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Veröffentlicht am 25.10.2021

Kriegerische Auseinandersetzungen im Bodenseeraum vor dem Jahr 1000!

Flucht durch Schwaben
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Angesprochen vom Cover und dem kurzen Hinweis auf einen historischen Roman aus einer Zeit, die ich in dieser Form bisher noch nicht kennenlernen konnte, war das Buch, auch auf Grund der recht überschaubaren ...

Angesprochen vom Cover und dem kurzen Hinweis auf einen historischen Roman aus einer Zeit, die ich in dieser Form bisher noch nicht kennenlernen konnte, war das Buch, auch auf Grund der recht überschaubaren Seitenzahl recht schnell gelesen.

Gestaltet sich der Beginn der Geschichte, die im Jahr 926 im Bodenseeraum angesiedelt ist, zunächst sehr idyllisch und harmonisch, wird man bereits nach wenigen Seiten mit einem brutalen und zur damaligen Zeit sicher nicht ungewöhnlichen Vorfall konfrontiert: feindlich gesinnte Männer, im konkreten Fall ungarische Reiterhorden, fallen ins Land ein. Ein im Kampf noch relativ unerfahrener junger Mann, Marcus, wird gemeinsam mit einer jungen Magd, Anna, losgesandt, um Hilfe und Unterstützung zu erbitten. Durch einen gemeinen Verrat geraten die Beiden in große Gefahr und müssen nicht nur um das eigene Überleben kämpfen, sondern sind auch die letzte Rettung für die gesamte Bevölkerung eines Herzogtums.

Der Autor, von Beruf Historiker, verfügt über sehr viele wissenschaftliche Kenntnisse gerade längst vergangener Zeiten und nutzt dies gekonnt für einen interessanten Aspekt deutscher Geschichte aus dem Bodenseeraum. Dabei legt er sehr großen Wert auf die hervorragend recherchierten Fakten gelegt. Dazu eine bemerkenswerte und aufschlussreiche Zusammenstellung der zu dieser Zeit gebräuchlichen Namen von Orten, die dem Romangeschehen eine ganz besondere authentische Note verleihen. Hinzu kommen die beiden Übersichtskarten, mit deren Hilfe mühelos die Gegend, in der die Handlung angesiedelt ist, in Augenschein genommen werden kann. Und auch das Glossar, mit sehr vielen Hintergrundinformationen, die sich im Laufe der Romangeschichte als überaus hilfreich herausstellen.

Die Romanidee in Person des jungen Marcus und der jungen Anna ist sicher ein sehr interessanter Ausgangspunkt, doch in der Umsetzung leider nach meinem Empfinden nur sehr bedingt gelungen. Dabei stört mich zum Teil die Sprache bzw. Redewendungen, die ich mir in dieser Form vor dem Jahr 1000 einfach nicht vorstellen kann. Zudem fällt es mir außerordentlich schwer, mich mit diesen beiden romantragenden Charakteren zu identifizieren bzw. eine gewisse Nähe zu ihnen aufzubauen, Verständnis zu entwickeln.

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Hoffnungen und Wünsche auf ein selbstbestimmtes Leben

Schwestern fürs Leben
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Der Patriarch des traditionsreichen Familienunternehmens Danneberg, führendes und erfolgreiches Rumhaus in Flensburg, steht nach Beendigung des Ersten Weltkriegs nicht nur vor der schwierigen Aufgabe, ...

Der Patriarch des traditionsreichen Familienunternehmens Danneberg, führendes und erfolgreiches Rumhaus in Flensburg, steht nach Beendigung des Ersten Weltkriegs nicht nur vor der schwierigen Aufgabe, den Geschäftsbetrieb wieder auf das Niveau der Vorkriegszeit zurückzubringen, sondern auch vor der schwierigen Entscheidung der Geschäftsübergabe auf die nächste Generation. Der einzige Sohn, dem Krieg zum Opfer gefallen, steht außer Frage, dass keine der vier Töchter die Verantwortung für das Unternehmen übernehmen kann. Befindet man sich doch in einem Zeitabschnitt, in dem die Aufgaben von Mann und Frau klar definiert sind, wobei Frauen, die sich mehr oder weniger "trauten", verantwortungsvolle berufliche Tätigkeiten auszuüben, um eine solche Position regelrecht kämpfen mussten und nicht selten nach einer Heirat eher im Hintergrund agierten. So auch im Falle des Familienunternehmens Danneberg und die einzige Möglichkeit für die talentierte und verantwortungsbewusste Tochter Lene, nach ihrer "Zweck-Heirat" mit dem Sohn eines konkurrierenden Unternehmens und der offiziellen Übergabe der Geschäftsführung an ihren Ehemann trotzdem mitentscheiden zu können.
Aber nicht nur Lene steht vor einer schwierigen Gestaltung ihres persönlichen Lebenswegs, sondern auch ihre drei Schwestern entsprechen mit ihren Wünschen und Hoffnungen so gar nicht dem zur damaligen Klischee:
Käthe hegt den großen Wunsch, sich nicht der Erwartungshaltung an Töchter, vor allem aus der gehobenen Gesellschaftsschicht, in der gleichen Gesellschaftsschicht "erfolgreich" zu heiraten und anschließend einzig und allein für die Führung des Haushalts und Erziehung der Kinder zuständig zu sein. Käthe möchte nicht heiraten und sieht eine persönliche Berufung zur Diakonisse.
Lizie, wissbegierig und neugierig, hofft auf einen Studienplatz der Fachrichtung Medizin – nahezu undenkbar Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Nicht nur die Problematik eines Studiums sondern zudem eine reine Männerdomäne, in die für eine Frau einzubrechen ihre zusätzlichen und ganz besonderen Schwierigkeiten mit sich bringen.
Jette, die jüngste der Dannebergschwestern, mit dem heimlichen Traum, als Schauspielerin aus ihrem konservativen Elternhaus auszubrechen, rundet das Bild der völlig unterschiedlichen beruflichen Träume junger Frauen auf eine berührende Weise ab.
Die Autorin nutzt nun sehr geschickt diese so unterschiedlichen Charaktere, um in ihrem Roman die Rolle und die Probleme von Frauen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu beschreiben und zu beleuchten. Dabei finden die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen Berücksichtigung und fügen sich gemeinsam mit den Lebenswegen der fiktiven Romanfiguren zu einem gelungenen Gesamtbild dieser Zeit zusammen. Wobei die Bedeutung mehr auf die Entwicklung der Protagonisten gerichtet ist als auf die politischen Entwicklungen, die jedoch nach meiner Einschätzung ausreichend zur Sprache kommen, um deren Auswirkungen auf den Alltag der Bevölkerung einschätzen und spüren zu können.
Etwas Geduld benötigt allerdings die Vielzahl der Protagonisten. Besteht bereits die Familie Danneberg aus vielen Familienmitgliedern, nimmt die Anzahl der fiktiven Personen, auch wenn sie keine so tragenden Rollen wie die vier Schwestern einnehmen, im Laufe des Romans sehr stark zu. Dazu angebracht und bereits auf den ersten Seiten sehr gut gelöst: eine Zusammenstellung der Personen, denen im nachfolgenden Romangeschehen eine mal wichtigere Rolle, mal nur eine Nebenrolle, zufällt.
Ein interessanter und informativer Ausflug nicht nur in ein mir bisher völlig unbekannten Unternehmenszweig, sondern auch Frauenschicksale, mit denen ich mich sehr gut identifizieren konnte.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Überraschende Freundschaft zwischen Alt und Jung - Überzeugend

Mittwoch ist ein Tag zum Tanzen
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Auf diesen Roman bin ich zunächst nur auf Grund der wirklich auffallenden Farbe zunächst aufmerksam geworden und mit einem großen Fragezeichen, das sich dann gleich zu einem großen Ausrufezeichen wandelte ...

Auf diesen Roman bin ich zunächst nur auf Grund der wirklich auffallenden Farbe zunächst aufmerksam geworden und mit einem großen Fragezeichen, das sich dann gleich zu einem großen Ausrufezeichen wandelte habe ich den Titel gelesen. Und mich dann gefragt, was sich hinter diesem Titel wohl verbergen mag.
Die Geschichte könnte kurz erzählt sein: Junge Psychologin, gleich mit drei Schicksalsschlägen konfrontiert kündigt ihren gutbezahlten Job und nimmt eine neue befristete Stelle in einem Seniorenheim in Biarritz, weit weg von Paris, ihrem bisherigen Wohnort, an. Was wohl zunächst wohl eher nach Flucht als einem freiwilligen beruflichen Wechsel aussieht, entpuppt sich schon bald als ein wichtiger Meilenstein in Julias Leben. Fällt ihr die Betreuung alter Menschen zunächst alles andere als leicht, zumal sie auch über keinerlei Vorerfahrung besitzt, so erleichtern ihr die offenen, herzlichen, aufmerksamen, freundlichen und durch und durch liebenswerten Bewohner, die, bedingt durch ihr Alter über deutlich mehr Lebenserfahrung verfügen als Julia, ihr den Einstieg bzw. das Einleben. Dass dabei letztendlich auch die Liebe wieder einen Weg zu Julias Herz findet, hat sie nicht nur verwandtschaftlichen Verhältnissen, sondern auch der der tatkräftigen aber heimlichen Regie der Bewohner zu verdanken.
Ein wunderbar warmherziger Roman, der sich auf Grund des eingängigen Schreibstils sehr gut lesen lässt. Mit Charakteren, gerade was die betagteren Protagonisten betrifft, die überzeugend, nachvollziehbar und auch realitätsnah zeigen, dass auch das fortgeschrittene Alter kein Grund ist, sich zurückzuziehen.
Der Autorin ist es durch die Darstellung von vielen verschiedenen Lebenswegen einen unterhaltsamen, oft lustigen, teilweise aber auch nachdenklichen Roman zu schreiben. Und dabei sehr viele Romanfiguren mit Lebensgeschichten auszugestalten, die durchaus das Prädikat "realistisch" verdienen. Eine überaus gelungene Mischung von Jung und Alt, lesenswert ebenfalls für Jung und Alt.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Holländische Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg

Wenn die Schatten einmal weichen
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Lynn Austin, amerikanische Erfolgsautorin vieler christlicher Romane und im Besitz der meisten gewonnenen Christy Awards, greift in ihrem Roman "Wenn die Schatten einmal weichen" ein besonderes Kapitel ...

Lynn Austin, amerikanische Erfolgsautorin vieler christlicher Romane und im Besitz der meisten gewonnenen Christy Awards, greift in ihrem Roman "Wenn die Schatten einmal weichen" ein besonderes Kapitel des zweiten Weltkriegs auf: die Besetzung Hollands und die damit verbundene Verfolgung und Vernichtung sowohl von holländischen Juden als auch von deutschen Juden, denen rechtzeitig die Flucht aus Nazideutschland in das benachbarte Holland gelungen war.
Dies gelingt im vorliegenden Roman auf eine überaus spannende, aber auch ergreifende und realistische Weise und wird sehr empathisch durch drei Handlungsstränge, die zunächst losgelöst voneinander erzählt werden um dann immer mehr und immer näher miteinander verwoben zu werden, bis sich alles zusammenfindet und eine harmonische Einheit entsteht.
Wirkt der Roman auf den ersten Seiten recht beschaulich, wobei lediglich die Flucht eines Juden mit seiner Tochter aus Köln nach Holland für einige Aufregung sorgt, so steigert sich die Spannung zunehmend und das ganze Grauen offenbart sich mit dem Einmarsch der Deutschen und die sich daraus ergebende und den Alltag der Bevölkerung beherrschende zum Teil sehr grausame Herrschaft der neuen Besatzungsmacht.
Geprägt wird dieser Roman durch vier ganz besondere Frauen: Lena, Ans, Eloise und Miriam
Lena, die gemeinsam mit ihrem Mann Pietr und den drei Kindern Ans, Wim und Maaike einen Bauernhof in der Nähe von Leiden bewirtschaftet. Ans, der Ältesten und die der fast verhassten Idylle der bäuerlichen Umgebung entfliehen möchte, wird schweren Herzens ein Wegzug in die Stadt Leiden ermöglicht, wo sie eine Beschäftigung als Gesellschafterin von Eloise, Ehefrau eines an der Universität Leiden lehrenden Professors findet. Keine leichte Aufgabe, denn Eloise, in Belgien geboren und aufgewachsen leidet noch immer unter den Erlebnissen und harten Schicksalsschlägen des Ersten Weltkriegs. Und Miriam, eine junge Jüdin aus Köln, die – obwohl aus einer großen Familie stammend – letztendlich alleine mit ihrem Vater die Flucht nach Holland wagt und auch sicher ankommt.
Erlebt man hautnah und auch auf beängstigend realistische Weise die zunehmende Not der Bevölkerung durch schwindenden Nahrungsreserven aber auch durch die Willkür der Besatzungsmacht, so wird die überlieferte Hilfsbereitschaft der holländischen Bevölkerung gerade gegenüber jüdischen Mitbewohnern, auch wenn dies zur tödlichen Gefahr für das eigene Leben werden kann, auf eine überzeugende aber auch ergreifende Weise dargestellt. Über allem ist aber auch immer wieder die tiefe Glaubensverbundenheit der Autorin zu erkennen, die ihre Charaktere durchaus und sehr verständlich, angesichts des zunehmenden Grauens auch schon einmal am eigenen Glauben zweifeln lässt. Diese Krisen, aber auch die sich daran anschließenden Erkenntnisse und das Wiedererstarken des Glaubens an den Schöpfer dieser Welt werden begleitet durch das Einfügen von sehr treffendenden biblischen Versen, auf die oft von anderen Protagonisten, sei es Lenas verwitweter Vater, der als Pfarrer tätig ist oder auch durch Pietr, bodenständig und situationsbezogen erklärt werden. Eine große persönliche Bereicherung für das eigene Leben, ist man sicher schon selbst mit ähnlichen Fragestellungen konfrontiert worden.
Besonders hervorheben möchte ich aber auch die einfühlsame und verständliche Berücksichtigung jüdischer Sitten und Gebräuche. Dabei besonders berührend, dass sowohl ältere Juden, wie Miriams Vater, der sich nun wieder zu seinem nur in der Kindheit gelebten Glaube bekennt als auch junge Menschen wie Avi. Avi, etwas älter als Miriam und dem, allerdings ganz alleine, ebenfalls die Flucht aus Berlin gelungen ist, sich erst in Holland angekommen zum ersten mal in seinem Leben mit seinen jüdischen Glaubenswurzeln beschäftigt. Sich dazu bekennt und auch übernimmt – die gemeinsame Feier des Schabbat, dem sich nach und nach dann auch immer mehr Bewohner des Auffanglagers anschließen – ein sehr berührender Abschnitt.
Unbekannte Einblicke in den Widerstand, die verschiedenen Aktionen der Widerstandskämpfer und die damit verbundenen Gefahren für die anderen Familienangehörigen sorgen für spannende aber auch ergreifende Lesemomente. Dazu zählen vor allem aber auch die sehr gefährlichen Tätigkeiten in Verbindung mit dem Untertauchen nicht nur von Juden sondern auch von enttarnten Widerstandskämpfern. Vor allem wenn man nicht mehr weiß, wem zu trauen. Gerade diesen Aspekt würdigt die Autorin auf eine ganz besondere Art in der Beziehung zwischen Ans und einem jungen holländischen Polizisten, Erik, wobei fast bis zum Romanende nicht eindeutig zu erkennen ist, auf welcher Seite Erik steht. Eine unerwartete und faszinierende Hilfestellung erfolgt durch Eloise, deren Weitsicht und auch Verständnis in treffenden Worten eine großartige Überzeugungskraft verliehen wird.
Dieser Roman stellt eine ungemeine Bereicherung dar. Nicht nur, dass er die Zeit des Zweiten Weltkriegs auf eine mir bisher unbekannte Weise beleuchtet, sondern dass auch ein mutiges und überzeugendes Glaubensbekenntnis, gerade in schweren und krisengeschüttelten Zeiten, auf der Basis und mit der Zuversicht biblischer Aussagen getroffen wird.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Eine besondere Begabung als Traumberuf leben

Das Haus der Düfte
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Paris, ein gutes Jahr nachdem der zweite Weltkrieg endlich sein Ende gefunden hat und gleichzeitig Neubeginn für die 14jährige Anouk und ihre Mutter, mit Hilfe einer geerbten, allerdings durch die Kriegsjahre ...

Paris, ein gutes Jahr nachdem der zweite Weltkrieg endlich sein Ende gefunden hat und gleichzeitig Neubeginn für die 14jährige Anouk und ihre Mutter, mit Hilfe einer geerbten, allerdings durch die Kriegsjahre sehr heruntergekommenen Apotheke, ihren Lebensunterhalt wieder sicherstellen zu können. Wenn da nicht … Anouk heimlich von ganz anderen Lebensplänen träumt: sie möchte Parfums entwickeln. Ausgestattet mit einem ganz besonderen Geruchssinn öffnet sich ihr immer wieder eine Welt von Düften, die unweigerlich dazu führt, diese Duftnuancen zu kombinieren und Parfums herzustellen, um sie letztendlich den Menschen zur Verfügung stellen zu können.
Es braucht noch einige Jahre Geduld, bis Anouk durch reinen Zufall den Sohn aus einer Parfumdynastie, Stéphane Girard, kennenlernt und auch ihre Mutter endlich bereit ist, ihre Tochter ziehen zu lassen. Gemeinsam mit Stéphane in Grasse angekommen, muss sie sehr schnell feststellen, dass die dort ansässigen Parfumeure sich untereinander einen harten Konkurrenzkampf liefern und auch sie die ganze Härte dieses "duftenden" Geschäftszweigs kennenlernt. Aber nicht nur dies sorgt für aufregende Zeiten, sondern auch ein Familiengeheimnis, das nach und nach aufgedeckt wird.
Ein hochinteressanter Ausflug in die Welt der Düfte und Herstellung von Parfums. Wobei im Roman natürlich auch nicht der erforderliche besondere Geruchssinn zum Kreieren von Parfums nicht vergessen wird. Dies gelingt der Autorin ganz hervorragend in ihrer Geschichte um Anouk und Realisierung ihres Traums, der letztendlich in der Erfüllung eines ganz besonderen Wunsches bzw. Hoffnung endet. Sehr geschickt wird dabei die fiktive Geschichte mit der wunderbaren Welt der Düfte kombiniert, indem die Entwicklung und Herstellung von Parfums genügend Erzählraum gewährt wird und dies zudem überaus verständlich und zum Teil auch fesselnd beschrieben wird.
Die Charaktere haben mich bereits von der ersten Seite an überzeugt und vereinnahmt. Dabei konnte ich z.B. sehr gut nachempfinden, was in Anouk während der Wartezeit am Bahnhof von Paris vorgegangen ist. Viele zu viele Eindrücke für ihre empfindsame Nase …
Durchaus plausibel und "normal" die Reaktion von Anouks Mutter auf den Berufswunsch ihrer Tochter. Und dies in Zeiten, die vorrangig dem Aufbau und einem Neuanfang gewidmet werden mussten. Dann dieser exotische Wunsch einer Tochter im Teenageralter, damit sind Konflikte vorprogrammiert und werden schlüssig und authentisch dargestellt.
Auch die Konkurrenz zwischen den einzelnen Parfumbetrieben ist auf der einen Seite durchaus verständlich, aber auf welche Weise regelrecht gekämpft wird, das wurde fesselnd und spannend dargestellt.
Natürlich hat jede Familie, vor allem, wenn die familiären Unternehmenswurzeln wie bei Stéphane Girard bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurückreichen, ihre Familiengeheimnisse. Diese aber nach und nach mit und durch Anouk ans Tageslicht kommen zu lassen, hat mich nicht nur gefesselt, sondern auch sehr berührt.
Eine wunderbare Romanidee, die mir viel Neues über und aus der Welt der Düfte vermittelt hat. Und einer Geschichte, die mich von der ersten Seite an begeistert hat und von der ich sehr gut unterhalten wurde. Und einem Cover, das ich einfach nur als phantastisch bezeichnen kann – eine wahre Augenweide und mit unwahrscheinlich viel Liebe zum Detail gestaltet. Vergleichbar mit dem Flakon eines ganz besonderen Parfums. Es lohnt sich, diesen Roman nicht nur zu lesen, sondern das Buch auch zu besitzen.

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