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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2019

Undurchsichtig und hochspannend ...

Tannenstein
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Für schwache Nerven und Mägen ist dieser Thriller möglicherweise nicht ganz die richtige Lesekost, aber wenn ihr auf Spannung, Blut und Action steht, dann unbedingt zugreifen!

Was bringt einen Mann dazu, ...

Für schwache Nerven und Mägen ist dieser Thriller möglicherweise nicht ganz die richtige Lesekost, aber wenn ihr auf Spannung, Blut und Action steht, dann unbedingt zugreifen!

Was bringt einen Mann dazu, erst über ein Jahr in einem abgelegenen Ort zu leben, um dann dort plötzlich elf Menschen zu ermorden und spurlos zu verschwinden? Das fragt sich nicht nur Ex-Polizist Alexander Born, sondern auch seine ehemaligen Kollegen, die den „Wanderer“ drei Jahre später noch immer nicht verhaften konnten.
Eine blutige Spur von Morden zieht sich seitdem durch ganz Deutschland, doch niemand sieht den gemeinsamen Nenner.
Als Alexander aus der Haft entlassen wird (er hatte es mit dem Gesetz nicht so genau genommen, wie es sein Beruf erfordert hätte), begibt er sich auf einen privaten Rachefeldzug. Der Wanderer hat nämlich auch seine Freundin und Kollegin Lydia auf dem Gewissen.
Unerwartete Hilfe bekommt er von Norah, einer jungen Polizistin, die es nicht ertragen kann, dass ihr Chef ihr immer nur langweilige Routinearbeiten zutraut.
Erste Hinweise führen geradewegs zur russischen Mafia, die in Deutschland gut vernetzt ist und unter anderem viel Geld mit Prostitution und Menschenhandel verdient. Born ist nicht gerade ein vorsichtiger und zurückhaltender Zeitgenosse, so dass er bald jede Menge Ärger mit äußerst gefährlichen Typen am Hals hat. Doch ist er auch wirklich auf der richtigen Spur?

Dieser Thriller ist wahnsinnig fesselnd und jede Seite bietet allerbeste Leseunterhaltung. Linus Geschkes Schreibstil ist mitreißend, atmosphärisch, lebendig und an etlichen Stellen blitzt schwarzer Humor durch. Eine prima Mischung, die einfach Spaß macht.
Seine Protagonisten wirken glaubwürdig, obwohl Born manchmal schon gewisse Superheldenallüren an den Tag legt und viele Situationen mit mehr Glück als Verstand übersteht. Das Besondere an den handelnden Personen ist auch, dass kaum jemand leicht einschätzbar ist. Die Grenzen zwischen unseren Vorstellungen von Gut und Böse verschwimmen oft, es bilden sich Grauzonen, in denen viel Raum für eigene Interpretationen bleibt.

Die Story ist actionreich, blutig und grausam, vielschichtig – und nicht für alle sympathischen Figuren gibt es ein Happy End. Immer wieder denkt man, man hätte einen Teil durchschaut, aber weit gefehlt: der Autor überrascht uns regelmäßig mit gelungenen Wendungen und neuen Erkenntnissen, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Wer sympathische Killer im Stil von „Dexter“ mag, der wird sicher auch viel Freude an diesem Thriller haben.
Die Geschichte wirft für manchen vielleicht Fragen auf nach Recht und Unrecht. Darf man das Gesetz in die eigene Hand nehmen, wenn die Justiz offensichtlich versagt? Und ist ein Mörder ein böser Mensch, wenn er ausschließlich andere böse Menschen tötet? Wie definieren wir „böse“ überhaupt? Werden manche Menschen bereits böse geboren oder sind doch alle nur ein Produkt ihrer Erlebnisse und Erfahrungen – und ist dies eine Rechtfertigung?
Eine spannende, brisante Thematik, die in Kombination mit den Machenschaften der Mafia noch um einiges eindrücklicher und kontroverser erscheint.

Das Buch ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe und ich freue mich schon jetzt sehr darauf, mehr von Born, Norah & Co. lesen zu dürfen! Dieser Thriller verdient eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Realistisch und mitreißend ...

Was uns erinnern lässt
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Dieses absolut fesselnde Buch spannt eine lebendige Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Milla ist alleinerziehende Mutter und arbeitet in einer Anwaltskanzlei, ihr Hobby ist das Entdecken ...

Dieses absolut fesselnde Buch spannt eine lebendige Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Milla ist alleinerziehende Mutter und arbeitet in einer Anwaltskanzlei, ihr Hobby ist das Entdecken von verlassenen Orten, sogenannten "Lost Places", über das sie auch bloggt.
Eines Tages entdeckt sie in einem Wald im ehemaligen Grenzgebiet zwischen der BRD und der DDR einen verschütteten Keller. Anhand einiger Fundstücke kann sie die ehemaligen Besitzer ausfindig machen und den Zeitpunkt, zu dem wohl etwas Einschneidendes passiert sein musste: Juli 1977.

So lernt Milla die Familie Dressel kennen, die damals an diesem Ort wohnte. Über dem Keller stand ein imposantes Hotel, das "Hotel Waldeshöh", mitten im Thüringer Wald am Rennsteig.
Sie freundet sich mit Christine an und gemeinsam begeben sich die Frauen auf eine spannende Entdeckungsreise in die Vergangenheit ...

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: zum einen begleiten wir Milla bei ihren fesselnden Nachforschungen und andererseits erleben wir ab dem Jahr 1945, wie die Familie Dressel das Leben in der Sperrzone direkt an der Grenze meisterte.

Ungeheuer eindrücklich und bestens recherchiert entführt uns Kati Naumann in eine unvorstellbare Zeit der Unterdrückung und der Fremdbestimmung. Sie lässt uns anhand verschiedener Erlebnisse der Familie die Einschränkungen und Schikanen nachempfinden, denen die Menschen in dieser Region ausgesetzt waren.

Sehr berührend fand ich auch, wie verschieden die einzelnen Mitglieder der Familie mit ihrem Schicksal umgingen. Während die einen an einer Hoffnung festhielten, die an Verblendung grenzte, gingen die anderen an der Enge und Abgeschiedenheit fast zugrunde.

Die Autorin verleiht ihren Figuren so glaubwürdiges Leben, dass man an vielen Stellen fast denken mag, der Roman wäre autobiographisch. Ihr Schreibstil ist eindrücklich, flüssig und wunderbar atmosphärisch.
Man konnte zu jeder Zeit mitfiebern und die Geschichte hautnah mitfühlen.

Ein sehr gelungenes Zeitzeugnis, das sich mindestens so fesselnd liest wie ein Krimi ... ich empfehle es sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 07.02.2019

Wem kannst du noch trauen?

Roter Rabe. Ein Fall für Max Heller
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Die Krimireihe mit dem sympathischen Kommissar Max Heller gehört zu meinen Lieblingsbüchern. So habe ich mich sehr gefreut, dass bereits der vierte Teil erschienen ist.

In "Roter Rabe" geht es gewohnt ...

Die Krimireihe mit dem sympathischen Kommissar Max Heller gehört zu meinen Lieblingsbüchern. So habe ich mich sehr gefreut, dass bereits der vierte Teil erschienen ist.

In "Roter Rabe" geht es gewohnt spannend zur Sache und alleine schon die immer etwas bedrückende Atmosphäre der Nachkriegszeit macht das Buch besonders. Der Autor schildert die Lebenssituation der Menschen damals sehr realistisch und eindrücklich, so dass man sich mitten im Geschehen wähnt. Überall musste man aufpassen, was man sagte, konnte niemandem vertrauen, denn jeder konnte ein Spitzel sein.

Vor diesem Hintergrund ist es für Max Heller immer besonders schwer, seine Fälle zu lösen. Im vierten Band geht es zunächst um zwei tote Inhaftierte, die angeblich Selbstmord begangen haben. Alles ist sehr mysteriös und wieder einmal wird Max bei seinen Nachforschungen behindert, da er wohl wieder nicht im Sinne seiner Vorgesetzten handelt, die vieles lieber "unter den Teppich kehren" würden.
Aber er lässt sich nicht von seiner Spur abbringen, eckt damit oft an und macht sich wenig Freunde, aber am Ende hat er eben doch meistens Recht.
Auch ein alter Bekannter tritt wieder in Erscheinung: Alexej Saizev, der inzwischen beim KGB tätig ist. Doch seine Rolle in dem Ganzen ist zunächst schwer durchschaubar ... und derweil taucht eine Leiche nach der nächsten auf.

Besonders berührt hat mich in diesem Band die familiäre Situation von Max: einer seiner Söhne ist ja in den Westen gegangen und seine Frau besucht ihn. Die alte Dame, bei der sie damals einquartiert wurden, leidet unter Demenz und sein Kollege Oldenbusch muss auch noch einiges ertragen. Diese Szenen, die nicht direkt mit dem Fall zu tun haben, waren nicht weniger spannend als die Krimigeschichte.

Wie bei allen Reihen würde ich raten, die Bücher komplett zu lesen, da sich die private Situation stetig weiterentwickelt, aber auch ohne Vorkenntnisse kann man die Geschichte gut verstehen.

Der Schreibstil ist wunderbar atmosphärisch und mitreißend, obwohl es in weiten Teilen eigentlich um ruhige Ermittlungsarbeit geht. Die Figuren sind lebendig und größtenteils sehr sympathisch, vor allem Max mit seinem untrüglichen Bauchgefühl.
Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung und auf mehr von Max, Karin, Werner & Co. und kann das Buch nur empfehlen, obwohl am Ende noch ein paar Lose enden blieben, für die ich mir gerne etwas Aufklärung erhofft hätte.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Ungewöhnlich, humorvoll, frech!

Jagdtrieb
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Dieser Krimi ist ungewöhnlich, er ist frech, er ist unterhaltsam und irgendwie auch ein bisschen durchgeknallt.

Paul Colossa ist Anwalt und er staunt nicht schlecht, als er plötzlich Inhaber einer eigenen ...

Dieser Krimi ist ungewöhnlich, er ist frech, er ist unterhaltsam und irgendwie auch ein bisschen durchgeknallt.

Paul Colossa ist Anwalt und er staunt nicht schlecht, als er plötzlich Inhaber einer eigenen Kanzlei ist. Sein Onkel Oscar verstarb überraschend und hat ihm sein Haus samt Mieterin, Firma und Angestellten vermacht.
Zunächst kommt sich Paul noch etwas fremd vor in der neuen Situation und über die ihm hinterlassenen Aktenstapel kann er sich auch nur bedingt freuen. Einige Pannen sorgen für Erheiterung: schlecht für Paul, gut für uns Leser.
Onkel Oscars Klienten sind teils recht ungewöhnlich. Er hat verschiedenste Menschen vertreten, ganz unabhängig von Herkunft, Beruf, Finanzen oder gesellschaftlichem Stand. Und er hat sich auch mit kleinen Angelegenheiten befasst, obwohl diese kaum Geld einbrachten. Paul muss sich erst mit den Gepflogenheiten vertraut machen.
Bald trifft er auf die junge Russin Maja, deren Vater sehr wohlhabend ist. Sie wendet sich an Paul, weil ihr Ex-Freund sie permanent belästigt, ein Stalker wie aus dem Lehrbuch.

Paul ist sofort Feuer und Flamme für den Fall, naja, eigentlich eher für Maja. Er fühlt sich gut in seiner Beschützerrolle und legt bald wahre Cowboyallüren an den Tag. Immer tiefer lässt er sich in die Sache verwickeln, er ist sogar selbst dabei, als Maja dem Stalker eine Falle stellen will. Doch diese Aktion geht gründlich schief und Paul kommt nicht ungeschoren davon …

Hendrik Eschs Debütroman ist wirklich mehr als gelungen und bildet auch noch den Einstieg in eine Reihe, was ich ja sowieso immer sehr gut finde. Wenn man Charaktere ins Leserherz geschlossen hat, möchte man auch in Zukunft nicht auf sie verzichten.
Paul ist jetzt kein ganz unumstritten sympathischer Protagonist, aber sehr menschlich – oder soll man besser „männlich“ sagen? ;) Er handelt sehr emotional und manchmal auch etwas unüberlegt, aber er hat doch das Herz am rechten Fleck. Auch seinen Kumpel Attila fand ich wirklich prima, was man von der Ex-Freundin nicht gerade behaupten kann. So wirklich „normale“ Menschen gibt es in der Story irgendwie auch gar nicht, der Autor hat sich einiges einfallen lassen und seinen Figuren trotzdem eine glaubwürdige Lebendigkeit verliehen.

Der Schreibstil ist wunderbar zu lesen, genau die richtige Menge an Details, viele Dialoge, die nicht aufgesetzt wirken und vor allem massig Humor zwischen den Zeilen. Ja, es gibt Szenen, an denen manch ein Leser Anstoß nehmen könnte, aber dann gehört man eben nicht zur erlauchten Zielgruppe. :D Mich persönlich hat nur die „Sache mit dem Hund“ gestört … so was geht bei mir immer überhaupt nicht, da gibt´s glatt nen halben Stern Abzug in der Wertung.

Ansonsten kann ich das Buch nur weiterempfehlen an alle Krimifreunde, die auf der Suche nach etwas ungewöhnlichem „Stoff“ sind und die ein Herz für einen Anwalt haben, der nicht immer nur mit dem Kopf denkt!
Hoffentlich dürfen wir Paul bald bei weiteren Abenteuern begleiten, ich würde mich sehr freuen!

Veröffentlicht am 04.02.2019

Eindrücklich, emotional, mitreißend und hochspannend!

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Dieses Buch ist jetzt schon eines meiner Lesehighlights 2019! Es hat mich so mitgerissen und in den Bann gezogen, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe.

Wir begleiten die junge Friederike ...

Dieses Buch ist jetzt schon eines meiner Lesehighlights 2019! Es hat mich so mitgerissen und in den Bann gezogen, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe.

Wir begleiten die junge Friederike Matthée, die in Köln im Jahr 1947 für die Weibliche Polizei tätig ist. Sie ist eine absolut sympathische Hauptfigur, die ich sofort ins Leserherz geschlossen habe. Sie ist mutig, empathisch, sehr zielstrebig und sie lässt sich auch durch Hindernisse nicht von einem Vorhaben abbringen.
Friederike soll eine Mordverdächtige verhören, die mit der Tatwaffe in der Hand neben einer erschossenen Gutsbesitzerin aufgegriffen wurde. Die junge Frau hat ein ellenlanges Vorstrafenregister und es bleibt eigentlich kein Zweifel an ihrer Schuld.
Doch Friederikes Bauchgefühl sagt ihr, dass mehr hinter der Sache stecken könnte. Sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, denn offiziell gilt der Fall mit der Verhaftung bereits als abgeschlossen. Unerwartete Hilfe bekommt sie aus den Reihen der Besatzer: aus England wird Lieutenant Richard Davies wieder nach Deutschland versetzt. Er soll den Tod von drei Piloten aufklären, die wohl von Einheimischen nach einem Absturz ermordet wurden. Friederike und Richard sind sich bereits in der Vergangenheit sehr nahe gekommen und bilden ein wunderbares, erfolgreiches Team. Bald vermuten sie, dass ihre beiden Fälle zusammenhängen könnten.
Und dann wäre da noch ein mysteriöser entstellter Mann, der von Kindern als furchterregendes Monster beschrieben wird. Er scheint eine wichtige Rolle zu spielen, doch deren wahre Tragweite bringt Friederike am Ende in arge Bedrängnis.

Dieses Buch erzählt eine wahnsinnig fesselnde und vielschichtige Story über Schuld, Rache, Gehorsam und Vergeltung. Friederike kämpft gegen einen unsichtbaren, scheinbar übermächtigen Gegner, der um jeden Preis verhindern will, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Neben der durchgehenden Spannung haben mir vor allem die vielen emotional-tröstlichen Momente gefallen. Diese stechen aufgrund der allgemein schwierigen Lage in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit besonders stark hervor.
Man kann den Hunger, die Verzweiflung, die Trauer und Ungewissheit der Menschen gut nachfühlen.
Der Schreibstil ist sehr anschaulich, man hat als Leser immer den Eindruck, ganz nah dabei zu sein. Man läuft mit Friederike durch zerstörte Landschaften, teilt sich das karge Essen und möchte sie tröstend in den Arm nehmen, wenn sie einmal der Mut verlässt und die Widerstände übermächtig scheinen.

Auch ohne Kenntnis des ersten Bandes kann man alles verstehen, aber ich werde mir „Echo der Toten“ auf jeden Fall noch kaufen, denn es ist bestimmt ähnlich unterhaltsam und mitreißend wie der Nachfolger.
Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung. Ich freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung!