Und nachts die Angst - ein schöner Titel - auch wenn ich nicht genau weiß, warum das Buch so heißt, denn Angst hat Reeve eigentlich immer ein bisschen. Vor allem vor Männern. Vor maskulinen Männern, Männern ...
Und nachts die Angst - ein schöner Titel - auch wenn ich nicht genau weiß, warum das Buch so heißt, denn Angst hat Reeve eigentlich immer ein bisschen. Vor allem vor Männern. Vor maskulinen Männern, Männern mit Bärten oder Hüten, auch vor Menschenansammlungen und bestimmten Geräuschen. Vor Gerüchen, die sie an ihr jahrelandes Marthyrium bei einem perversen Entführer erinnern. Nur durch einen glücklichen Zufall konnte sie damals entkommen und es hat lange gedauert, bis sie wieder ein einigermaßen normales Leben führen konnte. Was man halt so normal nennt. Sie hat keine Freunde, und keinen Freund, sie verliert mal wieder ihren Job, sie hat nie ihre Schule fertiggemacht und also keine Ausbildung, sie geht noch immer einmal die Woche zum Psychater und mag es immer noch nicht, wenn sie berührt wird - nicht mal von Familienangehörigen. Auch die vielen Narben auf ihrem Körper erinnern sie immer wieder an die Gefangenschaft und die Quälereien und Schmerzen.
Eines Tages wird sie gebeten einem gerade aus einer ähnlichen Situation befreiten Mädchen, Tilly, mit Gesprächen ein bisschen ins Leben zurückzuhelfen.
Schnell gerät das Ganze aus dem Ruder. Der vermeintlich verhaftete Täter ist nicht alleine gewesen. Es werden zwei weitere Mädchen vermisst und ein gewisser Duke beobachtet alles und hört alles.
Man weiß ziemlich schnell, wie alles gelaufen ist und noch läuft, man kennt den Täter und der kennt seine Verfolger und Reeve.
Der Schreibstil war angehnehm. Die psychologischen Hintergründe werden gut und ausführlich erklärt, Reeve ist glaubwürdig und sympathisch. Genervt hat mich allerdings sehr, dass sämtliche Ermittler und die Staatsanwaltschaft und eigentlich alle anderen Leutchen auch, Reeve wie eine Kranke behandeln, die sich gefälligst nicht einmischen soll und die ja sowieso nicht weiß, wovon sie spricht. Als Reeve eines der Mädchen findet wird es noch schlimmer und sie wird fast mitverdächtigt. Keiner hilft ihr - zumindest die meiste Zeit und das nervte mich schon sehr.
Außerdem passiert ziemlich lange nichts wirklich spannendes und in der Mitte musste ich mich etwas zum Lesen zwingen, da ich am liebsten vorgeblättert hätte. Vielleicht lag das auch daran, dass man sehr viel schon sehr schnell als Leser erfahren durfte. Diese Art von Geschichtenaufbau mag ich nicht so. Ich rate lieber mit den Leuten mit, als alles schon zu wissen.
Also ein gutes aber nicht geniales Thrillerbuch. Empehlenswert und guter Erstling.