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Veröffentlicht am 22.11.2021

Ein historischer Ausflug nach Helgoland

Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens
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Tine Tidkens, ein junges Mädchen, das mit mehreren Geschwistern in sehr ärmlichen Verhältnissen im Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts aufwächst, muss schon sehr früh zum Lebensunterhalt der gesamten Familie ...

Tine Tidkens, ein junges Mädchen, das mit mehreren Geschwistern in sehr ärmlichen Verhältnissen im Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts aufwächst, muss schon sehr früh zum Lebensunterhalt der gesamten Familie beitragen, da der Vater durch einen schrecklichen Unfall ums Leben kam. Dabei hat mich Tines "Geschäftsidee" sehr berührt: wandert sie doch in aller Frühe weit vor die Tore Hamburgs, um mit Hilfe von Blumen, Gräsern und zarten Zweigen kleine Blumensträußchen zu binden, die sie am Hafen den neu eintreffenden und betuchten Reisenden verkauft – ein für mich sehr emotionaler Beginn des Romans. Doch Tine ist inzwischen in einem Alter, das sie die Hoffnungslosigkeit ihrer Tätigkeit mehr und mehr erkennen lässt und durch Zufall auf eine erfolgversprechendere Arbeit auf der Insel Helgoland aufmerksam wird. Heimlich verlässt sie ihre Mutter und ihre Geschwister und wagt die Überfahrt nach Helgoland, wo sich zunächst alle und alles gegen sie verschworen erscheint. Dass und wie das Leben sie bis zur Ehefrau des Besitzers eines Grand-Hotels führt – eine ungemein spannende, ereignisreiche Lesereise.
Von der ersten Seite an hat mich die Geschichte um die zunächst noch sehr junge Tine Tidkens in ihren Bann gezogen. Dabei ist es der Autorin auf eine ganz besondere Art gelungen, Tines Lebensumstände und –verhältnisse einfühlsam und mit sehr viel Empathie, mehrfach nur leicht anzudeuten als offen darzulegen. Es fällt nicht schwer, sich alles bildlich vorzustellen und auch aus Andeutungen wie z.B. über die Tätigkeiten der beiden älteren Schwestern die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, wodurch sich das Gesamtbild tragisch abrundet.
Man fühlt und leidet förmlich mit, wenn Tine sich die Überfahrt nach Helgoland wegen nicht ausreichender Barmittel durch Schwerstarbeit verdienen muss und kann ihre Freude, endlich auf Helgoland angekommen zu sein und wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, hautnah miterleben. Dass sich ihre berufliche Zukunft dann jedoch alles andere als erhofft gestaltet, und dies nicht nur wegen fehlender Kenntnisse, erstaunt nicht wirklich. Tines weiteres (Über-)leben auf Helgoland ist reich an unerwarteten und unverhofften Wendungen und Schicksalsschlägen. Manches wirkt zwar etwas konstruiert, wenn beispielsweise die herrschsüchtige und erbarmungslose Hausdame des Grand Hotel später vor Tine Abbitte tut – das ist der Autorin bei der kreativen Gestaltung des Lebensweges von Tine verziehen. Ebenso die fehlende Tiefe bei der Berücksichtigung der politischen Verhältnisse auf der Insel in dieser Zeit. Aber vollkommen ausreichend, um der fiktiven Geschichte um die junge Tine Tidsen Authentizität zu verleihen.
Der erste Ausflug mit bzw. zu Tine nach Helgoland hat mir so gut gefallen, dass ich liebend gerne noch zwei weitere Ausflüge unternehmen werde. Denn Tines Geschichte ist noch nicht bis zum Ende erzählt, zwei weitere Ausflüge, sprich 2 Folgebände, werden folgen

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Borkum ist immer eine Reise wert – auch wenn es sich nur um eine Lesereise handelt

Herzklopfen unterm Sternenhimmel
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Und wieder gelingt es der Autorin, mir zu einer zauberhaften und wunderschönen Auszeit auf der Insel Borkum zu verhelfen. Mit dem Tierarzt Hark und der alleinerziehenden Ella treffe ich dann auch gleich ...

Und wieder gelingt es der Autorin, mir zu einer zauberhaften und wunderschönen Auszeit auf der Insel Borkum zu verhelfen. Mit dem Tierarzt Hark und der alleinerziehenden Ella treffe ich dann auch gleich bekannte Figuren aus dem vorherigen Roman wieder. Und wieder entsteht die große Frage: wird aus der großen Jugendliebe vielleicht und endlich wieder ein Paar? Beide mit Altlasten aus vergangenen und beendeten Beziehungen vermeiden sie es tunlichst, sich über den Weg zu laufen bzw. vermeiden liebend gerne mögliche Begegnungen. Aber Amor hat andere Pläne, gegen die der menschliche Wille nichts auszurichten vermag. Als ob das sich mehr und mehr abzeichnende wieder-aufeinander-zugehen nicht schon genug amüsanten Lesespaß verspricht, sorgen auch die Mütter auf ihre ganz eigene Weise für Unterhaltung.
Harks Tätigkeit als Tierarzt sorgt mitsamt seinen Patienten für so manche interessante Abwechslung, ebenso wie Ellas unternehmerische Tätigkeit als Betreiberin einer beliebten Kneipe. Dass diese Kneipe letztendlich noch eine wichtige Rolle zufallen wird, kann gerne bereits jetzt verraten werden.
Auch wenn die Charaktere von Hark und Ella eine tragende und führende Rolle im Romangeschehen innehaben, so sorgen auch die Nebencharaktere für ein gelungenes und stimmiges Gesamtbild. Natürlich nicht zu vergessen die Einbindung der Nordseeinsel Borkum, die zu einem ganz besonderen Flair beiträgt.
Auf alle Fälle fühlt man sich im Kreise von Ella, Hark und ihren zwei- und vierbeinigen Freunden sehr wohl und verlässt am Ende des Romans nur ungern Insel und Menschen. Aber mit der großen Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen bzw. Wiederlesen.
Der Roman eignet sich hervorragend, um Alltagsstress zu entfliehen und sich ein Stück weit verwöhnen zu lassen. Liebend gerne mehr von und über Ella und Hark!

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Eine Kleinstadtpomeranze wagt den Umzug nach Berlin

Die Damen vom Pariser Platz
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Gretchen, eine junge Frau, die in einer provinziellen Umgebung aufgewachsen ist, über eine alles andere an angemessene schulische Ausbildung verfügt, träumt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts ...

Gretchen, eine junge Frau, die in einer provinziellen Umgebung aufgewachsen ist, über eine alles andere an angemessene schulische Ausbildung verfügt, träumt in den frühen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts von einem Studium. Ein unüblicher und untypischer Wunsch, doch Gretchen lässt sich nicht beirren und muss nur noch eine wichtige Hürde überwinden: die finanzielle Sicherstellung dieses Berufswunsches. Dank ihrer Freundschaft zu Henni, die bereits seit einiger Zeit in der Großstadt Berlin lebt und arbeitet, erhält auch Gretchen die Möglichkeit, ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können: die bekannte aber auch geheimnisvolle Nachtclubsängerin Isis möchte ihre Biographie zu Papier bringen und stellt zu diesem Zweck Gretchen ein. Für Gretchen völlig unbekannte und neue Welten, die es zu entdecken gilt und wozu Henni mit ihren Kontakten und ihrer Lebensfreude einen nicht unerheblichen Beitrag leistet.
So weit so gut, eine interessante Romanidee – so mein erster Gedanke. Doch der Zugang zu den Romanfiguren ist mir nicht leichtgefallen. Das gleiche gilt für die Ausflüge Gretchens und ihrer Freunde in das Berliner Nachtleben und die Kunstszene. Die Atmosphäre, die ich mit den "goldenen Zwanzigern" verknüpfe, Lebensfreude, Lebenslust, Lebensgier waren schon zu spüren, aber gefesselt haben sie mich nicht – leider. Ein Roman, von dem ich bereits nach wenigen Seiten erkannte, dass er so gar nicht meinen Erwartungen entsprach, zu dem ich nur bedingt Zugang fand und den ich leider mangels Interesse auch nicht beendet habe.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Eine berührende Liebesgeschichte kommt ans Tageslicht

Die Sternenbucht
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Ein Roman, wie ich ihn mag: mit zwei Erzählsträngen, beginnend in der Gegenwart und tief in die Vergangenheit reichend, werden Ereignisse und Schicksale aufgedeckt und neu zusammengefügt, sodass sich ein ...

Ein Roman, wie ich ihn mag: mit zwei Erzählsträngen, beginnend in der Gegenwart und tief in die Vergangenheit reichend, werden Ereignisse und Schicksale aufgedeckt und neu zusammengefügt, sodass sich ein ganz neues Bild der (vielleicht sogar) eigenen Familiengeschichte ergibt.
Zwei Zeitebenen, zwei Schicksale, zwei Protagonistinnen, gekonnt und fesselnd in diesem Roman erzählt.
Da trifft man aktuell die junge Melissa, die zunächst von einem entspannten Kurzurlaub mit ihrem Freund an der Küste Dorsets ausgeht und feststellen muss, dass ihre Erwartungen alles andere als erfüllt werden. Durch den Besuch des Museumsdorfs Tyneham zieht sie nicht nur die Fotografie einer jungen Frau magisch in ihren Bann, sie lernt auch den bekannten Historiker Guy kennen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dieser Unbekannten.
Und man lernt die junge und verheiratete aber zutiefst unglückliche Lady Veronica kennen, die vor mehr als 70 Jahren ihr Anwesen verlassen musste. Augenscheinlich auf Grund der Requirierung des gesamten Dorfes – und damit auch durch die britische Armee aber wissend, dass eine Rückkehr auch in ihr Haus niemals erfolgen wird.
Basierend auf den realen Ereignissen um den kleine englischen Küstenort Tyneham, dessen Bewohner tatsächlich nie zurückkehren durften und als Museumsdorf hin und wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung steht, entwickelt die Autorin eine ergreifende Liebesgeschichte gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Dabei konnte ich der Charaktere von Lady Veronica deutlich mehr Überzeugungskraft abgewinnen als Melissa, die im Vergleich etwas blasser erschien und sich mir ihr Verhalten oft nicht erschloss.
Auch wenn es sich bei einem der beiden Erzählstränge um einen Ausflug in die Vergangenheit handelt, werden geschichtliche Ereignisse wie gerade die Enteignung des Dorfes, ehr nur am Rande erwähnt. Sofern jedoch eine andere Erwartungshaltung besteht, so wird diese nicht erfüllt, was mich persönlich jedoch nicht gestört hat. Gerade die Geschichte um Lady Vernonica fesselt und sorgt für spannende Lesemomente und lässt mich diesen Debütroman gerne weiterempfehlen. Wobei der jeweilige Übergang in die beiden Erzählebenen als sehr gelungen bezeichnet werden kann und keine Probleme bereitet

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Ein Leseausflug nach Gut Schwansee lohnt sich

Gut Schwansee - Du bist mein ganzes Leben
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Und weiter geht es mit der kochbegeisterten Sina, die unerwartet die Verantwortung für das Hofcafé auf Gut Schwansee übernehmen muss. Als wäre dies nicht bereits mit Aufregung und Stress verbunden, nimmt ...

Und weiter geht es mit der kochbegeisterten Sina, die unerwartet die Verantwortung für das Hofcafé auf Gut Schwansee übernehmen muss. Als wäre dies nicht bereits mit Aufregung und Stress verbunden, nimmt auch die Freundschaft zu Hendrik, dem Sohn der Familie, ernstere Formen an. Wobei er dem Leben eher die angenehmen Seiten abgewinnen kann und ein eher sorgenfreies Leben führen will. Dass sich diese beiden doch so gegensätzlichen Charaktere einfach nicht aus dem Weg gehen können verleiht der ganzen Geschichte eine Leichtigkeit, die zu einem wunderschönen Lesegenuss führt. Hinzu noch die landschaftliche Umgebung des Guts, an der Ostsee gelegen, erlaubt dies beim gleichsam eine Urlaubsreise; man fühl sich auf Gut Schwansee angekommen und willkommen.
Zu diesem Gefühl trägt vor allem der angenehme und flüssige Schreibstil der Autorin bei. Wie ein leichter und erfrischender Sommerwind wird man durch die Seiten getragen und kann sich kaum trennen. Aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein, schon gar nicht in den beiden die Romanhandlung tragenden Protagonisten. Beide mit belastenden Altlasten versehen, ist es alles andere als ein einfacher Weg, sich aufeinander einzulassen. Diese Darstellung gelingt der Autorin auf eine sehr einfühlsame und überzeugende Art und lässt die fiktiven Charaktere von Sina und Hendrik lebensecht wirken und agieren.
Auch wenn es sich bereits um einen Folgeband über Gut Schwansee handelt, erfährt man im Laufe der Geschichte die wichtigsten Ereignisse aus dem ersten Band. Dies erleichtert das Verständnis der jetzigen Romanhandlung und ermöglicht einen Einstieg auch ohne Kenntnis des ersten Romans.
Ein sehr unterhaltsamer, leichter Sommerroman mit einigen ernsten Untertönen bzw. Themen, die allerdings nicht allzu tiefgreifend gewürdigt werden. Allerdings war dies auch nicht zu erwarten und hat mich in keinster Weise gestört. Für mich auf alle ein Wohlfühlroman mit dem Gefühl, eine Prise Ostseeluft zu schnuppern.

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