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Veröffentlicht am 04.01.2024

Ein Festbetrieb, gar nicht so galant

Himmelfahrt. Höllenfahrt.
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Der Schauplatz Lüdenscheid 1976 bietet den drei Hobby-Ermittlern in ihrem vierten Fall einige Rätsel. Theo Kettling kommt gerade selber von einem Begräbnis, als ihm Sabine aufgelöst vom tödlichen Unfall ...

Der Schauplatz Lüdenscheid 1976 bietet den drei Hobby-Ermittlern in ihrem vierten Fall einige Rätsel. Theo Kettling kommt gerade selber von einem Begräbnis, als ihm Sabine aufgelöst vom tödlichen Unfall der kleinen Schwester ihrer besten Freundin erzählt. Lieselotte Larisch wittert einen Mordfall – oder doch gleich mehrere? Dass schließlich selbst Antiheld Theo verdächtigt wird, steigert die Spannung dieses Krimis zusätzlich.
Der VW Käfer am Cover erinnert sofort an die Siebziger, die Dogge an Lieselotte Larisch und die hinten sitzende Person an Theo – wortwörtlich hinten, denn das Foto des Autos erstreckt sich auch auf die Rückseite. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, die Dialoge sprühen vor Lebendigkeit; der Autor verwendet oft lange, verschachtelte Sätze, er macht deren Inhalt durch die kluge Wortwahl aber dennoch sehr verständlich und zu einem richtigen Genuss.
Das ungleiche Ermittlertrio schließt man sofort ins Herz, auch wenn man die Vorgänger dieses Krimis nicht kennt. Alle drei sind wahre Sympathieträger, die oft nervige Lieselotte, die sture Sabine und Theo, so unscheinbar und zurückhaltend er auch erscheint, ist ohnehin eine Ausnahmeerscheinung. Der Krimi lebt vom gut durchdachten Kriminalfall, von den starken Charakteren, dem humorvollen Unterton, der vor allem in Theos Gedanken zu Vorschein kommt und vom Ambiente der Siebziger Jahre. Immer wieder, aber immer nebenbei, werden Autos, Einrichtung, Musik, Essen oder Fernsehsendungen eingestreut, die einen guten Einblick ins damalige Leben und Lebensgefühl geben (viele Zigaretten und Alkohol inklusive). Wer die Zeit selber erleben durfte, fühlt sich in die Vergangenheit katapultiert, sei es mit Wehmut oder auch Erleichterung, dass die Zeiten sich verändert haben. Für jüngere Generationen bietet das Buch ein authentisches Kennenlernen jener Zeitspanne, ohne jemals schulbuchmäßig belehrt zu werden. Daher ist dieser Sauerland-Krimi durchaus allen zu empfehlen. Mir hat er erfreuliche und spannende Lesestunden beschert und mich auf weitere Abenteuer des Ermittertrios recht neugierig gemacht.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Der Schlüsselclub

Der Schlüssel zum Mord
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Anne-Maj Mortensen findet ihren Ex-Mann nackt im Whirlpool und die Polizei geht von Suizid aus – was die Hobby-Spürnase natürlich nicht glauben will. Gemeinsam mit ihrem Dackel Mortensen beginnt sie zu ...

Anne-Maj Mortensen findet ihren Ex-Mann nackt im Whirlpool und die Polizei geht von Suizid aus – was die Hobby-Spürnase natürlich nicht glauben will. Gemeinsam mit ihrem Dackel Mortensen beginnt sie zu ermitteln und entdeckt ein Paar beim Liebesspiel, sowie einen dubiosen Immobilienmakler. Und dann geschieht ein weiterer Mord und Anne-Maj sucht Zusammenhänge zum geheimnisvollen Leben ihres Ex-Manns.
Das Cover zeigt eine Häuserreihe am Meer und eine übergroße Hand mit Schlüsselbund und verspricht einen Hygge-Krimi. Das Hörbuch ist der dritte Fall der neunmalklugen Pensionistin Anne-Maj, das allerdings recht wenig Hygge-Stimmung verbreitet. Sprecherin Sabine Fischer tut ihr Bestes, ihre Stimme und Intonation machen das Zuhören zum Vergnügen. Die Geschichte selbst kann allerdings nicht ganz überzeugen. Die Kenntnis der ersten beiden Bücher ist fürs Verständnis nicht notwendig, knappe Rückblicke geben eine kurze Übersicht über das bisherige Leben der Protagonistin. Die Vorgeschichte bis zur Aufklärung des eigentlichen Falls zieht sich sehr in die Länge. Der Krimi greift viele Themen auf, die von der eigentlichen Handlung ablenken und ist an etlichen Stellen eher unrealistisch, die Geschehnisse unlogisch. Die Protagonistin Anne-Maj macht sich mit ihrer Besserwisserei keine Freunde bei der Polizei, aber auch als Leser tut man sich schwer, sie sympathisch zu finden.
Insgesamt bietet das Hörbuch zwar nette Unterhaltung, die Stimmung eines Wohlfühlkrimis kann es allerdings nicht vermitteln. Es gibt etliche Nebenschauplätze, viel Privates um die Charaktere, aber die leichte Atmosphäre fehlt hier leider.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Eigentum des Windes

Das Leuchten der Rentiere
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Sámi-Mädchen Elsa wird mit neun Jahren Zeugin am Mord ihres Rentierkalbs und vom Täter zum Schweigen gezwungen. Die Polizei sieht darin Diebstahl und bleibt untätig. Seither plagen Elsa Schuldgefühle gegenüber ...

Sámi-Mädchen Elsa wird mit neun Jahren Zeugin am Mord ihres Rentierkalbs und vom Täter zum Schweigen gezwungen. Die Polizei sieht darin Diebstahl und bleibt untätig. Seither plagen Elsa Schuldgefühle gegenüber ihrem Umfeld. Im Lauf der Zeit steigt die Bedrohung der Sámi und ihrer Rentierherden, aber auch die Gleichgültigkeit der Behörden. Elsa beschließt dagegen anzugehen und sich endlich ihrer Schuld, Wut und Angst vor den brutalen Tätern zu stellen.
Das Cover zeigt eine Rentierherde in der Weite einer winterlichen Landschaft. Das Hörbuch besteht aus drei Teilen, die in kurze Kapitel gegliedert sind. Die Stimme der Sprecherin Jana Marie Backhaus-Tors ist angenehm und belebt die Geschichte. Die Autorin beschreibt die Landschaft, vor allem aber das Leben der Sámi sehr detailliert. Immer wieder sind Begriffe aus deren Sprache eingebaut, deren Bedeutung sich zwar aus dem Geschehen erklärt, für die ein hilfreiches Glossar aber natürlich in der Hörbuchversion leider fehlt. Auch der Übergang in andere zeitliche Abschnitte erfolgt im Hörbuch abrupter und man wünscht sich als Hörer eine bessere Abgrenzung.
Dennoch ist hier eine großartige Geschichte gelungen. Die Diskriminierung der Sámi löst eine Beklemmung aus, die schonungslose Beschreibung der Brutalität an den Rentieren durch Wilderer sogar große Abscheu. Die Ausgrenzung der Samen wird spürbar, aber auch die strengen Regeln innerhalb des Volksstammes. Elsa kämpft daher nicht nur gegen die Feindseligkeit der Bevölkerung an, die fordert auch innerhalb der samischen Dorfgemeinschaft eine eigene Stimme, und will gleichberechtigt gegenüber den Männern auftreten.
Die Geschichte berührt und macht betroffen. Zum nebenbei Hören eignet sich dieses Hörbuch nicht. Im Gegenteil – es fordert Konzentration und Mitdenken.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Turbulenzen im Brian Club

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
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Roisin Walters zweifelt an der Beziehung zu ihrem Lebensgefährten Joe Powell, nachdem dieser als Drehbuchautor immer erfolgreicher wird. Die Ausstrahlung seines neuesten Werks schockt Roisin geradezu – ...

Roisin Walters zweifelt an der Beziehung zu ihrem Lebensgefährten Joe Powell, nachdem dieser als Drehbuchautor immer erfolgreicher wird. Die Ausstrahlung seines neuesten Werks schockt Roisin geradezu – Joe hat darin Ereignisse aus dem gemeinsamen Freundeskreis, aber auch ihr traumatisches Kindheitserlebnis verarbeitet. Um herauszufinden, wie viel von Joe selbst in seiner Hauptfigur steckt, bittet Roisin ihren Freund Matt um Hilfe.
Das Cover ist knallig bunt und doch schlicht gehalten; es zeigt ein Paar, das sich entspannt mit einem Glas Wein gegenübersitzt. Die Haptik ist sehr angenehm; Titel und Name der Autorin sind auf dem Umschlag reliefartig hervorgehoben. Das Beibehalten des Originaltitels ist wohl eine Modeerscheinung, ansonsten ist die Übersetzung gelungen. Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil leicht und angenehm (und an etlichen Stellen nicht jugendfrei); in der ersten Hälfte der Geschichte gleichen die Dialoge der Freunde einem wahren Schlagabtausch, ein Witz jagt den nächsten, den Gesprächen fehlt die Tiefe und man fühlt sich als Zuschauer einer Sitcom. In der zweiten Hälfte wird der Ton ernster, aber selbstverständlich nicht zu ernst für einen leichten Liebesroman.
McFarlane greift viele Themen in dieser Geschichte auf: Freundschaft, Liebe, Vertrauensbruch, Trennung, Neuanfang, aber auch Drogen, Social Media, Erfolg, der zu Kopf steigt … An einigen Stellen denkt man, dass sie zu viel will, am Ende passt aber doch alles recht gut zusammen. Insgesamt bietet der Roman die Möglichkeit vom Alltag abgelenkt zu werden und abschalten zu können; er ist leicht zu lesen, hat Höhen und Tiefen, enthält etliche humorvolle Stellen und bietet eine Auswahl an Charakteren, denen man Sympathie oder Antipathie entgegenbringen kann.
Fazit: eine leichte, unterhaltsame Lektüre, die sich gut zwischendurch lesen lässt.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Das Süße und das Bittere, vereint in einem Blatt

Wilde Minze
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Sara flieht mit siebzehn aus dem Drogensumpf ihrer Kleinstadt und lässt schweren Herzens ihren zehnjährigen Bruder zurück. Emilie wächst in einer gutbürgerlichen kreolischen Familie auf, verliert die Aufmerksamkeit ...

Sara flieht mit siebzehn aus dem Drogensumpf ihrer Kleinstadt und lässt schweren Herzens ihren zehnjährigen Bruder zurück. Emilie wächst in einer gutbürgerlichen kreolischen Familie auf, verliert die Aufmerksamkeit der Eltern aber an ihre drogenabhängige Schwester Colette. Als Sara und Emilie einander im Szenelokal Yerba Buena in Los Angeles begegnen, verlieben sie sich sofort ineinander, verlieren sich aber aus den Augen, weil ihre Vergangenheit sie einholt.
Das Cover ist in zwei Bereiche unterteilt, die sich farblich voneinander abgrenzen; die Abbildung eines Cocktails verkörpert die Barkeeperin Sara, die Blumenvase entspricht Emilie, die im Yerba Buena Blumen arrangiert. Im Text werden Gendersternchen verwendet, wobei es interessant wäre zu sehen, wie geschlechtergerecht der Originaltext verfasst wurde. Die langen Kapitel erzählen abwechselnd die Geschichten der beiden Protagonistinnen, deren Leben sehr unterschiedlich verlaufen sind, die sich in der Themenstellung tragische Familienhintergründe betreffend aber doch recht nahe kommen. Sara und Emilie tragen schwer an ihrer Vergangenheit und es gelingt der Autorin sehr gut, die Gefühle der beiden in Wörter zu fassen; trotz ernster Themen bleibt der Schreibstil angenehm und recht flüssig.
Wer eine kitschige Liebesgeschichte erwartet, sollte nicht zu diesem Buch greifen. Wer leise erzählte Geschichten mag, einzelne Episoden miteinander zu verknüpfen versteht und sich für die Entwicklung der Protagonistinnen interessiert, die auf der Suche nach ihrem Platz im Leben sind, wird viel Freude mit diesem Roman haben. Selbst wenn einige Geschehnisse eher konstruiert und realitätsfern wirken, im Kern bleibt es ein eindrucksvoll und bildhaft geschriebener Roman.

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