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Veröffentlicht am 25.11.2021

Ein bezeichnender Titel für einen bemerkenswerten Roman

Bündnis der Hoffnung
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Wir schreiben das Jahr 1951, irgendwo in einem kleinen Ort in Schwaben und begleiten erneut Helen und ihre beiden Töchter Klara und Gertrude durch eine noch immer von den Kriegsereignissen geprägte Zeit:
Helene, ...

Wir schreiben das Jahr 1951, irgendwo in einem kleinen Ort in Schwaben und begleiten erneut Helen und ihre beiden Töchter Klara und Gertrude durch eine noch immer von den Kriegsereignissen geprägte Zeit:
Helene, die auch sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf die Rückkehr ihres Mannes hofft. Klara, verheiratet mit einem Mann, dem die kreative Kraft für seine Malkunst abhandengekommen ist und zunehmend Trost im Alkohol sucht. Gertrude, im Teenageralter, die immer wieder von einem traumatischen persönlichen Ereignis im Kindesalter heimgesucht wird. Klaras Schwiegermutter, die "auf dem Land" bei weitem nicht den vorherigen Lebensstandard eines Stadtlebens vorfindet und dies nicht nur ihren Sohn sondern auch die anderen Familienangehörigen immer wieder sehr deutlich spüren lässt.
Gertrude spürt mehr und mehr die zunehmenden Spannungen und Verwerfungen in ihrer Familie, sieht nur einen Ausweg, für den sie sich allerdings auf den weiten Weg nach Frankreich begeben muss: der ehemalige Zwangsarbeiter Gilbert, dem es gelungen war, ihnen in den harten Kriegszeiten Geborgenheit, Sicherheit und ein ganz klein wenig Glück zu ermöglichen. Wenn Rettung möglich, dann nur mit und durch ihn. Dass sie die Reise in und durch ein Land führen wird, das Deutschland nach den Kriegsjahren keinerlei Sympathie entgegenbringt und Gertrude dies deutlich zu spüren bekommt, hatte sie zwar nicht erwartet, bringt sie jedoch nicht von ihrem Plan und ihrer Reise bis zu Gilbert ab.
Zu dieser Geschichte gibt es bereits einen vorhergehenden Roman, in dem detailliert auf Zeit und Ereignisse dieser drei romantragenden Frauen eingegangen wird. "Bündnis der Hoffnung" schließt sich daran an, wobei fehlende Kenntnisse des ersten Bandes nicht von Bedeutung sind, da wichtige Ereignisse sehr gekonnt eingearbeitet worden sind. Abgesehen von den bemerkenswerten und überzeugenden Charakterstudien gerade von Helene, Klara und Gertrude habe ich völlig überraschend für mich zur Kenntnis nehmen können, in welcher Form und in welchem Ausmaß auch noch 6 Jahre nach Kriegsende von überzeugten und treuen Nazi-Anhägern heimliche Pläne geschmiedet werden. Erwähnt werden sollte aber auf alle Fälle die gelungene und überzeugende Darstellung der personifizierten französischen Abneigung gegenüber Deutschen, die in Form der Reise von Gertrud sehr anschaulich und verständlich, teilweise auch nur in Kleinigkeiten erkennbar, dargestellt wird.
Eine gelungene Fortsetzung des ersten Bands über drei bemerkenswerte Frauenfiguren und mit der Aussicht auf einen weiteren und letzten Band. Empfehlenswerte Lektüre, mit interessantem und informativem Inhalt mit fesselnder und spannender Verknüpfung von zeitgeschichtlichen Entwicklungen und Romangeschehen.

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Ein bewegender und erschütternder Lebensweg

Die Bucht der Lupinen
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Fasziniert vom wunderschönen Cover und einem Titel, der auf Grund des Blumennamens Kindheitserinnerungen an einen ganz besonderen Ausflug mit meiner Mutter hervorrief, war ich mir nach der kurzen Inhaltsangabe ...

Fasziniert vom wunderschönen Cover und einem Titel, der auf Grund des Blumennamens Kindheitserinnerungen an einen ganz besonderen Ausflug mit meiner Mutter hervorrief, war ich mir nach der kurzen Inhaltsangabe sicher, dass es sich um Roman handelt, der mich sehr interessiert und den ich unbedingt lesen muss. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil: wurde ich schon lange nicht mehr so einfühlsam mit einem düsteren Kapitel des Zweiten Weltkriegs konfrontiert.
Hier, im vorliegenden Roman, lerne ich über nur wenige Seiten eine den Roman tragende Frau kennen: Louise, genannt Lou, eine deutsche Jüdin, die 2016 in ihrem Haus in Neufundland beginnt, Abschied zu nehmen. Und begleite dann ihre drei Enkelinnen Judith, 'Anna und Greta auf ihrem Weg, den Nachlass ihrer verstorbenen Großmutter Lou zu regeln. Bei der dazu nötigen Auflösung des Hausstands fallen ihnen neben einem Tagebuch der Großmutter auch ein Bild und einige Briefe in die Hände, die nach und nach Auskunft geben über eine Vergangenheit, die ihnen ihre Großmutter verschwiegen hat bzw. von der sie nie erzählt hat.
So eröffnen sich zwei Erzählstränge: auf der einen Seite die drei Schwestern die im hier und jetzt und zum Teil mit Problemen, die sie nach und nach und im Vergleich zur Lebensgeschichte der Großmutter eher als "Problemchen" einstufen. Lous Lebensgeschichte öffnet ihnen den Blick für das wirklich wichtige im Leben und ermutigt, sich Herausforderungen zu stellen und eigene Wege zu gehen.
Die Autorin ermöglicht mit sehr großem Einfühlungsvermögen und bemerkenswertem Schreibstil, sich beim Lesen in die Zeit, die Lebensumstände, die täglichen Herausforderungen und die Gedankenwelt der jungen Lou hineinzuversetzen. Sie wächst als Arzttochter zunächst relativ sorglos im Deutschland der Vorkriegszeit auf, bis auch sie die sich bereits 1935 sich abzeichnenden Repressalien gegen Juden erkennt und zu werten weiß und ihre Liebe zum Nachbarsohn, einem Nichtjuden, von dessen Vater torpediert wird. Beide Charaktere, Lou und ihr Freund Carl, haben in ganz besonderer Weise mein Herz berührt, da ihre Liebeunter keinem guten Stern steht und die aufkommende Bedrohung ihrer Beziehung ungemein treffend, überzeugend und nachvollziehbar dargestellt wird. Dass Lou mit ihrer Tochter letztendlich in Neufundland eine neue Existenz aufbauen kann, was aus ihren Familienangehörigen geworden ist und vor allem aus ihrer ersten und großen Liebe Carl – all dies eröffnet sich nach und nach und auf sehr einfühlsame und berührende Weise.
Ein Roman, der in Erinnerung bleiben wird und den ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde. Und den ich sehr gerne weiterempfehle, weil er für mich einen sehr wichtigen Bestandteil "gegen das Vergessen" darstellt

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Erstaunliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier

Mittagsschlaf mit Murmeltier
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Für Tierfreunde und für alle, die wertschätzende mit Natur, ob Flora oder Fauna, umgehen, eine wunderbare Zusammenstellung über Erfahrungen von Menschen mit Tieren. Seien es die eigenen Haustiere, wie ...

Für Tierfreunde und für alle, die wertschätzende mit Natur, ob Flora oder Fauna, umgehen, eine wunderbare Zusammenstellung über Erfahrungen von Menschen mit Tieren. Seien es die eigenen Haustiere, wie Hund oder Katze, seien es Nutztiere wie z.B. ein Esel, oder auch Tiere, ohne erkennbare Nutzung oder Beziehung und die doch alleine durch ihre Existenz eine unerwartete Wirkung bei einem Forscher entfalten, wie im Falle einer seltenen Meeresschnecke.
Der Autor lässt die menschlichen "Partner" dieser Tiere, die allen Altersgruppen angehören, zu Wort kommen und ihre "tierische" Geschichte erzählen. Dass dabei, wie im richtigen Leben, nicht immer alles gut ausgeht, versteht sich von selbst. Aber in jedem einzelnen der 27 Geschichten ist die die ganz besondere Beziehung und deren Auswirkungen auf den jeweiligen Erzähler, auch noch viele Jahre später, zu erkennen.
In insgesamt 27 Geschichten lernt man eine Vielzahl von Tieren kennen und staunt so manches mal über die Erlebnisse, die damit verbunden sind. Der Schreibstil ist rechteingängig, die Kapitel recht kurzgehalten und tragen jeweils prägnante Überschriften. Im Anhang findet sich zudem eine Zusammenstellung von Informationen zur jeweiligen Geschichte, mit deren Hilfe man sich auf die Suche nach weiteren Informationen zur Thematik der jeweiligen Geschichte machen kann.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Ein Ausflug für die Seele, das bietet nur Herzbach und seine Bewohner!

Der kleine Garten zum Verlieben
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Die bezaubernde Romanserie um den leider fiktiven Ort Herzbach im Münsterland und seine liebenswerten Bewohner findet – nach Bekunden der Autorin – mit dem nun vorliegenden vierten Band seinen Abschluss ...

Die bezaubernde Romanserie um den leider fiktiven Ort Herzbach im Münsterland und seine liebenswerten Bewohner findet – nach Bekunden der Autorin – mit dem nun vorliegenden vierten Band seinen Abschluss … was ich im Übrigen sehr bedaure!
Bei jedem lesetechnischen Ausflug nach Herzbach lerne ich wieder neue Menschen mit ihren Alltagssorgen und –Problemen kennen, die von mir bekannten Dorfbewohnern nicht nur liebevoll aufgenommen, sondern auch umsorgt werden.
So ist dieser Roman den beiden Hauptprotagonisten Mara, eine erfolgreiche Investmenbankerin und inzwischen mehr als überstrapazierten Nerven und Jan, der mit großem Geschick Gärten anlegt und betreut und einem gesellschaftlichen Großereignis, seiner Verlobung, liebend gerne aus dem Weg gehen würde. Es kommt, wie es kommen muss und Amor sendet seine Pfeile, wobei dies für alle Beteiligten bereits nach kürzester Zeit offensichtlich ist – nur die beiden "Ge-" bzw. "Betroffenen" sehen dies ganz anders.
Ein turbulentes Auf und Ab in der Beziehung, nette und wohlmeinende, allerdings nicht unbedingt zielführende Bemühungen einiger Freunde und Freundinnen sorgen für einen leichten, anziehenden, unterhaltsamen, aber auch sehr berührenden und emotionalen Lesegenuss. Wobei aber auch wieder eine ernste Thematik auf eine sehr empathische und einfühlsame Art mit in die Geschichte eingebunden wird: die zunehmende Demenzerkrankung von Marias Mutter, wobei die Auswirkungen und vor allem auch psychischen Belastung gerade auf die nächsten Familienangehörigen auf eine sehr eindrucksvolle nachvollziehbare Art dargestellt werden.
Die Romane um und in Herzbach zeichnen sich durch hervorragend gestaltete Charaktere aus, denen zudem eine überzeugende Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe innewohnt. Abgerundet wird dieser Eindruck noch durch eine stimmige Darstellung des Dorfgeschehens, in dem bei allen auch dort erkennbaren Konflikten und Problemen immer die Wertschätzung und die aufrichtige Anteilnahme aber auch die Offenheit und (teils) unverblümte Ehrlichkeit den Anderen gegenüber zu erkennen ist. Nicht zu vergessen auch die Beschreibung der Umgebung inklusive Flora und Fauna. Ein kleiner Ortsplan auf der Innenseite des Buchdeckels lädt dabei zu virtuellen Spaziergängen ein, sodass sich beim Lesen sofort eine bildhafte Vorstellung des Handlungsortes einstellt.
Für mich ist die Serie über die Herzbacher eine wohltuende Auszeit für Herz und Seele, wie eine herzerwärmende und liebevolle Umarmung.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Ein spannender Kriminalfall mit überzeugendem Lokalkolorit

Die Bildermacherin
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Der Titel dieses Krimis hatte mich neugierig gemacht und ich wollte wissen was sich unter dem Begriff einer "Bildermacherin" verstehen muss. Dieses Rätsel war, einmal mit Lesen angefangen, sehr schnell ...

Der Titel dieses Krimis hatte mich neugierig gemacht und ich wollte wissen was sich unter dem Begriff einer "Bildermacherin" verstehen muss. Dieses Rätsel war, einmal mit Lesen angefangen, sehr schnell gelöst und ich steckte mitten in einem mysteriösen Kriminalfall in Südtirol, genauer gesagt in Pfrunden. Stellte sich nach polizeilichen Ermittlungen bereits der Tod von Amalias Großmutter als Mord heraus so versetzte kurz darauf der gewaltsame Tod einer jungen Frau die ganze Dorfgemeinschaft in Aufruhr. Amalia, in dem kleinen Ort bei ihrer Großmutter aufgewachsen und mit den Dorfbewohnern und der Dorfstruktur bestens bekannt, stellt nicht nur eigene Nachforschungen und wird dabei mehr und mehr in Dorfereignisse hineingezogen, die weit in die Vergangenheit reichen und durch ihr Zutun nicht nur endlich ans Tageslicht gelangen sondern auch zur Klärung so mancher dörfliche Vorbehalte beitragen.
Dieser Krimi hat mich, obwohl ich dem Grunde nach kein Krimifan bin, von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Dies vor allem durch Amalia, mit der ich mich sofort identifizieren konnte und die mich vor allem durch die überzeugende Darstellung ihrer Rückkehr in die Dorfgemeinschaft und die nach wie vor bei ihr vorhandene Verbundenheit zu "Land und Leute" mitgerissen hat. Dem Autorinnenduo gelingt es gerade auch durch die Einbindung von Redebeiträgen einzelner Protagonisten in der gebräuchlichen Dialektform und der kenntnisreichen und mit interessanten Details versehenen Beschreibung eines üblichen Dorffestes dem Dorf und Dorfgeschehen gleichsam Leben einzuhauchen.
Überaus interessant und informativ, aber auch sehr bestürzend und berührend der Ausflug in die Geschichte Südtirols, insbesondere in den Kampf um Freiheit.
Für mich ein überzeugender, fesselnder und spannender Kriminalfall mit vielfachem und interessanten Lokalkolorit, wobei die Verbindung zwischen geschichtlichen Ereignissen und dem zu lösenden Fall ein besonderes highlight darstellt. Zumal mit Informationen über den Südtiroler Freiheitskampf aufgewartet wird, die außerhalb dieser Gegend alles andere als bekannt sein dürften.
Für diesen Kriminalroman eine ganz klare und eindeutige Leseempfehlung.

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