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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2021

Gutes Team

Hundstage für Beck
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Der Polizist Nick Beck, ehemals erfolgreicher LKA-Ermittler, hat nach einem völlig missglückten Einsatz, bei dem seine Partnerin ums Leben kam, den Boden unter den Füßen verloren. In Nordbek, einem kleinen ...

Der Polizist Nick Beck, ehemals erfolgreicher LKA-Ermittler, hat nach einem völlig missglückten Einsatz, bei dem seine Partnerin ums Leben kam, den Boden unter den Füßen verloren. In Nordbek, einem kleinen Ort im Hamburger Norden, wohin er sich hat versetzen lassen, ertränkt er seinen Frust in Alkohol. In diesem alkoholisierten Zustand überfährt er dann eines Nachts eine junge Frau. In seiner Panik versteckt er zunächst die Leiche. Doch anhand der Spuren an seinem Auto wird ihm allmählich klar, dass die junge Frau schon vorher tot gewesen sein muss. Um bei der Aufklärung des Falls nachzuhelfen, platziert er die Leiche so, dass sie schon bald gefunden wird.
Die LKA-Ermittlerin Cleo Torner wird mit dem Fall beauftragt. Zur Unterstützung fordert sie ausgerechnet Nick Beck an, der nun gegen sich selbst ermitteln muss. Bald schon führen die die Ermittlungen ins Drogenmilieu…..
Der Fall beginnt mit einer recht verzwickten Ausgangslage für den Antihelden Nick Beck, was dem Krimi einen besonderen Reiz verleiht. Leider verläuft die Handlung dann teilweise recht vorhersehbar. Nick Beck und seine neue Kollegin Cleo Torner bilden ein gutes Team, wirken aber beide stellenweise etwas klischeehaft. Auch kann man ihr Handeln nicht immer ganz nachvollziehen. Während man bei Nick Beck so manchen Fehler verzeiht, da er ja ein sympathischer Antiheld ist und sich durch die Arbeit an dem Fall aus seinem Selbstmitleidtief zieht, wirkt Cleos Torners Privatleben etwas zu konstruiert und wenig authentisch. Dennoch kann man sich die beiden in einem weiteren Fall gut vorstellen und die norddeutsche Provinz als Handlungsort ist durchaus reizvoll.

Veröffentlicht am 17.07.2021

Komplex

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
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Als die Deutschen am 14. Juni 1940 in Paris einmarschieren, werden am Gare d’Austerlitz vier Polen ermordet in einem Eisenbahnwaggon aufgefunden. Inspecteur Éduard Giral beginnt zu ermitteln und stößt ...


Als die Deutschen am 14. Juni 1940 in Paris einmarschieren, werden am Gare d’Austerlitz vier Polen ermordet in einem Eisenbahnwaggon aufgefunden. Inspecteur Éduard Giral beginnt zu ermitteln und stößt auf Spuren von Giftgas, das im 1. Weltkrieg verwendet wurde. Kurz darauf begeht ein weiterer polnischer Mann mitsamt seinem kleinen Sohn Selbstmord. Offenbar stammen alle Toten aus derselben polnischen Stadt.
Girals Ermittlungen werden durch die Regeln der deutschen Besatzer, aber auch durch Widerstände in den eigenen Reihen erschwert. Zudem mischen sich Wehrmacht, Gestapo und Geheime Feldpolizei in seine Recherchen ein. Giral gerät zwischen die Fronten und in ein verwirrendes Labyrinth von Intrigen und Machtspielen.
Immer wieder kreuzen sich Girals Wege mit denen des undurchsichtigen Majors Hochstetter von der Abwehr: Giral weiß nicht, ob er ihm vertrauen kann oder ob er ihn doch besser als Feind, mit dem er nun gezwungenermaßen zusammenarbeiten muss, betrachten soll.
Zudem taucht Girals Sohn Jean-Luc auf, der vor den Deutschen auf der Flucht ist und entschlossen ist, sich gewaltsam gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen.
Der eigentliche Kriminalfall gerät vor dem historischen Hintergrund zunehmend ins Hintertreffen. Dieser historische Hintergrund wird jedoch anschaulich und spannend geschildert und auch die Figur Eddie Girals, der das Geschehen in der Ich-Perspektive erzählt, was etwas gewöhnungsbedürftig ist, wirkt sympathisch und interessant. Seine Geradlinigkeit, sein Kampf für die Gerechtigkeit, aber auch seine Schwächen wirken authentisch.
Die Handlung ist durch die verschiedenen Intrigen und Interessen der beteiligten Gruppen äußerst komplex, sodass man, wie auch Giral, gelegentlich den Überblick verliert. Am Ende wird der Fall zwar aufgeklärt, aber ein Krimi oder Thriller ist ,,Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ in meinen Augen nicht.

Veröffentlicht am 09.07.2021

Düster- melancholisch

Unter dem Sturm
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Als in einer kalten Novembernacht 1994 im kleinen südschwedischen Marbäck der Hof der Familie Markström brennt und darin die Leiche der jungen Lovisa Markström gefunden wird, weist alles auf ein Verbrechen ...


Als in einer kalten Novembernacht 1994 im kleinen südschwedischen Marbäck der Hof der Familie Markström brennt und darin die Leiche der jungen Lovisa Markström gefunden wird, weist alles auf ein Verbrechen hin. Der Täter ist sowohl für die Polizei als auch für die Dorfbewohner schnell ausgemacht: Edvard Christensson war mit Lovisa befreundet und er ist, wie schon sein Vater, berühmt-berüchtigt für seinen aufbrausenden Charakter. Zudem wird Edvard in der Nacht des Feuers mit Brandwunden im nahegelegenen Wald verletzt aufgefunden.
Edvard wird verurteilt, doch sowohl sein Neffe Isak, für den Edvard ein Vaterersatz und eine Art bester Freund war, als auch für den jungen Polizisten Vidar, bleiben Zweifel an Edvards Schuld bestehen.
Bei Isak verfestigt sich während seiner Kindheit und Jugend die Vorstellung, dass er den Keim des Bösen in sich trägt, wie sein Onkel Edvard und wie auch schon sein Großvater, und so gerät er immer wieder in Schwierigkeiten. Mit 18 sitzt er dann wegen Diebstahls vor dem Polizisten Vidar, der sich durch Isak an Edvards Verhaftung zurückerinnert Aufgrund seiner nun wieder erwachenden Zweifel rollt er den Fall erneut auf und stößt auf einige Ungereimtheiten.
Der Kriminalroman ist geprägt durch eine eher düster-melancholische Grundstimmung. Sowohl Vidar als auch Isak sind keine lebensfrohen oder glücklichen Figuren. Erinnerungen, Schuldgefühle, Unausgesprochenes verstärken die triste Atmosphäre, was gelegentlich auf Kosten der Spannung geht. Allerdings ist die Handlung geschickt angelegt, zwei Zeitsprünge, einmal 9 Jahre später, einmal 12 Jahre später, lassen den Leser Isaks und auch Vidars Leben mit allen Höhen und Tiefen mitverfolgen. So zieht sich auch der eigentliche Fall über Jahrzehnte, bis er endgültig aufgeklärt werden kann.
,,Unter dem Sturm“ ist eher ein nachdenklicher, melancholischer Kriminalroman, der den Leser durch die menschlichen Fehler der Beteiligten bewegt.

Veröffentlicht am 07.06.2021

Zeitporträt der wilden 60er

Teufelsberg (Wolf Heller ermittelt 2)
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Nach ,,Die Tote im Wannsee“ legen die drei Autoren Lutz, Wilhelm und Kellerhoff mit ,,Teufelsberg“ ihren zweiten Kriminalroman mit Kommissar Wolf Keller vor. ,,Teufelsberg“ spielt im Westberlin der späten ...

Nach ,,Die Tote im Wannsee“ legen die drei Autoren Lutz, Wilhelm und Kellerhoff mit ,,Teufelsberg“ ihren zweiten Kriminalroman mit Kommissar Wolf Keller vor. ,,Teufelsberg“ spielt im Westberlin der späten 60er Jahre und lässt den historischen und politischen Hintergrund der Zeit wieder aufleben.
Als die Frau eines Richters brutal erwürgt wird, ist ganz Berlin in Aufruhr. Die Tatsache, dass die Ermordete Jüdin war und außerdem ihr Ehemann Morddrohungen der radikalen Linken erhalten hat, verkomplizieren die Ermittlungen von Kommissar Wolf Heller. Einiges weist auf einen politisch motivierten Mord hin, doch Heller hat so seine Zweifel. Immer wieder kreuzt die lebenslustige Amerikanerin Louise Mackenzie Hellers Wege. Sie ist außerdem noch die Nichte der Toten und führt deshalb eigene Recherchen durch, die sie aber in große Gefahr bringen…..
Da es sich um Band 2 der Reihe mit Wolf Keller handelt, sollte man den Vorgängerband besser gelesen haben, um ohne Schwierigkeiten den zahlreichen Figuren und ihren Beziehungen untereinander folgen zu können. Hellers Privatleben wird recht ausführlich Raum gegeben, was der Veranschaulichung der zeitgenössischen Atmosphäre zugute kommt, allerdings leider auch auf Kosten der Spannung geht.
Das Autorentrio hat ein gelungenes Zeitporträt mit einem interessanten, aber leider nicht allzu spannenden Kriminalfall verknüpft. Für historisch interessierte Leser dennoch ein empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 23.04.2021

Schwäbische Spezialitäten

Schwarzwälder Morde
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Justin Schmälzle – was für ein Name! Und was für eine amüsante und interessante Hauptfigur in diesem Schwarzwaldkrimi.
Kommissar Justin Schmälzle ist wie sein Name – eine Mischung aus allem Möglichen: ...


Justin Schmälzle – was für ein Name! Und was für eine amüsante und interessante Hauptfigur in diesem Schwarzwaldkrimi.
Kommissar Justin Schmälzle ist wie sein Name – eine Mischung aus allem Möglichen: dunkelhäutiger Badener mit haitianischen Wurzeln, tätig im tiefsten Schwabenland, mit dessen Dialekt er doch hin und wieder zu kämpfen hat. Im Polizeiposten Bad Wildbad ist gerade wenig los. Da kommt eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gerade recht. Auch wenn sich bald herausstellt, dass die Leiche schon mehrere Jahrzehnte im Moor lag, verbeißt Schmälzle sich in diesen Fall, da er dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen will. In immer wieder eingestreuten kurzen Kapiteln meldet sich das Opfer in der Ich-Perspektive zu Wort, sodass der Leser mit Spannung den nach und nach aufgezeigten historischen Zusammenhang miterlebt.
Parallel dazu gibt es einen Streitfall zwischen dem Besitzer einer lokalen Schnapsfabrik und den Planern einer benachbarten Ferienanlage. Offenbar wurden Grenzsteine verschoben, Reifen werden aufgeschlitzt, es geht um Grund und Boden - und natürlich um viel Geld. Als dem Investor der Ferienanlage ins Bein geschossen wird, der Besitzer der Schnapsfabrik aber ein wasserdichtes Alibi vorweisen kann, müssen Schmälzle und sein Kollege Scholz ermitteln. Tatkräftig unterstützt werden sie von ihrer Kollegin Leonie und der Reinigungskraft Frau Meichle, die jeden Tratsch und Klatsch im Ort kennt. Die ist ein echtes Original und ihr Auftritt jedes Mal ein Knaller – schwäbisch vom Feinsten! Der Fall kommt dennoch nur recht zäh voran, was auch leider etwas auf Kosten der Spannung und der Unterhaltung geht.
,,Schwarzwälder Morde“ ist ein amüsanter Krimi, in dem Historisches und Heutiges interessant miteinander verwoben werden. Allerdings lässt der Schluss für meinen Geschmack noch manches zu offen.