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Veröffentlicht am 22.11.2021

Aufregende Zeiten und Schicksalsschläge auf Falkenbach

Der Bund der Familien
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Und wieder kehrt man zurück zu altbekannten Freunden - oder auch Feinden? – der Familien Lehmann und von Falkenbach. Wilhelm Lehmann, der noch immer unter den Folgen seines Schlaganfalls leidet und maßlos ...

Und wieder kehrt man zurück zu altbekannten Freunden - oder auch Feinden? – der Familien Lehmann und von Falkenbach. Wilhelm Lehmann, der noch immer unter den Folgen seines Schlaganfalls leidet und maßlos enttäuscht und hintergangen von seinem Sohn Leopold, verkauft zum maßlosen Erstaunen aller seine Fabrik für einen eher symbolischen Betrag an Paul-Friedrich von Falkenbach. Eine überraschende und doch verständliche Entscheidung, deren Hintergrund den übrigen Familienmitgliedern jedoch verborgen bleibt.
Nicht die einzige Überraschung in diesem Band, denn auch bei Elisabeth, voller Vorfreude auf die Geburt ihres ersten Kindes, nimmt das Schicksal seinen Lauf und sorgt für eine große Überraschung, die auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen darf bzw. von der Gauleiter Langenmüller kein Sterbenswort erfahren darf.
Und wieder gelingt es der Autorin, mit Hilfe der fiktiven Familien von Falkenbach und Lehmann ein Kapitel deutscher Geschichte im und mit dem damaligen Alltag zum Leben zu erwecken. Dabei reich an interessanten und unterschiedlichen Charaktere, denen man ohne weiteres eine überzeugende Glaubwürdigkeit attestieren kann. Mit deren Hilfe man auf eine sehr ergreifende, berührende aber auch nachvollziehbare Art den Einzug der grauenhaften Naziherrschaft in die damalige Bevölkerung und dabei alle Gesellschaftsschichten verfolgen kann. Und dabei auch verstörende Blicke in die abgrundtiefe Verachtung und den Hass, gerade in der Person des Gauleiters, die maßgebend und in beherrschender Anzahl zu dem beigetragen haben, was sich in den nächsten Jahren ereignete. Kaum vorstellbar und doch Fakten.
Eine gelungene Fortsetzung, die nahtlos an den zweiten Band anschließt. Wobei die mit dem Erscheinen verbundene Wartezeit des dritten Bandes die bisherigen Ereignisse zum Teil nicht mehr vollumfänglich präsent sind. Dies wurde von der Autorin durch die geschickte Verknüpfung und Verpflechtung der wichtigsten Ereignisse aus den Vorbänden in die aktuellen Abläufe gelöst. Ein sehr wichtiger und erwähnenswerter Bestandteil, der nicht unerwähnt bleiben soll.
Ein überzeugender und gelungener Ausflug in vergangene Zeiten, mit lebensechten Charakteren und einer realistischen Entwicklung – sowohl was die Protagonisten angeht als auch den Verlauf der Ereignisse.

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Veröffentlicht am 21.11.2021

Ein mutiger Kampf gegen gesellschaftliche Konventionen

Träume von Freiheit - Ferner Horizont
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Silke Böschen widmet auch ihren zweiten Roman über die Träume nach Freiheit einer jungen Frau im Deutschland des 19. Jahrhunderts: Florence de Meli. Jung, hübsch, charmant, offen, freundlich, lebensfroh ...

Silke Böschen widmet auch ihren zweiten Roman über die Träume nach Freiheit einer jungen Frau im Deutschland des 19. Jahrhunderts: Florence de Meli. Jung, hübsch, charmant, offen, freundlich, lebensfroh zählt durch die Heirat mit ihrem recht betuchten, allerdings auch deutlich älteren Ehemann zur gehobenen Gesellschaftsschicht Dresdens. Sie liebt und genießt Einladungen und bereichert mit ihrer unverfälschten und fröhlichen Art jede Veranstaltung. Obwohl noch recht jung, ist sie bereits Mutter von zwei Kindern, die sie heiß und innig liebt, bereitet ihr die damals herrschende Erziehungsmethode gerade des ersten männlichen Nachkommen und potentiellen Erben durch ihren Ehemann großen Kummer. Dies nicht der einzige Konfliktpunkt in der Ehe zwischen Florence und Henri, da es dessen Mutter Antoinette, fest verhaftet und verwurzelt in der im 19. Jahrhundert geltenden Erwartungshaltung an verheiratete (junge) Frauen, gelingt ihren negativen Einfluss auf ihren Sohn mehr und mehr auszubauen. Und letztendlich dazu führt, dass auf ihr Betreiben die junge Florence nicht nur entmündigt, sondern gleichzeitig auch in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird. Dass Florence nicht aufgibt, ihr die Flucht nicht nur aus dieser Anstalt sondern bis nach Amerika gelingt und von diesem sicheren Aufenthaltsort dann den gerichtlichen Kampf um eine Scheidung und das Sorgerecht für ihre Kinder aufnimmt: ein ungemein spannender und fesselnder, aber auch ein berührender mit sehr viel Einfühlungsvermögen geschriebener Roman, der zudem auf Tatsachen beruht und gerade vor diesem Hintergrund mehrfach Fassungslosigkeit beim Lesen erzeugt.
Dank hervorragender, detailreicher und umfangreichen Recherchen, die von der Autorin im Nachwort ihres Romans sehr aufschlussreich erklärt werden, berührt die (reale) Geschichte um Florence de Meli auf ganz besondere Weise. Einmal mehr gelingt es der Autorin, die Stellung von Frauen im 19. Jahrhundert auf eine besonders eindrückliche Weise darzustellen. Die bereits bekannte Gedankenwelt und gelebte Erwartungshaltung gerade von Mitgliedern der gehobenen Gesellschaftsschicht mit Hilfe dieses Einzelschicksals auf eindrückliche Weise mit Leben zu erfüllen und gleichsam daran teilhaben zu können – eine überaus gelungene Darstellung, in der zudem sehr gekonnt und überzeugend Fakten und Fiktion zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt wurden. Eine interessanter und wichtiger Beitrag über eine Frau, die es wagte, den Kampf gegen Familie und Gesellschaft aufzunehmen.

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Veröffentlicht am 19.11.2021

Unerwiderte Liebe – kein Grund zu verzweifeln

Lars' Diary
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Ein weiterer Band über und mit der liebenswerten Familie Krönlein, in dem sich alles um Lars, den gemeinsamen Sohn von Stephan und seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau Marietta dreht. Dabei beginnt die ...

Ein weiterer Band über und mit der liebenswerten Familie Krönlein, in dem sich alles um Lars, den gemeinsamen Sohn von Stephan und seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau Marietta dreht. Dabei beginnt die Geschichte über Lars während eines ganz besonderen Zeitraums Heranwachsender: die Teenagerzeit. Als würde dies nicht bereits genügend Veränderungen mit sich bringen, erlebt Lars auch, was es bedeutet, verliebt zu sein.
Lars stellt voller Erstaunen fest, dass in ihm zu seiner vertrauten und bekannten Sandkastenfreundin Lisa ein Gefühl entstanden ist, das den geheimnisvollen Namen "Liebe" trägt. Mit diesem Gefühl, das leider von Lisa nicht erwidert wird und die in ihm nach wie vor nur den bereits seit Kindertagen besten Freund sieht, muss Lars nicht nur zurechtkommen, sondern nach und nach auch lernen, Lisa loszulassen. Ein sehr schwieriger und schmerzhafter Prozess, der ihn jedoch reifen und wachsen lässt.
Einmal mehr heißt es im nunmehr fünften Band am Leben der Familie Krönlein teilnehmen zu können. Fühlte man sich bereits in jedem der Vorgängerbände fast als weiteres Familienmitglied, so besteht im vorliegenden Band der Kontakt überwiegend zu Lars und man begleitet ihn eine Zeit lang auf seinem Weg, erwachsen zu werden. Trotz enttäuschten Hoffnungen und Erwartungen vertrauens- und hoffnungsvoll weiter durch das Leben zu gehen und dabei seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, aber auch eine aufrichtige Freundschaft und den Blick für die oder den Nächsten beizubehalten.
Über all diesem Gefühlschaos von Lars gelingt es dem Autor auf eine sehr einfühlsame Weise, ein ernstes Thema mit den Erlebnissen von Lars zu verknüpfen: Drogenkonsum und seine Folgen. Nicht nur die Folgen für die Menschen, die von Drogen abhängig geworden sind, sondern auch die Auswirkungen insbesondere auf die Familienangehörigen. Gepaart mit einem sehr eingängigen Schreibstil verfehlt auch dieser Aspekt nicht seine Wirkung beim Lesen und sorgt für nachhaltige Gedankenimpulse.
Auch dieser Band eine gute und gelungene Fortsetzung bzw. Ergänzung.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Engagiertes Wirken einer couragierten Ärztin im Berlin der 20er Jahre

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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Als erster Gedanke bei diesem Titel tauchten sofort die s.g. goldenen 20er in mir auf und dass es sich um einen sehr gut gewählten Titel für den nun zweiten Band um die erste Polizeiärztin Berlins in diesen ...

Als erster Gedanke bei diesem Titel tauchten sofort die s.g. goldenen 20er in mir auf und dass es sich um einen sehr gut gewählten Titel für den nun zweiten Band um die erste Polizeiärztin Berlins in diesen Zeiten handelt.
Magda und der Kriminalist Kuno sorgen einmal mehr für eine überaus spannende und fesselnde Jagd nach einem grausamen Verbrecher, dem mehr und mehr junge Frauen zum Opfer fallen. Als wenn dies nicht bereits mit mehr als genug Aufregung und auch offenen Fragen verknüpft wäre, schlägt sich Magda mit einer ganz persönlichen Problemstellung hinsichtlich beruflicher und auch privater Zukunft herum. Die Gründung einer eigenen Praxis und einer eigenen Familie – wie soll das passen, wie soll das umgesetzt werden, ist dafür jetzt der richtige Zeitpunkt? Fragen, die sich nicht leicht lösen lassen, würde da nicht auch der Zufall eine wichtige Rolle spielen. Denn Magda werden die Räumlichkeiten einer ehemaligen Praxis angeboten und sie wagt kurzentschlossen den Schritt in die Unabhängigkeit und Selbständigkeit und eröffnet eine Praxis für Frauenheilkunde. Dass damit allerdings auch Anliegen an sie herangetragen, die ihr sehr zu schaffen machen, bleibt nicht aus.
Auch im zweiten Band über eine junge Ärztin, in den berauschenden 20er Jahren mitten in Berlin lebt und arbeitet, wird deren fiktive Geschichte sehr gekonnt mit dem Zeitkolorit aber auch ganz besonders mit den politischen und wirtschaftlichen Ereignissen dieser Epoche verknüpft und veranschaulicht. Bei Lesen fast spürbar die Angst der unteren Gesellschaftsschichten, die auf Grund der anhaltenden und zunehmenden Inflation mehr und mehr ums nackte Überleben kämpfen müssen.
Bei Magda, ihre Freundinnen, und auch Kuno, deren Charaktere bereits im ersten Band zu überzeugen wussten, lässt sich zudem eine individuelle Weiterentwicklung erkennen. Fiktive Personen über einen längeren Zeitraum begleiten zu können und dabei mitzuerleben, zu welchen Persönlichkeiten sie sich im Laufe der Zeit bzw. auf den Romanseiten entwickeln, zeugt von großem schriftstellerischem empathischen Talent und verleiht den Protagonisten eine Authentizität und Glaubwürdigkeit, die eine Fiktion glatt vergessen lässt.
Eine gelungene Darstellung und Vermittlung der Lebensumstände in den 20er Jahren und mit Protagonisten, deren Lebensplanung durch lebensnahe und realistische äußere Umstände jedoch auch wieder neu überdacht und angepasst werden muss.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Ehrliche und offene Freundschaft kann Wunder wirken

Drei Freundinnen fürs Glück
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Das Schicksal findet seinen eigenen Weg, Marie, Isla und Dee zusammenzuführen um sich gegenseitig zu helfen und zu stärken – jede Protagonistin überzeugend dargestellt.
Auf den ersten Blick hat mich das ...

Das Schicksal findet seinen eigenen Weg, Marie, Isla und Dee zusammenzuführen um sich gegenseitig zu helfen und zu stärken – jede Protagonistin überzeugend dargestellt.
Auf den ersten Blick hat mich das wunderschöne Cover in seinen Bann gezogen – eines der schönsten, das mir in diesem Jahr begegnet ist. Aber auch der Titel des Romans der australischen Autorin hat mich neugierig auf die von ihr erzählte Geschichte gemacht und ich habe mit zunehmendem Interesse und Freude die Geschichte um und mit Marie, Dee und Isla gelesen. Unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Lebenswegen und Schicksalsschlägen, die jetzt zum Vorschein kommen und gemeinsam be- und verarbeitet werden und jede, befreit von Altlasten, mutig und zuversichtlich ihren Weg weitergeht.
Marie, mit Abstand die älteste des Kleeblatts, steht auch noch mit ihren inzwischen 92 Jahren täglich in dem von ihr betriebenen Café, zu dem sie das in den 1920er Jahren von ihrer jung verwitweten Mutter erbauten Haus mit integriertem Lebensmittelladen umgestaltet hat. Dabei zehrt sie auch im hohen Alter von der liebevollen Fürsorge ihrer Mutter Rose, die ihre beiden Kinder Marie und Lucas trotz des Verlustes des Ehemannes und Vaters zu offenen, freundlichen, aufrichtigen und lebensfrohen Menschen erzogen hat.
Dee, beliebte und erfolgreiche Direktorin einer größeren Schule, reiste im Alter von 8 Jahren gemeinsam mit ihrem Vater aus dem fernen Libanon nach Australien ein und ist in all den Folgejahren ihrem muslimischen Glauben treu geblieben, auch wenn sie diesen nicht aktiv auslebt. Verheiratet und Mutter von zwei Teenagerjungen sieht sie voller Vorfreude der Verwirklichung ihres großen Lebenstraums, die Einführung eines interreligiösen Lehrplans als Pilotprojekt an der von ihr geleiteten Schule entgegen.
Isla, beauftragt mit einer Marketing-Kampagne zu diesem Lehrplan, muss nicht nur mit dem mangelnden Vertrauen des Chefs in ihre beruflichen Fähigkeiten kämpfen sondern wird immer wieder an ein bereits Jahrzehnte zurückliegendes Ereignis in ihrem Leben erinnert, das loszulassen ihr trotz vieler Therapien bisher nicht gelungen ist.
Dank des sehr empathisch und familiär geführten Cafés kommen sich diese Frauen näher und es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, geprägt von einem liebevollen und aufmerksamen Miteinander, wobei Marie mit ihrer großen Lebenserfahrung und Weitsicht eine wichtige, fördernde und fordernde Rolle zufällt.
Obwohl der Roman in der Gegenwart angesiedelt ist, tragen wiederkehrende Ausflüge in die individuelle Vergangenheit zu einem überzeugenden und stimmigen Verständnis für die jeweilige momentane Lebenslage dieser drei Freundinnen bei. Dabei hervorragend gelöst durch die jeweilige Kapitelüberschrift, die neben dem Namen der auf den folgenden Seiten beschriebenen Person auch das entsprechende Jahr enthält. Für mich eine gelungene schriftstellerische Gestaltung der Geschichte.
Die Gestaltung jeder Charaktere wurde sehr sorgfältig zusammengestellt und herausgearbeitet, wobei auch aktuelle Entwicklungen wie z.B. versteckter oder offener Rassismus auf eine ganz besondere, einfühlsame und sehr berührende Weise Berücksichtigung gefunden hat. Aber auch der Mut, sich Klischees zu widersetzen und sich seinen eigenen Weg notfalls zu erkämpfen.
Ein Roman, der auf eine ganz besondere Weise zu fesseln vermag, da die Lebensgeschichte dieser drei Frauen – so unterschiedlich sie auch sind – in ihren Bann ziehen, dabei besonders zu betonen, dass sie realistisch überzeugend wirken. Ein gelungenes stimmiges Gesamtbild mit Gedanken und Impulsen, die bereichernd und ermutigend für das eigene Leben sein können.
Ein gelungener Frauen-Mut-Mach-Roman, mit Protagonisten, die man liebend gerne selbst als Freundinnen hätte und man bedauert, dass die lesetechnische gemeinsame Zeit zu Ende ist.
Sehr zu empfehlen!

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