiert, wenn man es nicht tut und anderweitig Hilfe sucht.
Wie angreifbar und manipulierbar man ist.
Wie verletzlich.
Sams und Caspars Geschichte hat so immens viel in mir zum klingen gebracht.
Carolin Wahl findet poetische und einfühlsame Worte, die sich ins Herz brennen und zeigen, was für Menschen wir hier vor uns haben.
Und dennoch mit einer Leichtigkeit, dass es einem den Atem raubt .

Sie zeigt ,wie gefährlich soziale Medien sind.
Das ist ein Punkt, der mir nicht fremd war.
Und dennoch zeigt sie sehr eindringlich und intensiv auf, was sich dort zelebriert.
Eine Abwärtsspirale, die unumgänglich ist und so viel mit sich reißt.
In Form von Dialogen zeigt sie, was in den Menschen vor sich geht. Aber gleichzeitig ist da auch ein großes Geheimnis und tiefe Dunkelheit.
Die Handlung selbst hat mich nicht überrascht. Und dennoch hat sie Wendungen eingebaut, die mich eiskalt erwischt und gnadenlos berührt haben.
Ich musste schlucken, ich war verloren und gleichzeitig so wütend und leer.
Es fühlt sich an, wie ein tiefes ,endgültiges Loch.
Da steckt so viel Dramatik, Ernsthaftigkeit und Tragik drin, dass es zum nachdenken bringt und zeigt, dass man niemals in einen Menschen hineinsehen kann.
Es zeigt, dass Depressionen Menschen verändern und ihr Umfeld ungleich mit.
Und ehe man es sich versieht, ist man komplett verloren.
Unverstanden, hoffnungslos ,in einer ohnmächtigen Starre gefangen.

Carolin Wahl zeigt, dass es immer um uns geht.
Das es nicht schlimm ist, sich Hilfe zu suchen.
Nein, dass es extrem wichtig und unumgänglich ist. Vielleicht bekommen die Stimmen dann Gehör und werden endlich Ernst genommen.

Fazit:
Sam und Caspar.
Leer, Verzweifelt, einsam.
Zwei Leben in einer Nacht.
Carolin Wahl bringt hier auf sehr eindringliche und intensive Art und Weise ,eine Thematik zur Sprache, die so unglaublich wichtig und essentiell ist.
Ein Roman voller Fülle und Intensität, der mich schlichtweg in die Tiefe gestoßen hat.
Voller Tragik und Dramatik.
Voller Poesie und Feingefühl.
Ein immens wichtiger und feinfühliger Roman, dem ich jedem ans Herz legen muss.
Entwaffnend ehrlich, klar und ungeschönt.
Denn nur wenn sie Gehör finden, kann sich endlich etwas ändern.
Für mich ein außergewöhnliches Buch, dass auf nur 280 Seiten extrem gut ausgearbeitet ist und definitiv zu meinen Highlights gehört.

Veröffentlicht am 09.10.2020

“Blutasche” ist der dritte Band der Stephen Lang Reihe und hat mich eiskalt erwischt

Blutasche
3

“Blutasche” wäre mir bei dem riesigen Thriller Sortiment wohl gar nicht aufgefallen. Was für ein Segen, dass ich es dennoch entdeckt habe. Denn hier verbirgt sich eine wahre Goldmine.
Dabei muss man erwähnen, ...

“Blutasche” wäre mir bei dem riesigen Thriller Sortiment wohl gar nicht aufgefallen. Was für ein Segen, dass ich es dennoch entdeckt habe. Denn hier verbirgt sich eine wahre Goldmine.
Dabei muss man erwähnen, dass es sich hierbei um den dritten Band der Stephen Lang Reihe handelt. Dummerweise hab ich mich in Bezug auf die Vorgänger etwas gespoilert. Da die Autorin immer wieder Rückblicke einbaut. Was auch zwingend notwendig ist. Da man sonst zwangsläufig etwas in der Luft hängt, weil man die Charaktere und die Begebenheiten nicht richtig zuordnen kann.

Sage Dawkins hat einen wirklich genialen Schreibstil. Einnehmend, klar und leicht verständlich.
Dabei muss ich gestehen,dass ich anfangs gar nicht so begeistert war. Ich brauchte einige Zeit um hineinzukommen, gerade was die Ermittler angeht.
Der Mordfall und die Nebencharaktere haben mich hingegen sofort begeistert.
Sie sind bis obenhin gefüllt mit Leben, Authentizität und Ausdruckskraft.
Aber nicht nur das hat mich begeistert.
Sie verschafft dem Täter und seinen Taten genauso viel Raum ,wie den Ermittlern.
Was ich einfach immer so gesucht habe. Die Taten selbst sind zwar nicht allzu detailliert. Dafür kann man ein perfektes Bild auf das Profil des Täters werfen. Und das lässt definitiv keine Wünsche offen.
Ich war absolut fasziniert.
Der pure Wahnsinn springt einem ins Gesicht. Verbunden mit enorm viel Boshaftigkeit und Perfidität.
Die Abgeklärtheit, die Arroganz dahinter.
Wow. Da musste ich erstmal schlucken.
Ein Egomane, der sich gottesgleich fühlt und in keinster Weise Angst hat, erwischt zu werden.
Und daneben wird glasklar vor Augen geführt, welche Ängste und nackte Verzweiflung die Opfer durchleben.
Es ist grausam, in jeder erdenklichen Art und Weise. Und dann sieht man die Unschuld in den Augen der Opfer und es geht einfach nur unglaublich nah. Es geht mit einer Hilflosigkeit daher, die kaum zu tragen ist.
Ein Punkt, weshalb man sich auch so gut in die Ermittler hineinversetzen kann. Denn sie teilen diese Hilflosigkeit und dieses Ohnmachtsgefühl ansich.
Besonders herausragend fand ich Profilerin Danica, die mich auf ganzer Ebene begeistert hat.
Sie wird zu einer Schlüsselfigur, in einem Spiel, das nicht zu gewinnen ist.
Ich mochte ihre Intelligenz ,ihren Mut unsagbar gern. Sie scheut sich nicht davor zuzupacken und das brennt sich einfach ein.
Im Laufe des Geschehen erfährt man auch mehr über ihre Vergangenheit, was vieles nachvollziehbar macht.
Im allgemeinen erfährt man dabei größtenteils die Perspektiven von Danica, den Ermittlern und dem Täter.
Gerade dieser Wechsel sorgt immer wieder für Nervenkitzel und pure Anspannung.

Die Story selbst begann gleich sehr spannend. Wir erleben einen Moment, der sich unauslöschlich einbrennt und der zum zentralen Punkt in dieser Geschichte wird.
Interessant fand ich, dass ich dem Täter nie auf die Spur gekommen bin, obwohl ich schon die richtigen Vermutungen in dieser Hinsicht hatte.
Doch es werden so geschickt Wendungen platziert, dass man immer wieder vom Weg abkommt.
Stephen Lang ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, dennoch agiert er hier etwas im Hintergrund. Und trotzdem erahnt man viel Schmerz in seinem Leben.

Ich feiere die Autorin gerade so extrem.
Weil sie sich nicht scheut, alles glasklar und ungeschönt auf den Tisch zu bringen.
Weil sie zeigt, dass Ermittler auch nur Menschen sind, die sich irren und auch mal Fehler machen können.
Aber vor allem zeigt Sie hier psychologisches Feingefühl , verbunden mit sehr viel Eindringlichkeit und Empathie.
Sie zeigt, wie es in den Charakteren gärt und auch was es im unmittelbaren Umfeld anrichtet. Ein Punkt, der sich nicht so einfach beiseite schieben lässt. Und das mit einer Bildhaftigkeit, dass es dich ununterbrochen beschäftigt.
Die Mordserie ist erschreckend und definitiv verstörend.
Denn der Täter kennt keine Grenzen und fühlt sich völlig erhaben.
Das Ende glich einem Urknall, denn es kam so einiges ans Licht, das ich nicht erwartet hätte.
Definitiv werde ich mir noch die beiden anderen Teile zu Gemüte führen. Denn in meinen Augen ist der Autorin ,hier eine extrem geniale Thriller Reihe gelungen, die definitiv nach mehr verlangt.
Ein absolutes Highlight.

Fazit:
Sage Dawkins, merkt euch diesen Namen.
Ich feiere diese Autorin gerade so extrem.
“Blutasche” ist der dritte Band der Stephen Lang Reihe und hat mich eiskalt erwischt.
Ein Thriller, der dir das nackte Grauen vor Augen führt und ein perfektes psychologisches Profil des Täters.
Ich bin begeistert von der Intensität und Fülle.
Wie sehr ich diesen Thriller gespürt habe.
Ein perfektes Spiel zwischen Ermittler und Täter, dass definitiv nicht kalt lässt.
Unbedingt mehr davon.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.10.2020

Ein leichter und atmosphärischer Ostfrieslandkrimi, der einfach sehr viel Spaß macht

Tod in Greetsiel. Ostfrieslandkrimi
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Hedda Böttcher und Enno Frerichs verschlägt es nach Greetsiel zu ihrem neuesten Fall.
Eddy Heinrich ist zu Tode gekommen.
Vermeintlicher Selbstmord oder handelt es sich um einen perfide geplanten Mord?
Hedda ...

Hedda Böttcher und Enno Frerichs verschlägt es nach Greetsiel zu ihrem neuesten Fall.
Eddy Heinrich ist zu Tode gekommen.
Vermeintlicher Selbstmord oder handelt es sich um einen perfide geplanten Mord?
Hedda und Enno müssen ihren Spürsinn unter Beweis stellen, um diesen Fall mit viel Finesse aufzuklären.

Hierbei handelt es sich um den 8.Band der Reihe um Hedda Böttcher. Obwohl die Bände in sich abgeschlossen sind, empfehle ich, die Reihenfolge zu beachten. Gerade weil man so das Privatleben von Hedda viel besser begleiten und nachvollziehen kann.
Durch den leichten, atmosphärischen und humorvollen Schreibstil des Autors, hab ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen.
Dabei haben mich Hedda und Enno immer wieder zum grinsen gebracht.
Denn ihre Ermittlungsmethoden sind verwegen, voller Humor und Durchschlagskraft.
Besonders ihre charmante Art hat mich immer wieder begeistert. Hedda beweist immer wieder den richtigen Riecher. Dabei kommen sie einigen Charakteren näher, als gut für sie ist.
Dazwischen ist einfach der liebevoll Umgang miteinander, bei den beiden unglaublich schön und verschafft der Story einfach viel Wärme und Ausdruck.
Hierbei erfahren wir auch die Perspektive von Hedda, was sie besonders in den Fokus rückt und ihr zudem viel Tiefe verschafft.
Aber auch die Nebencharaktere sind unheimlich gut gelungen und sorgen für einige interessante Gedankengänge. Sie sind nicht nur authentisch, sondern auch mit einigen Ecken und Kanten versehen.
Zudem wird klar, dass jeder seine Geheimnisse hat, die nicht ans Licht kommen dürfen.

Die Idee mit den Greetsieler Zeittaler hat mich gleich begeistert. Es wirkt sozial und einfach sehr schön.
Leider bringt dies zwangsläufig auch negative Aspekte mit sich. Dadurch das ,dass Opfer Mitgründer dieser Geschäftsidee war, häufen sich schnell die Verdächtigen.
Die beiden smarten Ermittler beweisen viel Feingefühl, im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen.
Dabei kann es schon mal ,zu der ein oder anderen seltsamen Situation kommen, die dennoch hervorragend und mit einem schmunzeln gelöst wird.

Die Tat selbst wirkt nicht unbedingt perfide oder kalkuliert. Viel eher macht es den Anschein, dass viel Tragik dahinter steckt.
Die Auflösung dessen, hat mir wirklich gut gefallen. Denn es zeigt, dass hier Menschen mit viel Gefühl und Gewissen agieren und dabei über ihren Horizont hinauswachsen und dazulernen.
Trotz allem schafft es der Autor geschickt, ernste Themen mit einzuweben, die man vielleicht nicht unbedingt so erwarten würde.
Der zwischenmenschliche Aspekt bekommt hier sehr viel Raum.
Dabei geht es auch um Konflikte, Rivalitäten und pure Gier.
Das Ende hat mich doch etwas beschäftigt.
Denn es zeigt, dass man nie in einen Menschen hineinsehen kann.
Denn das Opfer bekommt hier eine Intensität und Fülle, die alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Auch der achte Band dieser smarten Ostfrieslandkrimi Reihe hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen.
Durchweg spannend und mit einigen Wendungen versehen, die den Blickwinkel erweitern. Aber vor allem punktet er mit einer interessanten Grundidee und sehr viel Humor.

Fazit:
Für Hedda und Enno geht es in die achte Runde.
Diese Story hat mich wieder schlichtweg begeistert und ordentlich zum schmunzeln gebracht.
Denn der Autor punktet einfach mit einer sehr interessanten Grundidee, die vor allem den sozialen Aspekt sehr schön hervorhebt.
Heddas und Ennos Art ist einfach so charmant und liebevoll, dass die Story dadurch nicht nur sehr charmant sondern auch sehr abwechslungsreich ist.
Verbunden mit einigen Wendungen gelingt hier ein komplexer, unvorhersehbarer Ostfrieslandkrimi, der so einiges zum nachdenken mitgibt.
Ein leichter und atmosphärischer Ostfrieslandkrimi, den man perfekt zwischendurch lesen kann.

Veröffentlicht am 07.10.2020

ein solider Einstieg in die Thriller Reihe rund um Johannes Thiebeck

Blutschach
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“Blutschach” ist der Auftakt der Johnny Thiebeck Reihe. Es handelt sich hierbei um eine Neuauflage. Denn er wurde erstmals 2015 unter dem Titel “Bullet Schach” veröffentlicht.

Der Autor hat einen ziemlich ...

“Blutschach” ist der Auftakt der Johnny Thiebeck Reihe. Es handelt sich hierbei um eine Neuauflage. Denn er wurde erstmals 2015 unter dem Titel “Bullet Schach” veröffentlicht.

Der Autor hat einen ziemlich fesselnden und bildhaften Schreibstil. Obwohl die Handlung eher ruhig ist, schafft er es mit der eigenwilligen und rebellischen Art Thiebecks immer wieder Adrenalin in die Ader zu jagen.
Bei Thiebeck handelt es sich um einen ehemaligen Kommissar , mit einer bewegenden Vergangenheit.
Ohne das es mir bewusst wurde, mochte ich seine Art einfach unglaublich gern. Besonders wie er mit seinem nahen Umfeld umgegangen ist. Trotz seiner rauen Art, zeigt er Feingefühl und Respekt. Insbesondere den Coach mochte ich sehr gern.
Ben Bauhaus hat hier einfach Charaktere erschaffen, die unter die Haut gehen und dabei auch sehr authentisch und menschlich sind.

Man erfährt hierbei die Perspektive von Johannes Thiebeck was ihm mehr Raum und Tiefe verschafft. Ich fand ihn sehr liebevoll ausgearbeitet und authentisch. Einfach ein Mensch, mit dem man sich gut auseinandersetzen und identifizieren kann.
Auch die Nebencharaktere wurden gut dargestellt, über einige von Ihnen hätte ich jedoch gern mehr erfahren.Sie blieben größtenteils etwas blass. Was jedoch der Spannung keinen Abbruch tat.
Ihre Handlungen und Gedankengänge wurden stets gut nachvollziehbar gestaltet.

Thiebeck ist ein netter Kerl, der sich aber auch gerne mal in einen Fall verbeißen kann. Dabei achtet er nicht immer auf Regeln, aber gerade das hat ihn noch authentischer gemacht. Ich mochte diesen Aspekt einfach wahnsinnig gern,weil es auch sehr gut zeigt, dass er die raue Art des Lebens kennt und auf seine Art und Weise darauf reagiert.
Seine Leidenschaft für das Schachboxen hat mich fasziniert. Obwohl man doch recht gut Einblicke darin erhält, war es mir noch etwas zu wenig. Gern hätte man das Thema noch weiter erörtern können.
Das Schachboxen spielt bei der zentralen Mordermittlung eine wichtige Rolle.
Ich fand diese Thematik einfach genial, weil es sich mal völlig abgehoben hat.
Als klar wird, das es der Täter auf Menschen in seinem Umfeld abgesehen hat, wird er ins Boot geholt und ermittelt zusammen mit seinen Kollegen.
Die Ermittlungsarbeit hat mir wirklich sehr gut gefallen. Sie war leicht verständlich und gut nachvollziehbar gestaltet.
Das Zusammenspiel der Kommissare gestaltete sich reibungslos. Mir haben da jedoch etwas die Ecken und Kanten gefehlt. Denn im normalen Leben läuft auch nicht immer alles reibungslos. Dennoch mochte ich die Ermittler unglaublich gern.
Oftmals muss ich jedoch sagen, kam mir die Handlungsweise von Thiebeck etwas zu weich vor. Er war mir oft zu schnell im nachgeben. Da hätte mehr Biss nicht geschadet.
Der Verlauf jedoch gestaltete sich als recht wendungsreich.
Ich hab immer wieder gerätselt wer es sein kann. Ich kam jedoch absolut nicht darauf.
Mir war zwar schon klar mit was es zutun haben kann, aber ich kam einfach nicht weiter.
Der Autor hat es einfach verstanden, mit einigen Überraschungen der Geschichte neue Richtungen zugeben, die mir doch recht gut gefallen haben.
Die Abgründigkeit dahinter ,wurde hier sehr deutlich.
Teilweise fehlten mir da wirklich die Worte.
Dabei blieb der Täter die ganze Zeit im Dunkeln.
Man erfährt auch immer mehr aus der Vergangenheit Thiebecks, was das Ganze noch echter und greifbarer gemacht hat.
Die Spannung war die ganze Zeit spürbar vorhanden und zog derweil immer wieder an.
Die Emotionen von Thiebeck waren für mich gut spürbar. Seine Verzweiflung, als auch seine Ängste konnte ich gut nachempfinden. Durch seine sehr bildhafte Schreibweise hat es der Autor geschafft, das ich mich in einem Kopfkino wiederfand. Das definitiv so einiges an Gedankengängen freigelegt hat.
Die Story hat mich einfach gepackt, dass ich nicht anders konnte, als ununterbrochen mitzufiebern.
Das Ende wurde dann nochmal richtig spannend und adrenalingeladen.
Der Abschluss hat mir richtig gut gefallen.

Ich bin schon jetzt ziemlich gespannt auf weitere Fälle, denn der Auftakt hat definitiv Appetit auf mehr gemacht.


Fazit:
Ben Bauhaus gelingt mit “Blutschach” ein solider Einstieg in die Thriller Reihe rund um Johannes Thiebeck, die doch sehr komplex gehalten ist.
Ein sehr eigenwilliger Ermittler und eine faszinierende Grundidee machen neben der Ermittlungsarbeit dieses Buch aus.
Spannend und kaum aus der Hand zu legen.
Schach ist definitiv ein Gefilde, das sich mal abhebt und ordentlich mit der Umsetzung punkten kann.
Ein Kriminalroman der ziemlich wendungsreich und unvorhersehbar ist und der so einige Rätsel aufgibt.
Ein Start ,der definitiv Appetit auf mehr macht.

Veröffentlicht am 07.10.2020

Eine Geschichte, die dich absolut in ihren Bann ziehen wird

Porzellankind
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Auf “Porzellankind” bin ich eher zufällig aufmerksam geworden. Schon der Klappentext hat mich etwas verstört und doch ist es nichts ,im Vergleich zu der Geschichte, die uns hier erwartet.

Myriane Angelowskie ...

Auf “Porzellankind” bin ich eher zufällig aufmerksam geworden. Schon der Klappentext hat mich etwas verstört und doch ist es nichts ,im Vergleich zu der Geschichte, die uns hier erwartet.

Myriane Angelowskie hat einen enorm packenden und eindringlichen Schreibstil, der sofort unter die Haut geht.
Diese Story dreht sich um Ellis. Und allein wenn ich an sie denke, erschüttert es mich immer wieder.
Ich finde keine Worte, für das tiefe Leid, die unglaublich große Tragik, die dieses Mädchen erleiden muss.
Tag für Tag. Jede einzelne Minute ihres Lebens. Ich hab sie kennengelernt. In jeder Facette ihres Lebens.
Losgelöst, heiter, glücklich, traurig, wütend, haltlos.
Ein kleiner Körper der sich immer mehr verschließt, um all diese Pein ertragen zu können.
Wie kann ein Mensch so etwas überhaupt ertragen?
Ich kann es nicht begreifen, geschweige denn verstehen.
Was uns hier begegnet, ist absolute Kälte, Niedertracht und Empathielosigkeit.
Es ist keine Willkür. Desinteresse trifft es wohl eher und das macht mich so unfassbar wütend und sprachlos zugleich.
Wie kann man mit dieser Schuld leben?
Wie mit sich selbst im reinen sein?

Myriane Angelowski schreibt hier über Misshandlung der schlimmsten Form.
Für Außenstehende unsichtbar. Im Herzen zersplittert es immer mehr.
Furcht, Angst, Unverständnis.
Mich hat diese Geschichte keinen Moment losgelassen.
Zu schwer wiegt sie, zu intensiv ,zu erschütternd und grausam.
Worte können verletzen. Gesten noch mehr.
Aber dieses Nichts kann unwiderruflich zerstören. Als Erwachsene kann man es vielleicht ertragen. Als Kind ,völlig unmöglich.
Wie sehr sehnt man sich nach Liebe und Geborgenheit?
Doch davon findet man hier bestenfalls eine Illusion.
Die Autorin macht hier sehr eindringlich und ungeschönt klar, welche Stufen der Traumen ein Mensch durchlebt und wie er darauf reagiert.
Dabei wechseln die Kapitel immer in “Davor” und ” Danach”. Etwas schwierig fand ich die Zeitsprünge. Ebenso aus wessen Perspektive, wir alles geschildert bekommen.
Das wurde erst nach und nach ersichtlich.

Anfangs hat mich die ruhige und dennoch unglaublich schwere und zerstörerische Atmosphäre absolut niedergerungen. Dennoch passt sie einfach perfekt zu dieser Geschichte.
Die Autorin schildert alles sehr plastisch, melancholisch und manchmal auch poetisch, dass ich komplett in den Bann gezogen wurde.
Es ist keine Geschichte, die vor Tempo nur so strotzt. Aber das muss sie auch nicht.
Dafür punktet sie mit extrem gut ausgearbeiteten Charakteren, die beschäftigen und unter die Haut gehen.
Die jeden Tag kämpfen, mit Leben gefüllt sind und einfach authentisch und so unglaublich gut greifbar sind.
Besonders Ellis und auch Teresa sind mir unglaublich ans Herz gewachsen. Als Leser, geht man mit Ihnen eine Verbindung ein, die so tief und unglaublich stark ist.
Ich habe so unglaublich mit Ihnen gefühlt , es hat mich jedes Mal ein bisschen mehr zerstört, bei dem was hier geschah.
Ein bisschen mehr Tiefgründigkeit hätte ich mir jedoch bei Ellis’ Mutter gewünscht. Denn sie blieb mir seltsam fremd.

Interessanterweise ist diese Story nicht mit Emotionen überflutet. Aber man selbst, lebt diese Emotionen umso mehr aus.
Vieles ergibt am Anfang überhaupt keinen Sinn und ich hab mich immer wieder gefragt, warum sich Ellis nicht endlich löst von ihrer Vergangenheit.
Die schreckliche Wahrheit ist, man kann es einfach nicht.
Es ist wie eine Strafe, die man sich selbst auferlegt und dabei zugrunde geht.
Man erfährt immer mehr Details aus ihrem Leben und sieht, wie sie sich immer mehr verändert und abkapselt.
Als der große Knoten platzt, kommt es einem tödlichen Schlag gleich.
Die Eskalation ist unumgänglich und fordert ihren Tribut, mit einer Leidenschaft und Intensität, die Dämme brechen lässt.

Ich muss dieses Buch jedem ans Herz legen. Myriane Angelowski schreibt nicht nur sehr wortgewandt und bildhaft. Sie spricht hier ein Tabu Thema an, dass viel mehr erörtert werden sollte.
Ja, es ist schrecklich und absolut grausam.
Die psychologischen Aspekte dahinter unaussprechlich.
Aber es muss darüber gesprochen werden. Vielleicht ändert sich dadurch etwas.
Denn diese Stimmen brauchen Gehör,damit sie nicht vollends zerstört und begraben werden.
Ein Roman voller Fülle und Intensität, der meine Gedanken niemals verlassen wird.

Fazit:
Myriane Angelowski gelingt mit “Porzellankind” eine traumatische und verstörende Geschichte, die mich absolut erschüttert und innerlich zerstört hat.
Wieviel kann ein Kind ertragen, bevor es endgültig den Boden unter den Füßen verliert?
Grausam, perfide und tragend.
Eine Geschichte, die dich absolut in ihren Bann ziehen wird.
Die Autorin schreibt hier klar und ungeschönt über Misshandlung der schlimmsten Form.
Sicher keine leichte Thematik.
Aber definitiv eine, die gehört werden muss.
Nur so bekommt sie vielleicht Stimmen, damit sich etwas ändert.